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Ich habe nun bisher immer nach dem falschen Ziel zu geantwortet, das kömmt von Deiner Geheimnißvolligkeit, mein allerliebster Schlegel, mit der Du es nun schon näher giebst, aber mich einigermaßen desorientirst, indem Du über den Herbst Erkundigungen einziehst, die ich in der That nicht befriedigen kann, denn ganz genau möchte in <span class="index-58 tp-22568 ">Weimar</span> selbst wohl niemand um die Rückkehr der Schauspieler wissen. Sie pflegt im Anfang Novembers zu geschehn. Für jetzt werden sie noch bis in den Junius hinein spielen; <span class="index-73 tp-22538 ">die Jagemann</span> ist zur <span class="index-4270 tp-22539 weight-bold ">Pucelle</span> ausersehn; die Besetzung der übrigen Rollen war auch schon beygeschrieben, aber das ist ja gleichgültig. Schwerlich wird es für jetzt noch gespielt werden können. Aber unstreitig werdet ihr von <span class="index-137 tp-22540 ">Goethe</span> nähere Nachrichten erhalten oder haben. Er ist hier gleich wieder weggegangen, früher als er sich vorgesetzt, vermuthlich hat ihn ein bestimt Geschäft oder Nachricht von Weimar aus zurückgerufen. Gewiß würde <span class="index-74 tp-22542 ">Unzelinen</span> die Rolle herrlich anpassen, aber ob sichs die Jagemann nehmen lassen wird sie zuerst zu spielen? Das Stück ist übrigens wahrscheinlich schon so beschaffen, wie es gespielt werden kann. Die Lektüre dauerte von 7‒12, man soupirte aber dazwischen. Von Frauen kommt außer der alten Isabeau doch Agnes Sorel (<span class="index-3150 tp-22569 ">Mad. Vohs</span>) vor, wie es scheint, aber nicht bedeutend genug um <span class="index-74 tp-22564 ">die Unzelmann</span> diese Rolle wählen lassen zu können. ‒ Künftigen Sonnabend wird <span class="index-3128 tp-22543 ">Marie Stuart</span> gegeben. Die Szene, wo Melwil Marien das Sacrament reicht, wird nicht mit gespielt, wie ich höre, und ist Dir also wohl unbekannt gewesen?<br>Schreib mir nun ohne Winken und Blinken, sonst mach ich Cabale gegen. 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Wenn ich ihn nach solchen gemeinschaftlichen Leiden als Freund verleugnen könnte, so müste ich durch und durch nichts werth seyn, ich habe auch darin Deine Beystimmung und dürfte auf niemandes mehr rechnen als auf Friedrich seine, sobald er das Wahre und Heilige vor Augen hat, woran ich bey aller bittern Beschwerde nicht zweifle.<br>Sehr viel Vergnügen hat mir die Nachricht von <span class="index-1865 tp-22574 ">den Schriften </span><span class="index-1865 tp-22574 index-1029 tp-22548 ">des Boccaz</span> gemacht, von der ich nichts wuste; sie ist auch sehr schön geschrieben, und enthält eine ganz vortreflich tief eingreifende Ansicht der Novelle. ‒ Daß <span class="index-56 tp-22549 ">Fr. Tiek</span> nach Weimar käme, vermuthete ich wohl und denke ihn gewiß zu sprechen. Lebe wohl, mein Lieber.<br><br>[Nachschriften.]<br>Ich bin recht wohl, aber Schelling ist krank, obwohl er ausgeht. 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Nun, Du mußt Dir das selbst mit den gehörigen Fratzen ausführen, wie <span class="weight-bold ">Jean Paul</span> zuletzt in die höchste Pein gerathen ist und sich schachmatt hat nach Hause begeben. 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Eben 5 Uhr schickte ich zu Friedrich wegen der Gedichte, da ich sie auch gern heut an Tiek befördert hätte, worauf ich beyliegenden Zettel nebst dem darin besagten Geld erhalte, welchen ich zu Deiner Notiz beilege. Ich vermuthete sie schon gestern Abend nach <span class="index-4261 tp-22563 ">Rosens</span> Bericht zurück.<br>Wir sind höchst ärgerlich darüber, daß die Sachen in Egypten so schlecht gehn, und <span class="index-446 tp-22557 ">Buonaparte</span> überhaupt so schläfrig ist, und alles sich so albern macht und auch die Preußen <span class="index-173 tp-22559 ">Hannover</span> nächstens wieder räumen. Du nicht?<br>Ich habe Dir noch nicht gesagt, wie sehr ich mich über <span class="index-115 tp-22560 ">Charlottens</span> Besserung freue, aber Du weißt es doch. Adieu nochmals, mein lieber bester Wilhelm.<br>–––––<br>Hast Du die Sonnette in <span class="index-1192 tp-73974 ">der LZ.</span> gelesen? Vermuthlich vom <span class="index-513 tp-22565 ">jungen Schütz</span> gefertigt, der angefangen hat zu lesen: Geschichte der französischen Revolution, wie es heißt, mit guten freyem Mundwerk, und hat gleich in der ersten Stunde Fichte und Schelling als Axiome der Lobenswürdigkeit festgesetzt. Eben käuet <span class="index-4293 tp-22562 ">der Pater Brey</span> Universalgeschichte vor.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => '', 'description' => 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 11. Mai [1801], Jena, Berlin', 'adressatort' => 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>', 'absendeort' => 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>', 'date' => '11. 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Er fängt erst übermorgen an zu lesen.<br><span class="index-242 tp-22570 ">Hufeland</span> hat so wenig Zuhörer, daß ihn die Mühe des Lesens reut. Schelling hat, was bey der Leere möglich ist.<br><br>[Rückseite.]