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<span class="index-2755 tp-29546 ">Harburg</span> den 31sten Jan. 1833.<br>Mein geliebter Bruder!<br>Auf Ihren Wunsch, gebe ich Ihnen gleich Heute Nachricht von den Empfang und die Ausbezahlung Ihres mir übersandten Wechsels, wen gleich bey meiner Schwäche mir das Schreiben sehr beschwerlich wird. Herzlichen Dank sage ich Ihnen, bester Bruder, für den abermahligen Beweis Ihrer gütigen Gesinnungen, und Ihrer brüderlichen Liebe. Durch den schönen Beytrag wird mir und <span class="index-2113 tp-69183 index-3671 tp-29547 index-3460 tp-29548 ">meinen Kindern</span> manche Sorge erleichtert, und manches Bedürfniß befriedigt werden, waß sonst hätte unterbleiben müssen. <br>Daß ich so lange nicht geschrieben habe, werden Sie wie ich hoffe, mir nicht als Gleichgültigkeit oder Undank auslegen, Sie kennen ja mein Herz, und <span class="notice-1886 ">[2]</span> wissen daher daß ich dazu unfähig bin, nur meine zunehmende Kränklichkeit, und besonders der Gichtschmerz und das Stechen in den Fingern meiner rechten Hand, hat mich gehindert und abgehalten. Um diese wenigen Zeilen zu Papier zu bringen und noch einige nothwendige Briefe schreiben zu könen, habe ich mir an allen Fingern Blutegeln setzen lassen, dadurch habe ich mir für kurze Zeit Lindrung verschaft. Ueber meine Beine habe ich auch zu klagen; sie sind mir so sehr angeschwollen daß ich fast nicht gehen kann, es ist wahrscheinlig Wasser. Gott gebe nur daß es mir nicht in die Brust steigt, ich würde sonst ein Schmerzenvolles Ende haben. Gerne will ich sterben, nur bitte ich Gott daß er mich für ein zu langes Lager, und zu heftige Schmerzen behühte. Ihre liebevolle Theilnahme an meinen Befinden, lieber Bruder, hat mich innig gerührt, und Ihr Mitgefühl thut meinem Herzen wohl und erfreut mich. <br>Ihr Andenken an den Tod <span class="index-264 tp-29549 ">der geliebten Mutter</span>, hat <span class="notice-1887 ">[3]</span> auch <span class="offset-4 ">mich</span> wehmüthig ergriffen, und mir jene Zeiten wo wir noch mit einander glücklich waren, lebhaft vor die Seele gestellt! Wie vieles hat sich seitdem verändert, und wie manchen schmerzlichen Verlust haben wir zu beweinen. Möge Gott Sie, theurster Bruder, als die einzige noch übrige Stütze der Familie, noch lange zu unserm Trost und unsrer Freude erhalten. <br><span class="index-3460 tp-29550 ">Meine Malchen</span> fühlt sich sehr beglükt durch Ihr gütiges Anerbieten sie freundlich bey sich auf zu nehmen. Das gute Kind das sich unter Ihren Schutz begiebt, wird gewiß alles anwenden Ihnen das Leben zu verschönern, und so viel ihre traurige Stimmung es zuläßt es Ihnen zu erheitern suchen. Ihr Besuch den sie mir verspricht macht mir viele Freude, nur die Trennung die im Hintergrunde liegt und gewiß die Lezte für dieses Leben ist, trübt sie mir und macht mich traurig.<br>Von <span class="index-3671 tp-29551 ">Minchen</span> erhalten Sie <span class="doc-5789 ">beykommend einen Brief</span> worin Sie Ihnen von sich und Ihrer Lage Nachricht geben wird. Leben Sie den wohl geliebter Bruder! 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[1] Harburg den 31sten Jan. 1833.
Mein geliebter Bruder!
Auf Ihren Wunsch, gebe ich Ihnen gleich Heute Nachricht von den Empfang und die Ausbezahlung Ihres mir übersandten Wechsels, wen gleich bey meiner Schwäche mir das Schreiben sehr beschwerlich wird. Herzlichen Dank sage ich Ihnen, bester Bruder, für den abermahligen Beweis Ihrer gütigen Gesinnungen, und Ihrer brüderlichen Liebe. Durch den schönen Beytrag wird mir und meinen Kindern manche Sorge erleichtert, und manches Bedürfniß befriedigt werden, waß sonst hätte unterbleiben müssen.
Daß ich so lange nicht geschrieben habe, werden Sie wie ich hoffe, mir nicht als Gleichgültigkeit oder Undank auslegen, Sie kennen ja mein Herz, und [2] wissen daher daß ich dazu unfähig bin, nur meine zunehmende Kränklichkeit, und besonders der Gichtschmerz und das Stechen in den Fingern meiner rechten Hand, hat mich gehindert und abgehalten. Um diese wenigen Zeilen zu Papier zu bringen und noch einige nothwendige Briefe schreiben zu könen, habe ich mir an allen Fingern Blutegeln setzen lassen, dadurch habe ich mir für kurze Zeit Lindrung verschaft. Ueber meine Beine habe ich auch zu klagen; sie sind mir so sehr angeschwollen daß ich fast nicht gehen kann, es ist wahrscheinlig Wasser. Gott gebe nur daß es mir nicht in die Brust steigt, ich würde sonst ein Schmerzenvolles Ende haben. Gerne will ich sterben, nur bitte ich Gott daß er mich für ein zu langes Lager, und zu heftige Schmerzen behühte. Ihre liebevolle Theilnahme an meinen Befinden, lieber Bruder, hat mich innig gerührt, und Ihr Mitgefühl thut meinem Herzen wohl und erfreut mich.
