• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Frankfurt am Main · Place of Destination: Paris · Date: 23.09.1817
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Frankfurt am Main
  • Place of Destination: Paris
  • Date: 23.09.1817
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 29. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Vom Wiener Kongress zum Frankfurter Bundestag (10. September 1814 ‒ 31. Oktober 1818). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Jean-Jacques Anstett unter Mitarbeit von Ursula Behler. Paderborn 1980, S. 365‒368.
  • Incipit: „[1] Frankfurt, den 23ten Septemb 1817.
    Geliebter Bruder,
    Ich erhalte so eben Deinen letzten Brief aus Paris, was mir sehr lieb ist, da [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.205
  • Number of Pages: 8S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19,7 x 12,3 cm
[1] Frankfurt, den 23ten Septemb 1817.
Geliebter Bruder,
Ich erhalte so eben Deinen letzten Brief aus Paris, was mir sehr lieb ist, da ich im Begriff war, alle Einlagen nebst dem meinigen nach Coppet zu senden. – Vor allen Dingen meinen herzlichen Glückwunsch zu Deinem <Geburts>tage am 5ten, wo wir Deine Gesundheit aus ganzem Herzen getrunken und Dein Andenken gefeiert haben; ich hoffe Du sollst <noch> viele Jahre Deine Kraft und Deine Talente muthvoll und fröhlich der Kunst und der Wissenschaft und auch dem Vaterlande zuwenden. – Für mich würde es eine ganz neue und glücklichste Epoche seyn, wenn ich einmal wieder eine Zeitlang mit Dir zusammenleben könnte. Ich hätte, wenn es nach der Neigung ginge, wohl gleich für diesen Sommer Plane gemacht, Dich in der Schweiz zu besuchen; aber nun bist Du nicht mehr da, und für dießmal haben wir auch Zeit und Geld an den Aufenthalt in den Bädern wenden <müßen>, was die Gesundheit meiner Frau und zum Theil auch meine eigne nöthig machte. [2] Für die Gesundheit ist es auch wohl gut gewesen, übrigens aber kommt man bey den angreifenden Bädern, unter dem beständigen Gehen, Wassertrinken und Spatzieren in den kleinen Zimmern kaum zu einem augenblicklich ruhigen Gedanken, geschweige denn zu einem vernünftigen Brief. Wenn Du doch nur einmal aufhören wolltest, den regelmäßigen Briefwechsel als einzigen Maaßstab der Theilnahme und Freundschaft gelten <zu> laßen und nicht gleich so gar verdrießlichen Humors seyn wolltest. Uebrigens hast Du auch wohl keine Vorstellung <davon>, wie sehr <ich> durch so ganz verschiedenartige Obliegenheiten und Anforderungen hin und her gerissen bin, und wie unmöglich es mir oft wird, sie alle zu erfüllen, wo denn oft grade die, welche mir selbst die nächsten <sind> gegen die nutzlosesten oder trivialsten Pflichtgeschäfte zurückstehen. Jetzt habe ich nun eine andre Eintheilung meiner Zeit gemacht; ich denke den Winter sehr einsam und für mich zu leben, und werde Dir gewiß recht oft schreiben.
