• Friederike Helene Unger to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Coppet · Date: 29.12.1810
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friederike Helene Unger
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 29.12.1810
  • Notations: Empfangsort erschlossen. – S. 3 und 4 ist eine von Unger verfasste und kommentierte Abschrift aus der Beilage „Uebersicht der neuesten Literatur. 1810.“ zum „Morgenblatt für gebildete Stände“, Jg. 4, Oktober 1810, Nr. 15, S. 58.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,27
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 24,1 x 19,5 cm
  • Incipit: „[1] Berlin d. 29. Dezember
    1810.
    Mein Theurer, verehrter Freund!
    Sie könnten mir böse sein, daß ich zwei Briefe gleichen Inhaltes [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] Berlin d. 29. Dezember
1810.
Mein Theurer, verehrter Freund!
Sie könnten mir böse sein, daß ich zwei Briefe gleichen Inhaltes an Sie richtete; allein dies wurde durch die Ungewißheit Ihres Auffenthaltes den die öffentlichen Blätter, bald nach Norden bald nach Westen sagten, veranlaßt: nun, dem Himmel sei Dank, sind Sie wieder im geliebten Copet, aus welchem, hätte der Himmel meinem trüben Wittwenstande, ein solches exil vorbehalten, ich mich nie entfernen würde. Ach mein Freund, zu welch einem Leben, bin ich verdammt! Wie bin ich, seit ich den traurigen Beruf habe, Mann sein zu müssen, ausser meiner Spähre und Natur gedrängt! und in diesem düsterten aller Zeitpunkte; wo die größte Anstrengung der redlichste Eifer sich nicht belohnt! – Ich habe Thränen vergossen, bei Lesung des Unfalles, den das lang ersehnte Werk Ihrer edlen Freundin erlitten hat; welche Aussicht welche Zukunft für die Litteratur und die Musen wenn diese Grundsätze sich mit der Allgewallt der politischen Macht verbreiten werden. Auch bei uns, ist jezt eine engbrustige Censur, die besonders in politischer Beziehung, streng ist: und was könnte jezt nicht auf dieses oder jenes hin bezogen werden. – Die erste Abtheilung des 9. Bandes ist den also erschienen, mein Freund, und bereits an Alle auf Ihren Zettel benannte versendet: nur, wie ich es Ihnen überschicken soll, kann ich gar nicht auspunktiren. Die Meisten der großen Herren sind so kostbar, daß ich Sie, und mich nicht aussetzen will, die des dritten Richards zu tragen. Geben Sie mir Anweisung welch in cognito er zu beobachten hat, um an Sie zu kommen? Ich habe Ihnen die Recensionen über Ihrer Waffenbrüder abgeschrieben: sie standen in dem bei Cotta in Tübingen erscheinenden Morgenblatte daß sich bei aller Gelegenheit emancipirt. Ich weiß nicht gewiß ob sie meine an sich schon schlechte Handschrift, so im verjüngtem Maaßstabe werden lesen können: ich wünschte daß sie doch ein Machtwort von sich vernehmen liessen, was die kecken Herren, doch ein wenig beschwiegtigte und ein Ziel sezte; den Trotz der Ankündigung, die ich in Allen öffentlichen Blättern setzen ließ, sprechen sie, wie von einer ab und ausgemachten Sache, daß sie mit den Shakespear schalten und wallten können [2] nach Belieben, und sich in den Raub theilen. Wenn Frau von Stael mich werth achtete, in litterair Verbindung mit ihr zu stehen, würde ich vieleicht nicht reich genug sein, in ein solches ehrendes Verhältniß einzugehen. Hier erzählt man sich, der Buchhändler der den ungeheuern Verlust erlitten, habe mit 80.000. livres honorirt. Ist dem so, was könnte ich armes Würmlein thun? Indeß – ich gestehe es, – bin ich mehr als lüstern nach diesem, ich hoffe nicht ganz vernichtetem Werke; es wird doch noch eine Abschrift, ein Expl. davon vorhanden sein? sollte es nicht hier, bei einer dennoch frundlichern Censur und besonnener Durchsicht erscheinen dürfen? könnte nicht eine heilsame