• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Coppet · Date: [Sommer 1805]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: [Sommer 1805]
  • Notations: Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. – Zur Datierung: Schlegel hielt sich im vom 13. März bis 15. Mai 1805 mit der Familie De Staël in Rom auf.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,21
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 1 S., hs. m. U.
  • Format: 20,5 x 15,7 cm
  • Incipit: „[1] Mein Lieber bester Sohn.
    Ich habe Deinen Lieben Brief erhalten, und mich sehr darüber erfreut, nach dem ich mich lange [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia
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[1] Mein Lieber bester Sohn.
Ich habe Deinen Lieben Brief erhalten, und mich sehr darüber erfreut, nach dem ich mich lange nach Nachricht von Dir gesöhnt hatte. Es ist ein Halbes Jahr daß ich nichts von Dir gehört hatte, als daß Deiner ein mal in Zeitung erwähnt wurde, u die Hofräthin Brandes sagte mir ein mal, daß ein Herr von Umdeta Dich in Rohm gesehn hätte, wenn ich recht verstanden habe. Nun gottlob daß Du gesund und vergnügt bist, u daß Dir die Reiße viel Unterhaltung u Freude gewährt hat. Daß Ihr im Herbst wieder weit weg geht, u zwar in der Nähe von Paris, darüber freue ich mich nicht. Ich bin einfältig genung mir Sorgen zu machen, wenn Du auf einige Zeit nach Paris gehst, da man nun einmal die Frau von Stahl da haben will, so kann daß auch Einfluß haben auf die jenigen die sie bey sich hat. Nun ich bekomme noch gewiß vorher Briefe von Dir so kannst Du mich über alles beruhigen und uns auch recht genau Deine Adreße schicken. Es ist mir lieb daß Du etwas von Friedrich gehört hast. Da Friedrich schon seit einem Jahre glaubte nahe, u beynahe gewiße Hofnung zu haben, so will daß nicht viel sagen, daß Du glaubst Dir einige Hofnung machen zu können. Wenn doch Gott mein Tägliches Gebeth erhörte, daß Friedrich noch vor meinem Totte noch eine Gewiße Stelle be[2]kömme. Itzo glaube ich gewiß, muß er Unterstützung von Freunden haben, unter welchen Du mein lieber Willhelm gewiß mit bist. Es ist doch aber auch unangenehm Freunden zur Last zu werden. Nun wenn alle seine Arbeiten nicht zweckwiedrig sind, wird es doch entlich einmal gehn. Oft denke ich Gott hat Dich mit deshalb in Diese lage kommen laßen, daß Du Deine Alte Mutter, u vieleicht Deinen Bruder unterstitzen kannst. Aber wie lange wird die tauren? Es würde mir zum Troste gereichen, wenn Du mir etwas sagtest über Deine künftigen Planne u Aussichten. Ich dencke Du wirst noch wohl mit den Jungen Herren von Stahl auf Reißen gehn, etwan nach England oder so. Daß Dir der Tot von den vortreflichen Tatter würde recht nahe gehn habe ich mir gedacht. Man hat seinen Vorzügen hier Gerechtigkeit wieder fahren laßen, er ist sehr betauert worden. Tatter hatte noch eine Besoltung von Herzog von Ken von 600 r. 300 r. davon hat der Herzog der Mutter von Tatter zur Jährlichen Pancion bestimmt. Tatter war auch so ein Edelgesinter Sohn, wie Du der die Mutter unterstitzte u ihr ihre Letzten Jahre erleichterte. Nun von [3] mir etwas. Wieder hergestellt bin ich zwar, aber älter u schwächer bin ich geworden. Ich kann nur kleine Wege zu fuße thun, sonst thut mir das Bein weh, auch bey veränderter Witterung dieser Zustand macht meine Lebens Art kostbarer. Ich muß durchaus was kräftiges genüßen, wenn ich nicht ganz entkräftet werden will. Wo ich es gar nicht ändern kann, muß ich mich tragen laßen. Auch muß ich meinen Mädchen, weil ich mehr Pflege Brauche, u wegen der immer zu nehmenden Theuerung, mehr gäben. Auch verändere ich auf Michael. meine Wohnung was auch ohne Unkosten nicht ab geht. Ich muß also Dein Liebevolles Versprächen mir diesen Winter was zuschiken, annehmen. Nur bitte ich Dich nicht mehr als ohne Deine unbeqvämlichkeit geschähn kann. Daß ist recht gut daß Lottchen u dem Kinde die Cur in Karlsbathe recht gut bekommen ist, aber bey ihm heist es soll die gute Wirckung noch kommen. Er hat nachher noch Wißbater brunnen getruncken, Gott gäbe