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Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.<br>Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, <span class="index-264 tp-33458 ">der Mutter</span> etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich <span class="notice-4426 ">[2]</span> geantworthet, auch nachher <span class="doc-6659 ">noch einmahl geschrieben</span> als <span class="doc-6675 ">Ihnen </span><span class="doc-6675 index-1393 tp-33459 ">mein Mann</span><span class="doc-6675 "> schrieb</span> u Ihnen <span class="index-5276 tp-33460 ">sein kleines Werk über die Ehescheidung</span> schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6<span class="offset-4 underline-1 ">t</span> Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl <span class="notice-4427 ">[3]</span> aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch <span class="index-5024 tp-33462 index-1874 tp-33461 ">Papens</span> in Gefahr dennen <span class="index-1393 tp-46109 ">Karl</span> treulich beystand u welche mir die Nacht <span class="index-13031 tp-79078 index-13032 tp-79077 index-13029 tp-79076 index-13030 tp-79075 index-13028 tp-79074 index-13033 tp-79073 ">ihre Kinder</span> schickten.<br>Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit <span class="index-3240 tp-33464 ">meiner Minna</span>, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu<span class="notice-4428 ">[4]</span>chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?<br><span class="cite tp-57160 ">Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder</span>. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie <span class="index-222 tp-33465 ">Frau v. Staehl</span> eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. 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Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.<br>Daß Sie <span class="index-271 tp-33467 ">den alten Voß</span> so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in <span class="index-1217 tp-33475 ">seiner Louise</span> eine Haubtrolle! ist sein Sohn: <span class="index-5395 tp-33476 ">der Julius Voß</span>?<br>Solte <span class="index-222 tp-46110 ">der Frau von Stael</span> einmahl zufällig <span class="index-5276 tp-46111 ">das kleine Buch</span> daß Ihnen <span class="index-1393 tp-33468 ">Karl</span> geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in <span class="index-13 tp-33469 ">Dresden</span> einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich <span class="notice-4430 ">[6]</span> boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich? <br>mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im <span class="index-2716 tp-33470 ">Muilmanschen</span> Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: <span class="index-4900 tp-46112 ">Redlich</span> u ist JustitzRath in <span class="index-6863 tp-46113 ">Waldekschen</span> Diensten. er hat 30,000 <span class="notice-22112 ">r.</span> vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 <span class="notice-22113 ">r.</span> Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, <span class="index-222 tp-46115 ">Fr. v. Stael</span> u vielen Ihrer Freunde, als daß er <span class="notice-4431 ">[7]</span> Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er <span class="index-6864 tp-46116 ">ein gutes Mädchen</span> bekommen hat. auch im <span class="index-6865 tp-46120 index-2720 tp-46121 ">Möserschen</span> Hause ist er lange gewesen.<br><span class="index-1393 tp-46125 ">Karl</span> grüßt Sie herzlich. Sind <span class="index-946 tp-33473 ">Ihre Vorlesungen</span> schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. <span class="index-6866 tp-46126 ">H. Dockter Nolte</span> empfiehlt sich Ihnen bestens. auch <span class="index-3240 tp-33474 ">Minna</span> bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte<br><span class="notice-4432 ">[8]</span> Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!<br>Ihre<br>Sie zärtlich liebende<br>Schwester Julie.<br>nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. 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Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.<br>Daß Sie <span class="index-271 tp-33467 ">den alten Voß</span> so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in <span class="index-1217 tp-33475 ">seiner Louise</span> eine Haubtrolle! ist sein Sohn: <span class="index-5395 tp-33476 ">der Julius Voß</span>?<br>Solte <span class="index-222 tp-46110 ">der Frau von Stael</span> einmahl zufällig <span class="index-5276 tp-46111 ">das kleine Buch</span> daß Ihnen <span class="index-1393 tp-33468 ">Karl</span> geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in <span class="index-13 tp-33469 ">Dresden</span> einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich <span class="notice-4430 ">[6]</span> boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich? <br>mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im <span class="index-2716 tp-33470 ">Muilmanschen</span> Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: <span class="index-4900 tp-46112 ">Redlich</span> u ist JustitzRath in <span class="index-6863 tp-46113 ">Waldekschen</span> Diensten. er hat 30,000 <span class="notice-22112 ">r.</span> vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 <span class="notice-22113 ">r.</span> Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, <span class="index-222 tp-46115 ">Fr. v. Stael</span> u vielen Ihrer Freunde, als daß er <span class="notice-4431 ">[7]</span> Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er <span class="index-6864 tp-46116 ">ein gutes Mädchen</span> bekommen hat. auch im <span class="index-6865 tp-46120 index-2720 tp-46121 ">Möserschen</span> Hause ist er lange gewesen.