<br>Auf diese leere Stelle will ich gleich noch etwas amüsantes setzen, das uns Schelling diesen Mittag zum besten gab, wie ihm <span class="index-137 tp-22575 ">Goethe</span> einmal beschrieben, daß er mit <span class="index-24 tp-22550 weight-bold ">Jean Paul</span> einen ganzen Abend Schach gespielt, figürlich. Der hat nehmlich ein Urtheil über ihn und seine Gattung herauslocken wollen, und ihn nach G. Ausdruck auf den Sch‒dr‒ führen, hat einen Zug um den andern gethan von <span class="index-5710 tp-37180 index-4295 tp-22576 ">Yorik</span>, von <span class="index-4296 tp-22577 ">Hippel</span>, von dem ganzen humoristischen Affengeschlecht ‒ G. immer neben aus! Nun, Du mußt Dir das selbst mit den gehörigen Fratzen ausführen, wie <span class="weight-bold ">Jean Paul</span> zuletzt in die höchste Pein gerathen ist und sich schachmatt hat nach Hause begeben. Einen durchtriebnern Schalk giebt es auf Erden nicht wie den G. und dabey das frömmste Herz mit seinen Freunden.<br>[Am Rand auf dem ersten Blatt.]<br><span class="index-4290 tp-22552 ">Mad. </span><span class="index-4290 tp-22552 index-4286 tp-22551 ">Kalathiskos</span> ist im Scheidungsakt mit <span class="index-4291 tp-22553 ">ihrem Eheherrn</span> begriffen, wies scheint ist der Haß als Klage eingegeben, nicht die Liebe.<br><span class="index-2762 tp-22578 ">Wiedemann</span> hat aus <span class="index-895 tp-22555 ">Metz</span> und <span class="index-171 tp-22554 ">Paris</span> geschrieben, noch nichts frappantes.<br><br>[Neues Blatt.]<br>Ich weiß noch nicht, ob Schelling, der bey Überschickung seines Journals ausführlicher an <span class="index-55 tp-22556 ">Fichte</span> zu schreiben gedachte, heute bis zu Abgang der Post im Stande dazu seyn wird, und will dieß nur auf allen Fall schließen, um auch besonders gehn zu können, indem wir zu <span class="index-2984 tp-22567 index-2983 tp-22566 ">Loders</span> geladen sind. Eben 5 Uhr schickte ich zu Friedrich wegen der Gedichte, da ich sie auch gern heut an Tiek befördert hätte, worauf ich beyliegenden Zettel nebst dem darin besagten Geld erhalte, welchen ich zu Deiner Notiz beilege. Ich vermuthete sie schon gestern Abend nach <span class="index-4261 tp-22563 ">Rosens</span> Bericht zurück.<br>Wir sind höchst ärgerlich darüber, daß die Sachen in Egypten so schlecht gehn, und <span class="index-446 tp-22557 ">Buonaparte</span> überhaupt so schläfrig ist, und alles sich so albern macht und auch die Preußen <span class="index-173 tp-22559 ">Hannover</span> nächstens wieder räumen. Du nicht?<br>Ich habe Dir noch nicht gesagt, wie sehr ich mich über <span class="index-115 tp-22560 ">Charlottens</span> Besserung freue, aber Du weißt es doch. Adieu nochmals, mein lieber bester Wilhelm.<br>–––––<br>Hast Du die Sonnette in <span class="index-1192 tp-73974 ">der LZ.</span> gelesen? 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Vohs</persName>) vor, wie es scheint, aber nicht bedeutend genug um <persName key="74">die Unzelmann</persName> diese Rolle wählen lassen zu können. ‒ Künftigen Sonnabend wird <name key="3128" type="work">Marie Stuart</name> gegeben. Die Szene, wo Melwil Marien das Sacrament reicht, wird nicht mit gespielt, wie ich höre, und ist Dir also wohl unbekannt gewesen?<lb/>Schreib mir nun ohne Winken und Blinken, sonst mach ich Cabale gegen. Wahrlich, es war mir, als müst ich schon die Braten zur Festivität bestellen.<lb/>Es ist mir lieb, daß Du <persName key="8">Friedrich</persName> nicht gleich geantwortet hast, und ich wünschte, Du thätest es auch noch nicht, oder blos mit den Worten: <persName key="23">C.</persName> hat Dir geschrieben, Du hast nicht geantwortet, sie kann also aus der Fremdheit nicht herausgehn. ‒ Gestern wurden sie zurückerwartet; er findet von mir <name key="4304" type="work">Deine lezte Romanze</name> in ein Couvert eingesiegelt mit der Bitte vor, mir diese und <name key="41" type="work">die andren Gedichte</name>, die ich ihm gab, heute wieder zuzuschicken, weil ich einen Auftrag deswegen von Dir hätte, und ich will sie auch noch diesen Abend an <persName key="48">Tiek</persName> schicken, und ihm schreiben. ‒ Mein lieber Freund, kein Manifest in dieser Sache; ich kann weder zugeben, daß Friedrich auf ein Manifest sich zu mir wendet, noch daß er sich darauf hin etwa soll berechtigt halten zu sagen: ich trente euch. Deine Ankunft wird hierin das Nöthige thun. ‒ Was <persName key="180">die Veit</persName> betrift, so ist es mir eben in dieser Rücksicht lieb, daß Du nicht geschrieben hast. Sie wird nun nach eignem Entschluß handeln, und der wird genugsame Aufklärung geben um mich auch in Deinen Augen vollständig zu berechtigen sie nicht bey mir zu sehn, was ich ohnedas niemals ohne den äußersten Wiederwillen können würde. Schieben sie alle Fremdheit, Abneigung usw. auf <persName key="62">Schellings</persName> Gegenwart um mich her, so glaube nur, daß dieß ein Vorgeben ist, um Dich zu gewinnen. Ihr Bewustseyn gegen mich ist das Wahre. Sie haben Schelling sehr viel mehr geschont wie <hi rend="weight:bold">mich,</hi> er beklagt sich über nichts, was ihn anginge. Übrigens, schreckte er sie ab sich mir zu nähern, wie ich freylich auch einigermaßen glaube, so kann ich dazu nichts thun. 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Eben 5 Uhr schickte ich zu Friedrich wegen der Gedichte, da ich sie auch gern heut an Tiek befördert hätte, worauf ich beyliegenden Zettel nebst dem darin besagten Geld erhalte, welchen ich zu Deiner Notiz beilege. Ich vermuthete sie schon gestern Abend nach <anchor type="b" n="4261" ana="11" xml:id="NidB22563"/>Rosens<anchor type="e" n="4261" ana="11" xml:id="NidE22563"/> Bericht zurück.<lb/>Wir sind höchst ärgerlich darüber, daß die Sachen in Egypten so schlecht gehn, und <anchor type="b" n="446" ana="11" xml:id="NidB22557"/>Buonaparte<anchor type="e" n="446" ana="11" xml:id="NidE22557"/> überhaupt so schläfrig ist, und alles sich so albern macht und auch die Preußen <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB22559"/>Hannover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE22559"/> nächstens wieder räumen. 