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Excellenz werden wenig Schwierigkeit finden, wenn Sie mit der Übersetzung von Wilkins versehen sind. Zwar ist sie nicht frey von Misverständnissen, ja an vielen Stellen gar keine Übersetzung, weil er viele Indische Namen für abstracte Begriffe geradezu herübergenommen hat. Auf jeden Fall wird meine lateinische Übersetzung nachfolgen, von der ich zwar eigentlich nur grammatische Auslegung verheißen kann. Die philosophische bleibt der Zukunft vorbehalten.<br>Ich wünsche recht sehr, vor der Reise nach England noch ein neues Heft der Indischen Bibliothek ans Licht zu fördern, welches dann den für die Hellenisten so interessanten zweiten Theil Ihrer Abhandlung enthalten wird. 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Von 1802 bis 1808 agierte Humboldt als preußischer Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom. Mit der Aufgabe der konsularischen Vertretung war Humboldt zeitlich nicht überfordert, so dass er genug Gelegenheit hatte, seine Studien weiter zu betreiben und sein Domizil zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt zu machen. 1809 wurde er Sektionschef für Kultus und Unterricht im Ministerium des Innern in Berlin. Humboldt galt als liberaler Bildungsreformer. Zu seinen Leistungen gehören ein neu gegliedertes Bildungssystem, das allen Schichten die Möglichkeit des Zugangs zu Bildung zusichern sollte, und die Vereinheitlichung der Abschlussprüfungen. Als weiterer Meilenstein kann Humboldts Beteiligung bei der Gründung der Universität Berlin gelten; zahlreiche renommierte Wissenschaftler konnten für die Lehrstühle gewonnen werden. Die Eröffnung der Universität im Oktober 1810 fand allerdings ohne Humboldt statt. 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Das letzte könnte beschwerlich fallen.<lb/>Ich freue mich zu sehen, daß Ew. Excellenz über den Buddhismus vorläufig mit mir einverstanden sind. Ich hoffe von Rémusat, der ja in China, in Tibet, in der Tartarey, überall wo der Buddhismus zu Hause ist, die besten Aufklärungen hervorzurufen. Ich selbst sehe wohl die historische Wichtigkeit ein, habe aber eigentlich keine Neigung zu dieser Untersuchung.<lb/>Ew. Excellenz dürfte man wohl gegen allzu große Gewissenhaftigkeit bei den Studien warnen, damit die Ausarbeitung nicht allzu weit hinausgeschoben, und ihr nicht allzu viel Zeit entzogen werden möge. Man muß sich endlich einmal ein Ziel setzen; es wäre mir sehr nützlich das Arabische zu wissen, aber es würde dem Sanskrit Abbruch thun. Das Persische gedenke ich schon einmal so nebenher mitzunehmen.<lb/>Das Setzen der Indischen Stellen in der Abhandlung war eine Kleinigkeit. Ich besorgte, der Setzer möchte sich aus Ew. Excellenz Handschrift nicht gut finden können, denn sonst ist sowohl mein Setzer als mein Schüler schon vollkommen eingeübt.<lb/>Mit meiner Gesundheit, wonach Sie die Güte haben, sich zu erkundigen, geht es seit einiger Zeit ziemlich gut. Ich habe mich einmal wieder auf das Reiten gelegt, und zwar, um methodisch mit der Grammatik anzufangen, auf der Reitbahn. Ich komme mir dabey wie der <hi rend="slant:italic">ὀψιμαθης</hi> des Theophrast [vor], mit dem ich überhaupt viel Ähnlichkeit habe.<lb/>Wir haben diesen Sommer ungefähr hundert Studirende weniger. Doch habe ich in einer Vorlesung über das Lied der Nibelungen gegen 150 Zuhörer. Ein herrlicher Hörsaal mit fünf großen Fenstern, die Aussicht auf den Rhein, die sieben Berge und den Drachenfels: man kann sich kein schöneres Local dazu wünschen.<lb/>Ich wünsche Ew. Excellenz einen recht heitern Sommeraufenthalt in vollkommnem Wohlseyn mit den Ihrigen. Mit der aufrichtigsten Verehrung und Ergebenheit<lb/>Ew. 