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Schon längst war es mein Wunsch Ihnen, geliebter Oheim, zu schreiben, um Ihnen recht herzlich zu danken für Ihre gütige Teilnahme an unserm traurigen Geschicke und Ihr wahrhaft großmüthiges Anerbieten, sich <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB33431"/>meines unglücklichen Bruders<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE33431"/> annehmen und uns thätig beystehen zu wollen, aber bey meiner zunehmenden Schwäche und Kränklichkeit wozu noch der Kummer um den Bruder kömmt ist mir das Schreiben sehr angreiffend und oft unmöglich, daher werden Sie mein Schweigen entschuldigen.<lb/>Bevor ich Ihnen die Nachrichten über <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB33432"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE33432"/> mittheile erlauben Sie mir, mein theurer Oheim, daß ich bey Ihnen anfrage: ob Sie es auch genehmigen daß ich 4 Luis dʼor behalten darf, die <anchor type="b" n="3460" ana="11" xml:id="NidB33433"/>meine gute Schwester<anchor type="e" n="3460" ana="11" xml:id="NidE33433"/> (weil sie es weiß daß ich es bedarf) mir von dem Gelde zugeschickt hat welches sie Ihrer Güte verdankt, in dem Falle sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank dafür, sollten Sie sie aber zu einem andern Zwecke bestimmt haben so bin ich gern erbötig sie sogleich zurück zuschicken.<lb/>Aus <anchor type="b" n="5393" ana="10" xml:id="NidB33434"/>Verden<anchor type="e" n="5393" ana="10" xml:id="NidE33434"/> haben wir kürzlich keine Nachricht, doch haben wir auf andre Weise erfahren daß die Aufnahme <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68043"/>des Kranken<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68043"/> in <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB33435"/>Hildesheim<anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE33435"/> <milestone unit="start" n="4418"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4418"/> durch <anchor type="b" n="10533" ana="15" xml:id="NidB68045"/>das Oberschulcolegium in <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB33436"/>Hannover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE33436"/><anchor type="e" n="10533" ana="15" xml:id="NidE68045"/> bewirkt ist und er nächstens dahin wird abgeführt werden. Hildesheim ist <anchor type="b" n="10532" ana="15" xml:id="NidB68046"/>eine vortreffliche Anstalt<anchor type="e" n="10532" ana="15" xml:id="NidE68046"/> für solche Leidende, die Verpflegungskosten betragen jährlich 200 <milestone unit="start" n="25217"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="25217"/> welche man für den Anfang aus seinen Mitteln zu entrichten hofft. Der dortige sehr geschickte Arzt muß dann ein Gutachten ausstellen, ob er an seine gänzliche und baldige Genesung glaubt, darauf begründen sich dann die weiteren Schritte die gethan werden müssen. Sollte er nicht in Dienst bleiben können, was ich fast fürchte, dann muß das Ministerium in Anspruch genommen werden, wegen einer Pension, womit sie sehr schwierig seyn sollen. <anchor type="b" n="5467" ana="11" xml:id="NidB68055"/>Onkel Breiger<anchor type="e" n="5467" ana="11" xml:id="NidE68055"/>, hat sich auf diesen Fall erboten ein Gesuch dahin abgehen zu lassen. An das Oberschulcolegium hat <anchor type="b" n="8983" ana="11" xml:id="NidB68047"/>der hiesige Schuldirector Dr. Nöldeke<anchor type="e" n="8983" ana="11" xml:id="NidE68047"/> sogleich geschrieben, wie wir von Augusts kranken Gemüthszustand unterrichtet waren, es ist zwar keine Antwort erfolgt, doch ist jetzt geschehen was wir wünschten.