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Eben käuet <anchor type="b" n="4293" ana="11" xml:id="NidB22562"/>der Pater Brey<anchor type="e" n="4293" ana="11" xml:id="NidE22562"/> Universalgeschichte vor.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '370516575', '36_briefid' => '370516575_CSchellinganAWS_11051801', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 133‒137 u. 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Ich sehe nun ein, warum Dir <span class="index-89 tp-22536 ">das Mädchen von Orleans</span> so im Kopf herum spükt, diesmal gar nicht von wegen des Zuwachses, den die Poesie oder Unpoesie dadurch erhalten haben könnte; zwar hängst Du mit einem Zipfelchen an der Kunst; es kommt Dir doch darauf an, daß <span class="index-74 tp-22537 ">eine gewisse kleine Künstlerin</span> sie darstellt, aber dabey ist wieder so viel persönliches, daß jenes Zipfelchen auch noch reißt. Ich habe nun bisher immer nach dem falschen Ziel zu geantwortet, das kömmt von Deiner Geheimnißvolligkeit, mein allerliebster Schlegel, mit der Du es nun schon näher giebst, aber mich einigermaßen desorientirst, indem Du über den Herbst Erkundigungen einziehst, die ich in der That nicht befriedigen kann, denn ganz genau möchte in <span class="index-58 tp-22568 ">Weimar</span> selbst wohl niemand um die Rückkehr der Schauspieler wissen. Sie pflegt im Anfang Novembers zu geschehn. Für jetzt werden sie noch bis in den Junius hinein spielen; <span class="index-73 tp-22538 ">die Jagemann</span> ist zur <span class="index-4270 tp-22539 weight-bold ">Pucelle</span> ausersehn; die Besetzung der übrigen Rollen war auch schon beygeschrieben, aber das ist ja gleichgültig. Schwerlich wird es für jetzt noch gespielt werden können. Aber unstreitig werdet ihr von <span class="index-137 tp-22540 ">Goethe</span> nähere Nachrichten erhalten oder haben. Er ist hier gleich wieder weggegangen, früher als er sich vorgesetzt, vermuthlich hat ihn ein bestimt Geschäft oder Nachricht von Weimar aus zurückgerufen. Gewiß würde <span class="index-74 tp-22542 ">Unzelinen</span> die Rolle herrlich anpassen, aber ob sichs die Jagemann nehmen lassen wird sie zuerst zu spielen? Das Stück ist übrigens wahrscheinlich schon so beschaffen, wie es gespielt werden kann. Die Lektüre dauerte von 7‒12, man soupirte aber dazwischen. Von Frauen kommt außer der alten Isabeau doch Agnes Sorel (<span class="index-3150 tp-22569 ">Mad. Vohs</span>) vor, wie es scheint, aber nicht bedeutend genug um <span class="index-74 tp-22564 ">die Unzelmann</span> diese Rolle wählen lassen zu können. ‒ Künftigen Sonnabend wird <span class="index-3128 tp-22543 ">Marie Stuart</span> gegeben. Die Szene, wo Melwil Marien das Sacrament reicht, wird nicht mit gespielt, wie ich höre, und ist Dir also wohl unbekannt gewesen?<br>Schreib mir nun ohne Winken und Blinken, sonst mach ich Cabale gegen. Wahrlich, es war mir, als müst ich schon die Braten zur Festivität bestellen.<br>Es ist mir lieb, daß Du <span class="index-8 tp-22544 ">Friedrich</span> nicht gleich geantwortet hast, und ich wünschte, Du thätest es auch noch nicht, oder blos mit den Worten: <span class="index-23 tp-22545 ">C.</span> hat Dir geschrieben, Du hast nicht geantwortet, sie kann also aus der Fremdheit nicht herausgehn. ‒ Gestern wurden sie zurückerwartet; er findet von mir <span class="index-4304 tp-47170 ">Deine lezte Romanze</span> in ein Couvert eingesiegelt mit der Bitte vor, mir diese und <span class="index-41 tp-22572 ">die andren Gedichte</span>, die ich ihm gab, heute wieder zuzuschicken, weil ich einen Auftrag deswegen von Dir hätte, und ich will sie auch noch diesen Abend an <span class="index-48 tp-22573 ">Tiek</span> schicken, und ihm schreiben. ‒ Mein lieber Freund, kein Manifest in dieser Sache; ich kann weder zugeben, daß Friedrich auf ein Manifest sich zu mir wendet, noch daß er sich darauf hin etwa soll berechtigt halten zu sagen: ich trente euch. Deine Ankunft wird hierin das Nöthige thun. ‒ Was <span class="index-180 tp-22546 ">die Veit</span> betrift, so ist es mir eben in dieser Rücksicht lieb, daß Du nicht geschrieben hast. Sie wird nun nach eignem Entschluß handeln, und der wird genugsame Aufklärung geben um mich auch in Deinen Augen vollständig zu berechtigen sie nicht bey mir zu sehn, was ich ohnedas niemals ohne den äußersten Wiederwillen können würde. Schieben sie alle Fremdheit, Abneigung usw. auf <span class="index-62 tp-22547 ">Schellings</span> Gegenwart um mich her, so glaube nur, daß dieß ein Vorgeben ist, um Dich zu gewinnen. Ihr Bewustseyn gegen mich ist das Wahre. Sie haben Schelling sehr viel mehr geschont wie <span class="weight-bold ">mich,</span> er beklagt sich über nichts, was ihn anginge. Übrigens, schreckte er sie ab sich mir zu nähern, wie ich freylich auch einigermaßen glaube, so kann ich dazu nichts thun. Wenn ich ihn nach solchen gemeinschaftlichen Leiden als Freund verleugnen könnte, so müste ich durch und durch nichts werth seyn, ich habe auch darin Deine Beystimmung und dürfte auf niemandes mehr rechnen als auf Friedrich seine, sobald er das Wahre und Heilige vor Augen hat, woran ich bey aller bittern Beschwerde nicht zweifle.<br>Sehr viel Vergnügen hat mir die Nachricht von <span class="index-1865 tp-22574 ">den Schriften </span><span class="index-1865 tp-22574 index-1029 tp-22548 ">des Boccaz</span> gemacht, von der ich nichts wuste; sie ist auch sehr schön geschrieben, und enthält eine ganz vortreflich tief eingreifende Ansicht der Novelle. ‒ Daß <span class="index-56 tp-22549 ">Fr. Tiek</span> nach Weimar käme, vermuthete ich wohl und denke ihn gewiß zu sprechen. Lebe wohl, mein Lieber.