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Ich werde sie nachsenden, da sie vielleicht hier und da zum leichteren Verständniß beytragen können. Ich denke, Ew. Excellenz werden wenig Schwierigkeit finden, wenn Sie mit der Übersetzung von Wilkins versehen sind. Zwar ist sie nicht frey von Misverständnissen, ja an vielen Stellen gar keine Übersetzung, weil er viele Indische Namen für abstracte Begriffe geradezu herübergenommen hat. Auf jeden Fall wird meine lateinische Übersetzung nachfolgen, von der ich zwar eigentlich nur grammatische Auslegung verheißen kann. Die philosophische bleibt der Zukunft vorbehalten.<lb/>Ich wünsche recht sehr, vor der Reise nach England noch ein neues Heft der Indischen Bibliothek ans Licht zu fördern, welches dann den für die Hellenisten so interessanten zweiten Theil Ihrer Abhandlung enthalten wird. Ich werde mein möglichstes thun: aber ich bin ein langsamer Schreiber, und jetzt habe ich noch vollauf mit dem Druck der Zuthaten zum Bhagavad Gita zu schaffen.<lb/>So eben empfange ich mit einem verspäteten Brief von Colebrooke den 14ten Band der <hi rend="slant:italic">Asiatic Researches</hi>, der fast ganz mit mathematischer Geographie angefüllt ist. Nur eine Abhandlung über die geographischen Nachrichten der Alten von Indien steht darin, von <hi rend="weight:bold">Wilford</hi>, der aus Beschämung über die bekannte Mystification seit vielen Jahren geschwiegen hatte. Ich habe noch nicht gelesen, aber nach dem ersten flüchtigen Anblick fürchte ich, er ist noch immer von seinen alten Täuschungen nicht ganz geheilt.<lb/>Colebrooke meldet mir, man habe, oder vielmehr wohl, er habe in London nun auch eine Asiatische Gesellschaft gestiftet. Dieß kann sehr nützlich werden, wenn sie es mit Eifer und Geschick angreifen. Die Pariser Gesellschaft ist mit ihren Geldmitteln gar zu beschränkt. Dieß wird doch in London anders seyn. Wenn ich nur hinkomme, ich hätte ihnen zehnerley Vorschläge zu thun. So, denke ich, könnte es gut gerathen, wenn die Engländer das Geld und die Materialien, und wir Deutschen den Fleiß und die kritische Genauigkeit dazu hergäben.<lb/>Ich wünsche Glück zu der ersten versuchten und wohlgerathenen Emendation. Allerdings muß es Hitop. Lond. <hi rend="slant:italic">p</hi>. 5,<hi rend="slant:italic"> l</hi>. 2 heißen <hi rend="slant:italic">s͗rūyatāṃ</hi>, und so steht es auch in der Pariser Handschrift. „Ihr Herrn Gelehrten! meine Rede werde angehört.“ Herr Bernstein ist wohl zu entschuldigen, daß er sich, ohne die Hülfe einer Handschrift, gegen die dreifache Auctorität der beiden Ausgaben und Hamiltons nicht aufgelehnt hat. Ich bin nun schon so verstockt, daß ich für diese dreifache Auctorität nicht einen Pfifferling gebe. – An einer andern Stelle (<hi rend="slant:italic">p</hi>. 10 seiner lithographischen Blätter) hat Herr Bernstein den Fehler richtig bemerkt, aber nicht richtig verbessert. Es muß <hi rend="slant:italic">marusthalyāṃ</hi> heißen, <hi rend="slant:italic">cas</hi>. 7 von <hi rend="slant:italic">marusthalī</hi>, ein solches Wort, wie er annimmt: <hi rend="slant:italic">marusthalya</hi> giebt es nicht.<lb/>Ich füge nach der Gewohnheit einige grammatische Kleinigkeiten auf einem besondern Blatte bey.