• Friedrich Schleiermacher to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: 12.04.1800
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Schleiermacher
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 12.04.1800
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Hans-Joachim Birkner u. Hermann Fischer. Berlin u.a. 1980ff. Abt. 5, Bd. 3. Briefwechsel 1799‒1800 (Briefe 553‒849). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1992, S. 471‒473.
  • Incipit: „[1] Berlin d 12t. April 00.
    Ich für mein Theil verspreche nicht nur förmlich und ordentlich meine Portion zu liefern sondern gebe [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.9
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,8 x 11,5 cm
[1] Berlin d 12t. April 00.
Ich für mein Theil verspreche nicht nur förmlich und ordentlich meine Portion zu liefern sondern gebe Ihnen auch hiemit feierlich meine Stimme zum Redaktorat, und bevollmächtige zugleich den Friedrich über die Vertheilung der Arbeiten, in so fern einem Jeden eine Meinung dabei zustehen soll, die meinige zu führen; sonst aber renoncire ich auch auf eine Meinung, da ich vorausseze, daß Sie von den Kräften der Mitarbeiter und was für einen Jeden das Beste ist eine richtige Idee haben. Freilich wäre ein solches Unternehmen ohne eine gewiße Vollständigkeit nichts; indeßen wünschte ich zu wißen ob Ihre Meinung dahin geht daß wir uns sogleich auch auf die eigentlich sogenannten Wissenschaften extendiren sollen? ich für mich bin fürs erste dagegen, nur was zur Philosophie über sie gehört muß uns frei bleiben. Die monatliche Erscheinung wäre höchst genant, auch wenn wir alle mehr Monatsarbeiter wären, und so bin ich ebenfalls für die meßliche. Machen Sie nur, daß Sie in Leipzig, wohin Sie ja reisen wollen [2] einen Verleger paken, und treten Sie dann gleich Ihr Amt an damit sich die Herren bei Zeiten in die Rippen stoßen und wir wo möglich gleich in einen guten Vorrath kommen. Bernhardi habe ich seit Gestern da ich Ihren Brief empfing noch nicht sehn können; ich will ihn aber heute aufsuchen und ihm das nöthige mittheilen. Den literarischen Artikel im Archiv wird er wol ohne Schwierigkeit aufgeben; aber für die Romane ist, wie ich fürchte, weder er noch seine Frau, mit der er in dieser Rüksicht sehr eine Person ausmacht, zu rechnen, weil er in diesem Artikel jezt viel in der Allgemeinen Literatur Zeitung arbeitet, und ob er diese auch sogleich aufgeben würde weiß ich nicht, indeß haben wir ja Caroline und Dorothea, die gewiß für dieses Fach nicht nur vortreflich sondern auch genug sind. Ich für mein Theil bin mit allem was ich kann und noch können werde der Eurige und ich hoffe es soll noch etwas aus mir werden. Uebrigens versteht sich von selbst daß wir Alle unser Recht zu vetoiren, denn ein solches giebt es doch bei jedem gemeinschaftlichen Unternehmen in die Hände des Redakteurs legen.
Sie sehen wie sehr mir die Sache Ernst ist, so daß ich nicht eher über etwas Anderes mit Ihnen reden konnte. Und doch ist unter diesem Andern die göttliche Teufelei die aber [3] freilich leider privatissime ist. Es soll sie heilig Niemand sehen als Bernhardi obgleich es unendlich Schade ist. Was für eine Gattung von Teufeleien bleibt uns andern armen Menschenkindern nun noch übrig, als die allerernsthafteste wo die Hörnchen und die übrigen Abzeichen nur so eben hie und da durchguken; in dieser will ich denn nächstens wieder etwas versuchen, und das lezte Stük des Athenäums gewiß nicht ohne Notiz laßen. Plaz ist noch genug, und wenn es nur dieses ist, so laßen Sie Sich vom Bürger nicht abhalten
Was den Frölich betrift so haben Sie ihm leider in Ihrem Briefe vom 9ten Merz worin Sie von Scherers Antwort melden wenigstens eine Veranlaßung gegeben Ihnen diesen wieder anzuschmieren; ich lege sein leztes Zettelchen bei welches ich wenige Tage vor Ihrem Briefe erhielt und ich fürchte er wird mir kein Geld geben sondern sich immer darauf berufen, daß Scherer seit dem gewiß gezahlt habe. Aus diesem Zettelchen werden Sie zugleich eine neue Lumperei sehen. Ich habe ihm darauf geantwortet „daß Friedrich sein Saldo dabei in Rechnung gebe, daran sei nicht zu denken, da ich aber doch voraussähe, daß er ohne irgend ein Versprechen den Druk gewiß aussezen würde, so verspräche ich ihm nicht eher zu mahnen, als ich [4] befugt gewesen sein würde, wenn er gleich nach der Meße den Druk angefangen und ordentlich betrieben hätte. An diesen Termin aber würde ich mich auch der fremden Beiträge wegen halten müßen.“ – Ihre große Teufelei hat hier allen Leuten unendlichen Spaß gemacht selbst den eingefleischten Berlinern wie Biester und Zöllner die Euch sonst hinlänglich haßen. Wie ist es auch anders möglich, auch bei noch so wenig Sinn für das Lustige! Ja eingeteufelt sind Sie oder vielmehr der Teufel ist eingeschlegelt, und außerhalb Ihnen gar nirgends mehr anzutreffen. Fichte hat mir erklärt daß schon dieses Opus allein Sie klassisch mache. So schön das nun ist, und so voll er war von Ihrer Gewalt über die Sprache, und von der Natürlichkeit der Nachahmung, so sehen Sie doch, was den Sinn für das Lustige betrifft, verdient er gewißermaßen hier zu sein.