<br><br>[Nachschriften.]<br>Ich bin recht wohl, aber Schelling ist krank, obwohl er ausgeht. 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Nun, Du mußt Dir das selbst mit den gehörigen Fratzen ausführen, wie <span class="weight-bold ">Jean Paul</span> zuletzt in die höchste Pein gerathen ist und sich schachmatt hat nach Hause begeben. Einen durchtriebnern Schalk giebt es auf Erden nicht wie den G. und dabey das frömmste Herz mit seinen Freunden.<br>[Am Rand auf dem ersten Blatt.]<br><span class="index-4290 tp-22552 ">Mad. </span><span class="index-4290 tp-22552 index-4286 tp-22551 ">Kalathiskos</span> ist im Scheidungsakt mit <span class="index-4291 tp-22553 ">ihrem Eheherrn</span> begriffen, wies scheint ist der Haß als Klage eingegeben, nicht die Liebe.<br><span class="index-2762 tp-22578 ">Wiedemann</span> hat aus <span class="index-895 tp-22555 ">Metz</span> und <span class="index-171 tp-22554 ">Paris</span> geschrieben, noch nichts frappantes.<br><br>[Neues Blatt.]<br>Ich weiß noch nicht, ob Schelling, der bey Überschickung seines Journals ausführlicher an <span class="index-55 tp-22556 ">Fichte</span> zu schreiben gedachte, heute bis zu Abgang der Post im Stande dazu seyn wird, und will dieß nur auf allen Fall schließen, um auch besonders gehn zu können, indem wir zu <span class="index-2984 tp-22567 index-2983 tp-22566 ">Loders</span> geladen sind. Eben 5 Uhr schickte ich zu Friedrich wegen der Gedichte, da ich sie auch gern heut an Tiek befördert hätte, worauf ich beyliegenden Zettel nebst dem darin besagten Geld erhalte, welchen ich zu Deiner Notiz beilege. Ich vermuthete sie schon gestern Abend nach <span class="index-4261 tp-22563 ">Rosens</span> Bericht zurück.<br>Wir sind höchst ärgerlich darüber, daß die Sachen in Egypten so schlecht gehn, und <span class="index-446 tp-22557 ">Buonaparte</span> überhaupt so schläfrig ist, und alles sich so albern macht und auch die Preußen <span class="index-173 tp-22559 ">Hannover</span> nächstens wieder räumen. Du nicht?<br>Ich habe Dir noch nicht gesagt, wie sehr ich mich über <span class="index-115 tp-22560 ">Charlottens</span> Besserung freue, aber Du weißt es doch. Adieu nochmals, mein lieber bester Wilhelm.<br>–––––<br>Hast Du die Sonnette in <span class="index-1192 tp-73974 ">der LZ.</span> gelesen? Vermuthlich vom <span class="index-513 tp-22565 ">jungen Schütz</span> gefertigt, der angefangen hat zu lesen: Geschichte der französischen Revolution, wie es heißt, mit guten freyem Mundwerk, und hat gleich in der ersten Stunde Fichte und Schelling als Axiome der Lobenswürdigkeit festgesetzt. Eben käuet <span class="index-4293 tp-22562 ">der Pater Brey</span> Universalgeschichte vor.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Caroline von Schelling an August Wilhelm von Schlegel am 11. Mai [1801], Jena, Berlin' $adressatort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $absendeort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $date = '11. 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Ich sehe nun ein, warum Dir <span class="index-89 tp-22536 ">das Mädchen von Orleans</span> so im Kopf herum spükt, diesmal gar nicht von wegen des Zuwachses, den die Poesie oder Unpoesie dadurch erhalten haben könnte; zwar hängst Du mit einem Zipfelchen an der Kunst; es kommt Dir doch darauf an, daß <span class="index-74 tp-22537 ">eine gewisse kleine Künstlerin</span> sie darstellt, aber dabey ist wieder so viel persönliches, daß jenes Zipfelchen auch noch reißt. Ich habe nun bisher immer nach dem falschen Ziel zu geantwortet, das kömmt von Deiner Geheimnißvolligkeit, mein allerliebster Schlegel, mit der Du es nun schon näher giebst, aber mich einigermaßen desorientirst, indem Du über den Herbst Erkundigungen einziehst, die ich in der That nicht befriedigen kann, denn ganz genau möchte in <span class="index-58 tp-22568 ">Weimar</span> selbst wohl niemand um die Rückkehr der Schauspieler wissen. Sie pflegt im Anfang Novembers zu geschehn. Für jetzt werden sie noch bis in den Junius hinein spielen; <span class="index-73 tp-22538 ">die Jagemann</span> ist zur <span class="index-4270 tp-22539 weight-bold ">Pucelle</span> ausersehn; die Besetzung der übrigen Rollen war auch schon beygeschrieben, aber das ist ja gleichgültig. Schwerlich wird es für jetzt noch gespielt werden können. Aber unstreitig werdet ihr von <span class="index-137 tp-22540 ">Goethe</span> nähere Nachrichten erhalten oder haben. Er ist hier gleich wieder weggegangen, früher als er sich vorgesetzt, vermuthlich hat ihn ein bestimt Geschäft oder Nachricht von Weimar aus zurückgerufen. Gewiß würde <span class="index-74 tp-22542 ">Unzelinen</span> die Rolle herrlich anpassen, aber ob sichs die Jagemann nehmen lassen wird sie zuerst zu spielen? Das Stück ist übrigens wahrscheinlich schon so beschaffen, wie es gespielt werden kann. Die Lektüre dauerte von 7‒12, man soupirte aber dazwischen. Von Frauen kommt außer der alten Isabeau doch Agnes Sorel (<span class="index-3150 tp-22569 ">Mad. Vohs</span>) vor, wie es scheint, aber nicht bedeutend genug um <span class="index-74 tp-22564 ">die Unzelmann</span> diese Rolle wählen lassen zu können. ‒ Künftigen Sonnabend wird <span class="index-3128 tp-22543 ">Marie Stuart</span> gegeben. Die Szene, wo Melwil Marien das Sacrament reicht, wird nicht mit gespielt, wie ich höre, und ist Dir also wohl unbekannt gewesen?<br>Schreib mir nun ohne Winken und Blinken, sonst mach ich Cabale gegen. Wahrlich, es war mir, als müst ich schon die Braten zur Festivität bestellen.