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Später werde ich Ihnen meinen Entschluß melden.<lb/>Wie weit die verwickelte und schwierige Auseinandersetzung mit <anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB34628"/>dem <hi rend="family:Courier">Dr. Matthaei</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE34628"/> gediehen ist, weiß ich selbst nicht, da ich seitdem erst einen Brief von <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68308"/>meiner Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68308"/> erhalten habe. Die arme Mutter ist ganz unglücklich darüber, daß sie in ihrem hohen Alter eine Correspondenz führen müsse, der sie nicht gewachsen sei und die ihr Ruhe und Schlaf raube, da sie Tag und Nacht darüber nachgrübele und immer fürchte, es verkehrt zu machen. Sie dauert mich sehr und ich be<hi rend="overstrike:1">daure</hi> <hi rend="offset:4">klage </hi>nur, daß ich ihr nicht beistehen kann, so weit meine Einsicht und Kräfte reichen, doch geht das in dieser Entfernung nicht wohl an. Ihres gütigen Rathes und wohlwollenden Briefes erwähnt sie mit <milestone unit="start" n="5322"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5322"/> vieler Anerkennung, sie will nur erst die Antwort auf ihr Schreiben an <hi rend="family:Courier">Matthaei</hi> abwarten, um danach handeln zu können. Allerdings müssen die Ausgaben für die Verpflegung <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68312"/>meines armen Bruders<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68312"/> erstattet werden, nur scheinen mir die Forderungen von <anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB34629"/><hi rend="family:Courier">M:</hi><anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE34629"/> selbst übermäßig hoch gestellt zu sein. Deßhalb will sich Mutter auch die wenigen nachgelassenen Kleidungsstücke und Bücher von <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34630"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34630"/> überschicken lassen, weil wahrscheinlich der Ertrag derselben kaum die Kosten der Auction decken würde. Eine Abschrift von der Berechnung des <hi rend="family:Courier">Dr. M:</hi> kann Mutter Ihnen nächstens übersenden. Sehr will ich wünschen, daß die Angelegenheit bald beendigt sein möge und nicht noch mehr Verdrießlichkeiten für Mutter herbei führe.<lb/>Von ganzem Herzen beklage ich es, theuerster Oheim, daß Sie sich in der letzten Zeit so oft unwohl gefühlt haben. Daß dabei Ihre gelehrten Arbeiten nicht so schnellen Fortgang haben können, ist nur zu natürlich, doch kann ich ermessen, wie Sie dieses verstimmt, da ich Ihre ausgezeichnete Thätigkeit und Ihr unermüdetes Streben kenne. Auch dachte ich mir wohl, daß der Verlust <anchor type="b" n="3529" ana="11" xml:id="NidB34631"/>Ihres Freundes <hi rend="family:Courier">D’Alton</hi><anchor type="e" n="3529" ana="11" xml:id="NidE34631"/>, obwohl längst voraus gesehen, Sie schmerzlich betrüben würde.<lb/><milestone unit="start" n="5323"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5323"/> Ich kann mich auch noch immer nicht wieder erholen von den vielen traurigen Eindrücken und Erschütterungen, welche die letzte Zeit für mich herbei geführt hat, denn außer dem unglücklichen Geschick, was <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68313"/>meinen Bruder<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68313"/> betraf, bekümmerte mich noch manches Andre. Jetzt <hi rend="offset:4">macht</hi> mir der Gedanke viele Sorge, was einmal aus <anchor type="b" n="5130" ana="11" xml:id="NidB34632"/>Hermann<anchor type="e" n="5130" ana="11" xml:id="NidE34632"/> werden soll. Jedermann räth davon ab, ihn studiren zu lassen, weil das jetzt so sehr erschwert wird. Er hat große Lust den Buchhandel zu erlernen, doch werden dabei wohl die neueren Sprachen, Englisch und Französisch verlangt werden, was hier auf <anchor type="b" n="6486" ana="15" xml:id="NidB68311"/>dem Gymnasium<anchor type="e" n="6486" ana="15" xml:id="NidE68311"/> nur als Nebensache betrieben wird. Was meinen Sie dazu? Gern hörte ich einmal Ihren Rath. <anchor type="b" n="5456" ana="11" xml:id="NidB34633"/>Herr