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An baarem Geld und Documenten ist gegen 1000 <span class="notice-23228 ">r.</span> vorgefunden worden, das übrige Vermögen besteht in den Häusern, wo<span class="overstrike-1 ">für meine Eltern</span> der Einkauf 12000 <span class="notice-23229 ">r.</span> war, und die nun jetzt ganz Schuldenfrey sind. Von dem baaren Gelde wird nach Abzug der Kosten wenig übrig bleiben. Es tritt noch ein eigner Fall ein, der <span class="notice-1756 ">[3]</span> zwar wenig oder gar keinen Einfluß auf mich haben wird, nämlich der daß <span class="index-115 tp-29145 ">die Mutter</span> ohne Testament gestorben ist, und ich auf diese Art ihre alleinige Erbin bin, da aber Mutter nichts gehabt, und so viel ich weiß nichts mitgebracht hat, so habe ich weiter keinen Vortheil davon, denn nicht wahr, die Mutter hat nichts wie ihre Austattung erhalten? solltest du darüber etwas wißen so habe doch die Güte und theile es mir mit. 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Wo ich eigentlich meine Heimath aufschlagen werde dies weiß ich noch nicht bestimmt; <span class="index-16 tp-54372 ">Wien</span> wäre für mich der aller vortheilhafteste Ort besonders wegen meiner Kunst, wenn nicht das Clima ungünstig auf mich und <span class="index-3513 tp-54373 ">meines Mannes</span> Gesundheit gewirkt hätte; wähle ich nicht Wien so scheint für jetzt <span class="index-289 tp-29147 ">Florenz</span> der günstigste Ort zu sein da ich <span class="index-8745 tp-54374 index-8744 tp-54375 ">die vortheilhaftesten Empfehlungen</span> dahin habe, und wenn einmal die Reisekosten bestritten sind, der Aufenthalt nicht viel theurer ist. Was meinst Du dazu? Dein Rath ist mir in dieser Sache sehr nothwendig und ich hoffe du wirst ihn mir nicht versagen? du warst ja immer so Väterlich für mich gesinnt, und hast ja immer an allem was mich betroffen so viel Antheil genommen. 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Aus dem Inhalt des Testamentes wirst Du ersehen daß es nichts weniger als vortheilhaft für mich ist, und daß ich so zu sagen enterbt bin; – so lange wie ich <persName key="3670"><persName key="3669">meine Kinder</persName></persName> bey mir habe so hoffe ich doch so viel zu ihrer Erziehung zu bekommen, daß wir wenn ich noch etwas dazu verdiene, davon Leben können, aber heirathen sie und kommen weg von mir, so bleibt mir nichts als die kümmerlichen Intereßen meiner vier höchstens 5000 <milestone unit="start" n="23227"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="23227"/> Ich läugne nicht daß mich die Außicht in meinem Alter darben zu müßen, sehr traurig macht; <milestone unit="start" n="1755"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1755"/> jetzt bin ich noch jung und kann mir Geld verdienen, aber kann ich bey meiner schwächlichen Gesundheit vielleicht nicht später zum Arbeiten unfähig sein? doch ich denke es wird nicht mehr so lange dauern daß ich meinen Eltern nachfolge, habe ich erst das Werk vollendet was sie begonnen, nämlich die Erziehung meiner Kinder, so habe ich meine Rechnung mit dem Leben abgeschloßen. Ich muß glauben daß das innige Mistrauen welches die guten Eltern gegen <persName key="3513">meinen Mann</persName> gehabt die Ursache ist, warum man solche Restrictionen gegen mich gemacht; schon immer habe ich mich bemüht sie eines andern zu überzeugen, <hi rend="overstrike:1">und</hi> <hi rend="offset:4">denn</hi> wenn auch er und sie heterogene Gemüther waren die nicht zusammen paßten, so hat er doch dieses ungerechte Mistrauen auf keine Weise verdient, und besonders ist er kein Verschwender, im Gegentheil ist sein einziger Gedanke nur immer sparen und für <persName key="3670"><persName key="3669">die Kinder</persName></persName> sammeln die er unaussprechlich liebt; er lebt so still und zurückgezogen wie ein Einsiedler und entsagt sich alle Vergnügungen die Ausgaben verursachen könnten. Seine Religion Änderung hat sehr gut auf ihn gewirkt, und er ist besonders viel sanfter geworden, und läßt er sich noch manchmal von seiner Hitze hinreißen, so gereut es ihm sehr bald. Was mich anbetrift so liebt er mich wirklich, und beweist es durch die Sorge und Aufmerksamkeit die er für meine Gesundheit hat. – Du wirst verzeihen lieber Oheim daß ich so weitläuftig über meinen Mann gesprochen, aber ich halte es für meine Pflicht unter Verwandten alle Misverständniße zu heben, und da ich jetzt allein hier bin, so konnte ich diesen Punkt eher berühren. Das Amt hat sich sämtlicher Sachen bemächtigt, bis auf jedes alte Töpfchen wird aufgeschrieben, dies ist mir sehr unangenehm besonders da sehr viele Sachen die mir gehören dabey sind, diese bekomme ich zwar zurück, aber da die Eltern viele Sachen von mir mit in Gebrauch genommen haben, so muß ich es mit einem Eid versichren, daß es mein gehört. 