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Einigen Frankfurter Flüchtlingen hat man Winke zur schnellen Weiterreise gegeben, so daß auch durch deren voreilige Aufnahme kein Mißtrauen bei Deutschen Regierungen gegen unsre neue Hochschule verschuldet werden kann, und demnach der nächste Sommer schon eine namhafte Frequenz bringen könnte.<lb/>Mit dankbarer Hochachtung und dem innigsten Wunsche ungestörten Wohlseins<lb/>Ihr Ergebenster<lb/><hi rend="family:Courier">Bobrik</hi><lb/>Meine freundlichste Empfehlung an <persName key="2566">Herrn Professor <hi rend="family:Courier">Lassen</hi></persName>!</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="23729"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="23729"/> <anchor type="b" n="227" ana="10" xml:id="NidB59281"/><hi rend="family:Courier">Zürich</hi><anchor type="e" n="227" ana="10" xml:id="NidE59281"/> den 18<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> May 1833<lb/>Mein hochverehrtester Gönner!<lb/>In dem Vertrauen daß Ihr geneigtes Wohlwollen gegen mich sich gleichgeblieben begleite ich den wiederholten Ausdruck meines Dankes mit einem kurzen Berichte von dem, was sich aus der formlosen Maße hiesiger <anchor type="b" n="9217" ana="15" xml:id="NidB72520"/>Universitäts<anchor type="e" n="9217" ana="15" xml:id="NidE72520"/>-Angelegenheiten bis jetzt schon gestaltet, von den schwankenden Erwartungen bis jetzt schon verwirklicht hat.<lb/>Den 29<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> v. M. fand die feierliche Eröffnung <anchor type="b" n="9217" ana="15" xml:id="NidB59282"/>der Universität<anchor type="e" n="9217" ana="15" xml:id="NidE59282"/> in einer der hiesigen Kirchen Statt, unter allgemeiner Theilnahme der hiesigen Einwohner sowohl, als der anwesenden Tagesatzung. <anchor type="b" n="1203" ana="11" xml:id="NidB59283"/><hi rend="family:Courier">Oken</hi><anchor type="e" n="1203" ana="11" xml:id="NidE59283"/> ist zum Rector erwählt, die Dekane sind für die Theologen <anchor type="b" n="9218" ana="11" xml:id="NidB59284"/><hi rend="family:Courier">Rettig</hi><anchor type="e" n="9218" ana="11" xml:id="NidE59284"/>, für die Juristen <anchor type="b" n="9219" ana="11" xml:id="NidB59287"/>der Präsident <hi rend="family:Courier">Keller</hi><anchor type="e" n="9219" ana="11" xml:id="NidE59287"/>, für die Mediciner <anchor type="b" n="9221" ana="11" xml:id="NidB59293"/><hi rend="family:Courier">Schönlein</hi><anchor type="e" n="9221" ana="11" xml:id="NidE59293"/>, für die Philosophen <anchor type="b" n="9222" ana="11" xml:id="NidB59294"/><hi rend="family:Courier">Orelli</hi><anchor type="e" n="9222" ana="11" xml:id="NidE59294"/>, sämmtlich auf zwei Jahre; neben den genannten bilden wir übrigen ordentlichen Professoren den Senat, der je Commissionen vertheilt die einzelnen Abschnitte der künftigen Statuten bearbeitet.<lb/>Die mit dem 30<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> v. M eröffnete Immatriculation hat bis gestern 150 Studirende ergeben, an welche sich manche der hiesigen Einwohner für die Vorlesungen anschließen. Die besuchtesten Collegien sind <anchor type="b" n="1203" ana="11" xml:id="NidB72521"/><anchor type="b" n="12017" ana="12" xml:id="NidB72524"/><hi rend="family:Courier">Okens</hi><anchor type="e" n="12017" ana="12" xml:id="NidE72524"/><anchor type="e" n="1203" ana="11" xml:id="NidE72521"/>, <anchor type="b" n="9221" ana="11" xml:id="NidB72522"/><anchor type="b" n="12016" ana="12" xml:id="NidB72523"/><hi rend="family:Courier">Schönleins</hi><anchor type="e" n="12016" ana="12" xml:id="NidE72523"/><anchor type="e" n="9221" ana="11" xml:id="NidE72522"/> und <anchor type="b" n="12015" ana="12" xml:id="NidB72525"/>die