• August Wilhelm von Schlegel to Christian Lassen

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: London · Date: 08.09.1824
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Lassen
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: London
  • Date: 08.09.1824
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 65‒70.
  • Incipit: „[1] Bonn, d. 8ten Sept. 1824.
    Ich habe Ihnen, mein theuerster Herr und Freund, seit geraumer Zeit nicht geschrieben. Ich hoffe, daß [...]“
    Manuscript
  • Provider: Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
  • OAI Id: 1835904
  • Classification Number: S 860 : III : 6
  • Provenance: Der Brief gelangte 1876 als Geschenk der Witwe Christian Lassens in die Universitätsbibliothek Bonn.
  • Number of Pages: 1 e. Br. (3 S.)
  • Format: 25 x 20,5 cm
  • Particularities: Mit Briefumschlag (Poststempel). - Die Briefe mit der Signatur S 860 sind in drei Faszikeln gebunden - dieser Brief befindet sich als Nr. 6 in Faszikel III.
[1] Bonn, d. 8ten Sept. 1824.
Ich habe Ihnen, mein theuerster Herr und Freund, seit geraumer Zeit nicht geschrieben. Ich hoffe, daß Sie sich darüber nicht beunruhigt haben. Sie können gewiß seyn, daß so oft Sie mir etwas Ihre eigenen Angelegenheiten betreffendes melden, was eine schleunige Antwort erfodert, diese auch sogleich erfolgen wird. Sie haben hievon schon die Erfahrung gemacht. Sollten Sie in oekonomische Verlegenheiten gerathen, so können Sie sich immer mit vollem Zutrauen an mich wenden. Ich bin meinerseits gewiß, daß Sie Ihre Einrichtungen möglichst nach unsern gemeinschaftlichen Mitteln treffen werden. Die Ursache meines langen Stillschweigens lag einzig in meinen überhäuften Arbeiten und andern Abhaltungen. Ich hatte die Latein. Rede am Geburtstag des Königs zu halten. Da ich es gut zu machen wünschte, so hat mir dieß nicht wenig Zeit gekostet: es ist mir denn auch gelungen, ungemeinen Beifall damit zu erwerben. Dann wurde der junge Johnston krank und zwar auf eine ziemlich bedenkliche Weise. Er ist nun völlig wieder hergestellt, es hat mir aber große Sorge gemacht. Ferner mußte ich einer Commission wegen nach Cöln reisen. Zu dem allen kommt noch, daß auf Königl. Befehl unsre Herbstferien abgekürzt sind, so daß wir unsre Vorlesungen bis zum 15ten Sept. fortsetzen müssen. Zudem werde ich wohl für das nächste akademische Jahr Rector werden. Dieß macht auch eine Störung in den gelehrten Arbeiten: da die Reihe mich aber doch irgend einmal treffen muß, so will ich es lieber jetzt übernehmen als in der Folge. ‒ Alles obige ist nun auch Ursache gewesen, daß ich bis jetzt noch gar nicht dazu kommen konnte, die schon in meinen Händen befindlichen Materialien zur Kritik des Râm[âyana] aufs neue und genauer durchzuarbeiten. ‒ In diesen Tagen wird mein Gesuch um die Verlängerung Ihres Reisestipendiums an das Ministerium abgehen. Ich habe es schon bei einem der Räthe bevorwortet, der mich einen günstigen Bescheid hoffen läßt. Übrigens habe ich das Gesuch geflissentlich aufgeschoben, weil ich hoffte, der Eindruck meiner Rede werde das K. Ministerium günstiger dafür stimmen. Sollte die Bewilligung und Zahlung später erfolgen, als es für Ihre Bedürfnisse nöthig ist, so werde ich Ihnen gern einen Vorschuß darauf in London anweisen. ‒ Was die Bücher von Baldwin betrifft, so ist es sehr willkommen, daß sie schon bezahlt sind. Außer dem Bhag[avat] G[îtâ] und Gîta Gov[inda] wünsche ich auch den Amarû Ṣataka zu behalten, weil mein Ex. schadhaft ist. Ferner möchte ich gern bei dieser Gelegenheit ein wirklich in Quart gedrucktes und nicht zerschnittenes Exemplar der Siddhânta Kaumudî eintauschen; mein Ex. ist gar zu unbequem zum Gebrauch, und bei Ausarbeitung einer Grammatik wird man doch das Buch mit vielem Nutzen zu Rathe ziehen können. Forsters Grammatik steht gerade in gleichem Preise damit, vielleicht ließe sich dieß also von Parbury [2] erlangen. Den Carey Kirâtârjunîya, und wenn kein Ex. der Siddh[ânta] Kaumudî nach meinem