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Ich danke Dir von ganzer Seele für Deine Väterliche Theilnahme an dem entsetzlichen Schlage der mich betroffen hat; der Schmerz und Kummer hat mich so erschüttert daß ich sehr krank und elend war, und nur durch die sorgsame und liebevolle Pflege der Meinigen habe ich mich langsam erholt weshalb ich auch eine Reise nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29119"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29119"/> nicht eher antreten konnte, von wo ich Dir dann recht ausführlich schreiben werde. Soviel ich weiß hat <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB29122"/>mein Vater<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE29122"/> ein Testament gemacht, deßen Inhalt ich aber noch nicht kenne, und welches allein über meine Zukunft entscheiden wird. Ich vermuthe daß die Häuser als <hi rend="family:Courier">fidei Commiss</hi> an <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB29123"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29124"/>meine Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29124"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE29123"/> vermacht sind, welches <hi rend="offset:4">m</hi>ich wohl mehr oder minder an Dresden feßeln wird, was mir unangenehm wäre da ich in Dresden nun nichts mehr habe als lauter schmerzliche Erinnerungen!<lb/>von dem was mir die Häuser nach Abzug der Abgaben u Reparaturen & &. einbringen, können wir nicht allein leben ich muß also meine Kunst benutzen um dadurch unsere Existens zu sichern. <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54350"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54350"/> ist nun leider nicht der Ort dazu, denn dort sind Künstler wie Sand am Meere, und der einzige Verdienst ist allenfalls im Sommer einige Copien auf <anchor type="b" n="6258" ana="15" xml:id="NidB54351"/>der Gallerie<anchor type="e" n="6258" ana="15" xml:id="NidE54351"/> zu machen, aber für Portraits, oder Verkauf eigner Compositionen ist gar nichts zu thun. <lb/>Ich werde nun sehen was ich thun werde.<lb/>Die Freude <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29125"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB29126"/>meinen Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE29126"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29125"/>, oder wenigstens einem von Ihnen ihr Alter durch Pflege zu versüßen ist mir nicht geworden, dieses schmerzt mich sehr tief! denn nachdem wir den Tod <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29127"/>meiner geliebten Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29127"/> vernommen hatten war das erste daß ich so wohl wie <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29128"/>mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29128"/> uns Pläne <milestone unit="start" n="1751"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1751"/> machten, meinen Vater so zu pflegen und Liebes zu erzeigen daß er den Verlust der theuren Mutter durch die wenigen Jahre seines Lebens nicht so schmerzlich fühlen sollte doch was hätte ihm Menschlicher Trost genützt, dieser ist doch nur sehr unvollkommen, und der Allmächtige Gott hat es sehr freundlich mit ihm gemeint, daß er ihn zu sich gerufen hat: O beiden ist jetzt so wohl, daß diese nur zu bedauren sind die zurück bleiben! – <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB54352"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB54353"/>Meine Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE54353"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE54352"/> sind seit dem Tode der Eltern bey einer guten Freundin von mir auf dem Lande, sehr gut aufgehoben, und ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen, und, nun ganz zu mir zu nehmen. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52575"/>Eltern, <anchor type="b" n="5065" ana="11" xml:id="NidB54366"/><anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB54367"/>Bekannte, Freunde<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE54367"/><anchor type="e" n="5065" ana="11" xml:id="NidE54366"/>, alles stirbt mir weg<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52575"/>, und ich stehe, selbst wenn ich in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54354"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54354"/> sein werde, beinahe isolirt, und es sind doch die Geschwister meiner theuren Eltern die mir nun am nächsten stehen; um