<lb/>Ich möchte Ew. Excellenz wohl mein Leiden klagen, daß im Fache der Etymologie und vergleichenden Sprachkunde so entsetzlich gepfuschert wird. Ich verehre an dem wackern Ritter seinen redlichen Eifer und unermüdeten Fleiß, aber in der Vorhalle hat er sich von dem begeisterten Tone, der so übel zur Geschichtforschung paßt, anstecken lassen. Ich möchte sagen, wie Leibnitz vom Abbé Pezron: <hi rend="slant:italic">bonus Ritterus noster paullo plus</hi>, <hi rend="slant:italic">quam par est</hi>, <hi rend="slant:italic">καννίζει vel γοῤῥεσίζει</hi>. Er weiß kein Sanskrit, das ist noch nicht das schlimmste, er weiß auch nicht recht Griechisch. Er hat <hi rend="slant:italic">ἀνδριάντας ἀνακειμένους</hi> für <hi rend="weight:bold">liegende</hi> Statuen genommen, und sich daraus ich weiß nicht was gefabelt, von Göttern die <hi rend="weight:bold">liegend</hi> (warum nicht gar auf den Kopf gestellt!) angebetet worden seyn sollen. Ein ähnliches Unglück ist dem Engländer Prichard begegnet, der ein paradoxales aber geistreiches Buch über die Menschenraçen geschrieben, und dessen Vergleichung der Indischen und Aegyptischen Religion wirklich manches gute enthält. 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Ab 1787 studierte Wilhelm zusammen mit seinem Bruder Alexander an der Universität in Frankfurt (Oder) Rechtswissenschaften. Ein Jahr später wechselte er an die Universität Göttingen, wo er den gleichfalls dort studierenden AWS kennenlernte. 1789 führte ihn eine Reise in das revolutionäre Paris. Anfang 1790 trat er nach Beendigung des Studiums in den Staatsdienst und erhielt eine Anstellung im Justizdepartement. 1791 heiratete er Caroline von Dacheröden, die Tochter eines preußischen Kammergerichtsrates. Im selben Jahr schied er aus dem Staatsdienst aus, um auf den Gütern der Familie von Dacheröden seine Studien der altgriechischen Sprache, Kultur, Kunst und Philosophie fortzusetzen. 1794 zog er nach Jena. Humboldt fungierte als konstruktiver Kritiker und gelehrter Ratgeber für die Protagonisten der Weimarer Klassik. Ab November 1797 lebte er in Paris, um seine Studien fortzuführen. Ausgiebige Reisen nach Spanien dienten auch der Erforschung der baskischen Kultur und Sprache. Von 1802 bis 1808 agierte Humboldt als preußischer Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom. Mit der Aufgabe der konsularischen Vertretung war Humboldt zeitlich nicht überfordert, so dass er genug Gelegenheit hatte, seine Studien weiter zu betreiben und sein Domizil zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt zu machen. 1809 wurde er Sektionschef für Kultus und Unterricht im Ministerium des Innern in Berlin. Humboldt galt als liberaler Bildungsreformer. Zu seinen Leistungen gehören ein neu gegliedertes Bildungssystem, das allen Schichten die Möglichkeit des Zugangs zu Bildung zusichern sollte, und die Vereinheitlichung der Abschlussprüfungen. Als weiterer Meilenstein kann Humboldts Beteiligung bei der Gründung der Universität Berlin gelten; zahlreiche renommierte Wissenschaftler konnten für die Lehrstühle gewonnen werden. Die Eröffnung der Universität im Oktober 1810 fand allerdings ohne Humboldt statt. Nach Auseinandersetzungen verließ er den Bildungssektor und ging als preußischer Gesandter nach Wien, später nach London. In dieser Funktion war er am Wiener Kongress beteiligt. 1819 schied er aus dem Staatsdienst aus und beschäftigte sich weiter mit sprachwissenschaftlichen Forschungen, darunter auch dem Sanskrit und dem Kâwi, der Sprache der indonesischen Insel Java. Wilhelms Bruder Alexander von Humboldt war ein bedeutender Naturforscher, die Brüder Humboldt gelten als die „preußischen Dioskuren“.', '39_namevar' => 'Humboldt, Friedrich Wilhelm Christian Karl Ferdinand von Humboldt, Carl W. von Humboldt, Wilhelm F. von Humboldt, Guillaume de Humboldt, Karl W. von Humboldt, Carl Wilhelm von Humboldt, G. de', '39_beziehung' => 'AWS kannte Wilhelm von Humboldt schon aus Göttinger Studentenzeiten, in Jena begegneten sie sich wieder. Schlegel war 1805 Gast Humboldts in Rom, zur Zeit von dessen preußischer Gesandtschaft. 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Bonn den 19ten Mai 1823.
