• Luise Wiedemann to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Kiel · Place of Destination: Bonn · Date: 12.08.1838
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Luise Wiedemann
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Kiel
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 12.08.1838
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34336
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.17
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,2 x 12,4 cm
  • Incipit: „[1] Kiel d. 12 August 1838
    Es ist nun bald ein Jahr mein Theurer Schwager; daß ich mit meinen Töchtern und [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] Kiel d. 12 August 1838
Es ist nun bald ein Jahr mein Theurer Schwager; daß ich mit meinen Töchtern und Schwiegersohn von Ihnen so freundlich u Liebevoll aufgenommen ward, noch ist mir es immer leid u wird es bleiben, daß Sie nicht vorher von unserem Kommen unter richtet waren – mit einem Wort daß Mißverstehn vorwaltete, u darum Welcker keine Nachricht nach Freiburg gab, daß die verlorne Hutschachtel störend einfluß hatte – mit deren Inhalt die nicht Putzschätze sondren kleine Haußschätze enthielt – das Regenwetter Trug auch dazu bei daß man sich zu früh entschloß weiter zu reisen, u nicht erst ruhig abwartete, wie Sie uns aufnehmen würden – wie es sich den auch nun gestaltete. so nahmen wir das bedenken Ihrer gütigen Aufnahme mit auf dem Weg, u fuhren nach dem wir in Andernach nicht aufgenommen wurden, bis Coblenz – u gedachten der [2] der mit Ihnen zugebrachten Stunden mit einem Gefühl der Behaglichkeit – Am Ende hatten wir auch noch vor unserer Abreise die bewuste Sachtel wieder zu erhalten – u kamen endlich wieder nach Kiel, nachdem wir in Göttingen den Dieterich Lotte ihren Mann sterbend verließen so auch möchte ich sagen die Academie nach dem Jubileume, in einen ähnlichen Zustande – welcher doch damals nicht laut sein konnte, da gewisse Ereignisse ihn noch nicht hervorgerufen hatten – lieb war mir in dessen die glänzenden Tage nicht in Göttingen gewesen zu sein, ich hatte so noch mehr gut davon u machte bei Dahlmann Bekantschaften die mir erfreulich waren – so auch denn Archivarius Perz aus Hannover – u dessen sehr liebenswürdiger Frau. leider war Humbold nicht mehr in G. – aber dem alten Blumenbach sprach ich, u seine sehr angenehme Schwigertochter – welche dem Minister v Arenswald bekannt war, u dieser hatte ihr auch öfters von Caroline gesprochen – u sich der Zeit des [3] Aufenthalts in Göttingen so wie Ihrer gern errinnert – der Mutter Flege bei einer Krankheit auch ziehmend gedenkend. Nun wieder in Kiel angelangt, fanden wir Wiedemann leidlich wohl vor, u uns mit Sehnsucht erwartent – Wohin, lieber Freund wird dies alles führen! werden Sie fragen ich wolte Sie aber uns begleitent bis zu den heutigen Tagen führend; Valentiner hat den Winter eine so genannte Predicanten Stelle bei einen Prediger verwaltet, u ist nun kömmt das beste! zu einer dritten Predigerstelle oder Adjunkten Prediger in Kiel erwählt worden – so lieber Schlegel daß wir etwa gegen Michaelis Hochzeit im Hause geben werden – u Theone nun auch eine Frau Pastorin werden wird.
