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In Dresden ist dieß Jahr alles sehr still, es scheint eine große Niedergeschlagenheit zu herrschen, die Freude ist wirklich von der Erde entflohen. es ist mir wie eine fremdartige Erscheinung wenn ich nur einmal <span class="notice-623 ">einen schwachen Wiederschein davon sehe, auch Gustchen empfiehlt sich deiner Liebe behalte sie in deinem Herzen<br>Charlotte Ernst</span>.', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="2236"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2236"/> <milestone unit="start" n="622"/><placeName key="13"><hi rend="family:Courier">Dresden</hi></placeName>, d. 30. <hi rend="family:Courier">Decbr.</hi> 1810.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Handschrift von Ludwig Emanuel Ernst</title></note><milestone unit="end" n="622"/><lb/>Mein geliebtester Bruder vor ein paar Tagen haben wir eine <hi rend="family:Courier">Assignation </hi>auf die 200 <milestone unit="start" n="41589"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="41589"/> die ich <persName key="8">dem Bruder Friedrich</persName> geliehen, und auch noch 23 <milestone unit="start" n="41590"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="41590"/> drüber für Interreßen von dir erhalten, es schmerzt mich sehr dieß Geld von dir anzunehmen, dächte ich nicht daß es Pflicht ist almählich für <persName key="121">mein Gustchen</persName> zu denken, so sollte mich nichts bewegen es anzunehmen, du guter Bruder der du schon für <persName key="264">die Mutter</persName> so vil thust! – hat es dir aber die Geringste Incommodität gemacht es mir zu schicken, so war es sehr unrecht daß du es thatest, denn dein Wort daß es Gustchen einmal bekommen würde war mir genug, könnte ich nur Friedrichen die Hälfte der treuen Gesinnungen die du in diesem Stücke besitzest einflößen! 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Im zeichnen macht sie ernsthafte Fortschritte ich hoffe daß nie Eitelkeit ihr ganzes Thun und Wesen so beleben soll, wie es bey so vilen Frauenzimmern der Fall ist, wenigstens daß es sich nicht in den Beschäftigungen ihres Geistes einmischt, an ihrer Jugend mag sie gefallen haben, daß gestehe ich ihr recht gerne zu, und ich habe es gerne wenn sie ihr kleines Geschmeide wie sie es nennt anlegt, wenn wir ausgehn, jetzt habe ich ihr Ohrlöcher stechen lassen, sie mag es merken daß sie zu Weihnachten Ohrenringe bekommen soll, und betrachtet ihre kleinen Ringelchen mit einer wahren <hi rend="family:Courier">delice</hi>. Kannst du mir nicht etwas weitläuftig über den Druk <name key="339" type="work">des Werkes <persName key="222">der Fr. v. 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<span class="index-13 tp-28046 family-courier notice-622 ">Dresden</span><span class="notice-622 ">, d. 30. </span><span class="notice-622 family-courier ">Decbr.</span><span class="notice-622 "> 1810.</span><br>Mein geliebtester Bruder vor ein paar Tagen haben wir eine <span class="family-courier ">Assignation </span>auf die 200 <span class="notice-41589 ">r.</span> die ich <span class="index-8 tp-28047 ">dem Bruder Friedrich</span> geliehen, und auch noch 23 <span class="notice-41590 ">r.</span> drüber für Interreßen von dir erhalten, es schmerzt mich sehr dieß Geld von dir anzunehmen, dächte ich nicht daß es Pflicht ist almählich für <span class="index-121 tp-28048 ">mein Gustchen</span> zu denken, so sollte mich nichts bewegen es anzunehmen, du guter Bruder der du schon für <span class="index-264 tp-28049 ">die Mutter</span> so vil thust! – hat es dir aber die Geringste Incommodität gemacht es mir zu schicken, so war es sehr unrecht daß du es thatest, denn dein Wort daß es Gustchen einmal bekommen würde war mir genug, könnte ich nur Friedrichen die Hälfte der treuen Gesinnungen die du in diesem Stücke besitzest einflößen! Jetzt ist zwar der arme Mann höchst zu bedauern, aber was mir mis fällt, daß er in guten Zeiten nie daran denkt was er seinen Freunden alles vorher schuldig war, und sich so den Lebensgenüßen wie z. Ex. dem Wein trinken überläßt, zwar wohl nicht über seine Kräfte doch über seinen Beutel der guten Mutter schike ich bestimt Jährlich 8 <span class="family-courier ">Louis dʼor</span> welches mich mit dem Umsatz ud dem Postgeld über 45 <span class="notice-41594 ">r.