• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel , Henriette Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Amsterdam · Date: [Spätsommer/Herbst 1794]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel, Henriette Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: [Spätsommer/Herbst 1794]
  • Notations: Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. – Nach der Hochzeit von Henriette mit Sigmund Ernst Anfang August 1794.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.30
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 24,3 x 19,1 cm
  • Überlieferung: Textverlust durch Blattausriss.
  • Incipit: „[1] Liebster Willhelm,
    Mir deucht es ist lange, daß wir nichts von einander gehört haben, ich will also schreiben so gut [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia
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[1] Liebster Willhelm,
Mir deucht es ist lange, daß wir nichts von einander gehört haben, ich will also schreiben so gut es geht bey der unruhe. Ohngefehr vor 5 Wochen, bin ich u Carl in unsere neue Wohnung gezogen. Es gefällt uns recht wohl hier, Es ist sehr lebhaft u heiter, u da alles hübsch zum Theil Neu tappeziert ist Moderne ofen 2 ganz Weiße, versteht sich große Fenster Scheiben kittruten, alles gälbe französche schlößer u so w so fällt es gut in die Augen. Es hat aber auch seine großen unbeqvämlichkeiten. Der Würth ist ein Würtz krämer, also unten im Hauße ist es unruhig oft unrein, u im heißen Sommer giebt es oft fatale Gerüche, die Ratzen sind unten auf den Hoffe vertriben, u vor Mäuße die sich in so einen Hauße leicht fünden habe ich 2 Katzen u Fallen u gieft itzo merke ich keine, so viel von der Wohnung. Den war die kleine Hochzeit in meiner neuen Wohnung, sie würde ganz kolkomen vergnügt vollzogen seyn, wenn nicht die Tannte Caroline, die ein paar Tage zu vor kamm, um bey Jettchens Verbündung zu seyn worauf sie sich lange gefreut hatte kranck geworden sie konnte sich kann eine halbe Stunde zur Trauung her tragen laßen, denn ist sie 14 Tage krank geweßen u dann wieder weg gereist, Cruße machte seine Sache beßer der kam auch war recht munter u vergnügt blieb aber kaum 8 Tage er hat Jettchen mit einem schönen Vorlege löffel beschenck eine Kette inwendig ver guldet, der Neue Hof Cappelan hatte die Trauung, hielt eine kurtze aber sehr hübsche Rede. Die Thee Gesellschafft war Leß Uhlens Abts 3 Personen Rehbergs, Falcke bekam Abhaltung also mit uns ohngefehr 18 Personen. Ich hatte die Zimmer mit vielen Blumenkörben geschmickt u auf den aben gut erleichtet den Tag darauf aßen wir bey Rehbergs, darauf machten wir eine Land Parti nach Pattensen Bialo zu besuchen es wurde den einen Tag her um gefahr um Fisite zu geben, den gab ich [2] noch eine Theegesellschafft von etliche 30 Persohnen, ich kann in meiner itzigen Wohnung mehr leute laßen als dort weil mit Carl seinen 4 Zimmer hinder ein ander sind. Es war alles recht vergnügt u munter, aber in der Welt muß es immer untermüscht seyn, die herlich mit Jettchen u Ernst die groß ist würde durch eine Unpäßlichkeit die Jettchen bekamm unter brochen, sie hatte sich etwas verkältet u bekamm etwas von der bößen mode kranckheit die hier ja ich kann sagen weit u breit herscht die Ruhr, Jettchen kam mit einer Starck Durchfall wo sie doch 5 Tage zu bettlag ab u ist itzo wieder frisch u gesund Du kannst nicht glauben wie lieb sich die beyden Leutchen haben u Jettchen hätte ich es gar nicht zu getraut daß sie so verliebt seyn könnte, die beyden jungen Leutchen wahren auf dem Hinter hauße, den im Vorderhauße wird schon starck gebaut, kommen zu mir zu Tische, ohn gefehr in 14 Tagen werden sie abreißen mit Sach u Back ich denke 6 Wagen Ich habe Jettchen eine gute Aussteuer gegeben, da es eine kleine Stelle ist höchstens 450 r. so muste ich es so machen damit sie alle nothewendigkeit des Lebens haben, u lange Zeit nichts anzuschaffen brauchen. aber aber ich bin mit meiner Rechnung sehr zu kurtz gekommen. Aber wie es Gemeinniglich geht die Ausgaben gehen immer über den Anschlag hin aus, u von der Einnahme bleibt viel außen auf das man gerechnet hatte. kurtz ich behalte noch bey nahe 500 r. Schuld, doch ist es mir lieb daß es blos an die Tante