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Die Bücher bin ich bereit so lange bei mir aufzu<milestone unit="start" n="22824"/>wahren<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="22824"/> bis sie abgeschikt werden. Ich habe <persName key="1733">dem <hi rend="family:Courier">D: Neubert</hi></persName> deshalb Aufträge gegeben: wenn sie abgehen, sende ich Ihnen <name key="1491" type="work">meine <hi rend="family:Courier">Pauline</hi></name> & <name key="5959" type="work">mehrere meiner Arbeiten</name> zu: auch ein Päckchen für <persName key="5979">eine <hi rend="family:Courier">Mad: Clementine de Morand née de Casto</hi></persName> mit der ich in freundschaftlichem Verhältniß stehe.<lb/>Der Brief ist sehr lang und viel zu lang, für eine Freundin, die Ihnen so ganz entfremdet zu sein scheint. 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Nun, ich bitte Sie, stellen Sie Ihren Shakespear, den festen Gegenhalter, als Sturmwand an; <milestone unit="start" n="17335"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="17335"/> und wenn es leider wahr ist, daß izt die Kunst nach Brodt gehen muß, so ist sie doch keine gemeine Bettlerin, der die Ehre gleichgültig geworden wäre: lassen Sie es mich ja noch erleben, dies schöne Werk Ihres unerreichten Genies, ganz in meinem Verlage, aufgestellt zu haben. 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Doch eine Reise dahin, ehe ich zu meinen Vätern gesammelt werde, könnten bessere Zeiten möglich werden lassen.<lb/>Ich höre weder von Ihrem Rechtsstreit noch Ihren Büchern, doch erhielt ich dieser Tage einen Brief von <anchor type="b" n="179" ana="11" xml:id="NidB39047"/>Hhn: <hi rend="family:Courier">v: Hardenberg</hi><anchor type="e" n="179" ana="11" xml:id="NidE39047"/> nebst Einlage an <anchor type="b" n="663" ana="11" xml:id="NidB39048"/>einen Justizmann<anchor type="e" n="663" ana="11" xml:id="NidE39048"/>, die ich denke Ihre Sache betrift. Die Bücher bin ich bereit so lange bei mir aufzu<milestone unit="start" n="22824"/>wahren<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="22824"/> bis sie abgeschikt werden. 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Nov. 1808.<br>Mein sehr verehrter Freund!<br>Ihr langes ununterbrochnes Stillschweigen setzt mich um so mehr in Verlegenheit, da Sie so dringend <span class="doc-231 ">meine Antwort</span> zu haben wünschten, die ich Ihnen dann auch so gleich mit umgehender Post in noch großer KrankheitsSchwäche gab. und sie, Ihrer Anweisung zu folge, nach <span class="index-173 tp-39031 ">Hannover</span>, an <span class="index-1393 tp-39032 ">Ihren Hhn: Bruder</span> addressirt<span class="notice-22778 ">[e]</span> jezt sind nicht Wochen, – Monate – Quartale verstrichen ohne daß ich etwas andr<span class="notice-22779 ">[es]</span> von Sie hörte, als was die öffentlichen Blätter sagen. die enthalten aber nichts was mir irgend eine Auskunft über unser litterair Verhältniß gäbe; und ob ich mir Hofnung machen darf, in diesem Winter noch, einen Theil von <span class="index-4 tp-39033 index-344 tp-39034 ">Shakespear</span> zu drucken? gewiß mein werther Freund, ich dränge, ich drücke, ich plage Sie nicht; so werden Sie mir den eine leise Anfrage nicht übel nehmen. Ich habe das Unglük, daß fast alle meine beste Sachen unvollendet da liegen. Shakespear; <span class="index-8 tp-39035 ">Fr: Schlegel</span>, <span class="index-21 tp-47812 index-1466 tp-47811 ">über Griechen & Röm:</span><span class="index-1466 tp-47811 "> Poesie</span>; <span class="index-48 tp-39037 ">Tiek</span> <span class="index-9 tp-39050 ">Humbold</span> – <span class="index-198 tp-39038 index-5978 tp-39058 ">Woltmanns</span><span class="index-5978 tp-39058 "> Staatengeschichte</span>. Nur die