</span> kömt, dieses ist doch auch immer ein kleiner Zufluß. wenn ich von andere ihre <span class="family-courier ">depense</span> höre so bewundre ich, wie ich doch so wenig aus gebe <span class="index-1393 tp-28050 ">Carl</span> wie die Mutter schreibt, hat die letzten Jahre an 3000 <span class="notice-41595 ">r.</span> gehabt, ud kein Pfenig über, ich begreife daß nicht, da <span class="index-1393 tp-75780 index-1392 tp-75781 ">sie</span> doch über<span class="notice-2237 ">[2]</span>nommen für <span class="index-3240 tp-75457 ">das Kind</span> welches sie zu sich genommen zu sorgen. Sie gewöhnen dieses Kind zu unmäßigen Foderungen, ud laßen ihr nichts womit sie diese einmal befriedigen kann, dieß nenne ich grausam. <span class="index-1392 tp-75782 ">Sie</span> schien halb und halb den Plan zu haben sie mir auf ein Jahr zu geben dieß habe ich aber abgelehnt, wollte nur Gott daß Carl erst wieder beßer steht, denn mit dem einschränken wird es nicht vil werden. Carl ist so ein treuer Mensch daß er sich eher zu todte arbeitet, ehe er sie klagen läßt. Mit <span class="index-187 tp-28051 ">Moritz</span> <span class="index-2113 tp-75783 ">seinem Sohn</span> ist auch noch nichts entschieden, er giebt sich alle mögliche Mühe, doch fürchtet <span class="index-264 tp-75784 ">die Mutter</span> daß es nichts helfen wird, der arme Moritz wenn er so 800 bis 1000 <span class="notice-41596 ">r.</span> au<span class="notice-42754 ">f</span> einem <span class="notice-43206 ">Brxxx</span> herlegen soll! – er hält sich jetzt noch immer bey Carln auf. – Nun mein liebster Bruder nur sage mir einmal warum du mich so lange ohne alle Nachricht gelaßen, hast du meinen Brief nach Frankreich nicht bekommen? ich bin so <span class="overstrike-1 notice-42756 ">xxx</span> Angst um deinet willen gewesen, ich habe an Friedrich verschiedentlich darum geschrieben auch an die Mutter, aber nie eine Antwort bekommen, Schreibe mir doch ja genau wie es dir geht, wie du lebst ob du heiter bist, was du für Aussichten hast ud wie du deine Zeit in Frankreich zugebracht hast ich hätte gern öfterer geschrieben aber Briefe die sie wenig enthalten können wie die Meinigen scheue ich mich mit dem theuern Postgeld oft zu wiederholen, unser Lebensgang ist so ruhig daß sich wenig darüber sagen läßt. Wir könnten glücklich seyn, wenn das äußere sich nicht gewaltsam in das innre Familienleben eindräng. Mein <span class="notice-2239 ">[3]</span> Gustchen ist gesund und wächst sehr stark sie ist so groß wie ich, so lange der Christmarkt dauert ist sie ein wahres Kind, ud genießt auch die Seligkeit eines Kindes, sie fabricirt ein Bäumchen ud einen Hanswurst für <span class="index-129 tp-28053 ">den Vater</span>, andre Kleinigkeiten für ihre Freundinnen und schreibt dabey ganz in Wonne. Ich hoffe sie wird meiner Erziehung einmal Ehre machen, doch macht sie mir je<span class="notice-41656 ">[t]</span>zt manches zu schaffen, dieß ist eine Periode wo die genaueste Aufsicht nöthig ist, die Umwandlung des Kindes zum Mädchen, doch freut mich ihre Unschuld und ihre völlige Aufrichtigkeit, es ist noch nie eine Lüge oder eine Uebertreibung aus ihrem Munde gekommen. Im zeichnen macht sie ernsthafte Fortschritte ich hoffe daß nie Eitelkeit ihr ganzes Thun und Wesen so beleben soll, wie es bey so vilen Frauenzimmern der Fall ist, wenigstens daß es sich nicht in den Beschäftigungen ihres Geistes einmischt, an ihrer Jugend mag sie gefallen haben, daß gestehe ich ihr recht gerne zu, und ich habe es gerne wenn sie ihr kleines Geschmeide wie sie es nennt anlegt, wenn wir ausgehn, jetzt habe ich ihr Ohrlöcher stechen lassen, sie mag es merken daß sie zu Weihnachten Ohrenringe bekommen soll, und betrachtet ihre kleinen Ringelchen mit einer wahren <span class="family-courier ">delice</span>. Kannst du mir nicht etwas weitläuftig über den Druk <span class="index-339 tp-75785 ">des Werkes </span><span class="index-339 tp-75785 index-222 tp-28054 ">der Fr. v. Stael</span> schreiben ich bin durch das was ich in den Zeitungen gelesen immer recht beunruhigt worden.