• August Wilhelm von Schlegel to Caroline von Schelling

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: 26.01.1802
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Caroline von Schelling
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 26.01.1802
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370516575
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 283‒285.
  • Incipit: „[1] Berlin d. 26sten Jan. [180]2.
    Deine beyden Sendungen mit den überschickten Drucksachen habe ich zusammen am vorigen Sonnabend erhalten, und danke [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36905
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.22,Nr.19
  • Number of Pages: 7 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,8 x 11,3 cm
[1] Berlin d. 26sten Jan. [180]2.
Deine beyden Sendungen mit den überschickten Drucksachen habe ich zusammen am vorigen Sonnabend erhalten, und danke schönstens dafür. Vor acht Tagen schrieb ich an Schelling und habe also wenigstens Nachricht ertheilt. So umständlich zu schreiben wie Du habe ich in der That nicht die Muße, Du mußt mir das verzeihen. Mir däucht, am nothwendigen hätte ich nie es fehlen lassen und noch vieles zur Unterhaltung hinzugefügt. Nur muß ich mich kurz zu fassen suchen und werde es auch heute.
Zuerst von den Geldsachen, damit diese nachher abgethan sind. Ich habe das darüber Geschriebene und die Rechnungen mit aller Genauigkeit durchgesehen.... [...] Es thut mir gewiß leid, wenn Dir Dein Vermögen geschmälert wird, welches wir vielmehr [2] für die Zukunft auf alle Weise erhalten sollten. Da ich niemals aufschreibe, was ich einnehme und hergebe, so kann ich gegen Deine Angabe, ich hätte seit dem Frühling 1800 mehr von Dir bekommen als für Dich ausgegeben, nichts anders einwenden: als daß ich in dem eben genannten Sommer große Apotheker-Rechnungen, an Schirmer u. s. w. bezahlt, daß ich für meine Person gewiß nicht übermäßig viel gebraucht, den Anfang meines vorigen Aufenthalts in Berlin ausgenommen ‒ wo ich nicht gehörig zur Oekonomie eingerichtet war; daß ich während dieser Zeit immer fleißig gearbeitet und Geld verdient, in der Ostermesse 1800 für meine Gedichte 40 Louisdor, den Sommer in Bamberg 50 Lsd. für einen Band vom Shakespeare, den Winter in Braunschweig 20 Lsd. für die Ehrenpforte, den Winter und Frühling wieder für einen Band von Shakesp. 50 Lsd., (in den Zwischenzeiten habe ich einen Gesang von Tristan und den ganzen Ion fertig gemacht, für welche beyden ich freylich noch gar kein Geld erhalten), endlich im Herbst für den Almanach etwa 25 Lsd.; daß ich seit jener Zeit noch 80 Lsd. zugesetzt habe, den Überrest eines Capitals von 1500 rhn., [3] welches ich seit etwa 6 Jahren zugesetzt. ‒ Ich weiß Dir nun für Deinen Verlust keinen andern Ersatz anzubieten, als daß Du mich für das ganze Capital von 900 rh. ... [...] zu Deinem Schuldner annimmst. Du wirst vielleicht einwenden, dieß sey nur ein imaginärer Besitz: ich will sie Dir aber pünktlich verzinsen, und Dir als Sicherheit des Wiederersatzes, wenn ich vor der Abtragung sterben sollte, meine Möbeln und Bücher verschreiben. Besser weiß ich es für jetzt nicht zu machen. ‒ Die Hälfte von den Unkosten des Monuments würde alsdann von der Summe abgezogen. ... [...]
