• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 26.01.1826
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 26.01.1826
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 180‒182.
  • Incipit: „[1] Paris, den 26sten Januar 1826.
    rue Ste Anne No. 31.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Ewr. Hochwohlgebohren Schreiben vom 20sten d. M. ist mir gestern [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.52
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 24,1 x 18,8 cm
[1] Paris, den 26sten Januar 1826.
rue Ste Anne No. 31.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Ewr. Hochwohlgebohren Schreiben vom 20sten d. M. ist mir gestern zugekommen und sein Inhalt ist für mich von zu großer Wichtigkeit, als daß ich wagen dürfte, es einen Augenblick unbeantwortet zu lassen, unerachtet der Furcht, daß mein Brief nicht im Stande seyn werde, die unvortheilhaften Eindrücke, die mein letztes Betragen bei Ewr. Hochwohlgebohren erregt hat, zu entfernen.
Wie ich am 8ten Dec. des vor. Jahres den Befehl erhielt, Paris so bald als möglich zu verlassen, entdeckte ich zu spät, daß ich dieses oeconomischer Schwierigkeiten [wegen] nicht konnte; ich hätte freilich dieses schon längst bemerken sollen; die Nachläßigkeit, womit ich meine eigenen Angelegenheiten behandle und die ich, trotz der precären Lage, worin sie mich oft gebracht hat, nicht habe ablegen können, hatte mich dieses übersehen lassen. Ich trug Bedenken, Ewr. Hochwohlgebohren davon zu unterrichten, weil Ewr. Hochwohlgebohren mir ja Alles, was ich nur verlangt hatte, mit großer Bereitwilligkeit und mit der Güte, womit Sie mich immer behandelt haben, geschickt hatten. Sie würden mit Recht unzufrieden geworden seyn und mir verdiente Vorwürfe gemacht haben. Ich wollte dieses vermeiden und wandte mich an meine Familie; ich hoffte frühe genug abreisen zu können, um Ihnen mündlich die Sache vorlegen zu können und Ihre Verzeihung zu erhalten. [2] Das Geld kam nicht an; ich wurde mißmuthig und unentschlüßig und ließ die Zeit verstreichen; ich erhielt endlich Ihr Schreiben vom 7ten d. Mon. und habe es gleich beantwortet, aber auf meine Weise, die, wie ich jetzt befürchte, wohl nur zu kenntliche Spuren meiner unruhigen Gemüthsstimmung an sich trägt.
Dieses ist der Hergang meiner Sache und ich ziehe es vor, Ihnen mein Betragen einfach zu erzählen, als durch Erfindungen den Mangel an Offenheit, die Versehen gegen die Ehrfurcht, die ich Ihnen schuldig bin, den Leichtsinn endlich, womit ich meine eigenen Verhältniße behandelt habe, beschmücken zu wollen. Ich wage nicht zu hoffen, daß Sie je ganz die Fehler, die ich begangen habe, in Ihrem Gedächtniße werden vertilgen können; ich will Sie aufrichtig um Verzeihung bitten und es Ihrem Großmuthe anheimstellen, ob Sie es thun werden. Ich weiß wohl, daß Sie durch meine Hülfsleistung nichts verliehren würden; daß ich aber durch den Verlust Ihres Wohlwollens Alles verscherze.
Mein Geld ist gestern angekommen, es reicht hin, um meine Schulden zu bezahlen; zur Reise habe ich nicht genug, weil es zu spät kömmt, kann ich es dessen ohngeachtet möglich machen, in 2 Wochen von hier abzureisen, thue ich es; wenn nicht, übergebe ich meine Collationen dem Baron v. Werther. Auf keinen Fall soll etwas davon verlohren gehen; ich setze Ewr. Hochwohlgebohren zuerst davon in Kenntniß.
[3] Mein verlängerter Aufenthalt ist ein Act der Nothwendigkeit und niemanden unangenehmer als mir; ich würde morgen abreisen, wenn ich könnte. Meine Bemühung soll einzig darauf ausgehen, nach Bonn zu gelangen. Sollte es mir auch nicht so bald gelingen wie ich wünsche, darf ich vielleicht doch noch hoffen, durch den Eifer, womit ich an Ihren Unternehmungen Theil nehmen werde, einen Theil Ihres Wohlwollens wieder zu gewinnen.