Wunsche zu haben ist, auch den Forster verkaufen Sie nur so vortheilhaft Sie konnen, melden Sie mir die Summe und behalten Sie selbige als einen Beitrag zur Bestreitung der Unkosten Ihres Aufenthalts in London. ‒ Richter hat mir immer noch nicht geschrieben: gehen Sie ihn doch dringend an wegen der Cârnaṭaca Grammar, die sich in dem aus Paris empfangenen Pakete der ihm eingehändigten Bücher nicht gefunden hat; dann wegen des Verzeichnisses der Subscribenten. Sagen Sie ihm nur, ich sei sehr empfindlich darüber, daß er mir gar nicht geschrieben. ‒ Ich habe immer noch Lust das Ghata-Karparam in Taschenformat herauszugeben. Nehmen Sie also die erste Gelegenheit wahr, Colebrookeʼs Orakel über die einzige schwierige Stelle zu befragen: ob er eine Emendation für nöthig hält, oder wie er sie erklärt. Es ist, soviel ich sehen kann, auch in Paris kein Exemplar dieses Gedichtes vorhanden. Erforschen Sie doch gelegentlich, ob in den Londoner Bibliotheken nicht etwa eine Handschrift verborgen steckt, etwa als Anfang des Amarû Sataka oder sonst. Ich habe Lust, zu Anfang des nächsten Jahres eine Druckprobe des Râm[âyana] zu geben, um durch die typograph. Eleganz die Subscription zu fördern, wobei ich denn zugleich den Termin derselben verlängern, und die spätere Erscheinung der ersten Lieferung ankündigen würde. Nächstens schreibe ich Ihnen wieder, und ausführlich über die fernerhin bei Ihren Arbeiten zu befolgende Methode. Heute würde der Brief liegen bleiben, wenn ich es thun wollte, denn ich müßte zuvor alles genau wieder durchstudiren, was Sie mir darüber geschrieben, folgen Sie also nur einstweilen Ihrem eignen Urtheil: ich bin überzeugt, daß Sie die Arbeiten alle gewissenhaft verrichten, und daß Sie auch die kritische Einsicht besitzen, um sie zweckmäßig anzuordnen. Freilich wird es wohl nöthig seyn, daß Sie bis zum Herbst des nächsten Jahres ununterbrochen in London verweilen. ‒ In Paris Hülfe zu finden, habe ich vergeblich gehofft. Ich hatte mich durch Rémusat an die dortige Asiat. Gesellschaft gewendet, mit der Anfrage, ob ich nicht durch ihre Vermittlung gegen ein Honorar Collationen oder Transscriptionen der Pariser Manuscripte des Râm[âyana] erhalten könnte. Allein Chézy hat es hintertrieben, indem er erklärte, er werde es nicht leiden, daß einer seiner Schüler dieß übernähme. Seine Eifersucht gegen mich ist in die offenbarste Feindseligkeit ausgebrochen. Zum Glück ist Rémusat an Langlès Stelle Bewahrer der Oriental. Manuscripte. Darüber ist nun Chezy vollends wüthend geworden, und ein Todfeind seines glücklicheren Nebenbuhlers. Rémusat versichert mir dagegen, er werde nachdrücklichst dafür sorgen, daß mir bei der künftigen Benutzung der Manuscripte keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. ‒ Ich schreibe an den Herrn Staatsminister von Altenstein, und bitte ihn um eine Empfehlung für Sie an den künftigen Preuß. Gesandten in London; ich hoffe, daß ich auch künftig Pakete durch Gesandtschafts [3] Gelegenheit von Ihnen erhalten können. Ohne Zweifel schrieb ich Ihnen schon, daß ich das erste mit den drei Manuscripten richtig empfangen habe. Vergessen Sie bei der nächsten Sendung nicht den Überrest der Gesetze des Manus. Es wäre mir sehr angenehm sie zu haben. ‒ Wilsons Abhandlung über Kashmîr ist mir zugekommen ‒ ich habe nicht ersehen können auf welchem Wege; vermuthlich durch einen Reisenden. ‒ Mit dem Absatze des Bhag[avad] G[îtâ] auf dem festen Lande habe ich Ursache sehr zufrieden zu seyn: dieß ist eine günstige Vorbedeutung für den Râmay[ana]. ‒ Grüßen Sie doch Herrn Bohte vielmals von mir, und sagen Sie ihm, er möge mir die Fortsetzung seines Catalogs senden: je mehr ich davon vor Augen habe, desto besser bin ich im Stande, denselben in der Vorrede zu empfehlen. Nun für heute muß ich schließen. Leben Sie recht wohl, und sorgen Sie bei Ihren vielen Arbeiten auch für die Erhaltung Ihrer Gesundheit. Schreiben Sie ja fleißig, ich will auch mein langes Stillschweigen bald wieder umbringen.
