• Sophie Tischbein to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dessau · Place of Destination: Braunschweig · Date: 14.12.1795
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Tischbein
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dessau
  • Place of Destination: Braunschweig
  • Date: 14.12.1795
    Printed Text
  • Bibliography: Fiebiger, Otto: Briefe an August Wilhelm Schlegel. In: Die Grenzboten 76 (1917), H. 3, S. 310‒313.
  • Incipit: „Dessau, den 14ten December 1795
    Da Sie werthester Freund aus Erfahrung wißen, wie wenig Zeit und Muse man auf der Reise [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36910
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.27,Nr.11
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs. m. U.
  • Format: 23,1 x 19,1 cm
Dessau, den 14ten December 1795
Da Sie werthester Freund aus Erfahrung wißen, wie wenig Zeit und Muse man auf der Reise zum Schreiben hat, werden Sie unser langes Stilschweigen gern verzeihen. Unsere Versetzung von Weimar nach Dessau hat mich und Tischbein so sehr beschäftigt, daß an kein Schreiben zu denken war. Unser Vornehmen war den Winter in W[eimar] zubringen, wie ich Ihnen in meinem Brief sagte; allein das Schicksal hat uns noch ein wenig weiter getrieben; es geht den Leuten die keine bleibende Stelle haben immer so, sie solten nie bestimmen wie lange ihr Aufenthalt sein wird. Der Fürst von Dessau hatte den Wunsch geäussert Ti[schbein] so bald als möglich hier zu sehen; einige andere Umstände dazu machten, das wier es auch vor vernünftiger hielten dießmal in W[eimar] abzubrechen und uns hier her zu verpflantzen. Das ich anfänglich mein[e] Antwort aufschob war, weil wier uns wärend dem außerordentlich schönen Herbst immer mit der angenehmen Hoffnung schmeichelten Sie vieleicht noch in Wei[mar] zu sehen; es scheint aber Sie haben das schöne Braunschweig nicht verlassen können. ‒ Ein klein wenig Rache war auch ein wenig schuld das ich nicht früher schrib; denn haben Sie mich nicht erbärmlich lange auf eine Antwort warten lassen? Und das in einem Zeitpunkt wie der damalige. Sie wußten wie mich Hollands Schicksal intereßirte wie zugethan ich überhaubt der Politick war und das mir in meiner Einsamkeit in M[engeringhausen] nichts angenehmeres würde gewesen sein als wenn Sie mir recht viel von dort her erzält hätten. ‒ Demohngeachtet aber verließen Sie Amsterdam, durchreißten halb Teudschland und schrieben mir immer nicht. Wollen Sie wohl glauben das ich im Ernst oft glaubte Sie wären gestorben. Mein Bruder reißte nach Hanover ihm gab ich die Comißion sich dort nach Ihnen zu erkundigen und erfuhr durch ihn das Sie wirklich noch lebten, dort gewesen wären aber schon damals wieder fort waren. Nun war ich böß, ich hatte gehoft durch Sie so viel und so mancherlei von Amsterdam zu erfahren, und nun mußte die neugirige Frau auf alle die wigtigen politischen Neuigkeiten Verzigt thun, worauf sie sich schon im Geist so lange gefreut hatte. Jetz muß ich Ihnen sagen habe ich die Politick an den Hacken gehenckt (wie man zu sagen pflegt) ich lese so gar keine Zeitung mehr. Hätten Sie wohl gedacht das es jemals so weit mit mir kommen würde? Ich bin herzlich froh so weit von dem Kriegsteater zu sein, und denke: mögen sich die Herren schlagen und rüpfen so viel sie wollen mir gilts gleich. ‒
