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Auch war es meinen Kindern nicht günstig (dies bleibt aber nun ein Geheimniß unter uns) daß sie bey <persName key="1392">der Schwiegerinn</persName> im Hause waren, sonderbar das diese Frau, der doch so viel zu Gebote steht sich angenehm zu machen, wenn sie <hi rend="underline:1">will</hi>, gar keine Liebe unter den höhern Ständen hat, mein Bruder genießt eine allgemeine Achtung, aber meine Schwiegerinn liebt man nicht, ich weiß nun nicht womit sie es versehen hat, man hat es aber meinen Kindern deutlich gesagt, daß das das Hinderniß wäre sie nicht in die großen Minister Häuser ausführen zu können. Ich dachte es zu versuchen es diesen Winter wieder ins Gleiß zu bringen ohne etwas anders anzugeben, als meine er<milestone unit="start" n="240"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="240"/>wachte Liebe zu meinem Vaterland das ich noch einmal gern in meinem Leben wiedersehen wollte, und meine vielen Freunde dort sehen, ich hätte ganz für mich gelebt, es war auch schon die Einrichtung gemacht, da macht mir <persName key="121">meine Tochter</persName> den Strich und wird Schwanger, nun mußte a<milestone unit="start" n="5999"/>[l]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="5999"/>les unterbleiben. Es ist sonderbar daß in allen Schritten die wir gethan, immer Hinderniße und Hemmungen gekommen sind. 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Gustchen beträgt sich wirklich wie ein Engel, sie paßt sich in ihre Lage, liebt ihren Mann und Eltern innig fragt nicht vil nach der äuß<milestone unit="start" n="6000"/>[eren]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="6000"/> Welt, richtet sich so vil sie kann, sich durch sich selbst forthelfen zu können, Ihre Fortschritte in der Kunst sind bedeutend, freut sich ihrer Hofnung Mutter zu werden, und lebt übrigens ohne Sorgen, Sie hat das wahre ächte Vertrauen zu der Vorsehung, dazu gehört so ein Schuldloses und nicht <milestone unit="start" n="102"/>durch Leidenschaften getreibtes Gemüth. Nun liebster Wilhelm bitte auch du Gott um Seegen für den neuen Ankömling, und das in dieser gefährlichen Periode alles glücklich gehen möge. Möchte ich bald etwas ähnliches von <milestone unit="start" n="241"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="241"/> dir hören dann wären ja wohl alle deine Wünsche erfüllt? Ich und meine Kinder empfehlen uns deiner Liebe. Deine liebe Frau wünschen wir sehnlichst persönlich zu kennen. Schreib <milestone unit="start" n="6002"/>[u]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="6002"/>ns doch recht vil von ihr und deinem Glücke. Thue mir doch die Liebe und <milestone unit="start" n="242"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="242"/> schreib mir was es doch für eine Bewandniß mit <persName key="8">Friedrich</persName> hat, es bleibt gewiß das tiefste Geheimniß, was du mir darüber schreibst. Nun herzlich, herzlich lebe wohl. 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class="notice-576 ">, den 1. Decemb. 1818.</span><br>Bester Bruder<br>Ich kann unmöglich ein Paket <span class="index-4959 tp-27701 ">des Herrn von Malsburg</span> an dich abgehen laßen, ohne ein paar Zeilen mit einzulegen. Durch die Zeitungen haben wir es erfahren daß du schon eine geraume Zeit deine Heyrath vollzogen, und daß du <span class="index-887 tp-27703 ">Bonn</span> zu deinem künftigen Aufenthalte gewählt hast, ich kann nicht läugnen daß ich recht begierig war zu wißen ob es nicht <span class="index-15 tp-27704 underline-1 ">Berlin</span> seyn würde ich erwartete schon mit <span class="index-2402 tp-27705 ">deiner lieben Frau</span> einen Herbstlichen Besuch, wir hielten schon die Zimmer die wir sonst mannigmal vermiethen