<br><span class="index-1393 tp-46125 ">Karl</span> grüßt Sie herzlich. Sind <span class="index-946 tp-33473 ">Ihre Vorlesungen</span> schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. <span class="index-6866 tp-46126 ">H. Dockter Nolte</span> empfiehlt sich Ihnen bestens. auch <span class="index-3240 tp-33474 ">Minna</span> bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte<br><span class="notice-4432 ">[8]</span> Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!<br>Ihre<br>Sie zärtlich liebende<br>Schwester Julie.<br>nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. Die eine Sorge <span class="index-264 tp-46127 ">der Mutter</span> ist also gehoben, befreien Sie sie aber auch bald von der größereren, um Sie.', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="4425"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4425"/> <placeName key="173">Hannover</placeName> d. 5<hi rend="offset:4;underline:1">t</hi> Febr.<lb/>1809<lb/>Liebster Bruder!<lb/>Ich habe Ihnen noch immer nicht meinen herzlichen Dannk für das freundliche Briefchen gesagt, womit Sie mich schon so bald nach Ihrer Ankunft in <placeName key="228">Coppet</placeName> erfreuten. aber ich fühle es auch daß meine Briefe Ihnen nur langeweile machen können u ich ehre Sie zu sehr u bin Ihnen zu gut, als daß ich Ihnen die machen könnte, um mir das Vergnügen zu gewähren, mich mit Ihnen zu unterhalten. ich kann Ihnen nichts wichtiges oder intreßantes schreiben, ja ich habe auch nicht einmahl die schöne Gabe gleichgültige Dinge in einem so schönen Gewande vorzutragen daß ein Mann wie Sie, um dessentwillen gern eine virtelstunde aufopferte, u bey dieser festen Überzeugung kommt nun noch, daß ich einen Fehler recht gut kenne den ich besitze, gegen den ich aber vergebens kämpfe u der darin besteht: daß ich nicht aus den schwatzen kommen kann, wenn ich an eine Persohn schreibe, die mir theuer ist. Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.<lb/>Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, <persName key="264">der Mutter</persName> etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich <milestone unit="start" n="4426"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4426"/> geantworthet, auch nachher <ref target="fud://6659">noch einmahl geschrieben</ref> als <ref target="fud://6675">Ihnen <persName key="1393">mein Mann</persName> schrieb</ref> u Ihnen <name key="5276" type="work">sein kleines Werk über die Ehescheidung</name> schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6<hi rend="offset:4;underline:1">t</hi> Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl <milestone unit="start" n="4427"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4427"/> aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch <persName key="5024"><persName key="1874">Papens</persName></persName> in Gefahr dennen <persName key="1393">Karl</persName> treulich beystand u welche mir die Nacht <persName key="13031"><persName key="13032"><persName key="13029"><persName key="13030"><persName key="13028"><persName key="13033">ihre Kinder</persName></persName></persName></persName></persName></persName> schickten.<lb/>Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit <persName key="3240">meiner Minna</persName>, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu<milestone unit="start" n="4428"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4428"/>chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?<lb/>Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie <persName key="222">Frau v. Staehl</persName> eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. 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Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.<lb/>Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB33458"/>der Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE33458"/> etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. 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Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die <anchor type="b" n="5285" ana="10" xml:id="NidB33466"/>Pattenser<anchor type="e" n="5285" ana="10" xml:id="NidE33466"/> Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht <milestone unit="start" n="4429"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4429"/> gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. Sie würden aber die Güte haben sie in einen Blumen Topf mit feuchten Sand zu stellen u diesen mit Moos zu bedecken. Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.<lb/>Daß Sie <anchor type="b" n="271" ana="11" xml:id="NidB33467"/>den alten Voß<anchor type="e" n="271" ana="11" xml:id="NidE33467"/> so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in <anchor type="b" n="1217" ana="12" xml:id="NidB33475"/>seiner Louise<anchor type="e" n="1217" ana="12" xml:id="NidE33475"/> eine Haubtrolle! ist sein Sohn: <anchor type="b" n="5395" ana="11" xml:id="NidB33476"/>der Julius Voß<anchor type="e" n="5395" ana="11" xml:id="NidE33476"/>?