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">[1]</span> Wohlgebohrner und Hochgelehrter,<br>Hochgeehrtester Herr,<br>Schüchtern muß sich mein Buch einem Manne vor Augen stellen der für unsre Zeiten den Vorzug romantischer Dichtungen im Trauerspiele vor jenen der alten Claßiker und mit ihnen <span class="index-6468 tp-43188 ">der Poetik des </span><span class="index-6468 tp-43188 index-159 tp-43182 ">Aristoteles</span> so bündig und nachdrücklich empfohlen hat, daß er nun an der Spitze einer der Partheyen steht worin sich seitdem Frankreich und Italien und vielleicht auch andre Länder über diesen Gegenstand getheilt haben. Erst lange nachher als ich <span class="index-6466 tp-43184 ">meine Schrift</span> durch den Druck bekannt gemacht hatte, kam mir <span class="index-6469 tp-43190 ">Ihre vortreffliche Behandlung der ganzen dramatischen Dichtkunst in einer italien. Uebersetzung</span> zur Hand: <span class="cite tp-51779 ">ich erblickte darin die Hand des Meisters, tiefen Forschungsgeist und gründliche ausgebreitete Gelehrsamkeit</span> so wie überall also auch in dem ersten Abschnitt der die Geschichte der griechischen Bühne enthält, welche ich als Anhang vielleicht zu gleicher Zeit, aber unter viel weniger günstigen Umständen kurz darzulegen unternommen hatte. Wahrscheinlich ist es mir damit weniger als mit den andern Theilen meiner Arbeit gelungen weil mein Gemüth und mein kranker Körper damals aufgebracht war bey Ansehung einer ärmlichen Nachäffung die man damals in Sizilien unter der schimpflichen Abhängigkeit eines fremden Ministers, der dabey ganz andre Absichten hatte aufführte. Gleichwohl wünschte ich über diesen Theil nicht weniger als über meine Uebersetzung <span class="notice-20510 ">[2]</span> und anmaßliche Verbesserungen der Poetik des A. so wie auch über den Versuch eine der berühmtesten u bisher nicht befriedigend bestimmten Behauptungen derselben in ein helleres Licht zu setzen – von keinem itztlebenden Gelehrten mehr als von Ihnen beurtheilt zu werden. Vor einigen Jahren lies ich schon durch die franz. Gesandschaft in <span class="index-279 tp-43186 ">Neapel</span> ein paar Exemplare meines Buchs nach Frankreich abgehn in Hoffnung daß vielleicht eines davon zufällig in Ihre Hände gerathen könnte, allein ich erfuhr weiter gar nichts von ihrem Schicksal. In Italien ist diese Gattung der Litteratur beynahe unbekannt und wird wenig oder gar nicht bearbeitet, und in Deutschland wo ihr eigentlicher Sitz sich befindet, hat man, soviel ich weis, nur in einem paar gelehrter Zeitungen nicht viel mehr als eine trockne Anzeige der in meinem Werkchen enthaltenen Materien gegeben. Ich bin gewisser Massen mit keinem der dortigen Gelehrten in Verbindung, und in Sizilien wo mich theils mein Alter und meine körperlichen Umstände, theils meine Anhänglichkeit an <span class="index-1833 tp-43189 ">den Kronprinzen</span> an dessen Erziehung ich ehemals als Präceptor theilnahm festhalten, sind kaum zwey denen ich meine wenige Arbeit vorlegen, viel weniger mich ihres Raths bey Verfertigung derselben bedienen konnte. 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[1] Wohlgebohrner und Hochgelehrter,
Hochgeehrtester Herr,
