• August Wilhelm von Schlegel to Johannes Schulze

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 01.05.1826
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johannes Schulze
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 01.05.1826
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37174
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.6,Nr.59(4)
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 22,9 x 20,9 cm
  • Incipit: „[1] Ew. Hochwohlgebohren
    bitte ich um Erlaubniß, Herrn Dr. Nicola[us] Bach (sonst Bauch genannt, er hat aber aus guten Gründen mit [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] Ew. Hochwohlgebohren
bitte ich um Erlaubniß, Herrn Dr. Nicola[us] Bach (sonst Bauch genannt, er hat aber aus guten Gründen mit Autorisation des Herzogs von Nassau, wo seine Familie einheimisch ist, seinen Namen verändert.) Ihrer gewogenen Aufnahme und Protection zu empfehlen. Er war seit dem Anfange seiner Studien mein fleißiger Zuhörer. Schon vor zwei Jahren hat er der Facultät eine Abhandlung über die Philosophie des Marcus Aurelius eingeliefert, welche das Accessit erhielt, und allerdings auf den ersten Preis Anspruch gehabt hätte, wenn nicht eine noch vorzüglichere eingegangen wäre. Seit 15 Monaten hat er das Amt eines Privatlehrers bei zwei jungen Engländern, die, von ihren Vätern mir anvertraut, in meinem Hause leben, übernommen und zu meiner vollkommnen Zufriedenheit verwaltet. Es ließ sich dieß mit seinen übrigen Studien vereinigen, da die jungen Leute das Gymnasium besuchen; es war eine Vorübung auf seinen künftigen Beruf, und er hat sich dabei eine gewisse Fertigkeit im Englischen erworben. Seine Abhandlung de Solone poeta wird er die Ehre haben, Ew. Hochwohlgebohren selbst zu überreichen. Erst vor wenigen Tagen konnte seine Promotion vorgenommen werden, seine Abreise nach Berlin ist dadurch verzögert worden. Die Tribulationen, welche er dabei ausgestanden, werden Ew. Hochwohlgebohren [2] ohne Zweifel auf dem amtlichen Wege erfahren; wenn solches Sie interessiren kann, wird er Ihnen diese seltsamen Vorfälle ausführlicher schildern. Wir haben hier einen unangenehmen und höchst auffallenden Beweis gehabt, daß entweder der Satz: didicisse fideliter artes Emollit mores, nec sinit esse feros, nicht allgemein sich als richtig bewährt, oder daß zu dem didicisse fideliter artes etwas mehr gehört, als allerlei grammatische Kleinigkeiten zu wissen, ohne im mindesten in den Geist des classischen Alterthums eingedrungen zu seyn.
Mit der ausgezeichnetsten Verehrung
Ew. Hochwohlgebohren
gehorsamster
AWvSchlegel
Bonn d. 1sten Mai 1826
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[1] Ew. Hochwohlgebohren
bitte ich um Erlaubniß, Herrn Dr. Nicola[us] Bach (sonst Bauch genannt, er hat aber aus guten Gründen mit Autorisation des Herzogs von Nassau, wo seine Familie einheimisch ist, seinen Namen verändert.) Ihrer gewogenen Aufnahme und Protection zu empfehlen. Er war seit dem Anfange seiner Studien mein fleißiger Zuhörer. Schon vor zwei Jahren hat er der Facultät eine Abhandlung über die Philosophie des Marcus Aurelius eingeliefert, welche das Accessit erhielt, und allerdings auf den ersten Preis Anspruch gehabt hätte, wenn nicht eine noch vorzüglichere eingegangen wäre. Seit 15 Monaten hat er das Amt eines Privatlehrers bei zwei jungen Engländern, die, von ihren Vätern mir anvertraut, in meinem Hause leben, übernommen und zu meiner vollkommnen Zufriedenheit verwaltet. Es ließ sich dieß mit seinen übrigen Studien vereinigen, da die jungen Leute das Gymnasium besuchen; es war eine Vorübung auf seinen künftigen Beruf, und er hat sich dabei eine gewisse Fertigkeit im Englischen erworben. Seine Abhandlung de Solone poeta wird er die Ehre haben, Ew. Hochwohlgebohren selbst zu überreichen. Erst vor wenigen Tagen konnte seine Promotion vorgenommen werden, seine Abreise nach Berlin ist dadurch verzögert worden. Die Tribulationen, welche er dabei ausgestanden, werden Ew. Hochwohlgebohren [2] ohne Zweifel auf dem amtlichen Wege erfahren; wenn solches Sie interessiren kann, wird er Ihnen diese seltsamen Vorfälle ausführlicher schildern. Wir haben hier einen unangenehmen und höchst auffallenden Beweis gehabt, daß entweder der Satz: didicisse fideliter artes Emollit mores, nec sinit esse feros, nicht allgemein sich als richtig bewährt, oder daß zu dem didicisse fideliter artes etwas mehr gehört, als allerlei grammatische Kleinigkeiten zu wissen, ohne im mindesten in den Geist des classischen Alterthums eingedrungen zu seyn.
Mit der ausgezeichnetsten Verehrung
Ew. Hochwohlgebohren
gehorsamster
AWvSchlegel
Bonn d. 1sten Mai 1826
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