• Friedrich von Schlegel , Dorothea von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 20.02.1801
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel, Dorothea von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 20.02.1801
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 234‒237.
  • Incipit: „[1] Jena den 20ten Febr 1801
    Nicolovius hat eine Assignation auf 16 Carol[in] an Rein geschickt, die auch schon durch Frommann besorgt [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.163
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,6 x 11,4 cm
[1] Jena den 20ten Febr 1801
Nicolovius hat eine Assignation auf 16 Carol[in] an Rein geschickt, die auch schon durch Frommann besorgt und von Rein honorirt ist, und deren Empfang ich sogleich an Nicol[ovius] gemeldet habe. Unterdessen ist auch bey uns wieder einiges Geld eingelaufen, und es wird also mit den Zahlungen, in der Ordnung wie Du sie bestimmt hast, seinen Gang ziemlich schnell fortgehn können. Die beyden Apotheken, Schreiber[,] Fiedler, Buchbinder und Bretari zusammen betragen ungefähr so viel als unsre Schuld macht. Bretari kömmt zum Markte her und wird die Bezahlung wohl nicht eher erwarten. Er hat bei Uebergebung der Rechnung gefragt, ob er einen Shawl der um Ostern 1800 gekauft Dir oder Schelling berechnen soll. So viel wir wissen war er für Auguste und hat Sch[elling] ihn bestellt gehabt.
– – –
Sollte Dein Aufsatz über Bürger noch nicht ganz abgesandt sein beim Empfang dieses, [2] so beschwöre ich Dich bey allen Heiligen damit zu eilen.
Wirst Du Dich wundern und es misbilligen wenn ich Dir ungeachet der Gegenvorstellungen in meinem letzten Brief, nun melde, daß ich dennoch die Briefe über Poesie habe abdrucken lassen? Außer Deiner anfängl[ichen] ausdrücklichen Willensmeinung dafür hat mich besonders die Reflexion dazu bestimmt, nachdem ich sie sorgfältig durchgelesen hatte, und mir die Rec[ensionen] in der A[llgemeinen] L[itteratur] Z[eitung] noch frisch im Andenken waren, daß die wichtigsten unter diesen, so sehr auf die Sprache und Deine Theorie derselben sich beziehen, daß jene Briefe als ein wichtiges Dokument zu dieser schon des Inhalts wegen zu dem Ganzen gehören. – Wenn Du aber aus der A[llgemeinen] L[itteratur] Z[eitung] nur die großen Recens[ionen] aufnimmst, so dürfte doch vielleicht Raum bleiben, die Sprachen aufzunehmen, deren Aufnahme ich mit demselben Grunde, der mich zum Abdrucke [3] der Br[iefe] bestimmt hat, um so mehr wünsche, und Dir meine andren Gründe dafür auch nochmals ans Herz lege.
Bis jetzt habe ich 16 Bogen zur Correctur gehabt; gesetzt ist aber schon weit mehr. Mit dem Gedicht reicht mein Lessing bis auf den 18ten Bogen.
Niethammer ist bei mir gewesen und hat mir aufgetragen Dir zu melden, daß sich niemand zu dem Logis auf Ostern bei ihm gemeldet habe. Ich habe ihm baldige Antwort versprochen.
Lieber Freund, wenn Du bei Gelde bist und könntest es so einrichten, daß Du mir die Rimesse von Nic[olovius] ganz anrechnetest, wäre mirs sehr lieb. Es versteht sich daß dann aber jene Rechnungen bis in den ersten Tagen des März längstens bezahlt werden.
– – –
Das Gedicht von alter und neuer Zeit ist zum Aufessen liebenswürdig. Du kannst denken welches Fest wir damit gehabt haben. Noch nie ist der ultrarevoluzionäre Geist mit [4] dieser Zärtlichkeit und Eleganz behandelt. Dieses ist ein Juwel für den Allmanach und ist in bessern Grundsätzen abgefaßt als Paläofron und Neoterpe.
Von Hardenb[erg] habe ich kurzens keine Nachricht, doch hat er einmal aus Weiß[enfels] an Ritter geschrieben. – Es ist mir noch ganz unmöglich im Ernst für ihn zu fürchten.
Was ich für den Allm[anach] zu geben habe, will ich nun umständlich aufsetzen da Du jetzt doch wohl einen Umschlag machen wirst. Ich bitte Dich alles auch d[em] Tieck vorzulegen nur in Rücksicht des Honorars möchte ich meine Hoffnung gern auf Dich allein zu richten haben. – Ich bemerke zugleich wie viel Seiten jedes in einem Format der Art etwa betragen kann, und schließe mit dem was ich im Frühjahr noch machen will. –
 
