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Oct. 1796<br>Liebster Göschen!<br>Es ist zu befürchten, daß ich mich in meinem Eigensinne bestärken werde, da es mir dießmal so gut damit gelungen ist. Meine Wanderung gegen allen Anschein und wirklich gegen meine eigne Erwartung vollkommen gut abgelaufen. Ihnen von <span class="index-241 tp-33736 ">Weißenfels</span> aus zu schreiben, wie ich versprochen hatte, war mir nicht möglich: ich hatte mir nähmlich in den Kopf gesetzt, den ersten Abend noch bis <span class="index-262 tp-33737 ">Naumburg</span> zu kommen, um den zweyten Tag keinen allzugroßen Weg vor mir zu haben. <span class="cite tp-53297 ">ich ging also durch Weißenfels grade durch ohne mich nur einen Augenblick aufzuhalten.</span> Bis dahin fand ich den Weg, ausgenommen einige Strecken in der Nähe von <span class="index-22 tp-33738 ">Leipzig</span> und in den Dörfern, recht gut. Auch das Wetter begünstigte mich. Zwischen Weißenfels und Naumburg hatte ich es nicht so gut: der Weg war tief und schlüpfrig, dazu kam daß es dunkel ward und man nicht sehen konnte wo man hintrat. Auf meiner heutigen kleinern Tagereise <span class="notice-4527 ">[2]</span> habe ich fast immer trockne Fußsteige gehabt und die schöne Gegend zwischen <span class="index-8647 tp-53637 ">Kamburg</span> und <span class="index-12 tp-53638 ">Jena</span>, die ich beym fahren noch nie so genießen konnte entschädigte mich vollkommen für das bischen Ermüdung. Heute Nachmittag bin ich noch früher wie die Post, ob ich mich gleich nach voller Bequemlichkeit die Nacht über ausgeruht, hier angelangt, und habe <span class="index-23 tp-33739 ">meine liebe Frau</span> in unserm hübschen neuen Logis schon ganz eingerichtet gefunden. Sie läßt sich Ihnen und <span class="index-27 tp-33741 ">ihrer Gattin</span> bestens empfehlen, und dankt fur die gütige Besorgung ihrer Bitten. Ich habe Ihnen beyden noch die wärmsten Danksagungen zu machen für Ihre herzliche, freundschaftliche Bewirthung. Leben Sie recht wohl bester Freund, nächstens mehr. Empfehlen Sie mich <span class="index-28 tp-33742 ">Mlle Heun</span>, die bey meinem Abschiede nicht gegenwärtig war und <span class="index-8648 tp-53639 ">H. Kunze</span>, den ich seit seiner Einladung nicht wieder habe besuchen können. <span class="index-8 tp-33740 ">Mein Bruder</span> läßt sich Ihnen ebenfalls empfehlen. Adieu! Adieu!<br>Der Ihrige<br>Schlegel<br><br>Bitte, vergessen Sie unter Ihren vielen Geschäften, die Abschickung meiner Habseligkeiten. Sowohl in der Schachtel als im Fasse sind Bücher, die ich gern sobald moglich hätte<br><br><span class="family-courier notice-4528 ">Jena</span><span class="notice-4528 "> d. 17: 8</span><span class="notice-4528 family-courier offset-4 underline-1 ">bre</span><span class="notice-4528 "> 179.<br></span><span class="notice-4528 family-courier ">Schlegel</span><span class="notice-4528 "><br></span><span class="notice-4528 family-courier ">empf.</span><span class="notice-4528 "> d. 20. 8</span><span class="notice-4528 family-courier offset-4 underline-1 ">bre</span>' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1187' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Georg Joachim Göschen am 17.10.1796, Jena, Leipzig' $adressatort = 'Leipzig <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4035206-7">GND</a>' $absendeort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $date = '17.10.1796' $adressat = array( (int) 852 => array( 'ID' => '852', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-01-22 17:22:38', 'timelastchg' => '2017-12-20 11:10:01', 'key' => 'AWS-ap-002m', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1752-04-22', '39_toddatum' => '1828-04-05', '39_lebenwirken' => 'Verleger, Buchhändler, Drucker Georg Joachim Göschen war der Sohn eines Kaufmanns. