• August Wilhelm von Schlegel to Julius Ludwig Ideler

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 27.08.1838
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Julius Ludwig Ideler
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 27.08.1838
  • Notations: Abschrift von fremder Hand.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33904
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.12,Nr.8
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 21 x 13 cm
  • Incipit: „[1] Bonn d. 27 Aug. 38.
    Empfangen Sie, mein hochverehrter akademischer College, meinen lebhaftesten Dank für die Sendung Ihrer vortrefflicher Abhandlung. [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] Bonn d. 27 Aug. 38.
Empfangen Sie, mein hochverehrter akademischer College, meinen lebhaftesten Dank für die Sendung Ihrer vortrefflicher Abhandlung. Ich habe sie erst Einmal flüchtig lesen können, und habe schon viel daraus gelernt. Die Befriedigung sie gründlich und wiederholt zu lesen, muß ich mir für jetzt versagen, weil ich von allen Seiten um andre Arbeiten gemahnt und gedrängt werde; und diese Episode ist für mich so anziehend, daß ich darüber vergessen könnte.
Zu einiger Erwiederung sende ich den Aufsatz in Ewalds Zeitschrift. Die besonders abgezogenen Exemplare, verspätet durch die Vorfälle in Göttingen, sind mir erst kürzlich zugekommen. Ich glaube Ihnen meine schon zu Anfange des vorigen Jahres geschriebene Vorrede zu Haymanns Übersetzung des Buches von Prichard über die Aegyptische Mythologie geschickt zu haben. [2] Sollte ich mich irren, so wird Hr. Böckh sie Ihnen mittheilen können. Ich habe darin verschiedene Punkte abgehandelt, die in Beziehung auf die vorliegende Untersuchung stehen. Leider habe ich keine Exemplare mehr.
Zugleich lege ich einige von mir gedichtete Sanskritische Verse nebst der Lateinischen Übersetzung bei. Es war nur ein Scherz: Hr. Letronne mochte es als eine Warnung auslegen, doch ja nicht über das Indische Alterthum voreilig abzuurtheilen, wenn man die Sprache nicht weiß. Indessen sind meine Hauptgründe darin leicht angedeutet.
Nächstens wird meine Lateinische Übersetzung des Râmâyańa erscheinen, die ich der Akademie einsenden werde. In den Anmerkungen habe ich die Ächtheit der bewußten Stelle ausführlich erörtert.
Unsere Ansichten sind nicht so entgegengesetzt, als Sie, Verehrtester, anzunehmen scheinen. Im Gegentheil, in einigen Stücken sind Sie mein Bundesgenosse. Ich habe nirgends behauptet, daß die Constellationen des Thierkreises in Indien erfunden seyen. Daß sie aber schon von Alters dort ein[3]heimisch geworden waren, habe ich nicht nur behauptet, sondern unwidersprechlich bewiesen. Ihre Chaldäer sollen mir recht willkommen seyn. Tros Rutulus. ve fuat! Nur das wird man mir nicht weiß machen, daß die Griechen die Lehrer der alten Indier in der Astronomie gewesen seyen, eben so wenig als daß sie den Pfeffer nach Indien verpflanzt.
Die Aegyptier überlasse ich für jetzt ihrem Schicksale: ich denke, sie werden sich schon aus dem Handel ziehen.
In dem letzten Briefe an mich will Hr. Letronne freilich seine Hypothese noch nicht aufgeben, aber er scheint doch schon zum Rückzuge nach Chaldäa zu blasen; und dieß war, ehe er Ihre Abhandlung kannte.
Der Aufsatz in Ewalds Zeitschrift enthält kaum den vierten Theil dessen, was ich gegen Hrn. Letronne zu sagen habe. Aber ich weiß nicht, wann ich Muße finden werde, die Sache weiter zu führen. Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Verehrung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster

verte
[4] In Bezug auf Ihre Note 4 zu pag. 7 bemerke daß jetzt eben einer meiner jüngeren gelehrten Freunde, Hr. Gildemeister, eine Abhandlung über den wissenschaftlichen Verkehr der Araber mit Indien drucken läßt, worin er ein sehr gültiges Arabisches Zeugniß dafür aufgestellt hat, daß die Araber bereits mehrere astronomische Werke der Indier übersetzt hatten, ehe sie an den Ptolemäus kamen.

