• August Wilhelm von Schlegel to Christian Lassen

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: London · Date: 28.02.1825
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Lassen
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: London
  • Date: 28.02.1825
  • Notations: Satzfehler korrigiert.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 112‒116.
  • Incipit: „[1] Bonn, d. 28sten Febr. 25.
    Ihren beiden Briefe, mein werthgeschätzter Herr und Freund, vom 23sten Januar und 6ten Febr. habe ich [...]“
    Manuscript
  • Provider: Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
  • OAI Id: 1835949
  • Classification Number: S 860 : III : 11
  • Provenance: Der Brief gelangte 1876 als Geschenk der Witwe Christian Lassens in die Universitätsbibliothek Bonn.
  • Number of Pages: 1 e. Br. (2 S.)
  • Format: 24,5 x 20,5 cm
  • Particularities: Mit Briefumschlag (Poststempel und Siegel). - Die Briefe mit der Signatur S 860 sind in drei Faszikeln gebunden - dieser Brief befindet sich als Nr. 11 in Faszikel III.
[1] Bonn, d. 28sten Febr. 25.
Ihren beiden Briefe, mein werthgeschätzter Herr und Freund, vom 23sten Januar und 6ten Febr. habe ich richtig erhalten, aber beide spät und durch einen langen Umweg, den einen über Bremen, den andern über Hamburg. Sie werden wohl thun, immer auf die Adresse zu schreiben par Ostende. Mit der heutigen Post sende ich einen Brief und die versprochne Vorrede an Frau Bohte. Machen Sie der guten Frau den Werth derselben und das Interesse für Englische Leser begreiflich: ich habe sie piquant einzurichten gesucht. Wachen Sie auch gefälligst über die Correctheit des Drucks und die Beobachtung meiner Orthographie. Ein Dutzend besonders abgezogne Exemplare der Vorrede, auch Ein Exemplar des Repertoriums werden Sie mir dann mitbringen können, und ein paar Exemplare bitte ich Sie in London an Colebrooke, S[ir] Alexander Johnston, S[ir] James Mackintosh und Dr. Noehden zu vertheilen. ‒ Ich vergaß, glaube ich, Ihnen den richtigen Empfang der Bücher durch Baron Schilling zu melden. Er hat mir sein Manuscript des Hitôp[adêsa] geliehen, welches viele gute Lesearten liefert, und woran ich mich wieder im Lesen des Bengalischen geübt. Aus Dankbarkeit habe ich ihm einige Verse in Sanskrit zu seinem Lobe geschickt. Er hat Paris verlassen und ist über Wien nach St. Petersburg zurückgekehrt. Es versteht sich, daß Sie fernerhin mir nichts weder von Ihren handschriftlichen Arbeiten, noch von den Büchern, die Sie für mich haben oder empfangen mögen, senden, sondern alles selbst mitbringen. Richten Sie bei Ihren Arbeiten alles nach Ihren besten Einsichten ein; benutzen Sie die noch übrige kurze Zeit in London sogut Sie können, und überlassen Sie mir das Übrige. Sie denken in der Mitte Aprils nach Paris abzureisen, daß ist gerade der rechte Zeitpunkt. Dort wünsche ich, daß Sie so schleunig als möglich das erste Buch in den beiden Bengal. Manuscripten abfertigen, wobei keine Abschrift sondern bloß eine Collation mit Bezug auf die Seramp[orer] Ausgabe nöthig seyn wird, außer etwa wo die Abweichung oder die Confusion allzu groß ist. Ich setze voraus, daß Sie es mit dem C[odex] Bengal[icus] der Royal Soc[iety] jetzt auch so machen. ‒ Dann müßten Sie in dem C[odex] Devanag[aricus] wovon ich die ersten 12 Capitel verglichen habe, untersuchen, wie das übrige aussieht ‒ ob man ihn etwa ganz fahren lassen kann. Sie werden die Zeit um so besser benutzen können, da Sie, wie ich hoffe, die Handschriften ins Haus bekommen sollen. Ich denke, Rémusat ist für sich allein autorisirt, dieß zu bewilligen: sollte es aber von einer höheren Behörde abhängen, so werde ich den Baron von Werther bitten es auszuwirken. Wenn die Zeit herankommt, werde ich im Voraus die Emphehlungsbriefe dem Baron von Staël zusenden; zu diesem