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Ich habe einen geschickten und thätigen Advocaten zu meinen Geschäfts führer, der der Sohn einer mir sehr befreundeten Familie ist, und als Freund für mich handelt, und die Sache so viel wie möglich betreibt, denn ich gestehe ich sehne mich sehr von hier wieder fort zu kommen, wo mich nichts in der Welt mehr feßelt, weder Pflicht noch Neigung und ich im Gegentheil durch den jetzigen Stand der Dinge nur in sehr unangenehmen Verhältnißen leben würde. Wo ich eigentlich meine Heimath aufschlagen werde dies weiß ich noch nicht bestimmt; <placeName key="16">Wien</placeName> wäre für mich der aller vortheilhafteste Ort besonders wegen meiner Kunst, wenn nicht das Clima ungünstig auf mich und <persName key="3513">meines Mannes</persName> Gesundheit gewirkt hätte; wähle ich nicht Wien so scheint für jetzt <placeName key="289">Florenz</placeName> der günstigste Ort zu sein da ich <persName key="8745"><persName key="8744">die vortheilhaftesten Empfehlungen</persName></persName> dahin habe, und wenn einmal die Reisekosten bestritten sind, der Aufenthalt nicht viel theurer ist. Was meinst Du dazu? Dein Rath ist mir in dieser Sache sehr nothwendig und ich hoffe du wirst ihn mir nicht versagen? du warst ja immer so Väterlich für mich gesinnt, und hast ja immer an allem was mich betroffen so viel Antheil genommen. Nun geliebter Oheim lebe wohl und gesund, ich hoffe du wirst mir gewiß recht bald ein paar tröstliche Zeilen zu kommen laßen. Von meinen Kinderchen schreibe ich dir ein andermal, ich wünschte du könntest sie sehen, du würdest sie gewiß lieb gewinnen.<lb/>Deine treue Nichte <hi rend="family:Courier">Augusta</hi><lb/>von <hi rend="family:Courier">Buttlar</hi><lb/>meine Adreße ist <lb/><hi rend="underline:1">Frau von Buttlar in <placeName key="13">Dresden</placeName>, abzugeben auf der Moritz straße </hi><hi rend="underline:1;family:Courier">N</hi><hi rend="underline:1;family:Courier;offset:4">o</hi><hi rend="underline:1"> 748 bey den Herrn </hi><persName key="8746"><hi rend="underline:1">Kaufmann </hi><hi rend="underline:1;family:Courier">Müller</hi></persName><hi rend="underline:1">.</hi><lb/><milestone unit="start" n="1757"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1757"/> [leer]</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1754"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1754"/> <anchor type="b" n="5118" ana="10" xml:id="NidB29416"/>Wachwitz<anchor type="e" n="5118" ana="10" xml:id="NidE29416"/> den 4<hi rend="offset:4">ten</hi> Juli 1826<lb/>Geliebter Oheim<lb/>seit 10 Tagen bin ich ziemlich wohl in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB29131"/>meine elternlose Heimath<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE29131"/> angelang; die Reise war glücklich und ein drei Tägiger Aufenthalt in <anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB29132"/>Töplitz<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE29132"/> hat meine Kräfte doch so weit gestärckt daß ich nun in Stande bin die schmerzlichen Geschäfte die meiner warteten zu betreiben. <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52577"/>Der erste Eintritt in meine Vaterstadt war höchst traurig und schmerzlich<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52577"/>; anstatt in die Arme <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB29135"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB29136"/><anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB29133"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB29134"/>der Meinigen<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE29134"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE29133"/><anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE29136"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE29135"/> zu eilen wie sonst, mußte ich allein im Gasthof absteigen, denn unsere Wohnung war versiegelt, und erst nur vor wenigen Tagen hat man mir ein paar Stuben mit den nothdürftigsten Meublen eingeräumt. 