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Für eine gleichgültige Conversazion war alles auf den besten Fuß, wir haben den <hi rend="weight:bold">Modum</hi> der Ermordung <anchor type="b" n="2947" ana="11" xml:id="NidB22404"/>Pauls<anchor type="e" n="2947" ana="11" xml:id="NidE22404"/> abgehandelt. Eine Gelegenheit, die ich ihm gab mit mir allein zu reden, wenigstens zu sagen, daß er es wünsche, nutzte er nicht, vielleicht weil er sich nicht recht besann, denn er war so träumend, gar seltsam nach seiner Weise. Ich kann nun nichts weiter thun, als nicht laut werden über den mir ganz unerwarteten Grad von Verwahrlosung alles dessen, was ich ganz zuverlässig unversehrt zurückließ, auch <anchor type="b" n="4261" ana="11" xml:id="NidB22415"/>Rose<anchor type="e" n="4261" ana="11" xml:id="NidE22415"/>, wie sie versichert, deren Sanftmuth ganz in Harnisch gebracht ist, zumal da ihr ihre leibliche Schwester auch solche Streiche gespielt, ihren Koffer erbrochen und ein seidnes Kleid herausgenommen hat, um damit Gevatter zu stehn. Dieses ist eine rechte Komödie ‒ ich mache es dazu um mich nicht zu ärgern, denn arg ist es. Ich erspare Dir gern das Detail. Alles Geräth ist immer hin und her getragen worden, so wie die Veit etwas gebraucht hat. Beträchtliche Stücke fehlen noch gänzlich. Du würdest lachen, wenn Du sähest, wie sich Rose eräschert. Ich will nun die Trümmern zusammenlesen und Dir die Stätte bereiten, Du kanst Dich auch darauf verlassen, daß ich mich aller Weiblichkeit entschlagen werde ‒ wenn Du aber wieder sagst: thue die Kleinlichkeit von Dir ‒ so fürchte ich, Du wirst es doch selbst in punkto des Verlustes ernsthaft finden müssen. Da in unser Departement diese Kleinlichkeiten gehören, so ist es nicht klein sie zu achten....<lb/>Wenn ich Zeit hätte, Du liebster Freund, so wollte ich es gar nicht erwähnen, aber es ist mir in der Eile und Wirblichkeit aus der Feder gelaufen. Laß es wieder laufen, und schreibe mir nur gleich, wie Deine <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB22405"/>Ungerischen<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE22405"/> Angelegenheiten stehn. Weise mir auch balde Geld zu, denn es fehlt uns bitterlich, ich habe von <anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22406"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22406"/> schon viel borgen müssen. Zu <anchor type="b" n="6043" ana="15" xml:id="NidB40007"/>der Messe<anchor type="e" n="6043" ana="15" xml:id="NidE40007"/> reisen die Buchhändler jetzt erst, wie ich sehe. Nun kommt <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB22417"/>Tiek<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE22417"/> also erst, und ist noch nicht hier gewesen. <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB22407"/>Deine Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE22407"/> hat mir geschrieben, viel von <anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB47172"/>Lottchens<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE47172"/> Krankheit. Ach lieber Freund, die Gefahr scheint mir nicht vorüber. Sieh sie, wenn es möglich ist.<lb/>Aber bleib nicht lange weg, sei Deiner Freundin gut, <hi rend="weight:bold">ich</hi> will alles thun um Dir eine angenehme Existenz zu machen, bleibe jezt stille und hoffe auf Dich.<lb/>Ermüdet finde ich mich sehr, am meisten vom Sorgen und Besorgen, mein Kopf brennt davon, verzeih die Unordnung dieses Briefs, den ich doch gern noch schreiben wollte.