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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-07-19/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="notice-1836 ">[1]</span> <span class="index-171 tp-29419 ">Paris</span> den 7<span class="offset-4 ">ten</span> Juli, 1823.<br>Geliebter Onkel!<br>Du wirst recht böse auf mich sein, daß ich Dich so lange ohne Nachricht laßen konnte, wenn ich Dir <span class="offset-4 ">aber</span> die Ursache davon sage, dann wirst Du mir gewiß verzeihen. Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. Bey dem ersten Uebel habe ich den Artzt nicht gebraucht, was er auch nachher nicht für nöthig gefunden hat, aber bey der Halskrankheit konnte ich seiner Hülfe nicht entbehren. <span class="index-3500 tp-29420 ">Doktor Friedländer</span>, den Du uns empfolen, ist sehr freundlich und gefällig gegen uns. Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien <span class="index-5122 tp-29447 ">mein eignes Portrait</span>, <span class="index-5121 tp-29446 ">das </span><span class="index-5121 tp-29446 index-3513 tp-29421 ">meines Mannes</span> und <span class="index-5123 tp-29448 ">jenes </span><span class="index-5123 tp-29448 index-2346 tp-29422 ">der Gräfin </span><span class="index-5123 tp-29448 index-2346 tp-29422 family-courier ">St. Aulaire</span> vollendet. – Ich schrieb dir doch daß <span class="index-237 tp-29423 ">die Herzogin von </span><span class="index-237 tp-29423 family-courier ">Broglie</span> mir erlaubt <span class="index-2376 tp-53238 index-8580 tp-53237 index-2377 tp-53239 ">ihre Kinder</span><span class="index-8580 tp-53237 "> zu malen</span>, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter <span class="notice-1837 ">[2]</span> nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem <span class="family-courier ">Hôtel</span> malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf<span class="notice-23185 ">[en]</span> sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode<span class="notice-23186 ">[ll]</span> nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat <span class="index-2022 tp-29424 ">Herrn </span><span class="index-2022 tp-29424 family-courier ">Gérard</span> sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey <span class="family-courier ">Gérard</span>, da er aber und auch <span class="index-5038 tp-29425 family-courier ">M</span><span class="index-5038 tp-29425 family-courier offset-4 underline-1 ">elle</span><span class="index-5038 tp-29425 family-courier "> Godefroy</span> oft aufs Land gehen, und auch das <span class="family-courier ">Attelier</span> worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und <span class="family-courier ">Gérard</span> theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: <span class="family-courier ">Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision</span>: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was <span class="family-courier ">Gérard</span> von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch <span class="family-courier ">Gérard</span> ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen <span class="offset-4 ">Winter</span> auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes <span class="family-courier ">Attelier</span> für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum <span class="family-courier ">Dîner</span> auf seinem schönen Landsitz <span class="notice-1838 ">[3]</span> gewesen, wo ich <span class="index-175 tp-29426 ">Herrn Sulpitz </span><span class="index-175 tp-29426 family-courier ">Boisséré</span> traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir <span class="index-8499 tp-53240 ">seine Sammlung</span> nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier – <br><span class="index-2022 tp-53241 ">Der gute </span><span class="index-2022 tp-53241 family-courier ">Gérard</span> erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien <span class="offset-4 ">zu</span> verdienen. Ich schrieb Dir in <span class="doc-5089 ">meinem letzten Briefe</span>, daß ich <span class="index-171 tp-53242 ">Paris</span> nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch <span class="family-courier ">Gérards</span> Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. <span class="family-courier ">Gérard</span> sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu <span class="overstrike-1 ">nachzu</span> darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was <span class="family-courier ">Gérard</span> mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in <span class="index-292 tp-29429 family-courier ">London</span> daßelbe zu <span class="notice-1839 ">[4]</span> thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir <span class="family-courier ">Gérard</span> selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von <span class="index-13 tp-53243 ">Dresden</span> weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe <span class="index-3670 tp-53247 index-3669 tp-53246 index-115 tp-53244 index-129 tp-53245 ">die Meinigen</span> wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch <span class="index-3500 tp-53248 ">der Arzt</span> zu bezahlen. – <span class="index-115 tp-29430 index-129 tp-29431 ">Die Eltern</span> habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß <span class="overstrike-1 ">es nicht</span> die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter <span class="index-115 tp-29432 ">der Mutter</span> hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, <span class="underline-1 ">Dein Urtheil soll entscheiden</span> Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey <span class="family-courier ">Gérard</span> nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf <span class="index-5930 tp-53249 ">dem </span><span class="index-5930 tp-53249 family-courier ">Louvre</span> zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens <span class="notice-1840 ">[5]</span> viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.<br>Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – <span class="index-2346 tp-53250 ">Gräfin </span><span class="index-2346 tp-53250 family-courier ">St. Aulaire</span> hat mir Empfelung an <span class="index-8611 tp-53251 ">eine </span><span class="index-8611 tp-53251 family-courier ">Lady Mansfield</span> versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von <span class="index-268 tp-53252 ">Herrn von Staël</span>. <span class="index-2022 tp-53253 family-courier ">Gérard</span> werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – <span class="index-115 tp-53254 ">Meine gute Mutter</span> ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. <span class="index-1392 tp-29435 ">Die Tante aus </span><span class="index-1392 tp-29435 index-173 tp-29434 ">Hanover</span> ist jetzt in <span class="index-13 tp-29436 ">Dresden</span>, was <span class="index-115 tp-53255 index-129 tp-53256 ">den guten Eltern</span> viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch <span class="index-1393 tp-29437 ">Onkel Carl</span> mit <span class="index-3240 tp-29438 ">der Büchting</span> kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – <span class="index-5119 tp-29439 ">Unser Freund </span><span class="index-5119 tp-29439 family-courier ">James Russell</span> in <span class="index-292 tp-53257 family-courier ">London</span> wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über <span class="family-courier ">London</span>, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe <span class="notice-1841 ">[6]</span> wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><br>Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2<span class="offset-4 ">ten</span> Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form <span class="index-5042 tp-53280 index-5046 tp-53283 index-5044 tp-53281 index-5043 tp-53282 index-5045 tp-53284 ">der Antiquen</span> aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar <span class="index-306 tp-29440 ">Herrn </span><span class="index-306 tp-29440 family-courier ">Jacquet</span> nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht <span class="index-8602 tp-53258 ">das Portrait </span><span class="index-8602 tp-53258 index-237 tp-29449 ">der Herzogin von </span><span class="index-8602 tp-53258 index-237 tp-29449 family-courier ">Broglie</span> für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich <span class="index-2309 tp-53259 ">der Herzog</span> nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im <span class="family-courier ">Hôtel</span>, bey mir, oder bey <span class="index-2022 tp-53260 family-courier ">Gérard</span>. Das letztere wäre mir das liebste, aber <span class="family-courier ">Gérard</span> und <span class="index-5038 tp-53261 ">die </span><span class="index-5038 tp-53261 family-courier ">Godefroy</span> gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. <span class="index-607 tp-29441 ">Die gute Mendelsohn</span> ist mit ihren Zögling<span class="notice-23536 ">en</span> ins Bad nach <span class="index-5120 tp-29442 family-courier ">Vichy</span> gereist, und wird erst gegen den 7<span class="offset-4 ">ten</span> August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im <span class="index-5930 tp-53262 family-courier ">Louvre</span> habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es <span class="family-courier ">Gérard</span> nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach <span class="index-1254 tp-29443 ">Rubens</span>, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen <span class="notice-1842 ">[7]</span> des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in <span class="index-292 tp-53263 family-courier ">London</span> erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in <span class="family-courier ">London</span> anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in <span class="family-courier ">London</span> treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. <span class="notice-1843 ">[8]</span> Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann <span class="index-115 tp-53264 ">der Mutter</span> daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –<br><span class="underline-1 ">Den 8</span><span class="underline-1 offset-4 ">ten</span><span class="underline-1 "> Juli</span>. Ich gieng heute gegen Mittag ins <span class="index-5930 tp-53265 family-courier ">Louvre</span> wo ich mit <span class="index-306 tp-53266 ">Herrn </span><span class="index-306 tp-53266 family-courier ">Jacquet</span> mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen <span class="family-courier ">Moules</span> gehören dem Gouvernement <span class="offset-4 ">und</span> als Privat Unternehmung darf ich keine <span class="family-courier ">Moule</span> von irgend einer Statue machen die sich hier im <span class="family-courier ">Museo</span> befindet“<br>Er gab mir noch eine Preiß <span class="family-courier ">Courant</span> von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.<br>Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. <span class="index-3513 tp-29450 ">Mein Mann</span> empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span>', 'isaprint' => false, 'isnewtranslation' => true, 'statemsg' => 'betamsg23', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1587', 'description' => 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 07.07.1823 bis 08.07.1823, Paris, Bonn', 'adressatort' => 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>', 'absendeort' => 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>', 'date' => '07.07.1823 bis 08.07.1823', 'adressat' => array(), 'adrCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'absender' => array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2017-12-20 18:35:04', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst konvertierte sie 1827, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. Nachdem sie ihre ganze Familie verloren hatte, lebte sie seit 1848 in Brixen und schließlich in Florenz.', '39_beziehung' => 'Die Nichte Schlegels fertigte eine Kopie eines von Gérard stammenden Portraits der Mme de Staël-Holstein an und portraitierte später auch ihren Onkel Friedrich sowie dessen Frau Dorothea. August Wilhelm Schlegel vermittelte u.a. den Kontakt zu Gérard und beriet seine Nichte immer wieder bei beruflichen und persönlichen Entscheidungen. Obwohl August Wilhelm Schlegel ihre Konversion zum Katholizismus im Jahr 1827 nicht billigte und der Schritt zu ernsthaften Verstimmungen führte, blieb Augusta von Buttlar ihrem Onkel bis zu dessen Tod eng verbunden. 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Retrieved 8 May. 2014 [http://www.degruyter.com/view/AKL/_10148293]@', '39_pdb' => 'GND', '39_geburtsort' => array( [maximum depth reached] ), '39_sterbeort' => array( [maximum depth reached] ), '39_status_person' => 'Vollständig', '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0050-0.jpg', 'folders' => array( [maximum depth reached] ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) ), 'absCitation' => 'Augusta von Buttlar', 'percount' => (int) 1, 'notabs' => false, 'tabs' => array( 'text' => array( 'content' => 'Volltext Handschrift', 'exists' => '1' ), 'manuscript' => array( 'exists' => '1', 'content' => 'Digitalisat Handschrift' ) ), 'parallelview' => array( (int) 0 => '1', (int) 1 => '1' ), 'dzi_imagesHand' => array( (int) 0 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/a5bab39de2c63008cd96f3a2a8af4e52.jpg.xml', (int) 1 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/7147b08838ea86b8fc02517b859c341d.jpg.xml', (int) 2 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/1e93af516d83a5e773c1d07efbde9bda.jpg.xml', (int) 3 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/448629f136d425aef95622e553a6ae02.jpg.xml', (int) 4 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/a1145c6fef05c9ba4755aa4fd038776b.jpg.xml', (int) 5 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/2433d885baa0360cb84f156b77ad256f.jpg.xml', (int) 6 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/a1de005a921c31c57e1700a199224183.jpg.xml', (int) 7 => '/cake_fud/files/temp/images/dzi/b2eba149b02c765ba1c4ebf97e8f2026.jpg.xml' ), 'dzi_imagesDruck' => array(), 'indexesintext' => array( 'Namen' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ), (int) 10 => array( [maximum depth reached] ), (int) 11 => array( [maximum depth reached] ), (int) 12 => array( [maximum depth reached] ), (int) 13 => array( [maximum depth reached] ), (int) 14 => array( [maximum depth reached] ), (int) 15 => array( [maximum depth reached] ), (int) 16 => array( [maximum depth reached] ), (int) 17 => array( [maximum depth reached] ), (int) 18 => array( [maximum depth reached] ), (int) 19 => array( [maximum depth reached] ), (int) 20 => array( [maximum depth reached] ), (int) 21 => array( [maximum depth reached] ), (int) 22 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Körperschaften' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Orte' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ) ), 'Werke' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ), (int) 5 => array( [maximum depth reached] ), (int) 6 => array( [maximum depth reached] ), (int) 7 => array( [maximum depth reached] ), (int) 8 => array( [maximum depth reached] ), (int) 9 => array( [maximum depth reached] ) ) ), 'right' => '', 'left' => 'text', 'handschrift' => array( 'Datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden <a target="_blank" href="http://slub-dresden.de"><i class="fa fa-external-link" aria-hidden="true"></i></a>', 'OAI Id' => 'DE-611-38972 <a target="_blank" href="http://digital.slub-dresden.de/idDE-611-38972"><i class="fa fa-external-link" aria-hidden="true"></i></a>', 'Signatur' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.128', 'Blatt-/Seitenzahl' => '8 S. auf Doppelbl., hs. m. 