Deinen Rath und Beistand in jeder Noth und Trübsal die mich betrift, bitte ich Dich flehentlich, warst Du so gütig bey Lebzeiten meiner Eltern gegen mich, o so wirst u kannst du mich ja nicht nach ihrem Tode verlaßen. Du weißt ja am besten, welches Vertrauen meine theure Mutter in Dich gesetzt hat. Sei mir Rathgeber und Freund, und ersetze mir wenigstens Theilweise meine unvergeßlichen Eltern! –<lb/>Du wirst wohl ein Bildchen nebst <ref target="fud://5095">einem Briefe</ref> von mir erhalten haben, oder doch nächstens erhalten, es hat so lange Quarantaine auf <anchor type="b" n="6732" ana="15" xml:id="NidB54355"/>der Staatskanzeley<anchor type="e" n="6732" ana="15" xml:id="NidE54355"/> gehalten daß ich beynahe fürchte das Bild wird nachgedunkelt sein, dadurch, daß es so lange verpackt war. Ich bin in Zeit von zwey Tagen mit dem Eilwagen von <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB54356"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE54356"/> nach <anchor type="b" n="1010" ana="10" xml:id="NidB54357"/>Prag<anchor type="e" n="1010" ana="10" xml:id="NidE54357"/> gereist, bleibe einen Tag hier um aus zu ruhn, und reise dann über <anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB29130"/>Töplitz<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE29130"/> wo ich wieder einen Tag bleibe, nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54358"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54358"/>. <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54359"/>Mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54359"/> der sich Dir sehr angelegentlich empfelen läßt, bleibt einige Wochen in Töplitz um <milestone unit="start" n="1752"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1752"/> die Bäder zu brauchen, und kommt dann <hi rend="overstrike:1">einige</hi> später nach Dresden wenn ich vielleicht in der Hauptsache schon meine Geschäfte beendigt habe. Nun geliebter Onkel, lebe wohl, aus Dresden werde ich dir von allem ausführlichen Bericht erstatten.<lb/>Wenn du an mich schreibst nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54361"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54361"/> so ist meine Adresse folgende: <hi rend="underline:1">auf der Moritzstraße </hi><hi rend="underline:1;family:Courier">N</hi><hi rend="underline:1;family:Courier;offset:4">o</hi><hi rend="underline:1"> 748. abzugeben bey den Herrn <anchor type="b" n="8746" ana="11" xml:id="NidB54360"/>Kaufmann Müller<anchor type="e" n="8746" ana="11" xml:id="NidE54360"/></hi>.<lb/>Behalte mich lieb, wie ich Dich von ganzem Herzen lieb habe<lb/>Deine treue Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi><lb/>P. 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1826<br>Geliebtester Oheim!<br>ich erhielt deinen Brief den Tag vor meiner Abreise von <span class="index-16 tp-29118 ">Wien</span>, es war mir also unmöglich ihn von dort aus zu beantworten. Ich danke Dir von ganzer Seele für Deine Väterliche Theilnahme an dem entsetzlichen Schlage der mich betroffen hat; der Schmerz und Kummer hat mich so erschüttert daß ich sehr krank und elend war, und nur durch die sorgsame und liebevolle Pflege der Meinigen habe ich mich langsam erholt weshalb ich auch eine Reise nach <span class="index-13 tp-29119 ">Dresden</span> nicht eher antreten konnte, von wo ich Dir dann recht ausführlich schreiben werde. Soviel ich weiß hat <span class="index-129 tp-29122 ">mein Vater</span> ein Testament gemacht, deßen Inhalt ich aber noch nicht kenne, und welches allein über meine Zukunft entscheiden wird. Ich vermuthe daß die Häuser als <span class="family-courier ">fidei Commiss</span> an <span class="index-3670 tp-29123 index-3669 tp-29124 ">meine Kinder</span> vermacht sind, welches <span class="offset-4 ">m</span>ich wohl mehr oder minder an Dresden feßeln wird, was mir unangenehm wäre da ich in Dresden nun nichts mehr habe als lauter schmerzliche Erinnerungen!<br>von dem was mir die Häuser nach Abzug der Abgaben u Reparaturen & &. einbringen, können wir nicht allein leben ich muß also meine Kunst benutzen um dadurch unsere Existens zu sichern. <span class="index-13 tp-54350 ">Dresden</span> ist nun leider nicht der Ort dazu, denn dort sind Künstler wie Sand am Meere, und der einzige Verdienst ist allenfalls im Sommer einige Copien auf <span class="index-6258 tp-54351 ">der Gallerie</span> zu machen, aber für Portraits, oder Verkauf eigner Compositionen ist gar nichts zu thun. <br>Ich werde nun sehen was ich thun werde.