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Der Krieg und dessen Folgen haben bei meinen Lands Leuten alle Lustigkeit verbannt, und mann kann sagen, das Lachen sei Theuer geworden. <persName key="50">Kotzebue</persName> bekozt die Bühne mit elenden Possen. <name key="6159" type="work">Einen Rochus Pumpernickel</name>, eine gemeine Nachbildung <name key="6158" type="work">des <persName key="923">Molierischen</persName> <hi rend="family:Courier">Pourceaugnac</hi></name>. <name key="6160" type="work">Einen Pachter Feldkümmel</name>, dem auch eine Fortsezzung angehängt ist, unter der Kritik. <lb/><persName key="74">Die <hi rend="family:Courier">Bethmann</hi></persName> ist eine Landfrau worden & spielt selten; <persName key="543">ihr Mann</persName> der an der Gicht elend ist, gar nicht. <persName key="25">Ifflandt</persName> ist viel auf Reisen, und <placeName key="15">die große Königsstadt</placeName>, muß sich meist mit Anfänger in der Kunst begnügen. – In diesem Augenblik vernehme ich, daß <persName key="867"><hi rend="family:Courier">Hitzig</hi></persName> <name key="339" type="work">das Werk der <persName key="222">Fr <hi rend="family:Courier">v Stael</hi></persName></name> durch Sie zu erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen ganz fremden Mann, der alten Verbindung vorziehen werden, die so langmüthig alle böse Tage, und so viel Verlust mit übertrug. Thun Sie das nicht, ich weiß sonst was ich denken, sagen, und thun werde. 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Die öffentlichen Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: <hi rend="family:Courier">von Stael</hi> gesagt, so wie über ihrem merkwürdigen Buche: welches leztere ich eigentlich, für <anchor type="b" n="766" ana="11" xml:id="NidB40946"/>Schlegels<anchor type="e" n="766" ana="11" xml:id="NidE40946"/> Geist, der die Gestalt, <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB40944"/>dieser merkwürdigen Frau<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE40944"/> anzunehmen würdigt halte. An dieser Gewährung oder Nichtgewährung meiner Bitte, werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Theil der für <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB40948"/><hi rend="family:Courier">Unger</hi><anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE40948"/> gehegten Freundschaft, auf <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB51626"/>dessen Wittwe<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE51626"/> übertragen haben? 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Deutschland ist gegenwärtig sehr arm, an edler Geistesfrucht; wir werden ja nun sehen, ob <anchor type="b" n="6004" ana="15" xml:id="NidB51639"/>die neue in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB51627"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE51627"/> gestiftete <anchor type="b" n="6161" ana="15" xml:id="NidB51640"/><hi rend="family:Courier">pepiniere</hi><anchor type="e" n="6161" ana="15" xml:id="NidE51640"/><anchor type="e" n="6004" ana="15" xml:id="NidE51639"/> etwas Großes wird gedeyen machen. <lb/>Ihre Schriften und Briefe, so viel mir deren abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB40949"/>Ihren Herren Bruder<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE40949"/> nach <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB40950"/><hi rend="family:Courier">Hannover</hi><anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE40950"/> geschikt. <anchor type="b" n="272" ana="12" xml:id="NidB40951"/>Die erste Abtheilung des 9. 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Nov: 1810.