Schüchtern muß sich mein Buch einem Manne vor Augen stellen der für unsre Zeiten den Vorzug romantischer Dichtungen im Trauerspiele vor jenen der alten Claßiker und mit ihnen der Poetik des Aristoteles so bündig und nachdrücklich empfohlen hat, daß er nun an der Spitze einer der Partheyen steht worin sich seitdem Frankreich und Italien und vielleicht auch andre Länder über diesen Gegenstand getheilt haben. Erst lange nachher als ich meine Schrift durch den Druck bekannt gemacht hatte, kam mir Ihre vortreffliche Behandlung der ganzen dramatischen Dichtkunst in einer italien. Uebersetzung zur Hand: ich erblickte darin die Hand des Meisters, tiefen Forschungsgeist und gründliche ausgebreitete Gelehrsamkeit so wie überall also auch in dem ersten Abschnitt der die Geschichte der griechischen Bühne enthält, welche ich als Anhang vielleicht zu gleicher Zeit, aber unter viel weniger günstigen Umständen kurz darzulegen unternommen hatte. Wahrscheinlich ist es mir damit weniger als mit den andern Theilen meiner Arbeit gelungen weil mein Gemüth und mein kranker Körper damals aufgebracht war bey Ansehung einer ärmlichen Nachäffung die man damals in Sizilien unter der schimpflichen Abhängigkeit eines fremden Ministers, der dabey ganz andre Absichten hatte aufführte. Gleichwohl wünschte ich über diesen Theil nicht weniger als über meine Uebersetzung [2] und anmaßliche Verbesserungen der Poetik des A. so wie auch über den Versuch eine der berühmtesten u bisher nicht befriedigend bestimmten Behauptungen derselben in ein helleres Licht zu setzen – von keinem itztlebenden Gelehrten mehr als von Ihnen beurtheilt zu werden. Vor einigen Jahren lies ich schon durch die franz. Gesandschaft in Neapel ein paar Exemplare meines Buchs nach Frankreich abgehn in Hoffnung daß vielleicht eines davon zufällig in Ihre Hände gerathen könnte, allein ich erfuhr weiter gar nichts von ihrem Schicksal. In Italien ist diese Gattung der Litteratur beynahe unbekannt und wird wenig oder gar nicht bearbeitet, und in Deutschland wo ihr eigentlicher Sitz sich befindet, hat man, soviel ich weis, nur in einem paar gelehrter Zeitungen nicht viel mehr als eine trockne Anzeige der in meinem Werkchen enthaltenen Materien gegeben. Ich bin gewisser Massen mit keinem der dortigen Gelehrten in Verbindung, und in Sizilien wo mich theils mein Alter und meine körperlichen Umstände, theils meine Anhänglichkeit an den Kronprinzen an dessen Erziehung ich ehemals als Präceptor theilnahm festhalten, sind kaum zwey denen ich meine wenige Arbeit vorlegen, viel weniger mich ihres Raths bey Verfertigung derselben bedienen konnte. Sie sehen also, hochverehrter Herr, daß ich bis [3] jetzt eigentlich noch nicht weis, wie man mein wenig verbreitetes Buch aufgenommen hat, und von wem könnte ich über seinen Werth oder Unwerth sicherer unterrichtet werden, als von Ihnen, der in diesen Studien denen ich mich nur erst in meinem Alter und nur auf kurze Zeit gewidmet habe eine so erhabne Stelle behauptet? Ich bitte Sie also darum auf diejenige Weise worin es Ihnen am meisten gefällig seyn wird mir Ihr Urtheil bekannt zu machen und schätze es mir zur Ehre mich mit wahrer Verehrung zu nennen
Ihren gehorsamen u ergebensten
Diener Marchese Haus
Kämmerer d. Kön. beyd. Sizil.
Palermo am 12 März
1820.
Ich lasse gegenwärtiges Exemplar meiner Uebersezung durch den Bruder eines in Paris sich aufhaltenden Sizilianischen Arztes Foderà an Sie gelangen, Letzterer erhält zugleich noch drey andere über die Sie nach Ihrem belieben schalten können, u höchst würden Sie mich verbinden, wenn eines davon aus Ihren Händen noch an einen andern Gelehrten gelangen könnte.
[4] A Monsieur
Monsieur A. G. de Schlegel
à
Paris
avec un exemplaire de la poétique dʼAristote.