Den vergangenen Winter war ich oft sehr trüben [3] Humors, wozu vieles mitgewirkt hat; mit der lebhaftesten Theilnahme dachte ich an Dich in der Zeit, wo Du so viel gelitten hast! Ich hoffe daß Deine Gesundheit nicht davon angegriffen wurde und freue mich sehr, daß Du mit Deiner Lage und Deinen Aussichten in die Zukunft zufrieden bist. Ich weiß nicht, wie die Deutschen Zeitungen darauf gekommen sind, zu verbreiten, Fr.[au] v.[on] St.[aël] habe Dir nichts hinterlaßen als Ihre Manuscripte, die einige Zeit.[ungen] (ohne wahrscheinlich viel <davon> zu wißen) sehr ausführlich beschreiben. – Die Sorge für die Herausgabe derselben wird Dich nun wahrscheinlich diesen Winter in Paris beschäftigen. Von Deutschland schreibst Du übrigens so, als ob Du ganz vergessen hättest, wie es sonst war, und auch gar keine Notiz davon nehmen wolltest, wie es nun wird und geworden ist. Du bist gar nicht vergessen in D.[eutschland], sondern vielmehr überall geehrt, gefeiert und zurückgewünscht. Da Du grade auf einen Ruf einen so großen Werth legst; so kann ich Dich versichern, es käme nur darauf an, daß Du eine Reise durch Deutschland machen <wolltest> , und Du könntest [4] Dir selbst die Stelle aussuchen und die Verhältniße bestimmen und gestalten, <wo und> wie es Du nur immer wünschtest; was denn auch freylich <viel> beßer ist, wenn man selbst sieht und spricht und wählt, als mit einem Ruf aus der Ferne, ohne genauere Rücksicht auf die persönlichen Wünsche, Verhältniße und Eigenheiten. Uebrigens kannst Du nur glauben, daß man früherhin wohl gewußt und vorausgesetzt hat, daß Du schwerlich einen Ruf annehmen und Dich von der St.[aël] trennen würdest <und daß er eben darum nicht versucht worden ist>. In Baiern hast Du viele Freunde; der Kronprinz, der jetzt <sehr> viel vermag, hat sich noch bey einer neulichen Gelegenheit sehr warm über Dich geäußert. Ich wünschte Dich natürlich am liebsten für Oesterreich zu gewinnen; wozu ich auch wohl allerdings eine sehr ehrenvolle Gelegenheit voraussehe, da wir doch, wenn Friede bleibt, nothwendig eine Akademie der Wißenschaften in Wien haben müßen. – Ich hatte viel mehr darüber an Dich zu schreiben im Sinne; nun sagte mir aber Humbold, der auf der Reise nach England einige Zeit hier war, Du habest bestimmt [5] einen Ruf nach Berlin erhalten, obwohl er die näheren Umstände nicht wußte. Nun wünsche ich also vor allen Dingen zu erfahren, wie es damit steht; ich hoffe, der Ruf ist so, wie Du ihn annehmen kannst und wünschest und dann solltest Du ihn auch nur ja annehmen. Bedingungen, noch bis zur <vollendeten> Herausgabe der M[anu]scripte in Paris oder der Schweiz zu bleiben, fernere Reisen u.s.w. kannst Du ja gewiß festsetzen, wie Du selbst willst. Laß mich doch recht bald das Nähere und Deinen Entschluß darüber wißen. –
Von Karl habe ich das M[anu]script der Vorlesungen, dessen Du erwähnst, noch nicht erhalten, werde es aber dann sogleich durch Rothschild schicken. – Ich habe sehr lange Zeit zu andern litterarischen Arbeiten keine Muße finden <können>; und zu den politischen, mit denen ich immerwährend schwanger ging und mich herumschlug, fehlte es mir oft an Muth und dem nothwendigen Leichtsinn. Endlich bin ich doch zum Durchbruch gekommen, wie Du aus der einliegenden ,Concordiaʻ siehst. Ich würde mich herzlich darüber freuen, wenn Du [6] Theil daran nehmen wolltest. Ich füge, meiner alten Gewohnheit nach, einige bestimmte Wünsche bey. Du pflegtest mir sonst mehremalen ganz vortreffliche Beschreibungen von dem Volke der Franzosen zu machen, und hattest so eine eigne geistreiche Art, ihr Thun und Treiben aufzufassen, daß mir grade über ihren jetzigen Zustand, und was er zunächst erwarten läßt, kein Urtheil so willkommen seyn würde, als das Deinige, wenn Du etwa geneigt wärest, einige Deiner Beobachtungen aus den letzten Jahren, so niederzuschreiben, daß sie (wenn auch <nur> anonym) gedruckt werden könnten. – Noch ungleich wichtiger aber wäre es, wenn Du Deine einmal früher geäußerten Gedanken über Ein Deutsches National-Institut jetzt entwickeln und mir zur Bekanntmachung geben wolltest. Es könnte auch nicht schaden, dieß zugleich an den Bundestag <zu richten>, nicht sowohl <wegen> des B[undes]t.[ages] selbst, als wegen der Wirkung auf das höhere und hohe Publikum; in diesem Falle müßte es denn auch besonders abgedruckt werden. Du könntest nicht beßer und [7] würdiger Deine Theilnahme bezeugen. –
Auf Deine Beschreibungen von Fiesole freue ich mich sehr. Alles was Du mir schicken willst, kannst Du auf zwey Wegen an mich besorgen. Entweder durch die österreichische Gesandtschaft, mit dem Zusatze; abzugeben bey dem k. k. Minister v. Wessemberg Exc. in Frankfurt. Denn es gehen oft Couriere von Paris über hier nach Wien. Oder auch durch das dortige Haus Rothschild, an den hiesigen Banquier, den ich kenne. Hätte ich gewußt, daß Du schon jetzt wieder nach P.[aris] gehn würdest, so hätte ich dem Kammerdiener des Grafen Buol (der erst am 22ten d[es Monats] abreisen wollte) aufgetragen, zu Dir zu gehn und Deine Commißionen zu übernehmen. Vielleicht hast Du den Grafen Buol noch zufällig in einer Gesellschaft getroffen, was mir angenehm seyn würde. Auch ist der Graf Reinhard noch in Paris (französ[ischer] Gesandte beim Bundestage), den ich sehr gut kenne, und der gewiß alles gern mitnehmen wird, was Du ihm für mich geben willst. Ich hoffe daher er wird mir Deinen Fiesole mitbringen.