Haben Sie nun Lust zur Hochzeit nach Norden zu kommen? so sollen Sie uns allen ein lieber Hochzeitsgast sein – wer weiß ob es Sie nicht reizt, noch einmal [4] in Kiel einzurücken, nun nicht mit Kriegsgeschwader, sondern fein friedlich mit einen Hochzeitsgedicht im Herzen oder in Händen – die Sonne leuchtet eben zum ersten Male, zu meiner Bitte mit freundlicher seegenbringender Hellle so daß man wohl selbst Dichter in unsere Fluren laden kann –
Mit dem herzlichsten Grüßen von Wiedemann u dem ergebensten von meinen Verlobten, bin ich wie immer Ihre von Herzen ergebne, u Sie wehrt haltende
Louise Wiedemann
geb Michaelis

Ich mache weiter keine Entschudigung wegen meiner schlechten Schreiberei, u Ortografie oder Geografie – (die ich verlernt hatte oder eigentlich nie erlernte –) wie eine Frau sich ausgedrückt hatte wie mir Pastor Harms erzählte –
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[1] Kiel d. 12 August 1838
Es ist nun bald ein Jahr mein Theurer Schwager; daß ich mit meinen Töchtern und Schwiegersohn von Ihnen so freundlich u Liebevoll aufgenommen ward, noch ist mir es immer leid u wird es bleiben, daß Sie nicht vorher von unserem Kommen unter richtet waren – mit einem Wort daß Mißverstehn vorwaltete, u darum Welcker keine Nachricht nach Freiburg gab, daß die verlorne Hutschachtel störend einfluß hatte – mit deren Inhalt die nicht Putzschätze sondren kleine Haußschätze enthielt – das Regenwetter Trug auch dazu bei daß man sich zu früh entschloß weiter zu reisen, u nicht erst ruhig abwartete, wie Sie uns aufnehmen würden – wie es sich den auch nun gestaltete. so nahmen wir das bedenken Ihrer gütigen Aufnahme mit auf dem Weg, u fuhren nach dem wir in Andernach nicht aufgenommen wurden, bis Coblenz – u gedachten der [2] der mit Ihnen zugebrachten Stunden mit einem Gefühl der Behaglichkeit – Am Ende hatten wir auch noch vor unserer Abreise die bewuste Sachtel wieder zu erhalten – u kamen endlich wieder nach Kiel, nachdem wir in Göttingen den Dieterich Lotte ihren Mann sterbend verließen so auch möchte ich sagen die Academie nach dem Jubileume, in einen ähnlichen Zustande – welcher doch damals nicht laut sein konnte, da gewisse Ereignisse ihn noch nicht hervorgerufen hatten – lieb war mir in dessen die glänzenden Tage nicht in Göttingen gewesen zu sein, ich hatte so noch mehr gut davon u machte bei Dahlmann Bekantschaften die mir erfreulich waren – so auch denn Archivarius Perz aus Hannover – u dessen sehr liebenswürdiger Frau. leider war Humbold nicht mehr in G. – aber dem alten Blumenbach sprach ich, u seine sehr angenehme Schwigertochter – welche dem Minister v Arenswald bekannt war, u dieser hatte ihr auch öfters von Caroline gesprochen – u sich der Zeit des [3] Aufenthalts in Göttingen so wie Ihrer gern errinnert – der Mutter Flege bei einer Krankheit auch ziehmend gedenkend. Nun wieder in Kiel angelangt, fanden wir Wiedemann leidlich wohl vor, u uns mit Sehnsucht erwartent – Wohin, lieber Freund wird dies alles führen! werden Sie fragen ich wolte Sie aber uns begleitent bis zu den heutigen Tagen führend; Valentiner hat den Winter eine so genannte Predicanten Stelle bei einen Prediger verwaltet, u ist nun kömmt das beste! zu einer dritten Predigerstelle oder Adjunkten Prediger in Kiel erwählt worden – so lieber Schlegel daß wir etwa gegen Michaelis Hochzeit im Hause geben werden – u Theone nun auch eine Frau Pastorin werden wird.
Haben Sie nun Lust zur Hochzeit nach Norden zu kommen? so sollen Sie uns allen ein lieber Hochzeitsgast sein – wer weiß ob es Sie nicht reizt, noch einmal [4] in Kiel einzurücken, nun nicht mit Kriegsgeschwader, sondern fein friedlich mit einen Hochzeitsgedicht im Herzen oder in Händen – die Sonne leuchtet eben zum ersten Male, zu meiner Bitte mit freundlicher seegenbringender Hellle so daß man wohl selbst Dichter in unsere Fluren laden kann –
Mit dem herzlichsten Grüßen von Wiedemann u dem ergebensten von meinen Verlobten, bin ich wie immer Ihre von Herzen ergebne, u Sie wehrt haltende
Louise Wiedemann
geb Michaelis

Ich mache weiter keine Entschudigung wegen meiner schlechten Schreiberei, u Ortografie oder Geografie – (die ich verlernt hatte oder eigentlich nie erlernte –) wie eine Frau sich ausgedrückt hatte wie mir Pastor Harms erzählte –
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