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Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. Bey dem ersten Uebel habe ich den Artzt nicht gebraucht, was er auch nachher nicht für nöthig gefunden hat, aber bey der Halskrankheit konnte ich seiner Hülfe nicht entbehren. <span class="index-3500 tp-29420 ">Doktor Friedländer</span>, den Du uns empfolen, ist sehr freundlich und gefällig gegen uns. Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien <span class="index-5122 tp-29447 ">mein eignes Portrait</span>, <span class="index-5121 tp-29446 ">das </span><span class="index-5121 tp-29446 index-3513 tp-29421 ">meines Mannes</span> und <span class="index-5123 tp-29448 ">jenes </span><span class="index-5123 tp-29448 index-2346 tp-29422 ">der Gräfin </span><span class="index-5123 tp-29448 index-2346 tp-29422 family-courier ">St. Aulaire</span> vollendet. – Ich schrieb dir doch daß <span class="index-237 tp-29423 ">die Herzogin von </span><span class="index-237 tp-29423 family-courier ">Broglie</span> mir erlaubt <span class="index-2376 tp-53238 index-8580 tp-53237 index-2377 tp-53239 ">ihre Kinder</span><span class="index-8580 tp-53237 "> zu malen</span>, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter <span class="notice-1837 ">[2]</span> nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem <span class="family-courier ">Hôtel</span> malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf<span class="notice-23185 ">[en]</span> sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode<span class="notice-23186 ">[ll]</span> nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat <span class="index-2022 tp-29424 ">Herrn </span><span class="index-2022 tp-29424 family-courier ">Gérard</span> sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey <span class="family-courier ">Gérard</span>, da er aber und auch <span class="index-5038 tp-29425 family-courier ">M</span><span class="index-5038 tp-29425 family-courier offset-4 underline-1 ">elle</span><span class="index-5038 tp-29425 family-courier "> Godefroy</span> oft aufs Land gehen, und auch das <span class="family-courier ">Attelier</span> worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und <span class="family-courier ">Gérard</span> theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: <span class="family-courier ">Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision</span>: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was <span class="family-courier ">Gérard</span> von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch <span class="family-courier ">Gérard</span> ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen <span class="offset-4 ">Winter</span> auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes <span class="family-courier ">Attelier</span> für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum <span class="family-courier ">Dîner</span> auf seinem schönen Landsitz <span class="notice-1838 ">[3]</span> gewesen, wo ich <span class="index-175 tp-29426 ">Herrn Sulpitz </span><span class="index-175 tp-29426 family-courier ">Boisséré</span> traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir <span class="index-8499 tp-53240 ">seine Sammlung</span> nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier – <br><span class="index-2022 tp-53241 ">Der gute </span><span class="index-2022 tp-53241 family-courier ">Gérard</span> erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien <span class="offset-4 ">zu</span> verdienen. Ich schrieb Dir in <span class="doc-5089 ">meinem letzten Briefe</span>, daß ich <span class="index-171 tp-53242 ">Paris</span> nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch <span class="family-courier ">Gérards</span> Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. <span class="family-courier ">Gérard</span> sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu <span class="overstrike-1 ">nachzu</span> darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was <span class="family-courier ">Gérard</span> mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in <span class="index-292 tp-29429 family-courier ">London</span> daßelbe zu <span class="notice-1839 ">[4]</span> thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir <span class="family-courier ">Gérard</span> selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von <span class="index-13 tp-53243 ">Dresden</span> weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe <span class="index-3670 tp-53247 index-3669 tp-53246 index-115 tp-53244 index-129 tp-53245 ">die Meinigen</span> wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch <span class="index-3500 tp-53248 ">der Arzt</span> zu bezahlen. – <span class="index-115 tp-29430 index-129 tp-29431 ">Die Eltern</span> habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß <span class="overstrike-1 ">es nicht</span> die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter <span class="index-115 tp-29432 ">der Mutter</span> hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, <span class="underline-1 ">Dein Urtheil soll entscheiden</span> Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey <span class="family-courier ">Gérard</span> nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf <span class="index-5930 tp-53249 ">dem </span><span class="index-5930 tp-53249 family-courier ">Louvre</span> zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens <span class="notice-1840 ">[5]</span> viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.<br>Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – <span class="index-2346 tp-53250 ">Gräfin </span><span class="index-2346 tp-53250 family-courier ">St. Aulaire</span> hat mir Empfelung an <span class="index-8611 tp-53251 ">eine </span><span class="index-8611 tp-53251 family-courier ">Lady Mansfield</span> versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von <span class="index-268 tp-53252 ">Herrn von Staël</span>. <span class="index-2022 tp-53253 family-courier ">Gérard</span> werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – <span class="index-115 tp-53254 ">Meine gute Mutter</span> ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. <span class="index-1392 tp-29435 ">Die Tante aus </span><span class="index-1392 tp-29435 index-173 tp-29434 ">Hanover</span> ist jetzt in <span class="index-13 tp-29436 ">Dresden</span>, was <span class="index-115 tp-53255 index-129 tp-53256 ">den guten Eltern</span> viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch <span class="index-1393 tp-29437 ">Onkel Carl</span> mit <span class="index-3240 tp-29438 ">der Büchting</span> kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – <span class="index-5119 tp-29439 ">Unser Freund </span><span class="index-5119 tp-29439 family-courier ">James Russell</span> in <span class="index-292 tp-53257 family-courier ">London</span> wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über <span class="family-courier ">London</span>, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe <span class="notice-1841 ">[6]</span> wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><br>Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2<span class="offset-4 ">ten</span> Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form <span class="index-5042 tp-53280 index-5046 tp-53283 index-5044 tp-53281 index-5043 tp-53282 index-5045 tp-53284 ">der Antiquen</span> aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar <span class="index-306 tp-29440 ">Herrn </span><span class="index-306 tp-29440 family-courier ">Jacquet</span> nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht <span class="index-8602 tp-53258 ">das Portrait </span><span class="index-8602 tp-53258 index-237 tp-29449 ">der Herzogin von </span><span class="index-8602 tp-53258 index-237 tp-29449 family-courier ">Broglie</span> für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich <span class="index-2309 tp-53259 ">der Herzog</span> nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im <span class="family-courier ">Hôtel</span>, bey mir, oder bey <span class="index-2022 tp-53260 family-courier ">Gérard</span>. Das letztere wäre mir das liebste, aber <span class="family-courier ">Gérard</span> und <span class="index-5038 tp-53261 ">die </span><span class="index-5038 tp-53261 family-courier ">Godefroy</span> gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. <span class="index-607 tp-29441 ">Die gute Mendelsohn</span> ist mit ihren Zögling<span class="notice-23536 ">en</span> ins Bad nach <span class="index-5120 tp-29442 family-courier ">Vichy</span> gereist, und wird erst gegen den 7<span class="offset-4 ">ten</span> August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im <span class="index-5930 tp-53262 family-courier ">Louvre</span> habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es <span class="family-courier ">Gérard</span> nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach <span class="index-1254 tp-29443 ">Rubens</span>, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen <span class="notice-1842 ">[7]</span> des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in <span class="index-292 tp-53263 family-courier ">London</span> erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in <span class="family-courier ">London</span> anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in <span class="family-courier ">London</span> treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. <span class="notice-1843 ">[8]</span> Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann <span class="index-115 tp-53264 ">der Mutter</span> daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –<br><span class="underline-1 ">Den 8</span><span class="underline-1 offset-4 ">ten</span><span class="underline-1 "> Juli</span>. Ich gieng heute gegen Mittag ins <span class="index-5930 tp-53265 family-courier ">Louvre</span> wo ich mit <span class="index-306 tp-53266 ">Herrn </span><span class="index-306 tp-53266 family-courier ">Jacquet</span> mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen <span class="family-courier ">Moules</span> gehören dem Gouvernement <span class="offset-4 ">und</span> als Privat Unternehmung darf ich keine <span class="family-courier ">Moule</span> von irgend einer Statue machen die sich hier im <span class="family-courier ">Museo</span> befindet“<br>Er gab mir noch eine Preiß <span class="family-courier ">Courant</span> von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.<br>Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. <span class="index-3513 tp-29450 ">Mein Mann</span> empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span>', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="1836"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1836"/> <placeName key="171">Paris</placeName> den 7<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli, 1823.<lb/>Geliebter Onkel!<lb/>Du wirst recht böse auf mich sein, daß ich Dich so lange ohne Nachricht laßen konnte, wenn ich Dir <hi rend="offset:4">aber</hi> die Ursache davon sage, dann wirst Du mir gewiß verzeihen. Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. Bey dem ersten Uebel habe ich den Artzt nicht gebraucht, was er auch nachher nicht für nöthig gefunden hat, aber bey der Halskrankheit konnte ich seiner Hülfe nicht entbehren. <persName key="3500">Doktor Friedländer</persName>, den Du uns empfolen, ist sehr freundlich und gefällig gegen uns. Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien <name key="5122" type="work">mein eignes Portrait</name>, <name key="5121" type="work">das <persName key="3513">meines Mannes</persName></name> und <name key="5123" type="work">jenes <persName key="2346">der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi></persName></name> vollendet. – Ich schrieb dir doch daß <persName key="237">die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi></persName> mir erlaubt <name key="8580" type="work"><persName key="2376"><persName key="2377">ihre Kinder</persName></persName> zu malen</name>, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter <milestone unit="start" n="1837"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1837"/> nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem <hi rend="family:Courier">Hôtel</hi> malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf<milestone unit="start" n="23185"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="23185"/> sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode<milestone unit="start" n="23186"/>[ll]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="23186"/> nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat <persName key="2022">Herrn <hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi>, da er aber und auch <persName key="5038"><hi rend="family:Courier">M</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">elle</hi><hi rend="family:Courier"> Godefroy</hi></persName> oft aufs Land gehen, und auch das <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: <hi rend="family:Courier">Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision</hi>: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen <hi rend="offset:4">Winter</hi> auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum <hi rend="family:Courier">Dîner</hi> auf seinem schönen Landsitz <milestone unit="start" n="1838"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1838"/> gewesen, wo ich <persName key="175">Herrn Sulpitz <hi rend="family:Courier">Boisséré</hi></persName> traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir <orgName key="8499">seine Sammlung</orgName> nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier – <lb/><persName key="2022">Der gute <hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien <hi rend="offset:4">zu</hi> verdienen. Ich schrieb Dir in <ref target="fud://5089">meinem letzten Briefe</ref>, daß ich <placeName key="171">Paris</placeName> nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch <hi rend="family:Courier">Gérards</hi> Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu <hi rend="overstrike:1">nachzu</hi> darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in <placeName key="292"><hi rend="family:Courier">London</hi></placeName> daßelbe zu <milestone unit="start" n="1839"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1839"/> thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von <placeName key="13">Dresden</placeName> weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe <persName key="3670"><persName key="3669"><persName key="115"><persName key="129">die Meinigen</persName></persName></persName></persName> wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch <persName key="3500">der Arzt</persName> zu bezahlen. – <persName key="115"><persName key="129">Die Eltern</persName></persName> habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß <hi rend="overstrike:1">es nicht</hi> die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter <persName key="115">der Mutter</persName> hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, <hi rend="underline:1">Dein Urtheil soll entscheiden</hi> Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf <orgName key="5930">dem <hi rend="family:Courier">Louvre</hi></orgName> zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens <milestone unit="start" n="1840"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1840"/> viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.