<br>Die Freude <span class="index-115 tp-29125 index-129 tp-29126 ">meinen Eltern</span>, oder wenigstens einem von Ihnen ihr Alter durch Pflege zu versüßen ist mir nicht geworden, dieses schmerzt mich sehr tief! denn nachdem wir den Tod <span class="index-115 tp-29127 ">meiner geliebten Mutter</span> vernommen hatten war das erste daß ich so wohl wie <span class="index-3513 tp-29128 ">mein Mann</span> uns Pläne <span class="notice-1751 ">[2]</span> machten, meinen Vater so zu pflegen und Liebes zu erzeigen daß er den Verlust der theuren Mutter durch die wenigen Jahre seines Lebens nicht so schmerzlich fühlen sollte doch was hätte ihm Menschlicher Trost genützt, dieser ist doch nur sehr unvollkommen, und der Allmächtige Gott hat es sehr freundlich mit ihm gemeint, daß er ihn zu sich gerufen hat: O beiden ist jetzt so wohl, daß diese nur zu bedauren sind die zurück bleiben! – <span class="index-3670 tp-54352 index-3669 tp-54353 ">Meine Kinder</span> sind seit dem Tode der Eltern bey einer guten Freundin von mir auf dem Lande, sehr gut aufgehoben, und ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen, und, nun ganz zu mir zu nehmen. <span class="cite tp-52575 ">Eltern, </span><span class="cite tp-52575 index-5065 tp-54366 index-187 tp-54367 ">Bekannte, Freunde</span><span class="cite tp-52575 ">, alles stirbt mir weg</span>, und ich stehe, selbst wenn ich in <span class="index-13 tp-54354 ">Dresden</span> sein werde, beinahe isolirt, und es sind doch die Geschwister meiner theuren Eltern die mir nun am nächsten stehen; um Deinen Rath und Beistand in jeder Noth und Trübsal die mich betrift, bitte ich Dich flehentlich, warst Du so gütig bey Lebzeiten meiner Eltern gegen mich, o so wirst u kannst du mich ja nicht nach ihrem Tode verlaßen. Du weißt ja am besten, welches Vertrauen meine theure Mutter in Dich gesetzt hat. Sei mir Rathgeber und Freund, und ersetze mir wenigstens Theilweise meine unvergeßlichen Eltern! –<br>Du wirst wohl ein Bildchen nebst <span class="doc-5095 ">einem Briefe</span> von mir erhalten haben, oder doch nächstens erhalten, es hat so lange Quarantaine auf <span class="index-6732 tp-54355 ">der Staatskanzeley</span> gehalten daß ich beynahe fürchte das Bild wird nachgedunkelt sein, dadurch, daß es so lange verpackt war. Ich bin in Zeit von zwey Tagen mit dem Eilwagen von <span class="index-16 tp-54356 ">Wien</span> nach <span class="index-1010 tp-54357 ">Prag</span> gereist, bleibe einen Tag hier um aus zu ruhn, und reise dann über <span class="index-282 tp-29130 ">Töplitz</span> wo ich wieder einen Tag bleibe, nach <span class="index-13 tp-54358 ">Dresden</span>. <span class="index-3513 tp-54359 ">Mein Mann</span> der sich Dir sehr angelegentlich empfelen läßt, bleibt einige Wochen in Töplitz um <span class="notice-1752 ">[3]</span> die Bäder zu brauchen, und kommt dann <span class="overstrike-1 ">einige</span> später nach Dresden wenn ich vielleicht in der Hauptsache schon meine Geschäfte beendigt habe. Nun geliebter Onkel, lebe wohl, aus Dresden werde ich dir von allem ausführlichen Bericht erstatten.<br>Wenn du an mich schreibst nach <span class="index-13 tp-54361 ">Dresden</span> so ist meine Adresse folgende: <span class="underline-1 ">auf der Moritzstraße </span><span class="underline-1 family-courier ">N</span><span class="underline-1 family-courier offset-4 ">o</span><span class="underline-1 "> 748. abzugeben bey den Herrn </span><span class="underline-1 index-8746 tp-54360 ">Kaufmann Müller</span>.<br>Behalte mich lieb, wie ich Dich von ganzem Herzen lieb habe<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Augusta Buttlar</span><br>P. S. <span class="index-3513 tp-54362 ">mein guter Mann</span> ist seit längerer Zeit kränklich und leidet an der Gicht die ihm auf die Brust gefallen ist, weshalb ihm der <span class="index-16 tp-54364 ">Wiener</span> Artzt die <span class="index-282 tp-54363 ">Töplitzer</span> Bäder dringend gerathen hat.