<br><span class="index-119 tp-28055 ">Der gute </span><span class="index-119 tp-28055 underline-1 ">Runge</span> hat nun seinen Lauf vol<span class="notice-2238 ">[4]</span>lendet, er ist an der Auszehrung gestorben sein Geist war ganz mit seiner und <span class="index-137 tp-28056 ">Goethens</span> Farbentheorie beschäftigt, dieß ist sein immer bleibender Gedanke gewesen ich hoffe also daß seine Krankheits tage für ihn nicht unglücklich gewesen sind, <span class="index-5004 tp-28062 ">seine Frau</span> war Schwanger mit dem 4 ten Kinde, er wünschte ihre Entbindung zu sehen, doch starb er früher, einige Tage nach seinem Tode kam sie nieder. <span class="index-5005 tp-28063 ">Der Bruder</span> wird sich ihrer annehmen Runge hat sich als ein herrlicher Mensch bewiesen, der wahrhaft vom Christenthume belebt war. Ich wollte ich wäre ihm näher gewesen in seinen letzten Jahren. <span class="index-48 tp-28057 ">Tiek</span> lebt wieder bey <span class="index-117 tp-28060 ">Burgdorfs</span>, <span class="index-102 tp-75786 ">Knorring</span> hat ihn glaube ich von <span class="index-354 tp-28058 ">München</span> flott gemacht, Burgdorfens Gesundheit ist <span class="family-courier notice-43208 ">delabril</span>, er will nach Italien gehen mit <span class="index-2018 tp-75787 ">seiner Frau</span>, doch ohne <span class="index-130 tp-75789 index-2061 tp-75790 index-48 tp-75788 ">Tieks</span>, von <span class="index-132 tp-28059 ">der Bernhardin</span> weiß ich gar nichts. <span class="index-1680 tp-77637 ">Der gute Riqu</span><span class="index-1680 tp-77637 notice-43209 ">et</span> an dem wir einen herrlichen Freund hier hatten wird uns verlaßen, ud wieder ins Preußische gehen. Nun leb wohl mein geliebtester Bruder, denke daß es bey meiner Liebe zu dir, nothwendig für mich ist, alles was dich betrift recht genau zu wißen, ich schmachte recht nach einen Brief, <span class="index-129 tp-28061 ">der liebe Ernst</span> grüßt dich tausend mal, und dankt dir sehr für deine Sorgfalt mit dem Gelde, es schmerzt ihm auch daß du was bezahlst was du nicht empfangen hast. In Dresden ist dieß Jahr alles sehr still, es scheint eine große Niedergeschlagenheit zu herrschen, die Freude ist wirklich von der Erde entflohen. es ist mir wie eine fremdartige Erscheinung wenn ich nur einmal <span class="notice-623 ">einen schwachen Wiederschein davon sehe, auch Gustchen empfiehlt sich deiner Liebe behalte sie in deinem Herzen<br>Charlotte Ernst</span>.' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/2377' $description = 'Charlotte Ernst, Ludwig Emanuel Ernst an August Wilhelm von Schlegel am 30.12.1810, Dresden, Genf' $adressatort = 'Genf <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4020137-5">GND</a>' $absendeort = 'Dresden <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/37172-5">GND</a>' $date = '30.12.1810' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1939 => array( 'ID' => '1939', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-04-30 13:19:40', 'timelastchg' => '2017-12-20 11:20:44', 'key' => 'AWS-ap-007g', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Ernst, Charlotte', '39_namevar' => 'Schlegel, Erdmuthe Charlotte Friedrike (Geburtsname)', '39_lebenwirken' => 'Charlotte („Lottchen“) war die Schwester von August Wilhelm Schlegel und verheiratet mit dem Dresdner Hofbeamten Ludwig Emanuel Ernst. 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In Dresden ist dieß Jahr alles sehr still, es scheint eine große Niedergeschlagenheit zu herrschen, die Freude ist wirklich von der Erde entflohen. es ist mir wie eine fremdartige Erscheinung wenn ich nur einmal <milestone unit="start" n="623"/>einen schwachen Wiederschein davon sehe, auch Gustchen empfiehlt sich deiner Liebe behalte sie in deinem Herzen<lb/>Charlotte Ernst<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Randbeschriftung</title></note><milestone unit="end" n="623"/>.</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="2236"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2236"/> <milestone unit="start" n="622"/><anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB28046"/><hi rend="family:Courier">Dresden</hi><anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE28046"/>, d. 30. <hi rend="family:Courier">Decbr.</hi> 1810.