parat zu euerm Empfange die Freude wurde uns aber nicht. – Ich glaube daß du für den Reiz des Lebens beßer gewählt hast, daß deine Verhältniße dort einfacher sind, und du ungestörter deinen wissenschaftlichen Ideengang fortgehen kanst, und dein häusliches Glück beßer genießen kannst als an einem Orte wo tausend Störungen tausend Reibungen, die doch im Grunde für den Genuß des Lebens nichts sagen wollen, uns immer von unsrer schönen <span class="notice-238 ">[2]</span> innen Welt abführt, aber für mich wäre es von großem Werthe gewesen dich in Berlin zu haben. Vielleicht hätte es für <span class="index-3513 tp-27706 ">meinen Schwiegersohn</span> glücklich seyn können, der voriges Jahr bey seiner Durchreise durch Berlin, durch Gneisenau sehr gute Aufnahme und Versprechungen gefunden, <span class="index-121 tp-27707 index-3513 tp-27708 ">meine Kinder</span> aber Jahrelang aufs ungewiße in dem theuern Berlin zu erhalten, wo er vielleicht eine Anstellung fände, die ihn auch noch nicht ernährte; daß gestatten unsre Mittel nicht, überhaupt ist mein Grundsatz daß wenige <span class="underline-1 ">Gewiße</span> das meinen Kindern bleibt nicht zu <span class="family-courier ">risquiren</span> um ein <span class="family-courier ">etablissement</span> zu erzielen, vollends da <span class="index-121 tp-27710 ">Gustchen</span> so vil jünger ist. – In <span class="index-173 tp-27709 ">Hannover</span> fürchte ich haben sie das Gleiß verfahren, nach meinen Wünschen und Gedanken, sollte die Sache erst leise vorbereitet werden ehe <span class="notice-139 ">man</span> mit seinen Planen hervortrat, darum hatte ich gleich einen ganzen Winter bestimt, daß meine Kinder dort bleiben sollte, und wenn sie dem Ziele näher gekommen wären hätte ich gern eine Einrichtung getroffen sie noch lange dort zu laßen, <span class="notice-239 ">[3]</span> der Eifer hat <span class="index-1393 tp-44710 ">meinen guten Bruder</span> gemisleitet, den sie waren kaum angekommen, so gab mein Bruder kund, was er suchte, und das war zu früh, <span class="offset-4 ">mein Schwiegersohn</span> mußte sich erst nothwendig <span class="family-courier ">Connexionen</span> machen und Gönner erwerben, es würde auch wahrscheinlich auf dem Wege gegangen seyn, denn meine Freunde schienen es aufrichtig zu meynen, und Gustchen hatte das Seltne Glück <span class="overstrike-1 ">allgemeinen</span> <span class="offset-4 ">viel</span><span class="offset-4 ">en</span> Beyfall zu finden und grade bey den Personen die ihr wichtig waren auch Buttlar nahm wie uns die Rehberg schrieb die Achtung seiner Bekannten mit sich. Auch war es meinen Kindern nicht günstig (dies bleibt aber nun ein Geheimniß unter uns) daß sie bey <span class="index-1392 tp-44709 ">der Schwiegerinn</span> im Hause waren, sonderbar das diese Frau, der doch so viel zu Gebote steht sich angenehm zu machen, wenn sie <span class="underline-1 ">will</span>, gar keine Liebe unter den höhern Ständen hat, mein Bruder genießt eine allgemeine Achtung, aber meine Schwiegerinn liebt man nicht, ich weiß nun nicht womit sie es versehen hat, man hat es aber meinen Kindern deutlich gesagt, daß das das Hinderniß wäre sie nicht in die großen Minister Häuser ausführen zu können. Ich dachte es zu versuchen es diesen Winter wieder ins Gleiß zu bringen ohne etwas anders anzugeben, als meine er<span class="notice-240 ">[4]</span>wachte Liebe zu meinem Vaterland das ich noch einmal gern in meinem Leben wiedersehen wollte, und meine vielen Freunde dort sehen, ich hätte ganz für mich gelebt, es war auch schon die Einrichtung gemacht, da macht mir <span class="index-121 tp-27711 ">meine Tochter</span> den Strich und wird Schwanger, nun mußte a<span class="notice-5999 ">[l]</span>les unterbleiben. Es ist