<br><span class="notice-1753 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1600' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 22.06.1826, Prag, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Prag <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4076310-9">GND</a>' $date = '22.06.1826' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2017-12-20 18:35:04', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst konvertierte sie 1827, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Ich vermuthe daß die Häuser als <hi rend="family:Courier">fidei Commiss</hi> an <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB29123"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29124"/>meine Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29124"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE29123"/> vermacht sind, welches <hi rend="offset:4">m</hi>ich wohl mehr oder minder an Dresden feßeln wird, was mir unangenehm wäre da ich in Dresden nun nichts mehr habe als lauter schmerzliche Erinnerungen!<lb/>von dem was mir die Häuser nach Abzug der Abgaben u Reparaturen & &. einbringen, können wir nicht allein leben ich muß also meine Kunst benutzen um dadurch unsere Existens zu sichern. <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54350"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54350"/> ist nun leider nicht der Ort dazu, denn dort sind Künstler wie Sand am Meere, und der einzige Verdienst ist allenfalls im Sommer einige Copien auf <anchor type="b" n="6258" ana="15" xml:id="NidB54351"/>der Gallerie<anchor type="e" n="6258" ana="15" xml:id="NidE54351"/> zu machen, aber für Portraits, oder Verkauf eigner Compositionen ist gar nichts zu thun. <lb/>Ich werde nun sehen was ich thun werde.<lb/>Die Freude <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29125"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB29126"/>meinen Eltern<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE29126"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29125"/>, oder wenigstens einem von Ihnen ihr Alter durch Pflege zu versüßen ist mir nicht geworden, dieses schmerzt mich sehr tief! denn nachdem wir den Tod <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29127"/>meiner geliebten Mutter<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29127"/> vernommen hatten war das erste daß ich so wohl wie <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB29128"/>mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE29128"/> uns Pläne <milestone unit="start" n="1751"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1751"/> machten, meinen Vater so zu pflegen und Liebes zu erzeigen daß er den Verlust der theuren Mutter durch die wenigen Jahre seines Lebens nicht so schmerzlich fühlen sollte doch was hätte ihm Menschlicher Trost genützt, dieser ist doch nur sehr unvollkommen, und der Allmächtige Gott hat es sehr freundlich mit ihm gemeint, daß er ihn zu sich gerufen hat: O beiden ist jetzt so wohl, daß diese nur zu bedauren sind die zurück bleiben! – <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB54352"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB54353"/>Meine Kinder<anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE54353"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE54352"/> sind seit dem Tode der Eltern bey einer guten Freundin von mir auf dem Lande, sehr gut aufgehoben, und ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen, und, nun ganz zu mir zu nehmen. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52575"/>Eltern, <anchor type="b" n="5065" ana="11" xml:id="NidB54366"/><anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB54367"/>Bekannte, Freunde<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE54367"/><anchor type="e" n="5065" ana="11" xml:id="NidE54366"/>, alles stirbt mir weg<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52575"/>, und ich stehe, selbst wenn ich in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54354"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54354"/> sein werde, beinahe isolirt, und es sind doch die Geschwister meiner theuren Eltern die mir nun am nächsten stehen; um Deinen Rath und Beistand in jeder Noth und Trübsal die mich betrift, bitte ich Dich flehentlich, warst Du so gütig bey Lebzeiten meiner Eltern gegen mich, o so wirst u kannst du mich ja nicht nach ihrem Tode verlaßen. Du weißt ja am besten, welches Vertrauen meine theure Mutter in Dich gesetzt hat. Sei mir Rathgeber und Freund, und ersetze mir wenigstens Theilweise meine unvergeßlichen Eltern! –<lb/>Du wirst wohl ein Bildchen nebst <ref target="fud://5095">einem Briefe</ref> von mir erhalten haben, oder doch nächstens erhalten, es hat so lange Quarantaine auf <anchor type="b" n="6732" ana="15" xml:id="NidB54355"/>der Staatskanzeley<anchor type="e" n="6732" ana="15" xml:id="NidE54355"/> gehalten daß ich beynahe fürchte das Bild wird nachgedunkelt sein, dadurch, daß es so lange verpackt war. Ich bin in Zeit von