<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Handschrift von Ludwig Emanuel Ernst</title></note><milestone unit="end" n="622"/><lb/>Mein geliebtester Bruder vor ein paar Tagen haben wir eine <hi rend="family:Courier">Assignation </hi>auf die 200 <milestone unit="start" n="41589"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="41589"/> die ich <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB28047"/>dem Bruder Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE28047"/> geliehen, und auch noch 23 <milestone unit="start" n="41590"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="41590"/> drüber für Interreßen von dir erhalten, es schmerzt mich sehr dieß Geld von dir anzunehmen, dächte ich nicht daß es Pflicht ist almählich für <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB28048"/>mein Gustchen<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE28048"/> zu denken, so sollte mich nichts bewegen es anzunehmen, du guter Bruder der du schon für <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB28049"/>die Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE28049"/> so vil thust! – hat es dir aber die Geringste Incommodität gemacht es mir zu schicken, so war es sehr unrecht daß du es thatest, denn dein Wort daß es Gustchen einmal bekommen würde war mir genug, könnte ich nur Friedrichen die Hälfte der treuen Gesinnungen die du in diesem Stücke besitzest einflößen! Jetzt ist zwar der arme Mann höchst zu bedauern, aber was mir mis fällt, daß er in guten Zeiten nie daran denkt was er seinen Freunden alles vorher schuldig war, und sich so den Lebensgenüßen wie z. Ex. dem Wein trinken überläßt, zwar wohl nicht über seine Kräfte doch über seinen Beutel der guten Mutter schike ich bestimt Jährlich 8 <hi rend="family:Courier">Louis dʼor</hi> welches mich mit dem Umsatz ud dem Postgeld über 45 <milestone unit="start" n="41594"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="41594"/> kömt, dieses ist doch auch immer ein kleiner Zufluß. wenn ich von andere ihre <hi rend="family:Courier">depense</hi> höre so bewundre ich, wie ich doch so wenig aus gebe <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB28050"/>Carl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE28050"/> wie die Mutter schreibt, hat die letzten Jahre an 3000 <milestone unit="start" n="41595"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="41595"/> gehabt, ud kein Pfenig über, ich begreife daß nicht, da <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB75780"/><anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB75781"/>sie<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE75781"/><anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE75780"/> doch über<milestone unit="start" n="2237"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2237"/>nommen für <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB75457"/>das Kind<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE75457"/> welches sie zu sich genommen zu sorgen. Sie gewöhnen dieses Kind zu unmäßigen Foderungen, ud laßen ihr nichts womit sie diese einmal befriedigen kann, dieß nenne ich grausam. <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB75782"/>Sie<anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE75782"/> schien halb und halb den Plan zu haben sie mir auf ein Jahr zu geben dieß habe ich aber abgelehnt, wollte nur Gott daß Carl erst wieder beßer steht, denn mit dem einschränken wird es nicht vil werden. Carl ist so ein treuer Mensch daß er sich eher zu todte arbeitet, ehe er sie klagen läßt. Mit <anchor type="b" n="187" ana="11" xml:id="NidB28051"/>Moritz<anchor type="e" n="187" ana="11" xml:id="NidE28051"/> <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB75783"/>seinem Sohn<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE75783"/> ist auch noch nichts entschieden, er giebt sich alle mögliche Mühe, doch fürchtet <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB75784"/>die Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE75784"/> daß es nichts helfen wird, der arme Moritz wenn er so 800 bis 1000 <milestone unit="start" n="41596"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="41596"/> au<milestone unit="start" n="42754"/>f<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="42754"/> einem <milestone unit="start" n="43206"/>Brxxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entziffert</title></note><milestone unit="end" n="43206"/> herlegen soll! – er hält sich jetzt noch immer bey Carln auf. – Nun mein liebster Bruder nur sage mir einmal warum du mich so lange ohne alle Nachricht gelaßen, hast du meinen Brief nach Frankreich nicht bekommen? ich bin so <hi rend="overstrike:1"><milestone unit="start" n="42756"/>xxx<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Nicht entzifferte Streichung</title></note><milestone unit="end" n="42756"/></hi> Angst um deinet willen gewesen, ich habe an Friedrich verschiedentlich darum