• Adolf Friedrich Stenzler to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Paris · Date: 28.09.1831
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Adolf Friedrich Stenzler
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Paris
  • Date: 28.09.1831
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36979
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.26,Nr.82
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 23,4 x 19 cm
  • Incipit: „[1] London d. 28sten Septbr 1831.
    In diesem Augenblicke empfange ich Ew. Hochwohlgeboren gütigstes Schreiben, und halte es für meine Pflicht, [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] London d. 28sten Septbr 1831.
In diesem Augenblicke empfange ich Ew. Hochwohlgeboren gütigstes Schreiben, und halte es für meine Pflicht, den Besuch des East India Hauses aufzuschieben, um Ihnen sobald als möglich eine Antwort zukommen zu lassen. – Nach den vielen Beweisen von Ihrer gütigen Theilnahae an meinen Bemühungen im Felde der alt-indischen Literatur müßte ich wahrlich entweder sehr undankbar sein, oder einen zu großen Grad von Eitelkeit besitzen, wenn ich die Bemerkungen in Ihrem vorletzten Briefe einer anderen Gesinnung gegen mich hätte zuschreiben wollen, als derjenigen welche Sie mir bis dahin gezeigt hatten.
Die Grundsätze der Kritik welche ich im Raghu Vansa befolgt habe, indem ich es mir zur Aufgabe machte, den Text wieder herzustellen welcher dem ausgezeichneten Commentare des Mallinātha zum Grunde lag, sind meiner Meinung nach die einzigen welche man jetzt, u namentlich in der ersten Ausgabe eines Werkes anwenden darf, ohne sich einer zu großen Willkür schuldig zu machen. Die Handschriften des Raghu Vansa bieten dieselbe Erscheinung dar wie die des Rāmāyaṇa, nämlich zwei verschiedene Recensionen, u ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß Ihre Ausgabe des letzteren Werkes mir zum Vorbilde diente. Was die Art des Uebersetzens betrifft, so habe ich mich schon in dem Specimen (ich nenne es ungern) bemüht, zu zeigen, dß es mir auch bei einer lateinischen Uebersetzung vor allen Dingen darauf ankommt verstanden zu werden. In Rücksicht des Styls habe ich freilich häufig geschwankt, ob ich Eleganz der Wörtlichkeit oder diese jener aufopfern solle, u ich empfinde die Gefahren [2] dieser Klippe um so lebhafter bei einem so schwierigen Gedichte wie der Raghu Vansa ist. Bopps Uebersetzung des Nalus, welche in der ersten Auflage freilich ein Wörterbuch ersetzen mußte, kann ich in der zweiten Auflage durchaus nicht billigen.
Ihr Vorschlag wegen der Abschrift u Collation des Rāmāyaṇa ist mir sehr schmeichelhaft, u vorausgesetzt, daß es mir möglich ist in London zu bleiben, so bin ich gerne bereit ihn anzunehmen. Sie wissen aber selbst, was dazu erfordert wird hier zu leben. Da ich von Hause keine Unterstützung mehr erwarten kann, so bin ich völlig beschränkt auf meiner Hände Arbeit, u gerade in diesem Augenblicke ist meine Lage um so schlimmer, als ein vierwöchentliches Krankenlager mir nicht nur die so theure Zeit sondern auch noch die schweren Ausgaben für ärztliche Hülfe gekostet hat. Dazu kommt daß die zurückgebliebene Schwäche mir das anhaltende Arbeiten noch nicht wieder erlaubt. Ich werde aber hoffentlich wieder Mittel finden meinen Aufenthalt hieselbst zu verlängern, u sehe mit Freuden Ihrer Ankunft entgegen, um das Nähere über die Abschrift des Rāmāyaṇa mit Ihnen besprechen zu können.
Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlsein u der aufrichtigsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AFStenzler
care of. Messrs. Giles, Son & Sidgwick.
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[1] London d. 28sten Septbr 1831.
In diesem Augenblicke empfange ich Ew. Hochwohlgeboren gütigstes Schreiben, und halte es für meine Pflicht, den Besuch des East India Hauses aufzuschieben, um Ihnen sobald als möglich eine Antwort zukommen zu lassen. – Nach den vielen Beweisen von Ihrer gütigen Theilnahae an meinen Bemühungen im Felde der alt-indischen Literatur müßte ich wahrlich entweder sehr undankbar sein, oder einen zu großen Grad von Eitelkeit besitzen, wenn ich die Bemerkungen in Ihrem vorletzten Briefe einer anderen Gesinnung gegen mich hätte zuschreiben wollen, als derjenigen welche Sie mir bis dahin gezeigt hatten.
Die Grundsätze der Kritik welche ich im Raghu Vansa befolgt habe, indem ich es mir zur Aufgabe machte, den Text wieder herzustellen welcher dem ausgezeichneten Commentare des Mallinātha zum Grunde lag, sind meiner Meinung nach die einzigen welche man jetzt, u namentlich in der ersten Ausgabe eines Werkes anwenden darf, ohne sich einer zu großen Willkür schuldig zu machen. Die Handschriften des Raghu Vansa bieten dieselbe Erscheinung dar wie die des Rāmāyaṇa, nämlich zwei verschiedene Recensionen, u ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß Ihre Ausgabe des letzteren Werkes mir zum Vorbilde diente. Was die Art des Uebersetzens betrifft, so habe ich mich schon in dem Specimen (ich nenne es ungern) bemüht, zu zeigen, dß es mir auch bei einer lateinischen Uebersetzung vor allen Dingen darauf ankommt verstanden zu werden. In Rücksicht des Styls habe ich freilich häufig geschwankt, ob ich Eleganz der Wörtlichkeit oder diese jener aufopfern solle, u ich empfinde die Gefahren [2] dieser Klippe um so lebhafter bei einem so schwierigen Gedichte wie der Raghu Vansa ist. Bopps Uebersetzung des Nalus, welche in der ersten Auflage freilich ein Wörterbuch ersetzen mußte, kann ich in der zweiten Auflage durchaus nicht billigen.
Ihr Vorschlag wegen der Abschrift u Collation des Rāmāyaṇa ist mir sehr schmeichelhaft, u vorausgesetzt, daß es mir möglich ist in London zu bleiben, so bin ich gerne bereit ihn anzunehmen. Sie wissen aber selbst, was dazu erfordert wird hier zu leben. Da ich von Hause keine Unterstützung mehr erwarten kann, so bin ich völlig beschränkt auf meiner Hände Arbeit, u gerade in diesem Augenblicke ist meine Lage um so schlimmer, als ein vierwöchentliches Krankenlager mir nicht nur die so theure Zeit sondern auch noch die schweren Ausgaben für ärztliche Hülfe gekostet hat. Dazu kommt daß die zurückgebliebene Schwäche mir das anhaltende Arbeiten noch nicht wieder erlaubt. Ich werde aber hoffentlich wieder Mittel finden meinen Aufenthalt hieselbst zu verlängern, u sehe mit Freuden Ihrer Ankunft entgegen, um das Nähere über die Abschrift des Rāmāyaṇa mit Ihnen besprechen zu können.
Mit den besten Wünschen für Ihr Wohlsein u der aufrichtigsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AFStenzler
care of. Messrs. Giles, Son & Sidgwick.
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