<lb/><anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68049"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68049"/> seine Sachen sollen in ganz guter Ordnung gewesen seyn, man fand keine Schulden, sondern er hatte sich noch etwas übergespart, ob es aber hinreichen wird alles zu bezahlen was in dieser Zeit für ihn nöthig gewesen ist wissen wir nicht, mögen auch nicht danach fragen, weil sie sonst vielleicht mit Forderungen kommen die wir nicht erfüllen können, sobald wir etwas davon erfahren theilen wir es Ihnen sogleich mit. Auch waren seine Wäsche und Kleidung in guten Zustande, was er davon in seiner Verwirrung verdorben hat wissen wir noch nicht.<lb/>Mit Besorgniß denke ich daran wie der Aufenthalt in <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB68051"/><anchor type="b" n="10532" ana="15" xml:id="NidB68052"/>Hildesheim<anchor type="e" n="10532" ana="15" xml:id="NidE68052"/><anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE68051"/> <milestone unit="start" n="4419"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4419"/> auf <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68050"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68050"/> wirken wird, da er seine fixen Ideen ausgenommen recht gut weiß was um ihn her vorgeht, Gott gebe für ihn und für uns das Beste. Sie wünschen das Alter meines Bruders zu wissen, ich weiß es ganz genau, er ist den 10<hi rend="offset:4;underline:1">ten</hi> October 1839 51 Jahre alt geworden.<lb/>Mit Betrübniß höre ich von <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68053"/>meiner Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68053"/> daß Sie mein theurer Oheim, nicht ganz mit Ihrer Gesundheit zufrieden sind, der Winter führt manche Beschwerde herbey wovon hoffentlich die mildere Jahrszeit Sie wieder befreien wird, wenigstens wünsche ich dies von ganzen Herzen, damit Ihr uns so theures Leben uns noch recht lange erhalten wird.<lb/>Schließlich erlauben Sie mir daß ich Ihnen noch einige Worte über <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB33437"/><anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB33438"/>meine Kinder<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE33438"/><anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE33437"/> sage. <anchor type="b" n="5132" ana="11" xml:id="NidB33439"/>Meine Pauline<anchor type="e" n="5132" ana="11" xml:id="NidE33439"/> ist nun schon im achtzehnten Jahre, sie ist zart aber Gottlob gesund, sie ist mir bey meiner schwachen Gesundheit eine unentbehrliche Stütze. <anchor type="b" n="5391" ana="11" xml:id="NidB33440"/>Mein Adolph<anchor type="e" n="5391" ana="11" xml:id="NidE33440"/> ist ein fleißiger, guter Knabe, der sich die Liebe seiner Lehrer und den Beifall vieler Menschen erwirbt, er hat sich für das Studium der Theologie bestimmt und ist auch dazu fähig befunden, da ich es aber nicht ohne Beistand vollbringen kann, so ist es die Frage ob wir zum Ziele gelangen, besonders nach dem uns wiederum betroffenen Unglücksfall. Er wird diesen Ostern von <anchor type="b" n="5467" ana="11" xml:id="NidB68054"/>Onkel Breiger<anchor type="e" n="5467" ana="11" xml:id="NidE68054"/> confirmirt, der zu meiner Freude solche Handlungen recht feierlich macht und den Kindern diesen wichtigen Schritt recht an’s Herz legt, so machte es <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB33441"/>mein guter Vater<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE33441"/> auch, nie werde ich seine Lehren vergessen.<lb/>Nun, mein theurer Oheim, empfehle ich mich und die meinigen Ihrer ferneren Güte und wünsche Ihnen recht wohl zu leben. Mit Hochachtung<lb/>Ihre gehorsame Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">W. 