Essenz herausgezogen werden? Ich traue mir, für die Verhältnisse der Gegenwart, einen ziemlich richtigen Tackt zu; und biete mich der edlen Frau, zu freundlichem Dienst an. Vermag ich etwas, so schalte sie über mich: ich bin Ihr unendlich ergeben. Sie ist die Königin – was Königin! – Kaiserin aller weiblichen Autoren, und ich, die mich nicht zu den schlechtesten darunter rechne, beuge gern und willig meine Knie für den höhern Geist; das tiefere innigere Gefühl. Haben Sie die Freundschaft für mich, ihr das zu sagen: ich würde es selbst thun, läge mir nicht eben heut, kurz beim Abgang der Post, eine Last von Geschäften ob; und mir geth es, wie jenem, der nicht Zeit hatte, einen kurzen Brief zu schreiben. Nun, lieber guter A. W. Schlegel, sein Sie auch gut, und lassen die erste Abtheilung nicht lange mehr einsam umherirren. Beschämen Sie den herandrängenden Troß, und treten Sie selbst auf; Sie! der Altmeister. jagen Sie die Lehrlinge vom Platz; die dan große Augen machen werden, wenn der fern geglaubte, verschollne Shakespearist plözlich wieder unter sie tritt. Berlin hat für wer das Schöne sahe, wenig Einladendes; aber – würde Ihre Freundin sich nicht einst wieder hierher wenden? Sie könnte ja mein Landhauß bewohnen, wenn die Stille ihr lieber, als das Geräusch ist. Freilich das liebe Copet! aber auch der liebe N – – –
Ich empfehle mich Ihnen, mit herzlicher Wärme der Freundschaft, und bin für immer Ihre treu Ergebne Unger.

[3] Shakespearʼs von Schlegel noch unubersetzte dramatische Werke, übersetzt von mehrere Verfassern. Zweit. Theil bei Hitzig. Berlin 1800.
Ueber die Keßlerschen Uebersetzungen von Shakespears Cimbelin, und Ende gut alles gut, haben wir im vorigen Jahre an diesem Orte unser Urtheil ausgesprochen. Mit Hhn: Keßler haben sich jezt mehrere junge Gelehrte vereinigt, um die sämmtlichen von Schlegel übrig gelaßnen Schauspiele zu übersetzen; ein rühmliches Unternehmen, dem wir nicht weniger, als dem ähnlichen der Gebrüder Heinrich und Abraham Voß von Seiten des Publikums die beste Unterstützung wünschen. Des Hhn: Keßlers Beruf zu dieser Arbeit, ist auch von andern dankbar anerkannt worden. Er besizt ein seltenes Talent, den richtigen Ausdruk zu finden; nur fehlte ihm anfangs die gehörige Leichtigkeit und Geschmeidigkeit und in der metrischen Kunst, leistete er ungefähr so viel zu wenig, als H. Voß in seinem Lear und Othello zu viel. Im gegenwärtigen von ihm übersezten Stük Viel Lärmen um nichts, finden wir in die Augen fallende Fortschritte. Der Vers ist gediegner als im ersten Versuche, der Ausdruk lebendiger und leichter; doch einem A. W. Schlegel dürfen wir ihn noch nicht gleichstellen. – Hr Krause, Uebersetzer des Wintermährchens, ist ein eben so würdiger Nachfolger Schlegels. – In ihren Grundsätzen, sind sich die Herren Keßler und Krause völlig gleich. Beide sind vollendete Kenner der Schakespearschen Sprache, und haben eine gleich große Gewalt über die Muttersprache. Doch scheint uns Herr Krause im glüklichen Treffen des einzig richtigen Ausdruks, seinem Freunde nachzustehen, dieser ihn dagegen im frischen blühenden Kolorit. – Rec. kann sich wenigstens nicht überzeugen, daß – von mehrern Beispielen nur das eine anzuführen – S. 7 im Wintermährchen folgendes richtig getroffen sei: „Seit ihre reiferen Würden und ihre königliche Lasten eine Trennung ihrer Gesellschaft veranlaßt haben, ist ihre Gemeinschaft, wenn gleich nicht persönlich, doch königlich geziert gewesen“ usw. Votreflich sind im 4. ten Akte die komischen Scenen des Schafschurfestes. In der Uebertragung der Wortspiele ist Hr. Krause sehr glücklich. Z. B. S. 16:
Komm Kaptain
Wir müssen schmuck uns tragen; schmuck, nicht schön;
Und doch trägt Stierʼ und Fersʼ und Kalb sie alle
Auch ihren Schmuck.