Bleiben Sie ja nur recht eingeteufelt, und kuriren Sie, was um Sie her krank ist mit Wiz; das ist ein beßeres Reizmittel als China und dergleichen Zeug
[1] Berlin d 12t. April 00.
Ich für mein Theil verspreche nicht nur förmlich und ordentlich meine Portion zu liefern sondern gebe Ihnen auch hiemit feierlich meine Stimme zum Redaktorat, und bevollmächtige zugleich den Friedrich über die Vertheilung der Arbeiten, in so fern einem Jeden eine Meinung dabei zustehen soll, die meinige zu führen; sonst aber renoncire ich auch auf eine Meinung, da ich vorausseze, daß Sie von den Kräften der Mitarbeiter und was für einen Jeden das Beste ist eine richtige Idee haben. Freilich wäre ein solches Unternehmen ohne eine gewiße Vollständigkeit nichts; indeßen wünschte ich zu wißen ob Ihre Meinung dahin geht daß wir uns sogleich auch auf die eigentlich sogenannten Wissenschaften extendiren sollen? ich für mich bin fürs erste dagegen, nur was zur Philosophie über sie gehört muß uns frei bleiben. Die monatliche Erscheinung wäre höchst genant, auch wenn wir alle mehr Monatsarbeiter wären, und so bin ich ebenfalls für die meßliche. Machen Sie nur, daß Sie in Leipzig, wohin Sie ja reisen wollen [2] einen Verleger paken, und treten Sie dann gleich Ihr Amt an damit sich die Herren bei Zeiten in die Rippen stoßen und wir wo möglich gleich in einen guten Vorrath kommen. Bernhardi habe ich seit Gestern da ich Ihren Brief empfing noch nicht sehn können; ich will ihn aber heute aufsuchen und ihm das nöthige mittheilen. Den literarischen Artikel im Archiv wird er wol ohne Schwierigkeit aufgeben; aber für die Romane ist, wie ich fürchte, weder er noch seine Frau, mit der er in dieser Rüksicht sehr eine Person ausmacht, zu rechnen, weil er in diesem Artikel jezt viel in der Allgemeinen Literatur Zeitung arbeitet, und ob er diese auch sogleich aufgeben würde weiß ich nicht, indeß haben wir ja Caroline und Dorothea, die gewiß für dieses Fach nicht nur vortreflich sondern auch genug sind. Ich für mein Theil bin mit allem was ich kann und noch können werde der Eurige und ich hoffe es soll noch etwas aus mir werden. Uebrigens versteht sich von selbst daß wir Alle unser Recht zu vetoiren, denn ein solches giebt es doch bei jedem gemeinschaftlichen Unternehmen in die Hände des Redakteurs legen.
Sie sehen wie sehr mir die Sache Ernst ist, so daß ich nicht eher über etwas Anderes mit Ihnen reden konnte. Und doch ist unter diesem Andern die göttliche Teufelei die aber [3] freilich leider privatissime ist. Es soll sie heilig Niemand sehen als Bernhardi obgleich es unendlich Schade ist. Was für eine Gattung von Teufeleien bleibt uns andern armen Menschenkindern nun noch übrig, als die allerernsthafteste wo die Hörnchen und die übrigen Abzeichen nur so eben hie und da durchguken; in dieser will ich denn nächstens wieder etwas versuchen, und das lezte Stük des Athenäums gewiß nicht ohne Notiz laßen. Plaz ist noch genug, und wenn es nur dieses ist, so laßen Sie Sich vom Bürger nicht abhalten
Was den Frölich betrift so haben Sie ihm leider in Ihrem Briefe vom 9ten Merz worin Sie von Scherers Antwort melden wenigstens eine Veranlaßung gegeben Ihnen diesen wieder anzuschmieren; ich lege sein leztes Zettelchen bei welches ich wenige Tage vor Ihrem Briefe erhielt und ich fürchte er wird mir kein Geld geben sondern sich immer darauf berufen, daß Scherer seit dem gewiß gezahlt habe. Aus diesem Zettelchen werden Sie zugleich eine neue Lumperei sehen. Ich habe ihm darauf geantwortet „daß Friedrich sein Saldo dabei in Rechnung gebe, daran sei nicht zu denken, da ich aber doch voraussähe, daß er ohne irgend ein Versprechen den Druk gewiß aussezen würde, so verspräche ich ihm nicht eher zu mahnen, als ich [4] befugt gewesen sein würde, wenn er gleich nach der Meße den Druk angefangen und ordentlich betrieben hätte. An diesen Termin aber würde ich mich auch der fremden Beiträge wegen halten müßen.“ – Ihre große Teufelei hat hier allen Leuten unendlichen Spaß gemacht selbst den eingefleischten Berlinern wie Biester und Zöllner die Euch sonst hinlänglich haßen. Wie ist es auch anders möglich, auch bei noch so wenig Sinn für das Lustige! Ja eingeteufelt sind Sie oder vielmehr der Teufel ist eingeschlegelt, und außerhalb Ihnen gar nirgends mehr anzutreffen. Fichte hat mir erklärt daß schon dieses Opus allein Sie klassisch mache. So schön das nun ist, und so voll er war von Ihrer Gewalt über die Sprache, und von der Natürlichkeit der Nachahmung, so sehen Sie doch, was den Sinn für das Lustige betrifft, verdient er gewißermaßen hier zu sein.
Bleiben Sie ja nur recht eingeteufelt, und kuriren Sie, was um Sie her krank ist mit Wiz; das ist ein beßeres Reizmittel als China und dergleichen Zeug
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