<br>Ob dieser Brief Sie meinen geehrten Freund in <span class="index-228 tp-40942 family-courier ">Copet</span>, oder gar noch in <span class="family-courier ">Europa</span> antreffen wird, steth dahin! ich riskire ihn, mit der Bitte, mir wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, <span class="index-339 tp-40945 ">das neueste Werk </span><span class="index-339 tp-40945 index-222 tp-40943 ">der Frau </span><span class="index-339 tp-40945 index-222 tp-40943 family-courier ">v Stael</span>, zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe dieser Vergünstigung nicht unwerth zu sein auch in Hinsicht, daß es mir für <span class="index-344 tp-51625 ">so </span><span class="index-344 tp-51625 underline-1 ">manche</span><span class="index-344 tp-51625 "> </span><span class="index-344 tp-51625 underline-1 ">andre</span><span class="index-344 tp-51625 "> </span><span class="index-344 tp-51625 underline-1 ">Verzögrung</span> einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit werden und mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitrag eines reichen viel vermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu kommen. Die öffentlichen Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: <span class="family-courier ">von Stael</span> gesagt, so wie über ihrem merkwürdigen Buche: welches leztere ich eigentlich, für <span class="index-766 tp-40946 ">Schlegels</span> Geist, der die Gestalt, <span class="index-222 tp-40944 ">dieser merkwürdigen Frau</span> anzunehmen würdigt halte. An dieser Gewährung oder Nichtgewährung meiner Bitte, werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Theil der für <span class="index-67 tp-40948 family-courier ">Unger</span> gehegten Freundschaft, auf <span class="index-380 tp-51626 ">dessen Wittwe</span> übertragen haben? Für eine gute Uebersetzung und Correkten Druk, würde ich möglichst sorgen, daß nichts dem hehren Geiste nicht entsprechendes einlaufe. Sie wissen, wie ich die edle Verfasserin hochhalte: und den, welchen Sie, (oder der Sie repräsentirt.) verehre! Deutschland ist gegenwärtig sehr arm, an edler Geistesfrucht; wir werden ja nun sehen, ob <span class="index-6004 tp-51639 ">die neue in </span><span class="index-6004 tp-51639 index-15 tp-51627 ">Berlin</span><span class="index-6004 tp-51639 "> gestiftete </span><span class="index-6004 tp-51639 index-6161 tp-51640 family-courier ">pepiniere</span> etwas Großes wird gedeyen machen. <br>Ihre Schriften und Briefe, so viel mir deren abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an <span class="index-1393 tp-40949 ">Ihren Herren Bruder</span> nach <span class="index-173 tp-40950 family-courier ">Hannover</span> geschikt. <span class="index-272 tp-40951 ">Die erste Abtheilung des 9. Bandes von </span><span class="index-272 tp-40951 index-4 tp-40952 ">Shakespear</span>, ist jezt unter der Presse, der großen Dürre des Sommers halben, <span class="notice-19623 ">[2]</span> standen fast alle Papier Mühlen still; und das veranlaßte auch Verzögrung des Erscheinens. Möchte ich nun bald recht bald die zweite Abtheilung nachsetzen lassen können! Ich besorge, daß <span class="index-1295 tp-51628 ">ein so rüstiger Uebersetzer</span>, des Schrekschusses, den Ihre Ankündigung unter sie machte, sich nicht werde abschrecken lassen; den <span class="index-867 tp-40953 family-courier ">Hitzig</span> ist rüstig drüber her. Von <span class="index-8 tp-40947 ">Fr: Schlegel</span> habe ich bis izt keine Antwort erhalten; <span class="index-48 tp-51629 ">Tiek</span> ist wieder im Lande bei seinen Frund <span class="index-117 tp-40954 family-courier ">von Burgsdorf</span>. O des ambulanten Geschlechtes!<br>Die lezte <span class="index-22 tp-40955 index-6043 tp-51630 ">Leipziger</span><span class="index-6043 tp-51630 "> Messe</span> hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg und dessen Folgen haben bei meinen Lands Leuten alle Lustigkeit verbannt, und mann kann sagen, das Lachen sei Theuer geworden. <span class="index-50 tp-40956 cite tp-44846 ">Kotzebue</span><span class="cite tp-44846 "> bekozt die Bühne mit elenden Possen.