sonderbar daß in allen Schritten die wir gethan, immer Hinderniße und Hemmungen gekommen sind. Meine Sorgen sind drückend ich kann es nicht läugnen, doch ist <span class="index-3513 tp-27712 ">Buttlar</span> noch mehr zu bedauern, se<span class="notice-6001 ">[in]</span> reger Arbeitstrieb wird so gewaltsam gehemt, daß es eine wahre tortur für ihn wird. Er könnte seine Zeit vielleicht nützlich wißenschaftlich anwenden, doch gehört dazu mehr Ruhe des Gemüths, er lernt Englisch das macht ihm doch einige Zerstreuung. Aber sein innres Gemüth das fühle ich wird zerrißen das <span class="overstrike-1 ">fühle ich</span> er nicht als ein thätiger, nützlicher Versorger seines geliebten Weibes erscheinen kann. Gustchen beträgt sich wirklich wie ein Engel, sie paßt sich in ihre Lage, liebt ihren Mann und Eltern innig fragt nicht vil nach der äuß<span class="notice-6000 ">[eren]</span> Welt, richtet sich so vil sie kann, sich durch sich selbst forthelfen zu können, Ihre Fortschritte in der Kunst sind bedeutend, freut sich ihrer Hofnung Mutter zu werden, und lebt übrigens ohne Sorgen, Sie hat das wahre ächte Vertrauen zu der Vorsehung, dazu gehört so ein Schuldloses und nicht <span class="notice-102 ">durch Leidenschaften getreibtes Gemüth. Nun liebster Wilhelm bitte auch du Gott um Seegen für den neuen Ankömling, und das in dieser gefährlichen Periode alles glücklich gehen möge. Möchte ich bald etwas ähnliches von </span><span class="notice-102 notice-241 ">[3]</span><span class="notice-102 "> dir hören dann wären ja wohl alle deine Wünsche erfüllt? Ich und meine Kinder empfehlen uns deiner Liebe. Deine liebe Frau wünschen wir sehnlichst persönlich zu kennen. Schreib </span><span class="notice-102 notice-6002 ">[u]</span><span class="notice-102 ">ns doch recht vil von ihr und deinem Glücke. Thue mir doch die Liebe und </span><span class="notice-102 notice-242 ">[2]</span><span class="notice-102 "> schreib mir was es doch für eine Bewandniß mit </span><span class="notice-102 index-8 tp-27713 ">Friedrich</span><span class="notice-102 "> hat, es bleibt gewiß das tiefste Geheimniß, was du mir darüber schreibst. Nun herzlich, herzlich lebe wohl. Ich bin über dein Urtheil begierig, wegen des </span><span class="notice-102 index-166 tp-27718 ">Calderons</span><span class="notice-102 "> was du </span><span class="notice-102 notice-243 ">[1]</span><span class="notice-102 "> von der Uebersetzung hältst, mir hat sie beym Vorlesen sehr glücklich geschienen es ist überhaupt ein liebens würdiger Mann </span><span class="notice-102 index-4959 tp-35903 ">der Malsburg</span><span class="notice-102 ">.<br>Charlot</span><span class="notice-102 notice-5998 ">[te]</span><span class="notice-102 "> Ernst.</span><br><span class="notice-269 ">[5]</span> Hier schickt dir <span class="index-121 tp-27714 ">das drollichte Kind</span> statt eines Briefes, deinen Namen, eine kleine Erfindung von ihr, du siehst sie hat die ganze dichterische Welt dazu aufgeboten, so etwas ist ihre Sache, was <span class="family-courier ">ingeniouses</span> auszudenken. Wir laßen diesen Brief, nach deiner ersten Anweisung, über <span class="index-574 tp-27715 ">Heidelberg</span> gehen, mit der <span class="family-courier ">adresse</span> von <span class="index-1434 tp-27717 ">Mohr und Zimmer</span>, da wir auf das Packet, welches directe nach Bonn gegangen, keine Antwort erhalten, es ist zwar freylich zu glauben daß du in Bonn bist, aber doch haten wir es noch nicht in den Zeitungen die wir gelesen gefunden, und so wollen wir einmal diesen ganz sichern Weg wählen. <span class="index-902 tp-27716 ">Die </span><span class="index-902 tp-27716 family-courier ">Chezy</span> findet mit allen ihren <span class="family-courier ">inconsequ</span>enten