<lb/><anchor type="b" n="1929" ana="11" xml:id="NidB22414"/>Luise<anchor type="e" n="1929" ana="11" xml:id="NidE22414"/> hat <anchor type="b" n="242" ana="11" xml:id="NidB22412"/><anchor type="b" n="2935" ana="11" xml:id="NidB22413"/>Hufelands<anchor type="e" n="2935" ana="11" xml:id="NidE22413"/><anchor type="e" n="242" ana="11" xml:id="NidE22412"/> diesen Morgen besucht und ist sehr gut aufgenommen ‒ sie gehen auf einige Zeit nach <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB22408"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE22408"/> und <anchor type="b" n="407" ana="11" xml:id="NidB22416"/>der Geheimerath Voigt<anchor type="e" n="407" ana="11" xml:id="NidE22416"/> nach <anchor type="b" n="540" ana="10" xml:id="NidB22409"/>Petersburg<anchor type="e" n="540" ana="10" xml:id="NidE22409"/>. <hi rend="weight:bold">Entre nous</hi>, Se. Durchlaucht sind etwas toll. Es sieht auch hier aus danach, sehr leer.<lb/>Aber ein schöner Frühling wird kommen und viele Gänge grünen schon, wo Du <anchor type="b" n="582" ana="12" xml:id="NidB22410"/>den Tristan<anchor type="e" n="582" ana="12" xml:id="NidE22410"/> dichten kannst.<lb/>In Deinem Schreibtisch kann ich das Inventarium von Rose gar nicht finden. Wo ist es denn wohl? Sie hat heute schon ein neues aufgesetzt um zu vergleichen. Ich habe den Schlüssel zu Deinem Schreibtisch, weil unten Wäsche lag, und werde ihn behalten, weil er in keinen bessern Händen seyn kann ‒ nicht wahr?<lb/>Emma läuft gewaltig herum und grüßt Dich. Wir verlangen alle nach Dir. 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Deinen Brief bekam ich noch in <span class="index-60 tp-22398 ">Braunschweig</span> und sein Inhalt hat mir meine Reisebetrachtungen sehr getrübt. Mußt Du einen so einfältigen Verdruß haben! Unger scheint wirklich nicht recht bey Sinnen zu seyn. Du hast Dir bisher nichts davon merken lassen, daß Du ihn in Verdacht hättest, so daß mich die Sache sehr überraschte. Ich wünsche nicht, daß sie Dich nöthigt jetzt nach <span class="index-22 tp-22399 ">Leipzig</span> zu kommen, weil es Deinen andern Planen zuwider geht, aber Dich bald hier zu sehn wünsche ich mit Verlangen. Wie hätte es mich aufgerichtet Dich hier zu <span class="weight-bold ">finden</span>. Ich habe mich stark gemacht auf alle Weise, aber diese Bemühungen zehrten auch alles in mir auf, selbst die traurige Freude <span class="index-62 tp-22400 ">Schelling</span> wiederzusehn. Er sieht sehr übel aus, aber er ist sanft und vernünftig. Erst diesen Morgen ließ ich ihm meine Ankunft wissen, ob wir schon ziemlich früh gestern kamen um 7 Uhr. Zu <span class="index-8 tp-22401 ">Friedrich</span> muste ich noch in Geschäften schicken. <span class="index-180 tp-22402 ">Die Veit</span> ist in Leipzig. <span class="index-8 tp-22403 ">Fr.</span> schrieb mir diesen Morgen beykommende Zeilen. Ich nahm ihn an, er fand Schelling bey mir, der kurz zuvor gekommen war. Für eine gleichgültige Conversazion war alles auf den besten Fuß, wir haben den <span class="weight-bold ">Modum</span> der Ermordung <span class="index-2947 tp-22404 ">Pauls</span> abgehandelt. Eine Gelegenheit, die ich ihm gab mit mir allein zu reden, wenigstens zu sagen, daß er es wünsche, nutzte er nicht, vielleicht weil er sich nicht recht besann, denn er war so träumend, gar seltsam nach seiner Weise. Ich kann nun nichts weiter thun, als nicht laut werden über den mir ganz unerwarteten Grad von Verwahrlosung alles dessen, was ich ganz zuverlässig unversehrt zurückließ, auch <span class="index-4261 tp-22415 ">Rose</span>, wie sie versichert, deren Sanftmuth ganz in Harnisch gebracht ist, zumal da ihr ihre leibliche Schwester auch solche Streiche gespielt, ihren Koffer