• August Wilhelm von Schlegel to Christian Gottlob Heyne

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Göttingen · Date: 20.09.1797
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Gottlob Heyne
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Göttingen
  • Date: 20.09.1797
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 4‒5.
  • Incipit: „Jena d. 20. Sept [17]97
    Werthester Herr Hofrath!
    Ich bin sehr erfreut über die gütige Aufnahme meines Shakespeare bey Ihnen, und Sie beschämen [...]“
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Jena d. 20. Sept [17]97
Werthester Herr Hofrath!
Ich bin sehr erfreut über die gütige Aufnahme meines Shakespeare bey Ihnen, und Sie beschämen mich in der That durch die Entschuldigungen über den Aufschub Ihrer Antwort. Da ich so lange Zeit hindurch das Glück hatte, Zeuge Ihrer umfassenden und vielfach getheilten Thätigkeit zu seyn, so konnte ich mir denselben sehr gut erklären, und bin weit entfernt unbescheidene Ansprüche auf Ihre kostbare Zeit zu machen. Ich hätte mir daher auch gewissermaaßen einen Vorwurf zu machen gehabt, wenn meine Bitte, eine Anzeige in den Götting.[ischen] Anzeigen zu besorgen, Sie veranlaßt hätte, sich selbst damit zu bemühen. – Ich wußte daß Hr. Prof. Bouterwek im Fache der schönen Litteratur Ihnen manchmal Recensionen liefere; er bestätigte es mir selbst, als ich ihn diesen Frühling in Dresden sprach. Wenn er sie aber nicht übernehmen kann oder mag, so bin ich vollkommen mit jeder andern Verfügung zufrieden, die Sie deshalb treffen werden; überdieß kann eine Arbeit wie die meinige in einer Zeitschrift, welche hauptsächlich auf das Wissenschaftliche gerichtet ist, keine ausführliche Anzeige erwarten. Es ist mir nur darum zu thun, daß das Publikum auf alle Weise davon benachrichtigt wird, es sey eine neue Uebersetzung Shakespeareʼs angefangen, die, wenn es nicht an gehöriger Unterstützung fehlt, gewiß fortgesetzt und vollendet werden solle; und wie sie sich ihrem Zweck und ihrer wesentlichen Beschaffenheit nach von der schon vorhandnen unterscheide.
Vielleicht habe ich bald das Vergnügen, Ihnen den zweyten Theil zu überschicken.
Ihr freundschaftlicher Wunsch mich einmal wieder in Göttingen zu sehen begegnet dem meinigen. Schon lange habe ich mir vorgenommen einen oder ein paar Monate wenigstens dort litterarisch beschäftigt zuzubringen; und ich hoffe diesen Plan gewiß im nächsten Jahre auszuführen. – HE. Lenz aus Gotha, den ich vor einiger Zeit das Vergnügen hatte, hier bey mir zu sehen, bezeugte mir zu meiner großen Freude, daß er Sie bey seiner letzten Durchreise durch Göttingen bey vollkommener Gesundheit und Munterkeit gefunden. Möge beydes Ihnen noch lange ununterbrochen fortdauern, dieß ist mein aufrichtigster Wunsch. Unter den besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und Mlle Tochter bin ich mit unveränderlichen Gesinnungen
Ihr gehorsamster Diener
A W Schlegel

