• Julius Eduard Hitzig to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Leipzig · Place of Destination: Unknown · Date: [ca. 30. April 1809]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Julius Eduard Hitzig
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Leipzig
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [ca. 30. April 1809]
  • Notations: Datum und Absendeort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 33‒35.
  • Incipit: „[1] [Leipzig, ca. 30. April 1809]
    Wohlgeborner Herr!
    Innigst verehrter Herr Profeßor!
    Es ist mir sehr schmerzlich, aus Ihrem heut erhaltenen Briefe vom 22t [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,b,7
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 1 S., hs. m. U.
  • Format: 19,9 x 13,5 cm
[1] [Leipzig, ca. 30. April 1809]
Wohlgeborner Herr!
Innigst verehrter Herr Profeßor!
Es ist mir sehr schmerzlich, aus Ihrem heut erhaltenen Briefe vom 22t d. M. zu sehen, daß Sie es mir zutrauen, ich habe den Brief mit dem Sie mir den Rest des so sehnlich gewünschten 2ten Bandes des Sp.[anischen] Th.[eaters] zusandten, nicht beantwortet; eine Unhöflichkeit, gelindestens ausgedrückt, die ich mir nie vergeben würde, und die in schlechten Contraste stehen würde mit der Dankbarkeit, die ich Ihnen für die Pünktlichkeit, mit der Sie meinen Wunsch erfüllt, schuldig bin, und die ich gewiß wahrhaft fühle!
Ich habe Ihnen aber nicht allein an dem Tage, wo ich Ihren gütigen Brief erhielt, geschrieben, Ihnen meinen Dank für die richtige Absendung des Manuscripts gesagt und Ihnen mitgetheilt, wie es mir viel wünschenswerther sey, das noch von [2] Ihnen bearbeitete Stück für einen, hoffentlich bald zu erwartenden 3ten Band des Sp.[anischen] Th.[eaters] aufzubewahren, um diesen früher in Curs zu bringen; sondern ich habe mich zur Besorgung dieses Briefes an dem mir viel gelegen war, einer sich mir darbietenden Gelegenheit bedient, die ich für die allersicherste hielt, nämlich von dem freundschaftlichen Anerbieten des HE. Geh. StaatsRaths von Humboldt Gebrauch gemacht, der mir sagte, daß er an dem nämlichen Posttage an Frau von Staël schriebe, und mich aufforderte, ihm meinen Brief an Sie zur Einlage zu geben; und es ist mir um so unbegreiflicher, daß er nicht in Ihre Hände gekommen, als mir HE. von Humboldt einige Tage darauf selbst versichert hat, daß er ihn eingeschlossen und abgesandt habe. Dies zu meiner Rechtfertigung (ich hoffe auch daß der Brief sich vielleicht noch in Coppet vorfinden wird, da HE. von Humboldt auch in kleinen Geschäften sehr pünktlich zu seyn pflegt,) und bitte ich Sie demnach mich ferner nicht in ungerechten Verdachte zu haben.
[3] Ihre gütigen Aufträge wegen der FreiExemplare sollen auf das Pünktlichste besorgt werden. Meine Freunde Fouqué, v. d. Hagen und Werner (den ich die vorige Woche in Weimar besucht habe) haben in diesem Augenblicke schon Exemplare durch mich in Händen; indessen werde ich sie, damit Ihre Absicht nicht verfehlt werde, wißen lassen, daß Sie sie ihnen zugedacht, wofür sie Ihnen gewiß sehr dankbar seyn werden, vorzüglich der wackere Baron Fouqué, der sich Ihres freundschaftlichen Andenkens in Ihrem früheren Briefe an mich unendlich gefreut hat, und der nichts sehnlicher wünscht, als Ihr, des Meisters, Urtheil über seinen Sigurd zu hören, der sein LieblingsWerk ist und den er für sein Gelungenstes hält. Den 2t Theil, die Rache, hat er bereits vollendet und arbeitet jezt an dem 3t: Aslauga, der den Cyclus von Heldenspielen schliessen wird. Wenn die Umstände dem Buchhandel günstiger wären, würde ich diese Fortsetzungen gleich drucken lassen, aber das Geschäft geht gar zu schlecht, und überdies ist die Aufmerksamkeit des [4] Publikums noch gar nicht auf dies Werk gerichtet. Wenn es Ihrer Neigung nicht zuwider wäre, Ihre Meinung öffentlich darüber auszusprechen, so würde dies gewiß das schönste Geschenk seyn, was Sie dem aus tiefstem Grund der Seele Sie verehrenden Verfasser machen könnten, und auch mich würde es unfehlbar in den Stand setzen, ein Werk zu vollenden, das ich nur mit Schmerz ungeschlossen liegen ließe.