Ich bin sehr glücklich, durch Ew. Excellenz gütiges Schreiben vom 6ten Mai die Versicherung zu haben, daß Sie mit der Besorgung Ihrer Aufträge zufrieden gewesen sind. Es ist gewiß nicht meine Schuld, wenn irgend wer in Berlin das Heft der Indischen Bibliothek zeitiger erhalten hat als Ew. Excellenz: die sämtlichen Exemplare sind in Einem Packet abgegangen und Herrn Reimer zur Besorgung empfohlen worden.
Vor vier Tagen habe ich die besondern Abdrücke der Abhandlung nebst dem Text des Bhagavad Gita abgesendet. Den letzten bitte ich nur nicht aus der Hand zu geben, damit er nicht vor der Erscheinung seine Neuheit verliere.
Jetzt werden die kritischen Anmerkungen gedruckt. Ich werde sie nachsenden, da sie vielleicht hier und da zum leichteren Verständniß beytragen können. Ich denke, Ew. Excellenz werden wenig Schwierigkeit finden, wenn Sie mit der Übersetzung von Wilkins versehen sind. Zwar ist sie nicht frey von Misverständnissen, ja an vielen Stellen gar keine Übersetzung, weil er viele Indische Namen für abstracte Begriffe geradezu herübergenommen hat. Auf jeden Fall wird meine lateinische Übersetzung nachfolgen, von der ich zwar eigentlich nur grammatische Auslegung verheißen kann. Die philosophische bleibt der Zukunft vorbehalten.
Ich wünsche recht sehr, vor der Reise nach England noch ein neues Heft der Indischen Bibliothek ans Licht zu fördern, welches dann den für die Hellenisten so interessanten zweiten Theil Ihrer Abhandlung enthalten wird. Ich werde mein möglichstes thun: aber ich bin ein langsamer Schreiber, und jetzt habe ich noch vollauf mit dem Druck der Zuthaten zum Bhagavad Gita zu schaffen.
So eben empfange ich mit einem verspäteten Brief von Colebrooke den 14ten Band der Asiatic Researches, der fast ganz mit mathematischer Geographie angefüllt ist. Nur eine Abhandlung über die geographischen Nachrichten der Alten von Indien steht darin, von Wilford, der aus Beschämung über die bekannte Mystification seit vielen Jahren geschwiegen hatte. Ich habe noch nicht gelesen, aber nach dem ersten flüchtigen Anblick fürchte ich, er ist noch immer von seinen alten Täuschungen nicht ganz geheilt.
Colebrooke meldet mir, man habe, oder vielmehr wohl, er habe in London nun auch eine Asiatische Gesellschaft gestiftet. Dieß kann sehr nützlich werden, wenn sie es mit Eifer und Geschick angreifen. Die Pariser Gesellschaft ist mit ihren Geldmitteln gar zu beschränkt. Dieß wird doch in London anders seyn. Wenn ich nur hinkomme, ich hätte ihnen zehnerley Vorschläge zu thun. So, denke ich, könnte es gut gerathen, wenn die Engländer das Geld und die Materialien, und wir Deutschen den Fleiß und die kritische Genauigkeit dazu hergäben.