<lb/>Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – <persName key="2346">Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi></persName> hat mir Empfelung an <persName key="8611">eine <hi rend="family:Courier">Lady Mansfield</hi></persName> versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von <persName key="268">Herrn von Staël</persName>. <persName key="2022"><hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – <persName key="115">Meine gute Mutter</persName> ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. <persName key="1392">Die Tante aus <placeName key="173">Hanover</placeName></persName> ist jetzt in <placeName key="13">Dresden</placeName>, was <persName key="115"><persName key="129">den guten Eltern</persName></persName> viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch <persName key="1393">Onkel Carl</persName> mit <persName key="3240">der Büchting</persName> kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – <persName key="5119">Unser Freund <hi rend="family:Courier">James Russell</hi></persName> in <placeName key="292"><hi rend="family:Courier">London</hi></placeName> wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über <hi rend="family:Courier">London</hi>, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe <milestone unit="start" n="1841"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1841"/> wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi><lb/><lb/>Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form <name key="5042" type="work"><name key="5046" type="work"><name key="5044" type="work"><name key="5043" type="work"><name key="5045" type="work">der Antiquen</name></name></name></name></name> aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar <persName key="306">Herrn <hi rend="family:Courier">Jacquet</hi></persName> nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht <name key="8602" type="work">das Portrait <persName key="237">der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi></persName></name> für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich <persName key="2309">der Herzog</persName> nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im <hi rend="family:Courier">Hôtel</hi>, bey mir, oder bey <persName key="2022"><hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName>. Das letztere wäre mir das liebste, aber <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> und <persName key="5038">die <hi rend="family:Courier">Godefroy</hi></persName> gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. <persName key="607">Die gute Mendelsohn</persName> ist mit ihren Zögling<milestone unit="start" n="23536"/>en<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="23536"/> ins Bad nach <placeName key="5120"><hi rend="family:Courier">Vichy</hi></placeName> gereist, und wird erst gegen den 7<hi rend="offset:4">ten</hi> August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im <orgName key="5930"><hi rend="family:Courier">Louvre</hi></orgName> habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach <persName key="1254">Rubens</persName>, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen <milestone unit="start" n="1842"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1842"/> des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in <placeName key="292"><hi rend="family:Courier">London</hi></placeName> erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in <hi rend="family:Courier">London</hi> anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in <hi rend="family:Courier">London</hi> treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. <milestone unit="start" n="1843"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1843"/> Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann <persName key="115">der Mutter</persName> daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –<lb/><hi rend="underline:1">Den 8</hi><hi rend="underline:1;offset:4">ten</hi><hi rend="underline:1"> Juli</hi>. Ich gieng heute gegen Mittag ins <orgName key="5930"><hi rend="family:Courier">Louvre</hi></orgName> wo ich mit <persName key="306">Herrn <hi rend="family:Courier">Jacquet</hi></persName> mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen <hi rend="family:Courier">Moules</hi> gehören dem Gouvernement <hi rend="offset:4">und</hi> als Privat Unternehmung darf ich keine <hi rend="family:Courier">Moule</hi> von irgend einer Statue machen die sich hier im <hi rend="family:Courier">Museo</hi> befindet“<lb/>Er gab mir noch eine Preiß <hi rend="family:Courier">Courant</hi> von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.<lb/>Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. <persName key="3513">Mein Mann</persName> empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe<lb/>Deine treue Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi></p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1836"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1836"/> <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB29419"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE29419"/> den 7<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli, 1823.<lb/>Geliebter Onkel!<lb/>Du wirst recht böse auf mich sein, daß ich Dich so lange ohne Nachricht laßen konnte, wenn ich Dir <hi rend="offset:4">aber</hi> die Ursache davon sage, dann wirst Du mir gewiß verzeihen. Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. Bey dem ersten Uebel habe ich den Artzt nicht gebraucht, was er auch nachher nicht für nöthig gefunden hat, aber bey der Halskrankheit konnte ich seiner Hülfe nicht entbehren. <anchor type="b" n="3500" ana="11" xml:id="NidB29420"/>Doktor Friedländer<anchor type="e" n="3500" ana="11" xml:id="NidE29420"/>, den Du uns empfolen, ist sehr freundlich und gefällig gegen uns. Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien <anchor type="b" n="5122" ana="12" xml:id="NidB29447"/>mein eignes Portrait<anchor type="e" n="5122" ana="12" xml:id="NidE29447"/>, <anchor type="b" n="5121" ana="12" xml:id="NidB29446"/>das <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29421"/>meines Mannes<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29421"/><anchor type="e" n="5121" ana="12" xml:id="NidE29446"/> und <anchor type="b" n="5123" ana="12" xml:id="NidB29448"/>jenes <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB29422"/>der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE29422"/><anchor type="e" n="5123" ana="12" xml:id="NidE29448"/> vollendet. – Ich schrieb dir doch daß <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB29423"/>die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE29423"/> mir erlaubt <anchor type="b" n="8580" ana="12" xml:id="NidB53237"/><anchor type="b" n="2376" ana="11" xml:id="NidB53238"/><anchor type="b" n="2377" ana="11" xml:id="NidB53239"/>ihre Kinder<anchor type="e" n="2377" ana="11" xml:id="NidE53239"/><anchor type="e" n="2376" ana="11" xml:id="NidE53238"/> zu malen<anchor type="e" n="8580" ana="12" xml:id="NidE53237"/>, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter <milestone unit="start" n="1837"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1837"/> nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem <hi rend="family:Courier">Hôtel</hi> malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf<milestone unit="start" n="23185"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="23185"/> sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode<milestone unit="start" n="23186"/>[ll]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="23186"/> nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB29424"/>Herrn <hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE29424"/> sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi>, da er aber und auch <anchor type="b" n="5038" ana="11" xml:id="NidB29425"/><hi rend="family:Courier">M</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">elle</hi><hi rend="family:Courier"> Godefroy</hi><anchor type="e" n="5038" ana="11" xml:id="NidE29425"/> oft aufs Land gehen, und auch das <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: <hi rend="family:Courier">Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision</hi>: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen <hi rend="offset:4">Winter</hi> auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum <hi rend="family:Courier">Dîner</hi> auf seinem schönen Landsitz <milestone unit="start" n="1838"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1838"/> gewesen, wo ich <anchor type="b" n="175" ana="11" xml:id="NidB29426"/>Herrn Sulpitz <hi rend="family:Courier">Boisséré</hi><anchor type="e" n="175" ana="11" xml:id="NidE29426"/> traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir <anchor type="b" n="8499" ana="15" xml:id="NidB53240"/>seine Sammlung<anchor type="e" n="8499" ana="15" xml:id="NidE53240"/> nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier – <lb/><anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53241"/>Der gute <hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53241"/> erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien <hi rend="offset:4">zu</hi> verdienen. Ich schrieb Dir in <ref target="fud://5089">meinem letzten Briefe</ref>, daß ich <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB53242"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE53242"/> nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch <hi rend="family:Courier">Gérards</hi> Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu <hi rend="overstrike:1">nachzu</hi> darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB29429"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE29429"/> daßelbe zu <milestone unit="start" n="1839"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1839"/> thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB53243"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE53243"/> weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB53247"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB53246"/><anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53244"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB53245"/>die Meinigen<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE53245"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53244"/><anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE53246"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE53247"/> wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch <anchor type="b" n="3500" ana="11" xml:id="NidB53248"/>der Arzt<anchor type="e" n="3500" ana="11" xml:id="NidE53248"/> zu bezahlen. – <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29430"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB29431"/>Die Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE29431"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29430"/> habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß <hi rend="overstrike:1">es nicht</hi> die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29432"/>der Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29432"/> hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, <hi rend="underline:1">Dein Urtheil soll entscheiden</hi> Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB53249"/>dem <hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE53249"/> zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens <milestone unit="start" n="1840"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1840"/> viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.<lb/>Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB53250"/>Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE53250"/> hat mir Empfelung an <anchor type="b" n="8611" ana="11" xml:id="NidB53251"/>eine <hi rend="family:Courier">Lady Mansfield</hi><anchor type="e" n="8611" ana="11" xml:id="NidE53251"/> versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB53252"/>Herrn von Staël<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE53252"/>. <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53253"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53253"/> werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53254"/>Meine gute Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53254"/> ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB29435"/>Die Tante aus <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB29434"/>Hanover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE29434"/><anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE29435"/> ist jetzt in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29436"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29436"/>, was <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53255"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB53256"/>den guten Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE53256"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53255"/> viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB29437"/>Onkel Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE29437"/> mit <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29438"/>der Büchting<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29438"/> kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – <anchor type="b" n="5119" ana="11" xml:id="NidB29439"/>Unser Freund <hi rend="family:Courier">James Russell</hi><anchor type="e" n="5119" ana="11" xml:id="NidE29439"/> in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB53257"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE53257"/> wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über <hi rend="family:Courier">London</hi>, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe <milestone unit="start" n="1841"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1841"/> wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi><lb/><lb/>Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form <anchor type="b" n="5042" ana="12" xml:id="NidB53280"/><anchor type="b" n="5046" ana="12" xml:id="NidB53283"/><anchor type="b" n="5044" ana="12" xml:id="NidB53281"/><anchor type="b" n="5043" ana="12" xml:id="NidB53282"/><anchor type="b" n="5045" ana="12" xml:id="NidB53284"/>der Antiquen<anchor type="e" n="5045" ana="12" xml:id="NidE53284"/><anchor type="e" n="5043" ana="12" xml:id="NidE53282"/><anchor type="e" n="5044" ana="12" xml:id="NidE53281"/><anchor type="e" n="5046" ana="12" xml:id="NidE53283"/><anchor type="e" n="5042" ana="12" xml:id="NidE53280"/> aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar <anchor type="b" n="306" ana="11" xml:id="NidB29440"/>Herrn <hi rend="family:Courier">Jacquet</hi><anchor type="e" n="306" ana="11" xml:id="NidE29440"/> nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht <anchor type="b" n="8602" ana="12" xml:id="NidB53258"/>das Portrait <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB29449"/>der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE29449"/><anchor type="e" n="8602" ana="12" xml:id="NidE53258"/> für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich <anchor type="b" n="2309" ana="11" xml:id="NidB53259"/>der Herzog<anchor type="e" n="2309" ana="11" xml:id="NidE53259"/> nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im <hi rend="family:Courier">Hôtel</hi>, bey mir, oder bey <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53260"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53260"/>. Das letztere wäre mir das liebste, aber <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> und <anchor type="b" n="5038" ana="11" xml:id="NidB53261"/>die <hi rend="family:Courier">Godefroy</hi><anchor type="e" n="5038" ana="11" xml:id="NidE53261"/> gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. <anchor type="b" n="607" ana="11" xml:id="NidB29441"/>Die gute Mendelsohn<anchor type="e" n="607" ana="11" xml:id="NidE29441"/> ist mit ihren Zögling<milestone unit="start" n="23536"/>en<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="23536"/> ins Bad nach <anchor type="b" n="5120" ana="10" xml:id="NidB29442"/><hi rend="family:Courier">Vichy</hi><anchor type="e" n="5120" ana="10" xml:id="NidE29442"/> gereist, und wird erst gegen den 7<hi rend="offset:4">ten</hi> August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB53262"/><hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE53262"/> habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach <anchor type="b" n="1254" ana="11" xml:id="NidB29443"/>Rubens<anchor type="e" n="1254" ana="11" xml:id="NidE29443"/>, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen <milestone unit="start" n="1842"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1842"/> des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB53263"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE53263"/> erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in <hi rend="family:Courier">London</hi> anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in <hi rend="family:Courier">London</hi> treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. <milestone unit="start" n="1843"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1843"/> Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53264"/>der Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53264"/> daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –<lb/><hi rend="underline:1">Den 8</hi><hi rend="underline:1;offset:4">ten</hi><hi rend="underline:1"> Juli</hi>. Ich gieng heute gegen Mittag ins <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB53265"/><hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE53265"/> wo ich mit <anchor type="b" n="306" ana="11" xml:id="NidB53266"/>Herrn <hi rend="family:Courier">Jacquet</hi><anchor type="e" n="306" ana="11" xml:id="NidE53266"/> mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen <hi rend="family:Courier">Moules</hi> gehören dem Gouvernement <hi rend="offset:4">und</hi> als Privat Unternehmung darf ich keine <hi rend="family:Courier">Moule</hi> von irgend einer Statue machen die sich hier im <hi rend="family:Courier">Museo</hi> befindet“<lb/>Er gab mir noch eine Preiß <hi rend="family:Courier">Courant</hi> von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.