Hochgeehrtester Herr,
Schüchtern muß sich mein Buch einem Manne vor Augen stellen der für unsre Zeiten den Vorzug romantischer Dichtungen im Trauerspiele vor jenen der alten Claßiker und mit ihnen der Poetik des Aristoteles so bündig und nachdrücklich empfohlen hat, daß er nun an der Spitze einer der Partheyen steht worin sich seitdem Frankreich und Italien und vielleicht auch andre Länder über diesen Gegenstand getheilt haben. Erst lange nachher als ich meine Schrift durch den Druck bekannt gemacht hatte, kam mir Ihre vortreffliche Behandlung der ganzen dramatischen Dichtkunst in einer italien. Uebersetzung zur Hand: ich erblickte darin die Hand des Meisters, tiefen Forschungsgeist und gründliche ausgebreitete Gelehrsamkeit so wie überall also auch in dem ersten Abschnitt der die Geschichte der griechischen Bühne enthält, welche ich als Anhang vielleicht zu gleicher Zeit, aber unter viel weniger günstigen Umständen kurz darzulegen unternommen hatte. Wahrscheinlich ist es mir damit weniger als mit den andern Theilen meiner Arbeit gelungen weil mein Gemüth und mein kranker Körper damals aufgebracht war bey Ansehung einer ärmlichen Nachäffung die man damals in Sizilien unter der schimpflichen Abhängigkeit eines fremden Ministers, der dabey ganz andre Absichten hatte aufführte. Gleichwohl wünschte ich über diesen Theil nicht weniger als über meine Uebersetzung [2] und anmaßliche Verbesserungen der Poetik des A. so wie auch über den Versuch eine der berühmtesten u bisher nicht befriedigend bestimmten Behauptungen derselben in ein helleres Licht zu setzen – von keinem itztlebenden Gelehrten mehr als von Ihnen beurtheilt zu werden. Vor einigen Jahren lies ich schon durch die franz. Gesandschaft in Neapel ein paar Exemplare meines Buchs nach Frankreich abgehn in Hoffnung daß vielleicht eines davon zufällig in Ihre Hände gerathen könnte, allein ich erfuhr weiter gar nichts von ihrem Schicksal. In Italien ist diese Gattung der Litteratur beynahe unbekannt und wird wenig oder gar nicht bearbeitet, und in Deutschland wo ihr eigentlicher Sitz sich befindet, hat man, soviel ich weis, nur in einem paar gelehrter Zeitungen nicht viel mehr als eine trockne Anzeige der in meinem Werkchen enthaltenen Materien gegeben. Ich bin gewisser Massen mit keinem der dortigen Gelehrten in Verbindung, und in Sizilien wo mich theils mein Alter und meine körperlichen Umstände, theils meine Anhänglichkeit an den Kronprinzen an dessen Erziehung ich ehemals als Präceptor theilnahm festhalten, sind kaum zwey denen ich meine wenige Arbeit vorlegen, viel weniger mich ihres Raths bey Verfertigung derselben bedienen konnte. Sie sehen also, hochverehrter Herr, daß ich bis [3] jetzt eigentlich noch nicht weis, wie man mein wenig verbreitetes Buch aufgenommen hat, und von wem könnte ich über seinen Werth oder Unwerth sicherer unterrichtet werden, als von Ihnen, der in diesen Studien denen ich mich nur erst in meinem Alter und nur auf kurze Zeit gewidmet habe eine so erhabne Stelle behauptet? Ich bitte Sie also darum auf diejenige Weise worin es Ihnen am meisten gefällig seyn wird mir Ihr Urtheil bekannt zu machen und schätze es mir zur Ehre mich mit wahrer Verehrung zu nennen
Ihren gehorsamen u ergebensten
Diener Marchese Haus
Kämmerer d. Kön. beyd. Sizil.
Palermo am 12 März
1820.
Ich lasse gegenwärtiges Exemplar meiner Uebersezung durch den Bruder eines in Paris sich aufhaltenden Sizilianischen Arztes Foderà an Sie gelangen, Letzterer erhält zugleich noch drey andere über die Sie nach Ihrem belieben schalten können, u höchst würden Sie mich verbinden, wenn eines davon aus Ihren Händen noch an einen andern Gelehrten gelangen könnte.
[4] A Monsieur
Monsieur A. G. de Schlegel
à
Paris
avec un exemplaire de la poétique dʼAristote.