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so nachläßig waren Ihnen nicht einmal zu schreiben, da uns aber das Schicksal in so manchen Stücken vieles zu Wünschen übrig läßt, wollten wir nicht als Klagende auftreten, und warteten von einer Zeit zur anderen. Nun Sie aber wieder nach Deutschland kommen, treibt mich mein Herz Ihnen einen freundlichen Gruß zu zu rufen.<br>Wenn Sie in <span class="index-173 tp-29113 ">Hanover</span> gewesen sind so denken Sie doch, daß es auch ein <span class="index-13 tp-29114 ">Dresden</span> in der Welt giebt, wo noch ein Nichtchen lebt und Sie liebt! aber ich bin Nebensache dencken Sie doch an <span class="index-115 tp-29115 ">Ihre Schwester Charlotte, an meine liebe Mutter</span>, ihr würde ein neues Licht mit Ihnen aufgehen, und ich würde sie noch einmal recht glücklich sehen. Die gute Mutter würde nichts abhalten nach Hanover zu Reisen, um Sie zu sehen, aber sie ist zu schwächlich um ohne alle möglichen Bequemlichkeiten eine solche Reise unternehmen zu können, und mit diesen wäre es zu kostbar. Sie sehen also daß kein anderes Mittel übrig bleibt, als daß Sie zu <span class="underline-1 ">uns</span> kommen, welches für Sie ja nur ein paar Schritte seyn kann, da Sie so viele Hundert ja Tausend Meilen gereist sind. –<br>Wie freue ich mich schon in der Seele Sie hier zu besitzen, und in Ihrer Gesellschaft, und bey Ihrem vortreflichen Urtheil <span class="index-6258 tp-50874 ">die Galerie</span> und andere Kunstwercke zu genießen. Leider bedarf ich noch vieler <span class="offset-4 ">Bildung</span>, und ich fürchte, Sie werden sich sehr wundern in Vergleich mit <span class="index-3671 tp-51602 index-3460 tp-51603 ">Ihren </span><span class="index-3671 tp-51602 index-3460 tp-51603 notice-1749 ">[2]</span><span class="index-3671 tp-51602 index-3460 tp-51603 "> andern Niècen</span>, mich in allen Dingen noch so sehr zurück zu finden und daß ich wie mich <span class="index-8 tp-29116 underline-1 ">Friedrich</span> nennt noch ein sehr <span class="underline-1 ">kleines Lichtchen</span> bin. <br>Ich bin sehr betrübt daß <span class="index-180 tp-29417 ">meine liebe Tante Dorothe</span>, nicht zu uns kommt (wie sie uns Hoffnung machte), sondern nach Italien gereist ist, nur meine große Liebe zu ihr macht daß ich suche mich zu vergeßen und mich über ihre schöne Reise zu freuen. Ich werde wohl nie dies Ziel meiner Wünsche, <span class="underline-1 ">auch dahin zu kommen</span>, erreichen, er wird wohl unter die Wünsche gehören die mit mir sterben werden; für meine Kunst die ich mit Eifer vervollkommnen will, könnte es mir freilich von unendlichen Nutzen seyn aber wo will ich die Mittel hernehmen!<br>Nun lebe wohl, mündlich ein mehreres. Ich freue mich nur Ihnen einen guten Braven Mann an <span class="index-3513 tp-50925 ">dem meinigen</span> vorstellen zu können er liebt <span class="offset-4 ">mich</span> innig und ich ihn wieder, und mehr verlange ich nicht, das andere hängt von Gott ab. <span class="cite tp-44884 ">Ich küße Sie Tausend mal und bin ewig Ihre treue und Sie herzlich liebende Nichte</span> <br><span class="family-courier ">Auguste Buttlar</span><br>Dresden den 26 April<br>1818.' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1573' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 26.04.1818, Dresden, Paris' $adressatort = 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>' $absendeort = 'Dresden <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/37172-5">GND</a>' $date = '26.04.1818' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2017-12-20 18:35:04', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst konvertierte sie 1827, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst konvertierte sie 1827, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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[1] Theuerster Onkel!
Sie werden mit Recht mit mir zürnen daß ich und mein Mann so nachläßig waren Ihnen nicht einmal zu schreiben, da uns aber das Schicksal in so manchen Stücken vieles zu Wünschen übrig läßt, wollten wir nicht als Klagende auftreten, und warteten von einer Zeit zur anderen. Nun Sie aber wieder nach Deutschland kommen, treibt mich mein Herz Ihnen einen freundlichen Gruß zu zu rufen.