Damit wir aber für die Zukunft unsre Angelegenheiten vor Verwirrung [4] bewahren, so würde es gut seyn, wenn Du einmal mit Bestimmtheit überschlagen wolltest, wie viel Du außer Deinen eignen Einkünften jährlich für die Einrichtung Deiner Haushaltung brauchst. Auf mich würde dabey keine Rücksicht genommen, da wir nicht wissen, wie viele Zeit die Verfolgung anderweitiger Zwecke und Plane mich den Aufenthalt in Jena wird wählen lassen (ich muß mit Ernst auf eine große Reise, oder vielmehr ruhigen Aufenthalt im Auslande denken, und könnte wohl mit Tiek Partie nach Rom machen); sondern für die Zeit, die ich in Jena zubringe, bezahlte ich Dir Kostgeld. ‒ Wenn ich alsdann hinzufüge, was ich für meine Person brauche, so weiß ich, wie viel ich das Jahr über verdienen muß, und kann meine Anstalten darnach treffen. Freylich müssen wir uns dabey nach unsern Mitteln und nach dem, was zu bewerkstelligen möglich ist, richten.
[...] [Lange Berechnung.] [5] [...] [6] [...] Übrigens konnte ich nicht darauf vorbereitet seyn, daß Du jetzt schon wieder Geld auf mich ziehen müßtest, da ich vor der Abreise beträchtliche Posten abgetragen, und Du seit November, nach Deiner eignen Angabe, 195 rh. von mir erhalten hast. Es sind noch nicht volle 3 Monate seitdem. Dieß würde also auf das Jahr mehr als 800 rh. machen, welches mehr ist, als ich, wenn ich noch selbst leben soll, zu schicken vermögend bin. Du wirst erwägen, daß wir sämtlich kaum so viel gebraucht haben, da wir zu drey waren, und wirst also auch Deine Haushaltung in einer [7] so kleinen Stadt wie Jena, ohne der Bequemlichkeit Abbruch zu thun, ein wenig beschränken können.
Wie gesagt, ich wiederhohle meine Bitte um Bestimmung der Dir nöthigen jährlichen Summe, die ich alsdann auf das pünktlichste in gewissen Terminen herbeyzuschaffen suchen werde. Das Capital verzinse ich Dir, bis ich es abtragen kann, wozu ich auch bald möglichst alles ins Werk stellen werde.
So viel von den Geldgeschäften, die, ich will es Dir nicht verhehlen, wohl dazu gemacht sind, mich auf viele Tage zu verstimmen und mir alle Zeit zu rauben. Wenn Du also Freundschaft für mich hast, so wirst Du mir auf das bündigste und kürzeste in Betreff derselben antworten, und mich mit Recriminationen verschonen, die doch zu nichts führen.
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[1] Berlin d. 26sten Jan. [180]2.
Deine beyden Sendungen mit den überschickten Drucksachen habe ich zusammen am vorigen Sonnabend erhalten, und danke schönstens dafür. Vor acht Tagen schrieb ich an Schelling und habe also wenigstens Nachricht ertheilt. So umständlich zu schreiben wie Du habe ich in der That nicht die Muße, Du mußt mir das verzeihen. Mir däucht, am nothwendigen hätte ich nie es fehlen lassen und noch vieles zur Unterhaltung hinzugefügt. Nur muß ich mich kurz zu fassen suchen und werde es auch heute.