Tieck war auf der Rückreise von England hier; [8] sein körperlicher Zustand ist sehr traurig, sonst wenn er lebhaft wird im Gespräche, ist er noch so ziemlich der alte. Er sowohl, als Schütz, der früher auch hier war, sprechen mit großer Liebe von Dir. Tieck beklagte vor allen Dingen, daß Du Deinen Tristan nicht vollendet habest, weil dieß etwas einzig schönes in der ganzen Deutschen Kunst gewesen seyn würde; worin ich ihm von ganzem Herzen beystimme. Reimer, den ich in Wießbaden sah, sprach mit großem Unwillen von dem <üblen> Verfahren des Voßischen CyklopenStammes mit dem Shakespear, den jedermann in Deutschland als ausschließend <den> Deinigen erkennt und beklagt. – Für Deine Niebelungen würde Cotta gewiß sehr bereit seyn; nur solltest Du nicht auf unnütze Pracht dabey denken, sondern bloß auf eine sehr schöne Handausgabe zum wirklichen Gebrauch, nach Deiner ersten Idee im Museum. – Deine Recens.[ion] von Niebuhr hat große Wirkungen gemacht. Ich freue mich über die neue Ausgabe Deines Dramaturgischen Werks, habe es aber noch nicht gesehn; sind Zusätze oder Aenderungen darin? Lebe herzlich wohl und komme bald nach Deutschland.
Dein Dich liebender Bruder Friedrich.
[1] Frankfurt, den 23ten Septemb 1817.
Geliebter Bruder,
Ich erhalte so eben Deinen letzten Brief aus Paris, was mir sehr lieb ist, da ich im Begriff war, alle Einlagen nebst dem meinigen nach Coppet zu senden. – Vor allen Dingen meinen herzlichen Glückwunsch zu Deinem <Geburts>tage am 5ten, wo wir Deine Gesundheit aus ganzem Herzen getrunken und Dein Andenken gefeiert haben; ich hoffe Du sollst <noch> viele Jahre Deine Kraft und Deine Talente muthvoll und fröhlich der Kunst und der Wissenschaft und auch dem Vaterlande zuwenden. – Für mich würde es eine ganz neue und glücklichste Epoche seyn, wenn ich einmal wieder eine Zeitlang mit Dir zusammenleben könnte. Ich hätte, wenn es nach der Neigung ginge, wohl gleich für diesen Sommer Plane gemacht, Dich in der Schweiz zu besuchen; aber nun bist Du nicht mehr da, und für dießmal haben wir auch Zeit und Geld an den Aufenthalt in den Bädern wenden <müßen>, was die Gesundheit meiner Frau und zum Theil auch meine eigne nöthig machte. [2] Für die Gesundheit ist es auch wohl gut gewesen, übrigens aber kommt man bey den angreifenden Bädern, unter dem beständigen Gehen, Wassertrinken und Spatzieren in den kleinen Zimmern kaum zu einem augenblicklich ruhigen Gedanken, geschweige denn zu einem vernünftigen Brief. Wenn Du doch nur einmal aufhören wolltest, den regelmäßigen Briefwechsel als einzigen Maaßstab der Theilnahme und Freundschaft gelten <zu> laßen und nicht gleich so gar verdrießlichen Humors seyn wolltest. Uebrigens hast Du auch wohl keine Vorstellung <davon>, wie sehr <ich> durch so ganz verschiedenartige Obliegenheiten und Anforderungen hin und her gerissen bin, und wie unmöglich es mir oft wird, sie alle zu erfüllen, wo denn oft grade die, welche mir selbst die nächsten <sind> gegen die nutzlosesten oder trivialsten Pflichtgeschäfte zurückstehen. Jetzt habe ich nun eine andre Eintheilung meiner Zeit gemacht; ich denke den Winter sehr einsam und für mich zu leben, und werde Dir gewiß recht oft schreiben.
