• Johann Wolfgang von Goethe to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Unknown · Date: 06.10.1803
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Wolfgang von Goethe
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 06.10.1803
    Printed Text
  • Bibliography: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 146‒147.
  • Verlag: Insel Verlag
  • Incipit: „[1] Meine letzten Blätter die ich abschickte, waren, so viel ich mich erinnere nur voll von Julius Cäsar, und Sie haben [...]“
    Manuscript
  • Provider: Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
  • OAI Id: 1724891
  • Classification Number: S 506 : II : 28
  • Number of Pages: 1 Doppelbl., davon 3 S. e beschrieben
  • Format: 22,9 x 18,5 cm
  • Particularities: Der Brief befindet sich als Brief Nr. 28 in einem 1983 angefertigten Aufbewahrungskasten (Kasten II = Kasten "Goethe").
[1] Meine letzten Blätter die ich abschickte, waren, so viel ich mich erinnere nur voll von Julius Cäsar, und Sie haben gewiß, statt mir diese Leidenschafft zu verargen, mein Interesse getheilt. Heute und morgen Abend beschäftigen mich wieder die Proben davon, um so manches nachzuholen und aufzuputzen. Sonabend den 8ten wird die zweyte Vorstellung seyn.
Einen Kunstgriff muß ich Ihnen noch mittheilen, den ich gebraucht, um die Sinnen zu reizen und zu beschäftigen; ich habe nämlich den Leichenzug viel weiter ausgedehnt als das Stück ihn fordert, und, nach den Ueberlieferungen aus dem Alterthum, mit blasenden Instrumenten, Lictoren, Fahnenträgern, mit verschiedenen Feretris, welche Städte, Burgen, Flüsse, Bilder der Vorfahren, zum schauen bringen, ferner mit Freygelassnen, Klageweibern, Verwandten pp ausgeschmückt, daß ich dadurch auch die rohere Masse heranzuziehen, bey halbgebildeten, dem Gehalte des Stücks mehr Eingang zu verschaffen und gebildeten ein geneigtes Lächeln abzugewinnen hoffe.
[2] Ich breche ab, mit dem Wunsche, daß Sie es selbst sehen mögen; denn sonst käm ich in Gefahr wieder ein Blatt nach dem andern mit Betrachtungen über den Werth des Stücks, so wie der Uebersetzung, über unsere bisherige Leistungen und über unsere ernstlichen Vorsätze auszufüllen.
Lassen Sie uns dagegen ein Wort von dem critischen Institute sprechen. Sie haben das was dabey zu thun ist in Ihrem ersten Briefe so gut geschildert, daß ich nichts hinzu zu setzen brauche.
Die versäumten Bücher nachzuholen ist allerdings ein Haupterforderniß und kann gleich dadurch das erste Vierteljahr gehaltvoll werden. Mögen Sie mir also Beyträge zu dem Verzeichniß, mit einigen Vorschlägen der Vertheilung, liefern, so werden Sie unsere Entschlüsse beschleunigen und bestimmen helfen.
An Herrn Steffens lege ich einen Brief offen bey; Sie werden auch aus demselben sehen daß wir durchaus einstimmig sind. Es kann auch wohl bey Männern die die Sache durchschauen nur Eine Stimme seyn.
[3] Durchaus hoffe ich das Beste. Denn wenn diejenigen die productiv sind und auf mancherley Weise etwas leisten können, die Critik, im eigentlichen Sinne, nicht wohl treiben mögen; so ist es denn doch auch erfreulich gelegentlich die Ideen und Maximen, von denen unsere übrige Thätigkeit geleitet und bestimmt wird, auszusprechen und auch durch die Reflexion dem Unsichtbaren und unaussprechlichen eine Art von Körper zu leihen. Und dieß bey Gelegenheit, nicht etwa ex profeſso, wozu man sich nicht leicht entschließt. Hiemit lassen Sie mich endigen, damit der Brief heute fortkomme.
Sollte es Ihre Lage, wie ich wünsche, erlauben uns zu besuchen; so wünsche ich es bey Zeiten zu erfahren damit Sie mich in Weimar finden.
W[eimar] d. 6ten Octobr 1803.
G.
[4]
[1] Meine letzten Blätter die ich abschickte, waren, so viel ich mich erinnere nur voll von Julius Cäsar, und Sie haben gewiß, statt mir diese Leidenschafft zu verargen, mein Interesse getheilt. Heute und morgen Abend beschäftigen mich wieder die Proben davon, um so manches nachzuholen und aufzuputzen. Sonabend den 8ten wird die zweyte Vorstellung seyn.
Einen Kunstgriff muß ich Ihnen noch mittheilen, den ich gebraucht, um die Sinnen zu reizen und zu beschäftigen; ich habe nämlich den Leichenzug viel weiter ausgedehnt als das Stück ihn fordert, und, nach den Ueberlieferungen aus dem Alterthum, mit blasenden Instrumenten, Lictoren, Fahnenträgern, mit verschiedenen Feretris, welche Städte, Burgen, Flüsse, Bilder der Vorfahren, zum schauen bringen, ferner mit Freygelassnen, Klageweibern, Verwandten pp ausgeschmückt, daß ich dadurch auch die rohere Masse heranzuziehen, bey halbgebildeten, dem Gehalte des Stücks mehr Eingang zu verschaffen und gebildeten ein geneigtes Lächeln abzugewinnen hoffe.
[2] Ich breche ab, mit dem Wunsche, daß Sie es selbst sehen mögen; denn sonst käm ich in Gefahr wieder ein Blatt nach dem andern mit Betrachtungen über den Werth des Stücks, so wie der Uebersetzung, über unsere bisherige Leistungen und über unsere ernstlichen Vorsätze auszufüllen.
Lassen Sie uns dagegen ein Wort von dem critischen Institute sprechen. Sie haben das was dabey zu thun ist in Ihrem ersten Briefe so gut geschildert, daß ich nichts hinzu zu setzen brauche.
Die versäumten Bücher nachzuholen ist allerdings ein Haupterforderniß und kann gleich dadurch das erste Vierteljahr gehaltvoll werden. Mögen Sie mir also Beyträge zu dem Verzeichniß, mit einigen Vorschlägen der Vertheilung, liefern, so werden Sie unsere Entschlüsse beschleunigen und bestimmen helfen.
An Herrn Steffens lege ich einen Brief offen bey; Sie werden auch aus demselben sehen daß wir durchaus einstimmig sind. Es kann auch wohl bey Männern die die Sache durchschauen nur Eine Stimme seyn.
[3] Durchaus hoffe ich das Beste. Denn wenn diejenigen die productiv sind und auf mancherley Weise etwas leisten können, die Critik, im eigentlichen Sinne, nicht wohl treiben mögen; so ist es denn doch auch erfreulich gelegentlich die Ideen und Maximen, von denen unsere übrige Thätigkeit geleitet und bestimmt wird, auszusprechen und auch durch die Reflexion dem Unsichtbaren und unaussprechlichen eine Art von Körper zu leihen. Und dieß bey Gelegenheit, nicht etwa ex profeſso, wozu man sich nicht leicht entschließt. Hiemit lassen Sie mich endigen, damit der Brief heute fortkomme.
Sollte es Ihre Lage, wie ich wünsche, erlauben uns zu besuchen; so wünsche ich es bey Zeiten zu erfahren damit Sie mich in Weimar finden.
W[eimar] d. 6ten Octobr 1803.
G.
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· Konzept , 06.10.1803
· Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
· GSA 30/243, Bl. 85f.
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