Ihr HE. Bruder hat Ihnen (und überhaupt nach Coppet) 2 Exemplare seiner Gedichte bestimmt. Ich habe dazu 2 von der schönsten Ausgabe gewählt, obgleich davon nur äußerst wenige abgezogen worden und wünsche, daß der Druck Ihren Beifall finden möge. Shakespeares Cymbeline und Ende gut alles gut von Keßler übersezt, und v d Hagen und Büschings Buch der Liebe, beides aus meinen Verlage, erhalten Sie nebst den andern Sachen durch HE. Zimmer, ersteres von dem Verfasser, lezteres als einen Beweis meiner Achtung. Der Shakespear macht durch sein Äußeres keinesweges Ansprüche auf eine Fortsetzung der Ihrigen, sondern will bloß vicariiren, bis die gewählten Stücke von Ihnen übersezt erscheinen, aus welchen Grunde der Übersetzer auch sogleich davon abgestanden ist, seine Übersetzung des Richard III, [5] die fertig liegt, drucken zu lassen, als er durch mich erfuhr, daß Sie dies Stück bereits vollendet. Ich wünsche für ihn, daß Sie den Fleiß nicht verkennen mögen, den er auf seine Arbeit verwendet und habe ein gutes Präjudiz für diese (als Verleger, bei ihrer Übernahme) daraus gezogen, daß er sie mit dem Gefühle der höchsten Schätzung seines Vorbildes und dem Bewußtseyn der Unerreichbarkeit desselben für ihn, unternommen. Hierauf deutet auch die Bemerkung in der Anzeige des Buchs, daß dieser Band Shakespearscher Stücke sich, dem Äußern nach, an den Schlegelschen Shakespeare anschliesse.
Ich erwarte mit Sehnsucht Ihre gütige Anzeige vom Empfange dieser Zeilen, die ich nicht ohne größte Besorgniß der Gefahr des Durchganges durch die Krieg erfüllten Gegenden aussetze. Haben Sie die Güte, diese Anzeige so wie die des Empfangs der Bücher, nicht zu verzögern und genehmigen Sie die Gesinnungen der ausgezeichnetesten Hochachtung, mit denen ich bleibe,
Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster
Hitzig

Ich lege für Sie selbst dem Pakete durch HE. Zimmer die geforderten 6 Druckpapier und die 2 Exemplare auf grossem, geglätteten Velinpapier bey. Verzeihen Sie ja die Unordnung dieser im höchsten Meßgewühle geschriebenen Zeilen.
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[1] [Leipzig, ca. 30. April 1809]
Wohlgeborner Herr!
Innigst verehrter Herr Profeßor!
Es ist mir sehr schmerzlich, aus Ihrem heut erhaltenen Briefe vom 22t d. M. zu sehen, daß Sie es mir zutrauen, ich habe den Brief mit dem Sie mir den Rest des so sehnlich gewünschten 2ten Bandes des Sp.[anischen] Th.[eaters] zusandten, nicht beantwortet; eine Unhöflichkeit, gelindestens ausgedrückt, die ich mir nie vergeben würde, und die in schlechten Contraste stehen würde mit der Dankbarkeit, die ich Ihnen für die Pünktlichkeit, mit der Sie meinen Wunsch erfüllt, schuldig bin, und die ich gewiß wahrhaft fühle!
Ich habe Ihnen aber nicht allein an dem Tage, wo ich Ihren gütigen Brief erhielt, geschrieben, Ihnen meinen Dank für die richtige Absendung des Manuscripts gesagt und Ihnen mitgetheilt, wie es mir viel wünschenswerther sey, das noch von [2] Ihnen bearbeitete Stück für einen, hoffentlich bald zu erwartenden 3ten Band des Sp.[anischen] Th.[eaters] aufzubewahren, um diesen früher in Curs zu bringen; sondern ich habe mich zur Besorgung dieses Briefes an dem mir viel gelegen war, einer sich mir darbietenden Gelegenheit bedient, die ich für die allersicherste hielt, nämlich von dem freundschaftlichen Anerbieten des HE. Geh. StaatsRaths von Humboldt Gebrauch gemacht, der mir sagte, daß er an dem nämlichen Posttage an Frau von Staël schriebe, und mich aufforderte, ihm meinen Brief an Sie zur Einlage zu geben; und es ist mir um so unbegreiflicher, daß er nicht in Ihre Hände gekommen, als mir HE. von Humboldt einige Tage darauf selbst versichert hat, daß er ihn eingeschlossen und abgesandt habe. Dies zu meiner Rechtfertigung (ich hoffe auch daß der Brief sich vielleicht noch in Coppet vorfinden wird, da HE. von Humboldt auch in kleinen Geschäften sehr pünktlich zu seyn pflegt,) und bitte ich Sie demnach mich ferner nicht in ungerechten Verdachte zu haben.