Wenn Sie in Hanover gewesen sind so denken Sie doch, daß es auch ein Dresden in der Welt giebt, wo noch ein Nichtchen lebt und Sie liebt! aber ich bin Nebensache dencken Sie doch an Ihre Schwester Charlotte, an meine liebe Mutter, ihr würde ein neues Licht mit Ihnen aufgehen, und ich würde sie noch einmal recht glücklich sehen. Die gute Mutter würde nichts abhalten nach Hanover zu Reisen, um Sie zu sehen, aber sie ist zu schwächlich um ohne alle möglichen Bequemlichkeiten eine solche Reise unternehmen zu können, und mit diesen wäre es zu kostbar. Sie sehen also daß kein anderes Mittel übrig bleibt, als daß Sie zu uns kommen, welches für Sie ja nur ein paar Schritte seyn kann, da Sie so viele Hundert ja Tausend Meilen gereist sind. –
Wie freue ich mich schon in der Seele Sie hier zu besitzen, und in Ihrer Gesellschaft, und bey Ihrem vortreflichen Urtheil die Galerie und andere Kunstwercke zu genießen. Leider bedarf ich noch vieler Bildung, und ich fürchte, Sie werden sich sehr wundern in Vergleich mit Ihren [2] andern Niècen, mich in allen Dingen noch so sehr zurück zu finden und daß ich wie mich Friedrich nennt noch ein sehr kleines Lichtchen bin.
Ich bin sehr betrübt daß meine liebe Tante Dorothe, nicht zu uns kommt (wie sie uns Hoffnung machte), sondern nach Italien gereist ist, nur meine große Liebe zu ihr macht daß ich suche mich zu vergeßen und mich über ihre schöne Reise zu freuen. Ich werde wohl nie dies Ziel meiner Wünsche, auch dahin zu kommen, erreichen, er wird wohl unter die Wünsche gehören die mit mir sterben werden; für meine Kunst die ich mit Eifer vervollkommnen will, könnte es mir freilich von unendlichen Nutzen seyn aber wo will ich die Mittel hernehmen!
Nun lebe wohl, mündlich ein mehreres. Ich freue mich nur Ihnen einen guten Braven Mann an dem meinigen vorstellen zu können er liebt mich innig und ich ihn wieder, und mehr verlange ich nicht, das andere hängt von Gott ab. Ich küße Sie Tausend mal und bin ewig Ihre treue und Sie herzlich liebende Nichte
Auguste Buttlar
Dresden den 26 April
1818.
Sie werden mit Recht mit mir zürnen daß ich und mein Mann so nachläßig waren Ihnen nicht einmal zu schreiben, da uns aber das Schicksal in so manchen Stücken vieles zu Wünschen übrig läßt, wollten wir nicht als Klagende auftreten, und warteten von einer Zeit zur anderen. Nun Sie aber wieder nach Deutschland kommen, treibt mich mein Herz Ihnen einen freundlichen Gruß zu zu rufen.
Wenn Sie in Hanover gewesen sind so denken Sie doch, daß es auch ein Dresden in der Welt giebt, wo noch ein Nichtchen lebt und Sie liebt! aber ich bin Nebensache dencken Sie doch an Ihre Schwester Charlotte, an meine liebe Mutter, ihr würde ein neues Licht mit Ihnen aufgehen, und ich würde sie noch einmal recht glücklich sehen. Die gute Mutter würde nichts abhalten nach Hanover zu Reisen, um Sie zu sehen, aber sie ist zu schwächlich um ohne alle möglichen Bequemlichkeiten eine solche Reise unternehmen zu können, und mit diesen wäre es zu kostbar. Sie sehen also daß kein anderes Mittel übrig bleibt, als daß Sie zu uns kommen, welches für Sie ja nur ein paar Schritte seyn kann, da Sie so viele Hundert ja Tausend Meilen gereist sind. –
Wie freue ich mich schon in der Seele Sie hier zu besitzen, und in Ihrer Gesellschaft, und bey Ihrem vortreflichen Urtheil die Galerie und andere Kunstwercke zu genießen. Leider bedarf ich noch vieler Bildung, und ich fürchte, Sie werden sich sehr wundern in Vergleich mit Ihren [2] andern Niècen, mich in allen Dingen noch so sehr zurück zu finden und daß ich wie mich Friedrich nennt noch ein sehr kleines Lichtchen bin.
Ich bin sehr betrübt daß meine liebe Tante Dorothe, nicht zu uns kommt (wie sie uns Hoffnung machte), sondern nach Italien gereist ist, nur meine große Liebe zu ihr macht daß ich suche mich zu vergeßen und mich über ihre schöne Reise zu freuen. Ich werde wohl nie dies Ziel meiner Wünsche, auch dahin zu kommen, erreichen, er wird wohl unter die Wünsche gehören die mit mir sterben werden; für meine Kunst die ich mit Eifer vervollkommnen will, könnte es mir freilich von unendlichen Nutzen seyn aber wo will ich die Mittel hernehmen!
Nun lebe wohl, mündlich ein mehreres. Ich freue mich nur Ihnen einen guten Braven Mann an dem meinigen vorstellen zu können er liebt mich innig und ich ihn wieder, und mehr verlange ich nicht, das andere hängt von Gott ab. Ich küße Sie Tausend mal und bin ewig Ihre treue und Sie herzlich liebende Nichte
Auguste Buttlar
Dresden den 26 April
1818.