An
Herrn Professor Ideler,
Mitglied der Königlichen Akademie
in
Berlin.
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[1] Bonn d. 27 Aug. 38.
Empfangen Sie, mein hochverehrter akademischer College, meinen lebhaftesten Dank für die Sendung Ihrer vortrefflicher Abhandlung. Ich habe sie erst Einmal flüchtig lesen können, und habe schon viel daraus gelernt. Die Befriedigung sie gründlich und wiederholt zu lesen, muß ich mir für jetzt versagen, weil ich von allen Seiten um andre Arbeiten gemahnt und gedrängt werde; und diese Episode ist für mich so anziehend, daß ich darüber vergessen könnte.
Zu einiger Erwiederung sende ich den Aufsatz in Ewalds Zeitschrift. Die besonders abgezogenen Exemplare, verspätet durch die Vorfälle in Göttingen, sind mir erst kürzlich zugekommen. Ich glaube Ihnen meine schon zu Anfange des vorigen Jahres geschriebene Vorrede zu Haymanns Übersetzung des Buches von Prichard über die Aegyptische Mythologie geschickt zu haben. [2] Sollte ich mich irren, so wird Hr. Böckh sie Ihnen mittheilen können. Ich habe darin verschiedene Punkte abgehandelt, die in Beziehung auf die vorliegende Untersuchung stehen. Leider habe ich keine Exemplare mehr.
Zugleich lege ich einige von mir gedichtete Sanskritische Verse nebst der Lateinischen Übersetzung bei. Es war nur ein Scherz: Hr. Letronne mochte es als eine Warnung auslegen, doch ja nicht über das Indische Alterthum voreilig abzuurtheilen, wenn man die Sprache nicht weiß. Indessen sind meine Hauptgründe darin leicht angedeutet.
Nächstens wird meine Lateinische Übersetzung des Râmâyańa erscheinen, die ich der Akademie einsenden werde. In den Anmerkungen habe ich die Ächtheit der bewußten Stelle ausführlich erörtert.
Unsere Ansichten sind nicht so entgegengesetzt, als Sie, Verehrtester, anzunehmen scheinen. Im Gegentheil, in einigen Stücken sind Sie mein Bundesgenosse. Ich habe nirgends behauptet, daß die Constellationen des Thierkreises in Indien erfunden seyen. Daß sie aber schon von Alters dort ein[3]heimisch geworden waren, habe ich nicht nur behauptet, sondern unwidersprechlich bewiesen. Ihre Chaldäer sollen mir recht willkommen seyn. Tros Rutulus. ve fuat! Nur das wird man mir nicht weiß machen, daß die Griechen die Lehrer der alten Indier in der Astronomie gewesen seyen, eben so wenig als daß sie den Pfeffer nach Indien verpflanzt.
Die Aegyptier überlasse ich für jetzt ihrem Schicksale: ich denke, sie werden sich schon aus dem Handel ziehen.
In dem letzten Briefe an mich will Hr. Letronne freilich seine Hypothese noch nicht aufgeben, aber er scheint doch schon zum Rückzuge nach Chaldäa zu blasen; und dieß war, ehe er Ihre Abhandlung kannte.
Der Aufsatz in Ewalds Zeitschrift enthält kaum den vierten Theil dessen, was ich gegen Hrn. Letronne zu sagen habe. Aber ich weiß nicht, wann ich Muße finden werde, die Sache weiter zu führen. Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Verehrung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster

verte
[4] In Bezug auf Ihre Note 4 zu pag. 7 bemerke daß jetzt eben einer meiner jüngeren gelehrten Freunde, Hr. Gildemeister, eine Abhandlung über den wissenschaftlichen Verkehr der Araber mit Indien drucken läßt, worin er ein sehr gültiges Arabisches Zeugniß dafür aufgestellt hat, daß die Araber bereits mehrere astronomische Werke der Indier übersetzt hatten, ehe sie an den Ptolemäus kamen.

An
Herrn Professor Ideler,
Mitglied der Königlichen Akademie
in
Berlin.
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