Tischbein hatte Ihnen versprochen etwas von Ihrem Abgott zu sagen. Die Zeit hat ihm gefehlt sein Versprechen zu halten und jetzt gibt er mir den Auftrag es zu thun; er meint einem Weibe würde es leichter ein solches Capitel abzuhandeln als einem Man. Nun ich will es versuchen, und sehen ob ich Ihnen begreiflich machen kan, das dieser Halb-Gott (wie Sie ihn zu zu nennen pflegten) nur ein Mensch ist. Sie fragen mich ob ich seinen Wilhelm Meister gelesen habe? O ja verschlungen habe ich ihn mehr als gelesen so ausserordentlich schön finde ich ihn; aber eben darum verdrießt es mich das ein so schöner und großer Geist auch so einen schwachen Geist zeigen kan. Hören Sie nur und urtheilen Sie. Erst muß ich Ihnen aber sagen das ich ihn wohl im Schauspielhauß gesehen habe, aber nie gesprochen; denn er würdigte uns seines Besuchʼs nicht. ‒ Er hat einen jungen Künstler mit von Italien gebracht gibt ihm Wohnung und den Tisch und hat ihn dem Herzog empfohlen der ihm auch des Jahrs etwas gibt; und G[öte] sein Plahn ist diesen Menschen in der Folge dort zu fixiren. Was dieser Mensch leisten kan, ist (wie alle Kunstverständige sagen) sehr wenig; auch ist dieß das algemeine Urtheil des dortigen Publikums über ihn. T[ischbein] hatte ein besonderes Empfehlungs-Schreiben an G[öte]. Dieser aber empfing ihn sehr kalt, und kam, obgleich halb Weimar T[ischbein] besuchte, in den ersten 6 Wochen nicht zu ihm; entlich ist er denn doch gekommen, aber immer kalt geblieben, und je mehr Arbeit Ti[schbein] bekam je mehr man mit seiner Arbeit zufrieden war je zurückhaltender wurde Herr G[öte]; auch hat er es nicht bei der Kälte bewenden lassen sondern wirklich Cabale gegen Ti[schbein] gemacht; es thut mir leyd dieses von ihm sagen zu müßen. Der Herzog so wie die Herzogin äußerten den Wunsch G[öte] von Ti[schbein] seiner Hand gemalt zu sehen. Ti[schbein] bat ihn um sein Portrait. Wiland, Herder und Pötiger haben ihm dieß sehr gütig zugestanden, Herr G[öte] aber abgeschlagen. Da nun die Arbeit vor den Hof geendigt war ging Ti[schbein] nochmals zu G[öte] und bat ihn doch zu kommen und sein Urtheil über die Gemälde zu sagen, und können Sie es glauben? Er ist nicht gekommen. ‒ Was konte anders die Ursache dieser sonderbaren Behandlung sein als Furcht daß seines Protégé Arbeit in Vergleichung mit der von Ti[schbein] seiner zu viel verlihren würde, oder die das Ti[schbein] sein Urtheil über diesen Menschen frei heraußsagen würde, und er auch ebenfals dadurch verlihren würde. Beides verbeßerte nun G[öte] durch sein Betragen nicht, und Sie selbst werden mir zugestehen, das diese Behandelung keinen edlen Zug in seinem Character bewiß, und dabei sehr viel Menschliches hatte. ‒ Sobald es hieß Ti[schbein] würde den Winter in W[eimar] bleiben ließ Herr G[öte] seinen Künstler geschwind nach Italien reisen und nun höre ich wird er wieder zurück[k]ommen. ‒ Mir ist es sehr leid das ich um einer so läppischen Ursache willen um das Vergnügen gekommen bin die Bekandschaft eines Mannes wie G[öte] gemacht zu haben.