<lb/>Solte <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB46110"/>der Frau von Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE46110"/> einmahl zufällig <anchor type="b" n="5276" ana="12" xml:id="NidB46111"/>das kleine Buch<anchor type="e" n="5276" ana="12" xml:id="NidE46111"/> daß Ihnen <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB33468"/>Karl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE33468"/> geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB33469"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE33469"/> einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich <milestone unit="start" n="4430"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4430"/> boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich? <lb/>mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im <anchor type="b" n="2716" ana="11" xml:id="NidB33470"/>Muilmanschen<anchor type="e" n="2716" ana="11" xml:id="NidE33470"/> Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: <anchor type="b" n="4900" ana="11" xml:id="NidB46112"/>Redlich<anchor type="e" n="4900" ana="11" xml:id="NidE46112"/> u ist JustitzRath in <anchor type="b" n="6863" ana="10" xml:id="NidB46113"/>Waldekschen<anchor type="e" n="6863" ana="10" xml:id="NidE46113"/> Diensten. er hat 30,000 <milestone unit="start" n="22112"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="22112"/> vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 <milestone unit="start" n="22113"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="22113"/> Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB46115"/>Fr. v. Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE46115"/> u vielen Ihrer Freunde, als daß er <milestone unit="start" n="4431"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4431"/> Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er <anchor type="b" n="6864" ana="11" xml:id="NidB46116"/>ein gutes Mädchen<anchor type="e" n="6864" ana="11" xml:id="NidE46116"/> bekommen hat. auch im <anchor type="b" n="6865" ana="11" xml:id="NidB46120"/><anchor type="b" n="2720" ana="11" xml:id="NidB46121"/>Möserschen<anchor type="e" n="2720" ana="11" xml:id="NidE46121"/><anchor type="e" n="6865" ana="11" xml:id="NidE46120"/> Hause ist er lange gewesen.<lb/><anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB46125"/>Karl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE46125"/> grüßt Sie herzlich. Sind <anchor type="b" n="946" ana="12" xml:id="NidB33473"/>Ihre Vorlesungen<anchor type="e" n="946" ana="12" xml:id="NidE33473"/> schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. <anchor type="b" n="6866" ana="11" xml:id="NidB46126"/>H. Dockter Nolte<anchor type="e" n="6866" ana="11" xml:id="NidE46126"/> empfiehlt sich Ihnen bestens. auch <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB33474"/>Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE33474"/> bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte<lb/><milestone unit="start" n="4432"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4432"/> Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!<lb/>Ihre<lb/>Sie zärtlich liebende<lb/>Schwester Julie.<lb/>nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. Die eine Sorge <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB46127"/>der Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE46127"/> ist also gehoben, befreien Sie sie aber auch bald von der größereren, um Sie.', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1809-02-05', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'APP2712-Bd-5', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.App.2712,B,18,46', '36_h1zahl' => '8 S. auf Doppelbl., hs. m. U. 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u der darin besteht: daß ich nicht aus den schwatzen kommen kann, wenn ich an eine Persohn schreibe, die mir theuer ist. Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.<br>Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, <span class="index-264 tp-33458 ">der Mutter</span> etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich <span class="notice-4426 ">[2]</span> geantworthet, auch nachher <span class="doc-6659 ">noch einmahl geschrieben</span> als <span class="doc-6675 ">Ihnen </span><span class="doc-6675 index-1393 tp-33459 ">mein Mann</span><span class="doc-6675 "> schrieb</span> u Ihnen <span class="index-5276 tp-33460 ">sein kleines Werk über die Ehescheidung</span> schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6<span class="offset-4 underline-1 ">t</span> Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl <span class="notice-4427 ">[3]</span> aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch <span class="index-5024 tp-33462 index-1874 tp-33461 ">Papens</span> in Gefahr dennen <span class="index-1393 tp-46109 ">Karl</span> treulich beystand u welche mir die Nacht <span class="index-13031 tp-79078 index-13032 tp-79077 index-13029 tp-79076 index-13030 tp-79075 index-13028 tp-79074 index-13033 tp-79073 ">ihre Kinder</span> schickten.<br>Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit <span class="index-3240 tp-33464 ">meiner Minna</span>, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu<span class="notice-4428 ">[4]</span>chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?<br><span class="cite tp-57160 ">Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder</span>. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie <span class="index-222 tp-33465 ">Frau v. Staehl</span> eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die <span class="index-5285 tp-33466 ">Pattenser</span> Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht <span class="notice-4429 ">[5]</span> gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. Sie würden aber die Güte haben sie in einen Blumen Topf mit feuchten Sand zu stellen u diesen mit Moos zu bedecken. Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.<br>Daß Sie <span class="index-271 tp-33467 ">den alten Voß</span> so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in <span class="index-1217 tp-33475 ">seiner Louise</span> eine Haubtrolle! ist sein Sohn: <span class="index-5395 tp-33476 ">der Julius Voß</span>?