zwey Tagen mit dem Eilwagen von <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB54356"/>Wien<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE54356"/> nach <anchor type="b" n="1010" ana="10" xml:id="NidB54357"/>Prag<anchor type="e" n="1010" ana="10" xml:id="NidE54357"/> gereist, bleibe einen Tag hier um aus zu ruhn, und reise dann über <anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB29130"/>Töplitz<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE29130"/> wo ich wieder einen Tag bleibe, nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54358"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54358"/>. <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54359"/>Mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54359"/> der sich Dir sehr angelegentlich empfelen läßt, bleibt einige Wochen in Töplitz um <milestone unit="start" n="1752"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1752"/> die Bäder zu brauchen, und kommt dann <hi rend="overstrike:1">einige</hi> später nach Dresden wenn ich vielleicht in der Hauptsache schon meine Geschäfte beendigt habe. Nun geliebter Onkel, lebe wohl, aus Dresden werde ich dir von allem ausführlichen Bericht erstatten.<lb/>Wenn du an mich schreibst nach <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB54361"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE54361"/> so ist meine Adresse folgende: <hi rend="underline:1">auf der Moritzstraße </hi><hi rend="underline:1;family:Courier">N</hi><hi rend="underline:1;family:Courier;offset:4">o</hi><hi rend="underline:1"> 748. abzugeben bey den Herrn <anchor type="b" n="8746" ana="11" xml:id="NidB54360"/>Kaufmann Müller<anchor type="e" n="8746" ana="11" xml:id="NidE54360"/></hi>.<lb/>Behalte mich lieb, wie ich Dich von ganzem Herzen lieb habe<lb/>Deine treue Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Augusta Buttlar</hi><lb/>P. S. <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB54362"/>mein guter Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE54362"/> ist seit längerer Zeit kränklich und leidet an der Gicht die ihm auf die Brust gefallen ist, weshalb ihm der <anchor type="b" n="16" ana="10" xml:id="NidB54364"/>Wiener<anchor type="e" n="16" ana="10" xml:id="NidE54364"/> Artzt die <anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB54363"/>Töplitzer<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE54363"/> Bäder dringend gerathen hat.<lb/><milestone unit="start" n="1753"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1753"/> [leer]', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7298', 'content' => 'Augusta von Buttlar', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Buttlar, Augusta von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1826-06-22', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '1010', 'content' => 'Prag', 'bemerkung' => 'GND:4076310-9', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.134', '36_h1zahl' => '3 S. auf Doppelbl., hs. m. 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[1] Prag den 22 Juni 1826
Geliebtester Oheim!
ich erhielt deinen Brief den Tag vor meiner Abreise von Wien, es war mir also unmöglich ihn von dort aus zu beantworten. Ich danke Dir von ganzer Seele für Deine Väterliche Theilnahme an dem entsetzlichen Schlage der mich betroffen hat; der Schmerz und Kummer hat mich so erschüttert daß ich sehr krank und elend war, und nur durch die sorgsame und liebevolle Pflege der Meinigen habe ich mich langsam erholt weshalb ich auch eine Reise nach Dresden nicht eher antreten konnte, von wo ich Dir dann recht ausführlich schreiben werde. Soviel ich weiß hat mein Vater ein Testament gemacht, deßen Inhalt ich aber noch nicht kenne, und welches allein über meine Zukunft entscheiden wird. Ich vermuthe daß die Häuser als fidei Commiss an meine Kinder vermacht sind, welches mich wohl mehr oder minder an Dresden feßeln wird, was mir unangenehm wäre da ich in Dresden nun nichts mehr habe als lauter schmerzliche Erinnerungen!
von dem was mir die Häuser nach Abzug der Abgaben u Reparaturen & &. einbringen, können wir nicht allein leben ich muß also meine Kunst benutzen um dadurch unsere Existens zu sichern. Dresden ist nun leider nicht der Ort dazu, denn dort sind Künstler wie Sand am Meere, und der einzige Verdienst ist allenfalls im Sommer einige Copien auf der Gallerie zu machen, aber für Portraits, oder Verkauf eigner Compositionen ist gar nichts zu thun.
Ich werde nun sehen was ich thun werde.