Den vergangenen Winter war ich oft sehr trüben [3] Humors, wozu vieles mitgewirkt hat; mit der lebhaftesten Theilnahme dachte ich an Dich in der Zeit, wo Du so viel gelitten hast! Ich hoffe daß Deine Gesundheit nicht davon angegriffen wurde und freue mich sehr, daß Du mit Deiner Lage und Deinen Aussichten in die Zukunft zufrieden bist. Ich weiß nicht, wie die Deutschen Zeitungen darauf gekommen sind, zu verbreiten, Fr.[au] v.[on] St.[aël] habe Dir nichts hinterlaßen als Ihre Manuscripte, die einige Zeit.[ungen] (ohne wahrscheinlich viel <davon> zu wißen) sehr ausführlich beschreiben. – Die Sorge für die Herausgabe derselben wird Dich nun wahrscheinlich diesen Winter in Paris beschäftigen. Von Deutschland schreibst Du übrigens so, als ob Du ganz vergessen hättest, wie es sonst war, und auch gar keine Notiz davon nehmen wolltest, wie es nun wird und geworden ist. Du bist gar nicht vergessen in D.[eutschland], sondern vielmehr überall geehrt, gefeiert und zurückgewünscht. Da Du grade auf einen Ruf einen so großen Werth legst; so kann ich Dich versichern, es käme nur darauf an, daß Du eine Reise durch Deutschland machen <wolltest> , und Du könntest [4] Dir selbst die Stelle aussuchen und die Verhältniße bestimmen und gestalten, <wo und> wie es Du nur immer wünschtest; was denn auch freylich <viel> beßer ist, wenn man selbst sieht und spricht und wählt, als mit einem Ruf aus der Ferne, ohne genauere Rücksicht auf die persönlichen Wünsche, Verhältniße und Eigenheiten. Uebrigens kannst Du nur glauben, daß man früherhin wohl gewußt und vorausgesetzt hat, daß Du schwerlich einen Ruf annehmen und Dich von der St.[aël] trennen würdest <und daß er eben darum nicht versucht worden ist>. In Baiern hast Du viele Freunde; der Kronprinz, der jetzt <sehr> viel vermag, hat sich noch bey einer neulichen Gelegenheit sehr warm über Dich geäußert. Ich wünschte Dich natürlich am liebsten für Oesterreich zu gewinnen; wozu ich auch wohl allerdings eine sehr ehrenvolle Gelegenheit voraussehe, da wir doch, wenn Friede bleibt, nothwendig eine Akademie der Wißenschaften in Wien haben müßen. – Ich hatte viel mehr darüber an Dich zu schreiben im Sinne; nun sagte mir aber Humbold, der auf der Reise nach England einige Zeit hier war, Du habest bestimmt [5] einen Ruf nach Berlin erhalten, obwohl er die näheren Umstände nicht wußte. Nun wünsche ich also vor allen Dingen zu erfahren, wie es damit steht; ich hoffe, der Ruf ist so, wie Du ihn annehmen kannst und wünschest und dann solltest Du ihn auch nur ja annehmen. Bedingungen, noch bis zur <vollendeten> Herausgabe der M[anu]scripte in Paris oder der Schweiz zu bleiben, fernere Reisen u.s.w. kannst Du ja gewiß festsetzen, wie Du selbst willst. Laß mich doch recht bald das Nähere und Deinen Entschluß darüber wißen. –
Von Karl habe ich das M[anu]script der Vorlesungen, dessen Du erwähnst, noch nicht erhalten, werde es aber dann sogleich durch Rothschild schicken. – Ich habe sehr lange Zeit zu andern litterarischen Arbeiten keine Muße finden <können>; und zu den politischen, mit denen ich immerwährend schwanger ging und mich herumschlug, fehlte es mir oft an Muth und dem nothwendigen Leichtsinn. Endlich bin ich doch zum Durchbruch gekommen, wie Du aus der einliegenden ,Concordiaʻ siehst. Ich würde mich herzlich darüber freuen, wenn Du [6] Theil daran nehmen wolltest. Ich füge, meiner alten Gewohnheit nach, einige bestimmte Wünsche bey. Du pflegtest mir sonst mehremalen ganz vortreffliche Beschreibungen von dem Volke der Franzosen zu machen, und hattest so eine eigne geistreiche Art, ihr Thun und Treiben aufzufassen, daß mir grade über ihren jetzigen Zustand, und was er zunächst erwarten läßt, kein Urtheil so willkommen seyn würde, als das Deinige, wenn Du etwa geneigt wärest, einige Deiner Beobachtungen aus den letzten Jahren, so niederzuschreiben, daß sie (wenn auch <nur> anonym) gedruckt werden könnten. – Noch ungleich wichtiger aber wäre es, wenn Du Deine einmal früher geäußerten Gedanken über Ein Deutsches National-Institut jetzt entwickeln und mir zur Bekanntmachung geben wolltest. Es könnte auch nicht schaden, dieß zugleich an den Bundestag <zu richten>, nicht sowohl <wegen> des B[undes]t.[ages] selbst, als wegen der Wirkung auf das höhere und hohe Publikum; in diesem Falle müßte es denn auch besonders abgedruckt werden. Du könntest nicht beßer und [7] würdiger Deine Theilnahme bezeugen. –
Auf Deine Beschreibungen von Fiesole freue ich mich sehr. Alles was Du mir schicken willst, kannst Du auf zwey Wegen an mich besorgen. Entweder durch die österreichische Gesandtschaft, mit dem Zusatze; abzugeben bey dem k. k. Minister v. Wessemberg Exc. in Frankfurt. Denn es gehen oft Couriere von Paris über hier nach Wien. Oder auch durch das dortige Haus Rothschild, an den hiesigen Banquier, den ich kenne. Hätte ich gewußt, daß Du schon jetzt wieder nach P.[aris] gehn würdest, so hätte ich dem Kammerdiener des Grafen Buol (der erst am 22ten d[es Monats] abreisen wollte) aufgetragen, zu Dir zu gehn und Deine Commißionen zu übernehmen. Vielleicht hast Du den Grafen Buol noch zufällig in einer Gesellschaft getroffen, was mir angenehm seyn würde. Auch ist der Graf Reinhard noch in Paris (französ[ischer] Gesandte beim Bundestage), den ich sehr gut kenne, und der gewiß alles gern mitnehmen wird, was Du ihm für mich geben willst. Ich hoffe daher er wird mir Deinen Fiesole mitbringen.
Tieck war auf der Rückreise von England hier; [8] sein körperlicher Zustand ist sehr traurig, sonst wenn er lebhaft wird im Gespräche, ist er noch so ziemlich der alte. Er sowohl, als Schütz, der früher auch hier war, sprechen mit großer Liebe von Dir. Tieck beklagte vor allen Dingen, daß Du Deinen Tristan nicht vollendet habest, weil dieß etwas einzig schönes in der ganzen Deutschen Kunst gewesen seyn würde; worin ich ihm von ganzem Herzen beystimme. Reimer, den ich in Wießbaden sah, sprach mit großem Unwillen von dem <üblen> Verfahren des Voßischen CyklopenStammes mit dem Shakespear, den jedermann in Deutschland als ausschließend <den> Deinigen erkennt und beklagt. – Für Deine Niebelungen würde Cotta gewiß sehr bereit seyn; nur solltest Du nicht auf unnütze Pracht dabey denken, sondern bloß auf eine sehr schöne Handausgabe zum wirklichen Gebrauch, nach Deiner ersten Idee im Museum. – Deine Recens.[ion] von Niebuhr hat große Wirkungen gemacht. Ich freue mich über die neue Ausgabe Deines Dramaturgischen Werks, habe es aber noch nicht gesehn; sind Zusätze oder Aenderungen darin? Lebe herzlich wohl und komme bald nach Deutschland.
Dein Dich liebender Bruder Friedrich.
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