Ich wünsche Glück zu der ersten versuchten und wohlgerathenen Emendation. Allerdings muß es Hitop. Lond. p. 5, l. 2 heißen s͗rūyatāṃ, und so steht es auch in der Pariser Handschrift. „Ihr Herrn Gelehrten! meine Rede werde angehört.“ Herr Bernstein ist wohl zu entschuldigen, daß er sich, ohne die Hülfe einer Handschrift, gegen die dreifache Auctorität der beiden Ausgaben und Hamiltons nicht aufgelehnt hat. Ich bin nun schon so verstockt, daß ich für diese dreifache Auctorität nicht einen Pfifferling gebe. – An einer andern Stelle (p. 10 seiner lithographischen Blätter) hat Herr Bernstein den Fehler richtig bemerkt, aber nicht richtig verbessert. Es muß marusthalyāṃ heißen, cas. 7 von marusthalī, ein solches Wort, wie er annimmt: marusthalya giebt es nicht.
Ich füge nach der Gewohnheit einige grammatische Kleinigkeiten auf einem besondern Blatte bey.
Ich möchte Ew. Excellenz wohl mein Leiden klagen, daß im Fache der Etymologie und vergleichenden Sprachkunde so entsetzlich gepfuschert wird. Ich verehre an dem wackern Ritter seinen redlichen Eifer und unermüdeten Fleiß, aber in der Vorhalle hat er sich von dem begeisterten Tone, der so übel zur Geschichtforschung paßt, anstecken lassen. Ich möchte sagen, wie Leibnitz vom Abbé Pezron: bonus Ritterus noster paullo plus, quam par est, καννίζει vel γοῤῥεσίζει. Er weiß kein Sanskrit, das ist noch nicht das schlimmste, er weiß auch nicht recht Griechisch. Er hat ἀνδριάντας ἀνακειμένους für liegende Statuen genommen, und sich daraus ich weiß nicht was gefabelt, von Göttern die liegend (warum nicht gar auf den Kopf gestellt!) angebetet worden seyn sollen. Ein ähnliches Unglück ist dem Engländer Prichard begegnet, der ein paradoxales aber geistreiches Buch über die Menschenraçen geschrieben, und dessen Vergleichung der Indischen und Aegyptischen Religion wirklich manches gute enthält. Er übersetzt aus dem Herodot: τύπτονται τὸν κριὸν, they whip the ram; woraus denn weiter folgen würde, daß die Aegyptier gelegentlich, wie die Kamtschadalen, ihre Götter gepeitscht hätten. So etwas kann in der Zerstreuung begegnen, aber das Üble ist, daß es nun alle nicht wörtlich angeführten Griechischen Stellen verdächtig macht, und man sie selbst nachschlagen muß. Es ist wahr, viele Untersuchungen nehmen in unserm Zeitalter eine solche Wendung, daß Universalität dazu gefodert wird; diese besitzt aber niemand vollkommen: warum zieht man also nicht zuvor die Kundigen zu Rath?
Mit dem Sanskrit ist es vollends bey unsern Landsleuten eine wahre Wuth davon zu sprechen, ohne es zu wissen. Herr Rhode in Breslau, dem wir auch eine artige Vergleichung des Koptischen mit dem Plattdeutschen verdanken, will den Colebrooke über das Wort siddhânta zurecht weisen, es könne unmöglich demonstratio heißen. Haben Ew. Excellenz die Sprachbemerkungen in Links Urwelt gesehen? Und das Opus tripartitum? Wer kann es nur in Wien geschrieben haben? Doch wohl ein vornehmer Pole? Es hat einen Geschmack vom Polnischen Reichstage.
Was soll man nun bey dem allen thun? Es stillschweigend hingehen lassen, oder mit Spott darein fahren, oder ernsthaft widerlegen? Das letzte könnte beschwerlich fallen.
