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class="family-courier ">Juli</span> 1833.<br>Recht erfreut ward ich durch Ihr gütiges Schreiben, theuerster Oheim, und bin Ihnen sowohl dafür, wie für die Freundlichkeit, mit der Sie mich bei sich aufnehmen wollen, von ganzem Herzen dankbar. Die Zimmer, die Sie mir eingeräumt haben, werden gewiß nicht nur meinen Wünschen entsprechen, sondern besser sein, als ich sie je bewohnt habe. Ihren gütigen Vorschlag, auch den Winter bei Ihnen zubringen zu dürfen, nehme ich sehr gern an, denn ich läugne nicht, daß ich eine große Scheu davor hegte, grade in der traurigen Jahrszeit nach <span class="index-5127 tp-34137 ">Lingen</span> zurück zu kehren. Sie haben recht, Lingen ist ein unbedeutender Ort, der wenige Vorzüge hat <span class="notice-4687 ">[2]</span> und ich würde ihn freiwillig nie zu meinem Aufenthalt wählen, wenn nicht einige kleine Vortheile für mich damit verbunden wären, die ich in meiner, jetzt leider beschränkten Lage, nicht unberücksichtigt lassen darf.<br>Um meine Reise nach <span class="index-887 tp-34138 ">Bonn</span> werde ich allgemein beneidet, sowohl wegen der schönen Gegend, hauptsächlich aber wegen des Aufenthalt’s in Ihrem Hause. Da ich mich dieses großen Vorzuges nun auf längere Zeit erfreuen darf, so habe ich den Wünschen <span class="index-2286 tp-34139 ">meiner Mutter</span> nachgegeben und beschlossen, bis Ende dieses, oder Anfang des nächsten Monats hier zu bleiben. Natürlich wird auch mir die Trennung von ihr sehr schwer werden, da ich wohl nicht hoffen darf, sie je wieder zu sehen.<br>Daß für den Unterricht <span class="index-5130 tp-67804 ">meines Hermann’s</span> vielleicht an keinem Orte besser gesorgt werden könnte, als grade in <span class="index-887 tp-67805 ">Bonn</span>, davon bin ich über<span class="notice-4688 ">[3]</span>zeugt und es gereicht mir zur großen Beruhigung. Er ist für sein Alter noch weit zurück, denn bei seinem zarten Körperbau mußte auf seine Gesundheit vor allen Dingen Rücksicht genommen werden und das Lernen ward nicht regelmäßig und eifrig betrieben. Jetzt scheint es mir aber hohe Zeit zu sein, das Versäumte nachzuholen; hier ließ sich jedoch gar keine Einrichtung dazu treffen.<br>In der vorigen Woche bin ich in <span class="index-98 tp-34141 ">Hamburg</span> gewesen und habe mit Vergnügen Ihre Aufträge besorgt und wie ich hoffe, zu Ihrer Zufriedenheit. 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[1] Harburg d. 6 Juli 1833.
Recht erfreut ward ich durch Ihr gütiges Schreiben, theuerster Oheim, und bin Ihnen sowohl dafür, wie für die Freundlichkeit, mit der Sie mich bei sich aufnehmen wollen, von ganzem Herzen dankbar. Die Zimmer, die Sie mir eingeräumt haben, werden gewiß nicht nur meinen Wünschen entsprechen, sondern besser sein, als ich sie je bewohnt habe. Ihren gütigen Vorschlag, auch den Winter bei Ihnen zubringen zu dürfen, nehme ich sehr gern an, denn ich läugne nicht, daß ich eine große Scheu davor hegte, grade in der traurigen Jahrszeit nach Lingen zurück zu kehren. Sie haben recht, Lingen ist ein unbedeutender Ort, der wenige Vorzüge hat [2] und ich würde ihn freiwillig nie zu meinem Aufenthalt wählen, wenn nicht einige kleine Vortheile für mich damit verbunden wären, die ich in meiner, jetzt leider beschränkten Lage, nicht unberücksichtigt lassen darf.
Um meine Reise nach Bonn werde ich allgemein beneidet, sowohl wegen der schönen Gegend, hauptsächlich aber wegen des Aufenthalt’s in Ihrem Hause. Da ich mich dieses großen Vorzuges nun auf längere Zeit erfreuen darf, so habe ich den Wünschen meiner Mutter nachgegeben und beschlossen, bis Ende dieses, oder Anfang des nächsten Monats hier zu bleiben. Natürlich wird auch mir die Trennung von ihr sehr schwer werden, da ich wohl nicht hoffen darf, sie je wieder zu sehen.