Superintendent Jüngst<anchor type="e" n="5456" ana="11" xml:id="NidE34633"/>, der in einigen Wochen nach <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB34634"/>Hannover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE34634"/> reist, will sich in <anchor type="b" n="5469" ana="15" xml:id="NidB34637"/>der <anchor type="b" n="6452" ana="11" xml:id="NidB43104"/><anchor type="b" n="6451" ana="11" xml:id="NidB43105"/><anchor type="b" n="3385" ana="11" xml:id="NidB34636"/><anchor type="b" n="3383" ana="11" xml:id="NidB34635"/>Hahnschen<anchor type="e" n="3383" ana="11" xml:id="NidE34635"/><anchor type="e" n="3385" ana="11" xml:id="NidE34636"/><anchor type="e" n="6451" ana="11" xml:id="NidE43105"/><anchor type="e" n="6452" ana="11" xml:id="NidE43104"/> Hof-Buchhand<anchor type="e" n="5469" ana="15" xml:id="NidE34637"/> genau nach allen Forderungen und Bedingungen erkundigen. Ich müßte ihm dann Privat-Unterricht ertheilen lassen und er durch angestrengten Fleiß suchen, sich die noch mangelnden Kenntnisse zu erwerben.<lb/>Leben Sie recht wohl, theurer Oheim, und seien Sie meiner innigsten Dankbarkeit gewiß.<lb/>Ihre<lb/>Sie aufrichtig liebende Nichte<lb/>Amalie Wolper.', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1840-06-04', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-1a-34336', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.63', '36_h1zahl' => '4S. auf Doppelbl., hs. m. 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class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span> <span class="family-courier ">Juni</span><br>1840.<br>Geliebtester Oheim!<br>Wie sehr ward ich diesen Morgen überrascht, als ich Ihren lieben Brief erhielt und derselbe mit einem so großmüthigen Geschenk begleitet war. Glauben Sie mir, ich erkenne mit dem innigsten Dank die vielfachen Beweise Ihrer Güte und bin beschämt und gerührt darüber, da wir in der letzten Zeit dieselbe leider zu sehr haben in Anspruch nehmen müssen. Wiewohl mit schmerzlichen Gefühlen, so hatte ich doch die Reise nach <span class="index-2755 tp-34625 ">Harburg</span> für diesen Sommer gänzlich aufgegeben, da sie, man mag es einrichten, wie man will, immer bedeutende Kosten verursacht und es mir unrecht schien, da noch so viel für <span class="index-2113 tp-34626 ">meinen unglücklichen Bruder</span> zu berichtigen ist. Jetzt freilich ist es eine andre Sache und ich will die Entscheidung ganz dem Ermessen und Ausspruch <span class="index-2286 tp-68309 ">meiner Mutter</span> anheim stellen. Die Gründe, die ich noch <span class="notice-5321 ">[2]</span> wohl dagegen anzuführen hätte, sind, daß wenn ich <span class="index-5130 tp-68310 ">Hermann</span> mitnehme, es immer das Doppelte kostet und unsre Zeit dann auf die Sommerferien beschränkt ist, da er die Schule nicht versäumen darf, lasse ich ihn aber zurück, so ist es schwierig und auch kostspielig, ein gutes Unterkommen für ihn zu finden. Jedenfalls sind diese jedoch nicht von solchem Belang, daß sie sich nicht beseitigen ließen und dem Wunsch meiner guten Mutter weichen müßten. Später werde ich Ihnen meinen Entschluß melden.<br>Wie weit die verwickelte und schwierige Auseinandersetzung mit <span class="index-5465 tp-34628 ">dem </span><span class="index-5465 tp-34628 family-courier ">Dr. Matthaei</span> gediehen ist, weiß ich selbst nicht, da ich seitdem erst einen Brief von <span class="index-2286 tp-68308 ">meiner Mutter</span> erhalten habe. Die arme Mutter ist ganz unglücklich darüber, daß sie in ihrem hohen Alter eine Correspondenz führen müsse, der sie nicht gewachsen sei und die ihr Ruhe und Schlaf raube, da sie Tag und Nacht darüber nachgrübele und immer fürchte, es verkehrt zu machen. Sie dauert mich sehr und ich be<span class="overstrike-1 ">daure</span> <span class="offset-4 ">klage </span>nur, daß ich ihr nicht beistehen kann, so weit meine Einsicht und Kräfte reichen, doch geht das in dieser Entfernung nicht wohl an. Ihres gütigen Rathes und wohlwollenden Briefes erwähnt sie mit <span class="notice-5322 ">[3]</span> vieler Anerkennung, sie will nur erst die Antwort auf ihr Schreiben an <span class="family-courier ">Matthaei</span> abwarten, um danach handeln zu können. Allerdings müssen die Ausgaben für die Verpflegung <span class="index-2113 tp-68312 ">meines armen Bruders</span> erstattet werden, nur scheinen mir die Forderungen von <span class="index-5465 tp-34629 family-courier ">M:</span> selbst übermäßig hoch gestellt zu sein. Deßhalb will sich Mutter auch die wenigen nachgelassenen Kleidungsstücke und Bücher von <span class="index-2113 tp-34630 ">August</span> überschicken lassen, weil wahrscheinlich der Ertrag derselben kaum die Kosten der Auction decken würde. Eine Abschrift von der Berechnung des <span class="family-courier ">Dr. M:</span> kann Mutter Ihnen nächstens übersenden. Sehr will ich wünschen, daß die Angelegenheit bald beendigt sein möge und nicht noch mehr Verdrießlichkeiten für Mutter herbei führe.<br>Von ganzem Herzen beklage ich es, theuerster Oheim, daß Sie sich in der letzten Zeit so oft unwohl gefühlt haben. Daß dabei Ihre gelehrten Arbeiten nicht so schnellen Fortgang haben können, ist nur zu natürlich, doch kann ich ermessen, wie Sie dieses verstimmt, da ich Ihre ausgezeichnete Thätigkeit und Ihr unermüdetes Streben kenne. Auch dachte ich mir wohl, daß der Verlust <span class="index-3529 tp-34631 ">Ihres Freundes </span><span class="index-3529 tp-34631 family-courier ">D’Alton</span>, obwohl längst voraus gesehen, Sie schmerzlich betrüben würde.<br><span class="notice-5323 ">[4]</span> Ich kann mich auch noch immer nicht wieder erholen von den vielen traurigen Eindrücken und Erschütterungen, welche die letzte Zeit für mich herbei geführt hat, denn außer dem unglücklichen Geschick, was <span class="index-2113 tp-68313 ">meinen Bruder</span> betraf, bekümmerte mich noch manches Andre. Jetzt <span class="offset-4 ">macht</span> mir der Gedanke viele Sorge, was einmal aus <span class="index-5130 tp-34632 ">Hermann</span> werden soll. Jedermann räth davon ab, ihn studiren zu lassen, weil das jetzt so sehr erschwert wird. Er hat große Lust den Buchhandel zu erlernen, doch werden dabei wohl die neueren Sprachen, Englisch und Französisch verlangt werden, was hier auf <span class="index-6486 tp-68311 ">dem Gymnasium</span> nur als Nebensache betrieben wird. Was meinen Sie dazu? Gern hörte ich einmal Ihren Rath. <span class="index-5456 tp-34633 ">Herr Superintendent Jüngst</span>, der in einigen Wochen nach <span class="index-173 tp-34634 ">Hannover</span> reist, will sich in <span class="index-5469 tp-34637 ">der </span><span class="index-5469 tp-34637 index-6452 tp-43104 index-6451 tp-43105 index-3385 tp-34636 index-3383 tp-34635 ">Hahnschen</span><span class="index-5469 tp-34637 "> Hof-Buchhand</span> genau nach allen Forderungen und Bedingungen erkundigen. Ich müßte ihm dann Privat-Unterricht ertheilen lassen und er durch angestrengten Fleiß suchen, sich die noch mangelnden Kenntnisse zu erwerben.<br>Leben Sie recht wohl, theurer Oheim, und seien Sie meiner innigsten Dankbarkeit gewiß.<br>Ihre<br>Sie aufrichtig liebende Nichte<br>Amalie Wolper.' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1344' $description = 'Amalie Wolper an August Wilhelm von Schlegel am 04.06.1840, Lingen (Ems) , Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Lingen (Ems) <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4035836-7">GND</a>' $date = '04.06.1840' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 7094 => array( 'ID' => '7094', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-05-15 15:44:15', 'timelastchg' => '2019-03-22 16:11:29', 'key' => 'AWS-ap-00jn', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_geschlecht' => 'w', '39_name' => 'Wolper, Amalie', '39_gebdatumfrei' => 'ca. 1798/1799', '39_toddatumfrei' => 'nach Juli 1845', '39_pdb' => 'GND', '39_namevar' => 'Wolper, Amalie Henriette Schlegel, Amalie Henriette (Geburtsname)', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_lebenwirken' => 'Gattin von August Friedrich Wolper Amalie („Malchen“) Schlegel heiratete 1820 den Theologen und Philologen August Friedrich Wolper, den sie in Harburg kennenlernte. 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[1] Lingen d. 4ten Juni
1840.