meinigen<anchor type="e" n="12015" ana="12" xml:id="NidE72525"/>, welche der Zahl nach sogar noch jene übertreffen; in der Einleitung in die Philosophie habe ich über 60, in der Psychologie einige 20 u der Logik ebenfalls 20. Ich bin über diese Zahl umsomehr erfreut, als ich bei meiner Herkunft eine außerordentliche Abneigung gegen Philosophie vorfand. Verursacht war dieselbe durch ein schläfriges Dictiren <anchor type="b" n="9223" ana="12" xml:id="NidB59296"/>der <anchor type="b" n="9050" ana="11" xml:id="NidB59295"/>Kieserwetterschen<anchor type="e" n="9050" ana="11" xml:id="NidE59295"/> Logik<anchor type="e" n="9223" ana="12" xml:id="NidE59296"/>, und ein quälendes Unverständlichmachen <anchor type="b" n="5385" ana="12" xml:id="NidB59289"/><anchor type="b" n="9220" ana="12" xml:id="NidB59291"/>der <anchor type="b" n="149" ana="11" xml:id="NidB59288"/>Kantischen<anchor type="e" n="149" ana="11" xml:id="NidE59288"/> Kritiken<anchor type="e" n="9220" ana="12" xml:id="NidE59291"/><anchor type="e" n="5385" ana="12" xml:id="NidE59289"/>, weiter war man weder in Form noch in dem Inhalt gegangen. Leicht war es mir daher für die durch einen freien Vortrag erweiterte Aussicht ins Philosophische Gebiet theilnehmende Aufmerksamkeit zu gewinnen.<lb/>Das Publikum selbst theilt sich in das aristokratische, in jetzigen Verhältnißen um manche Prärogative gekommen, dieses ist gegen <anchor type="b" n="9217" ana="15" xml:id="NidB72526"/>die Universität<anchor type="e" n="9217" ana="15" xml:id="NidE72526"/>, und die Fremden <milestone unit="start" n="23730"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="23730"/> ziemlich animos und tölpelhaft, und in das demokratische jetzt herrschende, welches auf die Universität, als seine Schöpfung, alle Zuvorkommenheit anwendet, deren es nach Schweizerischen Begriffen fähig ist.<lb/>Die Umgebungen <anchor type="b" n="227" ana="10" xml:id="NidB72527"/><hi rend="family:Courier">Zürichs</hi><anchor type="e" n="227" ana="10" xml:id="NidE72527"/> sind Ihnen, verehrtester Herr Professor, zu wohl bekannt, als daß ich deren unvergleichliche Schönheit in der jetzigen Blüthenpracht zu beschreiben hätte; in einer niedlichen ländlichen Wohnung einige Minuten vor der Stadt, haben wir oft das Morgenroth auf den Alpen aus unsern Fenstern bewundert, und in vielfachen Spazirgängen die zahlreichen schönen Punkte besucht. Jeder Genuß erinnert mich dankbar an Sie.<lb/>Leider traf ich <anchor type="b" n="9210" ana="11" xml:id="NidB59285"/><hi rend="family:Courier">Nägeli</hi><anchor type="e" n="9210" ana="11" xml:id="NidE59285"/> durch einen gefährlichen Fall am Arme gelähmt, und immer noch hütet er das Zimmer, oft noch das Bette. Dennoch hat er es nicht versäumen wollen <ref target="fud://5368">einige Zeilen an Sie beizulegen</ref>, welche ich hiebei überreiche. Er hat seine Genesung namentlich dadurch verzögert, daß er die Direction der musikalischen Aufführungen am Einführungsfeste, größtentheils <anchor type="b" n="12018" ana="12" xml:id="NidB72528"/>seine eigenen Compositionen<anchor type="e" n="12018" ana="12" xml:id="NidE72528"/>, trotz des kalten regnigen Tages, selbst ausführte. Die jetzigen, seit mehreren Wochen ununterbrochen glänzend hellen Frühlingstage werden ihn hoffentlich bald völlig herstellen, und ich freue mich auf seinen genialen mit seltener Offenheit dargebotenen Umgang, welcher selbst jetzt, in so langwieriger Krankheit, niemals der klarsten Heiterkeit entbehrt.