Daß für den Unterricht meines Hermann’s vielleicht an keinem Orte besser gesorgt werden könnte, als grade in Bonn, davon bin ich über[3]zeugt und es gereicht mir zur großen Beruhigung. Er ist für sein Alter noch weit zurück, denn bei seinem zarten Körperbau mußte auf seine Gesundheit vor allen Dingen Rücksicht genommen werden und das Lernen ward nicht regelmäßig und eifrig betrieben. Jetzt scheint es mir aber hohe Zeit zu sein, das Versäumte nachzuholen; hier ließ sich jedoch gar keine Einrichtung dazu treffen.
In der vorigen Woche bin ich in Hamburg gewesen und habe mit Vergnügen Ihre Aufträge besorgt und wie ich hoffe, zu Ihrer Zufriedenheit. Sehr gern würde ich noch mehrere übernommen haben, wenn nicht, wie Sie bemerken, durch Transport und Zoll die Sachen sehr vertheuert würden.
Meine Mutter und Schwester empfehlen sich Ihnen bestens; erstere dankt Ihnen für Ihren freundlichen Brief, dessen Beantwortung sie sich vorbehält.
[4] Vor meiner Abreise von Lingen, wo ich ungefähr 14 Tage zu verweilen denke, schreibe ich Ihnen auf jeden Fall noch ein Mal und bestimme den Tag meiner Ankunft.
Leben Sie recht wohl, bester Oheim, und erhalten Sie mir Ihr so schätzbares Wohlwollen.
Ihre
Sie liebende Nichte
Amalie Wolper.
Recht erfreut ward ich durch Ihr gütiges Schreiben, theuerster Oheim, und bin Ihnen sowohl dafür, wie für die Freundlichkeit, mit der Sie mich bei sich aufnehmen wollen, von ganzem Herzen dankbar. Die Zimmer, die Sie mir eingeräumt haben, werden gewiß nicht nur meinen Wünschen entsprechen, sondern besser sein, als ich sie je bewohnt habe. Ihren gütigen Vorschlag, auch den Winter bei Ihnen zubringen zu dürfen, nehme ich sehr gern an, denn ich läugne nicht, daß ich eine große Scheu davor hegte, grade in der traurigen Jahrszeit nach Lingen zurück zu kehren. Sie haben recht, Lingen ist ein unbedeutender Ort, der wenige Vorzüge hat [2] und ich würde ihn freiwillig nie zu meinem Aufenthalt wählen, wenn nicht einige kleine Vortheile für mich damit verbunden wären, die ich in meiner, jetzt leider beschränkten Lage, nicht unberücksichtigt lassen darf.
Um meine Reise nach Bonn werde ich allgemein beneidet, sowohl wegen der schönen Gegend, hauptsächlich aber wegen des Aufenthalt’s in Ihrem Hause. Da ich mich dieses großen Vorzuges nun auf längere Zeit erfreuen darf, so habe ich den Wünschen meiner Mutter nachgegeben und beschlossen, bis Ende dieses, oder Anfang des nächsten Monats hier zu bleiben. Natürlich wird auch mir die Trennung von ihr sehr schwer werden, da ich wohl nicht hoffen darf, sie je wieder zu sehen.
Daß für den Unterricht meines Hermann’s vielleicht an keinem Orte besser gesorgt werden könnte, als grade in Bonn, davon bin ich über[3]zeugt und es gereicht mir zur großen Beruhigung. Er ist für sein Alter noch weit zurück, denn bei seinem zarten Körperbau mußte auf seine Gesundheit vor allen Dingen Rücksicht genommen werden und das Lernen ward nicht regelmäßig und eifrig betrieben. Jetzt scheint es mir aber hohe Zeit zu sein, das Versäumte nachzuholen; hier ließ sich jedoch gar keine Einrichtung dazu treffen.
In der vorigen Woche bin ich in Hamburg gewesen und habe mit Vergnügen Ihre Aufträge besorgt und wie ich hoffe, zu Ihrer Zufriedenheit. Sehr gern würde ich noch mehrere übernommen haben, wenn nicht, wie Sie bemerken, durch Transport und Zoll die Sachen sehr vertheuert würden.
Meine Mutter und Schwester empfehlen sich Ihnen bestens; erstere dankt Ihnen für Ihren freundlichen Brief, dessen Beantwortung sie sich vorbehält.
[4] Vor meiner Abreise von Lingen, wo ich ungefähr 14 Tage zu verweilen denke, schreibe ich Ihnen auf jeden Fall noch ein Mal und bestimme den Tag meiner Ankunft.
Leben Sie recht wohl, bester Oheim, und erhalten Sie mir Ihr so schätzbares Wohlwollen.
Ihre
Sie liebende Nichte
Amalie Wolper.