Geliebtester Oheim!
Wie sehr ward ich diesen Morgen überrascht, als ich Ihren lieben Brief erhielt und derselbe mit einem so großmüthigen Geschenk begleitet war. Glauben Sie mir, ich erkenne mit dem innigsten Dank die vielfachen Beweise Ihrer Güte und bin beschämt und gerührt darüber, da wir in der letzten Zeit dieselbe leider zu sehr haben in Anspruch nehmen müssen. Wiewohl mit schmerzlichen Gefühlen, so hatte ich doch die Reise nach Harburg für diesen Sommer gänzlich aufgegeben, da sie, man mag es einrichten, wie man will, immer bedeutende Kosten verursacht und es mir unrecht schien, da noch so viel für meinen unglücklichen Bruder zu berichtigen ist. Jetzt freilich ist es eine andre Sache und ich will die Entscheidung ganz dem Ermessen und Ausspruch meiner Mutter anheim stellen. Die Gründe, die ich noch [2] wohl dagegen anzuführen hätte, sind, daß wenn ich Hermann mitnehme, es immer das Doppelte kostet und unsre Zeit dann auf die Sommerferien beschränkt ist, da er die Schule nicht versäumen darf, lasse ich ihn aber zurück, so ist es schwierig und auch kostspielig, ein gutes Unterkommen für ihn zu finden. Jedenfalls sind diese jedoch nicht von solchem Belang, daß sie sich nicht beseitigen ließen und dem Wunsch meiner guten Mutter weichen müßten. Später werde ich Ihnen meinen Entschluß melden.
Wie weit die verwickelte und schwierige Auseinandersetzung mit dem Dr. Matthaei gediehen ist, weiß ich selbst nicht, da ich seitdem erst einen Brief von meiner Mutter erhalten habe. Die arme Mutter ist ganz unglücklich darüber, daß sie in ihrem hohen Alter eine Correspondenz führen müsse, der sie nicht gewachsen sei und die ihr Ruhe und Schlaf raube, da sie Tag und Nacht darüber nachgrübele und immer fürchte, es verkehrt zu machen. Sie dauert mich sehr und ich bedaure klage nur, daß ich ihr nicht beistehen kann, so weit meine Einsicht und Kräfte reichen, doch geht das in dieser Entfernung nicht wohl an. Ihres gütigen Rathes und wohlwollenden Briefes erwähnt sie mit [3] vieler Anerkennung, sie will nur erst die Antwort auf ihr Schreiben an Matthaei abwarten, um danach handeln zu können. Allerdings müssen die Ausgaben für die Verpflegung meines armen Bruders erstattet werden, nur scheinen mir die Forderungen von M: selbst übermäßig hoch gestellt zu sein. Deßhalb will sich Mutter auch die wenigen nachgelassenen Kleidungsstücke und Bücher von August überschicken lassen, weil wahrscheinlich der Ertrag derselben kaum die Kosten der Auction decken würde. Eine Abschrift von der Berechnung des Dr. M: kann Mutter Ihnen nächstens übersenden. Sehr will ich wünschen, daß die Angelegenheit bald beendigt sein möge und nicht noch mehr Verdrießlichkeiten für Mutter herbei führe.
Von ganzem Herzen beklage ich es, theuerster Oheim, daß Sie sich in der letzten Zeit so oft unwohl gefühlt haben. Daß dabei Ihre gelehrten Arbeiten nicht so schnellen Fortgang haben können, ist nur zu natürlich, doch kann ich ermessen, wie Sie dieses verstimmt, da ich Ihre ausgezeichnete Thätigkeit und Ihr unermüdetes Streben kenne. Auch dachte ich mir wohl, daß der Verlust Ihres Freundes D’Alton, obwohl längst voraus gesehen, Sie schmerzlich betrüben würde.