<br>Es ist mir lieb, daß Du <span class="index-8 tp-22544 ">Friedrich</span> nicht gleich geantwortet hast, und ich wünschte, Du thätest es auch noch nicht, oder blos mit den Worten: <span class="index-23 tp-22545 ">C.</span> hat Dir geschrieben, Du hast nicht geantwortet, sie kann also aus der Fremdheit nicht herausgehn. ‒ Gestern wurden sie zurückerwartet; er findet von mir <span class="index-4304 tp-47170 ">Deine lezte Romanze</span> in ein Couvert eingesiegelt mit der Bitte vor, mir diese und <span class="index-41 tp-22572 ">die andren Gedichte</span>, die ich ihm gab, heute wieder zuzuschicken, weil ich einen Auftrag deswegen von Dir hätte, und ich will sie auch noch diesen Abend an <span class="index-48 tp-22573 ">Tiek</span> schicken, und ihm schreiben. ‒ Mein lieber Freund, kein Manifest in dieser Sache; ich kann weder zugeben, daß Friedrich auf ein Manifest sich zu mir wendet, noch daß er sich darauf hin etwa soll berechtigt halten zu sagen: ich trente euch. Deine Ankunft wird hierin das Nöthige thun. ‒ Was <span class="index-180 tp-22546 ">die Veit</span> betrift, so ist es mir eben in dieser Rücksicht lieb, daß Du nicht geschrieben hast. Sie wird nun nach eignem Entschluß handeln, und der wird genugsame Aufklärung geben um mich auch in Deinen Augen vollständig zu berechtigen sie nicht bey mir zu sehn, was ich ohnedas niemals ohne den äußersten Wiederwillen können würde. Schieben sie alle Fremdheit, Abneigung usw. auf <span class="index-62 tp-22547 ">Schellings</span> Gegenwart um mich her, so glaube nur, daß dieß ein Vorgeben ist, um Dich zu gewinnen. Ihr Bewustseyn gegen mich ist das Wahre. Sie haben Schelling sehr viel mehr geschont wie <span class="weight-bold ">mich,</span> er beklagt sich über nichts, was ihn anginge. Übrigens, schreckte er sie ab sich mir zu nähern, wie ich freylich auch einigermaßen glaube, so kann ich dazu nichts thun. Wenn ich ihn nach solchen gemeinschaftlichen Leiden als Freund verleugnen könnte, so müste ich durch und durch nichts werth seyn, ich habe auch darin Deine Beystimmung und dürfte auf niemandes mehr rechnen als auf Friedrich seine, sobald er das Wahre und Heilige vor Augen hat, woran ich bey aller bittern Beschwerde nicht zweifle.<br>Sehr viel Vergnügen hat mir die Nachricht von <span class="index-1865 tp-22574 ">den Schriften </span><span class="index-1865 tp-22574 index-1029 tp-22548 ">des Boccaz</span> gemacht, von der ich nichts wuste; sie ist auch sehr schön geschrieben, und enthält eine ganz vortreflich tief eingreifende Ansicht der Novelle. ‒ Daß <span class="index-56 tp-22549 ">Fr. Tiek</span> nach Weimar käme, vermuthete ich wohl und denke ihn gewiß zu sprechen. Lebe wohl, mein Lieber.<br><br>[Nachschriften.]<br>Ich bin recht wohl, aber Schelling ist krank, obwohl er ausgeht. Er fängt erst übermorgen an zu lesen.<br><span class="index-242 tp-22570 ">Hufeland</span> hat so wenig Zuhörer, daß ihn die Mühe des Lesens reut. Schelling hat, was bey der Leere möglich ist.<br><br>[Rückseite.]<br>Auf diese leere Stelle will ich gleich noch etwas amüsantes setzen, das uns Schelling diesen Mittag zum besten gab, wie ihm <span class="index-137 tp-22575 ">Goethe</span> einmal beschrieben, daß er mit <span class="index-24 tp-22550 weight-bold ">Jean Paul</span> einen ganzen Abend Schach gespielt, figürlich. Der hat nehmlich ein Urtheil über ihn und seine Gattung herauslocken wollen, und ihn nach G. Ausdruck auf den Sch‒dr‒ führen, hat einen Zug um den andern gethan von <span class="index-5710 tp-37180 index-4295 tp-22576 ">Yorik</span>, von <span class="index-4296 tp-22577 ">Hippel</span>, von dem ganzen humoristischen Affengeschlecht ‒ G. immer neben aus! Nun, Du mußt Dir das selbst mit den gehörigen Fratzen ausführen, wie <span class="weight-bold ">Jean Paul</span> zuletzt in die höchste Pein gerathen ist und sich schachmatt hat nach Hause begeben. Einen durchtriebnern Schalk giebt es auf Erden nicht wie den G. und dabey das frömmste Herz mit seinen Freunden.<br>[Am Rand auf dem ersten Blatt.]<br><span class="index-4290 tp-22552 ">Mad. </span><span class="index-4290 tp-22552 index-4286 tp-22551 ">Kalathiskos</span> ist im Scheidungsakt mit <span class="index-4291 tp-22553 ">ihrem Eheherrn</span> begriffen, wies scheint ist der Haß als Klage eingegeben, nicht die Liebe.<br><span class="index-2762 tp-22578 ">Wiedemann</span> hat aus <span class="index-895 tp-22555 ">Metz</span> und <span class="index-171 tp-22554 ">Paris</span> geschrieben, noch nichts frappantes.<br><br>[Neues Blatt.]<br>Ich weiß noch nicht, ob Schelling, der bey Überschickung seines Journals ausführlicher an <span class="index-55 tp-22556 ">Fichte</span> zu schreiben gedachte, heute bis zu Abgang der Post im Stande dazu seyn wird, und will dieß nur auf allen Fall schließen, um auch besonders gehn zu können, indem wir zu <span class="index-2984 tp-22567 index-2983 tp-22566 ">Loders</span> geladen sind. Eben 5 Uhr schickte ich zu Friedrich wegen der Gedichte, da ich sie auch gern heut an Tiek befördert hätte, worauf ich beyliegenden Zettel nebst dem darin besagten Geld erhalte, welchen ich zu Deiner Notiz beilege. Ich vermuthete sie schon gestern Abend nach <span class="index-4261 tp-22563 ">Rosens</span> Bericht zurück.<br>Wir sind höchst ärgerlich darüber, daß die Sachen in Egypten so schlecht gehn, und <span class="index-446 tp-22557 ">Buonaparte</span> überhaupt so schläfrig ist, und alles sich so albern macht und auch die Preußen <span class="index-173 tp-22559 ">Hannover</span> nächstens wieder räumen. Du nicht?<br>Ich habe Dir noch nicht gesagt, wie sehr ich mich über <span class="index-115 tp-22560 ">Charlottens</span> Besserung freue, aber Du weißt es doch. Adieu nochmals, mein lieber bester Wilhelm.