Plerrer und Schmadderer sind zu meinem Greuel unerschöpflich, und rastloß fleißig; und ich kann nicht genug wieder fortschaffen, was sie mir ins Hauß spediren. Freilich; die Nachtigal singt nur kurze Zeit und wenig: und der Sperlings Pöbel schreit immerdar. Ich rechne <span class="family-courier ">Woltmann</span> allerdings nicht unter die ersteren: allein sein Werk hat ein Publikum gefunden und würde nicht liegen, wäre es vollendet; indeß wird seine Schriftstelley nicht als Kunst, sondern <span class="underline-1 ">Künstelei</span> aufgenommen. Aber die Nachtigallen die Nachtigallen! – ich denke, sie sind zu fett, und nicht frei genug um uns durch ihre Töne zu ergötzen.<br>Gewiß mein Theurer Freund, Sie sind es sich und dem Deutschen Namen schuldig, <span class="index-344 tp-47813 ">den Shakespear</span> nicht so lange rufen zu lassen, bis andre sich dran machen; ich wehre mit beiden Händen, aber die Kerls stehen schon immer sprungfertig, und wollen zufahren: Troz Ihrer Erklärung, welche Sie, es sind nun bald vier Jahr gaben; großer Gott! schon vier Jahre, stehe ich auf dem Kampfplaz, und ringe, und stemme mich gegen Stürme die mich arme einsame Pflanze, zu zerreissen drohen! Nun, ich bitte Sie, stellen Sie Ihren Shakespear, den festen Gegenhalter, als Sturmwand an; <span class="notice-17335 ">[2]</span> und wenn es leider wahr ist, daß izt die Kunst nach Brodt gehen muß, so ist sie doch keine gemeine Bettlerin, der die Ehre gleichgültig geworden wäre: lassen Sie es mich ja noch erleben, dies schöne Werk Ihres unerreichten Genies, ganz in meinem Verlage, aufgestellt zu haben. Ich erwarte recht bald Ihre Antwort, und – Maspt: – <br>Ich begreife daß Sie <span class="index-946 tp-39040 ">Ihre Vorlesungen</span> einer <span class="index-1434 tp-39041 ">andern Handlung</span> werden zugewendet haben; die alte Freundschaft war nicht mehr kräftig genug, die Hindernisse die meiner Seits entstanden, zu überwinden wenn anders dies was Erfolg einer eisernen Zeit im ausgesogenen Lande ist, so genannt zu werden verdienen. Aber – ich gestehe, es hat mir sehr wehe getan, meine Hand zurük ziehen zu müssen, und ängstlich spähe ich jede Buchhändler Anzeige durch, aus Furcht Sie darin aufgeführt zu finden; den – ich gestehe, daß ich nicht ganz sicher für Neid bin, der sich in mir regen könnte. –<br><span class="index-1414 tp-39043 ">Mein Vetter </span><span class="index-1414 tp-39043 family-courier ">Werner</span> ist in Ihrer Nähe? ich verarge es dem liebenswürdigen Schwärmer nicht, daß er sich der Sonne nähert; wie gern, wie gern entwurzelte ich mich aus dem Rübenlande, worin ich welken muß, um mich der schönern Sonne zu nähern. Doch eine Reise dahin, ehe ich zu meinen Vätern gesammelt werde, könnten bessere Zeiten möglich werden lassen.<br>Ich höre weder von Ihrem Rechtsstreit noch Ihren Büchern, doch erhielt ich dieser Tage einen Brief von <span class="index-179 tp-39047 ">Hhn: </span><span class="index-179 tp-39047 family-courier ">v: Hardenberg</span> nebst Einlage an <span class="index-663 tp-39048 ">einen Justizmann</span>, die ich denke Ihre Sache betrift. Die Bücher bin ich bereit so lange bei mir aufzu<span class="notice-22824 ">wahren</span> bis sie abgeschikt werden. Ich habe <span class="index-1733 tp-39046 ">dem </span><span class="index-1733 tp-39046 family-courier ">D: Neubert</span> deshalb Aufträge gegeben: wenn sie abgehen, sende ich Ihnen <span class="index-1491 tp-39044 ">meine </span><span class="index-1491 tp-39044 family-courier ">Pauline</span> & <span class="index-5959 tp-47814 ">mehrere meiner Arbeiten</span> zu: auch ein Päckchen für <span class="index-5979 tp-39055 ">eine </span><span class="index-5979 tp-39055 family-courier ">Mad: Clementine de Morand née de Casto</span> mit der ich in freundschaftlichem Verhältniß stehe.