Ich freue mich zu sehen, daß Ew. Excellenz über den Buddhismus vorläufig mit mir einverstanden sind. Ich hoffe von Rémusat, der ja in China, in Tibet, in der Tartarey, überall wo der Buddhismus zu Hause ist, die besten Aufklärungen hervorzurufen. Ich selbst sehe wohl die historische Wichtigkeit ein, habe aber eigentlich keine Neigung zu dieser Untersuchung.
Ew. Excellenz dürfte man wohl gegen allzu große Gewissenhaftigkeit bei den Studien warnen, damit die Ausarbeitung nicht allzu weit hinausgeschoben, und ihr nicht allzu viel Zeit entzogen werden möge. Man muß sich endlich einmal ein Ziel setzen; es wäre mir sehr nützlich das Arabische zu wissen, aber es würde dem Sanskrit Abbruch thun. Das Persische gedenke ich schon einmal so nebenher mitzunehmen.
Das Setzen der Indischen Stellen in der Abhandlung war eine Kleinigkeit. Ich besorgte, der Setzer möchte sich aus Ew. Excellenz Handschrift nicht gut finden können, denn sonst ist sowohl mein Setzer als mein Schüler schon vollkommen eingeübt.
Mit meiner Gesundheit, wonach Sie die Güte haben, sich zu erkundigen, geht es seit einiger Zeit ziemlich gut. Ich habe mich einmal wieder auf das Reiten gelegt, und zwar, um methodisch mit der Grammatik anzufangen, auf der Reitbahn. Ich komme mir dabey wie der ὀψιμαθης des Theophrast [vor], mit dem ich überhaupt viel Ähnlichkeit habe.
Wir haben diesen Sommer ungefähr hundert Studirende weniger. Doch habe ich in einer Vorlesung über das Lied der Nibelungen gegen 150 Zuhörer. Ein herrlicher Hörsaal mit fünf großen Fenstern, die Aussicht auf den Rhein, die sieben Berge und den Drachenfels: man kann sich kein schöneres Local dazu wünschen.
Ich wünsche Ew. Excellenz einen recht heitern Sommeraufenthalt in vollkommnem Wohlseyn mit den Ihrigen. Mit der aufrichtigsten Verehrung und Ergebenheit
Ew. Excellenz
gehorsamster
AWvSchlegel.
Um den Brief nicht länger liegen zu lassen, muß ich die grammatica auf das nächstemal verschieben.
Ich bin sehr glücklich, durch Ew. Excellenz gütiges Schreiben vom 6ten Mai die Versicherung zu haben, daß Sie mit der Besorgung Ihrer Aufträge zufrieden gewesen sind. Es ist gewiß nicht meine Schuld, wenn irgend wer in Berlin das Heft der Indischen Bibliothek zeitiger erhalten hat als Ew. Excellenz: die sämtlichen Exemplare sind in Einem Packet abgegangen und Herrn Reimer zur Besorgung empfohlen worden.
Vor vier Tagen habe ich die besondern Abdrücke der Abhandlung nebst dem Text des Bhagavad Gita abgesendet. Den letzten bitte ich nur nicht aus der Hand zu geben, damit er nicht vor der Erscheinung seine Neuheit verliere.
Jetzt werden die kritischen Anmerkungen gedruckt. Ich werde sie nachsenden, da sie vielleicht hier und da zum leichteren Verständniß beytragen können. Ich denke, Ew. Excellenz werden wenig Schwierigkeit finden, wenn Sie mit der Übersetzung von Wilkins versehen sind. Zwar ist sie nicht frey von Misverständnissen, ja an vielen Stellen gar keine Übersetzung, weil er viele Indische Namen für abstracte Begriffe geradezu herübergenommen hat. Auf jeden Fall wird meine lateinische Übersetzung nachfolgen, von der ich zwar eigentlich nur grammatische Auslegung verheißen kann. Die philosophische bleibt der Zukunft vorbehalten.