<lb/>Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29450"/>Mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29450"/> empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe<lb/>Deine treue Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi>', '36_adressatort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_anmerkungextern' => 'Empfangsort erschlossen.', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1823-07-07', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.128', '36_h1zahl' => '8 S. auf Doppelbl., hs. m. 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<span class="index-171 tp-29419 ">Paris</span> den 7<span class="offset-4 ">ten</span> Juli, 1823.<br>Geliebter Onkel!<br>Du wirst recht böse auf mich sein, daß ich Dich so lange ohne Nachricht laßen konnte, wenn ich Dir <span class="offset-4 ">aber</span> die Ursache davon sage, dann wirst Du mir gewiß verzeihen. Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. Bey dem ersten Uebel habe ich den Artzt nicht gebraucht, was er auch nachher nicht für nöthig gefunden hat, aber bey der Halskrankheit konnte ich seiner Hülfe nicht entbehren. <span class="index-3500 tp-29420 ">Doktor Friedländer</span>, den Du uns empfolen, ist sehr freundlich und gefällig gegen uns. Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien <span class="index-5122 tp-29447 ">mein eignes Portrait</span>, <span class="index-5121 tp-29446 ">das </span><span class="index-5121 tp-29446 index-3513 tp-29421 ">meines Mannes</span> und <span class="index-5123 tp-29448 ">jenes </span><span class="index-5123 tp-29448 index-2346 tp-29422 ">der Gräfin </span><span class="index-5123 tp-29448 index-2346 tp-29422 family-courier ">St. Aulaire</span> vollendet. – Ich schrieb dir doch daß <span class="index-237 tp-29423 ">die Herzogin von </span><span class="index-237 tp-29423 family-courier ">Broglie</span> mir erlaubt <span class="index-2376 tp-53238 index-8580 tp-53237 index-2377 tp-53239 ">ihre Kinder</span><span class="index-8580 tp-53237 "> zu malen</span>, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter <span class="notice-1837 ">[2]</span> nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem <span class="family-courier ">Hôtel</span> malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf<span class="notice-23185 ">[en]</span> sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode<span class="notice-23186 ">[ll]</span> nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat <span class="index-2022 tp-29424 ">Herrn </span><span class="index-2022 tp-29424 family-courier ">Gérard</span> sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey <span class="family-courier ">Gérard</span>, da er aber und auch <span class="index-5038 tp-29425 family-courier ">M</span><span class="index-5038 tp-29425 family-courier offset-4 underline-1 ">elle</span><span class="index-5038 tp-29425 family-courier "> Godefroy</span> oft aufs Land gehen, und auch das <span class="family-courier ">Attelier</span> worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und <span class="family-courier ">Gérard</span> theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: <span class="family-courier ">Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision</span>: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was <span class="family-courier ">Gérard</span> von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch <span class="family-courier ">Gérard</span> ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen <span class="offset-4 ">Winter</span> auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes <span class="family-courier ">Attelier</span> für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum <span class="family-courier ">Dîner</span> auf seinem schönen Landsitz <span class="notice-1838 ">[3]</span> gewesen, wo ich <span class="index-175 tp-29426 ">Herrn Sulpitz </span><span class="index-175 tp-29426 family-courier ">Boisséré</span> traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir <span class="index-8499 tp-53240 ">seine Sammlung</span> nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier – <br><span class="index-2022 tp-53241 ">Der gute </span><span class="index-2022 tp-53241 family-courier ">Gérard</span> erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien <span class="offset-4 ">zu</span> verdienen. Ich schrieb Dir in <span class="doc-5089 ">meinem letzten Briefe</span>, daß ich <span class="index-171 tp-53242 ">Paris</span> nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch <span class="family-courier ">Gérards</span> Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. <span class="family-courier ">Gérard</span> sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu <span class="overstrike-1 ">nachzu</span> darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was <span class="family-courier ">Gérard</span> mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in <span class="index-292 tp-29429 family-courier ">London</span> daßelbe zu <span class="notice-1839 ">[4]</span> thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir <span class="family-courier ">Gérard</span> selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von <span class="index-13 tp-53243 ">Dresden</span> weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe <span class="index-3670 tp-53247 index-3669 tp-53246 index-115 tp-53244 index-129 tp-53245 ">die Meinigen</span> wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch <span class="index-3500 tp-53248 ">der Arzt</span> zu bezahlen. – <span class="index-115 tp-29430 index-129 tp-29431 ">Die Eltern</span> habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß <span class="overstrike-1 ">es nicht</span> die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter <span class="index-115 tp-29432 ">der Mutter</span> hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, <span class="underline-1 ">Dein Urtheil soll entscheiden</span> Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey <span class="family-courier ">Gérard</span> nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf <span class="index-5930 tp-53249 ">dem </span><span class="index-5930 tp-53249 family-courier ">Louvre</span> zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens <span class="notice-1840 ">[5]</span> viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.<br>Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – <span class="index-2346 tp-53250 ">Gräfin </span><span class="index-2346 tp-53250 family-courier ">St. Aulaire</span> hat mir Empfelung an <span class="index-8611 tp-53251 ">eine </span><span class="index-8611 tp-53251 family-courier ">Lady Mansfield</span> versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von <span class="index-268 tp-53252 ">Herrn von Staël</span>. <span class="index-2022 tp-53253 family-courier ">Gérard</span> werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – <span class="index-115 tp-53254 ">Meine gute Mutter</span> ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. <span class="index-1392 tp-29435 ">Die Tante aus </span><span class="index-1392 tp-29435 index-173 tp-29434 ">Hanover</span> ist jetzt in <span class="index-13 tp-29436 ">Dresden</span>, was <span class="index-115 tp-53255 index-129 tp-53256 ">den guten Eltern</span> viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch <span class="index-1393 tp-29437 ">Onkel Carl</span> mit <span class="index-3240 tp-29438 ">der Büchting</span> kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – <span class="index-5119 tp-29439 ">Unser Freund </span><span class="index-5119 tp-29439 family-courier ">James Russell</span> in <span class="index-292 tp-53257 family-courier ">London</span> wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über <span class="family-courier ">London</span>, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe <span class="notice-1841 ">[6]</span> wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><br>Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2<span class="offset-4 ">ten</span> Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form <span class="index-5042 tp-53280 index-5046 tp-53283 index-5044 tp-53281 index-5043 tp-53282 index-5045 tp-53284 ">der Antiquen</span> aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar <span class="index-306 tp-29440 ">Herrn </span><span class="index-306 tp-29440 family-courier ">Jacquet</span> nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht <span class="index-8602 tp-53258 ">das Portrait </span><span class="index-8602 tp-53258 index-237 tp-29449 ">der Herzogin von </span><span class="index-8602 tp-53258 index-237 tp-29449 family-courier ">Broglie</span> für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich <span class="index-2309 tp-53259 ">der Herzog</span> nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im <span class="family-courier ">Hôtel</span>, bey mir, oder bey <span class="index-2022 tp-53260 family-courier ">Gérard</span>. Das letztere wäre mir das liebste, aber <span class="family-courier ">Gérard</span> und <span class="index-5038 tp-53261 ">die </span><span class="index-5038 tp-53261 family-courier ">Godefroy</span> gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. <span class="index-607 tp-29441 ">Die gute Mendelsohn</span> ist mit ihren Zögling<span class="notice-23536 ">en</span> ins Bad nach <span class="index-5120 tp-29442 family-courier ">Vichy</span> gereist, und wird erst gegen den 7<span class="offset-4 ">ten</span> August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im <span class="index-5930 tp-53262 family-courier ">Louvre</span> habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es <span class="family-courier ">Gérard</span> nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach <span class="index-1254 tp-29443 ">Rubens</span>, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen <span class="notice-1842 ">[7]</span> des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in <span class="index-292 tp-53263 family-courier ">London</span> erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in <span class="family-courier ">London</span> anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in <span class="family-courier ">London</span> treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. <span class="notice-1843 ">[8]</span> Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann <span class="index-115 tp-53264 ">der Mutter</span> daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –<br><span class="underline-1 ">Den 8</span><span class="underline-1 offset-4 ">ten</span><span class="underline-1 "> Juli</span>. Ich gieng heute gegen Mittag ins <span class="index-5930 tp-53265 family-courier ">Louvre</span> wo ich mit <span class="index-306 tp-53266 ">Herrn </span><span class="index-306 tp-53266 family-courier ">Jacquet</span> mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen <span class="family-courier ">Moules</span> gehören dem Gouvernement <span class="offset-4 ">und</span> als Privat Unternehmung darf ich keine <span class="family-courier ">Moule</span> von irgend einer Statue machen die sich hier im <span class="family-courier ">Museo</span> befindet“<br>Er gab mir noch eine Preiß <span class="family-courier ">Courant</span> von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.<br>Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. <span class="index-3513 tp-29450 ">Mein Mann</span> empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span>' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1587' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 07.07.1823 bis 08.07.1823, Paris, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>' $date = '07.07.1823 bis 08.07.1823' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2017-12-20 18:35:04', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst konvertierte sie 1827, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. 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Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien <span class="index-5122 tp-29447 ">mein eignes Portrait</span>, <span class="index-5121 tp-29446 ">das </span><span class="index-5121 tp-29446 index-3513 tp-29421 ">meines Mannes</span> und <span class="index-5123 tp-29448 ">jenes </span><span class="index-5123 tp-29448 index-2346 tp-29422 ">der Gräfin </span><span class="index-5123 tp-29448 index-2346 tp-29422 family-courier ">St. Aulaire</span> vollendet. – Ich schrieb dir doch daß <span class="index-237 tp-29423 ">die Herzogin von </span><span class="index-237 tp-29423 family-courier ">Broglie</span> mir erlaubt <span class="index-2376 tp-53238 index-8580 tp-53237 index-2377 tp-53239 ">ihre Kinder</span><span class="index-8580 tp-53237 "> zu malen</span>, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter <span class="notice-1837 ">[2]</span> nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem <span class="family-courier ">Hôtel</span> malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf<span class="notice-23185 ">[en]</span> sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode<span class="notice-23186 ">[ll]</span> nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat <span class="index-2022 tp-29424 ">Herrn </span><span class="index-2022 tp-29424 family-courier ">Gérard</span> sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey <span class="family-courier ">Gérard</span>, da er aber und auch <span class="index-5038 tp-29425 family-courier ">M</span><span class="index-5038 tp-29425 family-courier offset-4 underline-1 ">elle</span><span class="index-5038 tp-29425 family-courier "> Godefroy</span> oft aufs Land gehen, und auch das <span class="family-courier ">Attelier</span> worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und <span class="family-courier ">Gérard</span> theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: <span class="family-courier ">Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision</span>: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was <span class="family-courier ">Gérard</span> von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch <span class="family-courier ">Gérard</span> ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen <span class="offset-4 ">Winter</span> auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes <span class="family-courier ">Attelier</span> für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum <span class="family-courier ">Dîner</span> auf seinem schönen Landsitz <span class="notice-1838 ">[3]</span> gewesen, wo ich <span class="index-175 tp-29426 ">Herrn Sulpitz </span><span class="index-175 tp-29426 family-courier ">Boisséré</span> traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir <span class="index-8499 tp-53240 ">seine Sammlung</span> nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier – <br><span class="index-2022 tp-53241 ">Der gute </span><span class="index-2022 tp-53241 family-courier ">Gérard</span> erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien <span class="offset-4 ">zu</span> verdienen. Ich schrieb Dir in <span class="doc-5089 ">meinem letzten Briefe</span>, daß ich <span class="index-171 tp-53242 ">Paris</span> nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch <span class="family-courier ">Gérards</span> Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. <span class="family-courier ">Gérard</span> sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu <span class="overstrike-1 ">nachzu</span> darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was <span class="family-courier ">Gérard</span> mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in <span class="index-292 tp-29429 family-courier ">London</span> daßelbe zu <span class="notice-1839 ">[4]</span> thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir <span class="family-courier ">Gérard</span> selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von <span class="index-13 tp-53243 ">Dresden</span> weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe <span class="index-3670 tp-53247 index-3669 tp-53246 index-115 tp-53244 index-129 tp-53245 ">die Meinigen</span> wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch <span class="index-3500 tp-53248 ">der Arzt</span> zu bezahlen. – <span class="index-115 tp-29430 index-129 tp-29431 ">Die Eltern</span> habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß <span class="overstrike-1 ">es nicht</span> die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter <span class="index-115 tp-29432 ">der Mutter</span> hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, <span class="underline-1 ">Dein Urtheil soll entscheiden</span> Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey <span class="family-courier ">Gérard</span> nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf <span class="index-5930 tp-53249 ">dem </span><span class="index-5930 tp-53249 family-courier ">Louvre</span> zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens <span class="notice-1840 ">[5]</span> viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.<br>Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – <span class="index-2346 tp-53250 ">Gräfin </span><span class="index-2346 tp-53250 family-courier ">St. Aulaire</span> hat mir Empfelung an <span class="index-8611 tp-53251 ">eine </span><span class="index-8611 tp-53251 family-courier ">Lady Mansfield</span> versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von <span class="index-268 tp-53252 ">Herrn von Staël</span>. <span class="index-2022 tp-53253 family-courier ">Gérard</span> werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – <span class="index-115 tp-53254 ">Meine gute Mutter</span> ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. <span class="index-1392 tp-29435 ">Die Tante aus </span><span class="index-1392 tp-29435 index-173 tp-29434 ">Hanover</span> ist jetzt in <span class="index-13 tp-29436 ">Dresden</span>, was <span class="index-115 tp-53255 index-129 tp-53256 ">den guten Eltern</span> viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch <span class="index-1393 tp-29437 ">Onkel Carl</span> mit <span class="index-3240 tp-29438 ">der Büchting</span> kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – <span class="index-5119 tp-29439 ">Unser Freund </span><span class="index-5119 tp-29439 family-courier ">James Russell</span> in <span class="index-292 tp-53257 family-courier ">London</span> wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über <span class="family-courier ">London</span>, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe <span class="notice-1841 ">[6]</span> wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><br>Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2<span class="offset-4 ">ten</span> Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form <span class="index-5042 tp-53280 index-5046 tp-53283 index-5044 tp-53281 index-5043 tp-53282 index-5045 tp-53284 ">der Antiquen</span> aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar <span class="index-306 tp-29440 ">Herrn </span><span class="index-306 tp-29440 family-courier ">Jacquet</span> nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht <span class="index-8602 tp-53258 ">das Portrait </span><span class="index-8602 tp-53258 index-237 tp-29449 ">der Herzogin von </span><span class="index-8602 tp-53258 index-237 tp-29449 family-courier ">Broglie</span> für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich <span class="index-2309 tp-53259 ">der Herzog</span> nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im <span class="family-courier ">Hôtel</span>, bey mir, oder bey <span class="index-2022 tp-53260 family-courier ">Gérard</span>. Das letztere wäre mir das liebste, aber <span class="family-courier ">Gérard</span> und <span class="index-5038 tp-53261 ">die </span><span class="index-5038 tp-53261 family-courier ">Godefroy</span> gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. <span class="index-607 tp-29441 ">Die gute Mendelsohn</span> ist mit ihren Zögling<span class="notice-23536 ">en</span> ins Bad nach <span class="index-5120 tp-29442 family-courier ">Vichy</span> gereist, und wird erst gegen den 7<span class="offset-4 ">ten</span> August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im <span class="index-5930 tp-53262 family-courier ">Louvre</span> habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es <span class="family-courier ">Gérard</span> nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach <span class="index-1254 tp-29443 ">Rubens</span>, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen <span class="notice-1842 ">[7]</span> des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in <span class="index-292 tp-53263 family-courier ">London</span> erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in <span class="family-courier ">London</span> anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in <span class="family-courier ">London</span> treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. <span class="notice-1843 ">[8]</span> Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann <span class="index-115 tp-53264 ">der Mutter</span> daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –<br><span class="underline-1 ">Den 8</span><span class="underline-1 offset-4 ">ten</span><span class="underline-1 "> Juli</span>. Ich gieng heute gegen Mittag ins <span class="index-5930 tp-53265 family-courier ">Louvre</span> wo ich mit <span class="index-306 tp-53266 ">Herrn </span><span class="index-306 tp-53266 family-courier ">Jacquet</span> mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen <span class="family-courier ">Moules</span> gehören dem Gouvernement <span class="offset-4 ">und</span> als Privat Unternehmung darf ich keine <span class="family-courier ">Moule</span> von irgend einer Statue machen die sich hier im <span class="family-courier ">Museo</span> befindet“<br>Er gab mir noch eine Preiß <span class="family-courier ">Courant</span> von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.<br>Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. <span class="index-3513 tp-29450 ">Mein Mann</span> empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span>', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="1836"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1836"/> <placeName key="171">Paris</placeName> den 7<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli, 1823.<lb/>Geliebter Onkel!<lb/>Du wirst recht böse auf mich sein, daß ich Dich so lange ohne Nachricht laßen konnte, wenn ich Dir <hi rend="offset:4">aber</hi> die Ursache davon sage, dann wirst Du mir gewiß verzeihen. 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Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien <name key="5122" type="work">mein eignes Portrait</name>, <name key="5121" type="work">das <persName key="3513">meines Mannes</persName></name> und <name key="5123" type="work">jenes <persName key="2346">der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi></persName></name> vollendet. – Ich schrieb dir doch daß <persName key="237">die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi></persName> mir erlaubt <name key="8580" type="work"><persName key="2376"><persName key="2377">ihre Kinder</persName></persName> zu malen</name>, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter <milestone unit="start" n="1837"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1837"/> nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem <hi rend="family:Courier">Hôtel</hi> malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf<milestone unit="start" n="23185"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="23185"/> sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode<milestone unit="start" n="23186"/>[ll]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="23186"/> nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat <persName key="2022">Herrn <hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi>, da er aber und auch <persName key="5038"><hi rend="family:Courier">M</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">elle</hi><hi rend="family:Courier"> Godefroy</hi></persName> oft aufs Land gehen, und auch das <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: <hi rend="family:Courier">Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision</hi>: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen <hi rend="offset:4">Winter</hi> auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum <hi rend="family:Courier">Dîner</hi> auf seinem schönen Landsitz <milestone unit="start" n="1838"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1838"/> gewesen, wo ich <persName key="175">Herrn Sulpitz <hi rend="family:Courier">Boisséré</hi></persName> traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir <orgName key="8499">seine Sammlung</orgName> nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier – <lb/><persName key="2022">Der gute <hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien <hi rend="offset:4">zu</hi> verdienen. Ich schrieb Dir in <ref target="fud://5089">meinem letzten Briefe</ref>, daß ich <placeName key="171">Paris</placeName> nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch <hi rend="family:Courier">Gérards</hi> Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu <hi rend="overstrike:1">nachzu</hi> darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in <placeName key="292"><hi rend="family:Courier">London</hi></placeName> daßelbe zu <milestone unit="start" n="1839"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1839"/> thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von <placeName key="13">Dresden</placeName> weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe <persName key="3670"><persName key="3669"><persName key="115"><persName key="129">die Meinigen</persName></persName></persName></persName> wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch <persName key="3500">der Arzt</persName> zu bezahlen. – <persName key="115"><persName key="129">Die Eltern</persName></persName> habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß <hi rend="overstrike:1">es nicht</hi> die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter <persName key="115">der Mutter</persName> hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, <hi rend="underline:1">Dein Urtheil soll entscheiden</hi> Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf <orgName key="5930">dem <hi rend="family:Courier">Louvre</hi></orgName> zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens <milestone unit="start" n="1840"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1840"/> viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.<lb/>Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – <persName key="2346">Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi></persName> hat mir Empfelung an <persName key="8611">eine <hi rend="family:Courier">Lady Mansfield</hi></persName> versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von <persName key="268">Herrn von Staël</persName>. <persName key="2022"><hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName> werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – <persName key="115">Meine gute Mutter</persName> ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. <persName key="1392">Die Tante aus <placeName key="173">Hanover</placeName></persName> ist jetzt in <placeName key="13">Dresden</placeName>, was <persName key="115"><persName key="129">den guten Eltern</persName></persName> viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch <persName key="1393">Onkel Carl</persName> mit <persName key="3240">der Büchting</persName> kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – <persName key="5119">Unser Freund <hi rend="family:Courier">James Russell</hi></persName> in <placeName key="292"><hi rend="family:Courier">London</hi></placeName> wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über <hi rend="family:Courier">London</hi>, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe <milestone unit="start" n="1841"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1841"/> wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi><lb/><lb/>Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form <name key="5042" type="work"><name key="5046" type="work"><name key="5044" type="work"><name key="5043" type="work"><name key="5045" type="work">der Antiquen</name></name></name></name></name> aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar <persName key="306">Herrn <hi rend="family:Courier">Jacquet</hi></persName> nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht <name key="8602" type="work">das Portrait <persName key="237">der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi></persName></name> für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich <persName key="2309">der Herzog</persName> nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im <hi rend="family:Courier">Hôtel</hi>, bey mir, oder bey <persName key="2022"><hi rend="family:Courier">Gérard</hi></persName>. Das letztere wäre mir das liebste, aber <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> und <persName key="5038">die <hi rend="family:Courier">Godefroy</hi></persName> gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. <persName key="607">Die gute Mendelsohn</persName> ist mit ihren Zögling<milestone unit="start" n="23536"/>en<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="23536"/> ins Bad nach <placeName key="5120"><hi rend="family:Courier">Vichy</hi></placeName> gereist, und wird erst gegen den 7<hi rend="offset:4">ten</hi> August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im <orgName key="5930"><hi rend="family:Courier">Louvre</hi></orgName> habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach <persName key="1254">Rubens</persName>, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen <milestone unit="start" n="1842"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1842"/> des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in <placeName key="292"><hi rend="family:Courier">London</hi></placeName> erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in <hi rend="family:Courier">London</hi> anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in <hi rend="family:Courier">London</hi> treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. <milestone unit="start" n="1843"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1843"/> Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann <persName key="115">der Mutter</persName> daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –<lb/><hi rend="underline:1">Den 8</hi><hi rend="underline:1;offset:4">ten</hi><hi rend="underline:1"> Juli</hi>. Ich gieng heute gegen Mittag ins <orgName key="5930"><hi rend="family:Courier">Louvre</hi></orgName> wo ich mit <persName key="306">Herrn <hi rend="family:Courier">Jacquet</hi></persName> mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen <hi rend="family:Courier">Moules</hi> gehören dem Gouvernement <hi rend="offset:4">und</hi> als Privat Unternehmung darf ich keine <hi rend="family:Courier">Moule</hi> von irgend einer Statue machen die sich hier im <hi rend="family:Courier">Museo</hi> befindet“<lb/>Er gab mir noch eine Preiß <hi rend="family:Courier">Courant</hi> von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.