<br>–––––<br>Hast Du die Sonnette in <span class="index-1192 tp-73974 ">der LZ.</span> gelesen? Vermuthlich vom <span class="index-513 tp-22565 ">jungen Schütz</span> gefertigt, der angefangen hat zu lesen: Geschichte der französischen Revolution, wie es heißt, mit guten freyem Mundwerk, und hat gleich in der ersten Stunde Fichte und Schelling als Axiome der Lobenswürdigkeit festgesetzt. Eben käuet <span class="index-4293 tp-22562 ">der Pater Brey</span> Universalgeschichte vor.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="12">Jena</placeName>] Montag d. 11ten May [1801].<lb/>Weil sich heut eine Gelegenheit findet, will ich ein Blatt mit einlegen zur Antwort auf das Deinige lezte. 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Ehe) Schlegel, Dorothea Caroline Albertina von (2. Ehe) Schelling, Dorothea Caroline Albertine (3. Ehe) Schlegel, Friederike Caroline (Pseudonym)', '39_gebdatum' => '1763-09-02', '39_toddatum' => '1809-09-07', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin Caroline von Schelling war die Tochter des Theologen und Orientalisten Johann David Michaelis. Ihre Kindheit verlebte sie in Göttingen. Der Besuch in einem Mädchenpensionat in Gotha folgte. Die Ehe mit Johann Franz Wilhelm Böhmer war von kurzer Dauer, er verstarb 1788. Nach dessen Tod kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, zog jedoch bereits ein Jahr darauf nach Marburg zu ihrem Bruder. Ab 1792 lebte Caroline in Mainz. Ihre enge Verbindung mit dem Ehepaar Forster intensivierte sich während der Besatzung durch die Franzosen. Ein Fluchtversuch aus der Stadt scheiterte 1793; aufgrund ihrer Verbindungen zu den Mainzer Jakobinern gelangte sie in monatelange Haft in der Festung Königstein im Taunus. Mit Hilfe der Brüder Schlegel konnte ihre Freilassung erreicht werden. Es folgten Aufenthalte in Gotha, Dresden und die Heirat mit AWS, den sie bereits in Göttingen kennengelernt hatte. In Jena war Caroline wichtiger Teil des frühromantischen Kreises, der im Schlegelschen Haus in der Leutragasse 5 zusammentraf. Die Scheidung von AWS erfolgte im Jahr 1803; im selben Jahr heiratete sie den Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Mit ihm zog sie nach Würzburg und München. 1809 erkrankte sie an der Ruhr und verstarb.', '39_geschlecht' => 'w', '39_beziehung' => 'Caroline von Schelling war die erste Ehefrau Schlegels; die Ehe wurde 1803 geschieden. 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Darmstadt 1988. Schelling, Caroline: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz verm. hg. v. Erich Schmidt. 2 Bde. Leipzig 1913.', '39_werkeognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=209097426&INDEXSET=1', '39_sekliteraturognd' => 'http://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/PPNSET?PPN=209097426&INDEXSET=1', '39_sekliteratur' => 'Romantische Liebe und romantischer Tod. Über den Bamberger Aufenthalt von Caroline Schlegel, Auguste Böhmer, August Wilhelm Schlegel und Friedrich Wilhelm Schelling im Jahre 1800. Hg. v. Wulf Segebrecht. 2. Aufl. Bamberg 2001. Discher, Gisela: Madame Luzifer. Bürgerliche Vereinzelung und romantische Geselligkeit oder Caroline Schelling, gesch. Schlegel. 2. Aufl. Nordhausen 2011. Kleßmann, Eckart: "Ich war kühn, aber nicht frevelhaft": das Leben der Caroline Schlegel-Schelling. Ungek. Ausg., 1. Aufl. 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[Jena] Montag d. 11ten May [1801].
Weil sich heut eine Gelegenheit findet, will ich ein Blatt mit einlegen zur Antwort auf das Deinige lezte. Ich sehe nun ein, warum Dir das Mädchen von Orleans so im Kopf herum spükt, diesmal gar nicht von wegen des Zuwachses, den die Poesie oder Unpoesie dadurch erhalten haben könnte; zwar hängst Du mit einem Zipfelchen an der Kunst; es kommt Dir doch darauf an, daß eine gewisse kleine Künstlerin sie darstellt, aber dabey ist wieder so viel persönliches, daß jenes Zipfelchen auch noch reißt. Ich habe nun bisher immer nach dem falschen Ziel zu geantwortet, das kömmt von Deiner Geheimnißvolligkeit, mein allerliebster Schlegel, mit der Du es nun schon näher giebst, aber mich einigermaßen desorientirst, indem Du über den Herbst Erkundigungen einziehst, die ich in der That nicht befriedigen kann, denn ganz genau möchte in Weimar selbst wohl niemand um die Rückkehr der Schauspieler wissen. Sie pflegt im Anfang Novembers zu geschehn. Für jetzt werden sie noch bis in den Junius hinein spielen; die Jagemann ist zur Pucelle ausersehn; die Besetzung der übrigen Rollen war auch schon beygeschrieben, aber das ist ja gleichgültig. Schwerlich wird es für jetzt noch gespielt werden können. Aber unstreitig werdet ihr von Goethe nähere Nachrichten erhalten oder haben. Er ist hier gleich wieder weggegangen, früher als er sich vorgesetzt, vermuthlich hat ihn ein bestimt Geschäft oder Nachricht von Weimar aus zurückgerufen. Gewiß würde Unzelinen die Rolle herrlich anpassen, aber ob sichs die Jagemann nehmen lassen wird sie zuerst zu spielen? Das Stück ist übrigens wahrscheinlich schon so beschaffen, wie es gespielt werden kann. Die Lektüre dauerte von 7‒12, man soupirte aber dazwischen. Von Frauen kommt außer der alten Isabeau doch Agnes Sorel (Mad. Vohs) vor, wie es scheint, aber nicht bedeutend genug um die Unzelmann diese Rolle wählen lassen zu können. ‒ Künftigen Sonnabend wird Marie Stuart gegeben. Die Szene, wo Melwil Marien das Sacrament reicht, wird nicht mit gespielt, wie ich höre, und ist Dir also wohl unbekannt gewesen?
Schreib mir nun ohne Winken und Blinken, sonst mach ich Cabale gegen. Wahrlich, es war mir, als müst ich schon die Braten zur Festivität bestellen.