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class="offset-4 ">ten</span> Juli 1826<br>Geliebter Oheim<br>seit 10 Tagen bin ich ziemlich wohl in <span class="index-13 tp-29131 ">meine elternlose Heimath</span> angelang; die Reise war glücklich und ein drei Tägiger Aufenthalt in <span class="index-282 tp-29132 ">Töplitz</span> hat meine Kräfte doch so weit gestärckt daß ich nun in Stande bin die schmerzlichen Geschäfte die meiner warteten zu betreiben. <span class="cite tp-52577 ">Der erste Eintritt in meine Vaterstadt war höchst traurig und schmerzlich</span>; anstatt in die Arme <span class="index-3670 tp-29135 index-3669 tp-29136 index-115 tp-29133 index-129 tp-29134 ">der Meinigen</span> zu eilen wie sonst, mußte ich allein im Gasthof absteigen, denn unsere Wohnung war versiegelt, und erst nur vor wenigen Tagen hat man mir ein paar Stuben mit den nothdürftigsten Meublen eingeräumt. Gleich den andern Morgen nach meiner Ankunft ließ ich mir das Testament eröfnen, wovon hier eine Abschrift für Dich beyfolgt; noch den Nachmittag desselben Tages nachdem ich die nothwendigsten Geschäfte besorgt, eilte ich aufs Land zu meiner Freundin, die so liebevoll <span class="index-3670 tp-29137 index-3669 tp-29138 ">meine Kinder</span> zu sich genommen und Mutterstelle an ihnen vertreten. Die Freude meine Kinder wieder zu sehen und sie nun ganz zu besitzen, ist reichlicher Ersatz für so manche Leiden, und Gott erhalte sie mir nur am Leben. In diesem Jahre hat mir der Tod, <span class="index-5065 tp-54368 ">Freunde</span>, <span class="index-187 tp-29141 ">Verwandte</span>, und <span class="index-115 tp-29139 index-129 tp-29140 ">Eltern</span> so schnell nach einander geraubt daß ich bange bin gar nichts mehr zu behalten. Auch ich habe bey meiner Freundin die Gastfreundlichste Aufnahme gefunden, und ich verlebe auf ihrem Landsitz sehr ruhige und heitere Tage, die mir für Geist und Körper sehr wohlthätig sind, und nur wenn es meine Geschäfte erfordern komme ich nach <span class="index-13 tp-54369 ">der Stadt</span>, die mir jetzt höchst zuwieder ist, besonders durch die Neugierde und Zudringlichkeit der Menschen. Aus dem Inhalt des Testamentes wirst Du ersehen daß es nichts weniger als vortheilhaft für mich ist, und daß ich so zu sagen enterbt bin; – so lange wie ich <span class="index-3670 tp-54371 index-3669 tp-54370 ">meine Kinder</span> bey mir habe so hoffe ich doch so viel zu ihrer Erziehung zu bekommen, daß wir wenn ich noch etwas dazu verdiene, davon Leben können, aber heirathen sie und kommen weg von mir, so bleibt mir nichts als die kümmerlichen Intereßen meiner vier höchstens 5000 <span class="notice-23227 ">r.</span> Ich läugne nicht daß mich die Außicht in meinem Alter darben zu müßen, sehr traurig macht; <span class="notice-1755 ">[2]</span> jetzt bin ich noch jung und kann mir Geld verdienen, aber kann ich bey meiner schwächlichen Gesundheit vielleicht nicht später zum Arbeiten unfähig sein? doch ich denke es wird nicht mehr so lange dauern daß ich meinen Eltern nachfolge, habe ich erst das Werk vollendet was sie begonnen, nämlich die Erziehung meiner Kinder, so habe ich meine Rechnung mit dem Leben abgeschloßen. Ich muß glauben daß das innige Mistrauen welches die guten Eltern gegen <span class="index-3513 tp-29142 ">meinen Mann</span> gehabt die Ursache ist, warum man solche Restrictionen gegen mich gemacht; schon immer habe ich mich bemüht sie eines andern zu überzeugen, <span class="overstrike-1 ">und</span> <span class="offset-4 ">denn</span> wenn auch er und sie heterogene Gemüther waren die nicht zusammen paßten, so hat er doch dieses ungerechte Mistrauen auf keine Weise verdient, und besonders ist er kein Verschwender, im Gegentheil ist sein einziger Gedanke nur immer sparen und für <span class="index-3670 tp-29143 index-3669 tp-29144 ">die Kinder</span> sammeln die er unaussprechlich liebt; er lebt so still und zurückgezogen wie ein Einsiedler und entsagt sich alle Vergnügungen die Ausgaben verursachen könnten. Seine Religion Änderung hat sehr gut auf ihn gewirkt, und er ist besonders viel sanfter geworden, und läßt er sich noch manchmal von seiner Hitze hinreißen, so gereut es ihm sehr bald. Was mich anbetrift so liebt er mich wirklich, und beweist es durch die Sorge und Aufmerksamkeit die er für meine Gesundheit hat. – Du wirst verzeihen lieber Oheim daß ich so weitläuftig über meinen Mann gesprochen, aber ich halte es für meine Pflicht unter Verwandten alle Misverständniße zu heben, und da ich jetzt allein hier bin, so konnte ich diesen Punkt eher berühren. Das Amt hat sich sämtlicher Sachen bemächtigt, bis auf jedes alte Töpfchen wird aufgeschrieben, dies ist mir sehr unangenehm besonders da sehr viele Sachen die mir gehören dabey sind, diese bekomme ich zwar zurück, aber da die Eltern viele Sachen von mir mit in Gebrauch genommen haben, so muß ich es mit einem Eid versichren, daß es mein gehört. An baarem Geld und Documenten ist gegen 1000 <span class="notice-23228 ">r.</span> vorgefunden worden, das übrige Vermögen besteht in den Häusern, wo<span class="overstrike-1 ">für meine Eltern</span> der Einkauf 12000 <span class="notice-23229 ">r.