<lb/>Die politischen Regungen treffen uns hier wenig. Die <anchor type="b" n="327" ana="10" xml:id="NidB59286"/>Frankfurter<anchor type="e" n="327" ana="10" xml:id="NidE59286"/> Begebenheiten mögen wohl der ersten Frequenz ein wenig Abbruch gethan haben, doch sind selbst einige Preussen eingetroffen, deren Väter, als Beamte, erst eine Erlaubniß nachgesucht aber auch erhalten hatten, daß sie <anchor type="b" n="9217" ana="15" xml:id="NidB72529"/>die hiesige Universität<anchor type="e" n="9217" ana="15" xml:id="NidE72529"/> besuchen dürften. 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">ten</span> May 1833<br>Mein hochverehrtester Gönner!<br>In dem Vertrauen daß Ihr geneigtes Wohlwollen gegen mich sich gleichgeblieben begleite ich den wiederholten Ausdruck meines Dankes mit einem kurzen Berichte von dem, was sich aus der formlosen Maße hiesiger <span class="index-9217 tp-72520 ">Universitäts</span>-Angelegenheiten bis jetzt schon gestaltet, von den schwankenden Erwartungen bis jetzt schon verwirklicht hat.<br>Den 29<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span> v. M. fand die feierliche Eröffnung <span class="index-9217 tp-59282 ">der Universität</span> in einer der hiesigen Kirchen Statt, unter allgemeiner Theilnahme der hiesigen Einwohner sowohl, als der anwesenden Tagesatzung. <span class="index-1203 tp-59283 family-courier ">Oken</span> ist zum Rector erwählt, die Dekane sind für die Theologen <span class="index-9218 tp-59284 family-courier ">Rettig</span>, für die Juristen <span class="index-9219 tp-59287 ">der Präsident </span><span class="index-9219 tp-59287 family-courier ">Keller</span>, für die Mediciner <span class="index-9221 tp-59293 family-courier ">Schönlein</span>, für die Philosophen <span class="index-9222 tp-59294 family-courier ">Orelli</span>, sämmtlich auf zwei Jahre; neben den genannten bilden wir übrigen ordentlichen Professoren den Senat, der je Commissionen vertheilt die einzelnen Abschnitte der künftigen Statuten bearbeitet.<br>Die mit dem 30<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span> v. M eröffnete Immatriculation hat bis gestern 150 Studirende ergeben, an welche sich manche der hiesigen Einwohner für die Vorlesungen anschließen. Die besuchtesten Collegien sind <span class="index-1203 tp-72521 index-12017 tp-72524 family-courier ">Okens</span>, <span class="index-9221 tp-72522 index-12016 tp-72523 family-courier ">Schönleins</span> und <span class="index-12015 tp-72525 ">die meinigen</span>, welche der Zahl nach sogar noch jene übertreffen; in der Einleitung in die Philosophie habe ich über 60, in der Psychologie einige 20 u der Logik ebenfalls 20. Ich bin über diese Zahl umsomehr erfreut, als ich bei meiner Herkunft eine außerordentliche Abneigung gegen Philosophie vorfand. Verursacht war dieselbe durch ein schläfriges Dictiren <span class="index-9223 tp-59296 ">der </span><span class="index-9223 tp-59296 index-9050 tp-59295 ">Kieserwetterschen</span><span class="index-9223 tp-59296 "> Logik</span>, und ein quälendes Unverständlichmachen <span class="index-5385 tp-59289 index-9220 tp-59291 ">der </span><span class="index-5385 tp-59289 index-9220 tp-59291 index-149 tp-59288 ">Kantischen</span><span class="index-5385 tp-59289 index-9220 tp-59291 "> Kritiken</span>, weiter war man weder in Form noch in dem Inhalt gegangen. Leicht war es mir daher für die durch einen freien Vortrag erweiterte Aussicht ins Philosophische Gebiet theilnehmende Aufmerksamkeit zu gewinnen.<br>Das Publikum selbst theilt sich in das aristokratische, in jetzigen Verhältnißen um manche Prärogative gekommen, dieses ist gegen <span class="index-9217 tp-72526 ">die Universität</span>, und die Fremden <span class="notice-23730 ">[2]</span> ziemlich animos und tölpelhaft, und in das demokratische jetzt herrschende, welches auf die Universität, als seine Schöpfung, alle Zuvorkommenheit anwendet, deren es nach Schweizerischen Begriffen fähig ist.