</span> <span class="index-6159 tp-40959 ">Einen Rochus Pumpernickel</span>, eine gemeine Nachbildung <span class="index-6158 tp-40958 ">des </span><span class="index-6158 tp-40958 index-923 tp-40957 ">Molierischen</span><span class="index-6158 tp-40958 "> </span><span class="index-6158 tp-40958 family-courier ">Pourceaugnac</span>. <span class="index-6160 tp-40960 ">Einen Pachter Feldkümmel</span>, dem auch eine Fortsezzung angehängt ist, unter der Kritik. <br><span class="index-74 tp-40961 ">Die </span><span class="index-74 tp-40961 family-courier ">Bethmann</span> ist eine Landfrau worden & spielt selten; <span class="index-543 tp-40962 ">ihr Mann</span> der an der Gicht elend ist, gar nicht. <span class="index-25 tp-40963 ">Ifflandt</span> ist viel auf Reisen, und <span class="index-15 tp-51631 ">die große Königsstadt</span>, muß sich meist mit Anfänger in der Kunst begnügen. – In diesem Augenblik vernehme ich, daß <span class="index-867 tp-51632 family-courier ">Hitzig</span> <span class="index-339 tp-51633 ">das Werk der </span><span class="index-339 tp-51633 index-222 tp-51635 ">Fr </span><span class="index-339 tp-51633 index-222 tp-51635 family-courier ">v Stael</span> durch Sie zu erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen ganz fremden Mann, der alten Verbindung vorziehen werden, die so langmüthig alle böse Tage, und so viel Verlust mit übertrug. Thun Sie das nicht, ich weiß sonst was ich denken, sagen, und thun werde. Leben Sie wohl & sein freundlichst eingedenk, der, die nicht aufhörte und aufhören wird zu sein Ihre treue und wahrste Freundin <br>& Verehrerin<br>Verwitt. <span class="family-courier ">Unger</span>.<br><span class="notice-19624 ">[3]</span> [leer]<br><span class="notice-19625 ">[4]</span> [leer]' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1568' $description = 'Friederike Helene Unger an August Wilhelm von Schlegel am 06.11.1810, Berlin, Coppet' $adressatort = 'Coppet <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1027948-9">GND</a>' $absendeort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $date = '06.11.1810' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 4709 => array( 'ID' => '4709', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-03-21 13:33:27', 'timelastchg' => '2017-08-15 16:26:52', 'key' => 'AWS-ap-00ij', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Unger, Friederike Helene', '39_namevar' => 'Rothenburg, Friederike H. von Unger, Friederike Helene Rothenburg, Friederike Helene von', '39_geschlecht' => 'w', '39_toddatum' => '1813-09-29', '39_pdb' => 'GND', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin, Buchdruckerin, Verlegerin, Übersetzerin Friederike Helene Unger war die Tochter des preußischen Generals Rudolf Graf von Rothenburg und der Marquise de Vieuville. Sie wuchs in Potsdam auf und erhielt eine für Frauen ungewöhnlich gute Erziehung. Später begann sie als Erzieherin im Hause des Buchdruckers Johann Georg Unger zu arbeiten. Mit Johann Friedrich Unger, dem Sohn des Buchdruckers, ging sie eine Ehe ein. Die Beziehung zum aufstrebenden Verleger war durch eine enge berufliche Zusammenarbeit gekennzeichnet. Sie unterstützte ihren Ehemann durch ihre Beziehungen zum preußischen Hof und veröffentlichte ihre Werke in seinem Verlag. Nach dem Tod Ungers 1804 übernahm sie die Leitung des Verlags, bis er 1809 in Konkurs ging. Friederike Helene Unger war in vielfältiger Weise literarisch tätig; sie verfasste Unterhaltungsromane, Erzählungen und Übersetzungsarbeiten. 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Den ersten Roman Ungers, „Julchen Grünthal“ (1797), besprach er in einer Rezension für die Jenaer Allgemeine Literaturzeitung wohlwollend. Zur Entzweiung mit Unger kam es 1800/1801, als August Wilhelm Schlegel feststellte, dass Unger einen Nachdruck des ersten Bandes der Shakespeare-Übersetzungen angefertigt hatte, ohne den Autor in Kenntnis darüber zu setzen. Über seinen Anwalt Grattenauer prozessierte August Wilhelm Schlegel, doch seiner Forderung nach Entschädigung entsprach das Gerichtsurteil nicht. Das Verhältnis blieb infolge dessen angespannt. 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Nov: 1810.