Wesen hier, immer <span class="notice-270 ">[6]</span> genug Freunde. Ihr Prozeß mit den Preußischen Behörden scheint wieder anzugehen, sie ist vorgefodert worden, doch weiß ich nicht das Resultat. Tausend Grüße von <span class="index-129 tp-27847 ">Ernst</span>, <span class="index-121 tp-35900 index-3513 tp-35901 ">meine Kinder</span> empfehlen sich deiner Liebe. An <span class="index-2402 tp-35902 ">deine liebe Frau</span> die herzlichsten Empfehlungen<br>Charlotte Ernst' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1599' $description = 'Charlotte Ernst an August Wilhelm von Schlegel am 01.12.1818, Dresden, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Dresden <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/37172-5">GND</a>' $date = '01.12.1818' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1939 => array( 'ID' => '1939', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-04-30 13:19:40', 'timelastchg' => '2017-12-20 11:20:44', 'key' => 'AWS-ap-007g', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Ernst, Charlotte', '39_namevar' => 'Schlegel, Erdmuthe Charlotte Friedrike (Geburtsname)', '39_lebenwirken' => 'Charlotte („Lottchen“) war die Schwester von August Wilhelm Schlegel und verheiratet mit dem Dresdner Hofbeamten Ludwig Emanuel Ernst. 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Durch die Zeitungen haben wir es erfahren daß du schon eine geraume Zeit deine Heyrath vollzogen, und daß du <span class="index-887 tp-27703 ">Bonn</span> zu deinem künftigen Aufenthalte gewählt hast, ich kann nicht läugnen daß ich recht begierig war zu wißen ob es nicht <span class="index-15 tp-27704 underline-1 ">Berlin</span> seyn würde ich erwartete schon mit <span class="index-2402 tp-27705 ">deiner lieben Frau</span> einen Herbstlichen Besuch, wir hielten schon die Zimmer die wir sonst mannigmal vermiethen parat zu euerm Empfange die Freude wurde uns aber nicht. – Ich glaube daß du für den Reiz des Lebens beßer gewählt hast, daß deine Verhältniße dort einfacher sind, und du ungestörter deinen wissenschaftlichen Ideengang fortgehen kanst, und dein häusliches Glück beßer genießen kannst als an einem Orte wo tausend Störungen tausend Reibungen, die doch im Grunde für den Genuß des Lebens nichts sagen wollen, uns immer von unsrer schönen <span class="notice-238 ">[2]</span> innen Welt abführt, aber für mich wäre es von großem Werthe gewesen dich in Berlin zu haben. Vielleicht hätte es für <span class="index-3513 tp-27706 ">meinen Schwiegersohn</span> glücklich seyn können, der voriges Jahr bey seiner Durchreise durch Berlin, durch Gneisenau sehr gute Aufnahme und Versprechungen gefunden, <span class="index-121 tp-27707 index-3513 tp-27708 ">meine Kinder</span> aber Jahrelang aufs ungewiße in dem theuern Berlin zu erhalten, wo er vielleicht eine Anstellung fände, die ihn auch noch nicht ernährte; daß gestatten unsre Mittel nicht, überhaupt ist mein Grundsatz daß wenige <span class="underline-1 ">Gewiße</span> das meinen Kindern bleibt nicht zu <span class="family-courier ">risquiren</span> um ein <span class="family-courier ">etablissement</span> zu erzielen, vollends da <span class="index-121 tp-27710 ">Gustchen</span> so vil jünger ist. – In <span class="index-173 tp-27709 ">Hannover</span> fürchte ich haben sie das Gleiß verfahren, nach meinen Wünschen und Gedanken, sollte die Sache erst leise vorbereitet werden ehe <span class="notice-139 ">man</span> mit seinen Planen hervortrat, darum hatte ich gleich einen ganzen Winter bestimt, daß meine Kinder dort bleiben sollte, und wenn sie dem Ziele näher gekommen wären hätte ich gern eine Einrichtung getroffen sie noch lange dort zu laßen, <span class="notice-239 ">[3]</span> der Eifer hat <span class="index-1393 