<br>Die Umgebungen <span class="index-227 tp-72527 family-courier ">Zürichs</span> sind Ihnen, verehrtester Herr Professor, zu wohl bekannt, als daß ich deren unvergleichliche Schönheit in der jetzigen Blüthenpracht zu beschreiben hätte; in einer niedlichen ländlichen Wohnung einige Minuten vor der Stadt, haben wir oft das Morgenroth auf den Alpen aus unsern Fenstern bewundert, und in vielfachen Spazirgängen die zahlreichen schönen Punkte besucht. Jeder Genuß erinnert mich dankbar an Sie.<br>Leider traf ich <span class="index-9210 tp-59285 family-courier ">Nägeli</span> durch einen gefährlichen Fall am Arme gelähmt, und immer noch hütet er das Zimmer, oft noch das Bette. Dennoch hat er es nicht versäumen wollen <span class="doc-5368 ">einige Zeilen an Sie beizulegen</span>, welche ich hiebei überreiche. Er hat seine Genesung namentlich dadurch verzögert, daß er die Direction der musikalischen Aufführungen am Einführungsfeste, größtentheils <span class="index-12018 tp-72528 ">seine eigenen Compositionen</span>, trotz des kalten regnigen Tages, selbst ausführte. Die jetzigen, seit mehreren Wochen ununterbrochen glänzend hellen Frühlingstage werden ihn hoffentlich bald völlig herstellen, und ich freue mich auf seinen genialen mit seltener Offenheit dargebotenen Umgang, welcher selbst jetzt, in so langwieriger Krankheit, niemals der klarsten Heiterkeit entbehrt.<br>Die politischen Regungen treffen uns hier wenig. Die <span class="index-327 tp-59286 ">Frankfurter</span> Begebenheiten mögen wohl der ersten Frequenz ein wenig Abbruch gethan haben, doch sind selbst einige Preussen eingetroffen, deren Väter, als Beamte, erst eine Erlaubniß nachgesucht aber auch erhalten hatten, daß sie <span class="index-9217 tp-72529 ">die hiesige Universität</span> besuchen dürften. Die Polnische ungebetene Gesellschaft wurde bekanntlich von der hiesigen Tagesatzung ohne alle Umstände zurückgewiesen, und amüsirt nun im <span class="index-226 tp-59292 family-courier ">Berner</span> Gebiete sich so wenig als ihre schweizerischen Wirthe. <span class="cite tp-72530 ">Einigen Frankfurter Flüchtlingen hat man Winke zur schnellen Weiterreise gegeben</span>, so daß auch durch deren voreilige Aufnahme kein Mißtrauen bei Deutschen Regierungen gegen unsre neue Hochschule verschuldet werden kann, und demnach der nächste Sommer schon eine namhafte Frequenz bringen könnte.<br>Mit dankbarer Hochachtung und dem innigsten Wunsche ungestörten Wohlseins<br>Ihr Ergebenster<br><span class="family-courier ">Bobrik</span><br>Meine freundlichste Empfehlung an <span class="index-2566 tp-72531 ">Herrn Professor </span><span class="index-2566 tp-72531 family-courier ">Lassen</span>!' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/2013' $description = 'Eduard Bobrik an August Wilhelm von Schlegel am 18.05.1833, Zürich, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Zürich <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4068038-1">GND</a>' $date = '18.05.1833' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 827 => array( 'ID' => '827', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-01-21 15:31:06', 'timelastchg' => '2018-01-07 14:14:11', 'key' => 'AWS-ap-001x', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_geburtsort' => array( 'ID' => '10028', 'content' => 'Siemiatycze', 'bemerkung' => 'GND:4244720-3', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_sterbeort' => array( 'ID' => '10247', 'content' => 'Schwetz an der Weichsel', 'bemerkung' => 'GND:4118541-9', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ), '39_geschlecht' => 'm', '39_name' => 'Bobrik, Eduard', '39_toddatum' => '1870-05-13', '39_gebdatum' => '1802-11-15', '39_lebenwirken' => 'Philosoph, Pädagoge, Psychologe Eduard Bobrik erhielt eine kaufmännische Ausbildung in Danzig. 