geschrieben auch an die Mutter, aber nie eine Antwort bekommen, Schreibe mir doch ja genau wie es dir geht, wie du lebst ob du heiter bist, was du für Aussichten hast ud wie du deine Zeit in Frankreich zugebracht hast ich hätte gern öfterer geschrieben aber Briefe die sie wenig enthalten können wie die Meinigen scheue ich mich mit dem theuern Postgeld oft zu wiederholen, unser Lebensgang ist so ruhig daß sich wenig darüber sagen läßt. Wir könnten glücklich seyn, wenn das äußere sich nicht gewaltsam in das innre Familienleben eindräng. Mein <milestone unit="start" n="2239"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2239"/> Gustchen ist gesund und wächst sehr stark sie ist so groß wie ich, so lange der Christmarkt dauert ist sie ein wahres Kind, ud genießt auch die Seligkeit eines Kindes, sie fabricirt ein Bäumchen ud einen Hanswurst für <anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB28053"/>den Vater<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE28053"/>, andre Kleinigkeiten für ihre Freundinnen und schreibt dabey ganz in Wonne. Ich hoffe sie wird meiner Erziehung einmal Ehre machen, doch macht sie mir je<milestone unit="start" n="41656"/>[t]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Wasserfleck</title></note><milestone unit="end" n="41656"/>zt manches zu schaffen, dieß ist eine Periode wo die genaueste Aufsicht nöthig ist, die Umwandlung des Kindes zum Mädchen, doch freut mich ihre Unschuld und ihre völlige Aufrichtigkeit, es ist noch nie eine Lüge oder eine Uebertreibung aus ihrem Munde gekommen. Im zeichnen macht sie ernsthafte Fortschritte ich hoffe daß nie Eitelkeit ihr ganzes Thun und Wesen so beleben soll, wie es bey so vilen Frauenzimmern der Fall ist, wenigstens daß es sich nicht in den Beschäftigungen ihres Geistes einmischt, an ihrer Jugend mag sie gefallen haben, daß gestehe ich ihr recht gerne zu, und ich habe es gerne wenn sie ihr kleines Geschmeide wie sie es nennt anlegt, wenn wir ausgehn, jetzt habe ich ihr Ohrlöcher stechen lassen, sie mag es merken daß sie zu Weihnachten Ohrenringe bekommen soll, und betrachtet ihre kleinen Ringelchen mit einer wahren <hi rend="family:Courier">delice</hi>. Kannst du mir nicht etwas weitläuftig über den Druk <anchor type="b" n="339" ana="12" xml:id="NidB75785"/>des Werkes <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB28054"/>der Fr. v. Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE28054"/><anchor type="e" n="339" ana="12" xml:id="NidE75785"/> schreiben ich bin durch das was ich in den Zeitungen gelesen immer recht beunruhigt worden.<lb/><anchor type="b" n="119" ana="11" xml:id="NidB28055"/>Der gute <hi rend="underline:1">Runge</hi><anchor type="e" n="119" ana="11" xml:id="NidE28055"/> hat nun seinen Lauf vol<milestone unit="start" n="2238"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2238"/>lendet, er ist an der Auszehrung gestorben sein Geist war ganz mit seiner und <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB28056"/>Goethens<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE28056"/> Farbentheorie beschäftigt, dieß ist sein immer bleibender Gedanke gewesen ich hoffe also daß seine Krankheits tage für ihn nicht unglücklich gewesen sind, <anchor type="b" n="5004" ana="11" xml:id="NidB28062"/>seine Frau<anchor type="e" n="5004" ana="11" xml:id="NidE28062"/> war Schwanger mit dem 4 ten Kinde, er wünschte ihre Entbindung zu sehen, doch starb er früher, einige Tage nach seinem Tode kam sie nieder. <anchor type="b" n="5005" ana="11" xml:id="NidB28063"/>Der Bruder<anchor type="e" n="5005" ana="11" xml:id="NidE28063"/> wird sich ihrer annehmen Runge hat sich als ein herrlicher Mensch bewiesen, der wahrhaft vom Christenthume belebt war. Ich wollte ich wäre ihm näher gewesen in seinen letzten Jahren. <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB28057"/>Tiek<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE28057"/> lebt wieder bey <anchor type="b" n="117" ana="11" xml:id="NidB28060"/>Burgdorfs<anchor type="e" n="117" ana="11" xml:id="NidE28060"/>, <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB75786"/>Knorring<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE75786"/> hat ihn glaube ich von <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB28058"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE28058"/> flott gemacht, Burgdorfens Gesundheit ist <hi rend="family:Courier"><milestone