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wuchs er bei Verwandten in Bremen auf. Zu seinen Bekanntschaften gehörte dort u.a. der spätere Historiker Arnold Ludwig Heeren. Mit 15 Jahren begann er eine Buchhändlerlehre in Bremen. Nach dem Ende der Lehrzeit begann er 1772 beim Leipziger Verleger Siegfried Leberecht Crusius zu arbeiten. 1781 wechselte er zur „Buchhandlung der Gelehrten“ in Dessau. 1785 schied aus dem Unternehmen aus und gründete seinen eigenen Verlag in Leipzig, der sich zu einem der wichtigsten Verlage der Weimarer Klassik entwickeln sollte. Finanzielle Unterstützung erhielt er in der Anfangszeit von Christian Gottfried Körner. Der gut vernetzte Göschen trat in Kontakt mit Goethe und Schiller. Er verlegte die erste Gesamtausgabe der Werke Goethes, ab 1785 folgten Werke Schillers. Goethe und Schiller wechselten später den Verleger und publizierten bei Johann Friedrich Cotta. Eine von Göschen größten Leistungen war die Herausgabe der Werke von Christoph Martin Wieland. Die 1802 erschienene Werkausgabe umfasste 42 Bände. Hier wie auch bei anderen umfangreicheren Publikationen brachte er mehrere Ausgaben in unterschiedlicher Qualität heraus. Mit den einfacheren Ausgaben wollte er breitere Leserschichten erreichen. Bei den hochwertigen Produktionen legte er großen Wert auf die typographische Gestaltung seiner Verlagswerke. Die Prachtausgaben aus dem Verlag Göschens gelten auch heute noch als Vorbilder der Buchgestaltung. 1797 verlegte Göschen seine Druckerei von Leipzig nach Grimma, der Verlag folgte 1823 dorthin. Zu den Autoren des Verlages gehörten August Wilhelm Iffland, Friedrich Gottlieb Klopstock und Johann Gottfried Seume. 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Bestehen des Börsenvereins d. deutschen Buchhändler hergest. / Georg Joachim Göschen. [Nachw.: J. Goldfriedrich] Karl August Böttiger und Georg Joachim Göschen im Briefwechsel / Von L. Gerhardt. Leipzig 1911.', '39_beziehung' => 'August Wilhelm Schlegel lernte Göschen über Friedrich Schlegel kennen. 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[1] Jena d. 17. Oct. 1796
Liebster Göschen!
Es ist zu befürchten, daß ich mich in meinem Eigensinne bestärken werde, da es mir dießmal so gut damit gelungen ist. Meine Wanderung gegen allen Anschein und wirklich gegen meine eigne Erwartung vollkommen gut abgelaufen. Ihnen von Weißenfels aus zu schreiben, wie ich versprochen hatte, war mir nicht möglich: ich hatte mir nähmlich in den Kopf gesetzt, den ersten Abend noch bis Naumburg zu kommen, um den zweyten Tag keinen allzugroßen Weg vor mir zu haben. ich ging also durch Weißenfels grade durch ohne mich nur einen Augenblick aufzuhalten. Bis dahin fand ich den Weg, ausgenommen einige Strecken in der Nähe von Leipzig und in den Dörfern, recht gut. Auch das Wetter begünstigte mich. Zwischen Weißenfels und Naumburg hatte ich es nicht so gut: der Weg war tief und schlüpfrig, dazu kam daß es dunkel ward und man nicht sehen konnte wo man hintrat. Auf meiner heutigen kleinern Tagereise [2] habe ich fast immer trockne Fußsteige gehabt und die schöne Gegend zwischen Kamburg und Jena, die ich beym fahren noch nie so genießen konnte entschädigte mich vollkommen für das bischen Ermüdung. Heute Nachmittag bin ich noch früher wie die Post, ob ich mich gleich nach voller Bequemlichkeit die Nacht über ausgeruht, hier angelangt, und habe meine liebe Frau in unserm hübschen neuen Logis schon ganz eingerichtet gefunden. Sie läßt sich Ihnen und ihrer Gattin bestens empfehlen, und dankt fur die gütige Besorgung ihrer Bitten. Ich habe Ihnen beyden noch die wärmsten Danksagungen zu machen für Ihre herzliche, freundschaftliche Bewirthung. Leben Sie recht wohl bester Freund, nächstens mehr. Empfehlen Sie mich Mlle Heun, die bey meinem Abschiede nicht gegenwärtig war und H. Kunze, den ich seit seiner Einladung nicht wieder habe besuchen können. Mein Bruder läßt sich Ihnen ebenfalls empfehlen. Adieu! Adieu!
