• Charlotte Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Harburg, Elbe · Place of Destination: Bonn · Date: 05.06.1819
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Charlotte Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Harburg, Elbe
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 05.06.1819
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34097
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.1
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,2 x 12,3 cm
  • Incipit: „[1] Harburg d. 5ten Juny
    1819.
    Geliebter Bruder!
    Eben schikt die Frau Hofräthin Wiedemann aus Kiel, die sich hier kurtze Zeit zum Besuch [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] Harburg d. 5ten Juny
1819.
Geliebter Bruder!
Eben schikt die Frau Hofräthin Wiedemann aus Kiel, die sich hier kurtze Zeit zum Besuch aufgehalten hat, zu uns, und läst uns sagen, daß sie in einer Stunde nach Bonn abreisen würde und gerne einen Brief für uns mitnehmen möchte. Da mein Mann durch seine Geschäfte behindert wird Ihnen zu schreiben, so benutze ich diese schöne Gelegenheit um Ihnen bester Bruder etwas Nachricht von uns zu geben, bey Ihrer uns stets bewiesnen Theilnahme, darf ich hoffen [2] daß Ihnen dieses nicht unangenehm ist. Daß es Ihnen in Ihrem neuen Stande als junger Ehemann recht wohl geht und Sie vergnügt leben, darf ich voraussetzen; möchten Sie auch einer recht guten Gesundheit geniessen! Hierauf setze ich den höchsten Werth, weil ich sie leider jetzt entbehren und mich dadurch sehr unglücklich fühle. Schon eine geraume Zeit und so lange wir hier sind, leide ich fortwärend an der Gicht; meine Beine sind so gelähmt, daß ich oft gar nicht gehen kann und nie anders als mit einem Stok, dabey habe ich fast immer Schmerzen, dies ist eine traurige Lage. Mein Mann ist, Gottlob! gesund, hat aber so viele Geschäf[3]te, daß es ihm oft zu viel wird und er sich nach seiner vorigen Ruhe zurük sehnt. Den Töchtern hängt der Himmel voller Geigen, den eine jede hat ihren Geliebten. Ich setze voraus, lieber Bruder, daß Sie es wissen, daß beyde versprochen sind. Minchen wird den Hauptmann Spall heurathen, einen gebildeten, soliden Mann, und Malchen ist die Braut des Doctor Wolper, ein Mann der in sein Fach sehr geschikt ist, und einen sehr guten Ruf hat. Minchen ihre Hochzeit wird zu Michaelis seyn, mit Malchen daurt es noch etwas länger. Von unserm August wissen Sie daß er noch in Ilfelt ist, aber nicht Ursache hat zufrieden zu seyn, und daher sehnlichst eine andre Stelle wünscht. Nun wissen Sie be[4]ster Bruder wie es uns allen geht, ich schliesse daher mit der Bitte, daß Sie uns nun auch Nachricht von sich geben. In 6 Wochen wird die Frau Hofräthin Wiedemann wieder hieher zurükkommen, da haben Sie Gelegenheit meine Bitte zu erfüllen. Einen großen Gefallen würden Sie mir erzeigen, we[nn] Sie mir bestimmt sagen könnten, wo der Bruder Friedrich sich zulezt aufhält[.] Er hat mir vor längrer Zeit die Freud[e] gemacht, mir zu schreiben und ein sehr hübsches Glas zu schicken, gerne möchte ich ihn antworten wenn ich nur wüste wohin ich meinen Brief zu addressiren hätte. Nun, bester Bruder, leben Sie recht wohl. Der unbekanten Schwester machen Sie einen herzlichen Gruß von mir und uns allen. Mein Mann und meine Kinder, bitten um Ihr freundliches Andenken und empfehlen sich bestens, ich thue ein Gleiches und bin,
Ihre
ergebene Schwester Ch Schlegel
Verzeihen Sie dies Geschmier die große Eil ist Schuld daran.
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[1] Harburg d. 5ten Juny
1819.
Geliebter Bruder!
Eben schikt die Frau Hofräthin Wiedemann aus Kiel, die sich hier kurtze Zeit zum Besuch aufgehalten hat, zu uns, und läst uns sagen, daß sie in einer Stunde nach Bonn abreisen würde und gerne einen Brief für uns mitnehmen möchte. Da mein Mann durch seine Geschäfte behindert wird Ihnen zu schreiben, so benutze ich diese schöne Gelegenheit um Ihnen bester Bruder etwas Nachricht von uns zu geben, bey Ihrer uns stets bewiesnen Theilnahme, darf ich hoffen [2] daß Ihnen dieses nicht unangenehm ist. Daß es Ihnen in Ihrem neuen Stande als junger Ehemann recht wohl geht und Sie vergnügt leben, darf ich voraussetzen; möchten Sie auch einer recht guten Gesundheit geniessen! Hierauf setze ich den höchsten Werth, weil ich sie leider jetzt entbehren und mich dadurch sehr unglücklich fühle. Schon eine geraume Zeit und so lange wir hier sind, leide ich fortwärend an der Gicht; meine Beine sind so gelähmt, daß ich oft gar nicht gehen kann und nie anders als mit einem Stok, dabey habe ich fast immer Schmerzen, dies ist eine traurige Lage. Mein Mann ist, Gottlob! gesund, hat aber so viele Geschäf[3]te, daß es ihm oft zu viel wird und er sich nach seiner vorigen Ruhe zurük sehnt. Den Töchtern hängt der Himmel voller Geigen, den eine jede hat ihren Geliebten. Ich setze voraus, lieber Bruder, daß Sie es wissen, daß beyde versprochen sind. Minchen wird den Hauptmann Spall heurathen, einen gebildeten, soliden Mann, und Malchen ist die Braut des Doctor Wolper, ein Mann der in sein Fach sehr geschikt ist, und einen sehr guten Ruf hat. Minchen ihre Hochzeit wird zu Michaelis seyn, mit Malchen daurt es noch etwas länger. Von unserm August wissen Sie daß er noch in Ilfelt ist, aber nicht Ursache hat zufrieden zu seyn, und daher sehnlichst eine andre Stelle wünscht. Nun wissen Sie be[4]ster Bruder wie es uns allen geht, ich schliesse daher mit der Bitte, daß Sie uns nun auch Nachricht von sich geben. In 6 Wochen wird die Frau Hofräthin Wiedemann wieder hieher zurükkommen, da haben Sie Gelegenheit meine Bitte zu erfüllen. Einen großen Gefallen würden Sie mir erzeigen, we[nn] Sie mir bestimmt sagen könnten, wo der Bruder Friedrich sich zulezt aufhält[.] Er hat mir vor längrer Zeit die Freud[e] gemacht, mir zu schreiben und ein sehr hübsches Glas zu schicken, gerne möchte ich ihn antworten wenn ich nur wüste wohin ich meinen Brief zu addressiren hätte. Nun, bester Bruder, leben Sie recht wohl. Der unbekanten Schwester machen Sie einen herzlichen Gruß von mir und uns allen. Mein Mann und meine Kinder, bitten um Ihr freundliches Andenken und empfehlen sich bestens, ich thue ein Gleiches und bin,
Ihre
ergebene Schwester Ch Schlegel
Verzeihen Sie dies Geschmier die große Eil ist Schuld daran.
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