• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Bern · Date: 7. April [1812]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Bern
  • Date: 7. April [1812]
  • Notations: Da der Brief im Druck nur teilweise wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. – Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(40)
  • Number of Pages: 2 S., hs.
  • Format: 19,2 x 11,9 cm
  • Incipit: „[1] d. 7ten April
    Mein Freund, ich dachte dir heute Geld zu schicken, aber ich habe zu wenig, u ich sehe [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] d. 7ten April
Mein Freund, ich dachte dir heute Geld zu schicken, aber ich habe zu wenig, u ich sehe daß das Porto mit der Diligence auch nur eine Kleinigkeit austrägt, es wird also immer Zeit genug zum Absenden seyn, wenn ich ungefähr den Tag deiner Abreise erfahre
Dagegen schicke ich dir heute durch den Waarenwagen das Deutsche Museum – lies es selbst, gieb es Marien, u bitte Sie es alsdann an Griepenkerl für ihn u Fellenberg zu senden, wegen des Aufsatzes über die Nibel. Doch müssen sie es nicht behalten – bey Gelegenheit wünsche ich es wieder zu haben.
Du schreibst sehr schön u richtig über Sie – gerade wie ich auch denke u fühle. Mit dem Calvinismus hast du im allgemeinen Recht, – aber Sie ist längst bekehrt – auf ihre Meynungen kann es noch einigen Einfluß haben, aber gewiß nicht auf ihr Herz.
Ich habe ja leider seit acht Jahren Gelegenheit gehabt, diese Secte recht in ihrem Mittelpunkte kennen zu lernen. Ein ächter Calvinist ist fanatisch sowohl gegen den äußern Gottesdienst in der katholischen Kirche, als gegen alle innerliche Frömmigkeit. Simonde z.B. wildst sich ordentlich, er bekommt Zuckungen, wenn er von Mystikern mit Lobe [2] reden hört, oder gar von einem Übertritt zur alten Kirche. Er hat sowohl seinem Geschichtsbuch als seinen Vorlesungen über Poesie, die albernste puritanische Polemik beygemischt.
Es thut mir doch eigentlich leid, daß du den Pfarrer nur zeichnest u nicht sein Brustbild machst.
Diesen Vortheil hat der Aufschub, daß deine Reise über die Alpen ein wahrer Spaziergang seyn wird.
Heute muß ich abbrechen – lebe wohl bis auf morgen –
Du hast ganz recht, Sie muß die Auflösung ihrer Verhältnisse kommen lassen, denn was geschieht muß auf die vortheilhafteste Art für Sie geschehen. Ermahne sie daher nur zur äußersten Vorsicht mit den Papieren – eine Entdeckung hierüber könnte den Bruch herbeyführen, aber nicht so wie wir es wünschen können.
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[1] d. 7ten April
Mein Freund, ich dachte dir heute Geld zu schicken, aber ich habe zu wenig, u ich sehe daß das Porto mit der Diligence auch nur eine Kleinigkeit austrägt, es wird also immer Zeit genug zum Absenden seyn, wenn ich ungefähr den Tag deiner Abreise erfahre
Dagegen schicke ich dir heute durch den Waarenwagen das Deutsche Museum – lies es selbst, gieb es Marien, u bitte Sie es alsdann an Griepenkerl für ihn u Fellenberg zu senden, wegen des Aufsatzes über die Nibel. Doch müssen sie es nicht behalten – bey Gelegenheit wünsche ich es wieder zu haben.
Du schreibst sehr schön u richtig über Sie – gerade wie ich auch denke u fühle. Mit dem Calvinismus hast du im allgemeinen Recht, – aber Sie ist längst bekehrt – auf ihre Meynungen kann es noch einigen Einfluß haben, aber gewiß nicht auf ihr Herz.
Ich habe ja leider seit acht Jahren Gelegenheit gehabt, diese Secte recht in ihrem Mittelpunkte kennen zu lernen. Ein ächter Calvinist ist fanatisch sowohl gegen den äußern Gottesdienst in der katholischen Kirche, als gegen alle innerliche Frömmigkeit. Simonde z.B. wildst sich ordentlich, er bekommt Zuckungen, wenn er von Mystikern mit Lobe [2] reden hört, oder gar von einem Übertritt zur alten Kirche. Er hat sowohl seinem Geschichtsbuch als seinen Vorlesungen über Poesie, die albernste puritanische Polemik beygemischt.
Es thut mir doch eigentlich leid, daß du den Pfarrer nur zeichnest u nicht sein Brustbild machst.
Diesen Vortheil hat der Aufschub, daß deine Reise über die Alpen ein wahrer Spaziergang seyn wird.
Heute muß ich abbrechen – lebe wohl bis auf morgen –
Du hast ganz recht, Sie muß die Auflösung ihrer Verhältnisse kommen lassen, denn was geschieht muß auf die vortheilhafteste Art für Sie geschehen. Ermahne sie daher nur zur äußersten Vorsicht mit den Papieren – eine Entdeckung hierüber könnte den Bruch herbeyführen, aber nicht so wie wir es wünschen können.
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