<br>Solte <span class="index-222 tp-46110 ">der Frau von Stael</span> einmahl zufällig <span class="index-5276 tp-46111 ">das kleine Buch</span> daß Ihnen <span class="index-1393 tp-33468 ">Karl</span> geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in <span class="index-13 tp-33469 ">Dresden</span> einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich <span class="notice-4430 ">[6]</span> boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich? <br>mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im <span class="index-2716 tp-33470 ">Muilmanschen</span> Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: <span class="index-4900 tp-46112 ">Redlich</span> u ist JustitzRath in <span class="index-6863 tp-46113 ">Waldekschen</span> Diensten. er hat 30,000 <span class="notice-22112 ">r.</span> vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 <span class="notice-22113 ">r.</span> Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, <span class="index-222 tp-46115 ">Fr. v. Stael</span> u vielen Ihrer Freunde, als daß er <span class="notice-4431 ">[7]</span> Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er <span class="index-6864 tp-46116 ">ein gutes Mädchen</span> bekommen hat. auch im <span class="index-6865 tp-46120 index-2720 tp-46121 ">Möserschen</span> Hause ist er lange gewesen.<br><span class="index-1393 tp-46125 ">Karl</span> grüßt Sie herzlich. Sind <span class="index-946 tp-33473 ">Ihre Vorlesungen</span> schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. <span class="index-6866 tp-46126 ">H. Dockter Nolte</span> empfiehlt sich Ihnen bestens. auch <span class="index-3240 tp-33474 ">Minna</span> bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte<br><span class="notice-4432 ">[8]</span> Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!<br>Ihre<br>Sie zärtlich liebende<br>Schwester Julie.<br>nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. 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Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.<br>Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, <span class="index-264 tp-33458 ">der Mutter</span> etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich <span class="notice-4426 ">[2]</span> geantworthet, auch nachher <span class="doc-6659 ">noch einmahl geschrieben</span> als <span class="doc-6675 ">Ihnen </span><span class="doc-6675 index-1393 tp-33459 ">mein Mann</span><span class="doc-6675 "> schrieb</span> u Ihnen <span class="index-5276 tp-33460 ">sein kleines Werk über die Ehescheidung</span> schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6<span class="offset-4 underline-1 ">t</span> Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl <span class="notice-4427 ">[3]</span> aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch <span class="index-5024 tp-33462 index-1874 tp-33461 ">Papens</span> in Gefahr dennen <span class="index-1393 tp-46109 ">Karl</span> treulich beystand u welche mir die Nacht <span class="index-13031 tp-79078 index-13032 tp-79077 index-13029 tp-79076 index-13030 tp-79075 index-13028 tp-79074 index-13033 tp-79073 ">ihre Kinder</span> schickten.<br>Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit <span class="index-3240 tp-33464 ">meiner Minna</span>, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu<span class="notice-4428 ">[4]</span>chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?<br><span class="cite tp-57160 ">Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder</span>. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie <span class="index-222 tp-33465 ">Frau v. Staehl</span> eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die <span class="index-5285 tp-33466 ">Pattenser</span> Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht <span class="notice-4429 ">[5]</span> gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. Sie würden aber die Güte haben sie in einen Blumen Topf mit feuchten Sand zu stellen u diesen mit Moos zu bedecken. Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.<br>Daß Sie <span class="index-271 tp-33467 ">den alten Voß</span> so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in <span class="index-1217 tp-33475 ">seiner Louise</span> eine Haubtrolle! ist sein Sohn: <span class="index-5395 tp-33476 ">der Julius Voß</span>?<br>Solte <span class="index-222 tp-46110 ">der Frau von Stael</span> einmahl zufällig <span class="index-5276 tp-46111 ">das kleine Buch</span> daß Ihnen <span class="index-1393 tp-33468 ">Karl</span> geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in <span class="index-13 tp-33469 ">Dresden</span> einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich <span class="notice-4430 ">[6]</span> boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich? <br>mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im <span class="index-2716 tp-33470 ">Muilmanschen</span> Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: <span class="index-4900 tp-46112 ">Redlich</span> u ist JustitzRath in <span class="index-6863 tp-46113 ">Waldekschen</span> Diensten. er hat 30,000 <span class="notice-22112 ">r.</span> vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 <span class="notice-22113 ">r.</span> Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, <span class="index-222 tp-46115 ">Fr. v. Stael</span> u vielen Ihrer Freunde, als daß er <span class="notice-4431 ">[7]</span> Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er <span class="index-6864 tp-46116 ">ein gutes Mädchen</span> bekommen hat. auch im <span class="index-6865 tp-46120 index-2720 tp-46121 ">Möserschen</span> Hause ist er lange gewesen.<br><span class="index-1393 tp-46125 ">Karl</span> grüßt Sie herzlich. Sind <span class="index-946 tp-33473 ">Ihre Vorlesungen</span> schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. <span class="index-6866 tp-46126 ">H. Dockter Nolte</span> empfiehlt sich Ihnen bestens. auch <span class="index-3240 tp-33474 ">Minna</span> bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte<br><span class="notice-4432 ">[8]</span> Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!