Mit Vergnügen haben wier noch in Weimar Ihre Aufsätze in den Horen gelesen, und uns dabei der schönen Stunden in Amsterdam errinnert wo Sie werthester Freund, uns zuweilen die Manuscripte selbst vorlasen, wie oft wier den Wunsch äußerten. Das dieses noch so sein mögte brauche ich Ihnen nicht zu sagen, da Ihnen unsere Freundschaft vor Sie genugsam bekant ist. Tischbein empfihlt sich Ihnen bestens und versichert Sie, daß Ihre Aufsätze Herders und Wilands volkommen[en] Beifal hätten. Sollen wier denn gantz und gar auf das Vergnügen Verzigt thun Sie noch einmal wieder zu sehen? Ich kan mir den angenehmen Gedanken nicht aus dem Kopf bringen daß uns der Zufal nicht noch einmal zusammen bringen solte. Solten wier lange hier bleiben so wäre es leicht möglich, wenn Sie einmal nach Leibzig kommen, würden Sie uns ja wohl besuchen; denn es ist nur eine kleine Tag-Reise von dort hier her. Wier haben die Bekandschaft Herrn Schillers nicht gemacht; wier wahren in Gena, aber er komt beinah gar nicht mehr aus seinem Hauß, sieht auch bei sich Niemand. Wier waren bei Herrn Profeßor Loder; dieses ist ein prächtiger Man und hat eine sehr liebenswürdige Frau die Sie vieleicht kennen; sie ist die Tochter des Profeßor Richters aus Göttingen. ‒ Wie gefält es Ihnen denn in Braunschweig? Haben Sie dort angenehme Bekantscha[f]t gefunden? Fragen Sie mich nicht wie mir Dessau gefält, ich kenne weder den Ort noch die Menschen; ich bin noch nicht aus meinem Hauß gekommen, bin aber dabei recht vergnügt; denn seid einem Jahr ist mir nichts angenehmer als die Tage mit meinem lieben Tischbein und Kindern einsam zuzubringen; wier werden diesen Winter wenig ausgehen. Suchen Sie es nur möglich zu machen uns einmal zu besuchen; in meinem nächstem Brief kan ich Ihnen vieleicht sagen ob unser Auffenthalt hier lange sein wird. Folgen Sie ja unserem bösen Beispiel nicht und lassen Sie ja recht bald etwas von sich hören; unsere Adreße ist: in Dessau wohnhaft in dem Hause des Herrn Forst-Schreibers Rautenstock. ‒ Tischbein hätte Ihnen gern geschrieben ist aber so sehr mit seiner neuen Einrichtung beschäftigt das es ihm unmöglich ist, und ich wolte meinen Brief nicht mehr länger liegen lassen. ‒ Leben Sie recht wohl und erinnern Sie sich zuweilen Ihrer
Freundin S[ophie] Tischbein.
(Schluß folgt)
Dessau, den 14ten December 1795
Da Sie werthester Freund aus Erfahrung wißen, wie wenig Zeit und Muse man auf der Reise zum Schreiben hat, werden Sie unser langes Stilschweigen gern verzeihen. Unsere Versetzung von Weimar nach Dessau hat mich und Tischbein so sehr beschäftigt, daß an kein Schreiben zu denken war. Unser Vornehmen war den Winter in W[eimar] zubringen, wie ich Ihnen in meinem Brief sagte; allein das Schicksal hat uns noch ein wenig weiter getrieben; es geht den Leuten die keine bleibende Stelle haben immer so, sie solten nie bestimmen wie lange ihr Aufenthalt sein wird. Der Fürst von Dessau hatte den Wunsch geäussert Ti[schbein] so bald als möglich hier zu sehen; einige andere Umstände dazu machten, das wier es auch vor vernünftiger hielten dießmal in W[eimar] abzubrechen und uns hier her zu verpflantzen. Das ich anfänglich mein[e] Antwort aufschob war, weil wier uns wärend dem außerordentlich schönen Herbst immer mit der angenehmen Hoffnung schmeichelten Sie vieleicht noch in Wei[mar] zu sehen; es scheint aber Sie haben das schöne Braunschweig nicht verlassen können. ‒ Ein klein wenig Rache war auch ein wenig schuld das ich nicht früher schrib; denn haben Sie mich nicht erbärmlich lange auf eine Antwort warten lassen? Und das in einem Zeitpunkt wie der damalige. Sie wußten wie mich Hollands Schicksal intereßirte wie zugethan ich überhaubt der Politick war und das mir in meiner Einsamkeit in M[engeringhausen] nichts angenehmeres würde gewesen sein als wenn Sie mir recht viel von dort her erzält hätten. ‒ Demohngeachtet aber verließen Sie Amsterdam, durchreißten halb Teudschland und