[3] Ihre gütigen Aufträge wegen der FreiExemplare sollen auf das Pünktlichste besorgt werden. Meine Freunde Fouqué, v. d. Hagen und Werner (den ich die vorige Woche in Weimar besucht habe) haben in diesem Augenblicke schon Exemplare durch mich in Händen; indessen werde ich sie, damit Ihre Absicht nicht verfehlt werde, wißen lassen, daß Sie sie ihnen zugedacht, wofür sie Ihnen gewiß sehr dankbar seyn werden, vorzüglich der wackere Baron Fouqué, der sich Ihres freundschaftlichen Andenkens in Ihrem früheren Briefe an mich unendlich gefreut hat, und der nichts sehnlicher wünscht, als Ihr, des Meisters, Urtheil über seinen Sigurd zu hören, der sein LieblingsWerk ist und den er für sein Gelungenstes hält. Den 2t Theil, die Rache, hat er bereits vollendet und arbeitet jezt an dem 3t: Aslauga, der den Cyclus von Heldenspielen schliessen wird. Wenn die Umstände dem Buchhandel günstiger wären, würde ich diese Fortsetzungen gleich drucken lassen, aber das Geschäft geht gar zu schlecht, und überdies ist die Aufmerksamkeit des [4] Publikums noch gar nicht auf dies Werk gerichtet. Wenn es Ihrer Neigung nicht zuwider wäre, Ihre Meinung öffentlich darüber auszusprechen, so würde dies gewiß das schönste Geschenk seyn, was Sie dem aus tiefstem Grund der Seele Sie verehrenden Verfasser machen könnten, und auch mich würde es unfehlbar in den Stand setzen, ein Werk zu vollenden, das ich nur mit Schmerz ungeschlossen liegen ließe.
Ihr HE. Bruder hat Ihnen (und überhaupt nach Coppet) 2 Exemplare seiner Gedichte bestimmt. Ich habe dazu 2 von der schönsten Ausgabe gewählt, obgleich davon nur äußerst wenige abgezogen worden und wünsche, daß der Druck Ihren Beifall finden möge. Shakespeares Cymbeline und Ende gut alles gut von Keßler übersezt, und v d Hagen und Büschings Buch der Liebe, beides aus meinen Verlage, erhalten Sie nebst den andern Sachen durch HE. Zimmer, ersteres von dem Verfasser, lezteres als einen Beweis meiner Achtung. Der Shakespear macht durch sein Äußeres keinesweges Ansprüche auf eine Fortsetzung der Ihrigen, sondern will bloß vicariiren, bis die gewählten Stücke von Ihnen übersezt erscheinen, aus welchen Grunde der Übersetzer auch sogleich davon abgestanden ist, seine Übersetzung des Richard III, [5] die fertig liegt, drucken zu lassen, als er durch mich erfuhr, daß Sie dies Stück bereits vollendet. Ich wünsche für ihn, daß Sie den Fleiß nicht verkennen mögen, den er auf seine Arbeit verwendet und habe ein gutes Präjudiz für diese (als Verleger, bei ihrer Übernahme) daraus gezogen, daß er sie mit dem Gefühle der höchsten Schätzung seines Vorbildes und dem Bewußtseyn der Unerreichbarkeit desselben für ihn, unternommen. Hierauf deutet auch die Bemerkung in der Anzeige des Buchs, daß dieser Band Shakespearscher Stücke sich, dem Äußern nach, an den Schlegelschen Shakespeare anschliesse.
Ich erwarte mit Sehnsucht Ihre gütige Anzeige vom Empfange dieser Zeilen, die ich nicht ohne größte Besorgniß der Gefahr des Durchganges durch die Krieg erfüllten Gegenden aussetze. Haben Sie die Güte, diese Anzeige so wie die des Empfangs der Bücher, nicht zu verzögern und genehmigen Sie die Gesinnungen der ausgezeichnetesten Hochachtung, mit denen ich bleibe,
Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster
Hitzig

Ich lege für Sie selbst dem Pakete durch HE. Zimmer die geforderten 6 Druckpapier und die 2 Exemplare auf grossem, geglätteten Velinpapier bey. Verzeihen Sie ja die Unordnung dieser im höchsten Meßgewühle geschriebenen Zeilen.
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