• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 03.09.1824
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 03.09.1824
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 62‒65.
  • Incipit: „[1] London, d. 3ten Septemb. 24.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Hochverehrtester Lehrer!
    Es schmerzt mich sehr, diesen Brief mit einer für Ewr. Hochwohlgebohren sehr unangenehmen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.25
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,7 x 18,6 cm
[1] London, d. 3ten Septemb. 24.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochverehrtester Lehrer!
Es schmerzt mich sehr, diesen Brief mit einer für Ewr. Hochwohlgebohren sehr unangenehmen Nachricht eröffnen zu müssen: Herr Bohte ist gestern Abend nach einem sehr kurzen Krankenlager von hinnen geschieden; seine Krankheit ist eine Entzündung in den Eingeweiden gewesen, eine Krankheit, die jetzt hier sehr gangbar ist und zum Theil in der furchtbaren Hitze ihren Grund hat, womit wir jetzt geplagt werden; für mich ist sein Verlust sehr schmerzlich, da er mir immer viele Freundschaft erzeigt hat und in seinem Hause viele Annehmlichkeiten genoß, die ich hier nirgends wiederfinden kann. Die deutschen Reisende und die buchhändlerische Verbindung zwischen England und Deutschland, werden ihn sehr vermissen, da er durch Zeit und Routine sich alle Kenntnisse erworben hatte, die in seinem Geschäfte nöthig sind, und sehr thätig und gefällig war. Die Förderung meiner Studien ist in der letzten Woche dadurch sehr gehemmt worden, wofür ich um Ihre Nachsicht bitte. Ich hoffe selbst, durch vorbeugende Maaßregeln dem allgemeinen Uebel zu entgehen, wenigstens einen Angriff zu schwächen; die Krankheit ist auf keinen Fall langwierig. ‒ Da ich glauben muß, daß Sie die Materialien zum ersten Buche so bald wie möglich, zu erhalten wünschen, habe ich gewagt, sie dem Herrn Dr. Fick anzuvertrauen, der über Rotterdam nach Deutschland geht und durch Bonn kommen wird; er hat mir versprochen, sie Ihnen eigenhändig zuzustellen und ich zweifle nicht, daß er sein Versprechen erfüllen wird. Ich hatte keine Aussicht zu irgend einer sichern Gelegenheit, [2] und wollte nicht, daß durch eine Nachlässigkeit von meiner Seite Ihre Unternehmung gehemmt werden sollte. Wenn das Paket verlohren gehen sollte, wäre dieses freilich noch schlimmer, und ich müßte mich dann gleich hinsetzen, um den Verlust zu ersetzen. Die fertigen Abschriften des zweiten Buches habe ich nicht mitgegeben, um nicht zu gleicher Zeit zu viel auf dem Herzen zu haben. In den Devan[agari] Hdschften bin ich mit dem zweiten Bande der E[ditio] S[eramporica] durch und fahre jetzt in denselben fort. Mit dem Bengal. Manuscript muß ich doch immer nachhinken. In Toddʼs Manuscript bin ich durch die unerwartete Störung noch nicht mit dem zweiten Buche fertig; hoffe aber in vierzehn Tagen am vierten Buche zu seyn; ich muß das Buch wohl erst durchlesen, ehe ich an die Abschrift gehen kann. Es ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden, ein Manuscript, auch das beste, wenn es einzeln da steht und mit keinem Commentare versehen ist, überall richtig zu lesen, zumahl wenn der Gegenstand unbekannt ist. Auch unter baarem Unsinne vermuthet man einen Sinn, so lange bis man das Richtige errathen hat. Da Ewr. Hochwohlgebohren die Abschriften zum zweiten Buche wohl nicht vor dem nächsten Frühjahre nöthig haben, werde ich, auf den Fall