<lb/>Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. <persName key="3513">Mein Mann</persName> empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe<lb/>Deine treue Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi></p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1836"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1836"/> <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB29419"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE29419"/> den 7<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli, 1823.<lb/>Geliebter Onkel!<lb/>Du wirst recht böse auf mich sein, daß ich Dich so lange ohne Nachricht laßen konnte, wenn ich Dir <hi rend="offset:4">aber</hi> die Ursache davon sage, dann wirst Du mir gewiß verzeihen. Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. Bey dem ersten Uebel habe ich den Artzt nicht gebraucht, was er auch nachher nicht für nöthig gefunden hat, aber bey der Halskrankheit konnte ich seiner Hülfe nicht entbehren. <anchor type="b" n="3500" ana="11" xml:id="NidB29420"/>Doktor Friedländer<anchor type="e" n="3500" ana="11" xml:id="NidE29420"/>, den Du uns empfolen, ist sehr freundlich und gefällig gegen uns. Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien <anchor type="b" n="5122" ana="12" xml:id="NidB29447"/>mein eignes Portrait<anchor type="e" n="5122" ana="12" xml:id="NidE29447"/>, <anchor type="b" n="5121" ana="12" xml:id="NidB29446"/>das <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29421"/>meines Mannes<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29421"/><anchor type="e" n="5121" ana="12" xml:id="NidE29446"/> und <anchor type="b" n="5123" ana="12" xml:id="NidB29448"/>jenes <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB29422"/>der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE29422"/><anchor type="e" n="5123" ana="12" xml:id="NidE29448"/> vollendet. – Ich schrieb dir doch daß <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB29423"/>die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE29423"/> mir erlaubt <anchor type="b" n="8580" ana="12" xml:id="NidB53237"/><anchor type="b" n="2376" ana="11" xml:id="NidB53238"/><anchor type="b" n="2377" ana="11" xml:id="NidB53239"/>ihre Kinder<anchor type="e" n="2377" ana="11" xml:id="NidE53239"/><anchor type="e" n="2376" ana="11" xml:id="NidE53238"/> zu malen<anchor type="e" n="8580" ana="12" xml:id="NidE53237"/>, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter <milestone unit="start" n="1837"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1837"/> nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem <hi rend="family:Courier">Hôtel</hi> malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf<milestone unit="start" n="23185"/>[en]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="23185"/> sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode<milestone unit="start" n="23186"/>[ll]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Blattausriss</title></note><milestone unit="end" n="23186"/> nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB29424"/>Herrn <hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE29424"/> sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi>, da er aber und auch <anchor type="b" n="5038" ana="11" xml:id="NidB29425"/><hi rend="family:Courier">M</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">elle</hi><hi rend="family:Courier"> Godefroy</hi><anchor type="e" n="5038" ana="11" xml:id="NidE29425"/> oft aufs Land gehen, und auch das <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: <hi rend="family:Courier">Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision</hi>: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen <hi rend="offset:4">Winter</hi> auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum <hi rend="family:Courier">Dîner</hi> auf seinem schönen Landsitz <milestone unit="start" n="1838"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1838"/> gewesen, wo ich <anchor type="b" n="175" ana="11" xml:id="NidB29426"/>Herrn Sulpitz <hi rend="family:Courier">Boisséré</hi><anchor type="e" n="175" ana="11" xml:id="NidE29426"/> traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir <anchor type="b" n="8499" ana="15" xml:id="NidB53240"/>seine Sammlung<anchor type="e" n="8499" ana="15" xml:id="NidE53240"/> nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier – <lb/><anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53241"/>Der gute <hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53241"/> erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien <hi rend="offset:4">zu</hi> verdienen. Ich schrieb Dir in <ref target="fud://5089">meinem letzten Briefe</ref>, daß ich <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB53242"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE53242"/> nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch <hi rend="family:Courier">Gérards</hi> Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu <hi rend="overstrike:1">nachzu</hi> darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB29429"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE29429"/> daßelbe zu <milestone unit="start" n="1839"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1839"/> thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB53243"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE53243"/> weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB53247"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB53246"/><anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53244"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB53245"/>die Meinigen<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE53245"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53244"/><anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE53246"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE53247"/> wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch <anchor type="b" n="3500" ana="11" xml:id="NidB53248"/>der Arzt<anchor type="e" n="3500" ana="11" xml:id="NidE53248"/> zu bezahlen. – <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29430"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB29431"/>Die Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE29431"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29430"/> habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß <hi rend="overstrike:1">es nicht</hi> die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29432"/>der Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29432"/> hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, <hi rend="underline:1">Dein Urtheil soll entscheiden</hi> Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB53249"/>dem <hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE53249"/> zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens <milestone unit="start" n="1840"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1840"/> viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.<lb/>Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB53250"/>Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE53250"/> hat mir Empfelung an <anchor type="b" n="8611" ana="11" xml:id="NidB53251"/>eine <hi rend="family:Courier">Lady Mansfield</hi><anchor type="e" n="8611" ana="11" xml:id="NidE53251"/> versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB53252"/>Herrn von Staël<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE53252"/>. <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53253"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53253"/> werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53254"/>Meine gute Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53254"/> ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB29435"/>Die Tante aus <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB29434"/>Hanover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE29434"/><anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE29435"/> ist jetzt in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29436"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29436"/>, was <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53255"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB53256"/>den guten Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE53256"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53255"/> viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB29437"/>Onkel Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE29437"/> mit <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB29438"/>der Büchting<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE29438"/> kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – <anchor type="b" n="5119" ana="11" xml:id="NidB29439"/>Unser Freund <hi rend="family:Courier">James Russell</hi><anchor type="e" n="5119" ana="11" xml:id="NidE29439"/> in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB53257"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE53257"/> wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über <hi rend="family:Courier">London</hi>, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe <milestone unit="start" n="1841"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1841"/> wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi><lb/><lb/>Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form <anchor type="b" n="5042" ana="12" xml:id="NidB53280"/><anchor type="b" n="5046" ana="12" xml:id="NidB53283"/><anchor type="b" n="5044" ana="12" xml:id="NidB53281"/><anchor type="b" n="5043" ana="12" xml:id="NidB53282"/><anchor type="b" n="5045" ana="12" xml:id="NidB53284"/>der Antiquen<anchor type="e" n="5045" ana="12" xml:id="NidE53284"/><anchor type="e" n="5043" ana="12" xml:id="NidE53282"/><anchor type="e" n="5044" ana="12" xml:id="NidE53281"/><anchor type="e" n="5046" ana="12" xml:id="NidE53283"/><anchor type="e" n="5042" ana="12" xml:id="NidE53280"/> aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar <anchor type="b" n="306" ana="11" xml:id="NidB29440"/>Herrn <hi rend="family:Courier">Jacquet</hi><anchor type="e" n="306" ana="11" xml:id="NidE29440"/> nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht <anchor type="b" n="8602" ana="12" xml:id="NidB53258"/>das Portrait <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB29449"/>der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE29449"/><anchor type="e" n="8602" ana="12" xml:id="NidE53258"/> für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich <anchor type="b" n="2309" ana="11" xml:id="NidB53259"/>der Herzog<anchor type="e" n="2309" ana="11" xml:id="NidE53259"/> nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im <hi rend="family:Courier">Hôtel</hi>, bey mir, oder bey <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB53260"/><hi rend="family:Courier">Gérard</hi><anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE53260"/>. Das letztere wäre mir das liebste, aber <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> und <anchor type="b" n="5038" ana="11" xml:id="NidB53261"/>die <hi rend="family:Courier">Godefroy</hi><anchor type="e" n="5038" ana="11" xml:id="NidE53261"/> gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. <anchor type="b" n="607" ana="11" xml:id="NidB29441"/>Die gute Mendelsohn<anchor type="e" n="607" ana="11" xml:id="NidE29441"/> ist mit ihren Zögling<milestone unit="start" n="23536"/>en<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="23536"/> ins Bad nach <anchor type="b" n="5120" ana="10" xml:id="NidB29442"/><hi rend="family:Courier">Vichy</hi><anchor type="e" n="5120" ana="10" xml:id="NidE29442"/> gereist, und wird erst gegen den 7<hi rend="offset:4">ten</hi> August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB53262"/><hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE53262"/> habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es <hi rend="family:Courier">Gérard</hi> nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach <anchor type="b" n="1254" ana="11" xml:id="NidB29443"/>Rubens<anchor type="e" n="1254" ana="11" xml:id="NidE29443"/>, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen <milestone unit="start" n="1842"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1842"/> des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in <anchor type="b" n="292" ana="10" xml:id="NidB53263"/><hi rend="family:Courier">London</hi><anchor type="e" n="292" ana="10" xml:id="NidE53263"/> erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in <hi rend="family:Courier">London</hi> anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in <hi rend="family:Courier">London</hi> treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. <milestone unit="start" n="1843"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1843"/> Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53264"/>der Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53264"/> daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –<lb/><hi rend="underline:1">Den 8</hi><hi rend="underline:1;offset:4">ten</hi><hi rend="underline:1"> Juli</hi>. Ich gieng heute gegen Mittag ins <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB53265"/><hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE53265"/> wo ich mit <anchor type="b" n="306" ana="11" xml:id="NidB53266"/>Herrn <hi rend="family:Courier">Jacquet</hi><anchor type="e" n="306" ana="11" xml:id="NidE53266"/> mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen <hi rend="family:Courier">Moules</hi> gehören dem Gouvernement <hi rend="offset:4">und</hi> als Privat Unternehmung darf ich keine <hi rend="family:Courier">Moule</hi> von irgend einer Statue machen die sich hier im <hi rend="family:Courier">Museo</hi> befindet“<lb/>Er gab mir noch eine Preiß <hi rend="family:Courier">Courant</hi> von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.<lb/>Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29450"/>Mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29450"/> empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe<lb/>Deine treue Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi>', '36_adressatort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '887', 'content' => 'Bonn', 'bemerkung' => 'GND:1001909-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_anmerkungextern' => 'Empfangsort erschlossen.', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7298', 'content' => 'Augusta von Buttlar', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Buttlar, Augusta von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1823-07-07', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '171', 'content' => 'Paris', 'bemerkung' => 'GND:4044660-8', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.128', '36_h1zahl' => '8 S. auf Doppelbl., hs. m. 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Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst konvertierte sie 1827, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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[1] Paris den 7ten Juli, 1823.