gute Wirkung davon. Seine Schwache Gesundheit macht mir Sorgen. Carln geht es gut ob er schon noch 2 Secretärs im Concistorion vor sich hat, so hat er doch die Arbeiten des Ältesten bekommen, u auch über 600 r. mehr. Ich glaube wohl daß er sich itzo auf 1500 r. steht aber auch [4] viel Arbeit. Dabey ist ihm viel Schmeichelhaftes gesagt worden in Gegenwart der andern Sec: überhaubt steht er hier in algemeiner Achtung. Er hat keinen Fehler als daß er allzu nachgebent gegen die Frau ist, die ihm beherscht u nicht die beste Wirthin ist. Ihre Gesund ist itzo etwas beßer aber noch nicht ganz. Sie ist eben von Pyrmont zuricke gekommen, aber hat eben so wenig die Cur brauchen können, als vor 2 Jahren, weil sie es nicht vertragen kann, u versucht es immer wieder, also wieder ein 100 r. vergäblich angewentet. Unser Fuß ist itzo recht gut. Carl besucht mich täglich auf ein halb Stündchen, sie dann u wann, aber bey sie bin ich selten des Jahres etwann 3 bis 4 mal. Sie ist lieber mit Ihresgleichen zusammen. Von Moritzens habe ich nicht viel Freude, seine Briefe sind immer voller Unzufriedenheit u Klagen. Es sind itzo einige ansehnliche Stellen besetzt worden, von der er sich wohl eine Versprochen hat. Der Herr Abt hat mir aber gesagt, es hätte sich diesmal nicht thun laßen weil die Kürchen alzu groß vor seine Schwache Stimme u Brust geweßen wären, man würde gewiß bey der Ersten paßlichen Gelegenheit vor ihm Sorgen. als Superiten wird er mit lob von Concistorio über häuft. aber als Pretiger hat er nicht [5] viel beyfall. Sie ist oft mit Kopfweh gehpragt, u ist unzufrieden u krämlich. Die Älteste Tochter soll ein gutes Talent volles Mädchen seyn. Die Jüngste ist hübsch sonst weiß man noch nicht viel von ihr. Den Sohn hat sie verzogen, dem hatte Moritz nach Schulpforte geschickt, da bekömmt er das Heimweh, so daß sie ihm nach einen halben Jahre wieder holen müßen. Nun ist er wieder Gesund. Ein Junger Pretiger, der die Schwester von meiner Schwiegertochter zur Frau hat, will den jungen Menschen auf ein Jahr bey sich nehmen u sehn ob er ihm etwas zurechte brüngt. Nun hätte ich Dir mein bester Sohn wohl von allen etwas Nachricht gegäben, ich bin müthe, also lebe recht wohl u schreibe mir bald. Kann ich mich auch gewiß darauf verlaßen daß Deine Gesundheit vollkommen gut ist?
Deine Dich recht hertzlich Liebente
Mutter Schlegel.
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[1] Mein Lieber bester Sohn.
Ich habe Deinen Lieben Brief erhalten, und mich sehr darüber erfreut, nach dem ich mich lange nach Nachricht von Dir gesöhnt hatte. Es ist ein Halbes Jahr daß ich nichts von Dir gehört hatte, als daß Deiner ein mal in Zeitung erwähnt wurde, u die Hofräthin Brandes sagte mir ein mal, daß ein Herr von Umdeta Dich in Rohm gesehn hätte, wenn ich recht verstanden habe. Nun gottlob daß Du gesund und vergnügt bist, u daß Dir die Reiße viel Unterhaltung u Freude gewährt hat. Daß Ihr im Herbst wieder weit weg geht, u zwar in der Nähe von Paris, darüber freue ich mich nicht. Ich bin einfältig genung mir Sorgen zu machen, wenn Du auf einige Zeit nach Paris gehst, da man nun einmal die Frau von Stahl da haben will, so kann daß auch Einfluß haben auf die jenigen die sie bey sich hat. Nun ich bekomme noch gewiß vorher Briefe von Dir so kannst Du mich über alles beruhigen und uns auch recht genau Deine Adreße schicken. Es ist mir lieb daß Du etwas von Friedrich gehört hast. Da Friedrich schon seit einem Jahre glaubte nahe, u beynahe gewiße Hofnung zu haben, so will daß nicht viel sagen, daß Du glaubst Dir einige Hofnung machen zu können. Wenn doch Gott mein Tägliches Gebeth erhörte, daß Friedrich noch vor meinem Totte noch eine Gewiße Stelle be[2]kömme. Itzo glaube ich gewiß, muß er Unterstützung von Freunden haben, unter welchen Du mein lieber Willhelm gewiß mit bist. Es ist doch aber auch unangenehm Freunden zur Last zu werden. Nun wenn alle seine Arbeiten nicht zweckwiedrig sind, wird es doch entlich einmal gehn. Oft denke ich Gott hat Dich mit deshalb in Diese lage kommen laßen, daß Du Deine Alte Mutter, u vieleicht Deinen