unit="start" n="43208"/>delabril<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Lies: délabré/labil</title></note><milestone unit="end" n="43208"/></hi>, er will nach Italien gehen mit <anchor type="b" n="2018" ana="11" xml:id="NidB75787"/>seiner Frau<anchor type="e" n="2018" ana="11" xml:id="NidE75787"/>, doch ohne <anchor type="b" n="130" ana="11" xml:id="NidB75789"/><anchor type="b" n="2061" ana="11" xml:id="NidB75790"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB75788"/>Tieks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE75788"/><anchor type="e" n="2061" ana="11" xml:id="NidE75790"/><anchor type="e" n="130" ana="11" xml:id="NidE75789"/>, von <anchor type="b" n="132" ana="11" xml:id="NidB28059"/>der Bernhardin<anchor type="e" n="132" ana="11" xml:id="NidE28059"/> weiß ich gar nichts. <anchor type="b" n="1680" ana="11" xml:id="NidB77637"/>Der gute Riqu<milestone unit="start" n="43209"/>et<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="43209"/><anchor type="e" n="1680" ana="11" xml:id="NidE77637"/> an dem wir einen herrlichen Freund hier hatten wird uns verlaßen, ud wieder ins Preußische gehen. 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[1] Dresden, d. 30. Decbr. 1810.
Mein geliebtester Bruder vor ein paar Tagen haben wir eine Assignation auf die 200 r. die ich dem Bruder Friedrich geliehen, und auch noch 23 r. drüber für Interreßen von dir erhalten, es schmerzt mich sehr dieß Geld von dir anzunehmen, dächte ich nicht daß es Pflicht ist almählich für mein Gustchen zu denken, so sollte mich nichts bewegen es anzunehmen, du guter Bruder der du schon für die Mutter so vil thust! – hat es dir aber die Geringste Incommodität gemacht es mir zu schicken, so war es sehr unrecht daß du es thatest, denn dein Wort daß es Gustchen einmal bekommen würde war mir genug, könnte ich nur Friedrichen die Hälfte der treuen Gesinnungen die du in diesem Stücke besitzest einflößen! Jetzt ist zwar der arme Mann höchst zu bedauern, aber was mir mis fällt, daß er in guten Zeiten nie daran denkt was er seinen Freunden alles vorher schuldig war, und sich so den Lebensgenüßen wie z. Ex. dem Wein trinken überläßt, zwar wohl nicht über seine Kräfte doch über seinen Beutel der guten Mutter schike ich bestimt Jährlich 8 Louis dʼor welches mich mit dem Umsatz ud dem Postgeld über 45 r. kömt, dieses ist doch auch immer ein kleiner Zufluß. wenn ich von andere ihre depense höre so bewundre ich, wie ich doch so wenig aus gebe Carl wie die Mutter schreibt, hat die letzten Jahre an 3000 r. gehabt, ud kein Pfenig über, ich begreife daß nicht, da sie doch über[2]nommen für das Kind welches sie zu sich genommen zu sorgen. Sie gewöhnen dieses Kind zu unmäßigen Foderungen, ud laßen ihr nichts womit sie diese einmal befriedigen kann, dieß nenne ich grausam. Sie schien halb und halb den Plan zu haben sie mir auf ein Jahr zu geben dieß habe ich aber abgelehnt, wollte nur Gott daß Carl erst wieder beßer steht, denn mit dem einschränken wird es nicht vil werden. Carl ist so ein treuer Mensch daß er sich eher zu todte arbeitet, ehe er sie klagen läßt. Mit Moritz seinem Sohn ist auch noch nichts entschieden, er giebt sich alle mögliche Mühe, doch fürchtet die Mutter daß es nichts helfen wird, der arme Moritz wenn er so 800 bis 1000 r. auf einem Brxxx herlegen soll! – er hält sich jetzt noch immer bey Carln auf. – Nun mein liebster Bruder nur sage mir einmal warum du mich so lange ohne alle Nachricht gelaßen, hast du meinen Brief nach Frankreich nicht bekommen? ich bin so xxx Angst um deinet willen gewesen, ich habe an Friedrich verschiedentlich darum geschrieben auch an die Mutter, aber nie eine Antwort bekommen, Schreibe mir doch ja genau wie es dir geht, wie du lebst ob du heiter bist, was du für Aussichten hast ud wie du deine Zeit in Frankreich zugebracht hast ich hätte gern öfterer geschrieben aber Briefe die sie wenig enthalten können wie die Meinigen scheue ich mich mit dem theuern Postgeld oft zu wiederholen, unser Lebensgang ist so ruhig daß sich wenig darüber sagen läßt. Wir könnten glücklich seyn, wenn das äußere sich nicht gewaltsam in das innre Familienleben eindräng. Mein [3] Gustchen ist gesund und wächst sehr stark sie ist so groß wie ich, so lange der Christmarkt dauert ist sie ein wahres Kind, ud genießt auch die Seligkeit eines Kindes, sie fabricirt ein Bäumchen ud einen Hanswurst für den Vater, andre Kleinigkeiten