<br>Ihre<br>Sie zärtlich liebende<br>Schwester Julie.<br>nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. Die eine Sorge <span class="index-264 tp-46127 ">der Mutter</span> ist also gehoben, befreien Sie sie aber auch bald von der größereren, um Sie.', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="4425"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4425"/> <placeName key="173">Hannover</placeName> d. 5<hi rend="offset:4;underline:1">t</hi> Febr.<lb/>1809<lb/>Liebster Bruder!<lb/>Ich habe Ihnen noch immer nicht meinen herzlichen Dannk für das freundliche Briefchen gesagt, womit Sie mich schon so bald nach Ihrer Ankunft in <placeName key="228">Coppet</placeName> erfreuten. aber ich fühle es auch daß meine Briefe Ihnen nur langeweile machen können u ich ehre Sie zu sehr u bin Ihnen zu gut, als daß ich Ihnen die machen könnte, um mir das Vergnügen zu gewähren, mich mit Ihnen zu unterhalten. ich kann Ihnen nichts wichtiges oder intreßantes schreiben, ja ich habe auch nicht einmahl die schöne Gabe gleichgültige Dinge in einem so schönen Gewande vorzutragen daß ein Mann wie Sie, um dessentwillen gern eine virtelstunde aufopferte, u bey dieser festen Überzeugung kommt nun noch, daß ich einen Fehler recht gut kenne den ich besitze, gegen den ich aber vergebens kämpfe u der darin besteht: daß ich nicht aus den schwatzen kommen kann, wenn ich an eine Persohn schreibe, die mir theuer ist. Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.<lb/>Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, <persName key="264">der Mutter</persName> etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich <milestone unit="start" n="4426"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4426"/> geantworthet, auch nachher <ref target="fud://6659">noch einmahl geschrieben</ref> als <ref target="fud://6675">Ihnen <persName key="1393">mein Mann</persName> schrieb</ref> u Ihnen <name key="5276" type="work">sein kleines Werk über die Ehescheidung</name> schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6<hi rend="offset:4;underline:1">t</hi> Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl <milestone unit="start" n="4427"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4427"/> aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch <persName key="5024"><persName key="1874">Papens</persName></persName> in Gefahr dennen <persName key="1393">Karl</persName> treulich beystand u welche mir die Nacht <persName key="13031"><persName key="13032"><persName key="13029"><persName key="13030"><persName key="13028"><persName key="13033">ihre Kinder</persName></persName></persName></persName></persName></persName> schickten.<lb/>Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit <persName key="3240">meiner Minna</persName>, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu<milestone unit="start" n="4428"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4428"/>chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?<lb/>Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie <persName key="222">Frau v. Staehl</persName> eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die <placeName key="5285">Pattenser</placeName> Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht <milestone unit="start" n="4429"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4429"/> gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. Sie würden aber die Güte haben sie in einen Blumen Topf mit feuchten Sand zu stellen u diesen mit Moos zu bedecken. 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Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.<lb/>Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB33458"/>der Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE33458"/> etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. 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Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die <anchor type="b" n="5285" ana="10" xml:id="NidB33466"/>Pattenser<anchor type="e" n="5285" ana="10" xml:id="NidE33466"/> Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht <milestone unit="start" n="4429"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4429"/> gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. 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Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.<lb/>Daß Sie <anchor type="b" n="271" ana="11" xml:id="NidB33467"/>den alten Voß<anchor type="e" n="271" ana="11" xml:id="NidE33467"/> so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in <anchor type="b" n="1217" ana="12" xml:id="NidB33475"/>seiner Louise<anchor type="e" n="1217" ana="12" xml:id="NidE33475"/> eine Haubtrolle! ist sein Sohn: <anchor type="b" n="5395" ana="11" xml:id="NidB33476"/>der Julius Voß<anchor type="e" n="5395" ana="11" xml:id="NidE33476"/>?<lb/>Solte <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB46110"/>der Frau von Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE46110"/> einmahl zufällig <anchor type="b" n="5276" ana="12" xml:id="NidB46111"/>das kleine Buch<anchor type="e" n="5276" ana="12" xml:id="NidE46111"/> daß Ihnen <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB33468"/>Karl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE33468"/> geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB33469"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE33469"/> einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich <milestone unit="start" n="4430"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4430"/> boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich? <lb/>mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im <anchor type="b" n="2716" ana="11" xml:id="NidB33470"/>Muilmanschen<anchor type="e" n="2716" ana="11" xml:id="NidE33470"/> Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: <anchor type="b" n="4900" ana="11" xml:id="NidB46112"/>Redlich<anchor type="e" n="4900" ana="11" xml:id="NidE46112"/> u ist JustitzRath in <anchor type="b" n="6863" ana="10" xml:id="NidB46113"/>Waldekschen<anchor type="e" n="6863" ana="10" xml:id="NidE46113"/> Diensten. er hat 30,000 <milestone unit="start" n="22112"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="22112"/> vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 <milestone unit="start" n="22113"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="22113"/> Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB46115"/>Fr. v. Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE46115"/> u vielen Ihrer Freunde, als daß er <milestone unit="start" n="4431"/>[7]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4431"/> Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er <anchor type="b" n="6864" ana="11" xml:id="NidB46116"/>ein gutes Mädchen<anchor type="e" n="6864" ana="11" xml:id="NidE46116"/> bekommen hat. auch im <anchor type="b" n="6865" ana="11" xml:id="NidB46120"/><anchor type="b" n="2720" ana="11" xml:id="NidB46121"/>Möserschen<anchor type="e" n="2720" ana="11" xml:id="NidE46121"/><anchor type="e" n="6865" ana="11" xml:id="NidE46120"/> Hause ist er lange gewesen.<lb/><anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB46125"/>Karl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE46125"/> grüßt Sie herzlich. Sind <anchor type="b" n="946" ana="12" xml:id="NidB33473"/>Ihre Vorlesungen<anchor type="e" n="946" ana="12" xml:id="NidE33473"/> schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. <anchor type="b" n="6866" ana="11" xml:id="NidB46126"/>H. Dockter Nolte<anchor type="e" n="6866" ana="11" xml:id="NidE46126"/> empfiehlt sich Ihnen bestens. auch <anchor type="b" n="3240" ana="11" xml:id="NidB33474"/>Minna<anchor type="e" n="3240" ana="11" xml:id="NidE33474"/> bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte<lb/><milestone unit="start" n="4432"/>[8]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4432"/> Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!<lb/>Ihre<lb/>Sie zärtlich liebende<lb/>Schwester Julie.<lb/>nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. Die eine Sorge <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB46127"/>der Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE46127"/> ist also gehoben, befreien Sie sie aber auch bald von der größereren, um Sie.', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7261', 'content' => 'Julie Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, Julie', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1809-02-05', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '173', 'content' => 'Hannover', 'bemerkung' => 'GND:4023349-2', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'APP2712-Bd-5', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.App.2712,B,18,46', '36_h1zahl' => '8 S. auf Doppelbl., hs. m. 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[1] Hannover d. 5t Febr.
1809
Liebster Bruder!
Ich habe Ihnen noch immer nicht meinen herzlichen Dannk für das freundliche Briefchen gesagt, womit Sie mich schon so bald nach Ihrer Ankunft in Coppet erfreuten. aber ich fühle es auch daß meine Briefe Ihnen nur langeweile machen können u ich ehre Sie zu sehr u bin Ihnen zu gut, als daß ich Ihnen die machen könnte, um mir das Vergnügen zu gewähren, mich mit Ihnen zu unterhalten. ich kann Ihnen nichts wichtiges oder intreßantes schreiben, ja ich habe auch nicht einmahl die schöne Gabe gleichgültige Dinge in einem so schönen Gewande vorzutragen daß ein Mann wie Sie, um dessentwillen gern eine virtelstunde aufopferte, u bey dieser festen Überzeugung kommt nun noch, daß ich einen Fehler recht gut kenne den ich besitze, gegen den ich aber vergebens kämpfe u der darin besteht: daß ich nicht aus den schwatzen kommen kann, wenn ich an eine Persohn schreibe, die mir theuer ist. Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.
Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, der Mutter etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich [2] geantworthet, auch nachher noch einmahl geschrieben als Ihnen mein Mann schrieb u Ihnen sein kleines Werk über die Ehescheidung schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6t Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl [3] aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch Papens in Gefahr dennen Karl treulich beystand u welche mir die Nacht ihre Kinder schickten.
Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit meiner Minna, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu[4]chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?
Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie Frau v. Staehl eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die Pattenser Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht [5] gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. Sie würden aber die Güte haben sie in einen Blumen Topf mit feuchten Sand zu stellen u diesen mit Moos zu bedecken. Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.
Daß Sie den alten Voß so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in seiner Louise eine Haubtrolle! ist sein Sohn: der Julius Voß?
Solte der Frau von Stael einmahl zufällig das kleine Buch daß Ihnen Karl geschickt hat, in die Hände fallen u eine gewiße Note drin sehn, so muß ihr doch unwilkührlich – der Thorschreiber in Dresden einfallen – Karl darf ja diese Zeihle nicht sehn, sonst schilt er mich [6] boshaft u wer ehrt u liebt ihn doch mehr wie ich?
