• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Coppet · Date: 06.05.1809
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 06.05.1809
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,39
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 24 x 19,8 cm
  • Überlieferung: Textverlust durch Durchstreichung.
  • Incipit: „[1] den 6 ten May 1809
    Mein lieber Sohn,
    Ich muß Dir doch nothwendig den Richtigen Enfang Deines lieben Briefs, u des [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia
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[1] den 6 ten May 1809
Mein lieber Sohn,
Ich muß Dir doch nothwendig den Richtigen Enfang Deines lieben Briefs, u des Wechsels berichten. Der Brief war den 16 ten April geschrieben, u den 2 ten May habe ich selbigen erhalten. Vorerst dancke ich Dir recht hertzlich vor Dein liebevolles Geschenk. Auch vor die gute Nachricht von Friedrich, die ich zwar schon durch Lottchen wußte, aber es durch Dich zu hören macht mir toppelt Freude, da es Dir lieber Willhelm so viel Freude macht, da es ohne Dein mit wirken gewiß nicht geschähn wäre. Ich meiner seits hätte zwar gewünscht, daß er in xxx hätte bleiben können, auf diese Art aber mag es wohl intereßander, u einträglicher seyn, aber ich kann nicht leugnen, mir macht es viel Angst u Sorgen, daß ist nun einmal mein Schiksaal, daß mir alle Freuden so verbittert werden. Lottchen macht mir auch Sorge. Wie sie mir vor kurtzen schrieb u mir die gute Nachricht von Friedrich gab, meldete sie mir auch, daß ihr Mann Gottlob gesund u wohl von Pollen wieder zuricke gekommen wäre. Aber es wäre so turbulös daß es bald über ihre Kräfte gienge. Sie hätte Husten Schnupfen Halsweh, dabey hätte sie ein Neues Mädchen, mit der sie noch wenig thun könnte, dabey hätten sie das umziehn in eine andere Wohnung vor, wo sie geträngt u getrieben würden, daß sie heraus müsten, u in der Neuen Wohnung wären die Leute noch nicht heraus da wird erst gemahlt, geweist, gescheuert. u dabey nicht wohl, habe ich nicht Ursache besorgt zu seyn? Nun wird Ernst gewiß wieder mit dem K fort gemust haben. Seine Garterobe war von P noch nicht zurike, was wird sich das Gute Lottchen geängstiget, u ab geqvält haben. Ich warde sehnlich auf Nachricht Gott gäbe, daß sie wenigstens erträglich lauten. von uns bester Sohn kannst Du auch keine guten Nachrichten erwarten. Wir leben zwischen Furcht, u Hofnung, werden oft mit Traurigen Nachrichten geqvält. Auch ist die unruhe bisher groß geweßen bey den [2] Durchmärschen, auch hat es nicht an Schräecken gefehlt, durch Lärm u Schlägereyen, was denn auf meine u Julchens Gesundheit nicht gut gewirckt hat, bey Julchen durch Kränfe, sie hat den Ganzen winter ihre Cur un ausgesetzt vort gesetzt. Ich bin itzo immer Mat u entkräftet. Ich komme auch oft um den Schlaf, des Nachts durch allen Lerm. Carl bietet allen trotz, u ist voller Guter hofnung. Der Gute Gott göbe daß selbige erfüllt werden. Auch haben wir itzo hier ein übel es haben viele Leute das Kaltefieber. bey Carls sind 3 Fieberpacieten, die Köchin zum 2 mal die beyden Kinder haben es gestern zugleich bekommen. Nun muß ich Dir doch erzöhlen auf was art ich die Nachricht von Friedrich zu erst erhälten habe. Lottchen hatte den Brief an mich, an Carl attreßirt, u ofen ein gelegt. Carls kammen also beyde in entsetzlichen schlechten Wetter, u da ich Julchen wohl in 8 Wochen nicht bey mir gesehn hatte, hätte ich mich bald erschroken indeßen