können Sie dann sogleich gehen und einer zuvorkommenden Aufnahme gewiß seyn. Wie viel Zeit denken Sie zu den obigen Arbeiten zu brauchen? Das erste Buch des Râm[âyana] müssen Sie ja beinahe [2] auswendig wissen. Freilich wünschte ich, Sie möchten im Anfange Juny hier eintreffen, damit wir die Sommermonate zum Druck benutzen können. Der Aufenthalt in Paris wird Ihnen, wiewohl für dießmals nur kurz, dennoch sehr nützlich seyn. Vermuthlich werden Sie nachher auch bei mir Gelegenheit finden, das Französ. ferner zu cultiviren: denn ich hoffe einen Genfer Hofmeister für meine jungen Engländer zu bekommen, und da wird bei Tische Französisch gesprochen werden. Eine Wohnung kann ich Ihnen erst alsdann einräumen wenn ich das Hinterhaus acquirirt haben werde. Dann denke ich auch die Druckerei dahin zu verlegen. ‒ Für Ihre künftige Beförderung darf ich die günstigsten Hoffnungen hegen, nach den persönlichen Gesinnungen, welche mir der Minister bei jeder Gelegenheit bethätigt. Auch unser König erkennt das Verdienstliche meiner Bemühungen allergnädigst an, und hat so eben auf 5 Exemplare subscribirt. ‒ Nicht wahr, Wilkins hat an der Londoner Ausgabe der Hitôp[adêsa] gar keinen Antheil gehabt, sondern sie ganz der Besorgung des verstorbenen Alex[ander] Hamilton überlassen? Ziehen Sie doch hierüber genaue Erkundigungen ein. Überhaupt sammeln Sie doch so nebenher alle Asiat. Litterat.-Notizen, die mir nützlich seyn können, und zeichnen Sie selbige auf, denn man kann seinem Gedächtnisse nicht immer trauen. ‒ Sie scheinen nicht gern etwas mit Herrn Richter zu verhandeln, indessen muß ich Sie doch bitten zu ihm zu gehen, ihm zu melden, daß ich auf den Rath seiner Handelsgenossen in Paris mich entschlossen, die erste Lieferung zu theilen, und die erste Hälfte so bald als möglich zu geben, auch von ihm die Liste der Subscribenten zu begehren, wie wenig zahlreich sie immerhin seyn möge. Es ist zu seinem eignen Nutzen, denn ich kann doch Schritte thun, um ihm mehrere zu verschaffen. Sie können ihm auch meine Empfindlichkeit darüber merken lassen, daß er mir gar nicht geschrieben. ‒ Bei der Ostindischen Compagnie wird jetzt der Zeitpunkt nicht günstig seyn wegen des verwünschten Birmanen-Krieges. Doch zweifle ich nicht, in der Folge, wenn einmal der Anfang des Werkes erschienen ist, werde ich meinen Zweck erreichen, ins besondre, wenn ich selbst wieder nach England komme. Dann würde ich mich geradezu an die Directoren wenden. Sagen Sie dem Herrn Dr. Noehden viel artiges über seine schöne Abhandlung. Ist der Capt. James Tod der eine Abhandlung in den Transact[ions] der Londoner As[iatic] Soc[iety] geliefert hat, der unserige? Und haben Sie ihm meine Bestellung wegen der Münzen gemacht? Ich wünschte sehr, Sie könnten mir Gipsabgüsse von seinen merkwürdigsten Indisch-Griech. Münzen mitbringen. Was ich darüber öffentlich zu sagen hätte, würde ich natürlich dankbar an ihn richten. Es könnte vielleicht Veranlassung zu einem Briefe an ihn geben, der dann in die [3] Transactions in London eingerückt würde. Woher ich den König Apollodotus kenne, will ich nicht sagen, damit man mir meine Bemerkungen nicht vorwegnimmt, wie es so oft geschieht. Wer hat den sprachvergleichenden Aufsatz im Oriental Herald geschrieben, worin Boppʼs und meine Ansichten benutzt sind, ohne uns zu nennen? Sagen Sie den beiden Vätern, daß ihre Söhne wohl sind und fleißig lernen. Herr Colebrooke ertheilt Ihnen die rühmlichsten Zeugnisse. Auch Baron Schilling rühmt ungemein Ihre Gefälligkeit. Wenn Ihre Arbeiten trocken sind, und Ihnen sauer werden, so bedenken Sie auch, daß dieses Vorbereitungen sind zu Ihrer künftigen Laufbahn, und daß der Aufenthalt im Auslande Ihre Sphäre erweitert und Ihnen Vortheile gewährt, deren die meisten Gelehrten entbehren. Leben Sie recht wohl und gesund.