daß mein Hierbleiben definitiv realisirt wird, auch das 6te und 7te Buch nach dem Cod. T[odd] vornehmen; ich muß dann freilich das 3te und 4te Buch zum Theil in Bonn redigiren; wenn ich aber dieses vorher weiß, kann ich meine ersten Abschriften kritisch durcharbeiten und wo mir Zweifel bleiben, auf die Commentare Rücksicht nehmen. Die Commentare zum Ram[ayana] womit ich bekannt bin, enthalten nicht viel, was für uns brauchbar wäre; nichts geographisches, vom historischen nicht zu sprechen, mythologische Speculationen im Ueberfluß. Die Worterklärungen [3] sind oft überflüssig, oft wie [ich gl]aube, verwerflich, da der Commentator ein seltenes Wort gewöhnlich nach dem Context erklärt und nach dem, was der Dichter hätte sagen können; auf Ableitung und Paralelstellen wird nie Rücksicht genommen. Auf Varianten wird oft Rücksicht genommen, aber keine wird verworfen, die eine wird so gut erklärt wie die andre. Doch ist des Nützlichen mehreres darunter und sehr viel curioses; so habe ich kürzlich eine sehr künstliche Erklärung einer Stelle gefunden, wo Ramas 17 Jahre alt genannt wird, obwohl er nach den verschiedenen andern Stellen 28 seyn müßte.
Wenn Herr Freytag nicht verreist ist, haben Sie vielleicht die Güte, ihm folgenden Auszug aus einem Briefe von Dr. Wait in Cambridge mitzutheilen, der sich für sein arabisches Lexikon sehr interessirt.
Erlauben Sie mir schließlich, mich zu unterzeichnen,
Ewr. Hochwohlgebohren
dankbarsten und ergebensten
Chr. Laßen.

Bedwells Arabic Lexicon in 8 M.S.S. Vols from whence Castell compiled the Arabic part of his Synglot is in the University of Cambridge. The 2d. Vol. of Pizziʼs Arabic Lexicon (never before published) is for sale in London. Should Mr. Freitag come to Cambrigde, I shall be happy to facilitate his use of the M.SS. There are also, in the University, some Arab. M.SS. Lexica explained in Persian, two good copies of the Kámús, of Sikkhʼ el loghat and others. ‒
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[1] London, d. 3ten Septemb. 24.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochverehrtester Lehrer!
Es schmerzt mich sehr, diesen Brief mit einer für Ewr. Hochwohlgebohren sehr unangenehmen Nachricht eröffnen zu müssen: Herr Bohte ist gestern Abend nach einem sehr kurzen Krankenlager von hinnen geschieden; seine Krankheit ist eine Entzündung in den Eingeweiden gewesen, eine Krankheit, die jetzt hier sehr gangbar ist und zum Theil in der furchtbaren Hitze ihren Grund hat, womit wir jetzt geplagt werden; für mich ist sein Verlust sehr schmerzlich, da er mir immer viele Freundschaft erzeigt hat und in seinem Hause viele Annehmlichkeiten genoß, die ich hier nirgends wiederfinden kann. Die deutschen Reisende und die buchhändlerische Verbindung zwischen England und Deutschland, werden ihn sehr vermissen, da er durch Zeit und Routine sich alle Kenntnisse erworben hatte, die in seinem Geschäfte nöthig sind, und sehr thätig und gefällig war. Die Förderung meiner Studien ist in der letzten Woche dadurch sehr gehemmt worden, wofür ich um Ihre Nachsicht bitte. Ich hoffe selbst, durch vorbeugende Maaßregeln dem allgemeinen Uebel zu entgehen, wenigstens einen Angriff zu schwächen; die Krankheit ist auf keinen Fall langwierig. ‒ Da ich glauben muß, daß Sie die Materialien zum ersten Buche so bald wie möglich, zu erhalten wünschen, habe ich gewagt, sie dem Herrn Dr. Fick anzuvertrauen, der über Rotterdam nach Deutschland geht und durch Bonn