1) Abendröthe 16–24 Seiten
2) Sonette, Apollo, Diana, Isis (Cybele*) 4
*ist noch nicht gemacht
3) Kleine Gedichte 3–4
4) Bruchstücke, der welke Kranz, ein Sonett
noch ein Gedicht 4
5) Kathol[ische] Gedichte aus dem Spanischen,
mit denen die ich noch eben angefangen
habe 8–10
 
Nun denke ich noch eine große Canzone an den Apollo zu machen, als Sonne, Licht, Natur, Poesie; und dann Indische Romanzen, so viel deren das gute Glück giebt.
Die beiden Disparates die ich da zur Ergötzlichkeit mitschicke, mögen zwar gedruckt werden, nur in den Allm[anach] möchte ich sie nicht geben, weil sie doch schon zu den litterarischen gehören. – Dieß ist freilich nur eine unmaßgebliche Ansicht von mir, und nicht so unbedingt zu verstehn, daß nicht Satiren in Salvators Manier mit aller Freude und Anbetung von mir aufgenommen werden würden; doch wenn Du auf meinen Rath etwas gibst, so hüte Dich zum mindesten vor Tiecks litterarischen Dramolets. Uebrigens glaube ich festiglich an Eure Weisheit und noch mehr an Eure Kraft und kann mich also oft schon im voraus an der herrlichen Erscheinung freuen.
Sehr lieb wäre es mir wenn Du mir dazu verhelfen wolltest, daß ich Hard[enbergs] Roman recht bald bekäme.
Wenn Bernhardi Lust dazu hat, so mag er sich für den Kronos eines von den beiden Sonetten aussuchen.
Was Vermehren und Seckendorf betrifft, so ist das eine ganz unschädliche Art von kleinen Filzläusen. Ich denke 500 solche schaden der Poesie nicht so viel als Schiller. Goethe gibt ihnen ja auch; warum soll er sich allein die Popularität herausnehmen dürfen? Gründl[ich] genommen wäre viel darüber zu sprechen, und es mag leicht sein daß der anscheinenden Kleinigkeit eine wesentlichere Verschiedenheit unsrer Ansicht zum Grunde liegt. Mein Glaubensbekenntniß ist eben: Nicht die Englischen Blättchen schaden der Kunst, wohl aber die Propyläen; und so durchs Ganze.
Beschwöre Tieck mir sogleich seine Schrift gegen Iffland zukommen zu lassen wie sie fertig ist.
Mit dem 2ten Theil des Flor[entin] ist Dor[othea] noch sehr zurück. Bist Du mit dem Schluß des 1ten zufrieden? –
Ich werde oft in Gedanken bei Euch sein. Der Himmel segne und behüte Euch. Ich bitte Dich, ja d[en] Schleierm[acher] zu zwingen daß er Dir und Deiner Gesellschaft alle Zeit widmet die er von Gottes Wort erübrigen kann. Wenn Ihr nur erst einmal bekannt mit einander wärt so würdet Ihr Euch recht gut kennen[.]
Friedrich.
 
Ich hatte anfänglich noch für den Allmanach bestimmt ein επυλλιον [epyllion] das ich machen will Heinrich und Luise in 3 Gesängen, eine Darstellung der soidisante guten Gesellschaft. Ergötzlich genug soll es sein: aber unter 200 Verse Hexam[eter] darf doch jeder Gesang nicht sein, ja es könnte leicht länger werden. Darum lasse ichs lieber für jetzt. –
 