Im Nahmen meines Bruders, der sich seit einiger Zeit nicht bey uns, sondern in Berlin aufhält, bin ich Ihnen für die Beurtheilung seines Werkes in den Göttingischen Anz.[eigen] verpflichtet. – Folgende Nachricht wird Sie interessiren, wenn sie Ihnen noch nicht anderswoher zugekommen ist, daß der ältere HE. von Humboldt, der sich, seit er Göttingen verlassen, immer noch viel mit der alten Litteratur, besonders mit der Metrik und der lyrischen Poësie, auch in den Tragikern, beschäftigt, zu Wien einen sehr alten noch ungenutzten Codex des Pindar ausfindig gemacht und excerpirt hat. – Als er vorigen Winter hier in Jena lebte, beschäftigte er sich damit den Agamemnon des Äschylus metrisch, und zwar vollkommen nach der alten Metrik zu übersetzen: eine schwere Unternehmung, die ihm aber ziemlich gut gelungen zu seyn schien.
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Jena d. 20. Sept [17]97
Werthester Herr Hofrath!
Ich bin sehr erfreut über die gütige Aufnahme meines Shakespeare bey Ihnen, und Sie beschämen mich in der That durch die Entschuldigungen über den Aufschub Ihrer Antwort. Da ich so lange Zeit hindurch das Glück hatte, Zeuge Ihrer umfassenden und vielfach getheilten Thätigkeit zu seyn, so konnte ich mir denselben sehr gut erklären, und bin weit entfernt unbescheidene Ansprüche auf Ihre kostbare Zeit zu machen. Ich hätte mir daher auch gewissermaaßen einen Vorwurf zu machen gehabt, wenn meine Bitte, eine Anzeige in den Götting.[ischen] Anzeigen zu besorgen, Sie veranlaßt hätte, sich selbst damit zu bemühen. – Ich wußte daß Hr. Prof. Bouterwek im Fache der schönen Litteratur Ihnen manchmal Recensionen liefere; er bestätigte es mir selbst, als ich ihn diesen Frühling in Dresden sprach. Wenn er sie aber nicht übernehmen kann oder mag, so bin ich vollkommen mit jeder andern Verfügung zufrieden, die Sie deshalb treffen werden; überdieß kann eine Arbeit wie die meinige in einer Zeitschrift, welche hauptsächlich auf das Wissenschaftliche gerichtet ist, keine ausführliche Anzeige erwarten. Es ist mir nur darum zu thun, daß das Publikum auf alle Weise davon benachrichtigt wird, es sey eine neue Uebersetzung Shakespeareʼs angefangen, die, wenn es nicht an gehöriger Unterstützung fehlt, gewiß fortgesetzt und vollendet werden solle; und wie sie sich ihrem Zweck und ihrer wesentlichen Beschaffenheit nach von der schon vorhandnen unterscheide.
Vielleicht habe ich bald das Vergnügen, Ihnen den zweyten Theil zu überschicken.
Ihr freundschaftlicher Wunsch mich einmal wieder in Göttingen zu sehen begegnet dem meinigen. Schon lange habe ich mir vorgenommen einen oder ein paar Monate wenigstens dort litterarisch beschäftigt zuzubringen; und ich hoffe diesen Plan gewiß im nächsten Jahre auszuführen. – HE. Lenz aus Gotha, den ich vor einiger Zeit das Vergnügen hatte, hier bey mir zu sehen, bezeugte mir zu meiner großen Freude, daß er Sie bey seiner letzten Durchreise durch Göttingen bey vollkommener Gesundheit und Munterkeit gefunden. Möge beydes Ihnen noch lange ununterbrochen fortdauern, dieß ist mein aufrichtigster Wunsch. Unter den besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin und Mlle Tochter bin ich mit unveränderlichen Gesinnungen
Ihr gehorsamster Diener
A W Schlegel

Im Nahmen meines Bruders, der sich seit einiger Zeit nicht bey uns, sondern in Berlin aufhält, bin ich Ihnen für die Beurtheilung seines Werkes in den Göttingischen Anz.[eigen] verpflichtet. – Folgende Nachricht wird Sie interessiren, wenn sie Ihnen noch nicht anderswoher zugekommen ist, daß der ältere HE. von Humboldt, der sich, seit er Göttingen verlassen, immer noch viel mit der alten Litteratur, besonders mit der Metrik und der lyrischen Poësie, auch in den Tragikern, beschäftigt, zu Wien einen sehr alten noch ungenutzten Codex des Pindar ausfindig gemacht und excerpirt hat. – Als er vorigen Winter hier in Jena lebte, beschäftigte er sich damit den Agamemnon des Äschylus metrisch, und zwar vollkommen nach der alten Metrik zu übersetzen: eine schwere Unternehmung, die ihm aber ziemlich gut gelungen zu seyn schien.
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