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Eingel. v. Horst Hamecher. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1848. Kassel 1978. Bobrik, Eduard: Geschichte, Grundidee und Verfassung der Freimaurerei, zeitgemäß dargestellt von einem Freimaurer. ED. anonym. Zürich 1838.', '39_beziehung' => 'Bobrik war ein Bonner Kollege Schlegels. 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Jeder Genuß erinnert mich dankbar an Sie.<br>Leider traf ich <span class="index-9210 tp-59285 family-courier ">Nägeli</span> durch einen gefährlichen Fall am Arme gelähmt, und immer noch hütet er das Zimmer, oft noch das Bette. Dennoch hat er es nicht versäumen wollen <span class="doc-5368 ">einige Zeilen an Sie beizulegen</span>, welche ich hiebei überreiche. Er hat seine Genesung namentlich dadurch verzögert, daß er die Direction der musikalischen Aufführungen am Einführungsfeste, größtentheils <span class="index-12018 tp-72528 ">seine eigenen Compositionen</span>, trotz des kalten regnigen Tages, selbst ausführte. Die jetzigen, seit mehreren Wochen ununterbrochen glänzend hellen Frühlingstage werden ihn hoffentlich bald völlig herstellen, und ich freue mich auf seinen genialen mit seltener Offenheit dargebotenen Umgang, welcher selbst jetzt, in so langwieriger Krankheit, niemals der klarsten Heiterkeit entbehrt.<br>Die politischen Regungen treffen uns hier wenig. 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Ich bin über diese Zahl umsomehr erfreut, als ich bei meiner Herkunft eine außerordentliche Abneigung gegen Philosophie vorfand. Verursacht war dieselbe durch ein schläfriges Dictiren <anchor type="b" n="9223" ana="12" xml:id="NidB59296"/>der <anchor type="b" n="9050" ana="11" xml:id="NidB59295"/>Kieserwetterschen<anchor type="e" n="9050" ana="11" xml:id="NidE59295"/> Logik<anchor type="e" n="9223" ana="12" xml:id="NidE59296"/>, und ein quälendes Unverständlichmachen <anchor type="b" n="5385" ana="12" xml:id="NidB59289"/><anchor type="b" n="9220" ana="12" xml:id="NidB59291"/>der <anchor type="b" n="149" ana="11" xml:id="NidB59288"/>Kantischen<anchor type="e" n="149" ana="11" xml:id="NidE59288"/> Kritiken<anchor type="e" n="9220" ana="12" xml:id="NidE59291"/><anchor type="e" n="5385" ana="12" xml:id="NidE59289"/>, weiter war man weder in Form noch in dem Inhalt gegangen. Leicht war es mir daher für die durch einen freien Vortrag erweiterte Aussicht ins Philosophische Gebiet theilnehmende Aufmerksamkeit zu gewinnen.<lb/>Das Publikum selbst theilt sich in das aristokratische, in jetzigen Verhältnißen um manche Prärogative gekommen, dieses ist gegen <anchor type="b" n="9217" ana="15" xml:id="NidB72526"/>die Universität<anchor type="e" n="9217" ana="15" xml:id="NidE72526"/>, und die Fremden <milestone unit="start" n="23730"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="23730"/> ziemlich animos und tölpelhaft, und in das demokratische jetzt herrschende, welches auf die Universität, als seine Schöpfung, alle Zuvorkommenheit anwendet, deren es nach Schweizerischen Begriffen fähig ist.<lb/>Die Umgebungen <anchor type="b" n="227" ana="10" xml:id="NidB72527"/><hi rend="family:Courier">Zürichs</hi><anchor type="e" n="227" ana="10" xml:id="NidE72527"/> sind Ihnen, verehrtester Herr Professor, zu wohl bekannt, als daß ich deren unvergleichliche Schönheit in der jetzigen Blüthenpracht zu beschreiben hätte; in einer niedlichen ländlichen Wohnung einige Minuten vor der Stadt, haben wir oft das Morgenroth auf den Alpen aus unsern Fenstern bewundert, und in vielfachen Spazirgängen die zahlreichen schönen Punkte besucht. Jeder Genuß erinnert mich dankbar an Sie.