</span> war, und die nun jetzt ganz Schuldenfrey sind. Von dem baaren Gelde wird nach Abzug der Kosten wenig übrig bleiben. Es tritt noch ein eigner Fall ein, der <span class="notice-1756 ">[3]</span> zwar wenig oder gar keinen Einfluß auf mich haben wird, nämlich der daß <span class="index-115 tp-29145 ">die Mutter</span> ohne Testament gestorben ist, und ich auf diese Art ihre alleinige Erbin bin, da aber Mutter nichts gehabt, und so viel ich weiß nichts mitgebracht hat, so habe ich weiter keinen Vortheil davon, denn nicht wahr, die Mutter hat nichts wie ihre Austattung erhalten? solltest du darüber etwas wißen so habe doch die Güte und theile es mir mit. Ich habe einen geschickten und thätigen Advocaten zu meinen Geschäfts führer, der der Sohn einer mir sehr befreundeten Familie ist, und als Freund für mich handelt, und die Sache so viel wie möglich betreibt, denn ich gestehe ich sehne mich sehr von hier wieder fort zu kommen, wo mich nichts in der Welt mehr feßelt, weder Pflicht noch Neigung und ich im Gegentheil durch den jetzigen Stand der Dinge nur in sehr unangenehmen Verhältnißen leben würde. Wo ich eigentlich meine Heimath aufschlagen werde dies weiß ich noch nicht bestimmt; <span class="index-16 tp-54372 ">Wien</span> wäre für mich der aller vortheilhafteste Ort besonders wegen meiner Kunst, wenn nicht das Clima ungünstig auf mich und <span class="index-3513 tp-54373 ">meines Mannes</span> Gesundheit gewirkt hätte; wähle ich nicht Wien so scheint für jetzt <span class="index-289 tp-29147 ">Florenz</span> der günstigste Ort zu sein da ich <span class="index-8745 tp-54374 index-8744 tp-54375 ">die vortheilhaftesten Empfehlungen</span> dahin habe, und wenn einmal die Reisekosten bestritten sind, der Aufenthalt nicht viel theurer ist. Was meinst Du dazu? Dein Rath ist mir in dieser Sache sehr nothwendig und ich hoffe du wirst ihn mir nicht versagen? du warst ja immer so Väterlich für mich gesinnt, und hast ja immer an allem was mich betroffen so viel Antheil genommen. Nun geliebter Oheim lebe wohl und gesund, ich hoffe du wirst mir gewiß recht bald ein paar tröstliche Zeilen zu kommen laßen. Von meinen Kinderchen schreibe ich dir ein andermal, ich wünschte du könntest sie sehen, du würdest sie gewiß lieb gewinnen.<br>Deine treue Nichte <span class="family-courier ">Augusta</span><br>von <span class="family-courier ">Buttlar</span><br>meine Adreße ist <br><span class="underline-1 ">Frau von Buttlar in </span><span class="underline-1 index-13 tp-29148 ">Dresden</span><span class="underline-1 ">, abzugeben auf der Moritz straße </span><span class="underline-1 family-courier ">N</span><span class="underline-1 family-courier offset-4 ">o</span><span class="underline-1 "> 748 bey den Herrn </span><span class="underline-1 index-8746 tp-54365 ">Kaufmann </span><span class="index-8746 tp-54365 underline-1 family-courier ">Müller</span><span class="underline-1 ">.</span><br><span class="notice-1757 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1601' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 04.07.1826, Dresden-Wachwitz, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Dresden-Wachwitz <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4457217-7">GND</a>' $date = '04.07.1826' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2017-12-20 18:35:04', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst konvertierte sie 1827, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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hat man mir ein paar Stuben mit den nothdürftigsten Meublen eingeräumt. Gleich den andern Morgen nach meiner Ankunft ließ ich mir das Testament eröfnen, wovon hier eine Abschrift für Dich beyfolgt; noch den Nachmittag desselben Tages nachdem ich die nothwendigsten Geschäfte besorgt, eilte ich aufs Land zu meiner Freundin, die so liebevoll <span class="index-3670 tp-29137 index-3669 tp-29138 ">meine Kinder</span> zu sich genommen und Mutterstelle an ihnen vertreten. Die Freude meine Kinder wieder zu sehen und sie nun ganz zu besitzen, ist reichlicher Ersatz für so manche Leiden, und Gott erhalte sie mir nur am Leben. In diesem Jahre hat mir der Tod, <span class="index-5065 tp-54368 ">Freunde</span>, <span class="index-187 tp-29141 ">Verwandte</span>, und <span class="index-115 tp-29139 index-129 tp-29140 ">Eltern</span> so schnell nach einander geraubt daß ich bange bin gar nichts mehr zu behalten. Auch ich habe bey meiner Freundin die Gastfreundlichste Aufnahme gefunden, und ich verlebe auf ihrem Landsitz sehr ruhige und heitere Tage, die mir für Geist und Körper sehr wohlthätig sind, und nur wenn es meine Geschäfte erfordern komme ich nach <span class="index-13 tp-54369 ">der Stadt</span>, die mir jetzt höchst zuwieder ist, besonders durch die Neugierde und Zudringlichkeit der Menschen. Aus dem Inhalt des Testamentes wirst Du ersehen daß es nichts weniger als vortheilhaft für mich ist, und daß ich so zu sagen enterbt bin; – so lange wie ich <span class="index-3670 tp-54371 index-3669 tp-54370 ">meine Kinder</span> bey mir habe so hoffe ich doch so viel zu ihrer Erziehung zu bekommen, daß wir wenn ich noch etwas dazu verdiene, davon Leben können, aber heirathen sie und kommen weg von mir, so bleibt mir nichts als die kümmerlichen Intereßen meiner vier höchstens 5000 <span class="notice-23227 ">r.