tp-44710 ">meinen guten Bruder</span> gemisleitet, den sie waren kaum angekommen, so gab mein Bruder kund, was er suchte, und das war zu früh, <span class="offset-4 ">mein Schwiegersohn</span> mußte sich erst nothwendig <span class="family-courier ">Connexionen</span> machen und Gönner erwerben, es würde auch wahrscheinlich auf dem Wege gegangen seyn, denn meine Freunde schienen es aufrichtig zu meynen, und Gustchen hatte das Seltne Glück <span class="overstrike-1 ">allgemeinen</span> <span class="offset-4 ">viel</span><span class="offset-4 ">en</span> Beyfall zu finden und grade bey den Personen die ihr wichtig waren auch Buttlar nahm wie uns die Rehberg schrieb die Achtung seiner Bekannten mit sich. Auch war es meinen Kindern nicht günstig (dies bleibt aber nun ein Geheimniß unter uns) daß sie bey <span class="index-1392 tp-44709 ">der Schwiegerinn</span> im Hause waren, sonderbar das diese Frau, der doch so viel zu Gebote steht sich angenehm zu machen, wenn sie <span class="underline-1 ">will</span>, gar keine Liebe unter den höhern Ständen hat, mein Bruder genießt eine allgemeine Achtung, aber meine Schwiegerinn liebt man nicht, ich weiß nun nicht womit sie es versehen hat, man hat es aber meinen Kindern deutlich gesagt, daß das das Hinderniß wäre sie nicht in die großen Minister Häuser ausführen zu können. Ich dachte es zu versuchen es diesen Winter wieder ins Gleiß zu bringen ohne etwas anders anzugeben, als meine er<span class="notice-240 ">[4]</span>wachte Liebe zu meinem Vaterland das ich noch einmal gern in meinem Leben wiedersehen wollte, und meine vielen Freunde dort sehen, ich hätte ganz für mich gelebt, es war auch schon die Einrichtung gemacht, da macht mir <span class="index-121 tp-27711 ">meine Tochter</span> den Strich und wird Schwanger, nun mußte a<span class="notice-5999 ">[l]</span>les unterbleiben. Es ist sonderbar daß in allen Schritten die wir gethan, immer Hinderniße und Hemmungen gekommen sind. Meine Sorgen sind drückend ich kann es nicht läugnen, doch ist <span class="index-3513 tp-27712 ">Buttlar</span> noch mehr zu bedauern, se<span class="notice-6001 ">[in]</span> reger Arbeitstrieb wird so gewaltsam gehemt, daß es eine wahre tortur für ihn wird. Er könnte seine Zeit vielleicht nützlich wißenschaftlich anwenden, doch gehört dazu mehr Ruhe des Gemüths, er lernt Englisch das macht ihm doch einige Zerstreuung. Aber sein innres Gemüth das fühle ich wird zerrißen das <span class="overstrike-1 ">fühle ich</span> er nicht als ein thätiger, nützlicher Versorger seines geliebten Weibes erscheinen kann. Gustchen beträgt sich wirklich wie ein Engel, sie paßt sich in ihre Lage, liebt ihren Mann und Eltern innig fragt nicht vil nach der äuß<span class="notice-6000 ">[eren]</span> Welt, richtet sich so vil sie kann, sich durch sich selbst forthelfen zu können, Ihre Fortschritte in der Kunst sind bedeutend, freut sich ihrer Hofnung Mutter zu werden, und lebt übrigens ohne Sorgen, Sie hat das wahre ächte Vertrauen zu der Vorsehung, dazu gehört so ein Schuldloses und nicht <span class="notice-102 ">durch Leidenschaften getreibtes Gemüth. Nun liebster Wilhelm bitte auch du Gott um Seegen für den neuen Ankömling, und das in dieser gefährlichen Periode alles glücklich gehen möge. Möchte ich bald etwas ähnliches von </span><span class="notice-102 notice-241 ">[3]</span><span class="notice-102 "> dir hören dann wären ja wohl alle deine Wünsche erfüllt? Ich und meine Kinder empfehlen uns deiner Liebe. Deine liebe Frau wünschen wir sehnlichst persönlich zu kennen. Schreib </span><span class="notice-102 notice-6002 ">[u]</span><span class="notice-102 ">ns doch recht vil von ihr und deinem Glücke. Thue mir doch die Liebe und </span><span class="notice-102 notice-242 ">[2]</span><span