Die Freude meinen Eltern, oder wenigstens einem von Ihnen ihr Alter durch Pflege zu versüßen ist mir nicht geworden, dieses schmerzt mich sehr tief! denn nachdem wir den Tod meiner geliebten Mutter vernommen hatten war das erste daß ich so wohl wie mein Mann uns Pläne [2] machten, meinen Vater so zu pflegen und Liebes zu erzeigen daß er den Verlust der theuren Mutter durch die wenigen Jahre seines Lebens nicht so schmerzlich fühlen sollte doch was hätte ihm Menschlicher Trost genützt, dieser ist doch nur sehr unvollkommen, und der Allmächtige Gott hat es sehr freundlich mit ihm gemeint, daß er ihn zu sich gerufen hat: O beiden ist jetzt so wohl, daß diese nur zu bedauren sind die zurück bleiben! – Meine Kinder sind seit dem Tode der Eltern bey einer guten Freundin von mir auf dem Lande, sehr gut aufgehoben, und ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen, und, nun ganz zu mir zu nehmen. Eltern, Bekannte, Freunde, alles stirbt mir weg, und ich stehe, selbst wenn ich in Dresden sein werde, beinahe isolirt, und es sind doch die Geschwister meiner theuren Eltern die mir nun am nächsten stehen; um Deinen Rath und Beistand in jeder Noth und Trübsal die mich betrift, bitte ich Dich flehentlich, warst Du so gütig bey Lebzeiten meiner Eltern gegen mich, o so wirst u kannst du mich ja nicht nach ihrem Tode verlaßen. Du weißt ja am besten, welches Vertrauen meine theure Mutter in Dich gesetzt hat. Sei mir Rathgeber und Freund, und ersetze mir wenigstens Theilweise meine unvergeßlichen Eltern! –
Du wirst wohl ein Bildchen nebst einem Briefe von mir erhalten haben, oder doch nächstens erhalten, es hat so lange Quarantaine auf der Staatskanzeley gehalten daß ich beynahe fürchte das Bild wird nachgedunkelt sein, dadurch, daß es so lange verpackt war. Ich bin in Zeit von zwey Tagen mit dem Eilwagen von Wien nach Prag gereist, bleibe einen Tag hier um aus zu ruhn, und reise dann über Töplitz wo ich wieder einen Tag bleibe, nach Dresden. Mein Mann der sich Dir sehr angelegentlich empfelen läßt, bleibt einige Wochen in Töplitz um [3] die Bäder zu brauchen, und kommt dann einige später nach Dresden wenn ich vielleicht in der Hauptsache schon meine Geschäfte beendigt habe. Nun geliebter Onkel, lebe wohl, aus Dresden werde ich dir von allem ausführlichen Bericht erstatten.
Wenn du an mich schreibst nach Dresden so ist meine Adresse folgende: auf der Moritzstraße No 748. abzugeben bey den Herrn Kaufmann Müller.
Behalte mich lieb, wie ich Dich von ganzem Herzen lieb habe
Deine treue Nichte
Augusta Buttlar
P. S. mein guter Mann ist seit längerer Zeit kränklich und leidet an der Gicht die ihm auf die Brust gefallen ist, weshalb ihm der Wiener Artzt die Töplitzer Bäder dringend gerathen hat.
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Geliebtester Oheim!
ich erhielt deinen Brief den Tag vor meiner Abreise von Wien, es war mir also unmöglich ihn von dort aus zu beantworten. Ich danke Dir von ganzer Seele für Deine Väterliche Theilnahme an dem entsetzlichen Schlage der mich betroffen hat; der Schmerz und Kummer hat mich so erschüttert daß ich sehr krank und elend war, und nur durch die sorgsame und liebevolle Pflege der Meinigen habe ich mich langsam erholt weshalb ich auch eine Reise nach Dresden nicht eher antreten konnte, von wo ich Dir dann recht ausführlich schreiben werde. Soviel ich weiß hat mein Vater ein Testament gemacht, deßen Inhalt ich aber noch nicht kenne, und welches allein über meine Zukunft entscheiden wird. Ich vermuthe daß die Häuser als fidei Commiss an meine Kinder vermacht sind, welches mich wohl mehr oder minder an Dresden feßeln wird, was mir unangenehm wäre da ich in Dresden nun nichts mehr habe als lauter schmerzliche Erinnerungen!
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