die ihr bischen der einst an Jettchen u Carl vermacht hat. in Meinen Sachen steckt auch wohl eben so viel aber die In[3]tereßen werden mich trücken, Fritze muß ich auch itzo noch wenigstens mit 40 r. unterstützen den Bößewicht Hübsch 10 r. also werde ich mich sehr behelfen müßen, hätte ich Fritze nicht so könnte ich 50 r. abbezahlen, von meinen 400 r. u doch ganz erträglich leben, aber so werde ich mich sehr behelfen müßen, u überhaubt werde ich das erste Jahr sehr aengstlich seyn wegen des auskommens. nimm es also nicht übel wenn ich die Briefe nicht frankire. Der Arme Carl ist zu betauren daß er mit seiner Lage noch immer beym alten bleibt, ich weiß nicht ob der Krieg schuld ist daß nichts geschied, den es geht mit vielen so oder ob es macht daß Miller immer sterben will, u immer sich wieder erholt. In vertrauen Carl schien sehr große Lust zu haben zu heyrathen, er hatte auch ein Auge auf ein gewißen hübsch Mädchen, er suchte sie näher känen zu lernen gab daß eine mal eine Theegesellschaf, aber ich u Jettchen hörten ohngefehr daß sie schon versprochen wäre, wie wehrt allso daß Carl nichts mehr that u daß er nähere Bekundigung einzog, da fand sich den daß das wahr war, so was greift Carl immer sehr an, mit der M Letzen weist Dus doch die starb. Es wird schwer halten bey Carls Eigenheit u der wenigen Berkanntschaft. Ich fürchte mich recht vor die Einsamkeit, mit dem ausgehn ist es auch so was mit einem Mädchen aufs aus melden geht zeit das hinbrüngen u wiederhollen, ist es schlecht Wetter so kostet es Wagengeld [4] Du bist doch ein lieber Willhelm, daß Du mir den Schaden mit den Hemden nicht wilst tragen laßen, nun ich fange bald an zu Spinnen künftige Jahr so ich lebe bekömmst Du hemden lebe recht wohl liebster Sohn mache mir oft die Freude u schreib recht fleißig. Die Reiße nach Moringen die ich u Carl uns vor genommen hatten, wird wohl bleiben müßen es kömmt zu Speth hin aus, u das geld ist mir zu rar.
Mutter Schlegel.

Liebster Bruder, ich hofte dir noch mit diesen Postag schreiben zu können, aber ich muß es versparen bis ich in Moringen bin. Nur zum voraus den besten, wärmsten Dank für deinen brüderlichen Antheil, an mich! Itzt ist wieder eine Zeit, die Zeit wo ich mich von Hannover und so vielem, was mir werth und theuer ist tr[enn]en muß, da denke fleißig an mich. Mein Ernst den ich täglich mehr schätze und liebe, wird mir gewiß für alles was ich verlaße reichen Ersatz geben; aber es bleibt doch ein schwerer Zeitpunckt zu überstehen. H Ernst
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[1] Liebster Willhelm,
Mir deucht es ist lange, daß wir nichts von einander gehört haben, ich will also schreiben so gut es geht bey der unruhe. Ohngefehr vor 5 Wochen, bin ich u Carl in unsere neue Wohnung gezogen. Es gefällt uns recht wohl hier, Es ist sehr lebhaft u heiter, u da alles hübsch zum Theil Neu tappeziert ist Moderne ofen 2 ganz Weiße, versteht sich große Fenster Scheiben kittruten, alles gälbe französche schlößer u so w so fällt es gut in die Augen. Es hat aber auch seine großen unbeqvämlichkeiten. Der Würth ist ein Würtz krämer, also unten im Hauße ist es unruhig oft unrein, u im heißen Sommer giebt es oft fatale Gerüche, die Ratzen sind unten auf den Hoffe vertriben, u vor Mäuße die sich in so einen Hauße leicht fünden habe ich 2 Katzen u Fallen u gieft itzo merke ich keine, so viel von der Wohnung. Den war die kleine Hochzeit in meiner neuen Wohnung, sie würde ganz kolkomen vergnügt vollzogen seyn, wenn nicht die Tannte Caroline, die ein paar Tage zu vor kamm, um bey Jettchens Verbündung zu seyn worauf sie sich lange gefreut hatte kranck geworden sie konnte sich kann eine halbe Stunde zur Trauung her tragen laßen, denn ist sie 14 Tage krank geweßen u dann wieder weg gereist, Cruße machte seine Sache beßer der kam auch war recht munter u vergnügt blieb aber kaum 8 Tage er hat Jettchen mit einem schönen Vorlege löffel beschenck eine Kette inwendig ver guldet, der Neue Hof Cappelan hatte die Trauung, hielt eine kurtze aber sehr hübsche Rede. Die Thee Gesellschafft war Leß Uhlens Abts 3 Personen Rehbergs, Falcke bekam Abhaltung also mit uns ohngefehr 18 Personen. Ich hatte die Zimmer mit vielen Blumenkörben geschmickt u auf den