Es ist mir lieb, daß Du Friedrich nicht gleich geantwortet hast, und ich wünschte, Du thätest es auch noch nicht, oder blos mit den Worten: C. hat Dir geschrieben, Du hast nicht geantwortet, sie kann also aus der Fremdheit nicht herausgehn. ‒ Gestern wurden sie zurückerwartet; er findet von mir Deine lezte Romanze in ein Couvert eingesiegelt mit der Bitte vor, mir diese und die andren Gedichte, die ich ihm gab, heute wieder zuzuschicken, weil ich einen Auftrag deswegen von Dir hätte, und ich will sie auch noch diesen Abend an Tiek schicken, und ihm schreiben. ‒ Mein lieber Freund, kein Manifest in dieser Sache; ich kann weder zugeben, daß Friedrich auf ein Manifest sich zu mir wendet, noch daß er sich darauf hin etwa soll berechtigt halten zu sagen: ich trente euch. Deine Ankunft wird hierin das Nöthige thun. ‒ Was die Veit betrift, so ist es mir eben in dieser Rücksicht lieb, daß Du nicht geschrieben hast. Sie wird nun nach eignem Entschluß handeln, und der wird genugsame Aufklärung geben um mich auch in Deinen Augen vollständig zu berechtigen sie nicht bey mir zu sehn, was ich ohnedas niemals ohne den äußersten Wiederwillen können würde. Schieben sie alle Fremdheit, Abneigung usw. auf Schellings Gegenwart um mich her, so glaube nur, daß dieß ein Vorgeben ist, um Dich zu gewinnen. Ihr Bewustseyn gegen mich ist das Wahre. Sie haben Schelling sehr viel mehr geschont wie mich, er beklagt sich über nichts, was ihn anginge. Übrigens, schreckte er sie ab sich mir zu nähern, wie ich freylich auch einigermaßen glaube, so kann ich dazu nichts thun. Wenn ich ihn nach solchen gemeinschaftlichen Leiden als Freund verleugnen könnte, so müste ich durch und durch nichts werth seyn, ich habe auch darin Deine Beystimmung und dürfte auf niemandes mehr rechnen als auf Friedrich seine, sobald er das Wahre und Heilige vor Augen hat, woran ich bey aller bittern Beschwerde nicht zweifle.
Sehr viel Vergnügen hat mir die Nachricht von den Schriften des Boccaz gemacht, von der ich nichts wuste; sie ist auch sehr schön geschrieben, und enthält eine ganz vortreflich tief eingreifende Ansicht der Novelle. ‒ Daß Fr. Tiek nach Weimar käme, vermuthete ich wohl und denke ihn gewiß zu sprechen. Lebe wohl, mein Lieber.
[Nachschriften.]
Ich bin recht wohl, aber Schelling ist krank, obwohl er ausgeht. Er fängt erst übermorgen an zu lesen.
Hufeland hat so wenig Zuhörer, daß ihn die Mühe des Lesens reut. Schelling hat, was bey der Leere möglich ist.
[Rückseite.]
Auf diese leere Stelle will ich gleich noch etwas amüsantes setzen, das uns Schelling diesen Mittag zum besten gab, wie ihm Goethe einmal beschrieben, daß er mit Jean Paul einen ganzen Abend Schach gespielt, figürlich. Der hat nehmlich ein Urtheil über ihn und seine Gattung herauslocken wollen, und ihn nach G. Ausdruck auf den Sch‒dr‒ führen, hat einen Zug um den andern gethan von Yorik, von Hippel, von dem ganzen humoristischen Affengeschlecht ‒ G. immer neben aus! Nun, Du mußt Dir das selbst mit den gehörigen Fratzen ausführen, wie Jean Paul zuletzt in die höchste Pein gerathen ist und sich schachmatt hat nach Hause begeben. Einen durchtriebnern Schalk giebt es auf Erden nicht wie den G. und dabey das frömmste Herz mit seinen Freunden.
[Am Rand auf dem ersten Blatt.]
Mad. Kalathiskos ist im Scheidungsakt mit ihrem Eheherrn begriffen, wies scheint ist der Haß als Klage eingegeben, nicht die Liebe.
Wiedemann hat aus Metz und Paris geschrieben, noch nichts frappantes.
[Neues Blatt.]
Ich weiß noch nicht, ob Schelling, der bey Überschickung seines Journals ausführlicher an Fichte zu schreiben gedachte, heute bis zu Abgang der Post im Stande dazu seyn wird, und will dieß nur auf allen Fall schließen, um auch besonders gehn zu können, indem wir zu Loders geladen sind. Eben 5 Uhr schickte ich zu Friedrich wegen der Gedichte, da ich sie auch gern heut an Tiek befördert hätte, worauf ich beyliegenden Zettel nebst dem darin besagten Geld erhalte, welchen ich zu Deiner Notiz beilege. Ich vermuthete sie schon gestern Abend nach Rosens Bericht zurück.
Wir sind höchst ärgerlich darüber, daß die Sachen in Egypten so schlecht gehn, und Buonaparte überhaupt so schläfrig ist, und alles sich so albern macht und auch die Preußen Hannover nächstens wieder räumen. Du nicht?
Ich habe Dir noch nicht gesagt, wie sehr ich mich über Charlottens Besserung freue, aber Du weißt es doch. Adieu nochmals, mein lieber bester Wilhelm.
–––––
Hast Du die Sonnette in der LZ. gelesen? Vermuthlich vom jungen Schütz gefertigt, der angefangen hat zu lesen: Geschichte der französischen Revolution, wie es heißt, mit guten freyem Mundwerk, und hat gleich in der ersten Stunde Fichte und Schelling als Axiome der Lobenswürdigkeit festgesetzt. Eben käuet der Pater Brey Universalgeschichte vor.