kommen wird; er hat mir versprochen, sie Ihnen eigenhändig zuzustellen und ich zweifle nicht, daß er sein Versprechen erfüllen wird. Ich hatte keine Aussicht zu irgend einer sichern Gelegenheit, [2] und wollte nicht, daß durch eine Nachlässigkeit von meiner Seite Ihre Unternehmung gehemmt werden sollte. Wenn das Paket verlohren gehen sollte, wäre dieses freilich noch schlimmer, und ich müßte mich dann gleich hinsetzen, um den Verlust zu ersetzen. Die fertigen Abschriften des zweiten Buches habe ich nicht mitgegeben, um nicht zu gleicher Zeit zu viel auf dem Herzen zu haben. In den Devan[agari] Hdschften bin ich mit dem zweiten Bande der E[ditio] S[eramporica] durch und fahre jetzt in denselben fort. Mit dem Bengal. Manuscript muß ich doch immer nachhinken. In Toddʼs Manuscript bin ich durch die unerwartete Störung noch nicht mit dem zweiten Buche fertig; hoffe aber in vierzehn Tagen am vierten Buche zu seyn; ich muß das Buch wohl erst durchlesen, ehe ich an die Abschrift gehen kann. Es ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden, ein Manuscript, auch das beste, wenn es einzeln da steht und mit keinem Commentare versehen ist, überall richtig zu lesen, zumahl wenn der Gegenstand unbekannt ist. Auch unter baarem Unsinne vermuthet man einen Sinn, so lange bis man das Richtige errathen hat. Da Ewr. Hochwohlgebohren die Abschriften zum zweiten Buche wohl nicht vor dem nächsten Frühjahre nöthig haben, werde ich, auf den Fall daß mein Hierbleiben definitiv realisirt wird, auch das 6te und 7te Buch nach dem Cod. T[odd] vornehmen; ich muß dann freilich das 3te und 4te Buch zum Theil in Bonn redigiren; wenn ich aber dieses vorher weiß, kann ich meine ersten Abschriften kritisch durcharbeiten und wo mir Zweifel bleiben, auf die Commentare Rücksicht nehmen. Die Commentare zum Ram[ayana] womit ich bekannt bin, enthalten nicht viel, was für uns brauchbar wäre; nichts geographisches, vom historischen nicht zu sprechen, mythologische Speculationen im Ueberfluß. Die Worterklärungen [3] sind oft überflüssig, oft wie [ich gl]aube, verwerflich, da der Commentator ein seltenes Wort gewöhnlich nach dem Context erklärt und nach dem, was der Dichter hätte sagen können; auf Ableitung und Paralelstellen wird nie Rücksicht genommen. Auf Varianten wird oft Rücksicht genommen, aber keine wird verworfen, die eine wird so gut erklärt wie die andre. Doch ist des Nützlichen mehreres darunter und sehr viel curioses; so habe ich kürzlich eine sehr künstliche Erklärung einer Stelle gefunden, wo Ramas 17 Jahre alt genannt wird, obwohl er nach den verschiedenen andern Stellen 28 seyn müßte.
Wenn Herr Freytag nicht verreist ist, haben Sie vielleicht die Güte, ihm folgenden Auszug aus einem Briefe von Dr. Wait in Cambridge mitzutheilen, der sich für sein arabisches Lexikon sehr interessirt.
Erlauben Sie mir schließlich, mich zu unterzeichnen,
Ewr. Hochwohlgebohren
dankbarsten und ergebensten
Chr. Laßen.

Bedwells Arabic Lexicon in 8 M.S.S. Vols from whence Castell compiled the Arabic part of his Synglot is in the University of Cambridge. The 2d. Vol. of Pizziʼs Arabic Lexicon (never before published) is for sale in London. Should Mr. Freitag come to Cambrigde, I shall be happy to facilitate his use of the M.SS. There are also, in the University, some Arab. M.SS. Lexica explained in Persian, two good copies of the Kámús, of Sikkhʼ el loghat and others. ‒
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