sahe ich es gleich an Frölichen Gesichtern. Julchen hat sich hier bey recht Liebens würdig betragen, mit vieler lebhaftigkeit u wärme. Nun liebe Mutter haben sie ihren Sehnlichen wunsch mit Friedrich errecht. Ich wurde so geriehrt daß ich Weinte. Den anderen Tag schrieb ich an J u erkundigte mich nach ihrem befünden, u dankte ihr vor ihre Warme Theilnahme, ich sagte ihr sie hätte sich so Liebens würdig benommen daß ich sie wenn es möglich wäre, noch einmal so lieb hätte. Indeßen ändert es nichts in unserem Fuß, dem wir mit ein ander angenommen haben, nehmlich daß wir uns nur selten sehn, u der ist auch der beste, da wir so verschieden denken, über viele Dinge. Den Guten Carl sehe ich alle tage, der besorgt mir alle meine Angelegenheiten. Diese Osterfeyertage hat uns ein mein Groß Sohn aus Götting unvermuthen besucht auf 14 Tage. den Erstentag war ich des Mittags bey Carls zu tische, wo der Junge Mensch logirte. denn bekamm [3] ich eine Unpäßlichkeit, die noch länger tauerte als sie hier seyen also konnte ich gar nicht wieder hin kommen, ich wollte sie einige mal zum Eßen haben, daß gieng auch nicht, da ich gar nicht aus dem Zimmer turfte. Carl u August kamen oft zum Thee oder Caffee, und auch mein Groß Sohn allein, aber freylich so gut wie mit Dir war die Unterhaltung nicht, es erschöpfte sich bald. da ich sonst nichts vor ihm thun konnte so gab ich ihm eine Pistole, daß er noch fleißiger in die Comödige u Concerts gehn konnte.
Er hat mir u andern recht gut gefallen, er ist groß u ansehnlich, freylich scheint er die Schleglsche Täthligkeit nicht zu haben. Es scheint auch als wenn er zu hauße Zuricke gesetzt wird, wenigstens von der Mutter, die die Töchter vor zieht. der Hofrath Heyne scheint ihm zu proteschieren. Er wird Filologi stutiren. Ich hoffe daß noch was Gutes aus ihm wird. Die älteste Tochter thut sich durch Dalende, besonders Mußik hervor, sie hat einige mal auf öfentlichen Concerts mit vielem beyfall gesungen. Die Kleine ist hübsch u schmeichel sehr. Des seeligen Crußen seine Frau ist kutzens an Nerfenfieber gestorben, was m[ir] recht nahe gegangen ist. Indeßen ist Vemögen da u ihre beyden ältern Hofpretiger Wolfs leben noch, u es ist Vermögen da. 4 Kinder sind an leben.
aber mir macht es auch eine Sorge, Ich war Crußen noch 50 r. schuldig, die ich mit zu Lottchens Aussteuer gebraucht habe, es waren 300 r. die ich bezahlt habe, über diese 50 r. habe ich ein recht Liebevollen Brief von dem guten Crußen, daß es bey meinen Lebzeiten nicht sollte aus gezahlt [4] aber nun da die Mutter auch gestorben ist, besorge ich daß der Vormund es verlangen wird, u mich treibt auch mein gewißen u Neigung dazu. Wenn es einiger Maßen geht mit meinen Einkünften, so bezahle ich es bald. Ich will mich gern behelfen. Giebt Gott besere Zeiten, so wird doch wohl das Rickständige von Pancionen bezahlt. Es ist mir recht rihrent, daß Du Dich um alle meine Angelegenheiten bekümmerst. Die M Meyer ist seit oster schon weg. Ich muste mich von ihr trennen, wenn ich die unkosten auch hätte stehen können. Sie war ungeschikt zu einer Gesellschafft u hatte unerträgliche Fehler, nur ein nahmhaft zu machen sie nahm zu weilen zu viel Schnaps. Mein Mädchen die ich nun beynahe 6 Jahr habe, hat manches Gute nicht liederlich, u wie ich hoffe ehrlich, aber hat unerträgliche Launen, u probirt zuweilen zu herschen. Ich habe ihr daß gesagt von Dir. Die Hofnung scheint zu wircken den sie ist sehr eigen nützig.