Ich wünsche recht sehr, vor der Reise nach England noch ein neues Heft der Indischen Bibliothek ans Licht zu fördern, welches dann den für die Hellenisten so interessanten zweiten Theil Ihrer Abhandlung enthalten wird. Ich werde mein möglichstes thun: aber ich bin ein langsamer Schreiber, und jetzt habe ich noch vollauf mit dem Druck der Zuthaten zum Bhagavad Gita zu schaffen.
So eben empfange ich mit einem verspäteten Brief von Colebrooke den 14ten Band der Asiatic Researches, der fast ganz mit mathematischer Geographie angefüllt ist. Nur eine Abhandlung über die geographischen Nachrichten der Alten von Indien steht darin, von Wilford, der aus Beschämung über die bekannte Mystification seit vielen Jahren geschwiegen hatte. Ich habe noch nicht gelesen, aber nach dem ersten flüchtigen Anblick fürchte ich, er ist noch immer von seinen alten Täuschungen nicht ganz geheilt.
Colebrooke meldet mir, man habe, oder vielmehr wohl, er habe in London nun auch eine Asiatische Gesellschaft gestiftet. Dieß kann sehr nützlich werden, wenn sie es mit Eifer und Geschick angreifen. Die Pariser Gesellschaft ist mit ihren Geldmitteln gar zu beschränkt. Dieß wird doch in London anders seyn. Wenn ich nur hinkomme, ich hätte ihnen zehnerley Vorschläge zu thun. So, denke ich, könnte es gut gerathen, wenn die Engländer das Geld und die Materialien, und wir Deutschen den Fleiß und die kritische Genauigkeit dazu hergäben.
Ich wünsche Glück zu der ersten versuchten und wohlgerathenen Emendation. Allerdings muß es Hitop. Lond. p. 5, l. 2 heißen s͗rūyatāṃ, und so steht es auch in der Pariser Handschrift. „Ihr Herrn Gelehrten! meine Rede werde angehört.“ Herr Bernstein ist wohl zu entschuldigen, daß er sich, ohne die Hülfe einer Handschrift, gegen die dreifache Auctorität der beiden Ausgaben und Hamiltons nicht aufgelehnt hat. Ich bin nun schon so verstockt, daß ich für diese dreifache Auctorität nicht einen Pfifferling gebe. – An einer andern Stelle (p. 10 seiner lithographischen Blätter) hat Herr Bernstein den Fehler richtig bemerkt, aber nicht richtig verbessert. Es muß marusthalyāṃ heißen, cas. 7 von marusthalī, ein solches Wort, wie er annimmt: marusthalya giebt es nicht.
Ich füge nach der Gewohnheit einige grammatische Kleinigkeiten auf einem besondern Blatte bey.
Ich möchte Ew. Excellenz wohl mein Leiden klagen, daß im Fache der Etymologie und vergleichenden Sprachkunde so entsetzlich gepfuschert wird. Ich verehre an dem wackern Ritter seinen redlichen Eifer und unermüdeten Fleiß, aber in der Vorhalle hat er sich von dem begeisterten Tone, der so übel zur Geschichtforschung paßt, anstecken lassen. Ich möchte sagen, wie Leibnitz vom Abbé Pezron: bonus Ritterus noster paullo plus, quam par est, καννίζει vel γοῤῥεσίζει. Er weiß kein Sanskrit, das ist noch nicht das schlimmste, er weiß auch nicht recht Griechisch. Er hat ἀνδριάντας ἀνακειμένους für liegende Statuen genommen, und sich daraus ich weiß nicht was gefabelt, von Göttern die liegend (warum nicht gar auf den Kopf gestellt!) angebetet worden seyn sollen. Ein ähnliches Unglück ist dem Engländer Prichard begegnet, der ein paradoxales aber geistreiches Buch über die Menschenraçen geschrieben, und dessen Vergleichung der Indischen und Aegyptischen Religion wirklich manches gute enthält. Er übersetzt aus dem Herodot: τύπτονται τὸν κριὸν, they whip the ram; woraus denn weiter folgen würde, daß die Aegyptier gelegentlich, wie die Kamtschadalen, ihre Götter gepeitscht hätten. So etwas kann in der Zerstreuung begegnen, aber das Üble ist, daß es nun alle nicht wörtlich angeführten Griechischen Stellen verdächtig macht, und man sie selbst nachschlagen muß. Es ist wahr, viele Untersuchungen nehmen in unserm Zeitalter eine solche Wendung, daß Universalität dazu gefodert wird; diese besitzt aber niemand vollkommen: warum zieht man also nicht zuvor die Kundigen zu Rath?