[4] Ich kann mich auch noch immer nicht wieder erholen von den vielen traurigen Eindrücken und Erschütterungen, welche die letzte Zeit für mich herbei geführt hat, denn außer dem unglücklichen Geschick, was meinen Bruder betraf, bekümmerte mich noch manches Andre. Jetzt macht mir der Gedanke viele Sorge, was einmal aus Hermann werden soll. Jedermann räth davon ab, ihn studiren zu lassen, weil das jetzt so sehr erschwert wird. Er hat große Lust den Buchhandel zu erlernen, doch werden dabei wohl die neueren Sprachen, Englisch und Französisch verlangt werden, was hier auf dem Gymnasium nur als Nebensache betrieben wird. Was meinen Sie dazu? Gern hörte ich einmal Ihren Rath. Herr Superintendent Jüngst, der in einigen Wochen nach Hannover reist, will sich in der Hahnschen Hof-Buchhand genau nach allen Forderungen und Bedingungen erkundigen. Ich müßte ihm dann Privat-Unterricht ertheilen lassen und er durch angestrengten Fleiß suchen, sich die noch mangelnden Kenntnisse zu erwerben.
Leben Sie recht wohl, theurer Oheim, und seien Sie meiner innigsten Dankbarkeit gewiß.
Ihre
Sie aufrichtig liebende Nichte
Amalie Wolper.
1840.
Geliebtester Oheim!
Wie sehr ward ich diesen Morgen überrascht, als ich Ihren lieben Brief erhielt und derselbe mit einem so großmüthigen Geschenk begleitet war. Glauben Sie mir, ich erkenne mit dem innigsten Dank die vielfachen Beweise Ihrer Güte und bin beschämt und gerührt darüber, da wir in der letzten Zeit dieselbe leider zu sehr haben in Anspruch nehmen müssen. Wiewohl mit schmerzlichen Gefühlen, so hatte ich doch die Reise nach Harburg für diesen Sommer gänzlich aufgegeben, da sie, man mag es einrichten, wie man will, immer bedeutende Kosten verursacht und es mir unrecht schien, da noch so viel für meinen unglücklichen Bruder zu berichtigen ist. Jetzt freilich ist es eine andre Sache und ich will die Entscheidung ganz dem Ermessen und Ausspruch meiner Mutter anheim stellen. Die Gründe, die ich noch [2] wohl dagegen anzuführen hätte, sind, daß wenn ich Hermann mitnehme, es immer das Doppelte kostet und unsre Zeit dann auf die Sommerferien beschränkt ist, da er die Schule nicht versäumen darf, lasse ich ihn aber zurück, so ist es schwierig und auch kostspielig, ein gutes Unterkommen für ihn zu finden. Jedenfalls sind diese jedoch nicht von solchem Belang, daß sie sich nicht beseitigen ließen und dem Wunsch meiner guten Mutter weichen müßten. Später werde ich Ihnen meinen Entschluß melden.
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Von ganzem Herzen beklage ich es, theuerster Oheim, daß Sie sich in der letzten Zeit so oft unwohl gefühlt haben. Daß dabei Ihre gelehrten Arbeiten nicht so schnellen Fortgang haben können, ist nur zu natürlich, doch kann ich ermessen, wie Sie dieses verstimmt, da ich Ihre ausgezeichnete Thätigkeit und Ihr unermüdetes Streben kenne. Auch dachte ich mir wohl, daß der Verlust Ihres Freundes D’Alton, obwohl längst voraus gesehen, Sie schmerzlich betrüben würde.
[4] Ich kann mich auch noch immer nicht wieder erholen von den vielen traurigen Eindrücken und Erschütterungen, welche die letzte Zeit für mich herbei geführt hat, denn außer dem unglücklichen Geschick, was meinen Bruder betraf, bekümmerte mich noch manches Andre. Jetzt macht mir der Gedanke viele Sorge, was einmal aus Hermann werden soll. Jedermann räth davon ab, ihn studiren zu lassen, weil das jetzt so sehr erschwert wird. Er hat große Lust den Buchhandel zu erlernen, doch werden dabei wohl die neueren Sprachen, Englisch und Französisch verlangt werden, was hier auf dem Gymnasium nur als Nebensache betrieben wird. Was meinen Sie dazu? Gern hörte ich einmal Ihren Rath. Herr Superintendent Jüngst, der in einigen Wochen nach Hannover reist, will sich in der Hahnschen Hof-Buchhand genau nach allen Forderungen und Bedingungen erkundigen. Ich müßte ihm dann Privat-Unterricht ertheilen lassen und er durch angestrengten Fleiß suchen, sich die noch mangelnden Kenntnisse zu erwerben.
Leben Sie recht wohl, theurer Oheim, und seien Sie meiner innigsten Dankbarkeit gewiß.
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Sie aufrichtig liebende Nichte
Amalie Wolper.