Geliebter Onkel!
Du wirst recht böse auf mich sein, daß ich Dich so lange ohne Nachricht laßen konnte, wenn ich Dir aber die Ursache davon sage, dann wirst Du mir gewiß verzeihen. Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. Bey dem ersten Uebel habe ich den Artzt nicht gebraucht, was er auch nachher nicht für nöthig gefunden hat, aber bey der Halskrankheit konnte ich seiner Hülfe nicht entbehren. Doktor Friedländer, den Du uns empfolen, ist sehr freundlich und gefällig gegen uns. Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien mein eignes Portrait, das meines Mannes und jenes der Gräfin St. Aulaire vollendet. – Ich schrieb dir doch daß die Herzogin von Broglie mir erlaubt ihre Kinder zu malen, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter [2] nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem Hôtel malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf[en] sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode[ll] nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat Herrn Gérard sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey Gérard, da er aber und auch Melle Godefroy oft aufs Land gehen, und auch das Attelier worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und Gérard theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was Gérard von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch Gérard ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen Winter auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes Attelier für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum Dîner auf seinem schönen Landsitz [3] gewesen, wo ich Herrn Sulpitz Boisséré traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir seine Sammlung nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier –
Der gute Gérard erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien zu verdienen. Ich schrieb Dir in meinem letzten Briefe, daß ich Paris nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch Gérards Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. Gérard sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu nachzu darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was Gérard mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in London daßelbe zu [4] thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir Gérard selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von Dresden weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe die Meinigen wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch der Arzt zu bezahlen. – Die Eltern habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß es nicht die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter der Mutter hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, Dein Urtheil soll entscheiden Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey Gérard nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf dem Louvre zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens [5] viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.
Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – Gräfin St. Aulaire hat mir Empfelung an eine Lady Mansfield versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von Herrn von Staël. Gérard werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – Meine gute Mutter ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. Die Tante aus Hanover ist jetzt in Dresden, was den guten Eltern viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch Onkel Carl mit der Büchting kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – Unser Freund James Russell in London wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über London, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe [6] wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte
Auguste
Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2ten Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form der Antiquen aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar Herrn Jacquet nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht das Portrait der Herzogin von Broglie für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich der Herzog nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im Hôtel, bey mir, oder bey Gérard. Das letztere wäre mir das liebste, aber Gérard und die Godefroy gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. Die gute Mendelsohn ist mit ihren Zöglingen ins Bad nach Vichy gereist, und wird erst gegen den 7ten August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im Louvre habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es Gérard nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach Rubens, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen [7] des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in London erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in London anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in London treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. [8] Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann der Mutter daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –
Den 8ten Juli. Ich gieng heute gegen Mittag ins Louvre wo ich mit Herrn Jacquet mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen Moules gehören dem Gouvernement und als Privat Unternehmung darf ich keine Moule von irgend einer Statue machen die sich hier im Museo befindet“
Er gab mir noch eine Preiß Courant von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.
Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. Mein Mann empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe
Deine treue Nichte
Auguste
Geliebter Onkel!
Du wirst recht böse auf mich sein, daß ich Dich so lange ohne Nachricht laßen konnte, wenn ich Dir aber die Ursache davon sage, dann wirst Du mir gewiß verzeihen. Vor allen Dingen sage mir wie Dirʼs geht liebster Onkel? denn auch ich bin bekümmert, so lange ohne Nachricht von Dir zu sein, ich hoffe aber daß Du immer recht wohl gewesen bist. Ich kann leider nicht daßelbe von mir sagen, da ich Länger als drei Wochen krank, und genöthigt gewesen bin, das Zimmer und Bett zu hüten, und erst seit einiger Zeit wieder ausgehen kann. Mein Uebel fing sich mit einem sehr heftigen Schnupfen an, begleitet mit einer solch großen Schwäche des Magens, daß ich nicht das Geringste vertragen konnte, und ganz von Kräften kam. Durch die strengste Diät und gebrauchte Mittel stellte ich mich jedoch ziemlich wieder her, als ich die Halsbräune bekam, diese machte mich ganz bettlägerig, und ich war wirklich sehr krank, und nur sehr langsam kann ich mich wieder davon erholen. Bey dem ersten Uebel habe ich den Artzt nicht gebraucht, was er auch nachher nicht für nöthig gefunden hat, aber bey der Halskrankheit konnte ich seiner Hülfe nicht entbehren. Doktor Friedländer, den Du uns empfolen, ist sehr freundlich und gefällig gegen uns. Bis zu meiner Krankheit bin ich sehr fleißig gewesen, ich habe außer mehreren Studien mein eignes Portrait, das meines Mannes und jenes der Gräfin St. Aulaire vollendet. – Ich schrieb dir doch daß die Herzogin von Broglie mir erlaubt ihre Kinder zu malen, wie es aber dazu kommen sollte, so verschob sie es immer von Woche zu Woche, daß ich deutlich sehen konnte, daß sie es nicht wünschte. Dieses hat mir sehr Leid gethan, konnte aber doch weiter [2] nichts dabey thun, um nicht zudringlich zu sein; ich hatte ihr alles angebothen um den Kleinen die Sache zu erleichtern, indem ich das Bild in ihrem Hôtel malen wollte, und die Kinder mir blos zu den Köpf[en] sitzen sollten, indem ich zu Aermen und Händen Mode[ll] nehmen wollte. Die dazu gemachte Skizze hat Herrn Gérard sehr gefallen. Theilweise arbeite ich noch bey Gérard, da er aber und auch Melle Godefroy oft aufs Land gehen, und auch das Attelier worin ich arbeite oft gebraucht wird, so erleidet es viele Unter brechungen. Man ist deshalb aber nicht minder freundlich gegen mich, und Gérard theilt mir alle seine Kunstgriffe (wie er es nennt) mit, und ich sehe daß er es eifrig wünscht daß sein Unterricht mir nützlich werden soll. Auch scheint er nicht unzufrieden mit mir, und es freut ihn, daß ich auffaße was er mir sagt, denn noch neulich sagte er mir: daß er nie hätte Schüler haben mögen, weil die meisten Menschen ihn nicht verstünden Meine Zeichnung findet er richtig, worin er sonst streng ist. Letzthin sagte er mir: Vous avez deux qualités éminentes, du goût, et de la précision: ich wiederhole dies nicht aus Eitelkeit, sondern nur um Dir zu zeigen, was Gérard von mir denkt. So artig u liebenswürdig auch Gérard ist, so critisirt er doch meine Arbeiten streng und ernst, und giebt sich nicht mit unützen Schmeicheleien ab, was mir doppelt lieb ist, denn lobt er mich, so glaube ich auch, daß es wahr ist. Ob ich künftigen Winter auch bey ihm arbeiten könnte bezweifle ich, wenigstens würde es nur theilweise geschehen können; ich kann auch nicht verlangen daß man ein besonderes Attelier für mich heitzt, wie es vorigen Winter geschehen. Es ist immer viel, daß ich so lange ganz gegen Erwartung habe bey ihm arbeiten können. Wir sind vor einigen Tagen zum Dîner auf seinem schönen Landsitz [3] gewesen, wo ich Herrn Sulpitz Boisséré traf, er war sehr artig und machte noch sehr viel Entschuldigungen daß er mir seine Sammlung nicht hätte zeigen können. Er ist wegen der Herausgabe seines Werkes hier –