</span> Ich läugne nicht daß mich die Außicht in meinem Alter darben zu müßen, sehr traurig macht; <span class="notice-1755 ">[2]</span> jetzt bin ich noch jung und kann mir Geld verdienen, aber kann ich bey meiner schwächlichen Gesundheit vielleicht nicht später zum Arbeiten unfähig sein? doch ich denke es wird nicht mehr so lange dauern daß ich meinen Eltern nachfolge, habe ich erst das Werk vollendet was sie begonnen, nämlich die Erziehung meiner Kinder, so habe ich meine Rechnung mit dem Leben abgeschloßen. Ich muß glauben daß das innige Mistrauen welches die guten Eltern gegen <span class="index-3513 tp-29142 ">meinen Mann</span> gehabt die Ursache ist, warum man solche Restrictionen gegen mich gemacht; schon immer habe ich mich bemüht sie eines andern zu überzeugen, <span class="overstrike-1 ">und</span> <span class="offset-4 ">denn</span> wenn auch er und sie heterogene Gemüther waren die nicht zusammen paßten, so hat er doch dieses ungerechte Mistrauen auf keine Weise verdient, und besonders ist er kein Verschwender, im Gegentheil ist sein einziger Gedanke nur immer sparen und für <span class="index-3670 tp-29143 index-3669 tp-29144 ">die Kinder</span> sammeln die er unaussprechlich liebt; er lebt so still und zurückgezogen wie ein Einsiedler und entsagt sich alle Vergnügungen die Ausgaben verursachen könnten. Seine Religion Änderung hat sehr gut auf ihn gewirkt, und er ist besonders viel sanfter geworden, und läßt er sich noch manchmal von seiner Hitze hinreißen, so gereut es ihm sehr bald. Was mich anbetrift so liebt er mich wirklich, und beweist es durch die Sorge und Aufmerksamkeit die er für meine Gesundheit hat. – Du wirst verzeihen lieber Oheim daß ich so weitläuftig über meinen Mann gesprochen, aber ich halte es für meine Pflicht unter Verwandten alle Misverständniße zu heben, und da ich jetzt allein hier bin, so konnte ich diesen Punkt eher berühren. Das Amt hat sich sämtlicher Sachen bemächtigt, bis auf jedes alte Töpfchen wird aufgeschrieben, dies ist mir sehr unangenehm besonders da sehr viele Sachen die mir gehören dabey sind, diese bekomme ich zwar zurück, aber da die Eltern viele Sachen von mir mit in Gebrauch genommen haben, so muß ich es mit einem Eid versichren, daß es mein gehört. An baarem Geld und Documenten ist gegen 1000 <span class="notice-23228 ">r.</span> vorgefunden worden, das übrige Vermögen besteht in den Häusern, wo<span class="overstrike-1 ">für meine Eltern</span> der Einkauf 12000 <span class="notice-23229 ">r.</span> war, und die nun jetzt ganz Schuldenfrey sind. Von dem baaren Gelde wird nach Abzug der Kosten wenig übrig bleiben. Es tritt noch ein eigner Fall ein, der <span class="notice-1756 ">[3]</span> zwar wenig oder gar keinen Einfluß auf mich haben wird, nämlich der daß <span class="index-115 tp-29145 ">die Mutter</span> ohne Testament gestorben ist, und ich auf diese Art ihre alleinige Erbin bin, da aber Mutter nichts gehabt, und so viel ich weiß nichts mitgebracht hat, so habe ich weiter keinen Vortheil davon, denn nicht wahr, die Mutter hat nichts wie ihre Austattung erhalten? solltest du darüber etwas wißen so habe doch die Güte und theile es mir mit. Ich habe einen geschickten und thätigen Advocaten zu meinen Geschäfts führer, der der Sohn einer mir sehr befreundeten Familie ist, und als Freund für mich handelt, und die Sache so viel wie möglich betreibt, denn ich gestehe ich sehne mich sehr von hier wieder fort zu kommen, wo mich nichts in der Welt mehr feßelt, weder Pflicht noch Neigung und ich im Gegentheil durch den jetzigen Stand der Dinge nur in sehr unangenehmen Verhältnißen leben würde. Wo ich eigentlich meine Heimath aufschlagen werde dies weiß ich noch nicht bestimmt; <span class="index-16 tp-54372 ">Wien</span> wäre für mich der aller vortheilhafteste Ort besonders wegen meiner Kunst, wenn nicht das Clima ungünstig auf mich und <span class="index-3513 tp-54373 ">meines Mannes</span> Gesundheit gewirkt hätte; wähle ich nicht Wien so scheint für jetzt <span class="index-289 tp-29147 ">Florenz</span> der günstigste Ort zu sein da ich <span class="index-8745 tp-54374 index-8744 tp-54375 ">die vortheilhaftesten Empfehlungen</span> dahin habe, und wenn einmal die Reisekosten bestritten sind, der Aufenthalt nicht viel theurer ist. Was meinst Du dazu? Dein Rath ist mir in dieser Sache sehr nothwendig und ich hoffe du wirst ihn mir nicht versagen? du warst ja immer so Väterlich für mich gesinnt, und hast ja immer an allem was mich betroffen so viel Antheil genommen. 