• Friederike Helene Unger to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Coppet · Date: 06.07.1805
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friederike Helene Unger
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 06.07.1805
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,4
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,5 x 12,1 cm
  • Incipit: „[1] Mein immer gleich theurer Freund!
    Ihr werther Brief hat mir wohl und wehe gethan. Meinen immer regen, sich immer gleich [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Funk, Gerald · Varwig, Olivia
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[1] Mein immer gleich theurer Freund!
Ihr werther Brief hat mir wohl und wehe gethan. Meinen immer regen, sich immer gleich bleibenden Schmerz zu reitzen, bedarf es nur der leisesten Anspielung. Wo muß der Brief, den Sie in Bologna erhielten, so ewig lange umhergeschwärmt haben! ach, als der Theure ihn schrieb, ahnte er nicht – er war in der vollsten Frische des Lebens. Wir waren noch so glücklich! ach Gott, und schon stand der Todes Engel zwischen uns!
Er hatte Sie sehr sehr lieb, schäzte Sie dem Geiste und Herzen nach, vollkommen und ganz wie sein schönes Herz das vermochte. Selten that ein Mißverstand ihn so wehe, als jenes unseelige zwischen Sie und ihn. –
Auf Neckers Leben thue ich Verzicht. Schon hat es die Schreier gegen sich. Und überdem fürchte ich Uebersetzer Collision dergleichen wir sonst schon hatten: da noch der kräftigere Nachdruk, meiner Handlung beiwohnte. Ich bin nur ein Weib, und kann nur das Piano ausführen. Indes würde mir ein [2] Roman der geistreichsten Frau unsrer Zeit von Schlegel übersezt allerdings sehr willkommen sein, wenn Schakespear nicht darunter litte. Ich darf sagen, das sonst so indolente Publikum erwartet ihn mit Ungeduld: und ich wünschte sein erscheinen, durch nichts Fremdes verzögert zu sehen. Gehen Sie mein werther Freund, wenn ich bitten darf, hierüber mit sich selber zu rathe: ich unterwerfe mich dann Ihrer Entscheidung.
Mit Ihrem Hhn: Bruder, stehe ich, seit seiner Rückkehr in Köln, im freundlichstem Vernehmen, und wir stehen im Begrif auf die beste u ehrenvollste Weise, unsre Angelegenheiten abzuthun: er gibt mir nemlich ein poetischen Taschenbuch in Verlag: und noch sonst was dessen Titel ich nicht gleich weiß. und somit ist es gut: und wird zu unsrer beiderseitigen Zufrieden[3]heit, aus einander gehen.
Der König hat die Bibliothek nicht gekauft. Jezt biete ich Alexandern an; wohin mir Johannes von Müller gar stattliche Empfehlung gibt. Ich strebe einen etwas engren Kreiß um mich zu ziehen, diesen aber mehr und mehr zu consolidiren. So begebe ich mich mit folgendem Jahre der Kalender Pacht: deren 31000, Thaler jährliche Ausgabe, zu schwer auf mich drücken, die Vorschüsse die an 40000. sind, ungerechnet.
Ich freue mich, daß Sie sich wieder dem Deutschen Vaterlande nähern. es ist mir eine unangenehme Vorstellung wenn dessen edlere Söhne, so alle ins südlichere emigriren.
Mad: Bethmann erwiedert herzlich Ihren Gruß. Sie ist wo möglich, jezt liebenswürdiger als je. Ihre beiden ältsten Töchter haben vor kurtzem mit Erfolg die Bühne betreten. und sind sehr liebenswürdig. –
Mit herzlicher achtungsvoller Freundschaft für immer
Ihre aufrichtigste
Freundin Unger
d. 6. Julius 1805.
[4] [leer]
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[1] Mein immer gleich theurer Freund!
Ihr werther Brief hat mir wohl und wehe gethan. Meinen immer regen, sich immer gleich bleibenden Schmerz zu reitzen, bedarf es nur der leisesten Anspielung. Wo muß der Brief, den Sie in Bologna erhielten, so ewig lange umhergeschwärmt haben! ach, als der Theure ihn schrieb, ahnte er nicht – er war in der vollsten Frische des Lebens. Wir waren noch so glücklich! ach Gott, und schon stand der Todes Engel zwischen uns!
Er hatte Sie sehr sehr lieb, schäzte Sie dem Geiste und Herzen nach, vollkommen und ganz wie sein schönes Herz das vermochte. Selten that ein Mißverstand ihn so wehe, als jenes unseelige zwischen Sie und ihn. –
Auf Neckers Leben thue ich Verzicht. Schon hat es die Schreier gegen sich. Und überdem fürchte ich Uebersetzer Collision dergleichen wir sonst schon hatten: da noch der kräftigere Nachdruk, meiner Handlung beiwohnte. Ich bin nur ein Weib, und kann nur das Piano ausführen. Indes würde mir ein [2] Roman der geistreichsten Frau unsrer Zeit von Schlegel übersezt allerdings sehr willkommen sein, wenn Schakespear nicht darunter litte. Ich darf sagen, das sonst so indolente Publikum erwartet ihn mit Ungeduld: und ich wünschte sein erscheinen, durch nichts Fremdes verzögert zu sehen. Gehen Sie mein werther Freund, wenn ich bitten darf, hierüber mit sich selber zu rathe: ich unterwerfe mich dann Ihrer Entscheidung.
Mit Ihrem Hhn: Bruder, stehe ich, seit seiner Rückkehr in Köln, im freundlichstem Vernehmen, und wir stehen im Begrif auf die beste u ehrenvollste Weise, unsre Angelegenheiten abzuthun: er gibt mir nemlich ein poetischen Taschenbuch in Verlag: und noch sonst was dessen Titel ich nicht gleich weiß. und somit ist es gut: und wird zu unsrer beiderseitigen Zufrieden[3]heit, aus einander gehen.
Der König hat die Bibliothek nicht gekauft. Jezt biete ich Alexandern an; wohin mir Johannes von Müller gar stattliche Empfehlung gibt. Ich strebe einen etwas engren Kreiß um mich zu ziehen, diesen aber mehr und mehr zu consolidiren. So begebe ich mich mit folgendem Jahre der Kalender Pacht: deren 31000, Thaler jährliche Ausgabe, zu schwer auf mich drücken, die Vorschüsse die an 40000. sind, ungerechnet.
Ich freue mich, daß Sie sich wieder dem Deutschen Vaterlande nähern. es ist mir eine unangenehme Vorstellung wenn dessen edlere Söhne, so alle ins südlichere emigriren.
Mad: Bethmann erwiedert herzlich Ihren Gruß. Sie ist wo möglich, jezt liebenswürdiger als je. Ihre beiden ältsten Töchter haben vor kurtzem mit Erfolg die Bühne betreten. und sind sehr liebenswürdig. –
Mit herzlicher achtungsvoller Freundschaft für immer
Ihre aufrichtigste
Freundin Unger
d. 6. Julius 1805.
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