• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Berlin · Date: 18.04.1802
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 18.04.1802
  • Notations: Da der Brief im Druck nur teilweise wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 362657327
  • Bibliography: Waitz, Georg: Caroline und ihre Freunde. Mittheilungen aus Briefen. Leipzig 1882, S. 97.
  • Incipit: „[1] Den 18t April
    1802.
    Liebster Willhelm.
    Nun hast Du ja wohl Deine Liebe Frau wieder bey Dir? u nun wirst Du [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.62
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 22,7 x 18,7 cm
  • Editors: Bamberg, Claudia
[1] Den 18t April
1802.
Liebster Willhelm.
Nun hast Du ja wohl Deine Liebe Frau wieder bey Dir? u nun wirst Du Dich hoffentlich recht glücklich fiehlen, denn sie ist doch recht gesund u wohl über gekommen. Ihr denckt wahrscheinlich wohl noch lange in Berlin zu bleiben, da Du in Jena keine Colegia angekündiget hast. Melde mir Hier über was. Worüber ich Dir heute haubtsächlich schreibe, ist Dir Mein bester Sohn was vor zu klagen, und Trost, u Beruhigung von Dir zu haben. Die Begäbenheit mit Friedrich, u der V, hat mir immer Sorgen u Kummer gemacht. Meine guten Kinder haben viel Schonung vor mich, u haben mir die Sache so vorgestellt, daß ich mich einigermaßen darüber zu gegäben habe. aber allerdings hat die Sache viel fatales. Eine geschiedne Frau, eine Jüdin, viel älter als Friedrich u so weider. Es ist so viel Connexion [2] zwischen hier u Berlin, Ihr habt so viel Feinde, Ifland hat seine Familie hier, Stieglitz, Elrichs, die und vieleicht mehrere müßen die Sache in den abscheilichsten Lichte vorgestellt haben. Meine unvorsichtigen Bekannten, u so genannte Freunde, die mich zu betauren wollen und vorgäben laßen so was mercken, und ich bin deshalb recht unglücklich. Liebster bester Willhelm melde mir die Wahrheit, denn ich dencke mir doch das Schlimste. Sollte Friedrich den Unfrieden zwischen Diese Eheleute gebracht haben? und ist es eine Art Entführung. Ist der Mann kein schlechter Mann? Sind mehrere Kinder da? Es ist mir geschrieben sie bekömme 400 r. zur Erziehung des Sohns, dieser ist kräncklich, alsden wird daß weg fallen. Friedrich hat doch keine Schulden in Berlin gemacht u nicht bezahlt? Es muß doch was seyn, daß [3] man in solchen Ausdrücken davon spricht. kanst Du was zu meiner Beruhigung beytragen, so thue es bald, ich leide sehr. Gott weiß wie es mit mir gehn wird, da ich ohnedieß so sehr zur Traurigkeit geneigt bin. Carl ist nicht dazu gemacht, mich zu beruhigen u läst unvorsichtiger Weiße manchmal ein Wort fallen, freylich wenn ich ihm die Daumenschrauben auf setze. Auch ist es sehr fatal, daß die Verfluchten Schurnalls wo auf Euch so entsetzlich geschimft wird, unter vielen meiner Bekannten gelesen werden. Ich habe nicht Stärke des Geistes genung mich darüber hin zu setzen. Das Gute daß wahrscheinlich auch von Euch gesagt wird, bleibt mir verborgen, da sollte dich Carl vor sorgen, daß ich daß immer hörte. Nun lieber Sohn vergieb es mir wenn ich Dir eine unangenehne Stunde mache. Ich muste und [4] muste in meiner große Traurigkeit zu Dir meine Zuflucht nehmen. Auch bekümmert es mich wenn Friedrich in Paris sein Vorkommen nicht findet, ans Zuricke kommen mag ich nicht dencken. u die Qvällen solche Reißen zu machen erschöpfen sich. Ist die Veit eine Tochter des Philosofen Mendelson? Sie hat eine sehr guten Brief an mich geschrieben, u sich meinen Mütterlichen Seegen ausgebethen. Ich habe ihr auch mit mütterlichen Hertzen geantwortet, u meine guten Wünsche u Gebeth begleiden sie.