<br>Der Brief ist sehr lang und viel zu lang, für eine Freundin, die Ihnen so ganz entfremdet zu sein scheint. Ich meiner Seits, bin immer noch eingedenk der schönen Tage die Sie uns schenkten des vielen Schönen und Guten was ich genoß: als Sie in der Rosen Zeit bei uns lebten; ja wohl in der Rosenzeit! jezt weth der Sturm in Thränen wieder! Leben Sie wohl; mein Herz wird beklemmt; die Wehmuth nimmt überhand. Leben Sie wohl. Nun und immer Ihre<br>treu ergebne <span class="family-courier ">Unger</span>. <br><span class="notice-17338 ">Würden Sie </span><span class="notice-17338 index-222 tp-39045 ">Ihrer Freundin</span><span class="notice-17338 "> sagen, wie hoch & inig ich sie verehre?</span><br><span class="notice-17336 ">[1]</span> <span class="notice-17337 ">beantw. d. 28. 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Sie wuchs in Potsdam auf und erhielt eine für Frauen ungewöhnlich gute Erziehung. Später begann sie als Erzieherin im Hause des Buchdruckers Johann Georg Unger zu arbeiten. Mit Johann Friedrich Unger, dem Sohn des Buchdruckers, ging sie eine Ehe ein. Die Beziehung zum aufstrebenden Verleger war durch eine enge berufliche Zusammenarbeit gekennzeichnet. Sie unterstützte ihren Ehemann durch ihre Beziehungen zum preußischen Hof und veröffentlichte ihre Werke in seinem Verlag. Nach dem Tod Ungers 1804 übernahm sie die Leitung des Verlags, bis er 1809 in Konkurs ging. Friederike Helene Unger war in vielfältiger Weise literarisch tätig; sie verfasste Unterhaltungsromane, Erzählungen und Übersetzungsarbeiten. 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Den ersten Roman Ungers, „Julchen Grünthal“ (1797), besprach er in einer Rezension für die Jenaer Allgemeine Literaturzeitung wohlwollend. Zur Entzweiung mit Unger kam es 1800/1801, als August Wilhelm Schlegel feststellte, dass Unger einen Nachdruck des ersten Bandes der Shakespeare-Übersetzungen angefertigt hatte, ohne den Autor in Kenntnis darüber zu setzen. Über seinen Anwalt Grattenauer prozessierte August Wilhelm Schlegel, doch seiner Forderung nach Entschädigung entsprach das Gerichtsurteil nicht. Das Verhältnis blieb infolge dessen angespannt. 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Nun, ich bitte Sie, stellen Sie Ihren Shakespear, den festen Gegenhalter, als Sturmwand an; <span class="notice-17335 ">[2]</span> und wenn es leider wahr ist, daß izt die Kunst nach Brodt gehen muß, so ist sie doch keine gemeine Bettlerin, der die Ehre gleichgültig geworden wäre: lassen Sie es mich ja noch erleben, dies schöne Werk Ihres unerreichten Genies, ganz in meinem Verlage, aufgestellt zu haben. Ich erwarte recht bald Ihre Antwort, und – Maspt: – <br>Ich begreife daß Sie <span class="index-946 tp-39040 ">Ihre Vorlesungen</span> einer <span class="index-1434 tp-39041 ">andern Handlung</span> werden zugewendet haben; die alte Freundschaft war nicht mehr kräftig genug, die Hindernisse die meiner Seits entstanden, zu überwinden wenn anders dies was Erfolg einer eisernen Zeit im ausgesogenen Lande ist, so genannt zu werden verdienen. Aber – ich gestehe, es hat mir sehr wehe getan, meine Hand zurük ziehen zu müssen, und ängstlich spähe ich jede Buchhändler Anzeige durch, aus Furcht Sie darin aufgeführt zu finden; den – ich gestehe, daß ich nicht ganz sicher für Neid bin, der sich in mir regen könnte. –<br><span class="index-1414 tp-39043 ">Mein Vetter </span><span class="index-1414 tp-39043 family-courier ">Werner</span> ist in Ihrer Nähe? ich verarge es dem liebenswürdigen Schwärmer nicht, daß er sich der Sonne nähert; wie gern, wie gern entwurzelte ich mich aus dem Rübenlande, worin ich welken muß, um mich der schönern Sonne zu nähern. 