Erlauben Sie mir mich zu unterzeichnen
Ewr. Hochwohlgebohren
hochachtungsvollster
und dankbarster
Chr. Laßen.
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[1] Paris, den 26sten Januar 1826.
rue Ste Anne No. 31.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Ewr. Hochwohlgebohren Schreiben vom 20sten d. M. ist mir gestern zugekommen und sein Inhalt ist für mich von zu großer Wichtigkeit, als daß ich wagen dürfte, es einen Augenblick unbeantwortet zu lassen, unerachtet der Furcht, daß mein Brief nicht im Stande seyn werde, die unvortheilhaften Eindrücke, die mein letztes Betragen bei Ewr. Hochwohlgebohren erregt hat, zu entfernen.
Wie ich am 8ten Dec. des vor. Jahres den Befehl erhielt, Paris so bald als möglich zu verlassen, entdeckte ich zu spät, daß ich dieses oeconomischer Schwierigkeiten [wegen] nicht konnte; ich hätte freilich dieses schon längst bemerken sollen; die Nachläßigkeit, womit ich meine eigenen Angelegenheiten behandle und die ich, trotz der precären Lage, worin sie mich oft gebracht hat, nicht habe ablegen können, hatte mich dieses übersehen lassen. Ich trug Bedenken, Ewr. Hochwohlgebohren davon zu unterrichten, weil Ewr. Hochwohlgebohren mir ja Alles, was ich nur verlangt hatte, mit großer Bereitwilligkeit und mit der Güte, womit Sie mich immer behandelt haben, geschickt hatten. Sie würden mit Recht unzufrieden geworden seyn und mir verdiente Vorwürfe gemacht haben. Ich wollte dieses vermeiden und wandte mich an meine Familie; ich hoffte frühe genug abreisen zu können, um Ihnen mündlich die Sache vorlegen zu können und Ihre Verzeihung zu erhalten. [2] Das Geld kam nicht an; ich wurde mißmuthig und unentschlüßig und ließ die Zeit verstreichen; ich erhielt endlich Ihr Schreiben vom 7ten d. Mon. und habe es gleich beantwortet, aber auf meine Weise, die, wie ich jetzt befürchte, wohl nur zu kenntliche Spuren meiner unruhigen Gemüthsstimmung an sich trägt.
Dieses ist der Hergang meiner Sache und ich ziehe es vor, Ihnen mein Betragen einfach zu erzählen, als durch Erfindungen den Mangel an Offenheit, die Versehen gegen die Ehrfurcht, die ich Ihnen schuldig bin, den Leichtsinn endlich, womit ich meine eigenen Verhältniße behandelt habe, beschmücken zu wollen. Ich wage nicht zu hoffen, daß Sie je ganz die Fehler, die ich begangen habe, in Ihrem Gedächtniße werden vertilgen können; ich will Sie aufrichtig um Verzeihung bitten und es Ihrem Großmuthe anheimstellen, ob Sie es thun werden. Ich weiß wohl, daß Sie durch meine Hülfsleistung nichts verliehren würden; daß ich aber durch den Verlust Ihres Wohlwollens Alles verscherze.
Mein Geld ist gestern angekommen, es reicht hin, um meine Schulden zu bezahlen; zur Reise habe ich nicht genug, weil es zu spät kömmt, kann ich es dessen ohngeachtet möglich machen, in 2 Wochen von hier abzureisen, thue ich es; wenn nicht, übergebe ich meine Collationen dem Baron v. Werther. Auf keinen Fall soll etwas davon verlohren gehen; ich setze Ewr. Hochwohlgebohren zuerst davon in Kenntniß.
[3] Mein verlängerter Aufenthalt ist ein Act der Nothwendigkeit und niemanden unangenehmer als mir; ich würde morgen abreisen, wenn ich könnte. Meine Bemühung soll einzig darauf ausgehen, nach Bonn zu gelangen. Sollte es mir auch nicht so bald gelingen wie ich wünsche, darf ich vielleicht doch noch hoffen, durch den Eifer, womit ich an Ihren Unternehmungen Theil nehmen werde, einen Theil Ihres Wohlwollens wieder zu gewinnen.
Erlauben Sie mir mich zu unterzeichnen
Ewr. Hochwohlgebohren
hochachtungsvollster
und dankbarster
Chr. Laßen.
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