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Ich muß glauben daß das innige Mistrauen welches die guten Eltern gegen <persName key="3513">meinen Mann</persName> gehabt die Ursache ist, warum man solche Restrictionen gegen mich gemacht; schon immer habe ich mich bemüht sie eines andern zu überzeugen, <hi rend="overstrike:1">und</hi> <hi rend="offset:4">denn</hi> wenn auch er und sie heterogene Gemüther waren die nicht zusammen paßten, so hat er doch dieses ungerechte Mistrauen auf keine Weise verdient, und besonders ist er kein Verschwender, im Gegentheil ist sein einziger Gedanke nur immer sparen und für <persName key="3670"><persName key="3669">die Kinder</persName></persName> sammeln die er unaussprechlich liebt; er lebt so still und zurückgezogen wie ein Einsiedler und entsagt sich alle Vergnügungen die Ausgaben verursachen könnten. Seine Religion Änderung hat sehr gut auf ihn gewirkt, und er ist besonders viel sanfter geworden, und läßt er sich noch manchmal von seiner Hitze hinreißen, so gereut es ihm sehr bald. 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Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst konvertierte sie 1827, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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[1] Wachwitz den 4ten Juli 1826
Geliebter Oheim
seit 10 Tagen bin ich ziemlich wohl in meine elternlose Heimath angelang; die Reise war glücklich und ein drei Tägiger Aufenthalt in Töplitz hat meine Kräfte doch so weit gestärckt daß ich nun in Stande bin die schmerzlichen Geschäfte die meiner warteten zu betreiben. Der erste Eintritt in meine Vaterstadt war höchst traurig und schmerzlich; anstatt in die Arme der Meinigen zu eilen wie sonst, mußte ich allein im Gasthof absteigen, denn unsere Wohnung war versiegelt, und erst nur vor wenigen Tagen hat man mir ein paar Stuben mit den nothdürftigsten Meublen eingeräumt. Gleich den andern Morgen nach meiner Ankunft ließ ich mir das Testament eröfnen, wovon hier eine Abschrift für Dich beyfolgt; noch den Nachmittag desselben Tages nachdem ich die nothwendigsten Geschäfte besorgt, eilte ich aufs Land zu meiner Freundin, die so liebevoll meine Kinder zu sich genommen und Mutterstelle an ihnen vertreten. Die Freude meine Kinder wieder zu sehen und sie nun ganz zu besitzen, ist reichlicher Ersatz für so manche Leiden, und Gott erhalte sie mir nur am Leben. In diesem Jahre hat mir der Tod, Freunde, Verwandte, und Eltern so schnell nach einander geraubt daß ich bange bin gar nichts mehr zu behalten. Auch ich habe bey meiner Freundin die Gastfreundlichste Aufnahme gefunden, und ich verlebe auf ihrem Landsitz sehr ruhige und heitere Tage, die mir für Geist und Körper sehr wohlthätig sind, und nur wenn es meine Geschäfte erfordern komme ich nach der Stadt, die mir jetzt höchst zuwieder ist, besonders durch die Neugierde und Zudringlichkeit der Menschen. Aus dem Inhalt des Testamentes wirst Du ersehen daß es nichts weniger als vortheilhaft für mich ist, und daß ich so zu sagen enterbt bin; – so lange wie ich meine Kinder bey mir habe so hoffe ich doch so viel zu ihrer Erziehung zu bekommen, daß wir wenn ich noch etwas dazu verdiene, davon Leben können, aber heirathen sie und kommen weg von mir, so bleibt mir nichts als die kümmerlichen Intereßen meiner vier höchstens 5000 r. Ich läugne nicht daß mich die Außicht in meinem Alter darben zu müßen, sehr traurig macht; [2] jetzt bin ich noch jung und kann mir Geld verdienen, aber kann ich bey meiner schwächlichen Gesundheit vielleicht nicht später zum Arbeiten unfähig sein? doch ich denke es wird nicht mehr so lange dauern daß ich meinen Eltern nachfolge, habe ich erst das Werk vollendet was sie begonnen, nämlich die Erziehung meiner Kinder, so habe ich meine Rechnung mit dem Leben abgeschloßen. Ich muß glauben daß das innige Mistrauen welches die guten Eltern gegen meinen Mann gehabt die Ursache ist, warum man solche Restrictionen gegen mich gemacht; schon immer habe ich mich bemüht sie eines andern zu überzeugen, und denn wenn auch er und sie heterogene Gemüther waren die nicht zusammen paßten, so hat er doch dieses ungerechte Mistrauen auf keine Weise verdient, und besonders ist er kein Verschwender, im Gegentheil ist sein einziger Gedanke nur immer sparen und für die Kinder sammeln die er unaussprechlich liebt; er lebt so still und zurückgezogen wie ein Einsiedler und entsagt sich alle Vergnügungen die Ausgaben verursachen könnten. Seine Religion Änderung hat sehr gut auf ihn gewirkt, und er ist besonders viel sanfter geworden, und läßt er sich noch manchmal von seiner Hitze hinreißen, so gereut