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Aber – ich gestehe, es hat mir sehr wehe getan, meine Hand zurük ziehen zu müssen, und ängstlich spähe ich jede Buchhändler Anzeige durch, aus Furcht Sie darin aufgeführt zu finden; den – ich gestehe, daß ich nicht ganz sicher für Neid bin, der sich in mir regen könnte. –<lb/><persName key="1414">Mein Vetter <hi rend="family:Courier">Werner</hi></persName> ist in Ihrer Nähe? ich verarge es dem liebenswürdigen Schwärmer nicht, daß er sich der Sonne nähert; wie gern, wie gern entwurzelte ich mich aus dem Rübenlande, worin ich welken muß, um mich der schönern Sonne zu nähern. Doch eine Reise dahin, ehe ich zu meinen Vätern gesammelt werde, könnten bessere Zeiten möglich werden lassen.<lb/>Ich höre weder von Ihrem Rechtsstreit noch Ihren Büchern, doch erhielt ich dieser Tage einen Brief von <persName key="179">Hhn: <hi rend="family:Courier">v: Hardenberg</hi></persName> nebst Einlage an <persName key="663">einen Justizmann</persName>, die ich denke Ihre Sache betrift. Die Bücher bin ich bereit so lange bei mir aufzu<milestone unit="start" n="22824"/>wahren<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Unsichere Lesung</title></note><milestone unit="end" n="22824"/> bis sie abgeschikt werden. Ich habe <persName key="1733">dem <hi rend="family:Courier">D: Neubert</hi></persName> deshalb Aufträge gegeben: wenn sie abgehen, sende ich Ihnen <name key="1491" type="work">meine <hi rend="family:Courier">Pauline</hi></name> & <name key="5959" type="work">mehrere meiner Arbeiten</name> zu: auch ein Päckchen für <persName key="5979">eine <hi rend="family:Courier">Mad: Clementine de Morand née de Casto</hi></persName> mit der ich in freundschaftlichem Verhältniß stehe.<lb/>Der Brief ist sehr lang und viel zu lang, für eine Freundin, die Ihnen so ganz entfremdet zu sein scheint. 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Aber die Nachtigallen die Nachtigallen! – ich denke, sie sind zu fett, und nicht frei genug um uns durch ihre Töne zu ergötzen.<lb/>Gewiß mein Theurer Freund, Sie sind es sich und dem Deutschen Namen schuldig, <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB47813"/>den Shakespear<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE47813"/> nicht so lange rufen zu lassen, bis andre sich dran machen; ich wehre mit beiden Händen, aber die Kerls stehen schon immer sprungfertig, und wollen zufahren: Troz Ihrer Erklärung, welche Sie, es sind nun bald vier Jahr gaben; großer Gott! schon vier Jahre, stehe ich auf dem Kampfplaz, und ringe, und stemme mich gegen Stürme die mich arme einsame Pflanze, zu zerreissen drohen! Nun, ich bitte Sie, stellen Sie Ihren Shakespear, den festen Gegenhalter, als Sturmwand an; <milestone unit="start" n="17335"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="17335"/> und wenn es leider wahr ist, daß izt die Kunst nach Brodt gehen muß, so ist sie doch keine gemeine Bettlerin, der die Ehre gleichgültig geworden wäre: lassen Sie es mich ja noch erleben, dies schöne Werk Ihres unerreichten Genies, ganz in meinem Verlage, aufgestellt zu haben. Ich erwarte recht bald Ihre Antwort, und – Maspt: – <lb/>Ich begreife daß Sie <anchor type="b" n="946" ana="12" xml:id="NidB39040"/>Ihre Vorlesungen<anchor type="e" n="946" ana="12" xml:id="NidE39040"/> einer <anchor type="b" n="1434" ana="15" xml:id="NidB39041"/>andern Handlung<anchor type="e" n="1434" ana="15" xml:id="NidE39041"/> werden zugewendet haben; die alte Freundschaft war nicht mehr kräftig genug, die Hindernisse die meiner Seits entstanden, zu überwinden wenn anders dies was Erfolg einer eisernen Zeit im ausgesogenen Lande ist, so genannt zu werden verdienen. 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[1] Berlin d. 12. Nov. 1808.