mein geplaudere mag Sie nun wohl schon längst ermüdet haben, aber ich habe ja gleich im Anfang um Gedult gebäten u so erlauben Sie mir nur noch von einem Manne zu reden der sich berühmt Sie zu kennen, Ihr Vorgänger im Muilmanschen Hause gewesen seyn will, u mir viele Empfehlungen an Sie aufgetragen hat. er heißt: Redlich u ist JustitzRath in Waldekschen Diensten. er hat 30,000 r. vermögen, 2 Rittergüter u zum Pathen Geschenk von Muilmann für seinen Sohn so viel erhalten, daß er den ein Bauren Gut gekauft hat; dazu erhält er aus Holland von 3 Häusern worin er Hofmeister gewesen seyn will 1800 r. Pension. was ihn uns aber intreßant machte, ist daß sein Nahme auch seinen Charackter zu entsprechen scheint, daß er ein fühlendes Herz, heitere Laune u viele Kenntniße in allen worauf man ihn bringt besitzt. fast alle Sprachen Europaas redet er u Spannien, die Türkey u Rusland sind die einzigen Länder in Europaa wo er nicht gewesen ist. er ist ein kleiner dicker häßlicher Mann. kennen Sie ihn? er erzählte zu viel von Ihnen, Fr. v. Stael u vielen Ihrer Freunde, als daß er [7] Ihnen ganz unbekannt seyn könnte. wir kennen ihn erst seit diesen Sommer, er faßte aber ein solches Zutraun zu mir, daß er mich selbst bey der Wahl einer zweiten Frau zu Rathe zog, wobey er aber sehr vernünftig vorzüchlich auf eine Mutter für seine 8 Kinder sah, u bey dieser Gelegenheit ward ich so genau von seinen Glücksumständen unterrichtet. vor ein paar Tagen war seine Hochzeit u ich glaube daß er ein gutes Mädchen bekommen hat. auch im Möserschen Hause ist er lange gewesen.
Karl grüßt Sie herzlich. Sind Ihre Vorlesungen schon gedruckt? wir sind beyde sehr begirig sie zu lesen. H. Dockter Nolte empfiehlt sich Ihnen bestens. auch Minna bittet mich sie bey Ihnen in Andennken zu bringen. sie hatte bey Ihrem Hirseyn, keinen günstigen Zeitpunckt. ich glaube ihre Krankheit war schuld daran. wenn Sie sie mahl wiedersehn, hoffe ich finden Sie sie verändert. im Zeichnen macht sie sehr bedeutende Fortschritte
[8] Leben Sie recht wohl mein bester Bruder!
Ihre
Sie zärtlich liebende
Schwester Julie.
nachdem ich meinen Brief geendigt hatte, traf der Wechsel von Ihnen ein. Die eine Sorge der Mutter ist also gehoben, befreien Sie sie aber auch bald von der größereren, um Sie.
1809
Liebster Bruder!
Ich habe Ihnen noch immer nicht meinen herzlichen Dannk für das freundliche Briefchen gesagt, womit Sie mich schon so bald nach Ihrer Ankunft in Coppet erfreuten. aber ich fühle es auch daß meine Briefe Ihnen nur langeweile machen können u ich ehre Sie zu sehr u bin Ihnen zu gut, als daß ich Ihnen die machen könnte, um mir das Vergnügen zu gewähren, mich mit Ihnen zu unterhalten. ich kann Ihnen nichts wichtiges oder intreßantes schreiben, ja ich habe auch nicht einmahl die schöne Gabe gleichgültige Dinge in einem so schönen Gewande vorzutragen daß ein Mann wie Sie, um dessentwillen gern eine virtelstunde aufopferte, u bey dieser festen Überzeugung kommt nun noch, daß ich einen Fehler recht gut kenne den ich besitze, gegen den ich aber vergebens kämpfe u der darin besteht: daß ich nicht aus den schwatzen kommen kann, wenn ich an eine Persohn schreibe, die mir theuer ist. Da ich aber über 6 Monathe mir das Vergnügen versacht habe auf Ihren lieben Brief zu antworthen: so müßen Sie heute mahl Nachsicht mit mir haben, da ich Ihnen auch versprechen will Ihre Güte in der Folge nicht zu mißbrauchen.
Das erste was ich Ihnen nun sagen muß ist: daß wir alle in großer Unruhe wegen Ihres langen Stillschweigens sind. in Ihren letzten Brief vom Oktb. sagten Sie bestimmt: Sie würden anfangs Novebr schreiben, der Mutter etwas schicken u Sie machten sogar auch mir Hoffnung einen Brief von Ihnen zu erhalten. Die Mutter hatt Ihnen gleich [2] geantworthet, auch nachher noch einmahl geschrieben als Ihnen mein Mann schrieb u Ihnen sein kleines Werk über die Ehescheidung schickte u beyde haben Sie dringend um baldige Nachrichten gebeten. im anfang trößteten wir die Mutter mit dem was wir selbst glaubten: daß Sie vieleicht verreißt, oder mit Geschäften überhäuft wahren, daß Sie ihr auch vieleicht Ihr Bild welches Sie ihr versprochen haben, mit schicken wolten u. d. g. m. aber nun sind wir selbst sehr besorgt daß Sie krannk, oder Ihre Briefe verlohren gegangen sind u die arme Mutter hat keine Ruhe mehr, ihre lebhafte Phantasie mahlt ihr Tag u Nacht das schrecklichste u ich bitte Sie herzlich reißen Sie sie bald aus dieser unruhe, die ihrer Gesundheit auch nachtheilig werden muß, um so mehr da sie jetzt auch mehr wie je in Sorgen lebt. ihr Witwen Geld u die Pension hat sie schon bisher nicht ausgezahlt bekommen, aber leider ist nun auch zu fürchten, daß sie auch aus der Closter Casse nichts mehr erhält, die einzige Casse welche bisher noch zahlte nun aber auch in Beschlag genommen ist, was auch uns denn sehr hart trift –. Dazu sind der Abgaben mehr wie je u wir sehn kein Ende dieser traurigen Zeit! u Unglücksfälle aller Art vermehren noch die Armuth unseres unglücklichen Landes –. Die große Feuersbrunst am 6t Jan. in welcher das schöne Landschaftliche Haus gänzlich zerstörht ward u mit ihm große Schätze! haben Sie wohl [3] aus den Zeitungen gesehn. nun haben wir auch wieder hohes Waßer gehabt u wir müßen es noch einmahl erwarten, da der Schnee auf dem Harz noch 1 Fuß hoch liegt. Bey dem Feuer waren auch Papens in Gefahr dennen Karl treulich beystand u welche mir die Nacht ihre Kinder schickten.