Ihr ergebenster
Schlegel.

Schicken Sie doch ein summarisches Verzeichniß von allen Ihren seit dem Anfang Ihres Aufenthalts in London gemachten Collationen und Abschriften mit genauer Bezeichnung der Manuscripte ‒ zu meiner Übersicht.
[3]
[4]
[1] Bonn, d. 28sten Febr. 25.
Ihren beiden Briefe, mein werthgeschätzter Herr und Freund, vom 23sten Januar und 6ten Febr. habe ich richtig erhalten, aber beide spät und durch einen langen Umweg, den einen über Bremen, den andern über Hamburg. Sie werden wohl thun, immer auf die Adresse zu schreiben par Ostende. Mit der heutigen Post sende ich einen Brief und die versprochne Vorrede an Frau Bohte. Machen Sie der guten Frau den Werth derselben und das Interesse für Englische Leser begreiflich: ich habe sie piquant einzurichten gesucht. Wachen Sie auch gefälligst über die Correctheit des Drucks und die Beobachtung meiner Orthographie. Ein Dutzend besonders abgezogne Exemplare der Vorrede, auch Ein Exemplar des Repertoriums werden Sie mir dann mitbringen können, und ein paar Exemplare bitte ich Sie in London an Colebrooke, S[ir] Alexander Johnston, S[ir] James Mackintosh und Dr. Noehden zu vertheilen. ‒ Ich vergaß, glaube ich, Ihnen den richtigen Empfang der Bücher durch Baron Schilling zu melden. Er hat mir sein Manuscript des Hitôp[adêsa] geliehen, welches viele gute Lesearten liefert, und woran ich mich wieder im Lesen des Bengalischen geübt. Aus Dankbarkeit habe ich ihm einige Verse in Sanskrit zu seinem Lobe geschickt. Er hat Paris verlassen und ist über Wien nach St. Petersburg zurückgekehrt. Es versteht sich, daß Sie fernerhin mir nichts weder von Ihren handschriftlichen Arbeiten, noch von den Büchern, die Sie für mich haben oder empfangen mögen, senden, sondern alles selbst mitbringen. Richten Sie bei Ihren Arbeiten alles nach Ihren besten Einsichten ein; benutzen Sie die noch übrige kurze Zeit in London sogut Sie können, und überlassen Sie mir das Übrige. Sie denken in der Mitte Aprils nach Paris abzureisen, daß ist gerade der rechte Zeitpunkt. Dort wünsche ich, daß Sie so schleunig als möglich das erste Buch in den beiden Bengal. Manuscripten abfertigen, wobei keine Abschrift sondern bloß eine Collation mit Bezug auf die Seramp[orer] Ausgabe nöthig seyn wird, außer etwa wo die Abweichung oder die Confusion allzu groß ist. Ich setze voraus, daß Sie es mit dem C[odex] Bengal[icus] der Royal Soc[iety] jetzt auch so machen. ‒ Dann müßten Sie in dem C[odex] Devanag[aricus] wovon ich die ersten 12 Capitel verglichen habe, untersuchen, wie das übrige aussieht ‒ ob man ihn etwa ganz fahren lassen kann. Sie werden die Zeit um so besser benutzen können, da Sie, wie ich hoffe, die Handschriften ins Haus bekommen sollen. Ich denke, Rémusat ist für sich allein autorisirt, dieß zu bewilligen: sollte es aber von einer höheren Behörde abhängen, so werde ich den Baron von Werther bitten es auszuwirken. Wenn die Zeit herankommt, werde ich im Voraus die Emphehlungsbriefe dem Baron von Staël zusenden; zu diesem können Sie dann sogleich gehen und einer zuvorkommenden Aufnahme gewiß seyn. Wie viel Zeit denken Sie zu den obigen Arbeiten zu brauchen? Das erste Buch des Râm[âyana] müssen Sie ja beinahe [2] auswendig wissen. Freilich wünschte ich, Sie möchten im Anfange Juny hier eintreffen, damit wir die Sommermonate zum Druck benutzen können. Der Aufenthalt in Paris wird Ihnen, wiewohl für dießmals nur kurz, dennoch sehr nützlich seyn. Vermuthlich werden Sie nachher auch bei mir Gelegenheit finden, das Französ. ferner zu cultiviren: denn ich hoffe