Hier ist Rec: der schon seit einem Jahre eine Uebersetzung (ennuie!) im Entwurfe liegen hat, mit H. Krause zu seiner Freude übereingetroffen
– Wir wollen unsre Uebersetzung, roh wie sie ist mittheilen
Komm mein Bübchen
Wir müssen schmuck uns tragen, aber keinen
Schmuk tragen Bursch; doch Stier und Hirsch und Kuh
Trägt einen Schmuk.
Vieleicht gelingt es uns, das noch mangelhafte dieser Uebersetzung, durch eine glükliche [4] Verschmelzung beider wegzuräumen. – Die Lieder im 4. Akt sind, bis auf das lezte, S. 122, mit Glük übertragen; was wir auch von den Keßlerischen in viel Lärmen um nichts, rühmen können. – Wenn die andern Theilnehmer an diesen Uebersetzungen, den HH. Keßler und Krause an Talent und Grundsätzen nicht durchaus gleich sind, so möchten wir wünschen. daß diese zwei, die das Werk so rühmlich begonnen haben, es ohne Beihülfe allein vollendeten. (welchen frommen Wunsche ich keinesweges beistimme sagte Frau Unger.)
Macbeth ein Trauerspiel von Shakes.
Uebersetzt von
J. Wr. Möller. Hannover bei den Gebr: Hahn 1810.
Kentniß der Shakesp. Sprache gestehen wir diesem Uebersetzer gern zu, auch daß er mit Verstand in den Genius des Dichters eingedrungen ist sei; allein das ist auch alles was wir mit gutem Gewissen rühmen können. Unter den Herrn Keßler u Krause (diese caca K. K. ist mir fatal) steth H Möller unermeßlich tief. Die Treue hat er sich nicht zum Gesez gemacht. den alle Augenblike fehlen bedeutende Dinge, die nicht in den Vers wollten. Daneben wimmelt es von undeutschen, harten und steifen Ausdrüken wunderlichen Verrenkungen und unleidlich matten Umschreibungen.
Z. b. S. 120 Wenn Ding am schlimsten stehn, so enden sie,
Oder sie steigen wieder zu dem
Was sie gewesen. Man höre dagegen
Things at the worst will cease, or else climb upward
To what they were before

Die Hexen Scenen sind durchaus matt gerathen. Man höre nur gleich anfangs
Erste Hexe
Sagt, wann thun wir drei was dient?
In Donner Regen oder Wind?
Zweite Hexe
Wann geendet was begonnen?
Schlacht verlohren und gewonnen?
Wie treflich dagegen Schiller! Die Rede der Hecate erreicht die Eschenburgsche Uebersetzung bei weitem nicht. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Zum Schluß heißt es: Eine Vergleichung zwischen Voß und Möller muß Rec. der gern bekennt, daß er einer von den beiden ist, andern überlassen.