Mein sehr verehrter Freund!
Ihr langes ununterbrochnes Stillschweigen setzt mich um so mehr in Verlegenheit, da Sie so dringend meine Antwort zu haben wünschten, die ich Ihnen dann auch so gleich mit umgehender Post in noch großer KrankheitsSchwäche gab. und sie, Ihrer Anweisung zu folge, nach Hannover, an Ihren Hhn: Bruder addressirt[e] jezt sind nicht Wochen, – Monate – Quartale verstrichen ohne daß ich etwas andr[es] von Sie hörte, als was die öffentlichen Blätter sagen. die enthalten aber nichts was mir irgend eine Auskunft über unser litterair Verhältniß gäbe; und ob ich mir Hofnung machen darf, in diesem Winter noch, einen Theil von Shakespear zu drucken? gewiß mein werther Freund, ich dränge, ich drücke, ich plage Sie nicht; so werden Sie mir den eine leise Anfrage nicht übel nehmen. Ich habe das Unglük, daß fast alle meine beste Sachen unvollendet da liegen. Shakespear; Fr: Schlegel, über Griechen & Röm: Poesie; Tiek Humbold – Woltmanns Staatengeschichte. Nur die Plerrer und Schmadderer sind zu meinem Greuel unerschöpflich, und rastloß fleißig; und ich kann nicht genug wieder fortschaffen, was sie mir ins Hauß spediren. Freilich; die Nachtigal singt nur kurze Zeit und wenig: und der Sperlings Pöbel schreit immerdar. Ich rechne Woltmann allerdings nicht unter die ersteren: allein sein Werk hat ein Publikum gefunden und würde nicht liegen, wäre es vollendet; indeß wird seine Schriftstelley nicht als Kunst, sondern Künstelei aufgenommen. Aber die Nachtigallen die Nachtigallen! – ich denke, sie sind zu fett, und nicht frei genug um uns durch ihre Töne zu ergötzen.
Gewiß mein Theurer Freund, Sie sind es sich und dem Deutschen Namen schuldig, den Shakespear nicht so lange rufen zu lassen, bis andre sich dran machen; ich wehre mit beiden Händen, aber die Kerls stehen schon immer sprungfertig, und wollen zufahren: Troz Ihrer Erklärung, welche Sie, es sind nun bald vier Jahr gaben; großer Gott! schon vier Jahre, stehe ich auf dem Kampfplaz, und ringe, und stemme mich gegen Stürme die mich arme einsame Pflanze, zu zerreissen drohen! Nun, ich bitte Sie, stellen Sie Ihren Shakespear, den festen Gegenhalter, als Sturmwand an; [2] und wenn es leider wahr ist, daß izt die Kunst nach Brodt gehen muß, so ist sie doch keine gemeine Bettlerin, der die Ehre gleichgültig geworden wäre: lassen Sie es mich ja noch erleben, dies schöne Werk Ihres unerreichten Genies, ganz in meinem Verlage, aufgestellt zu haben. Ich erwarte recht bald Ihre Antwort, und – Maspt: –
Ich begreife daß Sie Ihre Vorlesungen einer andern Handlung werden zugewendet haben; die alte Freundschaft war nicht mehr kräftig genug, die Hindernisse die meiner Seits entstanden, zu überwinden wenn anders dies was Erfolg einer eisernen Zeit im ausgesogenen Lande ist, so genannt zu werden verdienen. Aber – ich gestehe, es hat mir sehr wehe getan, meine Hand zurük ziehen zu müssen, und ängstlich spähe ich jede Buchhändler Anzeige durch, aus Furcht Sie darin aufgeführt zu finden; den – ich gestehe, daß ich nicht ganz sicher für Neid bin, der sich in mir regen könnte. –
Mein Vetter Werner ist in Ihrer Nähe? ich verarge es dem liebenswürdigen Schwärmer nicht, daß er sich der Sonne nähert; wie gern, wie gern entwurzelte ich mich aus dem Rübenlande, worin ich welken muß, um mich der schönern Sonne zu nähern. Doch eine Reise dahin, ehe ich zu meinen Vätern gesammelt werde, könnten bessere Zeiten möglich werden lassen.
