• Charlotte Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Pillnitz · Place of Destination: Unknown · Date: [Mitte September 1822]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; single collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Charlotte Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Pillnitz
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [Mitte September 1822]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.25
  • Number of Pages: 2S., hs. m. U.
  • Format: 21,5 x 12,8 cm
  • Incipit: „[1] Bester Bruder
    Der innigste Dank sey dir gebracht für deine Güte und Liebe die du meiner Tochter erwiesen. Schreibe du [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 326]/version-07-19/letters/view/4209" data-language="">
[1] Bester Bruder
Der innigste Dank sey dir gebracht für deine Güte und Liebe die du meiner Tochter erwiesen. Schreibe du mir doch nun oft vertraulich und offen wie du sie gefunden Die Kinder sind ängstlich ob sie Dich auch nicht in deinen ernsten Geschäften stören, ich sage Ihnen wenn sie nur die gehörige Zartheit beobachten kann das nicht statt finden Gustchen drückt sich so über dich aus, wenn der Onkel bey Laune ist so ist es ein köstlicher Genuß und ich weiß nicht was ich am mehrsten bewundern soll, seinen großen Verstand oder seinen scharfen treffenden Witz nur fürchte ich leiste ich ihm nicht Genüge, ich bin ihm nicht klug genug und weiß zu wenig, daß macht mich oft ganz traurig. – Es ist ein drollichtes Ding sie läßt sich leicht niederschlagen und dann zeigt sie sich nicht so in ihrer Liebenswürdigen Natürlichkeit, es fehlt Gustchen gewiß nicht an Verstand, besonders eine gewiße Feinheit des Verstandes, daß sie nicht so viel Kenntniße hat, wie du villeicht erwartet hast, mußt du durch manches erklären, bis im 12ten Jahre durft ich sie gar nicht angreifen, sobald sie emsig bey etwas ward, mußte man sie davon abbringen, das Nervensystem war zu unendlich zart, hernach übereilte ich mich nicht weil ich Zeit zu haben glaubte, kaum war sie 15 Jahr so kamen die Kriegsereigniße, dann die Heyrath die meinem Unterricht ein Ende machte. Dein Umgang wird sie nun ganz neu beleben, und ihr einen [2] Eifer geben sich mehr Kenntniße zu erwerben mach ihr nur Muth zu sich selbst, sie hat doch so vil liebenswürdiges, etwas mehr brillantes in der Unterhaltung sollte sie sich freylich zu erwerben suchen, den Franzosen wird sie wohl nicht ganz gefallen. doch wenn sie nur in ihrer Kunst dort gedeiht so mag das Uebrige gehen. Schreib mir doch von meinem Schwiegersohne und wie du das ganze Verhältniß beurtheilest. Fury schenke mir einen rechten brüderlichen Brief. Das Unternehmen komt mir etwas schwer an, Gustchen so lange von mir zu geben, ich habe es mir vorher nicht so vorgestellt, du wirst sie noch mit manchem guten Rath ausstatten. Ich will den Wechsel lieber in deinem Briefe einlegen, daß er bey dem ersten eröffnen des Briefs nicht etwa verzettelt wird. Wer wird ihr nun dort die erste Anleitung geben wie sie es macht sich bey der Akademie und zu ihren Gunsten bekannt zu machen. Nun leb recht wohl sey recht glücklich, in deinem so ernsten und gelehrten Wirkungskreise, den ich so sehr ehre. Könnte ich dich doch nur ein mal sehen.
Deine
dich
innig liebende
Schwester
Charlotte Ernst.
Notice (8): Undefined offset: 0 [APP/View/Letters/view.ctp, line 408]/version-07-19/letters/view/4209" data-language="">
[1] Bester Bruder
Der innigste Dank sey dir gebracht für deine Güte und Liebe die du meiner Tochter erwiesen. Schreibe du mir doch nun oft vertraulich und offen wie du sie gefunden Die Kinder sind ängstlich ob sie Dich auch nicht in deinen ernsten Geschäften stören, ich sage Ihnen wenn sie nur die gehörige Zartheit beobachten kann das nicht statt finden Gustchen drückt sich so über dich aus, wenn der Onkel bey Laune ist so ist es ein köstlicher Genuß und ich weiß nicht was ich am mehrsten bewundern soll, seinen großen Verstand oder seinen scharfen treffenden Witz nur fürchte ich leiste ich ihm nicht Genüge, ich bin ihm nicht klug genug und weiß zu wenig, daß macht mich oft ganz traurig. – Es ist ein drollichtes Ding sie läßt sich leicht niederschlagen und dann zeigt sie sich nicht so in ihrer Liebenswürdigen Natürlichkeit, es fehlt Gustchen gewiß nicht an Verstand, besonders eine gewiße Feinheit des Verstandes, daß sie nicht so viel Kenntniße hat, wie du villeicht erwartet hast, mußt du durch manches erklären, bis im 12ten Jahre durft ich sie gar nicht angreifen, sobald sie emsig bey etwas ward, mußte man sie davon abbringen, das Nervensystem war zu unendlich zart, hernach übereilte ich mich nicht weil ich Zeit zu haben glaubte, kaum war sie 15 Jahr so kamen die Kriegsereigniße, dann die Heyrath die meinem Unterricht ein Ende machte. Dein Umgang wird sie nun ganz neu beleben, und ihr einen [2] Eifer geben sich mehr Kenntniße zu erwerben mach ihr nur Muth zu sich selbst, sie hat doch so vil liebenswürdiges, etwas mehr brillantes in der Unterhaltung sollte sie sich freylich zu erwerben suchen, den Franzosen wird sie wohl nicht ganz gefallen. doch wenn sie nur in ihrer Kunst dort gedeiht so mag das Uebrige gehen. Schreib mir doch von meinem Schwiegersohne und wie du das ganze Verhältniß beurtheilest. Fury schenke mir einen rechten brüderlichen Brief. Das Unternehmen komt mir etwas schwer an, Gustchen so lange von mir zu geben, ich habe es mir vorher nicht so vorgestellt, du wirst sie noch mit manchem guten Rath ausstatten. Ich will den Wechsel lieber in deinem Briefe einlegen, daß er bey dem ersten eröffnen des Briefs nicht etwa verzettelt wird. Wer wird ihr nun dort die erste Anleitung geben wie sie es macht sich bey der Akademie und zu ihren Gunsten bekannt zu machen. Nun leb recht wohl sey recht glücklich, in deinem so ernsten und gelehrten Wirkungskreise, den ich so sehr ehre. Könnte ich dich doch nur ein mal sehen.
Deine
dich
innig liebende
Schwester
Charlotte Ernst.
×