class="notice-102 "> schreib mir was es doch für eine Bewandniß mit </span><span class="notice-102 index-8 tp-27713 ">Friedrich</span><span class="notice-102 "> hat, es bleibt gewiß das tiefste Geheimniß, was du mir darüber schreibst. Nun herzlich, herzlich lebe wohl. Ich bin über dein Urtheil begierig, wegen des </span><span class="notice-102 index-166 tp-27718 ">Calderons</span><span class="notice-102 "> was du </span><span class="notice-102 notice-243 ">[1]</span><span class="notice-102 "> von der Uebersetzung hältst, mir hat sie beym Vorlesen sehr glücklich geschienen es ist überhaupt ein liebens würdiger Mann </span><span class="notice-102 index-4959 tp-35903 ">der Malsburg</span><span class="notice-102 ">.<br>Charlot</span><span class="notice-102 notice-5998 ">[te]</span><span class="notice-102 "> Ernst.</span><br><span class="notice-269 ">[5]</span> Hier schickt dir <span class="index-121 tp-27714 ">das drollichte Kind</span> statt eines Briefes, deinen Namen, eine kleine Erfindung von ihr, du siehst sie hat die ganze dichterische Welt dazu aufgeboten, so etwas ist ihre Sache, was <span class="family-courier ">ingeniouses</span> auszudenken. Wir laßen diesen Brief, nach deiner ersten Anweisung, über <span class="index-574 tp-27715 ">Heidelberg</span> gehen, mit der <span class="family-courier ">adresse</span> von <span class="index-1434 tp-27717 ">Mohr und Zimmer</span>, da wir auf das Packet, welches directe nach Bonn gegangen, keine Antwort erhalten, es ist zwar freylich zu glauben daß du in Bonn bist, aber doch haten wir es noch nicht in den Zeitungen die wir gelesen gefunden, und so wollen wir einmal diesen ganz sichern Weg wählen. <span class="index-902 tp-27716 ">Die </span><span class="index-902 tp-27716 family-courier ">Chezy</span> findet mit allen ihren <span class="family-courier ">inconsequ</span>enten Wesen hier, immer <span class="notice-270 ">[6]</span> genug Freunde. Ihr Prozeß mit den Preußischen Behörden scheint wieder anzugehen, sie ist vorgefodert worden, doch weiß ich nicht das Resultat. 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Wir laßen diesen Brief, nach deiner ersten Anweisung, über <anchor type="b" n="574" ana="10" xml:id="NidB27715"/>Heidelberg<anchor type="e" n="574" ana="10" xml:id="NidE27715"/> gehen, mit der <hi rend="family:Courier">adresse</hi> von <anchor type="b" n="1434" ana="15" xml:id="NidB27717"/>Mohr und Zimmer<anchor type="e" n="1434" ana="15" xml:id="NidE27717"/>, da wir auf das Packet, welches directe nach Bonn gegangen, keine Antwort erhalten, es ist zwar freylich zu glauben daß du in Bonn bist, aber doch haten wir es noch nicht in den Zeitungen die wir gelesen gefunden, und so wollen wir einmal diesen ganz sichern Weg wählen. <anchor type="b" n="902" ana="11" xml:id="NidB27716"/>Die <hi rend="family:Courier">Chezy</hi><anchor type="e" n="902" ana="11" xml:id="NidE27716"/> findet mit allen ihren <hi rend="family:Courier">inconsequ</hi>enten Wesen hier, immer <milestone unit="start" n="270"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="270"/> genug Freunde. Ihr Prozeß mit den Preußischen Behörden scheint wieder anzugehen, sie ist vorgefodert worden, doch weiß ich nicht das Resultat. Tausend Grüße von <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB27847"/>Ernst<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE27847"/>, <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB35900"/><anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB35901"/>meine Kinder<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE35901"/><anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE35900"/> empfehlen sich deiner Liebe. 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[1] Dresden, den 1. Decemb. 1818.