für ihre Freundinnen und schreibt dabey ganz in Wonne. Ich hoffe sie wird meiner Erziehung einmal Ehre machen, doch macht sie mir je[t]zt manches zu schaffen, dieß ist eine Periode wo die genaueste Aufsicht nöthig ist, die Umwandlung des Kindes zum Mädchen, doch freut mich ihre Unschuld und ihre völlige Aufrichtigkeit, es ist noch nie eine Lüge oder eine Uebertreibung aus ihrem Munde gekommen. Im zeichnen macht sie ernsthafte Fortschritte ich hoffe daß nie Eitelkeit ihr ganzes Thun und Wesen so beleben soll, wie es bey so vilen Frauenzimmern der Fall ist, wenigstens daß es sich nicht in den Beschäftigungen ihres Geistes einmischt, an ihrer Jugend mag sie gefallen haben, daß gestehe ich ihr recht gerne zu, und ich habe es gerne wenn sie ihr kleines Geschmeide wie sie es nennt anlegt, wenn wir ausgehn, jetzt habe ich ihr Ohrlöcher stechen lassen, sie mag es merken daß sie zu Weihnachten Ohrenringe bekommen soll, und betrachtet ihre kleinen Ringelchen mit einer wahren delice. Kannst du mir nicht etwas weitläuftig über den Druk des Werkes der Fr. v. Stael schreiben ich bin durch das was ich in den Zeitungen gelesen immer recht beunruhigt worden.
Der gute Runge hat nun seinen Lauf vol[4]lendet, er ist an der Auszehrung gestorben sein Geist war ganz mit seiner und Goethens Farbentheorie beschäftigt, dieß ist sein immer bleibender Gedanke gewesen ich hoffe also daß seine Krankheits tage für ihn nicht unglücklich gewesen sind, seine Frau war Schwanger mit dem 4 ten Kinde, er wünschte ihre Entbindung zu sehen, doch starb er früher, einige Tage nach seinem Tode kam sie nieder. Der Bruder wird sich ihrer annehmen Runge hat sich als ein herrlicher Mensch bewiesen, der wahrhaft vom Christenthume belebt war. Ich wollte ich wäre ihm näher gewesen in seinen letzten Jahren. Tiek lebt wieder bey Burgdorfs, Knorring hat ihn glaube ich von München flott gemacht, Burgdorfens Gesundheit ist delabril, er will nach Italien gehen mit seiner Frau, doch ohne Tieks, von der Bernhardin weiß ich gar nichts. Der gute Riquet an dem wir einen herrlichen Freund hier hatten wird uns verlaßen, ud wieder ins Preußische gehen. Nun leb wohl mein geliebtester Bruder, denke daß es bey meiner Liebe zu dir, nothwendig für mich ist, alles was dich betrift recht genau zu wißen, ich schmachte recht nach einen Brief, der liebe Ernst grüßt dich tausend mal, und dankt dir sehr für deine Sorgfalt mit dem Gelde, es schmerzt ihm auch daß du was bezahlst was du nicht empfangen hast. In Dresden ist dieß Jahr alles sehr still, es scheint eine große Niedergeschlagenheit zu herrschen, die Freude ist wirklich von der Erde entflohen. es ist mir wie eine fremdartige Erscheinung wenn ich nur einmal einen schwachen Wiederschein davon sehe, auch Gustchen empfiehlt sich deiner Liebe behalte sie in deinem Herzen
Charlotte Ernst.
Mein geliebtester Bruder vor ein paar Tagen haben wir eine Assignation auf die 200 r. die ich dem Bruder Friedrich geliehen, und auch noch 23 r. drüber für Interreßen von dir erhalten, es schmerzt mich sehr dieß Geld von dir anzunehmen, dächte ich nicht daß es Pflicht ist almählich für mein Gustchen zu denken, so sollte mich nichts bewegen es anzunehmen, du guter Bruder der du schon für die Mutter so vil thust! – hat es dir aber die Geringste Incommodität gemacht es mir zu schicken, so war es sehr unrecht daß du es thatest, denn dein Wort daß es Gustchen einmal bekommen würde war mir genug, könnte ich nur Friedrichen die Hälfte der treuen Gesinnungen die du in diesem Stücke besitzest einflößen! Jetzt ist zwar der arme Mann höchst zu bedauern, aber was mir mis fällt, daß er in guten Zeiten nie daran denkt was er seinen Freunden alles vorher schuldig war, und sich so den Lebensgenüßen wie z. Ex. dem Wein trinken überläßt, zwar wohl nicht über seine Kräfte doch über seinen Beutel der guten Mutter schike ich bestimt Jährlich 8 Louis dʼor welches mich mit dem Umsatz ud dem Postgeld über 45 r. kömt, dieses ist doch auch immer ein kleiner Zufluß. wenn ich von andere ihre depense höre so bewundre ich, wie ich doch so wenig aus gebe Carl wie die Mutter schreibt, hat die letzten Jahre an 3000 r. gehabt, ud kein Pfenig über, ich begreife daß nicht, da sie doch über[2]nommen für das Kind welches sie zu sich genommen zu sorgen. Sie gewöhnen dieses Kind zu unmäßigen Foderungen, ud laßen ihr nichts womit sie diese einmal befriedigen kann, dieß nenne ich grausam. Sie schien