Mit dem Sanskrit ist es vollends bey unsern Landsleuten eine wahre Wuth davon zu sprechen, ohne es zu wissen. Herr Rhode in Breslau, dem wir auch eine artige Vergleichung des Koptischen mit dem Plattdeutschen verdanken, will den Colebrooke über das Wort siddhânta zurecht weisen, es könne unmöglich demonstratio heißen. Haben Ew. Excellenz die Sprachbemerkungen in Links Urwelt gesehen? Und das Opus tripartitum? Wer kann es nur in Wien geschrieben haben? Doch wohl ein vornehmer Pole? Es hat einen Geschmack vom Polnischen Reichstage.
Was soll man nun bey dem allen thun? Es stillschweigend hingehen lassen, oder mit Spott darein fahren, oder ernsthaft widerlegen? Das letzte könnte beschwerlich fallen.
Ich freue mich zu sehen, daß Ew. Excellenz über den Buddhismus vorläufig mit mir einverstanden sind. Ich hoffe von Rémusat, der ja in China, in Tibet, in der Tartarey, überall wo der Buddhismus zu Hause ist, die besten Aufklärungen hervorzurufen. Ich selbst sehe wohl die historische Wichtigkeit ein, habe aber eigentlich keine Neigung zu dieser Untersuchung.
Ew. Excellenz dürfte man wohl gegen allzu große Gewissenhaftigkeit bei den Studien warnen, damit die Ausarbeitung nicht allzu weit hinausgeschoben, und ihr nicht allzu viel Zeit entzogen werden möge. Man muß sich endlich einmal ein Ziel setzen; es wäre mir sehr nützlich das Arabische zu wissen, aber es würde dem Sanskrit Abbruch thun. Das Persische gedenke ich schon einmal so nebenher mitzunehmen.
Das Setzen der Indischen Stellen in der Abhandlung war eine Kleinigkeit. Ich besorgte, der Setzer möchte sich aus Ew. Excellenz Handschrift nicht gut finden können, denn sonst ist sowohl mein Setzer als mein Schüler schon vollkommen eingeübt.
Mit meiner Gesundheit, wonach Sie die Güte haben, sich zu erkundigen, geht es seit einiger Zeit ziemlich gut. Ich habe mich einmal wieder auf das Reiten gelegt, und zwar, um methodisch mit der Grammatik anzufangen, auf der Reitbahn. Ich komme mir dabey wie der ὀψιμαθης des Theophrast [vor], mit dem ich überhaupt viel Ähnlichkeit habe.
Wir haben diesen Sommer ungefähr hundert Studirende weniger. Doch habe ich in einer Vorlesung über das Lied der Nibelungen gegen 150 Zuhörer. Ein herrlicher Hörsaal mit fünf großen Fenstern, die Aussicht auf den Rhein, die sieben Berge und den Drachenfels: man kann sich kein schöneres Local dazu wünschen.
Ich wünsche Ew. Excellenz einen recht heitern Sommeraufenthalt in vollkommnem Wohlseyn mit den Ihrigen. Mit der aufrichtigsten Verehrung und Ergebenheit
Ew. Excellenz
gehorsamster
AWvSchlegel.
Um den Brief nicht länger liegen zu lassen, muß ich die grammatica auf das nächstemal verschieben.