Bester Bruder
Ich kann unmöglich ein Paket des Herrn von Malsburg an dich abgehen laßen, ohne ein paar Zeilen mit einzulegen. Durch die Zeitungen haben wir es erfahren daß du schon eine geraume Zeit deine Heyrath vollzogen, und daß du Bonn zu deinem künftigen Aufenthalte gewählt hast, ich kann nicht läugnen daß ich recht begierig war zu wißen ob es nicht Berlin seyn würde ich erwartete schon mit deiner lieben Frau einen Herbstlichen Besuch, wir hielten schon die Zimmer die wir sonst mannigmal vermiethen parat zu euerm Empfange die Freude wurde uns aber nicht. – Ich glaube daß du für den Reiz des Lebens beßer gewählt hast, daß deine Verhältniße dort einfacher sind, und du ungestörter deinen wissenschaftlichen Ideengang fortgehen kanst, und dein häusliches Glück beßer genießen kannst als an einem Orte wo tausend Störungen tausend Reibungen, die doch im Grunde für den Genuß des Lebens nichts sagen wollen, uns immer von unsrer schönen [2] innen Welt abführt, aber für mich wäre es von großem Werthe gewesen dich in Berlin zu haben. Vielleicht hätte es für meinen Schwiegersohn glücklich seyn können, der voriges Jahr bey seiner Durchreise durch Berlin, durch Gneisenau sehr gute Aufnahme und Versprechungen gefunden, meine Kinder aber Jahrelang aufs ungewiße in dem theuern Berlin zu erhalten, wo er vielleicht eine Anstellung fände, die ihn auch noch nicht ernährte; daß gestatten unsre Mittel nicht, überhaupt ist mein Grundsatz daß wenige Gewiße das meinen Kindern bleibt nicht zu risquiren um ein etablissement zu erzielen, vollends da Gustchen so vil jünger ist. – In Hannover fürchte ich haben sie das Gleiß verfahren, nach meinen Wünschen und Gedanken, sollte die Sache erst leise vorbereitet werden ehe man mit seinen Planen hervortrat, darum hatte ich gleich einen ganzen Winter bestimt, daß meine Kinder dort bleiben sollte, und wenn sie dem Ziele näher gekommen wären hätte ich gern eine Einrichtung getroffen sie noch lange dort zu laßen, [3] der Eifer hat meinen guten Bruder gemisleitet, den sie waren kaum angekommen, so gab mein Bruder kund, was er suchte, und das war zu früh, mein Schwiegersohn mußte sich erst nothwendig Connexionen machen und Gönner erwerben, es würde auch wahrscheinlich auf dem Wege gegangen seyn, denn meine Freunde schienen es aufrichtig zu meynen, und Gustchen hatte das Seltne Glück allgemeinen vielen Beyfall zu finden und grade bey den Personen die ihr wichtig waren auch Buttlar nahm wie uns die Rehberg schrieb die Achtung seiner Bekannten mit sich. Auch war es meinen Kindern nicht günstig (dies bleibt aber nun ein Geheimniß unter uns) daß sie bey der Schwiegerinn im Hause waren, sonderbar das diese Frau, der doch so viel zu Gebote steht sich angenehm zu machen, wenn sie will, gar keine Liebe unter den höhern Ständen hat, mein Bruder genießt eine allgemeine Achtung, aber meine Schwiegerinn liebt man nicht, ich weiß nun nicht womit sie es versehen hat, man hat es aber meinen Kindern deutlich gesagt, daß das das Hinderniß wäre sie nicht in die großen Minister Häuser ausführen zu können. Ich dachte es zu versuchen es diesen Winter wieder ins Gleiß zu bringen ohne etwas anders anzugeben, als meine er[4]wachte Liebe zu meinem Vaterland das ich noch einmal gern in meinem Leben wiedersehen wollte, und meine vielen Freunde dort sehen, ich hätte ganz für mich gelebt, es war auch schon die Einrichtung gemacht, da macht mir meine Tochter den Strich und wird Schwanger, nun mußte a[l]les unterbleiben. Es ist sonderbar daß in allen Schritten die wir gethan, immer Hinderniße und Hemmungen gekommen sind. Meine Sorgen sind drückend ich kann es nicht läugnen, doch ist Buttlar noch mehr zu bedauern, se[in] reger Arbeitstrieb wird so gewaltsam gehemt, daß es eine wahre tortur für ihn wird. Er könnte seine Zeit vielleicht nützlich wißenschaftlich anwenden, doch gehört dazu mehr Ruhe des Gemüths, er lernt Englisch das macht ihm doch einige Zerstreuung. Aber sein innres Gemüth das fühle ich wird zerrißen das fühle ich er nicht als ein thätiger, nützlicher Versorger seines geliebten Weibes erscheinen kann. Gustchen beträgt sich wirklich wie ein Engel, sie paßt sich in ihre Lage, liebt ihren Mann und Eltern innig fragt nicht vil nach der äuß[eren] Welt, richtet sich so vil sie kann, sich durch sich selbst forthelfen zu können, Ihre Fortschritte in der Kunst sind bedeutend, freut sich ihrer Hofnung Mutter zu werden, und lebt übrigens ohne Sorgen, Sie hat das wahre ächte Vertrauen zu der Vorsehung, dazu gehört so ein Schuldloses und nicht durch Leidenschaften getreibtes Gemüth. Nun liebster Wilhelm bitte auch du Gott um Seegen für den neuen Ankömling, und das in dieser gefährlichen Periode alles glücklich gehen möge. Möchte ich bald etwas ähnliches von [3] dir hören dann wären ja wohl alle deine Wünsche erfüllt? Ich und meine Kinder empfehlen uns deiner Liebe. Deine liebe Frau wünschen wir sehnlichst persönlich zu kennen. Schreib [u]ns doch recht vil von ihr und deinem Glücke. Thue mir doch die Liebe und [2] schreib mir was es doch für eine Bewandniß mit Friedrich hat, es bleibt gewiß das tiefste Geheimniß, was du mir darüber schreibst. Nun herzlich, herzlich lebe wohl. Ich bin über dein Urtheil begierig, wegen des Calderons was du [1] von der Uebersetzung hältst, mir hat sie beym Vorlesen sehr glücklich geschienen es ist überhaupt ein liebens würdiger Mann der Malsburg.