<lb/>Leider traf ich <anchor type="b" n="9210" ana="11" xml:id="NidB59285"/><hi rend="family:Courier">Nägeli</hi><anchor type="e" n="9210" ana="11" xml:id="NidE59285"/> durch einen gefährlichen Fall am Arme gelähmt, und immer noch hütet er das Zimmer, oft noch das Bette. Dennoch hat er es nicht versäumen wollen <ref target="fud://5368">einige Zeilen an Sie beizulegen</ref>, welche ich hiebei überreiche. Er hat seine Genesung namentlich dadurch verzögert, daß er die Direction der musikalischen Aufführungen am Einführungsfeste, größtentheils <anchor type="b" n="12018" ana="12" xml:id="NidB72528"/>seine eigenen Compositionen<anchor type="e" n="12018" ana="12" xml:id="NidE72528"/>, trotz des kalten regnigen Tages, selbst ausführte. Die jetzigen, seit mehreren Wochen ununterbrochen glänzend hellen Frühlingstage werden ihn hoffentlich bald völlig herstellen, und ich freue mich auf seinen genialen mit seltener Offenheit dargebotenen Umgang, welcher selbst jetzt, in so langwieriger Krankheit, niemals der klarsten Heiterkeit entbehrt.<lb/>Die politischen Regungen treffen uns hier wenig. Die <anchor type="b" n="327" ana="10" xml:id="NidB59286"/>Frankfurter<anchor type="e" n="327" ana="10" xml:id="NidE59286"/> Begebenheiten mögen wohl der ersten Frequenz ein wenig Abbruch gethan haben, doch sind selbst einige Preussen eingetroffen, deren Väter, als Beamte, erst eine Erlaubniß nachgesucht aber auch erhalten hatten, daß sie <anchor type="b" n="9217" ana="15" xml:id="NidB72529"/>die hiesige Universität<anchor type="e" n="9217" ana="15" xml:id="NidE72529"/> besuchen dürften. Die Polnische ungebetene Gesellschaft wurde bekanntlich von der hiesigen Tagesatzung ohne alle Umstände zurückgewiesen, und amüsirt nun im <anchor type="b" n="226" ana="10" xml:id="NidB59292"/><hi rend="family:Courier">Berner</hi><anchor type="e" n="226" ana="10" xml:id="NidE59292"/> Gebiete sich so wenig als ihre schweizerischen Wirthe. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB72530"/>Einigen Frankfurter Flüchtlingen hat man Winke zur schnellen Weiterreise gegeben<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE72530"/>, so daß auch durch deren voreilige Aufnahme kein Mißtrauen bei Deutschen Regierungen gegen unsre neue Hochschule verschuldet werden kann, und demnach der nächste Sommer schon eine namhafte Frequenz bringen könnte.<lb/>Mit dankbarer Hochachtung und dem innigsten Wunsche ungestörten Wohlseins<lb/>Ihr Ergebenster<lb/><hi rend="family:Courier">Bobrik</hi><lb/>Meine freundlichste Empfehlung an <anchor type="b" n="2566" ana="11" xml:id="NidB72531"/>Herrn Professor <hi rend="family:Courier">Lassen</hi><anchor type="e" n="2566" ana="11" xml:id="NidE72531"/>!', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7641', 'content' => 'Eduard Bobrik', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Bobrik, Eduard', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1833-05-18', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '227', 'content' => 'Zürich', 'bemerkung' => 'GND:4068038-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.39', '36_h1zahl' => '2 S., hs. m. 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[1] Zürich den 18ten May 1833
Mein hochverehrtester Gönner!
In dem Vertrauen daß Ihr geneigtes Wohlwollen gegen mich sich gleichgeblieben begleite ich den wiederholten Ausdruck meines Dankes mit einem kurzen Berichte von dem, was sich aus der formlosen Maße hiesiger Universitäts-Angelegenheiten bis jetzt schon gestaltet, von den schwankenden Erwartungen bis jetzt schon verwirklicht hat.