erbrochen und ein seidnes Kleid herausgenommen hat, um damit Gevatter zu stehn. Dieses ist eine rechte Komödie ‒ ich mache es dazu um mich nicht zu ärgern, denn arg ist es. Ich erspare Dir gern das Detail. Alles Geräth ist immer hin und her getragen worden, so wie die Veit etwas gebraucht hat. Beträchtliche Stücke fehlen noch gänzlich. Du würdest lachen, wenn Du sähest, wie sich Rose eräschert. Ich will nun die Trümmern zusammenlesen und Dir die Stätte bereiten, Du kanst Dich auch darauf verlassen, daß ich mich aller Weiblichkeit entschlagen werde ‒ wenn Du aber wieder sagst: thue die Kleinlichkeit von Dir ‒ so fürchte ich, Du wirst es doch selbst in punkto des Verlustes ernsthaft finden müssen. Da in unser Departement diese Kleinlichkeiten gehören, so ist es nicht klein sie zu achten....<br>Wenn ich Zeit hätte, Du liebster Freund, so wollte ich es gar nicht erwähnen, aber es ist mir in der Eile und Wirblichkeit aus der Feder gelaufen. Laß es wieder laufen, und schreibe mir nur gleich, wie Deine <span class="index-67 tp-22405 ">Ungerischen</span> Angelegenheiten stehn. Weise mir auch balde Geld zu, denn es fehlt uns bitterlich, ich habe von <span class="index-1929 tp-22406 ">Luise</span> schon viel borgen müssen. Zu <span class="index-6043 tp-40007 ">der Messe</span> reisen die Buchhändler jetzt erst, wie ich sehe. Nun kommt <span class="index-56 tp-22417 ">Tiek</span> also erst, und ist noch nicht hier gewesen. <span class="index-264 tp-22407 ">Deine Mutter</span> hat mir geschrieben, viel von <span class="index-115 tp-47172 ">Lottchens</span> Krankheit. Ach lieber Freund, die Gefahr scheint mir nicht vorüber. 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Es sieht auch hier aus danach, sehr leer.<br>Aber ein schöner Frühling wird kommen und viele Gänge grünen schon, wo Du <span class="index-582 tp-22410 ">den Tristan</span> dichten kannst.<br>In Deinem Schreibtisch kann ich das Inventarium von Rose gar nicht finden. Wo ist es denn wohl? Sie hat heute schon ein neues aufgesetzt um zu vergleichen. Ich habe den Schlüssel zu Deinem Schreibtisch, weil unten Wäsche lag, und werde ihn behalten, weil er in keinen bessern Händen seyn kann ‒ nicht wahr?<br>Emma läuft gewaltig herum und grüßt Dich. Wir verlangen alle nach Dir. Lebe wohl, recht wohl.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 24. April [1801], Jena' $adressatort = 'Unknown' $absendeort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $date = '24. 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Nach dessen Tod kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, zog jedoch bereits ein Jahr darauf nach Marburg zu ihrem Bruder. Ab 1792 lebte Caroline in Mainz. Ihre enge Verbindung mit dem Ehepaar Forster intensivierte sich während der Besatzung durch die Franzosen. Ein Fluchtversuch aus der Stadt scheiterte 1793; aufgrund ihrer Verbindungen zu den Mainzer Jakobinern gelangte sie in monatelange Haft in der Festung Königstein im Taunus. Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. 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Sigrid Damm. Original-Ausg. 4., erw. u. bearb. Aufl. Darmstadt 1988. Schelling, Caroline: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz verm. hg. v. Erich Schmidt. 2 Bde. Leipzig 1913.', '39_werkeognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=209097426&INDEXSET=1', '39_sekliteraturognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=209097426&INDEXSET=1', '39_sekliteratur' => 'Romantische Liebe und romantischer Tod. Über den Bamberger Aufenthalt von Caroline Schlegel, Auguste Böhmer, August Wilhelm Schlegel und Friedrich Wilhelm Schelling im Jahre 1800. Hg. v. Wulf Segebrecht. 