Der gute Gérard erkundigt sich fleißig nach Dir, und hat mir sehr viel Grüße an Dich aufgetragen. Wenn Du nichts dagegen hast, geliebter Onkel, so bin ich entschloßen künftigen Herbst nach England zu gehen, und mir wo möglich ein kleines Capital zur Reise nach Italien zu verdienen. Ich schrieb Dir in meinem letzten Briefe, daß ich Paris nicht eher verlaßen wolle, bevor ich nicht so weit wäre, um allein auftreten zu können; um dieses Versprechen treu zu erfüllen, habe ich gearbeitet, so viel in meinen Kräften steht, und mich befleißigt das zu lernen was zum Portrait malen gehört, Colorit, Haare, Gewänder, und Zarte Stoffe, Effect in der Haltung, und Grazie in den Stellungen. Von allen diesen Dingen, glaube ich jetzt den rechten Begrif zu haben, so, daß ich durch fortgesetztes Studium der Natur, meinen Zweck, ein ziemlich gutes Portrait zu malen, gewiß zu erreichen hoffe; denn durch Gérards Schule habe ich in einem Jahre das erlangt, was ich außerdem in zweien kaum würde gelernt haben. Etwas Scharlatanerie liegt in der ganzen Art der Behandlung zum Grunde, doch ich fühle, daß es nothwendig ist, und daß man mit der gewißenhaftesten Tenue nicht immer durchkömmt. Gérard sagte mir selbst, daß man sich solcher Mittel bedienen müße, da die Malerey doch im Ganzen noch zu beschränkt sey, die Natur treu nachzu darzustellen. Wenn ich nun auch wirklich länger in Paris bliebe so würde ich thun, was Gérard mir räth, und unaufhörlich nach der Natur malen, was aber durch Modell sitzen für mich sehr kostspielig ist. Lieber will ich also doch trachten, in London daßelbe zu [4] thun, nur mit dem Unterschiede daß man mich bezale, anstatt, daß ich hier die Modelle bezalen muß. Übrigens werde ich in England manches lernen können, da die englischen Maler, große Coloristen sein sollen, und mir Gérard selbst gesagt, daß sie vorzuglich stark im Effekt sind. Es wird nun künftigen Herbst zwey Jahre, daß ich von Dresden weg bin, und ich kann nicht läugnen, daß ich zuweilen eine große Sehnsucht habe die Meinigen wieder zu sehen, und wenn ich länger in Paris bleibe, so würde ich am Ende den Plan nach England zu gehen, ganz aufgeben müßen, und ich gestehe dir aufrichtig dieses thäte ich ungern, weil ich die Welt gern sehen mögte, und dann auch weil ich mir fest vorgenommen, nicht eher in meine Heimath zurück zu kehren bis ich mir Geld verdient habe, welches zu meiner künftigen Reise nach Italien bestimmt ist. Daß es in England theuer ist, weiß ich wohl wenn man sich aber in Pension giebt, und sich ganz in die dortige Art zu leben fügt so soll es nicht so hoch kommen, an Economie sind wir gewöhnt, da wir uns hier schon auf das aller genauste eingerichtet haben. Wir kochen zu Hause welches recht gut geht, da wir eine Aufwärterin haben die uns dieses besorgt; auch die Frau bey der wir wohnen ist sehr gefällig, und besorgt uns alles was wir in unsere kleine Wirtschaft brauchen; und so kommt uns dies viel wohlfeiler als beim Restaurateur, wir haben zwar nur eine Schüßel diese ist aber gut und kräftig. Bey den vielen Ausgaben die meine Malerey erfordert könnten wir sonst auch nicht durchkommen. Meine Krankheit hat uns überdieß einen Strich durch die Rechnung und beträchtliche Kosten gemacht, und jetzt bleibt noch der Arzt zu bezahlen. – Die Eltern habe ich von meinem Plan nach England zu reisen unterrichtet, und zu meinem Erstaunen sind sie in der Hauptsache gar nicht dagegen; sie wünschen nur daß es nicht die Sache mit Vorsicht, und mit deiner Genehmigung geschehe. Nach dem etwas ängstlichen Karakter der Mutter hätte ich mir weit mehr Schwierigkeiten erwartet. Nun soll es aber ganz auf Dich ankommen liebster Onkel, Dein Urtheil soll entscheiden Du wirst wünschen daß ich künftigen Winter noch hier in Paris bleibe, dagegen ich aber folgende Gründe habe: erstlich würde mein Arbeiten bey Gérard nur sehr zufällig sein, die zwischen Zeit würde ich nicht auszufüllen wißen, denn auf dem Louvre zu arbeiten dieß kann ich im Winter wegen meiner Gesundheit nicht, da es trotz des Heitzens [5] viel zu kalt ist, und dann wüßte ich nicht, was ich mit meinen Copien anfangen soll, da Copien hier gar nicht beliebt sind, und solche sehr schwer verkaufen kann; sie mit nach England zu nehmen geht wegen der großen Abgabe nicht. – Dann wünschte ich gern einige von mir in London gemachte Bilder zur dortigen Ausstellung zu geben, die allemal den ersten May anfängt, dazu muß aber der Künstler in England wohnen, keinen außer Landes wohnenden wird dieses nicht gestattet; diese Ausstellung wird sehr stark besucht, daß selbst von Paris viele hinreisen um sie zu sehen.
Einige Portraits nach der Natur, und eine eigne Composition wünschte ich hingeben zu können; die Portraits besonders sind sehr nöthig, denn, sind diese von Bekannten Personen, und ähnlich, so ist dieß gewiß der beste Weg bekannt zu werden. – Gräfin St. Aulaire hat mir Empfelung an eine Lady Mansfield versprochen, und durch sie erhalte ich dann auch eine von Herrn von Staël. Gérard werde ich auch um einige Empfelungen bitten, aber einige von Dir liebster Onkel werden immer die wirksamsten sein, wie sie es auch hier waren. Denn als Nichte von Dir werde ich am freundlichsten aufgenommen, auch bin ich nicht wenig stolz darauf. – Meine gute Mutter ist krank gewesen, doch Gott lob, wieder hergestellt. Die Tante aus Hanover ist jetzt in Dresden, was den guten Eltern viel Unruhe macht, da sie bey ihnen wohnt, später wird auch Onkel Carl mit der Büchting kommen. Carln zu sehen freut sich die Mutter sehr aber ich glaube daß es ihr lieber wäre wenn er allein käme, da die Eltern mit der Tante nicht sonderlich harmoniren, und die Büchting ihnen beynahe fremd ist – Wirst du noch künftigen Herbst nach England gehen? wie würde ich mich freuen Dich dort zu sehen! – Unser Freund James Russell in London wird sich unserer thätig annehmen, und uns Quartier &. &. besorgen, er hat mir mehreres über London, und über die Möglichkeit eines guten Erfolgs meiner Kunst daselbst geschrieben, da er sehr gewißenhaft ist, so räth er mir gewiß nichts wovon er nicht überzeugt ist, und ich kann um so mehr seinem Rath trauen. Nun geliebter Onkel lebe [6] wohl, und sey nicht böse auf mich, denn es ist doch niemand auf der Welt der Dich aufrichtiger Liebt, wie Deine Nichte
Auguste
Eben als ich meinen Brief auf die Post schicken wollte, erhalte ich den Deinigen vom 2ten Juli, und freue mich innig daß es Dir wohl geht, und daß Du ein so kluges Mittel als das des Reitens, ergriffen hast, um Deine Gesundheit zu stärken, auch Dein Haus kauf freut uns, denn eine beßere Wohnung hättest du nicht finden können, und nun kannst Du Dir in Ruhe alles recht nach Deiner Bequemlichkeit einrichten, ein Haus zu bauen hätte dir sehr viel Zeit gekostet und Unruhe gemacht. Ich werde Deinen Auftrag wegen der Form der Antiquen aufs beste zu besorgen suchen und werde deshalb diesen Brief noch nicht abschicken bis ich Dir genügende Antwort darauf geben kann. Ich kenne zwar Herrn Jacquet nicht, aber dies wird mich nicht hindern zu ihm hin zu gehen. – Wie du weißt hatte ich gleich im Anfang die Absicht das Portrait der Herzogin von Broglie für Dich zu copieren, als ich aber darum bath, wurde es mir unter dem Vorwand, daß sich der Herzog nicht gern davon trennen wollte, verweigert. Ein Wort von Dir daß Du es wünschest wird gewiß mit Freuden erfüllt, und ich würde mich nicht wenig freuen es für Dich copieren zu können. Wenn Du darum anfrägst, so bitte, daß im Fall man es genehmiget, es mir gleich direckt durch ein paar Worte kund gethan werde, denn auf diese Art glaube ich wird am wenigsten Zeit verloren gehen. Mir ist es einerlei wo ich es copire, ob im Hôtel, bey mir, oder bey Gérard. Das letztere wäre mir das liebste, aber Gérard und die Godefroy gehen im August ins Bad wo ich als dann nicht dort arbeiten werde. Die gute Mendelsohn ist mit ihren Zöglingen ins Bad nach Vichy gereist, und wird erst gegen den 7ten August wieder kommen. Sie war die letzte Zeit recht wohl. – Im Louvre habe ich bis jetzt noch nicht gearbeitet weil es Gérard nicht gewünscht; während seiner Abwesenheit soll ich zwar dort copiren, aber bloß Studien nach Rubens, um mich im Colorit mehr zu vervollkommnen. – Einträgliche Arbeiten habe ich noch gar nicht gehabt, und wiewohl meine Bekannten meinen Wunsch Geld zu verdienen, kennen, so hat sich doch noch nichts vorfinden wollen. Ich danke dir herzlich wegen [7] des Anerbietens der 600 Franken; ich werde von Deiner Güte mit Freuden Gebrauch machen, denn leider werde ich vorzüglich in England, Geld nöthig haben, im Fall ich noch diesen Herbst reise. Zur Reise haben wir uns 500 Franken erübrigt und davon gedenken wir die Reise hin zu machen und auch noch etwas übrig zu behalten. Doch zur Einrichtung dort werden mir Deine 600 Franken sehr willkommen sein. Nur bin ich noch nicht mit mir einig, ob ich es hier oder in London erheben soll. Im Fall Du nun meine Reise genehmigst, und es Dir nicht Umstände macht, so würde ich Dich recht herzlich bitten mir jenes Geld in London anweisen zu laßen, denn hier müßte ich es doch wieder umsetzen, und ein Bedeutendes verlieren. Doch ich verstehe dies nicht, und überlaße es Dir also ganz, wie Du es am besten findest. Jetzt, da ich weiß, daß ich Dich in London treffen werde, würde es mich sehr schmerzen diesen Plan nicht auszuführen, denn wer weiß wann und wo ich Dich wieder sehen könnte! und durch Dich selbst dort bekannt zu werden, ist für mich ein unberechenbarer Gewinn. Wenn es Deinen Wünschen nicht entgegen ist mich dort zu sehen, so gedencke ich in der Mitte oder spätstens Ende September hinzureisen, denn Deine Geschäfte werden Dich wohl noch bis im Oktober dort festhalten. [8] Nicht wahr lieber Onkel du schreibst dann der Mutter daß es mit deiner Genehmigung geschieht? denn nur dann ist sie ganz ruhig –
Den 8ten Juli. Ich gieng heute gegen Mittag ins Louvre wo ich mit Herrn Jacquet mitten in seiner Beschäftigung antraf. Ich äußerte den Wunsch mir alles ansehen zu dürfen, was denn auch mit vieler Artigkeit geschah. Endlich kam ich mit meinen Anliegen hervor, worauf er mir folgendes erwiederte: „Die vorhandenen Moules gehören dem Gouvernement und als Privat Unternehmung darf ich keine Moule von irgend einer Statue machen die sich hier im Museo befindet“
Er gab mir noch eine Preiß Courant von den daselbst befindlichen Sachen, u somit war meine unfruchtbare Mißion beendigt, was mir wegen Dir vorzüglich leid thut.
Wenn Du ein vierthel Stündchen dir abmüßigen kannst so antworte mir nur mit wenigen Worten was Du von meiner Reise nach England hältst. Mein Mann empfielt sich dir herzlich, ich aber bin und bleibe
Deine treue Nichte
Auguste