Weil sich heut eine Gelegenheit findet, will ich ein Blatt mit einlegen zur Antwort auf das Deinige lezte. Ich sehe nun ein, warum Dir das Mädchen von Orleans so im Kopf herum spükt, diesmal gar nicht von wegen des Zuwachses, den die Poesie oder Unpoesie dadurch erhalten haben könnte; zwar hängst Du mit einem Zipfelchen an der Kunst; es kommt Dir doch darauf an, daß eine gewisse kleine Künstlerin sie darstellt, aber dabey ist wieder so viel persönliches, daß jenes Zipfelchen auch noch reißt. Ich habe nun bisher immer nach dem falschen Ziel zu geantwortet, das kömmt von Deiner Geheimnißvolligkeit, mein allerliebster Schlegel, mit der Du es nun schon näher giebst, aber mich einigermaßen desorientirst, indem Du über den Herbst Erkundigungen einziehst, die ich in der That nicht befriedigen kann, denn ganz genau möchte in Weimar selbst wohl niemand um die Rückkehr der Schauspieler wissen. Sie pflegt im Anfang Novembers zu geschehn. Für jetzt werden sie noch bis in den Junius hinein spielen; die Jagemann ist zur Pucelle ausersehn; die Besetzung der übrigen Rollen war auch schon beygeschrieben, aber das ist ja gleichgültig. Schwerlich wird es für jetzt noch gespielt werden können. Aber unstreitig werdet ihr von Goethe nähere Nachrichten erhalten oder haben. Er ist hier gleich wieder weggegangen, früher als er sich vorgesetzt, vermuthlich hat ihn ein bestimt Geschäft oder Nachricht von Weimar aus zurückgerufen. Gewiß würde Unzelinen die Rolle herrlich anpassen, aber ob sichs die Jagemann nehmen lassen wird sie zuerst zu spielen? Das Stück ist übrigens wahrscheinlich schon so beschaffen, wie es gespielt werden kann. Die Lektüre dauerte von 7‒12, man soupirte aber dazwischen. Von Frauen kommt außer der alten Isabeau doch Agnes Sorel (Mad. Vohs) vor, wie es scheint, aber nicht bedeutend genug um die Unzelmann diese Rolle wählen lassen zu können. ‒ Künftigen Sonnabend wird Marie Stuart gegeben. Die Szene, wo Melwil Marien das Sacrament reicht, wird nicht mit gespielt, wie ich höre, und ist Dir also wohl unbekannt gewesen?
Schreib mir nun ohne Winken und Blinken, sonst mach ich Cabale gegen. Wahrlich, es war mir, als müst ich schon die Braten zur Festivität bestellen.
Es ist mir lieb, daß Du Friedrich nicht gleich geantwortet hast, und ich wünschte, Du thätest es auch noch nicht, oder blos mit den Worten: C. hat Dir geschrieben, Du hast nicht geantwortet, sie kann also aus der Fremdheit nicht herausgehn. ‒ Gestern wurden sie zurückerwartet; er findet von mir Deine lezte Romanze in ein Couvert eingesiegelt mit der Bitte vor, mir diese und die andren Gedichte, die ich ihm gab, heute wieder zuzuschicken, weil ich einen Auftrag deswegen von Dir hätte, und ich will sie auch noch diesen Abend an Tiek schicken, und ihm schreiben. ‒ Mein lieber Freund, kein Manifest in dieser Sache; ich kann weder zugeben, daß Friedrich auf ein Manifest sich zu mir wendet, noch daß er sich darauf hin etwa soll berechtigt halten zu sagen: ich trente euch. Deine Ankunft wird hierin das Nöthige thun. ‒ Was die Veit betrift, so ist es mir eben in dieser Rücksicht lieb, daß Du nicht geschrieben hast. Sie wird nun nach eignem Entschluß handeln, und der wird genugsame Aufklärung geben um mich auch in Deinen Augen vollständig zu berechtigen sie nicht bey mir zu sehn, was ich ohnedas niemals ohne den äußersten Wiederwillen können würde. Schieben sie alle Fremdheit, Abneigung usw. auf Schellings Gegenwart um mich her, so glaube nur, daß dieß ein Vorgeben ist, um Dich zu gewinnen. Ihr Bewustseyn gegen mich ist das Wahre. Sie haben Schelling sehr viel mehr geschont wie mich, er beklagt sich über nichts, was ihn anginge. Übrigens, schreckte er sie ab sich mir zu nähern, wie ich freylich auch einigermaßen glaube, so kann ich dazu nichts thun. Wenn ich ihn nach solchen gemeinschaftlichen Leiden als Freund verleugnen könnte, so müste ich durch und durch nichts werth seyn, ich habe auch darin Deine Beystimmung und dürfte auf niemandes mehr rechnen als auf Friedrich seine, sobald er das Wahre und Heilige vor Augen hat, woran ich bey aller bittern Beschwerde nicht zweifle.
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[Nachschriften.]
Ich bin recht wohl, aber Schelling ist krank, obwohl er ausgeht. Er fängt erst übermorgen an zu lesen.
Hufeland hat so wenig Zuhörer, daß ihn die Mühe des Lesens reut. Schelling hat, was bey der Leere möglich ist.
[Rückseite.]
Auf diese leere Stelle will ich gleich noch etwas amüsantes setzen, das uns Schelling diesen Mittag zum besten gab, wie ihm Goethe einmal beschrieben, daß er mit Jean Paul einen ganzen Abend Schach gespielt, figürlich. Der hat nehmlich ein Urtheil über ihn und seine Gattung herauslocken wollen, und ihn nach G. Ausdruck auf den Sch‒dr‒ führen, hat einen Zug um den andern gethan von Yorik, von Hippel, von dem ganzen humoristischen Affengeschlecht ‒ G. immer neben aus! Nun, Du mußt Dir das selbst mit den gehörigen Fratzen ausführen, wie Jean Paul zuletzt in die höchste Pein gerathen ist und sich schachmatt hat nach Hause begeben. Einen durchtriebnern Schalk giebt es auf Erden nicht wie den G. und dabey das frömmste Herz mit seinen Freunden.
[Am Rand auf dem ersten Blatt.]
Mad. Kalathiskos ist im Scheidungsakt mit ihrem Eheherrn begriffen, wies scheint ist der Haß als Klage eingegeben, nicht die Liebe.
Wiedemann hat aus Metz und Paris geschrieben, noch nichts frappantes.
[Neues Blatt.]
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Wir sind höchst ärgerlich darüber, daß die Sachen in Egypten so schlecht gehn, und Buonaparte überhaupt so schläfrig ist, und alles sich so albern macht und auch die Preußen Hannover nächstens wieder räumen. Du nicht?
Ich habe Dir noch nicht gesagt, wie sehr ich mich über Charlottens Besserung freue, aber Du weißt es doch. Adieu nochmals, mein lieber bester Wilhelm.
–––––
Hast Du die Sonnette in der LZ. gelesen? Vermuthlich vom jungen Schütz gefertigt, der angefangen hat zu lesen: Geschichte der französischen Revolution, wie es heißt, mit guten freyem Mundwerk, und hat gleich in der ersten Stunde Fichte und Schelling als Axiome der Lobenswürdigkeit festgesetzt. Eben käuet der Pater Brey Universalgeschichte vor.