• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Bern · Date: 24. März [1812]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Bern
  • Date: 24. März [1812]
  • Notations: Datum (Jahr) erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 36283637X
  • Bibliography: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hg. v. Karl von Holtei. Bd. 2. Hannover 1872, S. 76‒78.
  • Incipit: „[1] Coppet d. 24ten März 1812.
    Den Koffer und alles habe ich richtig erhalten und danke Dir für Deine Sorgfalt, noch mehr [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(58)
  • Number of Pages: 2 S., hs.
  • Format: 19,8 x 12,6 cm
[1] Coppet d. 24ten März 1812.
Den Koffer und alles habe ich richtig erhalten und danke Dir für Deine Sorgfalt, noch mehr aber für Deine Briefe, die mich ganz unter euch versetzen.
Ich dachte heute viel zu schreiben, an Frau Hebler, auch Frau von Harmes, ich muß es aber unterlassen, weil ich mit heftigem Kopfweh aufgewacht bin. Entschuldige mich also bey jenen, morgen schreibe ich gewiß. Meine Sendung vom Sonnabend werdet ihr empfangen haben. ‒ Bis jetzt überschlug ich noch keinen Posttag. Dein Brief mit den Schlüsseln ist ohne Datum.
Allerdings beunruhige ich mich auch über die Zögerung in Knorrings Geschäften, die doch wahrscheinlich die Ursache des Stillschweigens Deiner Schwester ist. Wenn der Krieg unterdessen ausbricht, so kann es ihm unmöglich fallen heraus, und ihr hinein zu reisen, sogar aller Briefwechsel kann gehemmt werden. Ich bin jetzt fest überzeugt, daß die ungeheuren Rüstungen zwar zunächst darauf zielen, Rußland zum Nachgeben zu bringen, daß Er aber demnächst eine Unternehmung nach dem Orient im Sinne hat ‒ gegen die Türkey ‒ und vielleicht durch Persien nach Indien, um die Engländer dort zu verjagen. Manche Ausdrücke in den unendlich merkwürdigen Senats-Verhandlungen scheinen es anzudeuten ‒ dann sind auch viele Zurüstungen und Vor[2]kehrungen von der Art, wie er sie bey einem gewöhnlichen Feldzuge niemals gemacht hat. In Genf ist alles in ängstlicher Bewegung, wegen der neuen großen Aushebung, wovor kein Mensch sicher ist.
Der achtzigjährige Graf von St. Priest hat plötzlich Lausanne verlassen, weil Talleyrand bey dem Landammann seine Vertreibung begehrte. Dieß hat auf uns (Frau von Stael?) einen sehr traurigen Eindruck gemacht, es beweist neuerdings, was wir freylich schon wußten, daß die Schweiz kein Zufluchtsort mehr ist.
Kannst Du ‒ durch Heer, oder sonst ‒ etwas von öffentlichen Neuigkeiten erfahren, so schreibe es ja sogleich.
Mit Leuk ist das nichts, dazu müßte ich französische Pässe haben, die ich vielleicht nicht einmal bekäme, wenn ich sie auch könnte fordern wollen; und ohne das wäre es gewagt. Aber mit Interlaken, Schinznach [et cetera] das wäre herrlich. Bleibe ich den ganzen Sommer hier, wie zu vermuthen, so muß ich mich doch wohl auf ein acht Tage los machen können, falls der Zustand meiner Freundin sich nicht allzusehr verschlimmert.
Grüße die Bekannten bestens, ich bin ihnen von Herzen gut, wegen ihres Benehmens bey dem allen. Ueber die Geschichte mit der Ellipse habe ich sehr lachen müssen ‒ es wäre der Gegenstand zu einer lustigen Zeichnung.
[1] Coppet d. 24ten März 1812.
Den Koffer und alles habe ich richtig erhalten und danke Dir für Deine Sorgfalt, noch mehr aber für Deine Briefe, die mich ganz unter euch versetzen.
Ich dachte heute viel zu schreiben, an Frau Hebler, auch Frau von Harmes, ich muß es aber unterlassen, weil ich mit heftigem Kopfweh aufgewacht bin. Entschuldige mich also bey jenen, morgen schreibe ich gewiß. Meine Sendung vom Sonnabend werdet ihr empfangen haben. ‒ Bis jetzt überschlug ich noch keinen Posttag. Dein Brief mit den Schlüsseln ist ohne Datum.
Allerdings beunruhige ich mich auch über die Zögerung in Knorrings Geschäften, die doch wahrscheinlich die Ursache des Stillschweigens Deiner Schwester ist. Wenn der Krieg unterdessen ausbricht, so kann es ihm unmöglich fallen heraus, und ihr hinein zu reisen, sogar aller Briefwechsel kann gehemmt werden. Ich bin jetzt fest überzeugt, daß die ungeheuren Rüstungen zwar zunächst darauf zielen, Rußland zum Nachgeben zu bringen, daß Er aber demnächst eine Unternehmung nach dem Orient im Sinne hat ‒ gegen die Türkey ‒ und vielleicht durch Persien nach Indien, um die Engländer dort zu verjagen. Manche Ausdrücke in den unendlich merkwürdigen Senats-Verhandlungen scheinen es anzudeuten ‒ dann sind auch viele Zurüstungen und Vor[2]kehrungen von der Art, wie er sie bey einem gewöhnlichen Feldzuge niemals gemacht hat. In Genf ist alles in ängstlicher Bewegung, wegen der neuen großen Aushebung, wovor kein Mensch sicher ist.
Der achtzigjährige Graf von St. Priest hat plötzlich Lausanne verlassen, weil Talleyrand bey dem Landammann seine Vertreibung begehrte. Dieß hat auf uns (Frau von Stael?) einen sehr traurigen Eindruck gemacht, es beweist neuerdings, was wir freylich schon wußten, daß die Schweiz kein Zufluchtsort mehr ist.
Kannst Du ‒ durch Heer, oder sonst ‒ etwas von öffentlichen Neuigkeiten erfahren, so schreibe es ja sogleich.
Mit Leuk ist das nichts, dazu müßte ich französische Pässe haben, die ich vielleicht nicht einmal bekäme, wenn ich sie auch könnte fordern wollen; und ohne das wäre es gewagt. Aber mit Interlaken, Schinznach [et cetera] das wäre herrlich. Bleibe ich den ganzen Sommer hier, wie zu vermuthen, so muß ich mich doch wohl auf ein acht Tage los machen können, falls der Zustand meiner Freundin sich nicht allzusehr verschlimmert.
Grüße die Bekannten bestens, ich bin ihnen von Herzen gut, wegen ihres Benehmens bey dem allen. Ueber die Geschichte mit der Ellipse habe ich sehr lachen müssen ‒ es wäre der Gegenstand zu einer lustigen Zeichnung.
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