2. Aufl. Bamberg 2001. Discher, Gisela: Madame Luzifer. Bürgerliche Vereinzelung und romantische Geselligkeit oder Caroline Schelling, gesch. Schlegel. 2. Aufl. Nordhausen 2011. Kleßmann, Eckart: "Ich war kühn, aber nicht frevelhaft": das Leben der Caroline Schlegel-Schelling. Ungek. Ausg., 1. Aufl. 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Nach dessen Tod kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, zog jedoch bereits ein Jahr darauf nach Marburg zu ihrem Bruder. Ab 1792 lebte Caroline in Mainz. Ihre enge Verbindung mit dem Ehepaar Forster intensivierte sich während der Besatzung durch die Franzosen. Ein Fluchtversuch aus der Stadt scheiterte 1793; aufgrund ihrer Verbindungen zu den Mainzer Jakobinern gelangte sie in monatelange Haft in der Festung Königstein im Taunus. Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. 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Sigrid Damm. 1. Aufl. Frankfurt a.M. u.a. 2005. Schelling, Caroline: "Lieber Freund, ich komme weit her schon an diesem Morgen": Briefe. Hg. u. mit e. Essay eingel. v. Sigrid Damm. Original-Ausg. 4., erw. u. bearb. Aufl. Darmstadt 1988. Schelling, Caroline: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz verm. hg. v. Erich Schmidt. 2 Bde. Leipzig 1913.', '39_werkeognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=209097426&INDEXSET=1', '39_sekliteraturognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=209097426&INDEXSET=1', '39_sekliteratur' => 'Romantische Liebe und romantischer Tod. Über den Bamberger Aufenthalt von Caroline Schlegel, Auguste Böhmer, August Wilhelm Schlegel und Friedrich Wilhelm Schelling im Jahre 1800. Hg. v. Wulf Segebrecht. 2. Aufl. Bamberg 2001. Discher, Gisela: Madame Luzifer. Bürgerliche Vereinzelung und romantische Geselligkeit oder Caroline Schelling, gesch. Schlegel. 2. Aufl. Nordhausen 2011. Kleßmann, Eckart: "Ich war kühn, aber nicht frevelhaft": das Leben der Caroline Schlegel-Schelling. Ungek. Ausg., 1. Aufl. Berlin 2009.', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_preasentation' => true, '39_sourcename0' => 'AWS-ap-0044-0.jpg', 'folders' => array( (int) 0 => 'Personen', (int) 1 => 'Personen' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Person', '_model_title' => 'Person', '_model_titles' => 'People', '_url' => '' ) $version = 'version-07-19' $domain = 'https://august-wilhelm-schlegel.de' $url = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-07-19' $purl_web = 'https://august-wilhelm-schlegel.de/version-07-19/letters/view/677' $state = '01.07.2019' $citation = 'Digitale Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels [01.07.2019]; Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel; 24. 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Jena d. 24 Aprill [1801].
Sieh dieses Datum, mein lieber Schlegel, ich bin seit gestern Abend hier. Deinen Brief bekam ich noch in Braunschweig und sein Inhalt hat mir meine Reisebetrachtungen sehr getrübt. Mußt Du einen so einfältigen Verdruß haben! Unger scheint wirklich nicht recht bey Sinnen zu seyn. Du hast Dir bisher nichts davon merken lassen, daß Du ihn in Verdacht hättest, so daß mich die Sache sehr überraschte. Ich wünsche nicht, daß sie Dich nöthigt jetzt nach Leipzig zu kommen, weil es Deinen andern Planen zuwider geht, aber Dich bald hier zu sehn wünsche ich mit Verlangen. Wie hätte es mich aufgerichtet Dich hier zu finden. Ich habe mich stark gemacht auf alle Weise, aber diese Bemühungen zehrten auch