Charlot[te] Ernst.
[5] Hier schickt dir das drollichte Kind statt eines Briefes, deinen Namen, eine kleine Erfindung von ihr, du siehst sie hat die ganze dichterische Welt dazu aufgeboten, so etwas ist ihre Sache, was ingeniouses auszudenken. Wir laßen diesen Brief, nach deiner ersten Anweisung, über Heidelberg gehen, mit der adresse von Mohr und Zimmer, da wir auf das Packet, welches directe nach Bonn gegangen, keine Antwort erhalten, es ist zwar freylich zu glauben daß du in Bonn bist, aber doch haten wir es noch nicht in den Zeitungen die wir gelesen gefunden, und so wollen wir einmal diesen ganz sichern Weg wählen. Die Chezy findet mit allen ihren inconsequenten Wesen hier, immer [6] genug Freunde. Ihr Prozeß mit den Preußischen Behörden scheint wieder anzugehen, sie ist vorgefodert worden, doch weiß ich nicht das Resultat. Tausend Grüße von Ernst, meine Kinder empfehlen sich deiner Liebe. An deine liebe Frau die herzlichsten Empfehlungen
Charlotte Ernst
Bester Bruder
Ich kann unmöglich ein Paket des Herrn von Malsburg an dich abgehen laßen, ohne ein paar Zeilen mit einzulegen. Durch die Zeitungen haben wir es erfahren daß du schon eine geraume Zeit deine Heyrath vollzogen, und daß du Bonn zu deinem künftigen Aufenthalte gewählt hast, ich kann nicht läugnen daß ich recht begierig war zu wißen ob es nicht Berlin seyn würde ich erwartete schon mit deiner lieben Frau einen Herbstlichen Besuch, wir hielten schon die Zimmer die wir sonst mannigmal vermiethen parat zu euerm Empfange die Freude wurde uns aber nicht. – Ich glaube daß du für den Reiz des Lebens beßer gewählt hast, daß deine Verhältniße dort einfacher sind, und du ungestörter deinen wissenschaftlichen Ideengang fortgehen kanst, und dein häusliches Glück beßer genießen kannst als an einem Orte wo tausend Störungen tausend Reibungen, die doch im Grunde für den Genuß des Lebens nichts sagen wollen, uns immer von unsrer schönen [2] innen Welt abführt, aber für mich wäre es von großem Werthe gewesen dich in Berlin zu haben. 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Charlot[te] Ernst.
[5] Hier schickt dir das drollichte Kind statt eines Briefes, deinen Namen, eine kleine Erfindung von ihr, du siehst sie hat die ganze dichterische Welt dazu aufgeboten, so etwas ist ihre Sache, was ingeniouses auszudenken. Wir laßen diesen Brief, nach deiner ersten Anweisung, über Heidelberg gehen, mit der adresse von Mohr und Zimmer, da wir auf das Packet, welches directe nach Bonn gegangen, keine Antwort erhalten, es ist zwar freylich zu glauben daß du in Bonn bist, aber doch haten wir es noch nicht in den Zeitungen die wir gelesen gefunden, und so wollen wir einmal diesen ganz sichern Weg wählen. Die Chezy findet mit allen ihren inconsequenten Wesen hier, immer [6] genug Freunde. Ihr Prozeß mit den Preußischen Behörden scheint wieder anzugehen, sie ist vorgefodert worden, doch weiß ich nicht das Resultat. Tausend Grüße von Ernst, meine Kinder empfehlen sich deiner Liebe. An deine liebe Frau die herzlichsten Empfehlungen
Charlotte Ernst
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 01.12.1818
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.11
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.11