<br>Ob dieser Brief Sie meinen geehrten Freund in <span class="index-228 tp-40942 family-courier ">Copet</span>, oder gar noch in <span class="family-courier ">Europa</span> antreffen wird, steth dahin! ich riskire ihn, mit der Bitte, mir wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, <span class="index-339 tp-40945 ">das neueste Werk </span><span class="index-339 tp-40945 index-222 tp-40943 ">der Frau </span><span class="index-339 tp-40945 index-222 tp-40943 family-courier ">v Stael</span>, zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe dieser Vergünstigung nicht unwerth zu sein auch in Hinsicht, daß es mir für <span class="index-344 tp-51625 ">so </span><span class="index-344 tp-51625 underline-1 ">manche</span><span class="index-344 tp-51625 "> </span><span class="index-344 tp-51625 underline-1 ">andre</span><span class="index-344 tp-51625 "> </span><span class="index-344 tp-51625 underline-1 ">Verzögrung</span> einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit werden und mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitrag eines reichen viel vermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu kommen. Die öffentlichen Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: <span class="family-courier ">von Stael</span> gesagt, so wie über ihrem merkwürdigen Buche: welches leztere ich eigentlich, für <span class="index-766 tp-40946 ">Schlegels</span> Geist, der die Gestalt, <span class="index-222 tp-40944 ">dieser merkwürdigen Frau</span> anzunehmen würdigt halte. An dieser Gewährung oder Nichtgewährung meiner Bitte, werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Theil der für <span class="index-67 tp-40948 family-courier ">Unger</span> gehegten Freundschaft, auf <span class="index-380 tp-51626 ">dessen Wittwe</span> übertragen haben? Für eine gute Uebersetzung und Correkten Druk, würde ich möglichst sorgen, daß nichts dem hehren Geiste nicht entsprechendes einlaufe. Sie wissen, wie ich die edle Verfasserin hochhalte: und den, welchen Sie, (oder der Sie repräsentirt.) verehre! Deutschland ist gegenwärtig sehr arm, an edler Geistesfrucht; wir werden ja nun sehen, ob <span class="index-6004 tp-51639 ">die neue in </span><span class="index-6004 tp-51639 index-15 tp-51627 ">Berlin</span><span class="index-6004 tp-51639 "> gestiftete </span><span class="index-6004 tp-51639 index-6161 tp-51640 family-courier ">pepiniere</span> etwas Großes wird gedeyen machen. <br>Ihre Schriften und Briefe, so viel mir deren abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an <span class="index-1393 tp-40949 ">Ihren Herren Bruder</span> nach <span class="index-173 tp-40950 family-courier ">Hannover</span> geschikt. <span class="index-272 tp-40951 ">Die erste Abtheilung des 9. Bandes von </span><span class="index-272 tp-40951 index-4 tp-40952 ">Shakespear</span>, ist jezt unter der Presse, der großen Dürre des Sommers halben, <span class="notice-19623 ">[2]</span> standen fast alle Papier Mühlen still; und das veranlaßte auch Verzögrung des Erscheinens. Möchte ich nun bald recht bald die zweite Abtheilung nachsetzen lassen können! Ich besorge, daß <span class="index-1295 tp-51628 ">ein so rüstiger Uebersetzer</span>, des Schrekschusses, den Ihre Ankündigung unter sie machte, sich nicht werde abschrecken lassen; den <span class="index-867 tp-40953 family-courier ">Hitzig</span> ist rüstig drüber her. Von <span class="index-8 tp-40947 ">Fr: Schlegel</span> habe ich bis izt keine Antwort erhalten; <span class="index-48 tp-51629 ">Tiek</span> ist wieder im Lande bei seinen Frund <span class="index-117 tp-40954 family-courier ">von Burgsdorf</span>. O des ambulanten Geschlechtes!<br>Die lezte <span class="index-22 tp-40955 index-6043 tp-51630 ">Leipziger</span><span class="index-6043 tp-51630 "> Messe</span> hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. 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[1] Berlin d. 6. Nov: 1810.