Und so wünsche ich den, daß der Altmeister bald sein kert du alter Besen vernehmen lasse: ehe des Unfugs überhand nimmt, und dem Wesen nicht mehr zu steuern ist. Ich finde es eine Warhaft Jüdische List, daß Hitzig den Titel so eingerichtet hat, daß Schlegels Nahme voran steth, und so dem flüchtigen Blik leicht wie Uebersezt von Schlegel erscheinen mag. Ich bin eine gute Christin, und will auf keine Um oder Schleichwege, vordringen.
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[1] Berlin d. 29. Dezember
1810.
Mein Theurer, verehrter Freund!
Sie könnten mir böse sein, daß ich zwei Briefe gleichen Inhaltes an Sie richtete; allein dies wurde durch die Ungewißheit Ihres Auffenthaltes den die öffentlichen Blätter, bald nach Norden bald nach Westen sagten, veranlaßt: nun, dem Himmel sei Dank, sind Sie wieder im geliebten Copet, aus welchem, hätte der Himmel meinem trüben Wittwenstande, ein solches exil vorbehalten, ich mich nie entfernen würde. Ach mein Freund, zu welch einem Leben, bin ich verdammt! Wie bin ich, seit ich den traurigen Beruf habe, Mann sein zu müssen, ausser meiner Spähre und Natur gedrängt! und in diesem düsterten aller Zeitpunkte; wo die größte Anstrengung der redlichste Eifer sich nicht belohnt! – Ich habe Thränen vergossen, bei Lesung des Unfalles, den das lang ersehnte Werk Ihrer edlen Freundin erlitten hat; welche Aussicht welche Zukunft für die Litteratur und die Musen wenn diese Grundsätze sich mit der Allgewallt der politischen Macht verbreiten werden. Auch bei uns, ist jezt eine engbrustige Censur, die besonders in politischer Beziehung, streng ist: und was könnte jezt nicht auf dieses oder jenes hin bezogen werden. – Die erste Abtheilung des 9. Bandes ist den also erschienen, mein Freund, und bereits an Alle auf Ihren Zettel benannte versendet: nur, wie ich es Ihnen überschicken soll, kann ich gar nicht auspunktiren. Die Meisten der großen Herren sind so kostbar, daß ich Sie, und mich nicht aussetzen will, die des dritten Richards zu tragen. Geben Sie mir Anweisung welch in cognito er zu beobachten hat, um an Sie zu kommen? Ich habe Ihnen die Recensionen über Ihrer Waffenbrüder abgeschrieben: sie standen in dem bei Cotta in Tübingen erscheinenden Morgenblatte daß sich bei aller Gelegenheit emancipirt. Ich weiß nicht gewiß ob sie meine an sich schon schlechte Handschrift, so im verjüngtem Maaßstabe werden lesen können: ich wünschte daß sie doch ein Machtwort von sich vernehmen liessen, was die kecken Herren, doch ein wenig beschwiegtigte und ein Ziel sezte; den Trotz der Ankündigung, die ich in Allen öffentlichen Blättern setzen ließ, sprechen sie, wie von einer ab und ausgemachten Sache, daß sie mit den Shakespear schalten und wallten können [2] nach Belieben, und sich in den Raub theilen. Wenn Frau von Stael mich werth achtete, in litterair Verbindung mit ihr zu stehen, würde ich vieleicht nicht reich genug sein, in ein solches ehrendes Verhältniß einzugehen. Hier erzählt man sich, der Buchhändler der den ungeheuern Verlust erlitten, habe mit 80.000. livres honorirt. Ist dem so, was könnte ich armes Würmlein thun? Indeß – ich gestehe es, – bin ich mehr als lüstern nach diesem, ich hoffe nicht ganz vernichtetem Werke; es wird doch noch eine Abschrift, ein Expl. davon vorhanden sein? sollte es nicht hier, bei einer dennoch frundlichern Censur und besonnener Durchsicht erscheinen dürfen? könnte nicht eine heilsame Essenz herausgezogen werden? Ich traue mir, für die Verhältnisse der Gegenwart, einen ziemlich richtigen Tackt zu; und biete mich der edlen Frau, zu freundlichem Dienst