Zuerst von den Geldsachen, damit diese nachher abgethan sind. Ich habe das darüber Geschriebene und die Rechnungen mit aller Genauigkeit durchgesehen.... [...] Es thut mir gewiß leid, wenn Dir Dein Vermögen geschmälert wird, welches wir vielmehr [2] für die Zukunft auf alle Weise erhalten sollten. Da ich niemals aufschreibe, was ich einnehme und hergebe, so kann ich gegen Deine Angabe, ich hätte seit dem Frühling 1800 mehr von Dir bekommen als für Dich ausgegeben, nichts anders einwenden: als daß ich in dem eben genannten Sommer große Apotheker-Rechnungen, an Schirmer u. s. w. bezahlt, daß ich für meine Person gewiß nicht übermäßig viel gebraucht, den Anfang meines vorigen Aufenthalts in Berlin ausgenommen ‒ wo ich nicht gehörig zur Oekonomie eingerichtet war; daß ich während dieser Zeit immer fleißig gearbeitet und Geld verdient, in der Ostermesse 1800 für meine Gedichte 40 Louisdor, den Sommer in Bamberg 50 Lsd. für einen Band vom Shakespeare, den Winter in Braunschweig 20 Lsd. für die Ehrenpforte, den Winter und Frühling wieder für einen Band von Shakesp. 50 Lsd., (in den Zwischenzeiten habe ich einen Gesang von Tristan und den ganzen Ion fertig gemacht, für welche beyden ich freylich noch gar kein Geld erhalten), endlich im Herbst für den Almanach etwa 25 Lsd.; daß ich seit jener Zeit noch 80 Lsd. zugesetzt habe, den Überrest eines Capitals von 1500 rhn., [3] welches ich seit etwa 6 Jahren zugesetzt. ‒ Ich weiß Dir nun für Deinen Verlust keinen andern Ersatz anzubieten, als daß Du mich für das ganze Capital von 900 rh. ... [...] zu Deinem Schuldner annimmst. Du wirst vielleicht einwenden, dieß sey nur ein imaginärer Besitz: ich will sie Dir aber pünktlich verzinsen, und Dir als Sicherheit des Wiederersatzes, wenn ich vor der Abtragung sterben sollte, meine Möbeln und Bücher verschreiben. Besser weiß ich es für jetzt nicht zu machen. ‒ Die Hälfte von den Unkosten des Monuments würde alsdann von der Summe abgezogen. ... [...]
Damit wir aber für die Zukunft unsre Angelegenheiten vor Verwirrung [4] bewahren, so würde es gut seyn, wenn Du einmal mit Bestimmtheit überschlagen wolltest, wie viel Du außer Deinen eignen Einkünften jährlich für die Einrichtung Deiner Haushaltung brauchst. Auf mich würde dabey keine Rücksicht genommen, da wir nicht wissen, wie viele Zeit die Verfolgung anderweitiger Zwecke und Plane mich den Aufenthalt in Jena wird wählen lassen (ich muß mit Ernst auf eine große Reise, oder vielmehr ruhigen Aufenthalt im Auslande denken, und könnte wohl mit Tiek Partie nach Rom machen); sondern für die Zeit, die ich in Jena zubringe, bezahlte ich Dir Kostgeld. ‒ Wenn ich alsdann hinzufüge, was ich für meine Person brauche, so weiß ich, wie viel ich das Jahr über verdienen muß, und kann meine Anstalten darnach treffen. Freylich müssen wir uns dabey nach unsern Mitteln und nach dem, was zu bewerkstelligen möglich ist, richten.
[...] [Lange Berechnung.] [5] [...] [6] [...] Übrigens konnte ich nicht darauf vorbereitet seyn, daß Du jetzt schon wieder Geld auf mich ziehen müßtest, da ich vor der Abreise beträchtliche Posten abgetragen, und Du seit November, nach Deiner eignen Angabe, 195 rh. von mir erhalten hast. Es sind noch nicht volle 3 Monate seitdem. Dieß würde also auf das Jahr mehr als 800 rh. machen, welches mehr ist, als ich, wenn ich noch selbst leben soll, zu schicken vermögend bin. Du wirst erwägen, daß wir sämtlich kaum so viel gebraucht haben, da wir zu drey waren, und wirst also auch Deine Haushaltung in einer [7] so kleinen Stadt wie Jena, ohne der Bequemlichkeit Abbruch zu thun, ein wenig beschränken können.
Wie gesagt, ich wiederhohle meine Bitte um Bestimmung der Dir nöthigen jährlichen Summe, die ich alsdann auf das pünktlichste in gewissen Terminen herbeyzuschaffen suchen werde. Das Capital verzinse ich Dir, bis ich es abtragen kann, wozu ich auch bald möglichst alles ins Werk stellen werde.
So viel von den Geldgeschäften, die, ich will es Dir nicht verhehlen, wohl dazu gemacht sind, mich auf viele Tage zu verstimmen und mir alle Zeit zu rauben. Wenn Du also Freundschaft für mich hast, so wirst Du mir auf das bündigste und kürzeste in Betreff derselben antworten, und mich mit Recriminationen verschonen, die doch zu nichts führen.
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