Den 29ten v. M. fand die feierliche Eröffnung der Universität in einer der hiesigen Kirchen Statt, unter allgemeiner Theilnahme der hiesigen Einwohner sowohl, als der anwesenden Tagesatzung. Oken ist zum Rector erwählt, die Dekane sind für die Theologen Rettig, für die Juristen der Präsident Keller, für die Mediciner Schönlein, für die Philosophen Orelli, sämmtlich auf zwei Jahre; neben den genannten bilden wir übrigen ordentlichen Professoren den Senat, der je Commissionen vertheilt die einzelnen Abschnitte der künftigen Statuten bearbeitet.
Die mit dem 30ten v. M eröffnete Immatriculation hat bis gestern 150 Studirende ergeben, an welche sich manche der hiesigen Einwohner für die Vorlesungen anschließen. Die besuchtesten Collegien sind Okens, Schönleins und die meinigen, welche der Zahl nach sogar noch jene übertreffen; in der Einleitung in die Philosophie habe ich über 60, in der Psychologie einige 20 u der Logik ebenfalls 20. Ich bin über diese Zahl umsomehr erfreut, als ich bei meiner Herkunft eine außerordentliche Abneigung gegen Philosophie vorfand. Verursacht war dieselbe durch ein schläfriges Dictiren der Kieserwetterschen Logik, und ein quälendes Unverständlichmachen der Kantischen Kritiken, weiter war man weder in Form noch in dem Inhalt gegangen. Leicht war es mir daher für die durch einen freien Vortrag erweiterte Aussicht ins Philosophische Gebiet theilnehmende Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Das Publikum selbst theilt sich in das aristokratische, in jetzigen Verhältnißen um manche Prärogative gekommen, dieses ist gegen die Universität, und die Fremden [2] ziemlich animos und tölpelhaft, und in das demokratische jetzt herrschende, welches auf die Universität, als seine Schöpfung, alle Zuvorkommenheit anwendet, deren es nach Schweizerischen Begriffen fähig ist.
Die Umgebungen Zürichs sind Ihnen, verehrtester Herr Professor, zu wohl bekannt, als daß ich deren unvergleichliche Schönheit in der jetzigen Blüthenpracht zu beschreiben hätte; in einer niedlichen ländlichen Wohnung einige Minuten vor der Stadt, haben wir oft das Morgenroth auf den Alpen aus unsern Fenstern bewundert, und in vielfachen Spazirgängen die zahlreichen schönen Punkte besucht. Jeder Genuß erinnert mich dankbar an Sie.
Leider traf ich Nägeli durch einen gefährlichen Fall am Arme gelähmt, und immer noch hütet er das Zimmer, oft noch das Bette. Dennoch hat er es nicht versäumen wollen einige Zeilen an Sie beizulegen, welche ich hiebei überreiche. Er hat seine Genesung namentlich dadurch verzögert, daß er die Direction der musikalischen Aufführungen am Einführungsfeste, größtentheils seine eigenen Compositionen, trotz des kalten regnigen Tages, selbst ausführte. Die jetzigen, seit mehreren Wochen ununterbrochen glänzend hellen Frühlingstage werden ihn hoffentlich bald völlig herstellen, und ich freue mich auf seinen genialen mit seltener Offenheit dargebotenen Umgang, welcher selbst jetzt, in so langwieriger Krankheit, niemals der klarsten Heiterkeit entbehrt.
Die politischen Regungen treffen uns hier wenig. Die Frankfurter Begebenheiten mögen wohl der ersten Frequenz ein wenig Abbruch gethan haben, doch sind selbst einige Preussen eingetroffen, deren Väter, als Beamte, erst eine Erlaubniß nachgesucht aber auch erhalten hatten, daß sie die hiesige Universität besuchen dürften. Die Polnische ungebetene Gesellschaft wurde bekanntlich von der hiesigen Tagesatzung ohne alle Umstände zurückgewiesen, und amüsirt nun im Berner Gebiete sich so wenig als ihre schweizerischen Wirthe. Einigen Frankfurter Flüchtlingen hat man Winke zur schnellen Weiterreise gegeben, so daß auch durch deren voreilige Aufnahme kein Mißtrauen bei Deutschen Regierungen gegen unsre neue Hochschule verschuldet werden kann, und demnach der nächste Sommer schon eine namhafte Frequenz bringen könnte.