einen Genfer Hofmeister für meine jungen Engländer zu bekommen, und da wird bei Tische Französisch gesprochen werden. Eine Wohnung kann ich Ihnen erst alsdann einräumen wenn ich das Hinterhaus acquirirt haben werde. Dann denke ich auch die Druckerei dahin zu verlegen. ‒ Für Ihre künftige Beförderung darf ich die günstigsten Hoffnungen hegen, nach den persönlichen Gesinnungen, welche mir der Minister bei jeder Gelegenheit bethätigt. Auch unser König erkennt das Verdienstliche meiner Bemühungen allergnädigst an, und hat so eben auf 5 Exemplare subscribirt. ‒ Nicht wahr, Wilkins hat an der Londoner Ausgabe der Hitôp[adêsa] gar keinen Antheil gehabt, sondern sie ganz der Besorgung des verstorbenen Alex[ander] Hamilton überlassen? Ziehen Sie doch hierüber genaue Erkundigungen ein. Überhaupt sammeln Sie doch so nebenher alle Asiat. Litterat.-Notizen, die mir nützlich seyn können, und zeichnen Sie selbige auf, denn man kann seinem Gedächtnisse nicht immer trauen. ‒ Sie scheinen nicht gern etwas mit Herrn Richter zu verhandeln, indessen muß ich Sie doch bitten zu ihm zu gehen, ihm zu melden, daß ich auf den Rath seiner Handelsgenossen in Paris mich entschlossen, die erste Lieferung zu theilen, und die erste Hälfte so bald als möglich zu geben, auch von ihm die Liste der Subscribenten zu begehren, wie wenig zahlreich sie immerhin seyn möge. Es ist zu seinem eignen Nutzen, denn ich kann doch Schritte thun, um ihm mehrere zu verschaffen. Sie können ihm auch meine Empfindlichkeit darüber merken lassen, daß er mir gar nicht geschrieben. ‒ Bei der Ostindischen Compagnie wird jetzt der Zeitpunkt nicht günstig seyn wegen des verwünschten Birmanen-Krieges. Doch zweifle ich nicht, in der Folge, wenn einmal der Anfang des Werkes erschienen ist, werde ich meinen Zweck erreichen, ins besondre, wenn ich selbst wieder nach England komme. Dann würde ich mich geradezu an die Directoren wenden. Sagen Sie dem Herrn Dr. Noehden viel artiges über seine schöne Abhandlung. Ist der Capt. James Tod der eine Abhandlung in den Transact[ions] der Londoner As[iatic] Soc[iety] geliefert hat, der unserige? Und haben Sie ihm meine Bestellung wegen der Münzen gemacht? Ich wünschte sehr, Sie könnten mir Gipsabgüsse von seinen merkwürdigsten Indisch-Griech. Münzen mitbringen. Was ich darüber öffentlich zu sagen hätte, würde ich natürlich dankbar an ihn richten. Es könnte vielleicht Veranlassung zu einem Briefe an ihn geben, der dann in die [3] Transactions in London eingerückt würde. Woher ich den König Apollodotus kenne, will ich nicht sagen, damit man mir meine Bemerkungen nicht vorwegnimmt, wie es so oft geschieht. Wer hat den sprachvergleichenden Aufsatz im Oriental Herald geschrieben, worin Boppʼs und meine Ansichten benutzt sind, ohne uns zu nennen? Sagen Sie den beiden Vätern, daß ihre Söhne wohl sind und fleißig lernen. Herr Colebrooke ertheilt Ihnen die rühmlichsten Zeugnisse. Auch Baron Schilling rühmt ungemein Ihre Gefälligkeit. Wenn Ihre Arbeiten trocken sind, und Ihnen sauer werden, so bedenken Sie auch, daß dieses Vorbereitungen sind zu Ihrer künftigen Laufbahn, und daß der Aufenthalt im Auslande Ihre Sphäre erweitert und Ihnen Vortheile gewährt, deren die meisten Gelehrten entbehren. Leben Sie recht wohl und gesund.
Ihr ergebenster
Schlegel.

Schicken Sie doch ein summarisches Verzeichniß von allen Ihren seit dem Anfang Ihres Aufenthalts in London gemachten Collationen und Abschriften mit genauer Bezeichnung der Manuscripte ‒ zu meiner Übersicht.
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