wir warten auf Deinen versprochnen Brief
Deine treue Mutter
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[1] den 6 ten May 1809
Mein lieber Sohn,
Ich muß Dir doch nothwendig den Richtigen Enfang Deines lieben Briefs, u des Wechsels berichten. Der Brief war den 16 ten April geschrieben, u den 2 ten May habe ich selbigen erhalten. Vorerst dancke ich Dir recht hertzlich vor Dein liebevolles Geschenk. Auch vor die gute Nachricht von Friedrich, die ich zwar schon durch Lottchen wußte, aber es durch Dich zu hören macht mir toppelt Freude, da es Dir lieber Willhelm so viel Freude macht, da es ohne Dein mit wirken gewiß nicht geschähn wäre. Ich meiner seits hätte zwar gewünscht, daß er in xxx hätte bleiben können, auf diese Art aber mag es wohl intereßander, u einträglicher seyn, aber ich kann nicht leugnen, mir macht es viel Angst u Sorgen, daß ist nun einmal mein Schiksaal, daß mir alle Freuden so verbittert werden. Lottchen macht mir auch Sorge. Wie sie mir vor kurtzen schrieb u mir die gute Nachricht von Friedrich gab, meldete sie mir auch, daß ihr Mann Gottlob gesund u wohl von Pollen wieder zuricke gekommen wäre. Aber es wäre so turbulös daß es bald über ihre Kräfte gienge. Sie hätte Husten Schnupfen Halsweh, dabey hätte sie ein Neues Mädchen, mit der sie noch wenig thun könnte, dabey hätten sie das umziehn in eine andere Wohnung vor, wo sie geträngt u getrieben würden, daß sie heraus müsten, u in der Neuen Wohnung wären die Leute noch nicht heraus da wird erst gemahlt, geweist, gescheuert. u dabey nicht wohl, habe ich nicht Ursache besorgt zu seyn? Nun wird Ernst gewiß wieder mit dem K fort gemust haben. Seine Garterobe war von P noch nicht zurike, was wird sich das Gute Lottchen geängstiget, u ab geqvält haben. Ich warde sehnlich auf Nachricht Gott gäbe, daß sie wenigstens erträglich lauten. von uns bester Sohn kannst Du auch keine guten Nachrichten erwarten. Wir leben zwischen Furcht, u Hofnung, werden oft mit Traurigen Nachrichten geqvält. Auch ist die unruhe bisher groß geweßen bey den [2] Durchmärschen, auch hat es nicht an Schräecken gefehlt, durch Lärm u Schlägereyen, was denn auf meine u Julchens Gesundheit nicht gut gewirckt hat, bey Julchen durch Kränfe, sie hat den Ganzen winter ihre Cur un ausgesetzt vort gesetzt. Ich bin itzo immer Mat u entkräftet. Ich komme auch oft um den Schlaf, des Nachts durch allen Lerm. Carl bietet allen trotz, u ist voller Guter hofnung. Der Gute Gott göbe daß selbige erfüllt werden. Auch haben wir itzo hier ein übel es haben viele Leute das Kaltefieber. bey Carls sind 3 Fieberpacieten, die Köchin zum 2 mal die beyden Kinder haben es gestern zugleich bekommen. Nun muß ich Dir doch erzöhlen auf was art ich die Nachricht von Friedrich zu erst erhälten habe. Lottchen hatte den Brief an mich, an Carl attreßirt, u ofen ein gelegt. Carls kammen also beyde in entsetzlichen schlechten Wetter, u da ich Julchen wohl in 8 Wochen nicht bey mir gesehn hatte, hätte ich mich bald erschroken indeßen sahe ich es gleich an Frölichen Gesichtern. Julchen hat sich hier bey recht Liebens würdig betragen, mit vieler lebhaftigkeit u wärme. Nun liebe Mutter haben sie ihren Sehnlichen wunsch mit Friedrich errecht. Ich wurde so geriehrt daß ich Weinte. Den anderen Tag schrieb ich an J u