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Schon längst war es mein Wunsch Ihnen, geliebter Oheim, zu schreiben, um Ihnen recht herzlich zu danken für Ihre gütige Teilnahme an unserm traurigen Geschicke und Ihr wahrhaft großmüthiges Anerbieten, sich <span class="index-2113 tp-33431 ">meines unglücklichen Bruders</span> annehmen und uns thätig beystehen zu wollen, aber bey meiner zunehmenden Schwäche und Kränklichkeit wozu noch der Kummer um den Bruder kömmt ist mir das Schreiben sehr angreiffend und oft unmöglich, daher werden Sie mein Schweigen entschuldigen.<br>Bevor ich Ihnen die Nachrichten über <span class="index-2113 tp-33432 ">August</span> mittheile erlauben Sie mir, mein theurer Oheim, daß ich bey Ihnen anfrage: ob Sie es auch genehmigen daß ich 4 Luis dʼor behalten darf, die <span class="index-3460 tp-33433 ">meine gute Schwester</span> (weil sie es weiß daß ich es bedarf) mir von dem Gelde zugeschickt hat welches sie Ihrer Güte verdankt, in dem Falle sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank dafür, sollten Sie sie aber zu einem andern Zwecke bestimmt haben so bin ich gern erbötig sie sogleich zurück zuschicken.<br>Aus <span class="index-5393 tp-33434 ">Verden</span> haben wir kürzlich keine Nachricht, doch haben wir auf andre Weise erfahren daß die Aufnahme <span class="index-2113 tp-68043 ">des Kranken</span> in <span class="index-5253 tp-33435 ">Hildesheim</span> <span class="notice-4418 ">[2]</span> durch <span class="index-10533 tp-68045 ">das Oberschulcolegium in </span><span class="index-10533 tp-68045 index-173 tp-33436 ">Hannover</span> bewirkt ist und er nächstens dahin wird abgeführt werden. Hildesheim ist <span class="index-10532 tp-68046 ">eine vortreffliche Anstalt</span> für solche Leidende, die Verpflegungskosten betragen jährlich 200 <span class="notice-25217 ">r.</span> welche man für den Anfang aus seinen Mitteln zu entrichten hofft. Der dortige sehr geschickte Arzt muß dann ein Gutachten ausstellen, ob er an seine gänzliche und baldige Genesung glaubt, darauf begründen sich dann die weiteren Schritte die gethan werden müssen. Sollte er nicht in Dienst bleiben können, was ich fast fürchte, dann muß das Ministerium in Anspruch genommen werden, wegen einer Pension, womit sie sehr schwierig seyn sollen. <span class="index-5467 tp-68055 ">Onkel Breiger</span>, hat sich auf diesen Fall erboten ein Gesuch dahin abgehen zu lassen. An das Oberschulcolegium hat <span class="index-8983 tp-68047 ">der hiesige Schuldirector Dr. Nöldeke</span> sogleich geschrieben, wie wir von Augusts kranken Gemüthszustand unterrichtet waren, es ist zwar keine Antwort erfolgt, doch ist jetzt geschehen was wir wünschten.<br><span class="index-2113 tp-68049 ">August</span> seine Sachen sollen in ganz guter Ordnung gewesen seyn, man fand keine Schulden, sondern er hatte sich noch etwas übergespart, ob es aber hinreichen wird alles zu bezahlen was in dieser Zeit für ihn nöthig gewesen ist wissen wir nicht, mögen auch nicht danach fragen, weil sie sonst vielleicht mit Forderungen kommen die wir nicht erfüllen können, sobald wir etwas davon erfahren theilen wir es Ihnen sogleich mit. Auch waren seine Wäsche und Kleidung in guten Zustande, was er davon in seiner Verwirrung verdorben hat wissen wir noch nicht.<br>Mit Besorgniß denke ich daran wie der Aufenthalt in <span class="index-5253 tp-68051 index-10532 tp-68052 ">Hildesheim</span> <span class="notice-4419 ">[3]</span> auf <span class="index-2113 tp-68050 ">August</span> wirken wird, da er seine fixen Ideen ausgenommen recht gut weiß was um ihn her vorgeht, Gott gebe für ihn und für uns das Beste. Sie wünschen das Alter meines Bruders zu wissen, ich weiß es ganz genau, er ist den 10<span class="offset-4 underline-1 ">ten</span> October 1839 51 Jahre alt geworden.