halb und halb den Plan zu haben sie mir auf ein Jahr zu geben dieß habe ich aber abgelehnt, wollte nur Gott daß Carl erst wieder beßer steht, denn mit dem einschränken wird es nicht vil werden. Carl ist so ein treuer Mensch daß er sich eher zu todte arbeitet, ehe er sie klagen läßt. Mit Moritz seinem Sohn ist auch noch nichts entschieden, er giebt sich alle mögliche Mühe, doch fürchtet die Mutter daß es nichts helfen wird, der arme Moritz wenn er so 800 bis 1000 r. auf einem Brxxx herlegen soll! – er hält sich jetzt noch immer bey Carln auf. – Nun mein liebster Bruder nur sage mir einmal warum du mich so lange ohne alle Nachricht gelaßen, hast du meinen Brief nach Frankreich nicht bekommen? ich bin so xxx Angst um deinet willen gewesen, ich habe an Friedrich verschiedentlich darum geschrieben auch an die Mutter, aber nie eine Antwort bekommen, Schreibe mir doch ja genau wie es dir geht, wie du lebst ob du heiter bist, was du für Aussichten hast ud wie du deine Zeit in Frankreich zugebracht hast ich hätte gern öfterer geschrieben aber Briefe die sie wenig enthalten können wie die Meinigen scheue ich mich mit dem theuern Postgeld oft zu wiederholen, unser Lebensgang ist so ruhig daß sich wenig darüber sagen läßt. Wir könnten glücklich seyn, wenn das äußere sich nicht gewaltsam in das innre Familienleben eindräng. Mein [3] Gustchen ist gesund und wächst sehr stark sie ist so groß wie ich, so lange der Christmarkt dauert ist sie ein wahres Kind, ud genießt auch die Seligkeit eines Kindes, sie fabricirt ein Bäumchen ud einen Hanswurst für den Vater, andre Kleinigkeiten für ihre Freundinnen und schreibt dabey ganz in Wonne. Ich hoffe sie wird meiner Erziehung einmal Ehre machen, doch macht sie mir je[t]zt manches zu schaffen, dieß ist eine Periode wo die genaueste Aufsicht nöthig ist, die Umwandlung des Kindes zum Mädchen, doch freut mich ihre Unschuld und ihre völlige Aufrichtigkeit, es ist noch nie eine Lüge oder eine Uebertreibung aus ihrem Munde gekommen. Im zeichnen macht sie ernsthafte Fortschritte ich hoffe daß nie Eitelkeit ihr ganzes Thun und Wesen so beleben soll, wie es bey so vilen Frauenzimmern der Fall ist, wenigstens daß es sich nicht in den Beschäftigungen ihres Geistes einmischt, an ihrer Jugend mag sie gefallen haben, daß gestehe ich ihr recht gerne zu, und ich habe es gerne wenn sie ihr kleines Geschmeide wie sie es nennt anlegt, wenn wir ausgehn, jetzt habe ich ihr Ohrlöcher stechen lassen, sie mag es merken daß sie zu Weihnachten Ohrenringe bekommen soll, und betrachtet ihre kleinen Ringelchen mit einer wahren delice. Kannst du mir nicht etwas weitläuftig über den Druk des Werkes der Fr. v. Stael schreiben ich bin durch das was ich in den Zeitungen gelesen immer recht beunruhigt worden.
Der gute Runge hat nun seinen Lauf vol[4]lendet, er ist an der Auszehrung gestorben sein Geist war ganz mit seiner und Goethens Farbentheorie beschäftigt, dieß ist sein immer bleibender Gedanke gewesen ich hoffe also daß seine Krankheits tage für ihn nicht unglücklich gewesen sind, seine Frau war Schwanger mit dem 4 ten Kinde, er wünschte ihre Entbindung zu sehen, doch starb er früher, einige Tage nach seinem Tode kam sie nieder. Der Bruder wird sich ihrer annehmen Runge hat sich als ein herrlicher Mensch bewiesen, der wahrhaft vom Christenthume belebt war. Ich wollte ich wäre ihm näher gewesen in seinen letzten Jahren. Tiek lebt wieder bey Burgdorfs, Knorring hat ihn glaube ich von München flott gemacht, Burgdorfens Gesundheit ist delabril, er will nach Italien gehen mit seiner Frau, doch ohne Tieks, von der Bernhardin weiß ich gar nichts. Der gute Riquet an dem wir einen herrlichen Freund hier hatten wird uns verlaßen, ud wieder ins Preußische gehen. Nun leb wohl mein geliebtester Bruder, denke daß es bey meiner Liebe zu dir, nothwendig für mich ist, alles was dich betrift recht genau zu wißen, ich schmachte recht nach einen Brief, der liebe Ernst grüßt dich tausend mal, und dankt dir sehr für deine Sorgfalt mit dem Gelde, es schmerzt ihm auch daß du was bezahlst was du nicht empfangen hast. In Dresden ist dieß Jahr alles sehr still, es scheint eine große Niedergeschlagenheit zu herrschen, die Freude ist wirklich von der Erde entflohen. es ist mir wie eine fremdartige Erscheinung wenn ich nur einmal einen schwachen Wiederschein davon sehe, auch Gustchen empfiehlt sich deiner Liebe behalte sie in deinem Herzen
Charlotte Ernst.