alles in mir auf, selbst die traurige Freude Schelling wiederzusehn. Er sieht sehr übel aus, aber er ist sanft und vernünftig. Erst diesen Morgen ließ ich ihm meine Ankunft wissen, ob wir schon ziemlich früh gestern kamen um 7 Uhr. Zu Friedrich muste ich noch in Geschäften schicken. Die Veit ist in Leipzig. Fr. schrieb mir diesen Morgen beykommende Zeilen. Ich nahm ihn an, er fand Schelling bey mir, der kurz zuvor gekommen war. Für eine gleichgültige Conversazion war alles auf den besten Fuß, wir haben den Modum der Ermordung Pauls abgehandelt. Eine Gelegenheit, die ich ihm gab mit mir allein zu reden, wenigstens zu sagen, daß er es wünsche, nutzte er nicht, vielleicht weil er sich nicht recht besann, denn er war so träumend, gar seltsam nach seiner Weise. Ich kann nun nichts weiter thun, als nicht laut werden über den mir ganz unerwarteten Grad von Verwahrlosung alles dessen, was ich ganz zuverlässig unversehrt zurückließ, auch Rose, wie sie versichert, deren Sanftmuth ganz in Harnisch gebracht ist, zumal da ihr ihre leibliche Schwester auch solche Streiche gespielt, ihren Koffer erbrochen und ein seidnes Kleid herausgenommen hat, um damit Gevatter zu stehn. Dieses ist eine rechte Komödie ‒ ich mache es dazu um mich nicht zu ärgern, denn arg ist es. Ich erspare Dir gern das Detail. Alles Geräth ist immer hin und her getragen worden, so wie die Veit etwas gebraucht hat. Beträchtliche Stücke fehlen noch gänzlich. Du würdest lachen, wenn Du sähest, wie sich Rose eräschert. Ich will nun die Trümmern zusammenlesen und Dir die Stätte bereiten, Du kanst Dich auch darauf verlassen, daß ich mich aller Weiblichkeit entschlagen werde ‒ wenn Du aber wieder sagst: thue die Kleinlichkeit von Dir ‒ so fürchte ich, Du wirst es doch selbst in punkto des Verlustes ernsthaft finden müssen. Da in unser Departement diese Kleinlichkeiten gehören, so ist es nicht klein sie zu achten....
Wenn ich Zeit hätte, Du liebster Freund, so wollte ich es gar nicht erwähnen, aber es ist mir in der Eile und Wirblichkeit aus der Feder gelaufen. Laß es wieder laufen, und schreibe mir nur gleich, wie Deine Ungerischen Angelegenheiten stehn. Weise mir auch balde Geld zu, denn es fehlt uns bitterlich, ich habe von Luise schon viel borgen müssen. Zu der Messe reisen die Buchhändler jetzt erst, wie ich sehe. Nun kommt Tiek also erst, und ist noch nicht hier gewesen. Deine Mutter hat mir geschrieben, viel von Lottchens Krankheit. Ach lieber Freund, die Gefahr scheint mir nicht vorüber. Sieh sie, wenn es möglich ist.
Aber bleib nicht lange weg, sei Deiner Freundin gut, ich will alles thun um Dir eine angenehme Existenz zu machen, bleibe jezt stille und hoffe auf Dich.
Ermüdet finde ich mich sehr, am meisten vom Sorgen und Besorgen, mein Kopf brennt davon, verzeih die Unordnung dieses Briefs, den ich doch gern noch schreiben wollte.
Luise hat Hufelands diesen Morgen besucht und ist sehr gut aufgenommen ‒ sie gehen auf einige Zeit nach Weimar und der Geheimerath Voigt nach Petersburg. Entre nous, Se. Durchlaucht sind etwas toll. Es sieht auch hier aus danach, sehr leer.
Aber ein schöner Frühling wird kommen und viele Gänge grünen schon, wo Du den Tristan dichten kannst.
In Deinem Schreibtisch kann ich das Inventarium von Rose gar nicht finden. Wo ist es denn wohl? Sie hat heute schon ein neues aufgesetzt um zu vergleichen. Ich habe den Schlüssel zu Deinem Schreibtisch, weil unten Wäsche lag, und werde ihn behalten, weil er in keinen bessern Händen seyn kann ‒ nicht wahr?
Emma läuft gewaltig herum und grüßt Dich. Wir verlangen alle nach Dir. Lebe wohl, recht wohl.