es ihm sehr bald. Was mich anbetrift so liebt er mich wirklich, und beweist es durch die Sorge und Aufmerksamkeit die er für meine Gesundheit hat. – Du wirst verzeihen lieber Oheim daß ich so weitläuftig über meinen Mann gesprochen, aber ich halte es für meine Pflicht unter Verwandten alle Misverständniße zu heben, und da ich jetzt allein hier bin, so konnte ich diesen Punkt eher berühren. Das Amt hat sich sämtlicher Sachen bemächtigt, bis auf jedes alte Töpfchen wird aufgeschrieben, dies ist mir sehr unangenehm besonders da sehr viele Sachen die mir gehören dabey sind, diese bekomme ich zwar zurück, aber da die Eltern viele Sachen von mir mit in Gebrauch genommen haben, so muß ich es mit einem Eid versichren, daß es mein gehört. An baarem Geld und Documenten ist gegen 1000 r. vorgefunden worden, das übrige Vermögen besteht in den Häusern, wofür meine Eltern der Einkauf 12000 r. war, und die nun jetzt ganz Schuldenfrey sind. Von dem baaren Gelde wird nach Abzug der Kosten wenig übrig bleiben. Es tritt noch ein eigner Fall ein, der [3] zwar wenig oder gar keinen Einfluß auf mich haben wird, nämlich der daß die Mutter ohne Testament gestorben ist, und ich auf diese Art ihre alleinige Erbin bin, da aber Mutter nichts gehabt, und so viel ich weiß nichts mitgebracht hat, so habe ich weiter keinen Vortheil davon, denn nicht wahr, die Mutter hat nichts wie ihre Austattung erhalten? solltest du darüber etwas wißen so habe doch die Güte und theile es mir mit. Ich habe einen geschickten und thätigen Advocaten zu meinen Geschäfts führer, der der Sohn einer mir sehr befreundeten Familie ist, und als Freund für mich handelt, und die Sache so viel wie möglich betreibt, denn ich gestehe ich sehne mich sehr von hier wieder fort zu kommen, wo mich nichts in der Welt mehr feßelt, weder Pflicht noch Neigung und ich im Gegentheil durch den jetzigen Stand der Dinge nur in sehr unangenehmen Verhältnißen leben würde. Wo ich eigentlich meine Heimath aufschlagen werde dies weiß ich noch nicht bestimmt; Wien wäre für mich der aller vortheilhafteste Ort besonders wegen meiner Kunst, wenn nicht das Clima ungünstig auf mich und meines Mannes Gesundheit gewirkt hätte; wähle ich nicht Wien so scheint für jetzt Florenz der günstigste Ort zu sein da ich die vortheilhaftesten Empfehlungen dahin habe, und wenn einmal die Reisekosten bestritten sind, der Aufenthalt nicht viel theurer ist. Was meinst Du dazu? Dein Rath ist mir in dieser Sache sehr nothwendig und ich hoffe du wirst ihn mir nicht versagen? du warst ja immer so Väterlich für mich gesinnt, und hast ja immer an allem was mich betroffen so viel Antheil genommen. Nun geliebter Oheim lebe wohl und gesund, ich hoffe du wirst mir gewiß recht bald ein paar tröstliche Zeilen zu kommen laßen. Von meinen Kinderchen schreibe ich dir ein andermal, ich wünschte du könntest sie sehen, du würdest sie gewiß lieb gewinnen.
Deine treue Nichte Augusta
von Buttlar
meine Adreße ist
Frau von Buttlar in Dresden, abzugeben auf der Moritz straße No 748 bey den Herrn Kaufmann Müller.
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Geliebter Oheim
seit 10 Tagen bin ich ziemlich wohl in meine elternlose Heimath angelang; die Reise war glücklich und ein drei Tägiger Aufenthalt in Töplitz hat meine Kräfte doch so weit gestärckt daß ich nun in Stande bin die schmerzlichen Geschäfte die meiner warteten zu betreiben. Der erste Eintritt in meine Vaterstadt war höchst traurig und schmerzlich; anstatt in die Arme der Meinigen zu eilen wie sonst, mußte ich allein im Gasthof absteigen, denn unsere Wohnung war versiegelt, und erst nur vor wenigen Tagen hat man mir ein paar Stuben mit den nothdürftigsten Meublen eingeräumt. Gleich den andern Morgen nach meiner Ankunft ließ ich mir das Testament eröfnen, wovon hier eine Abschrift für Dich beyfolgt; noch den Nachmittag desselben Tages nachdem ich die nothwendigsten Geschäfte besorgt, eilte ich aufs Land zu meiner Freundin, die so liebevoll meine Kinder zu sich genommen und Mutterstelle an ihnen vertreten. Die Freude meine Kinder wieder zu sehen und sie nun ganz zu besitzen, ist reichlicher Ersatz für so manche Leiden, und Gott erhalte sie mir nur am Leben. In diesem Jahre hat mir der Tod, Freunde, Verwandte, und Eltern so schnell nach einander geraubt daß ich bange bin gar nichts mehr zu behalten. Auch ich habe bey meiner Freundin die Gastfreundlichste Aufnahme gefunden, und ich verlebe auf ihrem Landsitz sehr ruhige und heitere Tage, die mir für Geist und Körper sehr wohlthätig sind, und nur wenn es meine Geschäfte erfordern komme ich nach der Stadt, die mir jetzt höchst zuwieder ist, besonders durch die Neugierde und Zudringlichkeit der Menschen. Aus dem Inhalt des Testamentes wirst Du ersehen daß es nichts weniger