Die große Angst u Unruhe ist mir nachher erst gemacht. Nun ich hoffe, Du wirst mich bald etwas beruhigen, wenn Du kannst. nur muß alles Wahrheit seyn. Grüße Deine liebe Frau von mir, es gehe Euch wohl liebe Kinder
Mutter Schlegel
Mein Schicksal ist nicht gut in dieser Welt. Gottlob daß der Abent schon da ist. u es sich bald zu Ende neigt.
[1] Den 18t April
1802.
Liebster Willhelm.
Nun hast Du ja wohl Deine Liebe Frau wieder bey Dir? u nun wirst Du Dich hoffentlich recht glücklich fiehlen, denn sie ist doch recht gesund u wohl über gekommen. Ihr denckt wahrscheinlich wohl noch lange in Berlin zu bleiben, da Du in Jena keine Colegia angekündiget hast. Melde mir Hier über was. Worüber ich Dir heute haubtsächlich schreibe, ist Dir Mein bester Sohn was vor zu klagen, und Trost, u Beruhigung von Dir zu haben. Die Begäbenheit mit Friedrich, u der V, hat mir immer Sorgen u Kummer gemacht. Meine guten Kinder haben viel Schonung vor mich, u haben mir die Sache so vorgestellt, daß ich mich einigermaßen darüber zu gegäben habe. aber allerdings hat die Sache viel fatales. Eine geschiedne Frau, eine Jüdin, viel älter als Friedrich u so weider. Es ist so viel Connexion [2] zwischen hier u Berlin, Ihr habt so viel Feinde, Ifland hat seine Familie hier, Stieglitz, Elrichs, die und vieleicht mehrere müßen die Sache in den abscheilichsten Lichte vorgestellt haben. Meine unvorsichtigen Bekannten, u so genannte Freunde, die mich zu betauren wollen und vorgäben laßen so was mercken, und ich bin deshalb recht unglücklich. Liebster bester Willhelm melde mir die Wahrheit, denn ich dencke mir doch das Schlimste. Sollte Friedrich den Unfrieden zwischen Diese Eheleute gebracht haben? und ist es eine Art Entführung. Ist der Mann kein schlechter Mann? Sind mehrere Kinder da? Es ist mir geschrieben sie bekömme 400 r. zur Erziehung des Sohns, dieser ist kräncklich, alsden wird daß weg fallen. Friedrich hat doch keine Schulden in Berlin gemacht u nicht bezahlt? Es muß doch was seyn, daß [3] man in solchen Ausdrücken davon spricht. kanst Du was zu meiner Beruhigung beytragen, so thue es bald, ich leide sehr. Gott weiß wie es mit mir gehn wird, da ich ohnedieß so sehr zur Traurigkeit geneigt bin. Carl ist nicht dazu gemacht, mich zu beruhigen u läst unvorsichtiger Weiße manchmal ein Wort fallen, freylich wenn ich ihm die Daumenschrauben auf setze. Auch ist es sehr fatal, daß die Verfluchten Schurnalls wo auf Euch so entsetzlich geschimft wird, unter vielen meiner Bekannten gelesen werden. Ich habe nicht Stärke des Geistes genung mich darüber hin zu setzen. Das Gute daß wahrscheinlich auch von Euch gesagt wird, bleibt mir verborgen, da sollte dich Carl vor sorgen, daß ich daß immer hörte. Nun lieber Sohn vergieb es mir wenn ich Dir eine unangenehne Stunde mache. Ich muste und [4] muste in meiner große Traurigkeit zu Dir meine Zuflucht nehmen. Auch bekümmert es mich wenn Friedrich in Paris sein Vorkommen nicht findet, ans Zuricke kommen mag ich nicht dencken. u die Qvällen solche Reißen zu machen erschöpfen sich. Ist die Veit eine Tochter des Philosofen Mendelson? Sie hat eine sehr guten Brief an mich geschrieben, u sich meinen Mütterlichen Seegen ausgebethen. Ich habe ihr auch mit mütterlichen Hertzen geantwortet, u meine guten Wünsche u Gebeth begleiden sie.
Die große Angst u Unruhe ist mir nachher erst gemacht. Nun ich hoffe, Du wirst mich bald etwas beruhigen, wenn Du kannst. nur muß alles Wahrheit seyn. Grüße Deine liebe Frau von mir, es gehe Euch wohl liebe Kinder
Mutter Schlegel
Mein Schicksal ist nicht gut in dieser Welt. Gottlob daß der Abent schon da ist. u es sich bald zu Ende neigt.
×