• Johann Daniel Falk to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Jena · Date: 23.02.1799
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Daniel Falk
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 23.02.1799
  • Notations: Da der Brief im Druck nur teilweise wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Datum nach der Handschrift korrigiert. – Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 362657327
  • Bibliography: Waitz, Georg: Caroline und ihre Freunde. Mittheilungen aus Briefen. Leipzig 1882, S. 40‒41.
  • Incipit: „[1] In Eile.
    Weimar d.
    23 Febr.
    1799
    S T.
    Ich nehme mir die Freyheit Ihnen, mein lieber Schlegel bey liegende Kleinigkeiten zu übersenden. Zweyerley davon [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33563
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.8,Nr.7
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,4 x 11,5 cm
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] In Eile.
Weimar d.
23 Febr.
1799
S T.
Ich nehme mir die Freyheit Ihnen, mein lieber Schlegel bey liegende Kleinigkeiten zu übersenden. Zweyerley davon haben Sie auf ihrem Gewissen
das was die Charité, und was die Weiber betrifft. Hören Sie mich aus! Durch die Behauptung, dass der Spott in den Reisen des Scaramuz gegen das Ende sich so sehr an die Wirklichkeit schlösse, dass sein Werth zum Theil auf der Richtigkeit der Angaben beruhte, entwerten Sie, ohne es zu wissen, die Biesterschen Angriffe: Nach der Wendung, die die Sachen numehro genommen haben kann ich Ihnen diese Aüsserung nichts anders als verdanken: zugleich aber darf ich es als Freund erwarten, und als Schriftsteller fordern, dass Sie meine damahls [2] etwas in Schatten getretene Wahrheitsliebe jetzt in das gehorige Licht stellen. Bey dem verhassten Gewerbe, das ich treibe, ist diess keinesweges gleichgültig. –
Was
die Weiber betrifft, die mein ersten Versuch in Hexametern sind, verdank ich Ihnen gleichfalls die nächste Veranlassung dazu! – Jetzt genug und schon zu viel von mir!
Sie kommen doch zu der zweyten Hälfte des
Wallenstein? Thun Sie diess doch ja – Es thut wohl uber einen Gegenstand dieser Art ohne Rückhalt zu sprechen und seine Ideen austauschen zu können! Nur müssen Sie dabey ihre liebenswürdige geistreiche Caroline ja nicht mitzubringen vergessen! ‒ Welch eine Frau! ‒ Ihre echt genialische Art Werke der Kunst in’s Auge zu fassen, ihr freyer von allen Regeln des Schulzwanges entfesselter Geist, ihr feiner Tact im Einzeln, verbunden mit einem festen Blick Ueberblick des Ganzen, und dabey die Grazie der Weiblichkeit, die sich über alles verbreitet, was Sie sagt und thut, macht Sie mir mit jedem Tage schätzbarer. Wäre Sie ein gewöhnliches Weib etwas mehr als gewöhnliches Weib, so würd ich Sie bitten Ihr dieses Blatt nicht lesen zu lassen, oder vielmehr [3] ich würde es nicht schreiben: aber bey einem Wesen dieser Art ist ein solcher Ausdruck weiter nichts als schuldiger Tribut, den man der Wahrheit abträgt, und wobey man xxx nichts gefährdet: denn jeder grössere Mensch hat auch immer für sich den richtigsten Massstab. – Meine über ihre xxxxxx Uebersetzung des Sh. angefangenen Bemerkungen sind auch schon wieder unterdess, dass wir uns nicht gesehen haben, etwas weiter gediehen. Ich behalte mir aber jede Erörterung darüber auf eine mündliche Zusammenkunft vor – Ein Tag in Weimar oder in Jena, den Sie mir schenken, oder den ich bey Ihnen zubringe, wird hinreichend seyn uns uber den Grund dieser oder jener Abweichung zu verständigen. Bis dahin, mein lieber Schlegel, erhalten Sie mir ihre Freundschaft und Liebe, und seyn Sie versichert, dass Sie in jeder Lage ihres Lebens auf die meinige rechnen dürfen. Viele freundliche Empfehlungen von meiner Frau an die ihrige. Eben so von Mad. Voigt xx an Madm. Schröter, von der letzten sowohl an Sie, als an Huflands. Von mein Sachen haben Sie wohl [4] die Gefalligkeit Herrn Hufland beyliegend Exemplare anzukundigen – – – –
Ganz ihr
JF.