<br>Mit Betrübniß höre ich von <span class="index-2286 tp-68053 ">meiner Mutter</span> daß Sie mein theurer Oheim, nicht ganz mit Ihrer Gesundheit zufrieden sind, der Winter führt manche Beschwerde herbey wovon hoffentlich die mildere Jahrszeit Sie wieder befreien wird, wenigstens wünsche ich dies von ganzen Herzen, damit Ihr uns so theures Leben uns noch recht lange erhalten wird.<br>Schließlich erlauben Sie mir daß ich Ihnen noch einige Worte über <span class="index-5132 tp-33437 index-5391 tp-33438 ">meine Kinder</span> sage. <span class="index-5132 tp-33439 ">Meine Pauline</span> ist nun schon im achtzehnten Jahre, sie ist zart aber Gottlob gesund, sie ist mir bey meiner schwachen Gesundheit eine unentbehrliche Stütze. <span class="index-5391 tp-33440 ">Mein Adolph</span> ist ein fleißiger, guter Knabe, der sich die Liebe seiner Lehrer und den Beifall vieler Menschen erwirbt, er hat sich für das Studium der Theologie bestimmt und ist auch dazu fähig befunden, da ich es aber nicht ohne Beistand vollbringen kann, so ist es die Frage ob wir zum Ziele gelangen, besonders nach dem uns wiederum betroffenen Unglücksfall. 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Begraben am 13.02.1854 in Harburg / Elbe.1.) (Eltern laut Sterbeeintrag: Pedell bei königl. Kammer Breiger in Hannover und dessen Ehefrau geb. Fresen) I.Verbindung: Proklamation 1797 in Harburg / Elbe.2.) ("Dom.14. et 15.p.Tr."). mit TRÜMMER, Anna Elisabeth (ev) Eltern: T., Johann Paul Gestorben vor 1797. Titel: Dr. jur. Wohnort: in Hamburg. 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[1] Harburg den 9ten Jan. 1840.
Theurster Oheim!
Da meine Mutter wegen Unpäßlichkeit heute nicht schreiben kann und Sie vielleicht Nachrichten von hier erwarten, so mache ich mir ein Vergnügen daraus Ihnen so viel wir wissen mitzutheilen. Schon längst war es mein Wunsch Ihnen, geliebter Oheim, zu schreiben, um Ihnen recht herzlich zu danken für Ihre gütige Teilnahme an unserm traurigen Geschicke und Ihr wahrhaft großmüthiges Anerbieten, sich meines unglücklichen Bruders annehmen und uns thätig beystehen zu wollen, aber bey meiner zunehmenden Schwäche und Kränklichkeit wozu noch der Kummer um den Bruder kömmt ist mir das Schreiben sehr angreiffend und oft unmöglich, daher werden Sie mein Schweigen entschuldigen.
Bevor ich Ihnen die Nachrichten über August mittheile erlauben Sie mir, mein theurer Oheim, daß ich bey Ihnen anfrage: ob Sie es auch genehmigen daß ich 4 Luis dʼor behalten darf, die meine gute Schwester (weil sie es weiß daß ich es bedarf) mir von dem Gelde zugeschickt hat welches sie Ihrer Güte verdankt, in dem Falle sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank dafür, sollten Sie sie aber zu einem andern Zwecke bestimmt haben so bin ich gern erbötig sie sogleich zurück zuschicken.
Aus Verden haben wir kürzlich keine Nachricht, doch haben wir auf andre Weise erfahren daß die Aufnahme des Kranken in Hildesheim [2] durch das Oberschulcolegium in Hannover bewirkt ist und er nächstens dahin wird abgeführt werden. Hildesheim ist eine vortreffliche Anstalt für solche Leidende, die Verpflegungskosten betragen jährlich 200 r. welche man für den Anfang aus seinen Mitteln zu entrichten hofft. Der dortige sehr geschickte Arzt muß dann ein Gutachten ausstellen, ob er an seine gänzliche und baldige Genesung glaubt, darauf begründen sich dann die weiteren Schritte die gethan werden müssen. Sollte er nicht in Dienst bleiben können, was ich fast fürchte, dann muß das Ministerium in Anspruch genommen werden, wegen einer Pension, womit sie sehr schwierig seyn sollen. Onkel Breiger, hat sich auf diesen Fall erboten ein Gesuch dahin abgehen zu lassen. An das Oberschulcolegium hat der hiesige Schuldirector Dr. Nöldeke sogleich geschrieben, wie wir von Augusts kranken Gemüthszustand unterrichtet waren, es ist zwar keine Antwort erfolgt, doch ist jetzt geschehen was wir wünschten.