Ich höre weder von Ihrem Rechtsstreit noch Ihren Büchern, doch erhielt ich dieser Tage einen Brief von Hhn: v: Hardenberg nebst Einlage an einen Justizmann, die ich denke Ihre Sache betrift. Die Bücher bin ich bereit so lange bei mir aufzuwahren bis sie abgeschikt werden. Ich habe dem D: Neubert deshalb Aufträge gegeben: wenn sie abgehen, sende ich Ihnen meine Pauline & mehrere meiner Arbeiten zu: auch ein Päckchen für eine Mad: Clementine de Morand née de Casto mit der ich in freundschaftlichem Verhältniß stehe.
Der Brief ist sehr lang und viel zu lang, für eine Freundin, die Ihnen so ganz entfremdet zu sein scheint. Ich meiner Seits, bin immer noch eingedenk der schönen Tage die Sie uns schenkten des vielen Schönen und Guten was ich genoß: als Sie in der Rosen Zeit bei uns lebten; ja wohl in der Rosenzeit! jezt weth der Sturm in Thränen wieder! Leben Sie wohl; mein Herz wird beklemmt; die Wehmuth nimmt überhand. Leben Sie wohl. Nun und immer Ihre
treu ergebne Unger.
Würden Sie Ihrer Freundin sagen, wie hoch & inig ich sie verehre?
[1] beantw. d. 28. Nov.
Mein sehr verehrter Freund!
Ihr langes ununterbrochnes Stillschweigen setzt mich um so mehr in Verlegenheit, da Sie so dringend meine Antwort zu haben wünschten, die ich Ihnen dann auch so gleich mit umgehender Post in noch großer KrankheitsSchwäche gab. und sie, Ihrer Anweisung zu folge, nach Hannover, an Ihren Hhn: Bruder addressirt[e] jezt sind nicht Wochen, – Monate – Quartale verstrichen ohne daß ich etwas andr[es] von Sie hörte, als was die öffentlichen Blätter sagen. die enthalten aber nichts was mir irgend eine Auskunft über unser litterair Verhältniß gäbe; und ob ich mir Hofnung machen darf, in diesem Winter noch, einen Theil von Shakespear zu drucken? gewiß mein werther Freund, ich dränge, ich drücke, ich plage Sie nicht; so werden Sie mir den eine leise Anfrage nicht übel nehmen. Ich habe das Unglük, daß fast alle meine beste Sachen unvollendet da liegen. Shakespear; Fr: Schlegel, über Griechen & Röm: Poesie; Tiek Humbold – Woltmanns Staatengeschichte. Nur die Plerrer und Schmadderer sind zu meinem Greuel unerschöpflich, und rastloß fleißig; und ich kann nicht genug wieder fortschaffen, was sie mir ins Hauß spediren. Freilich; die Nachtigal singt nur kurze Zeit und wenig: und der Sperlings Pöbel schreit immerdar. Ich rechne Woltmann allerdings nicht unter die ersteren: allein sein Werk hat ein Publikum gefunden und würde nicht liegen, wäre es vollendet; indeß wird seine Schriftstelley nicht als Kunst, sondern Künstelei aufgenommen. Aber die Nachtigallen die Nachtigallen! – ich denke, sie sind zu fett, und nicht frei genug um uns durch ihre Töne zu ergötzen.
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[1] beantw. d. 28. Nov.