Mit dankbarer Hochachtung und dem innigsten Wunsche ungestörten Wohlseins
Ihr Ergebenster
Bobrik
Meine freundlichste Empfehlung an Herrn Professor Lassen!
Mein hochverehrtester Gönner!
In dem Vertrauen daß Ihr geneigtes Wohlwollen gegen mich sich gleichgeblieben begleite ich den wiederholten Ausdruck meines Dankes mit einem kurzen Berichte von dem, was sich aus der formlosen Maße hiesiger Universitäts-Angelegenheiten bis jetzt schon gestaltet, von den schwankenden Erwartungen bis jetzt schon verwirklicht hat.
Den 29ten v. M. fand die feierliche Eröffnung der Universität in einer der hiesigen Kirchen Statt, unter allgemeiner Theilnahme der hiesigen Einwohner sowohl, als der anwesenden Tagesatzung. Oken ist zum Rector erwählt, die Dekane sind für die Theologen Rettig, für die Juristen der Präsident Keller, für die Mediciner Schönlein, für die Philosophen Orelli, sämmtlich auf zwei Jahre; neben den genannten bilden wir übrigen ordentlichen Professoren den Senat, der je Commissionen vertheilt die einzelnen Abschnitte der künftigen Statuten bearbeitet.
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Die Umgebungen Zürichs sind Ihnen, verehrtester Herr Professor, zu wohl bekannt, als daß ich deren unvergleichliche Schönheit in der jetzigen Blüthenpracht zu beschreiben hätte; in einer niedlichen ländlichen Wohnung einige Minuten vor der Stadt, haben wir oft das Morgenroth auf den Alpen aus unsern Fenstern bewundert, und in vielfachen Spazirgängen die zahlreichen schönen Punkte besucht. Jeder Genuß erinnert mich dankbar an Sie.
Leider traf ich Nägeli durch einen gefährlichen Fall am Arme gelähmt, und immer noch hütet er das Zimmer, oft noch das Bette. Dennoch hat er es nicht versäumen wollen einige Zeilen an Sie beizulegen, welche ich hiebei überreiche. Er hat seine Genesung namentlich dadurch verzögert, daß er die Direction der musikalischen Aufführungen am Einführungsfeste, größtentheils seine eigenen Compositionen, trotz des kalten regnigen Tages, selbst ausführte. Die jetzigen, seit mehreren Wochen ununterbrochen glänzend hellen Frühlingstage werden ihn hoffentlich bald völlig herstellen, und ich freue mich auf seinen genialen mit seltener Offenheit dargebotenen Umgang, welcher selbst jetzt, in so langwieriger Krankheit, niemals der klarsten Heiterkeit entbehrt.
Die politischen Regungen treffen uns hier wenig. Die Frankfurter Begebenheiten mögen wohl der ersten Frequenz ein wenig Abbruch gethan haben, doch sind selbst einige Preussen eingetroffen, deren Väter, als Beamte, erst eine Erlaubniß nachgesucht aber auch erhalten hatten, daß sie die hiesige Universität besuchen dürften. Die Polnische ungebetene Gesellschaft wurde bekanntlich von der hiesigen Tagesatzung ohne alle Umstände zurückgewiesen, und amüsirt nun im Berner Gebiete sich so wenig als ihre schweizerischen Wirthe. Einigen Frankfurter Flüchtlingen hat man Winke zur schnellen Weiterreise gegeben, so daß auch durch deren voreilige Aufnahme kein Mißtrauen bei Deutschen Regierungen gegen unsre neue Hochschule verschuldet werden kann, und demnach der nächste Sommer schon eine namhafte Frequenz bringen könnte.
Mit dankbarer Hochachtung und dem innigsten Wunsche ungestörten Wohlseins
Ihr Ergebenster
Bobrik
Meine freundlichste Empfehlung an Herrn Professor Lassen!
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 17.05.1833
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.17,Nr.1
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.17,Nr.1