[Dorothea Veit:]
Was sagen Sie dazu daß F[riedrich] jetzt alle Kleinen – so in Schutz nimmt?
Die Rechnung von Breddary für Sie beträgt 13 Th[aler] 4 G[roschen]. Der Shawl beträgt 8 Thl. 22 G. Schreiben Sie uns ob wir auch diesen bezahlen, oder die Rechnung an B[reddary] zurückgeben. Ich grüße Sie
Dorothea
[1] Jena den 20ten Febr 1801
Nicolovius hat eine Assignation auf 16 Carol[in] an Rein geschickt, die auch schon durch Frommann besorgt und von Rein honorirt ist, und deren Empfang ich sogleich an Nicol[ovius] gemeldet habe. Unterdessen ist auch bey uns wieder einiges Geld eingelaufen, und es wird also mit den Zahlungen, in der Ordnung wie Du sie bestimmt hast, seinen Gang ziemlich schnell fortgehn können. Die beyden Apotheken, Schreiber[,] Fiedler, Buchbinder und Bretari zusammen betragen ungefähr so viel als unsre Schuld macht. Bretari kömmt zum Markte her und wird die Bezahlung wohl nicht eher erwarten. Er hat bei Uebergebung der Rechnung gefragt, ob er einen Shawl der um Ostern 1800 gekauft Dir oder Schelling berechnen soll. So viel wir wissen war er für Auguste und hat Sch[elling] ihn bestellt gehabt.
– – –
Sollte Dein Aufsatz über Bürger noch nicht ganz abgesandt sein beim Empfang dieses, [2] so beschwöre ich Dich bey allen Heiligen damit zu eilen.
Wirst Du Dich wundern und es misbilligen wenn ich Dir ungeachet der Gegenvorstellungen in meinem letzten Brief, nun melde, daß ich dennoch die Briefe über Poesie habe abdrucken lassen? Außer Deiner anfängl[ichen] ausdrücklichen Willensmeinung dafür hat mich besonders die Reflexion dazu bestimmt, nachdem ich sie sorgfältig durchgelesen hatte, und mir die Rec[ensionen] in der A[llgemeinen] L[itteratur] Z[eitung] noch frisch im Andenken waren, daß die wichtigsten unter diesen, so sehr auf die Sprache und Deine Theorie derselben sich beziehen, daß jene Briefe als ein wichtiges Dokument zu dieser schon des Inhalts wegen zu dem Ganzen gehören. – Wenn Du aber aus der A[llgemeinen] L[itteratur] Z[eitung] nur die großen Recens[ionen] aufnimmst, so dürfte doch vielleicht Raum bleiben, die Sprachen aufzunehmen, deren Aufnahme ich mit demselben Grunde, der mich zum Abdrucke [3] der Br[iefe] bestimmt hat, um so mehr wünsche, und Dir meine andren Gründe dafür auch nochmals ans Herz lege.
Bis jetzt habe ich 16 Bogen zur Correctur gehabt; gesetzt ist aber schon weit mehr. Mit dem Gedicht reicht mein Lessing bis auf den 18ten Bogen.
Niethammer ist bei mir gewesen und hat mir aufgetragen Dir zu melden, daß sich niemand zu dem Logis auf Ostern bei ihm gemeldet habe. Ich habe ihm baldige Antwort versprochen.
Lieber Freund, wenn Du bei Gelde bist und könntest es so einrichten, daß Du mir die Rimesse von Nic[olovius] ganz anrechnetest, wäre mirs sehr lieb. Es versteht sich daß dann aber jene Rechnungen bis in den ersten Tagen des März längstens bezahlt werden.
– – –
Das Gedicht von alter und neuer Zeit ist zum Aufessen liebenswürdig. Du kannst denken welches Fest wir damit gehabt haben. Noch nie ist der ultrarevoluzionäre Geist mit [4] dieser Zärtlichkeit und Eleganz behandelt. Dieses ist ein Juwel für den Allmanach und ist in bessern Grundsätzen abgefaßt als Paläofron und Neoterpe.
Von Hardenb[erg] habe ich kurzens keine Nachricht, doch hat er einmal aus Weiß[enfels] an Ritter geschrieben. – Es ist mir noch ganz unmöglich im Ernst für ihn zu fürchten.
Was ich für den Allm[anach] zu geben habe, will ich nun umständlich aufsetzen da Du jetzt doch wohl einen Umschlag machen wirst. Ich bitte Dich alles auch d[em] Tieck vorzulegen nur in Rücksicht des Honorars möchte ich meine Hoffnung gern auf Dich allein zu richten haben. – Ich bemerke zugleich wie viel Seiten jedes in einem Format der Art etwa betragen kann, und schließe mit dem was ich im Frühjahr noch machen will. –
 
