• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Amsterdam · Date: 14.04.1795
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: 14.04.1795
  • Notations: Da der Brief im Druck nur teilweise wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Absende- und Empfangsort erschlossen. – Datum nach der Handschrift korrigiert.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 362657327
  • Bibliography: Waitz, Georg: Caroline und ihre Freunde. Mittheilungen aus Briefen. Leipzig 1882, S. 29‒30.
  • Incipit: „[1] Liebster Sohn.
    Es hat mich sehr gefreut, einen Brief von Dir zu sehn, u zu erfahren, daß Du Dich wohl befündest. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.35
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 24,9 x 17,6 cm
  • Editors: Bamberg, Claudia
[1] Liebster Sohn.
Es hat mich sehr gefreut, einen Brief von Dir zu sehn, u zu erfahren, daß Du Dich wohl befündest. Deinen vorlzen gesenten Brief an mich hatte ich noch erhaten, u er hat mir zu großer Beruhigung gedient, ich habe ihn oft wieder geleßen. Es ist traurig daß man so wenig von ein ander hören kann, u Du kannst Dir vorstellen, daß ich bey den ganzen Weßen gelitten habe, itzo ist man hier sehr ruhig. Was Deinen andern Entschluß anlagt, so kann ich nicht sagen, daß er nach meinen Wünschen ist. Mir Deucht Du hast die Entzwecke noch nicht erreicht zu denen man sich Hoffnung machen konnte. Doch Du must es am besten beurtheilen können, was zu Deinen Besten ist. Ebert ist vor kutzen gestorben, Du kannst denken daß ich u Carl gleich an Eschenburg Deinet wegen schrieben, es ist aber nichts, so sehr es auch Eschenburg gewünscht hätte, Es ist vor ein paar Jahren einer an gesetzt, der diese Stelle nun mit versieht. Liebster Willhelm es ist mir zu ohren gekommen, daß Du mit jemand in Freundschaft stehst, wo von ich fürchte daß diese bekanntschafft nicht nur Dich nicht glücklich macht, sondern es auch wenigsten hier in Hanover es behintern wird. sonst hätte ich alle gute Hofnung denn Du stehst in besten Andenken, hier. Seit den 2 ten Ostertage ist Dein Bruder verheyrathet. Es ist eine Liebenswürdige junge Frau von 20 Jahren, die sehr wohl aussieht, der Haubt austruck ihres gesichtes ist sanftheit u Freundlichkeit, sie Blond, u wohl gewachsen [2] etwas größer als Carl, sie kleidet sich sehr geschmackvoll ist in allen weiblichen Arbeiten sehr geschückt, hat zur Haushaltung gute Anführung gehabt, besonders auch zur Sparsamkeit, außer den spielt u singt sie recht artig u Carl wird mit ihr es gemeinschafftlich noch fort setzen zu lernen. So verliebt als das jung paar ist in ein ander ist, kannst Du kaum glauben. Sie wohnen bey der Mutter sehr artig, ihre Wohn Zimmer gehn ins grine nach der Friedrichstraße, sie haben eine schöne freye Aussicht Ich; eine Mutter von 10 Kindern, ist nun in ihren Alter ganz allein u einsam, es kömmt mir Hart vor, von meine Sohne wohne ich weit ab, also kann ich sie doch nicht immer oft sehn, besonders im Winter, u schlechten Wetter Ich gehe freylich oft aus, aber das sind nur ein paar Stunden des Tags, u besonders in schönen Wetter wo alle Leute spatziren gehn, u ich kann nicht aus mit gehn, muß mich also begnügen laßen andere gehn zu sehn. In Dreßden u Moringen sind sie alle wohl, Jettchen fürchtet nur daß es ihr eben so geht wie Lottchen. Bey Jettchen hat die Ruhr eine Schwäsche zu rücke gelaßen, die wohl Ursache ist daß sie ihre Wünsche noch nicht errecht hat, doch es ist noch Zeit, u sie soll was stärendes brauchen. In Haarburg ist auch alles wohl. Bald hoffe ich, soll er Supritent werden. Itzo weiß ich nichts mehr zu schreiben. Meine Gesundheit ist nach meinen [3] alter ziemlich gut, Lebe wohl lieber Sohn, Ich hoffe dich bald zu sehn, u kann Dich auch Logiren, wenn Du Dich etwas behelfen kannst, ob ich gleich etwas vermüthet habe, von meiner Wohnung nach dem Carl von mir gezogen ist. Schreib mir ja so oft du kannst
Deine treue Mutter Schlegel.
den 14ten April
1795.