Ob dieser Brief Sie meinen geehrten Freund in Copet, oder gar noch in Europa antreffen wird, steth dahin! ich riskire ihn, mit der Bitte, mir wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, das neueste Werk der Frau v Stael, zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe dieser Vergünstigung nicht unwerth zu sein auch in Hinsicht, daß es mir für so manche andre Verzögrung einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit werden und mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitrag eines reichen viel vermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu kommen. Die öffentlichen Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: von Stael gesagt, so wie über ihrem merkwürdigen Buche: welches leztere ich eigentlich, für Schlegels Geist, der die Gestalt, dieser merkwürdigen Frau anzunehmen würdigt halte. An dieser Gewährung oder Nichtgewährung meiner Bitte, werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Theil der für Unger gehegten Freundschaft, auf dessen Wittwe übertragen haben? Für eine gute Uebersetzung und Correkten Druk, würde ich möglichst sorgen, daß nichts dem hehren Geiste nicht entsprechendes einlaufe. Sie wissen, wie ich die edle Verfasserin hochhalte: und den, welchen Sie, (oder der Sie repräsentirt.) verehre! Deutschland ist gegenwärtig sehr arm, an edler Geistesfrucht; wir werden ja nun sehen, ob die neue in Berlin gestiftete pepiniere etwas Großes wird gedeyen machen.
Ihre Schriften und Briefe, so viel mir deren abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an Ihren Herren Bruder nach Hannover geschikt. Die erste Abtheilung des 9. Bandes von Shakespear, ist jezt unter der Presse, der großen Dürre des Sommers halben, [2] standen fast alle Papier Mühlen still; und das veranlaßte auch Verzögrung des Erscheinens. Möchte ich nun bald recht bald die zweite Abtheilung nachsetzen lassen können! Ich besorge, daß ein so rüstiger Uebersetzer, des Schrekschusses, den Ihre Ankündigung unter sie machte, sich nicht werde abschrecken lassen; den Hitzig ist rüstig drüber her. Von Fr: Schlegel habe ich bis izt keine Antwort erhalten; Tiek ist wieder im Lande bei seinen Frund von Burgsdorf. O des ambulanten Geschlechtes!
Die lezte Leipziger Messe hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg und dessen Folgen haben bei meinen Lands Leuten alle Lustigkeit verbannt, und mann kann sagen, das Lachen sei Theuer geworden. Kotzebue bekozt die Bühne mit elenden Possen. Einen Rochus Pumpernickel, eine gemeine Nachbildung des Molierischen Pourceaugnac. Einen Pachter Feldkümmel, dem auch eine Fortsezzung angehängt ist, unter der Kritik.
Die Bethmann ist eine Landfrau worden & spielt selten; ihr Mann der an der Gicht elend ist, gar nicht. Ifflandt ist viel auf Reisen, und die große Königsstadt, muß sich meist mit Anfänger in der Kunst begnügen. – In diesem Augenblik vernehme ich, daß Hitzig das Werk der Fr v Stael durch Sie zu erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen ganz fremden Mann, der alten Verbindung vorziehen werden, die so langmüthig alle böse Tage, und so viel Verlust mit übertrug. Thun Sie das nicht, ich weiß sonst was ich denken, sagen, und thun werde. Leben Sie wohl & sein freundlichst eingedenk, der, die nicht aufhörte und aufhören wird zu sein Ihre treue und wahrste Freundin
& Verehrerin
Verwitt. Unger.
