• Friedrich Ludwig Christian zu Solms-Laubach to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Köln · Place of Destination: Unknown · Date: 07.04.1820
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich Ludwig Christian zu Solms-Laubach
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Köln
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 07.04.1820
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 359‒360.
  • Incipit: „Hochwohlgeboren
    Hochgeehrtester Herr Professor,
    Mit herzlicher Freude habe ich aus Ew. Hochwohlgeboren gefälligem Schreiben vom 1. d. ersehen, daß wir es der indischen [...]“
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Hochwohlgeboren
Hochgeehrtester Herr Professor,
Mit herzlicher Freude habe ich aus Ew. Hochwohlgeboren gefälligem Schreiben vom 1. d. ersehen, daß wir es der indischen Literatur zu verdanken haben, wenn uns nunmehr der Kummer erspart wird, um Ihren Besitz das Ausland beneiden zu müssen. So wird doch Bonn, wenn es schon mit seinen Schwestern gleiche Calamitäten trägt, wenigstens im Wesentlichen nichts verlieren, und durch Erhaltung seiner ausgezeichneten Lehrer den Plaz behaupten, welcher ihm in so manchen Beziehungen angewiesen ist. Die Idee eine indische Drukkerei in Bonn anzulegen ist vortrefflich auch wird dazu im Schloß hinlänglicher Raum vorhanden seyn, ob ich gleich weis, daß ein Gewißer diese Drukkerei so wenig als die Kupfer gerne in dem akademischen Gebäude haben würde. Ist die Zeit noch nicht bestimmt, wann Alexander von Humboldt seine Reise antreten wird, und wird er vielleicht nicht noch vorher hier an Rhein kommen, und sich bei Ew. Hochwohlgeboren zur großen Wallfarth vorbereiten? Gottlob!, daß es noch Männer giebt, die ihre ganze Kraft gelehrten Nachforschungen widmen, die Wiege der Kultur in Braminenhainen aufsuchen, die Erdbeschreibung am Nordpol berichtigen wollen, und w[as] d.[er] g.[leichen] m.[ehr] i.[st] Von ihnen gehen doch noch andre Ideen als die unseligen politischen aus, über welche Jeder im Reinen zu seyn behauptet, Wenige wirklich mit den Urprinzipien im Reinen sind, und deren unglückselige praktische Anwendung, die Gegenwart verbittert, und für die Zukunft die Aussicht eröffnet, mit Kummer die grauen Haare zu Grabe zu bringen! Auch ich habe die Fülle der Jugend mit diesen unseligen politischen Theorien verloren, und kann sie, Berufs wegen, auch jezt nicht aufgeben, froh würde ich aber seyn, wenn Zeiten einträten, in welchen ein Monatsheft der Jenaer Liter.[atur] Zeitung, auch nicht eine politische Recension enthielte.
Mit vollkommenster Hochachtung habe ich die Ehre mich zu nennen
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamen Diener
F. G[ra]f SolmsLaubach.
Köln am 7. Apr. 1820.
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Hochwohlgeboren
Hochgeehrtester Herr Professor,
Mit herzlicher Freude habe ich aus Ew. Hochwohlgeboren gefälligem Schreiben vom 1. d. ersehen, daß wir es der indischen Literatur zu verdanken haben, wenn uns nunmehr der Kummer erspart wird, um Ihren Besitz das Ausland beneiden zu müssen. So wird doch Bonn, wenn es schon mit seinen Schwestern gleiche Calamitäten trägt, wenigstens im Wesentlichen nichts verlieren, und durch Erhaltung seiner ausgezeichneten Lehrer den Plaz behaupten, welcher ihm in so manchen Beziehungen angewiesen ist. Die Idee eine indische Drukkerei in Bonn anzulegen ist vortrefflich auch wird dazu im Schloß hinlänglicher Raum vorhanden seyn, ob ich gleich weis, daß ein Gewißer diese Drukkerei so wenig als die Kupfer gerne in dem akademischen Gebäude haben würde. Ist die Zeit noch nicht bestimmt, wann Alexander von Humboldt seine Reise antreten wird, und wird er vielleicht nicht noch vorher hier an Rhein kommen, und sich bei Ew. Hochwohlgeboren zur großen Wallfarth vorbereiten? Gottlob!, daß es noch Männer giebt, die ihre ganze Kraft gelehrten Nachforschungen widmen, die Wiege der Kultur in Braminenhainen aufsuchen, die Erdbeschreibung am Nordpol berichtigen wollen, und w[as] d.[er] g.[leichen] m.[ehr] i.[st] Von ihnen gehen doch noch andre Ideen als die unseligen politischen aus, über welche Jeder im Reinen zu seyn behauptet, Wenige wirklich mit den Urprinzipien im Reinen sind, und deren unglückselige praktische Anwendung, die Gegenwart verbittert, und für die Zukunft die Aussicht eröffnet, mit Kummer die grauen Haare zu Grabe zu bringen! Auch ich habe die Fülle der Jugend mit diesen unseligen politischen Theorien verloren, und kann sie, Berufs wegen, auch jezt nicht aufgeben, froh würde ich aber seyn, wenn Zeiten einträten, in welchen ein Monatsheft der Jenaer Liter.[atur] Zeitung, auch nicht eine politische Recension enthielte.
Mit vollkommenster Hochachtung habe ich die Ehre mich zu nennen
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamen Diener
F. G[ra]f SolmsLaubach.
Köln am 7. Apr. 1820.
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