[4] [leer]
[1] Liebster Sohn.
Es hat mich sehr gefreut, einen Brief von Dir zu sehn, u zu erfahren, daß Du Dich wohl befündest. Deinen vorlzen gesenten Brief an mich hatte ich noch erhaten, u er hat mir zu großer Beruhigung gedient, ich habe ihn oft wieder geleßen. Es ist traurig daß man so wenig von ein ander hören kann, u Du kannst Dir vorstellen, daß ich bey den ganzen Weßen gelitten habe, itzo ist man hier sehr ruhig. Was Deinen andern Entschluß anlagt, so kann ich nicht sagen, daß er nach meinen Wünschen ist. Mir Deucht Du hast die Entzwecke noch nicht erreicht zu denen man sich Hoffnung machen konnte. Doch Du must es am besten beurtheilen können, was zu Deinen Besten ist. Ebert ist vor kutzen gestorben, Du kannst denken daß ich u Carl gleich an Eschenburg Deinet wegen schrieben, es ist aber nichts, so sehr es auch Eschenburg gewünscht hätte, Es ist vor ein paar Jahren einer an gesetzt, der diese Stelle nun mit versieht. Liebster Willhelm es ist mir zu ohren gekommen, daß Du mit jemand in Freundschaft stehst, wo von ich fürchte daß diese bekanntschafft nicht nur Dich nicht glücklich macht, sondern es auch wenigsten hier in Hanover es behintern wird. sonst hätte ich alle gute Hofnung denn Du stehst in besten Andenken, hier. Seit den 2 ten Ostertage ist Dein Bruder verheyrathet. Es ist eine Liebenswürdige junge Frau von 20 Jahren, die sehr wohl aussieht, der Haubt austruck ihres gesichtes ist sanftheit u Freundlichkeit, sie Blond, u wohl gewachsen [2] etwas größer als Carl, sie kleidet sich sehr geschmackvoll ist in allen weiblichen Arbeiten sehr geschückt, hat zur Haushaltung gute Anführung gehabt, besonders auch zur Sparsamkeit, außer den spielt u singt sie recht artig u Carl wird mit ihr es gemeinschafftlich noch fort setzen zu lernen. So verliebt als das jung paar ist in ein ander ist, kannst Du kaum glauben. Sie wohnen bey der Mutter sehr artig, ihre Wohn Zimmer gehn ins grine nach der Friedrichstraße, sie haben eine schöne freye Aussicht Ich; eine Mutter von 10 Kindern, ist nun in ihren Alter ganz allein u einsam, es kömmt mir Hart vor, von meine Sohne wohne ich weit ab, also kann ich sie doch nicht immer oft sehn, besonders im Winter, u schlechten Wetter Ich gehe freylich oft aus, aber das sind nur ein paar Stunden des Tags, u besonders in schönen Wetter wo alle Leute spatziren gehn, u ich kann nicht aus mit gehn, muß mich also begnügen laßen andere gehn zu sehn. In Dreßden u Moringen sind sie alle wohl, Jettchen fürchtet nur daß es ihr eben so geht wie Lottchen. Bey Jettchen hat die Ruhr eine Schwäsche zu rücke gelaßen, die wohl Ursache ist daß sie ihre Wünsche noch nicht errecht hat, doch es ist noch Zeit, u sie soll was stärendes brauchen. In Haarburg ist auch alles wohl. Bald hoffe ich, soll er Supritent werden. Itzo weiß ich nichts mehr zu schreiben. Meine Gesundheit ist nach meinen [3] alter ziemlich gut, Lebe wohl lieber Sohn, Ich hoffe dich bald zu sehn, u kann Dich auch Logiren, wenn Du Dich etwas behelfen kannst, ob ich gleich etwas vermüthet habe, von meiner Wohnung nach dem Carl von mir gezogen ist. Schreib mir ja so oft du kannst
Deine treue Mutter Schlegel.
den 14ten April
1795.
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