Ihr Andenken an den Tod der geliebten Mutter, hat [3] auch mich wehmüthig ergriffen, und mir jene Zeiten wo wir noch mit einander glücklich waren, lebhaft vor die Seele gestellt! Wie vieles hat sich seitdem verändert, und wie manchen schmerzlichen Verlust haben wir zu beweinen. Möge Gott Sie, theurster Bruder, als die einzige noch übrige Stütze der Familie, noch lange zu unserm Trost und unsrer Freude erhalten.
Meine Malchen fühlt sich sehr beglükt durch Ihr gütiges Anerbieten sie freundlich bey sich auf zu nehmen. Das gute Kind das sich unter Ihren Schutz begiebt, wird gewiß alles anwenden Ihnen das Leben zu verschönern, und so viel ihre traurige Stimmung es zuläßt es Ihnen zu erheitern suchen. Ihr Besuch den sie mir verspricht macht mir viele Freude, nur die Trennung die im Hintergrunde liegt und gewiß die Lezte für dieses Leben ist, trübt sie mir und macht mich traurig.
Von Minchen erhalten Sie beykommend einen Brief worin Sie Ihnen von sich und Ihrer Lage Nachricht geben wird. Leben Sie den wohl geliebter Bruder! Ich [4] wiederhohle Ihnen meinen herzlichen Dank und bitte um die Fortdauer Ihrer brüderlichen Liebe,
Ihre
Sie innig werthschätzende Schwester
Ch Schlegel
[1] beantw. d. 12ten März 33.
Mein geliebter Bruder!
Auf Ihren Wunsch, gebe ich Ihnen gleich Heute Nachricht von den Empfang und die Ausbezahlung Ihres mir übersandten Wechsels, wen gleich bey meiner Schwäche mir das Schreiben sehr beschwerlich wird. Herzlichen Dank sage ich Ihnen, bester Bruder, für den abermahligen Beweis Ihrer gütigen Gesinnungen, und Ihrer brüderlichen Liebe. Durch den schönen Beytrag wird mir und meinen Kindern manche Sorge erleichtert, und manches Bedürfniß befriedigt werden, waß sonst hätte unterbleiben müssen.
Daß ich so lange nicht geschrieben habe, werden Sie wie ich hoffe, mir nicht als Gleichgültigkeit oder Undank auslegen, Sie kennen ja mein Herz, und [2] wissen daher daß ich dazu unfähig bin, nur meine zunehmende Kränklichkeit, und besonders der Gichtschmerz und das Stechen in den Fingern meiner rechten Hand, hat mich gehindert und abgehalten. Um diese wenigen Zeilen zu Papier zu bringen und noch einige nothwendige Briefe schreiben zu könen, habe ich mir an allen Fingern Blutegeln setzen lassen, dadurch habe ich mir für kurze Zeit Lindrung verschaft. Ueber meine Beine habe ich auch zu klagen; sie sind mir so sehr angeschwollen daß ich fast nicht gehen kann, es ist wahrscheinlig Wasser. Gott gebe nur daß es mir nicht in die Brust steigt, ich würde sonst ein Schmerzenvolles Ende haben. Gerne will ich sterben, nur bitte ich Gott daß er mich für ein zu langes Lager, und zu heftige Schmerzen behühte. Ihre liebevolle Theilnahme an meinen Befinden, lieber Bruder, hat mich innig gerührt, und Ihr Mitgefühl thut meinem Herzen wohl und erfreut mich.
Ihr Andenken an den Tod der geliebten Mutter, hat [3] auch mich wehmüthig ergriffen, und mir jene Zeiten wo wir noch mit einander glücklich waren, lebhaft vor die Seele gestellt! Wie vieles hat sich seitdem verändert, und wie manchen schmerzlichen Verlust haben wir zu beweinen. Möge Gott Sie, theurster Bruder, als die einzige noch übrige Stütze der Familie, noch lange zu unserm Trost und unsrer Freude erhalten.
Meine Malchen fühlt sich sehr beglükt durch Ihr gütiges Anerbieten sie freundlich bey sich auf zu nehmen. Das gute Kind das sich unter Ihren Schutz begiebt, wird gewiß alles anwenden Ihnen das Leben zu verschönern, und so viel ihre traurige Stimmung es zuläßt es Ihnen zu erheitern suchen. Ihr Besuch den sie mir verspricht macht mir viele Freude, nur die Trennung die im Hintergrunde liegt und gewiß die Lezte für dieses Leben ist, trübt sie mir und macht mich traurig.
Von Minchen erhalten Sie beykommend einen Brief worin Sie Ihnen von sich und Ihrer Lage Nachricht geben wird. Leben Sie den wohl geliebter Bruder! Ich [4] wiederhohle Ihnen meinen herzlichen Dank und bitte um die Fortdauer Ihrer brüderlichen Liebe,
Ihre
Sie innig werthschätzende Schwester
Ch Schlegel
[1] beantw. d. 12ten März 33.
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 30.01.1833
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.76
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.76