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel.
Herrn Colebrooke sagen Sie, daß sein Sohn sich sehr wohl befindet und fleißig lernt.
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[1] Bonn, d. 8ten Sept. 1824.
Ich habe Ihnen, mein theuerster Herr und Freund, seit geraumer Zeit nicht geschrieben. Ich hoffe, daß Sie sich darüber nicht beunruhigt haben. Sie können gewiß seyn, daß so oft Sie mir etwas Ihre eigenen Angelegenheiten betreffendes melden, was eine schleunige Antwort erfodert, diese auch sogleich erfolgen wird. Sie haben hievon schon die Erfahrung gemacht. Sollten Sie in oekonomische Verlegenheiten gerathen, so können Sie sich immer mit vollem Zutrauen an mich wenden. Ich bin meinerseits gewiß, daß Sie Ihre Einrichtungen möglichst nach unsern gemeinschaftlichen Mitteln treffen werden. Die Ursache meines langen Stillschweigens lag einzig in meinen überhäuften Arbeiten und andern Abhaltungen. Ich hatte die Latein. Rede am Geburtstag des Königs zu halten. Da ich es gut zu machen wünschte, so hat mir dieß nicht wenig Zeit gekostet: es ist mir denn auch gelungen, ungemeinen Beifall damit zu erwerben. Dann wurde der junge Johnston krank und zwar auf eine ziemlich bedenkliche Weise. Er ist nun völlig wieder hergestellt, es hat mir aber große Sorge gemacht. Ferner mußte ich einer Commission wegen nach Cöln reisen. Zu dem allen kommt noch, daß auf Königl. Befehl unsre Herbstferien abgekürzt sind, so daß wir unsre Vorlesungen bis zum 15ten Sept. fortsetzen müssen. Zudem werde ich wohl für das nächste akademische Jahr Rector werden. Dieß macht auch eine Störung in den gelehrten Arbeiten: da die Reihe mich aber doch irgend einmal treffen muß, so will ich es lieber jetzt übernehmen als in der Folge. ‒ Alles obige ist nun auch Ursache gewesen, daß ich bis jetzt noch gar nicht dazu kommen konnte, die schon in meinen Händen befindlichen Materialien zur Kritik des Râm[âyana] aufs neue und genauer durchzuarbeiten. ‒ In diesen Tagen wird mein Gesuch um die Verlängerung Ihres Reisestipendiums an das Ministerium abgehen. Ich habe es schon bei einem der Räthe bevorwortet, der mich einen günstigen Bescheid hoffen läßt. Übrigens habe ich das Gesuch geflissentlich aufgeschoben, weil ich hoffte, der Eindruck meiner Rede werde das K. Ministerium günstiger dafür stimmen. Sollte die Bewilligung und Zahlung später erfolgen, als es für Ihre Bedürfnisse nöthig ist, so werde ich Ihnen gern einen Vorschuß darauf in London anweisen. ‒ Was die Bücher von Baldwin betrifft, so ist es sehr willkommen, daß sie schon bezahlt sind. Außer dem Bhag[avat] G[îtâ] und Gîta Gov[inda] wünsche ich auch den Amarû Ṣataka zu behalten, weil mein Ex. schadhaft ist. Ferner möchte ich gern bei dieser Gelegenheit ein wirklich in Quart gedrucktes und nicht zerschnittenes Exemplar der Siddhânta Kaumudî eintauschen; mein Ex. ist gar zu unbequem zum Gebrauch, und bei Ausarbeitung einer Grammatik wird man doch das Buch mit vielem Nutzen zu Rathe ziehen können. Forsters Grammatik steht gerade in gleichem Preise damit, vielleicht ließe sich dieß also von Parbury [2] erlangen. Den Carey Kirâtârjunîya, und wenn kein Ex. der Siddh[ânta] Kaumudî nach meinem Wunsche zu haben ist, auch den Forster verkaufen Sie nur so vortheilhaft Sie konnen, melden Sie mir die Summe und behalten Sie selbige als einen Beitrag zur Bestreitung der Unkosten Ihres Aufenthalts in London. ‒ Richter hat mir immer noch nicht geschrieben: gehen Sie ihn doch dringend an wegen der Cârnaṭaca Grammar, die sich in dem aus Paris empfangenen Pakete der ihm eingehändigten Bücher nicht gefunden hat; dann wegen des Verzeichnisses der Subscribenten. Sagen Sie ihm nur, ich sei sehr