als vortheilhaft für mich ist, und daß ich so zu sagen enterbt bin; – so lange wie ich meine Kinder bey mir habe so hoffe ich doch so viel zu ihrer Erziehung zu bekommen, daß wir wenn ich noch etwas dazu verdiene, davon Leben können, aber heirathen sie und kommen weg von mir, so bleibt mir nichts als die kümmerlichen Intereßen meiner vier höchstens 5000 r. Ich läugne nicht daß mich die Außicht in meinem Alter darben zu müßen, sehr traurig macht; [2] jetzt bin ich noch jung und kann mir Geld verdienen, aber kann ich bey meiner schwächlichen Gesundheit vielleicht nicht später zum Arbeiten unfähig sein? doch ich denke es wird nicht mehr so lange dauern daß ich meinen Eltern nachfolge, habe ich erst das Werk vollendet was sie begonnen, nämlich die Erziehung meiner Kinder, so habe ich meine Rechnung mit dem Leben abgeschloßen. Ich muß glauben daß das innige Mistrauen welches die guten Eltern gegen meinen Mann gehabt die Ursache ist, warum man solche Restrictionen gegen mich gemacht; schon immer habe ich mich bemüht sie eines andern zu überzeugen, und denn wenn auch er und sie heterogene Gemüther waren die nicht zusammen paßten, so hat er doch dieses ungerechte Mistrauen auf keine Weise verdient, und besonders ist er kein Verschwender, im Gegentheil ist sein einziger Gedanke nur immer sparen und für die Kinder sammeln die er unaussprechlich liebt; er lebt so still und zurückgezogen wie ein Einsiedler und entsagt sich alle Vergnügungen die Ausgaben verursachen könnten. Seine Religion Änderung hat sehr gut auf ihn gewirkt, und er ist besonders viel sanfter geworden, und läßt er sich noch manchmal von seiner Hitze hinreißen, so gereut es ihm sehr bald. Was mich anbetrift so liebt er mich wirklich, und beweist es durch die Sorge und Aufmerksamkeit die er für meine Gesundheit hat. – Du wirst verzeihen lieber Oheim daß ich so weitläuftig über meinen Mann gesprochen, aber ich halte es für meine Pflicht unter Verwandten alle Misverständniße zu heben, und da ich jetzt allein hier bin, so konnte ich diesen Punkt eher berühren. Das Amt hat sich sämtlicher Sachen bemächtigt, bis auf jedes alte Töpfchen wird aufgeschrieben, dies ist mir sehr unangenehm besonders da sehr viele Sachen die mir gehören dabey sind, diese bekomme ich zwar zurück, aber da die Eltern viele Sachen von mir mit in Gebrauch genommen haben, so muß ich es mit einem Eid versichren, daß es mein gehört. An baarem Geld und Documenten ist gegen 1000 r. vorgefunden worden, das übrige Vermögen besteht in den Häusern, wofür meine Eltern der Einkauf 12000 r. war, und die nun jetzt ganz Schuldenfrey sind. Von dem baaren Gelde wird nach Abzug der Kosten wenig übrig bleiben. Es tritt noch ein eigner Fall ein, der [3] zwar wenig oder gar keinen Einfluß auf mich haben wird, nämlich der daß die Mutter ohne Testament gestorben ist, und ich auf diese Art ihre alleinige Erbin bin, da aber Mutter nichts gehabt, und so viel ich weiß nichts mitgebracht hat, so habe ich weiter keinen Vortheil davon, denn nicht wahr, die Mutter hat nichts wie ihre Austattung erhalten? solltest du darüber etwas wißen so habe doch die Güte und theile es mir mit. Ich habe einen geschickten und thätigen Advocaten zu meinen Geschäfts führer, der der Sohn einer mir sehr befreundeten Familie ist, und als Freund für mich handelt, und die Sache so viel wie möglich betreibt, denn ich gestehe ich sehne mich sehr von hier wieder fort zu kommen, wo mich nichts in der Welt mehr feßelt, weder Pflicht noch Neigung und ich im Gegentheil durch den jetzigen Stand der Dinge nur in sehr unangenehmen Verhältnißen leben würde. Wo ich eigentlich meine Heimath aufschlagen werde dies weiß ich noch nicht bestimmt; Wien wäre für mich der aller vortheilhafteste Ort besonders wegen meiner Kunst, wenn nicht das Clima ungünstig auf mich und meines Mannes Gesundheit gewirkt hätte; wähle ich nicht Wien so scheint für jetzt Florenz der günstigste Ort zu sein da ich die vortheilhaftesten Empfehlungen dahin habe, und wenn einmal die Reisekosten bestritten sind, der Aufenthalt nicht viel theurer ist. Was meinst Du dazu? Dein Rath ist mir in dieser Sache sehr nothwendig und ich hoffe du wirst ihn mir nicht versagen? du warst ja immer so Väterlich für mich gesinnt, und hast ja immer an allem was mich betroffen so viel Antheil genommen. Nun geliebter Oheim lebe wohl und gesund, ich hoffe du wirst mir gewiß recht bald ein paar tröstliche Zeilen zu kommen laßen. Von meinen Kinderchen schreibe ich dir ein andermal, ich wünschte du könntest sie sehen, du würdest sie gewiß lieb gewinnen.
Deine treue Nichte Augusta
von Buttlar
meine Adreße ist
Frau von Buttlar in Dresden, abzugeben auf der Moritz straße No 748 bey den Herrn Kaufmann Müller.
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