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Ob dieser Brief Sie meinen geehrten Freund in Copet, oder gar noch in Europa antreffen wird, steth dahin! ich riskire ihn, mit der Bitte, mir wo es nicht schon unwiederuflich versagt ist, das neueste Werk der Frau v Stael, zum Uebersetzen zukommen zu lassen. Ich hoffe dieser Vergünstigung nicht unwerth zu sein auch in Hinsicht, daß es mir für so manche andre Verzögrung einigen Schaden Ersatz gäbe. Den Preiß für diese Gefälligkeit werden und mögen Sie selbst bestimmen. Durch den Beitrag eines reichen viel vermögenden Freundes, hoffe ich bald im Stande zu neuen Unternehmungen zu kommen. Die öffentlichen Blätter haben oft und viel wiedersprechendes von und über Fr: von Stael gesagt, so wie über ihrem merkwürdigen Buche: welches leztere ich eigentlich, für Schlegels Geist, der die Gestalt, dieser merkwürdigen Frau anzunehmen würdigt halte. An dieser Gewährung oder Nichtgewährung meiner Bitte, werde ich abnehmen, ob Sie Verehrter einen Theil der für Unger gehegten Freundschaft, auf dessen Wittwe übertragen haben? Für eine gute Uebersetzung und Correkten Druk, würde ich möglichst sorgen, daß nichts dem hehren Geiste nicht entsprechendes einlaufe. Sie wissen, wie ich die edle Verfasserin hochhalte: und den, welchen Sie, (oder der Sie repräsentirt.) verehre! Deutschland ist gegenwärtig sehr arm, an edler Geistesfrucht; wir werden ja nun sehen, ob die neue in Berlin gestiftete pepiniere etwas Großes wird gedeyen machen.
Ihre Schriften und Briefe, so viel mir deren abgeliefert sind, habe ich nach Ihrer Anweisung, an Ihren Herren Bruder nach Hannover geschikt. Die erste Abtheilung des 9. Bandes von Shakespear, ist jezt unter der Presse, der großen Dürre des Sommers halben, [2] standen fast alle Papier Mühlen still; und das veranlaßte auch Verzögrung des Erscheinens. Möchte ich nun bald recht bald die zweite Abtheilung nachsetzen lassen können! Ich besorge, daß ein so rüstiger Uebersetzer, des Schrekschusses, den Ihre Ankündigung unter sie machte, sich nicht werde abschrecken lassen; den Hitzig ist rüstig drüber her. Von Fr: Schlegel habe ich bis izt keine Antwort erhalten; Tiek ist wieder im Lande bei seinen Frund von Burgsdorf. O des ambulanten Geschlechtes!
Die lezte Leipziger Messe hat nichts Ausgezeichnetes geliefert. Der Krieg und dessen Folgen haben bei meinen Lands Leuten alle Lustigkeit verbannt, und mann kann sagen, das Lachen sei Theuer geworden. Kotzebue bekozt die Bühne mit elenden Possen. Einen Rochus Pumpernickel, eine gemeine Nachbildung des Molierischen Pourceaugnac. Einen Pachter Feldkümmel, dem auch eine Fortsezzung angehängt ist, unter der Kritik.
Die Bethmann ist eine Landfrau worden & spielt selten; ihr Mann der an der Gicht elend ist, gar nicht. Ifflandt ist viel auf Reisen, und die große Königsstadt, muß sich meist mit Anfänger in der Kunst begnügen. – In diesem Augenblik vernehme ich, daß Hitzig das Werk der Fr v Stael durch Sie zu erhalten glaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie einen Ihnen ganz fremden Mann, der alten Verbindung vorziehen werden, die so langmüthig alle böse Tage, und so viel Verlust mit übertrug. Thun Sie das nicht, ich weiß sonst was ich denken, sagen, und thun werde. Leben Sie wohl & sein freundlichst eingedenk, der, die nicht aufhörte und aufhören wird zu sein Ihre treue und wahrste Freundin
& Verehrerin
Verwitt. Unger.
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