Der Ihrige
Schlegel
Bitte, vergessen Sie unter Ihren vielen Geschäften, die Abschickung meiner Habseligkeiten. Sowohl in der Schachtel als im Fasse sind Bücher, die ich gern sobald moglich hätte
Jena d. 17: 8bre 179.
Schlegel
empf. d. 20. 8bre
Liebster Göschen!
Es ist zu befürchten, daß ich mich in meinem Eigensinne bestärken werde, da es mir dießmal so gut damit gelungen ist. Meine Wanderung gegen allen Anschein und wirklich gegen meine eigne Erwartung vollkommen gut abgelaufen. Ihnen von Weißenfels aus zu schreiben, wie ich versprochen hatte, war mir nicht möglich: ich hatte mir nähmlich in den Kopf gesetzt, den ersten Abend noch bis Naumburg zu kommen, um den zweyten Tag keinen allzugroßen Weg vor mir zu haben. ich ging also durch Weißenfels grade durch ohne mich nur einen Augenblick aufzuhalten. Bis dahin fand ich den Weg, ausgenommen einige Strecken in der Nähe von Leipzig und in den Dörfern, recht gut. Auch das Wetter begünstigte mich. Zwischen Weißenfels und Naumburg hatte ich es nicht so gut: der Weg war tief und schlüpfrig, dazu kam daß es dunkel ward und man nicht sehen konnte wo man hintrat. Auf meiner heutigen kleinern Tagereise [2] habe ich fast immer trockne Fußsteige gehabt und die schöne Gegend zwischen Kamburg und Jena, die ich beym fahren noch nie so genießen konnte entschädigte mich vollkommen für das bischen Ermüdung. Heute Nachmittag bin ich noch früher wie die Post, ob ich mich gleich nach voller Bequemlichkeit die Nacht über ausgeruht, hier angelangt, und habe meine liebe Frau in unserm hübschen neuen Logis schon ganz eingerichtet gefunden. Sie läßt sich Ihnen und ihrer Gattin bestens empfehlen, und dankt fur die gütige Besorgung ihrer Bitten. Ich habe Ihnen beyden noch die wärmsten Danksagungen zu machen für Ihre herzliche, freundschaftliche Bewirthung. Leben Sie recht wohl bester Freund, nächstens mehr. Empfehlen Sie mich Mlle Heun, die bey meinem Abschiede nicht gegenwärtig war und H. Kunze, den ich seit seiner Einladung nicht wieder habe besuchen können. Mein Bruder läßt sich Ihnen ebenfalls empfehlen. Adieu! Adieu!
Der Ihrige
Schlegel
Bitte, vergessen Sie unter Ihren vielen Geschäften, die Abschickung meiner Habseligkeiten. Sowohl in der Schachtel als im Fasse sind Bücher, die ich gern sobald moglich hätte
Jena d. 17: 8bre 179.
Schlegel
empf. d. 20. 8bre