August seine Sachen sollen in ganz guter Ordnung gewesen seyn, man fand keine Schulden, sondern er hatte sich noch etwas übergespart, ob es aber hinreichen wird alles zu bezahlen was in dieser Zeit für ihn nöthig gewesen ist wissen wir nicht, mögen auch nicht danach fragen, weil sie sonst vielleicht mit Forderungen kommen die wir nicht erfüllen können, sobald wir etwas davon erfahren theilen wir es Ihnen sogleich mit. Auch waren seine Wäsche und Kleidung in guten Zustande, was er davon in seiner Verwirrung verdorben hat wissen wir noch nicht.
Mit Besorgniß denke ich daran wie der Aufenthalt in Hildesheim [3] auf August wirken wird, da er seine fixen Ideen ausgenommen recht gut weiß was um ihn her vorgeht, Gott gebe für ihn und für uns das Beste. Sie wünschen das Alter meines Bruders zu wissen, ich weiß es ganz genau, er ist den 10ten October 1839 51 Jahre alt geworden.
Mit Betrübniß höre ich von meiner Mutter daß Sie mein theurer Oheim, nicht ganz mit Ihrer Gesundheit zufrieden sind, der Winter führt manche Beschwerde herbey wovon hoffentlich die mildere Jahrszeit Sie wieder befreien wird, wenigstens wünsche ich dies von ganzen Herzen, damit Ihr uns so theures Leben uns noch recht lange erhalten wird.
Schließlich erlauben Sie mir daß ich Ihnen noch einige Worte über meine Kinder sage. Meine Pauline ist nun schon im achtzehnten Jahre, sie ist zart aber Gottlob gesund, sie ist mir bey meiner schwachen Gesundheit eine unentbehrliche Stütze. Mein Adolph ist ein fleißiger, guter Knabe, der sich die Liebe seiner Lehrer und den Beifall vieler Menschen erwirbt, er hat sich für das Studium der Theologie bestimmt und ist auch dazu fähig befunden, da ich es aber nicht ohne Beistand vollbringen kann, so ist es die Frage ob wir zum Ziele gelangen, besonders nach dem uns wiederum betroffenen Unglücksfall. Er wird diesen Ostern von Onkel Breiger confirmirt, der zu meiner Freude solche Handlungen recht feierlich macht und den Kindern diesen wichtigen Schritt recht an’s Herz legt, so machte es mein guter Vater auch, nie werde ich seine Lehren vergessen.
Nun, mein theurer Oheim, empfehle ich mich und die meinigen Ihrer ferneren Güte und wünsche Ihnen recht wohl zu leben. Mit Hochachtung
Ihre gehorsame Nichte
W. Spall
[4] [leer]
Theurster Oheim!
Da meine Mutter wegen Unpäßlichkeit heute nicht schreiben kann und Sie vielleicht Nachrichten von hier erwarten, so mache ich mir ein Vergnügen daraus Ihnen so viel wir wissen mitzutheilen. Schon längst war es mein Wunsch Ihnen, geliebter Oheim, zu schreiben, um Ihnen recht herzlich zu danken für Ihre gütige Teilnahme an unserm traurigen Geschicke und Ihr wahrhaft großmüthiges Anerbieten, sich meines unglücklichen Bruders annehmen und uns thätig beystehen zu wollen, aber bey meiner zunehmenden Schwäche und Kränklichkeit wozu noch der Kummer um den Bruder kömmt ist mir das Schreiben sehr angreiffend und oft unmöglich, daher werden Sie mein Schweigen entschuldigen.
Bevor ich Ihnen die Nachrichten über August mittheile erlauben Sie mir, mein theurer Oheim, daß ich bey Ihnen anfrage: ob Sie es auch genehmigen daß ich 4 Luis dʼor behalten darf, die meine gute Schwester (weil sie es weiß daß ich es bedarf) mir von dem Gelde zugeschickt hat welches sie Ihrer Güte verdankt, in dem Falle sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank dafür, sollten Sie sie aber zu einem andern Zwecke bestimmt haben so bin ich gern erbötig sie sogleich zurück zuschicken.