Sie erkundigen sich in Ihren Brief so gütig nach meinen Befinden, besonders nach der Fortsetzung des Magnetesirens, wofür Sie hier vieleicht etwas Intreße bekommen haben. im Sommer wo es ausgesetzt ward, ging es mir ganz leidlich, obgleich mir die fünfmonatliche Krannkheit meiner Minna, viel Sorge machte; da es aber im Herbst nicht um die Zeit wieder angefangen ward, die ich im Schlaf bestimmt hatte: so kahm ich sehr zurück, so daß 3 Monathe fast immer habe zu Bette liegen müßen u nur seit diese Cuhr orndlicher, u längere Zeit 2 mahl des Tags angewand ward, habe ich mich so weit wieder erholt, daß ich nun hoffentlich bald das Zimmer verlaßen kann. mit diesen Heilmittel darf gewiß nicht gespielt werden, daß erfahre ich immer mehr. ich muß Ihnen liebster Bruder doch noch etwas mittheilen, was ich noch keinen gesagt habe, weil sich ja hier nimand für dergleichen intreßirt. während diesen langen krankenlager wo ich den größten Theil des Tags allein u ungestöhrt war, beschäftigte ich mich oft stunden lang mit den Pendel versu[4]chen, den ich bey Ihren Hierseyn so leicht in Schwingung bringen konnte wie Sie u ich wolten. aber während meiner Krannkheit habe ich ihn auch nicht einmahl in Bewegung bringen können. während dieser Krannkheit habe ich im Magnetischen Schlaf eine vorzüchliche Abneigung gegen Metalle gezeigt. solte daß wohl damit in verbindung stehn?
Ihr Besuch gewährt uns noch die schönste Errinnerung u wenn Sie hier vergnügt waren, so kommen Sie recht bald wieder. wie Sie hir waren, machten Sie uns auf nächsten Sommer diese schöne Hoffnung. es würde mir nicht viel Freude gemacht haben, wenn Sie Frau v. Staehl eine Blume von den meinigen mitgenommen hätten, denn an allen fand ich noch zu viel zu tadeln um sie für sie bestimmt zu wißen. aber liebster Bruder! das Versprechen von Ihnen, mir zu erlauben Ihnen eine nachschicken zu dürfen, ist mir zu schmeichelhaft, wenn ich daran dennke daß vieleicht Fr. v. Stael auf einen Augenblick dadurch erfreuet würde, als daß ich Sie davon entbinden könnte. ich mache sie freilich noch nicht so schön als ich es zu diesem Behuf wünschte, aber die großen Blumen stöcke welche ich für die Pattenser Kirche gemacht habe u womit manche dererm Urtheil mir nicht [5] gleichgültig ist zufrieden sind u ich nicht ganz unzufrieden bin, haben mir so viel Übung gegeben, daß ich hoffen darf, auch diese Blume werde mir nicht ganz mißglücken. angefangen habe ich sie schon u wenn Sie diesen Brief erhalten ist sie fertig u wie herzlich würde ich mich freuen wenn Sie mir bald sagten, wohin ich sie schicken soll? ich habe eine Hortensia gewählt. Sie würden aber die Güte haben sie in einen Blumen Topf mit feuchten Sand zu stellen u diesen mit Moos zu bedecken. Sie sollen sehn, daß es mir nicht an erfindungs Geist fehlt, eine solche Blume gut zu packen daß sie eine so weite Reise unbeschädigt machen kann.
Daß Sie den alten Voß so, u im SchlafRock gefunden haben, nimt mich gar kein Wunder ich habe ihn mir nie anders als im SchlafRock dennken können! spielt der ja auch in seiner Louise eine Haubtrolle! ist sein Sohn: der Julius Voß?
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