Sieh dieses Datum, mein lieber Schlegel, ich bin seit gestern Abend hier. Deinen Brief bekam ich noch in Braunschweig und sein Inhalt hat mir meine Reisebetrachtungen sehr getrübt. Mußt Du einen so einfältigen Verdruß haben! Unger scheint wirklich nicht recht bey Sinnen zu seyn. Du hast Dir bisher nichts davon merken lassen, daß Du ihn in Verdacht hättest, so daß mich die Sache sehr überraschte. Ich wünsche nicht, daß sie Dich nöthigt jetzt nach Leipzig zu kommen, weil es Deinen andern Planen zuwider geht, aber Dich bald hier zu sehn wünsche ich mit Verlangen. Wie hätte es mich aufgerichtet Dich hier zu finden. Ich habe mich stark gemacht auf alle Weise, aber diese Bemühungen zehrten auch alles in mir auf, selbst die traurige Freude Schelling wiederzusehn. Er sieht sehr übel aus, aber er ist sanft und vernünftig. Erst diesen Morgen ließ ich ihm meine Ankunft wissen, ob wir schon ziemlich früh gestern kamen um 7 Uhr. Zu Friedrich muste ich noch in Geschäften schicken. Die Veit ist in Leipzig. Fr. schrieb mir diesen Morgen beykommende Zeilen. Ich nahm ihn an, er fand Schelling bey mir, der kurz zuvor gekommen war. Für eine gleichgültige Conversazion war alles auf den besten Fuß, wir haben den Modum der Ermordung Pauls abgehandelt. Eine Gelegenheit, die ich ihm gab mit mir allein zu reden, wenigstens zu sagen, daß er es wünsche, nutzte er nicht, vielleicht weil er sich nicht recht besann, denn er war so träumend, gar seltsam nach seiner Weise. Ich kann nun nichts weiter thun, als nicht laut werden über den mir ganz unerwarteten Grad von Verwahrlosung alles dessen, was ich ganz zuverlässig unversehrt zurückließ, auch Rose, wie sie versichert, deren Sanftmuth ganz in Harnisch gebracht ist, zumal da ihr ihre leibliche Schwester auch solche Streiche gespielt, ihren Koffer erbrochen und ein seidnes Kleid herausgenommen hat, um damit Gevatter zu stehn. Dieses ist eine rechte Komödie ‒ ich mache es dazu um mich nicht zu ärgern, denn arg ist es. Ich erspare Dir gern das Detail. Alles Geräth ist immer hin und her getragen worden, so wie die Veit etwas gebraucht hat. Beträchtliche Stücke fehlen noch gänzlich. Du würdest lachen, wenn Du sähest, wie sich Rose eräschert. Ich will nun die Trümmern zusammenlesen und Dir die Stätte bereiten, Du kanst Dich auch darauf verlassen, daß ich mich aller Weiblichkeit entschlagen werde ‒ wenn Du aber wieder sagst: thue die Kleinlichkeit von Dir ‒ so fürchte ich, Du wirst es doch selbst in punkto des Verlustes ernsthaft finden müssen. Da in unser Departement diese Kleinlichkeiten gehören, so ist es nicht klein sie zu achten....
Wenn ich Zeit hätte, Du liebster Freund, so wollte ich es gar nicht erwähnen, aber es ist mir in der Eile und Wirblichkeit aus der Feder gelaufen. Laß es wieder laufen, und schreibe mir nur gleich, wie Deine Ungerischen Angelegenheiten stehn. Weise mir auch balde Geld zu, denn es fehlt uns bitterlich, ich habe von Luise schon viel borgen müssen. Zu der Messe reisen die Buchhändler jetzt erst, wie ich sehe. Nun kommt Tiek also erst, und ist noch nicht hier gewesen. Deine Mutter hat mir geschrieben, viel von Lottchens Krankheit. Ach lieber Freund, die Gefahr scheint mir nicht vorüber. Sieh sie, wenn es möglich ist.
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Ermüdet finde ich mich sehr, am meisten vom Sorgen und Besorgen, mein Kopf brennt davon, verzeih die Unordnung dieses Briefs, den ich doch gern noch schreiben wollte.
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