aben gut erleichtet den Tag darauf aßen wir bey Rehbergs, darauf machten wir eine Land Parti nach Pattensen Bialo zu besuchen es wurde den einen Tag her um gefahr um Fisite zu geben, den gab ich [2] noch eine Theegesellschafft von etliche 30 Persohnen, ich kann in meiner itzigen Wohnung mehr leute laßen als dort weil mit Carl seinen 4 Zimmer hinder ein ander sind. Es war alles recht vergnügt u munter, aber in der Welt muß es immer untermüscht seyn, die herlich mit Jettchen u Ernst die groß ist würde durch eine Unpäßlichkeit die Jettchen bekamm unter brochen, sie hatte sich etwas verkältet u bekamm etwas von der bößen mode kranckheit die hier ja ich kann sagen weit u breit herscht die Ruhr, Jettchen kam mit einer Starck Durchfall wo sie doch 5 Tage zu bettlag ab u ist itzo wieder frisch u gesund Du kannst nicht glauben wie lieb sich die beyden Leutchen haben u Jettchen hätte ich es gar nicht zu getraut daß sie so verliebt seyn könnte, die beyden jungen Leutchen wahren auf dem Hinter hauße, den im Vorderhauße wird schon starck gebaut, kommen zu mir zu Tische, ohn gefehr in 14 Tagen werden sie abreißen mit Sach u Back ich denke 6 Wagen Ich habe Jettchen eine gute Aussteuer gegeben, da es eine kleine Stelle ist höchstens 450 r. so muste ich es so machen damit sie alle nothewendigkeit des Lebens haben, u lange Zeit nichts anzuschaffen brauchen. aber aber ich bin mit meiner Rechnung sehr zu kurtz gekommen. Aber wie es Gemeinniglich geht die Ausgaben gehen immer über den Anschlag hin aus, u von der Einnahme bleibt viel außen auf das man gerechnet hatte. kurtz ich behalte noch bey nahe 500 r. Schuld, doch ist es mir lieb daß es blos an die Tante die ihr bischen der einst an Jettchen u Carl vermacht hat. in Meinen Sachen steckt auch wohl eben so viel aber die In[3]tereßen werden mich trücken, Fritze muß ich auch itzo noch wenigstens mit 40 r. unterstützen den Bößewicht Hübsch 10 r. also werde ich mich sehr behelfen müßen, hätte ich Fritze nicht so könnte ich 50 r. abbezahlen, von meinen 400 r. u doch ganz erträglich leben, aber so werde ich mich sehr behelfen müßen, u überhaubt werde ich das erste Jahr sehr aengstlich seyn wegen des auskommens. nimm es also nicht übel wenn ich die Briefe nicht frankire. Der Arme Carl ist zu betauren daß er mit seiner Lage noch immer beym alten bleibt, ich weiß nicht ob der Krieg schuld ist daß nichts geschied, den es geht mit vielen so oder ob es macht daß Miller immer sterben will, u immer sich wieder erholt. In vertrauen Carl schien sehr große Lust zu haben zu heyrathen, er hatte auch ein Auge auf ein gewißen hübsch Mädchen, er suchte sie näher känen zu lernen gab daß eine mal eine Theegesellschaf, aber ich u Jettchen hörten ohngefehr daß sie schon versprochen wäre, wie wehrt allso daß Carl nichts mehr that u daß er nähere Bekundigung einzog, da fand sich den daß das wahr war, so was greift Carl immer sehr an, mit der M Letzen weist Dus doch die starb. Es wird schwer halten bey Carls Eigenheit u der wenigen Berkanntschaft. Ich fürchte mich recht vor die Einsamkeit, mit dem ausgehn ist es auch so was mit einem Mädchen aufs aus melden geht zeit das hinbrüngen u wiederhollen, ist es schlecht Wetter so kostet es Wagengeld [4] Du bist doch ein lieber Willhelm, daß Du mir den Schaden mit den Hemden nicht wilst tragen laßen, nun ich fange bald an zu Spinnen künftige Jahr so ich lebe bekömmst Du hemden lebe recht wohl liebster Sohn mache mir oft die Freude u schreib recht fleißig. Die Reiße nach Moringen die ich u Carl uns vor genommen hatten, wird wohl bleiben müßen es kömmt zu Speth hin aus, u das geld ist mir zu rar.
Mutter Schlegel.

Liebster Bruder, ich hofte dir noch mit diesen Postag schreiben zu können, aber ich muß es versparen bis ich in Moringen bin. Nur zum voraus den besten, wärmsten Dank für deinen brüderlichen Antheil, an mich! Itzt ist wieder eine Zeit, die Zeit wo ich mich von Hannover und so vielem, was mir werth und theuer ist tr[enn]en muß, da denke fleißig an mich. Mein Ernst den ich täglich mehr schätze und liebe, wird mir gewiß für alles was ich verlaße reichen Ersatz geben; aber es bleibt doch ein schwerer Zeitpunckt zu überstehen. H Ernst
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