erkundigte mich nach ihrem befünden, u dankte ihr vor ihre Warme Theilnahme, ich sagte ihr sie hätte sich so Liebens würdig benommen daß ich sie wenn es möglich wäre, noch einmal so lieb hätte. Indeßen ändert es nichts in unserem Fuß, dem wir mit ein ander angenommen haben, nehmlich daß wir uns nur selten sehn, u der ist auch der beste, da wir so verschieden denken, über viele Dinge. Den Guten Carl sehe ich alle tage, der besorgt mir alle meine Angelegenheiten. Diese Osterfeyertage hat uns ein mein Groß Sohn aus Götting unvermuthen besucht auf 14 Tage. den Erstentag war ich des Mittags bey Carls zu tische, wo der Junge Mensch logirte. denn bekamm [3] ich eine Unpäßlichkeit, die noch länger tauerte als sie hier seyen also konnte ich gar nicht wieder hin kommen, ich wollte sie einige mal zum Eßen haben, daß gieng auch nicht, da ich gar nicht aus dem Zimmer turfte. Carl u August kamen oft zum Thee oder Caffee, und auch mein Groß Sohn allein, aber freylich so gut wie mit Dir war die Unterhaltung nicht, es erschöpfte sich bald. da ich sonst nichts vor ihm thun konnte so gab ich ihm eine Pistole, daß er noch fleißiger in die Comödige u Concerts gehn konnte.
Er hat mir u andern recht gut gefallen, er ist groß u ansehnlich, freylich scheint er die Schleglsche Täthligkeit nicht zu haben. Es scheint auch als wenn er zu hauße Zuricke gesetzt wird, wenigstens von der Mutter, die die Töchter vor zieht. der Hofrath Heyne scheint ihm zu proteschieren. Er wird Filologi stutiren. Ich hoffe daß noch was Gutes aus ihm wird. Die älteste Tochter thut sich durch Dalende, besonders Mußik hervor, sie hat einige mal auf öfentlichen Concerts mit vielem beyfall gesungen. Die Kleine ist hübsch u schmeichel sehr. Des seeligen Crußen seine Frau ist kutzens an Nerfenfieber gestorben, was m[ir] recht nahe gegangen ist. Indeßen ist Vemögen da u ihre beyden ältern Hofpretiger Wolfs leben noch, u es ist Vermögen da. 4 Kinder sind an leben.
aber mir macht es auch eine Sorge, Ich war Crußen noch 50 r. schuldig, die ich mit zu Lottchens Aussteuer gebraucht habe, es waren 300 r. die ich bezahlt habe, über diese 50 r. habe ich ein recht Liebevollen Brief von dem guten Crußen, daß es bey meinen Lebzeiten nicht sollte aus gezahlt [4] aber nun da die Mutter auch gestorben ist, besorge ich daß der Vormund es verlangen wird, u mich treibt auch mein gewißen u Neigung dazu. Wenn es einiger Maßen geht mit meinen Einkünften, so bezahle ich es bald. Ich will mich gern behelfen. Giebt Gott besere Zeiten, so wird doch wohl das Rickständige von Pancionen bezahlt. Es ist mir recht rihrent, daß Du Dich um alle meine Angelegenheiten bekümmerst. Die M Meyer ist seit oster schon weg. Ich muste mich von ihr trennen, wenn ich die unkosten auch hätte stehen können. Sie war ungeschikt zu einer Gesellschafft u hatte unerträgliche Fehler, nur ein nahmhaft zu machen sie nahm zu weilen zu viel Schnaps. Mein Mädchen die ich nun beynahe 6 Jahr habe, hat manches Gute nicht liederlich, u wie ich hoffe ehrlich, aber hat unerträgliche Launen, u probirt zuweilen zu herschen. Ich habe ihr daß gesagt von Dir. Die Hofnung scheint zu wircken den sie ist sehr eigen nützig.
wir warten auf Deinen versprochnen Brief
Deine treue Mutter
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