Bruder unterstitzen kannst. Aber wie lange wird die tauren? Es würde mir zum Troste gereichen, wenn Du mir etwas sagtest über Deine künftigen Planne u Aussichten. Ich dencke Du wirst noch wohl mit den Jungen Herren von Stahl auf Reißen gehn, etwan nach England oder so. Daß Dir der Tot von den vortreflichen Tatter würde recht nahe gehn habe ich mir gedacht. Man hat seinen Vorzügen hier Gerechtigkeit wieder fahren laßen, er ist sehr betauert worden. Tatter hatte noch eine Besoltung von Herzog von Ken von 600 r. 300 r. davon hat der Herzog der Mutter von Tatter zur Jährlichen Pancion bestimmt. Tatter war auch so ein Edelgesinter Sohn, wie Du der die Mutter unterstitzte u ihr ihre Letzten Jahre erleichterte. Nun von [3] mir etwas. Wieder hergestellt bin ich zwar, aber älter u schwächer bin ich geworden. Ich kann nur kleine Wege zu fuße thun, sonst thut mir das Bein weh, auch bey veränderter Witterung dieser Zustand macht meine Lebens Art kostbarer. Ich muß durchaus was kräftiges genüßen, wenn ich nicht ganz entkräftet werden will. Wo ich es gar nicht ändern kann, muß ich mich tragen laßen. Auch muß ich meinen Mädchen, weil ich mehr Pflege Brauche, u wegen der immer zu nehmenden Theuerung, mehr gäben. Auch verändere ich auf Michael. meine Wohnung was auch ohne Unkosten nicht ab geht. Ich muß also Dein Liebevolles Versprächen mir diesen Winter was zuschiken, annehmen. Nur bitte ich Dich nicht mehr als ohne Deine unbeqvämlichkeit geschähn kann. Daß ist recht gut daß Lottchen u dem Kinde die Cur in Karlsbathe recht gut bekommen ist, aber bey ihm heist es soll die gute Wirckung noch kommen. Er hat nachher noch Wißbater brunnen getruncken, Gott gäbe gute Wirkung davon. Seine Schwache Gesundheit macht mir Sorgen. Carln geht es gut ob er schon noch 2 Secretärs im Concistorion vor sich hat, so hat er doch die Arbeiten des Ältesten bekommen, u auch über 600 r. mehr. Ich glaube wohl daß er sich itzo auf 1500 r. steht aber auch [4] viel Arbeit. Dabey ist ihm viel Schmeichelhaftes gesagt worden in Gegenwart der andern Sec: überhaubt steht er hier in algemeiner Achtung. Er hat keinen Fehler als daß er allzu nachgebent gegen die Frau ist, die ihm beherscht u nicht die beste Wirthin ist. Ihre Gesund ist itzo etwas beßer aber noch nicht ganz. Sie ist eben von Pyrmont zuricke gekommen, aber hat eben so wenig die Cur brauchen können, als vor 2 Jahren, weil sie es nicht vertragen kann, u versucht es immer wieder, also wieder ein 100 r. vergäblich angewentet. Unser Fuß ist itzo recht gut. Carl besucht mich täglich auf ein halb Stündchen, sie dann u wann, aber bey sie bin ich selten des Jahres etwann 3 bis 4 mal. Sie ist lieber mit Ihresgleichen zusammen. Von Moritzens habe ich nicht viel Freude, seine Briefe sind immer voller Unzufriedenheit u Klagen. Es sind itzo einige ansehnliche Stellen besetzt worden, von der er sich wohl eine Versprochen hat. Der Herr Abt hat mir aber gesagt, es hätte sich diesmal nicht thun laßen weil die Kürchen alzu groß vor seine Schwache Stimme u Brust geweßen wären, man würde gewiß bey der Ersten paßlichen Gelegenheit vor ihm Sorgen. als Superiten wird er mit lob von Concistorio über häuft. aber als Pretiger hat er nicht [5] viel beyfall. Sie ist oft mit Kopfweh gehpragt, u ist unzufrieden u krämlich. Die Älteste Tochter soll ein gutes Talent volles Mädchen seyn. Die Jüngste ist hübsch sonst weiß man noch nicht viel von ihr. Den Sohn hat sie verzogen, dem hatte Moritz nach Schulpforte geschickt, da bekömmt er das Heimweh, so daß sie ihm nach einen halben Jahre wieder holen müßen. Nun ist er wieder Gesund. Ein Junger Pretiger, der die Schwester von meiner Schwiegertochter zur Frau hat, will den jungen Menschen auf ein Jahr bey sich nehmen u sehn ob er ihm etwas zurechte brüngt. Nun hätte ich Dir mein bester Sohn wohl von allen etwas Nachricht gegäben, ich bin müthe, also lebe recht wohl u schreibe mir bald. Kann ich mich auch gewiß darauf verlaßen daß Deine Gesundheit vollkommen gut ist?
Deine Dich recht hertzlich Liebente
Mutter Schlegel.
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