Aus Verden haben wir kürzlich keine Nachricht, doch haben wir auf andre Weise erfahren daß die Aufnahme des Kranken in Hildesheim [2] durch das Oberschulcolegium in Hannover bewirkt ist und er nächstens dahin wird abgeführt werden. Hildesheim ist eine vortreffliche Anstalt für solche Leidende, die Verpflegungskosten betragen jährlich 200 r. welche man für den Anfang aus seinen Mitteln zu entrichten hofft. Der dortige sehr geschickte Arzt muß dann ein Gutachten ausstellen, ob er an seine gänzliche und baldige Genesung glaubt, darauf begründen sich dann die weiteren Schritte die gethan werden müssen. Sollte er nicht in Dienst bleiben können, was ich fast fürchte, dann muß das Ministerium in Anspruch genommen werden, wegen einer Pension, womit sie sehr schwierig seyn sollen. Onkel Breiger, hat sich auf diesen Fall erboten ein Gesuch dahin abgehen zu lassen. An das Oberschulcolegium hat der hiesige Schuldirector Dr. Nöldeke sogleich geschrieben, wie wir von Augusts kranken Gemüthszustand unterrichtet waren, es ist zwar keine Antwort erfolgt, doch ist jetzt geschehen was wir wünschten.
August seine Sachen sollen in ganz guter Ordnung gewesen seyn, man fand keine Schulden, sondern er hatte sich noch etwas übergespart, ob es aber hinreichen wird alles zu bezahlen was in dieser Zeit für ihn nöthig gewesen ist wissen wir nicht, mögen auch nicht danach fragen, weil sie sonst vielleicht mit Forderungen kommen die wir nicht erfüllen können, sobald wir etwas davon erfahren theilen wir es Ihnen sogleich mit. Auch waren seine Wäsche und Kleidung in guten Zustande, was er davon in seiner Verwirrung verdorben hat wissen wir noch nicht.
Mit Besorgniß denke ich daran wie der Aufenthalt in Hildesheim [3] auf August wirken wird, da er seine fixen Ideen ausgenommen recht gut weiß was um ihn her vorgeht, Gott gebe für ihn und für uns das Beste. Sie wünschen das Alter meines Bruders zu wissen, ich weiß es ganz genau, er ist den 10ten October 1839 51 Jahre alt geworden.
Mit Betrübniß höre ich von meiner Mutter daß Sie mein theurer Oheim, nicht ganz mit Ihrer Gesundheit zufrieden sind, der Winter führt manche Beschwerde herbey wovon hoffentlich die mildere Jahrszeit Sie wieder befreien wird, wenigstens wünsche ich dies von ganzen Herzen, damit Ihr uns so theures Leben uns noch recht lange erhalten wird.
Schließlich erlauben Sie mir daß ich Ihnen noch einige Worte über meine Kinder sage. Meine Pauline ist nun schon im achtzehnten Jahre, sie ist zart aber Gottlob gesund, sie ist mir bey meiner schwachen Gesundheit eine unentbehrliche Stütze. Mein Adolph ist ein fleißiger, guter Knabe, der sich die Liebe seiner Lehrer und den Beifall vieler Menschen erwirbt, er hat sich für das Studium der Theologie bestimmt und ist auch dazu fähig befunden, da ich es aber nicht ohne Beistand vollbringen kann, so ist es die Frage ob wir zum Ziele gelangen, besonders nach dem uns wiederum betroffenen Unglücksfall. Er wird diesen Ostern von Onkel Breiger confirmirt, der zu meiner Freude solche Handlungen recht feierlich macht und den Kindern diesen wichtigen Schritt recht an’s Herz legt, so machte es mein guter Vater auch, nie werde ich seine Lehren vergessen.
Nun, mein theurer Oheim, empfehle ich mich und die meinigen Ihrer ferneren Güte und wünsche Ihnen recht wohl zu leben. Mit Hochachtung
Ihre gehorsame Nichte
W. Spall
[4] [leer]
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 08.01.1840
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.55
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.55
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 09.01.1840
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.18
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
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