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[1] Harburg den 30sten Jan. 1833.
Schon längst wäre es meine Schuldigkeit gewesen mein theurer Oheim, Ihnen meinen Danck zu sagen, für Ihre Güte, womit Sie auch an meinem unglücklichen Schicksal Theil nehmen, doch immer wenn Mutter schrieb fand sich für mich eine nothwendige Abhaltung die mich verhinderte Ihnen meine dankbaren Gefühle mitzutheilen, indes wenn ich auch schwieg, so werden Sie, mein lieber Oheim, es mir doch zutrauen daß ich Ihre gütige Theilnahme im Innersten meines Herzens erkannt und empfunden habe. Die Theilnahme meiner lieben Verwandten und Freunde und besonders meiner guten Mutter, ist ja das Einzige was mir einigen Trost geben kann in meiner traurigen Lage und mit Dank erkenne ich es, daß sich Alle meiner so gütig angenommen haben, dadurch ist es mir möglich geworden diesen Winter leidlich hinzubringen, den ich mit banger Besorgniß entgegen sah, Gott und gute Menschen werden ja weiter helfen.
Für Freuden des Lebens bin ich noch nicht empfänglich, ich kann [2] diese auch nur von meinen Kindern hoffen und Gott gebe daß meine Hoffnung nicht getäuscht wird. Mit große[r] Sorge denke ich an meinen Adolph, an die Ausbildung seines Geistes und Herzens, eine schwere Aufgabe für eine Mutter einen Knaben ohne männlichen Beystand zu erziehen, ich werde thun was ich kann, aber ob mein Bemühen gelingen wird muß erst die Folge lehren. Bey dem Tode meines guten Spall hoffte ich immer daß Wolper sich meines Adolphs annehmen würde, nun ist auch er dahin und meine arme Schwester steht verlassen wie ich. Unser Malchen soll diesen Sommer das Glück haben Sie zu sehen, mein lieber Oheim, ich hoffe diese schöne Reise und der angenehme Umgang mit Ihnen wird wohlthätig auf sie wirken und wird ihr gedrücktes Gemüth wieder etwas heben. Für uns wird es eine sehr wehmüthige Freude seyn unser liebes Malchen wieder zu sehen, nach so harten Schlägen des Schicksals, doch ist es auch wieder ein Trost unsern gleichen Schmerz und unsre gleichen Gefühle gegen einander auszutauschen.
[3] Mit Vergnügen habe ich gehört daß Auguste Hollweg auch mit Theilnahme unserer gedacht hat, empfehlen Sie mich ihr und ihren Mann recht angelegentlich, ich gedenke noch oft und gern der schönen Vergangenheit, wie wir in dem lieben Göttingen so innig durch Freundschaft verbunden waren, eine unbeschreibliche Wehmuth beschleicht mich wenn ich an die schöne Jugendzeit zurück denke, durch welche Leidensschule habe ich seitdem gehen müssen, doch Gott hat es gewollt, ich muß mich in Demuth seinen Willen fügen.
Nun habe ich noch eine Bitte, mein theurer Oheim. Eine Schw[ester] meines lieben Spall ist in Frankfurt an einen Profeßor [...] verheirathet, dieser hat einen Sohn welcher jetzt in Bonn studiert, sie wünscht so sehr daß Sie erlauben mögten daß dieser ihr Sohn Ihnen zuweilen seinen Besuch machen dürfte, sie beschreibt ihn als einen gesitteten, anspruchslosen jungen Menschen, sollten Sie ihn bey seinem Besuch so finden, dann hätten Sie wohl die Güte, mein lieber Oheim ihn zuweilen den Zutritt in Ihrem Hause zu gestatten, ich konnte es ihr als Schwester meines verewigten Mannes nicht gut abschlagen Ihnen diese Bitte vorzutragen, ver[4]zeihen Sie mir diese Indiscretion.
Nun, mein theurer Oheim, empfehle ich mich und meine Kinder Ihrer ferneren Güte und Gewogenheit und verbleibe
Ihre dankbare und gehorsame
Nichte W. Spall
An
Herrn Professor von Schlegel
Hochwohlgeboren
in
Bonn
d. E.
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[3] Mit Vergnügen habe ich gehört daß Auguste Hollweg auch mit Theilnahme unserer gedacht hat, empfehlen Sie mich ihr und ihren Mann recht angelegentlich, ich gedenke noch oft und gern der schönen Vergangenheit, wie wir in dem lieben Göttingen so innig durch Freundschaft verbunden waren, eine unbeschreibliche Wehmuth beschleicht mich wenn ich an die schöne Jugendzeit zurück denke, durch welche Leidensschule habe ich seitdem gehen müssen, doch Gott hat es gewollt, ich muß mich in Demuth seinen Willen fügen.
Nun habe ich noch eine Bitte, mein theurer Oheim. Eine Schw[ester] meines lieben Spall ist in Frankfurt an einen Profeßor [...] verheirathet, dieser hat einen Sohn welcher jetzt in Bonn studiert, sie wünscht so sehr daß Sie erlauben mögten daß dieser ihr Sohn Ihnen zuweilen seinen Besuch machen dürfte, sie beschreibt ihn als einen gesitteten, anspruchslosen jungen Menschen, sollten Sie ihn bey seinem Besuch so finden, dann hätten Sie wohl die Güte, mein lieber Oheim ihn zuweilen den Zutritt in Ihrem Hause zu gestatten, ich konnte es ihr als Schwester meines verewigten Mannes nicht gut abschlagen Ihnen diese Bitte vorzutragen, ver[4]zeihen Sie mir diese Indiscretion.
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Nichte W. Spall
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Herrn Professor von Schlegel
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Bonn
d. E.
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 31.01.1833
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.13
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