an. Vermag ich etwas, so schalte sie über mich: ich bin Ihr unendlich ergeben. Sie ist die Königin – was Königin! – Kaiserin aller weiblichen Autoren, und ich, die mich nicht zu den schlechtesten darunter rechne, beuge gern und willig meine Knie für den höhern Geist; das tiefere innigere Gefühl. Haben Sie die Freundschaft für mich, ihr das zu sagen: ich würde es selbst thun, läge mir nicht eben heut, kurz beim Abgang der Post, eine Last von Geschäften ob; und mir geth es, wie jenem, der nicht Zeit hatte, einen kurzen Brief zu schreiben. Nun, lieber guter A. W. Schlegel, sein Sie auch gut, und lassen die erste Abtheilung nicht lange mehr einsam umherirren. Beschämen Sie den herandrängenden Troß, und treten Sie selbst auf; Sie! der Altmeister. jagen Sie die Lehrlinge vom Platz; die dan große Augen machen werden, wenn der fern geglaubte, verschollne Shakespearist plözlich wieder unter sie tritt. Berlin hat für wer das Schöne sahe, wenig Einladendes; aber – würde Ihre Freundin sich nicht einst wieder hierher wenden? Sie könnte ja mein Landhauß bewohnen, wenn die Stille ihr lieber, als das Geräusch ist. Freilich das liebe Copet! aber auch der liebe N – – –
Ich empfehle mich Ihnen, mit herzlicher Wärme der Freundschaft, und bin für immer Ihre treu Ergebne Unger.

[3] Shakespearʼs von Schlegel noch unubersetzte dramatische Werke, übersetzt von mehrere Verfassern. Zweit. Theil bei Hitzig. Berlin 1800.
Ueber die Keßlerschen Uebersetzungen von Shakespears Cimbelin, und Ende gut alles gut, haben wir im vorigen Jahre an diesem Orte unser Urtheil ausgesprochen. Mit Hhn: Keßler haben sich jezt mehrere junge Gelehrte vereinigt, um die sämmtlichen von Schlegel übrig gelaßnen Schauspiele zu übersetzen; ein rühmliches Unternehmen, dem wir nicht weniger, als dem ähnlichen der Gebrüder Heinrich und Abraham Voß von Seiten des Publikums die beste Unterstützung wünschen. Des Hhn: Keßlers Beruf zu dieser Arbeit, ist auch von andern dankbar anerkannt worden. Er besizt ein seltenes Talent, den richtigen Ausdruk zu finden; nur fehlte ihm anfangs die gehörige Leichtigkeit und Geschmeidigkeit und in der metrischen Kunst, leistete er ungefähr so viel zu wenig, als H. Voß in seinem Lear und Othello zu viel. Im gegenwärtigen von ihm übersezten Stük Viel Lärmen um nichts, finden wir in die Augen fallende Fortschritte. Der Vers ist gediegner als im ersten Versuche, der Ausdruk lebendiger und leichter; doch einem A. W. Schlegel dürfen wir ihn noch nicht gleichstellen. – Hr Krause, Uebersetzer des Wintermährchens, ist ein eben so würdiger Nachfolger Schlegels. – In ihren Grundsätzen, sind sich die Herren Keßler und Krause völlig gleich. Beide sind vollendete Kenner der Schakespearschen Sprache, und haben eine gleich große Gewalt über die Muttersprache. Doch scheint uns Herr Krause im glüklichen Treffen des einzig richtigen Ausdruks, seinem Freunde nachzustehen, dieser ihn dagegen im frischen blühenden Kolorit. – Rec. kann sich wenigstens nicht überzeugen, daß – von mehrern Beispielen nur das eine anzuführen – S. 7 im Wintermährchen folgendes richtig getroffen sei: „Seit ihre reiferen Würden und ihre königliche Lasten eine Trennung ihrer Gesellschaft veranlaßt haben, ist ihre Gemeinschaft, wenn gleich nicht persönlich, doch königlich geziert gewesen“ usw. Votreflich sind im 4. ten Akte die komischen Scenen des Schafschurfestes. In der Uebertragung der Wortspiele ist Hr. Krause sehr glücklich. Z. B. S. 16:
Komm Kaptain
Wir müssen schmuck uns tragen; schmuck, nicht schön;
Und doch trägt Stierʼ und Fersʼ und Kalb sie alle
Auch ihren Schmuck.