schrieben mir immer nicht. Wollen Sie wohl glauben das ich im Ernst oft glaubte Sie wären gestorben. Mein Bruder reißte nach Hanover ihm gab ich die Comißion sich dort nach Ihnen zu erkundigen und erfuhr durch ihn das Sie wirklich noch lebten, dort gewesen wären aber schon damals wieder fort waren. Nun war ich böß, ich hatte gehoft durch Sie so viel und so mancherlei von Amsterdam zu erfahren, und nun mußte die neugirige Frau auf alle die wigtigen politischen Neuigkeiten Verzigt thun, worauf sie sich schon im Geist so lange gefreut hatte. Jetz muß ich Ihnen sagen habe ich die Politick an den Hacken gehenckt (wie man zu sagen pflegt) ich lese so gar keine Zeitung mehr. Hätten Sie wohl gedacht das es jemals so weit mit mir kommen würde? Ich bin herzlich froh so weit von dem Kriegsteater zu sein, und denke: mögen sich die Herren schlagen und rüpfen so viel sie wollen mir gilts gleich. ‒
Tischbein hatte Ihnen versprochen etwas von Ihrem Abgott zu sagen. Die Zeit hat ihm gefehlt sein Versprechen zu halten und jetzt gibt er mir den Auftrag es zu thun; er meint einem Weibe würde es leichter ein solches Capitel abzuhandeln als einem Man. Nun ich will es versuchen, und sehen ob ich Ihnen begreiflich machen kan, das dieser Halb-Gott (wie Sie ihn zu zu nennen pflegten) nur ein Mensch ist. Sie fragen mich ob ich seinen Wilhelm Meister gelesen habe? O ja verschlungen habe ich ihn mehr als gelesen so ausserordentlich schön finde ich ihn; aber eben darum verdrießt es mich das ein so schöner und großer Geist auch so einen schwachen Geist zeigen kan. Hören Sie nur und urtheilen Sie. Erst muß ich Ihnen aber sagen das ich ihn wohl im Schauspielhauß gesehen habe, aber nie gesprochen; denn er würdigte uns seines Besuchʼs nicht. ‒ Er hat einen jungen Künstler mit von Italien gebracht gibt ihm Wohnung und den Tisch und hat ihn dem Herzog empfohlen der ihm auch des Jahrs etwas gibt; und G[öte] sein Plahn ist diesen Menschen in der Folge dort zu fixiren. Was dieser Mensch leisten kan, ist (wie alle Kunstverständige sagen) sehr wenig; auch ist dieß das algemeine Urtheil des dortigen Publikums über ihn. T[ischbein] hatte ein besonderes Empfehlungs-Schreiben an G[öte]. Dieser aber empfing ihn sehr kalt, und kam, obgleich halb Weimar T[ischbein] besuchte, in den ersten 6 Wochen nicht zu ihm; entlich ist er denn doch gekommen, aber immer kalt geblieben, und je mehr Arbeit Ti[schbein] bekam je mehr man mit seiner Arbeit zufrieden war je zurückhaltender wurde Herr G[öte]; auch hat er es nicht bei der Kälte bewenden lassen sondern wirklich Cabale gegen Ti[schbein] gemacht; es thut mir leyd dieses von ihm sagen zu müßen. Der Herzog so wie die Herzogin äußerten den Wunsch G[öte] von Ti[schbein] seiner Hand gemalt zu sehen. Ti[schbein] bat ihn um sein Portrait. Wiland, Herder und Pötiger haben ihm dieß sehr gütig zugestanden, Herr G[öte] aber abgeschlagen. Da nun die Arbeit vor den Hof geendigt war ging Ti[schbein] nochmals zu G[öte] und bat ihn doch zu kommen und sein Urtheil über die Gemälde zu sagen, und können Sie es glauben? Er ist nicht gekommen. ‒ Was konte anders die Ursache dieser sonderbaren Behandlung sein als Furcht daß seines Protégé Arbeit in Vergleichung mit der von Ti[schbein] seiner zu viel verlihren würde, oder die das Ti[schbein] sein Urtheil über diesen Menschen frei heraußsagen würde, und er auch ebenfals dadurch verlihren würde. Beides verbeßerte nun G[öte] durch sein Betragen nicht, und Sie selbst werden mir zugestehen, das diese Behandelung keinen edlen Zug in seinem Character bewiß, und dabei sehr viel Menschliches hatte. ‒ Sobald es hieß Ti[schbein] würde den Winter in W[eimar] bleiben ließ Herr G[öte] seinen Künstler geschwind nach Italien reisen und nun höre ich wird er wieder zurück[k]ommen. ‒ Mir ist es sehr leid das ich um einer so läppischen Ursache willen um das Vergnügen gekommen bin die Bekandschaft eines Mannes wie G[öte] gemacht zu haben.