[1] In Eile.
Weimar d.
23 Febr.
1799
S T.
Ich nehme mir die Freyheit Ihnen, mein lieber Schlegel bey liegende Kleinigkeiten zu übersenden. Zweyerley davon haben Sie auf ihrem Gewissen
das was die Charité, und was die Weiber betrifft. Hören Sie mich aus! Durch die Behauptung, dass der Spott in den Reisen des Scaramuz gegen das Ende sich so sehr an die Wirklichkeit schlösse, dass sein Werth zum Theil auf der Richtigkeit der Angaben beruhte, entwerten Sie, ohne es zu wissen, die Biesterschen Angriffe: Nach der Wendung, die die Sachen numehro genommen haben kann ich Ihnen diese Aüsserung nichts anders als verdanken: zugleich aber darf ich es als Freund erwarten, und als Schriftsteller fordern, dass Sie meine damahls [2] etwas in Schatten getretene Wahrheitsliebe jetzt in das gehorige Licht stellen. Bey dem verhassten Gewerbe, das ich treibe, ist diess keinesweges gleichgültig. –
Was
die Weiber betrifft, die mein ersten Versuch in Hexametern sind, verdank ich Ihnen gleichfalls die nächste Veranlassung dazu! – Jetzt genug und schon zu viel von mir!
Sie kommen doch zu der zweyten Hälfte des
Wallenstein? Thun Sie diess doch ja – Es thut wohl uber einen Gegenstand dieser Art ohne Rückhalt zu sprechen und seine Ideen austauschen zu können! Nur müssen Sie dabey ihre liebenswürdige geistreiche Caroline ja nicht mitzubringen vergessen! ‒ Welch eine Frau! ‒ Ihre echt genialische Art Werke der Kunst in’s Auge zu fassen, ihr freyer von allen Regeln des Schulzwanges entfesselter Geist, ihr feiner Tact im Einzeln, verbunden mit einem festen Blick Ueberblick des Ganzen, und dabey die Grazie der Weiblichkeit, die sich über alles verbreitet, was Sie sagt und thut, macht Sie mir mit jedem Tage schätzbarer. Wäre Sie ein gewöhnliches Weib etwas mehr als gewöhnliches Weib, so würd ich Sie bitten Ihr dieses Blatt nicht lesen zu lassen, oder vielmehr [3] ich würde es nicht schreiben: aber bey einem Wesen dieser Art ist ein solcher Ausdruck weiter nichts als schuldiger Tribut, den man der Wahrheit abträgt, und wobey man xxx nichts gefährdet: denn jeder grössere Mensch hat auch immer für sich den richtigsten Massstab. – Meine über ihre xxxxxx Uebersetzung des Sh. angefangenen Bemerkungen sind auch schon wieder unterdess, dass wir uns nicht gesehen haben, etwas weiter gediehen. Ich behalte mir aber jede Erörterung darüber auf eine mündliche Zusammenkunft vor – Ein Tag in Weimar oder in Jena, den Sie mir schenken, oder den ich bey Ihnen zubringe, wird hinreichend seyn uns uber den Grund dieser oder jener Abweichung zu verständigen. Bis dahin, mein lieber Schlegel, erhalten Sie mir ihre Freundschaft und Liebe, und seyn Sie versichert, dass Sie in jeder Lage ihres Lebens auf die meinige rechnen dürfen. Viele freundliche Empfehlungen von meiner Frau an die ihrige. Eben so von Mad. Voigt xx an Madm. Schröter, von der letzten sowohl an Sie, als an Huflands. Von mein Sachen haben Sie wohl [4] die Gefalligkeit Herrn Hufland beyliegend Exemplare anzukundigen – – – –
Ganz ihr
JF.
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