1) Abendröthe 16–24 Seiten
2) Sonette, Apollo, Diana, Isis (Cybele*) 4
*ist noch nicht gemacht
3) Kleine Gedichte 3–4
4) Bruchstücke, der welke Kranz, ein Sonett
noch ein Gedicht 4
5) Kathol[ische] Gedichte aus dem Spanischen,
mit denen die ich noch eben angefangen
habe 8–10
 
Nun denke ich noch eine große Canzone an den Apollo zu machen, als Sonne, Licht, Natur, Poesie; und dann Indische Romanzen, so viel deren das gute Glück giebt.
Die beiden Disparates die ich da zur Ergötzlichkeit mitschicke, mögen zwar gedruckt werden, nur in den Allm[anach] möchte ich sie nicht geben, weil sie doch schon zu den litterarischen gehören. – Dieß ist freilich nur eine unmaßgebliche Ansicht von mir, und nicht so unbedingt zu verstehn, daß nicht Satiren in Salvators Manier mit aller Freude und Anbetung von mir aufgenommen werden würden; doch wenn Du auf meinen Rath etwas gibst, so hüte Dich zum mindesten vor Tiecks litterarischen Dramolets. Uebrigens glaube ich festiglich an Eure Weisheit und noch mehr an Eure Kraft und kann mich also oft schon im voraus an der herrlichen Erscheinung freuen.
Sehr lieb wäre es mir wenn Du mir dazu verhelfen wolltest, daß ich Hard[enbergs] Roman recht bald bekäme.
Wenn Bernhardi Lust dazu hat, so mag er sich für den Kronos eines von den beiden Sonetten aussuchen.
Was Vermehren und Seckendorf betrifft, so ist das eine ganz unschädliche Art von kleinen Filzläusen. Ich denke 500 solche schaden der Poesie nicht so viel als Schiller. Goethe gibt ihnen ja auch; warum soll er sich allein die Popularität herausnehmen dürfen? Gründl[ich] genommen wäre viel darüber zu sprechen, und es mag leicht sein daß der anscheinenden Kleinigkeit eine wesentlichere Verschiedenheit unsrer Ansicht zum Grunde liegt. Mein Glaubensbekenntniß ist eben: Nicht die Englischen Blättchen schaden der Kunst, wohl aber die Propyläen; und so durchs Ganze.
Beschwöre Tieck mir sogleich seine Schrift gegen Iffland zukommen zu lassen wie sie fertig ist.
Mit dem 2ten Theil des Flor[entin] ist Dor[othea] noch sehr zurück. Bist Du mit dem Schluß des 1ten zufrieden? –
Ich werde oft in Gedanken bei Euch sein. Der Himmel segne und behüte Euch. Ich bitte Dich, ja d[en] Schleierm[acher] zu zwingen daß er Dir und Deiner Gesellschaft alle Zeit widmet die er von Gottes Wort erübrigen kann. Wenn Ihr nur erst einmal bekannt mit einander wärt so würdet Ihr Euch recht gut kennen[.]
Friedrich.
 
Ich hatte anfänglich noch für den Allmanach bestimmt ein επυλλιον [epyllion] das ich machen will Heinrich und Luise in 3 Gesängen, eine Darstellung der soidisante guten Gesellschaft. Ergötzlich genug soll es sein: aber unter 200 Verse Hexam[eter] darf doch jeder Gesang nicht sein, ja es könnte leicht länger werden. Darum lasse ichs lieber für jetzt. –
 
[Dorothea Veit:]
Was sagen Sie dazu daß F[riedrich] jetzt alle Kleinen – so in Schutz nimmt?
Die Rechnung von Breddary für Sie beträgt 13 Th[aler] 4 G[roschen]. Der Shawl beträgt 8 Thl. 22 G. Schreiben Sie uns ob wir auch diesen bezahlen, oder die Rechnung an B[reddary] zurückgeben. Ich grüße Sie
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