Mit Vergnügen haben wier noch in Weimar Ihre Aufsätze in den Horen gelesen, und uns dabei der schönen Stunden in Amsterdam errinnert wo Sie werthester Freund, uns zuweilen die Manuscripte selbst vorlasen, wie oft wier den Wunsch äußerten. Das dieses noch so sein mögte brauche ich Ihnen nicht zu sagen, da Ihnen unsere Freundschaft vor Sie genugsam bekant ist. Tischbein empfihlt sich Ihnen bestens und versichert Sie, daß Ihre Aufsätze Herders und Wilands volkommen[en] Beifal hätten. Sollen wier denn gantz und gar auf das Vergnügen Verzigt thun Sie noch einmal wieder zu sehen? Ich kan mir den angenehmen Gedanken nicht aus dem Kopf bringen daß uns der Zufal nicht noch einmal zusammen bringen solte. Solten wier lange hier bleiben so wäre es leicht möglich, wenn Sie einmal nach Leibzig kommen, würden Sie uns ja wohl besuchen; denn es ist nur eine kleine Tag-Reise von dort hier her. Wier haben die Bekandschaft Herrn Schillers nicht gemacht; wier wahren in Gena, aber er komt beinah gar nicht mehr aus seinem Hauß, sieht auch bei sich Niemand. Wier waren bei Herrn Profeßor Loder; dieses ist ein prächtiger Man und hat eine sehr liebenswürdige Frau die Sie vieleicht kennen; sie ist die Tochter des Profeßor Richters aus Göttingen. ‒ Wie gefält es Ihnen denn in Braunschweig? Haben Sie dort angenehme Bekantscha[f]t gefunden? Fragen Sie mich nicht wie mir Dessau gefält, ich kenne weder den Ort noch die Menschen; ich bin noch nicht aus meinem Hauß gekommen, bin aber dabei recht vergnügt; denn seid einem Jahr ist mir nichts angenehmer als die Tage mit meinem lieben Tischbein und Kindern einsam zuzubringen; wier werden diesen Winter wenig ausgehen. Suchen Sie es nur möglich zu machen uns einmal zu besuchen; in meinem nächstem Brief kan ich Ihnen vieleicht sagen ob unser Auffenthalt hier lange sein wird. Folgen Sie ja unserem bösen Beispiel nicht und lassen Sie ja recht bald etwas von sich hören; unsere Adreße ist: in Dessau wohnhaft in dem Hause des Herrn Forst-Schreibers Rautenstock. ‒ Tischbein hätte Ihnen gern geschrieben ist aber so sehr mit seiner neuen Einrichtung beschäftigt das es ihm unmöglich ist, und ich wolte meinen Brief nicht mehr länger liegen lassen. ‒ Leben Sie recht wohl und erinnern Sie sich zuweilen Ihrer
Freundin S[ophie] Tischbein.
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