Hier ist Rec: der schon seit einem Jahre eine Uebersetzung (ennuie!) im Entwurfe liegen hat, mit H. Krause zu seiner Freude übereingetroffen
– Wir wollen unsre Uebersetzung, roh wie sie ist mittheilen
Komm mein Bübchen
Wir müssen schmuck uns tragen, aber keinen
Schmuk tragen Bursch; doch Stier und Hirsch und Kuh
Trägt einen Schmuk.
Vieleicht gelingt es uns, das noch mangelhafte dieser Uebersetzung, durch eine glükliche [4] Verschmelzung beider wegzuräumen. – Die Lieder im 4. Akt sind, bis auf das lezte, S. 122, mit Glük übertragen; was wir auch von den Keßlerischen in viel Lärmen um nichts, rühmen können. – Wenn die andern Theilnehmer an diesen Uebersetzungen, den HH. Keßler und Krause an Talent und Grundsätzen nicht durchaus gleich sind, so möchten wir wünschen. daß diese zwei, die das Werk so rühmlich begonnen haben, es ohne Beihülfe allein vollendeten. (welchen frommen Wunsche ich keinesweges beistimme sagte Frau Unger.)
Macbeth ein Trauerspiel von Shakes.
Uebersetzt von
J. Wr. Möller. Hannover bei den Gebr: Hahn 1810.
Kentniß der Shakesp. Sprache gestehen wir diesem Uebersetzer gern zu, auch daß er mit Verstand in den Genius des Dichters eingedrungen ist sei; allein das ist auch alles was wir mit gutem Gewissen rühmen können. Unter den Herrn Keßler u Krause (diese caca K. K. ist mir fatal) steth H Möller unermeßlich tief. Die Treue hat er sich nicht zum Gesez gemacht. den alle Augenblike fehlen bedeutende Dinge, die nicht in den Vers wollten. Daneben wimmelt es von undeutschen, harten und steifen Ausdrüken wunderlichen Verrenkungen und unleidlich matten Umschreibungen.
Z. b. S. 120 Wenn Ding am schlimsten stehn, so enden sie,
Oder sie steigen wieder zu dem
Was sie gewesen. Man höre dagegen
Things at the worst will cease, or else climb upward
To what they were before

Die Hexen Scenen sind durchaus matt gerathen. Man höre nur gleich anfangs
Erste Hexe
Sagt, wann thun wir drei was dient?
In Donner Regen oder Wind?
Zweite Hexe
Wann geendet was begonnen?
Schlacht verlohren und gewonnen?
Wie treflich dagegen Schiller! Die Rede der Hecate erreicht die Eschenburgsche Uebersetzung bei weitem nicht. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Zum Schluß heißt es: Eine Vergleichung zwischen Voß und Möller muß Rec. der gern bekennt, daß er einer von den beiden ist, andern überlassen.
Und so wünsche ich den, daß der Altmeister bald sein kert du alter Besen vernehmen lasse: ehe des Unfugs überhand nimmt, und dem Wesen nicht mehr zu steuern ist. Ich finde es eine Warhaft Jüdische List, daß Hitzig den Titel so eingerichtet hat, daß Schlegels Nahme voran steth, und so dem flüchtigen Blik leicht wie Uebersezt von Schlegel erscheinen mag. Ich bin eine gute Christin, und will auf keine Um oder Schleichwege, vordringen.
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Notizen

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