empfindlich darüber, daß er mir gar nicht geschrieben. ‒ Ich habe immer noch Lust das Ghata-Karparam in Taschenformat herauszugeben. Nehmen Sie also die erste Gelegenheit wahr, Colebrookeʼs Orakel über die einzige schwierige Stelle zu befragen: ob er eine Emendation für nöthig hält, oder wie er sie erklärt. Es ist, soviel ich sehen kann, auch in Paris kein Exemplar dieses Gedichtes vorhanden. Erforschen Sie doch gelegentlich, ob in den Londoner Bibliotheken nicht etwa eine Handschrift verborgen steckt, etwa als Anfang des Amarû Sataka oder sonst. Ich habe Lust, zu Anfang des nächsten Jahres eine Druckprobe des Râm[âyana] zu geben, um durch die typograph. Eleganz die Subscription zu fördern, wobei ich denn zugleich den Termin derselben verlängern, und die spätere Erscheinung der ersten Lieferung ankündigen würde. Nächstens schreibe ich Ihnen wieder, und ausführlich über die fernerhin bei Ihren Arbeiten zu befolgende Methode. Heute würde der Brief liegen bleiben, wenn ich es thun wollte, denn ich müßte zuvor alles genau wieder durchstudiren, was Sie mir darüber geschrieben, folgen Sie also nur einstweilen Ihrem eignen Urtheil: ich bin überzeugt, daß Sie die Arbeiten alle gewissenhaft verrichten, und daß Sie auch die kritische Einsicht besitzen, um sie zweckmäßig anzuordnen. Freilich wird es wohl nöthig seyn, daß Sie bis zum Herbst des nächsten Jahres ununterbrochen in London verweilen. ‒ In Paris Hülfe zu finden, habe ich vergeblich gehofft. Ich hatte mich durch Rémusat an die dortige Asiat. Gesellschaft gewendet, mit der Anfrage, ob ich nicht durch ihre Vermittlung gegen ein Honorar Collationen oder Transscriptionen der Pariser Manuscripte des Râm[âyana] erhalten könnte. Allein Chézy hat es hintertrieben, indem er erklärte, er werde es nicht leiden, daß einer seiner Schüler dieß übernähme. Seine Eifersucht gegen mich ist in die offenbarste Feindseligkeit ausgebrochen. Zum Glück ist Rémusat an Langlès Stelle Bewahrer der Oriental. Manuscripte. Darüber ist nun Chezy vollends wüthend geworden, und ein Todfeind seines glücklicheren Nebenbuhlers. Rémusat versichert mir dagegen, er werde nachdrücklichst dafür sorgen, daß mir bei der künftigen Benutzung der Manuscripte keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. ‒ Ich schreibe an den Herrn Staatsminister von Altenstein, und bitte ihn um eine Empfehlung für Sie an den künftigen Preuß. Gesandten in London; ich hoffe, daß ich auch künftig Pakete durch Gesandtschafts [3] Gelegenheit von Ihnen erhalten können. Ohne Zweifel schrieb ich Ihnen schon, daß ich das erste mit den drei Manuscripten richtig empfangen habe. Vergessen Sie bei der nächsten Sendung nicht den Überrest der Gesetze des Manus. Es wäre mir sehr angenehm sie zu haben. ‒ Wilsons Abhandlung über Kashmîr ist mir zugekommen ‒ ich habe nicht ersehen können auf welchem Wege; vermuthlich durch einen Reisenden. ‒ Mit dem Absatze des Bhag[avad] G[îtâ] auf dem festen Lande habe ich Ursache sehr zufrieden zu seyn: dieß ist eine günstige Vorbedeutung für den Râmay[ana]. ‒ Grüßen Sie doch Herrn Bohte vielmals von mir, und sagen Sie ihm, er möge mir die Fortsetzung seines Catalogs senden: je mehr ich davon vor Augen habe, desto besser bin ich im Stande, denselben in der Vorrede zu empfehlen. Nun für heute muß ich schließen. Leben Sie recht wohl, und sorgen Sie bei Ihren vielen Arbeiten auch für die Erhaltung Ihrer Gesundheit. Schreiben Sie ja fleißig, ich will auch mein langes Stillschweigen bald wieder umbringen.
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel.
Herrn Colebrooke sagen Sie, daß sein Sohn sich sehr wohl befindet und fleißig lernt.
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