• Caroline von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 4. März [1802]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Caroline von Schelling
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 4. März [1802]
  • Notations: Datum (Jahr) sowie Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370516575
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 310‒311 u. S. 637 (Kommentar).
  • Incipit: „[1] [Jena] Donnerstag d. 4ten März [1802].
    Gleich nachdem ich Zelter mein leztes Wort an Dich mitgegeben und dieser sich in den [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36905
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.22,Nr.29
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,9 x 11,5 cm
[1] [Jena] Donnerstag d. 4ten März [1802].
Gleich nachdem ich Zelter mein leztes Wort an Dich mitgegeben und dieser sich in den Wagen gesetzt hatte, kommt der Dr. Hufeland aus Weimar, der Bruder des Geh., zu mir, dem Kilian von meiner Reise und dem Wunsch einen Reisegefährten zu haben gesagt hatte, und begehrt recht sehr als solcher angenommen zu werden, wenn ich nur noch einige Tage länger warten könnte. Da mir nun wirklich dran liegt nicht ganz ohne dergleichen Beystand zu reisen, so habe ich eingewilligt, und wir werden nun erst an dem Tage abgehn, wo ich ankommen wollte, nehmlich am Mittwoch d. 10ten März bis Naumburg, und über Halle, am 14 Morgens von Potsdam aus, in Berlin eintreffen.
Fromman versichert mir, daß Du dieses am Dienstag früh erhalten wirst, [2] und also früh genug, um mich nicht, meinem lezten Brief gemäß, zu erwarten.
Ich bin nun ganz ruhig, denn die Wege werden täglich besser, und ich habe gutes Fuhrwerk, denn Frommans geben mir ihren Wagen und Pferde zu demselben Preis, den ich mit einem andern Kutscher vorher ackordirt hatte. Da habe ich einen guten Wagen und einen reputierlichen Kutscher, der alles in Bewegung gesetzt hat um mich zu fahren, d. h. um Berlin zu sehn. [Besorgung.]
Eben habe ich den ganzen Ion durchgelesen und die Abschrift revidirt. Der Unteroffizier schreibt eine köstliche Hand. Goethe kommt heut wieder hieher. Zelter ist sehr entzückt von seinem ganzen Aufenthalt.
Leb wohl, lieber Schlegel, ich bin ein wenig krank gewesen, aber es geht wieder besser.
Gries kam eben und erzählte mir allerley von Zelters Aufenthalt. Hufeland, der sich gleich seiner bemächtigt hatte, war mit ihm nach Weimar hinüber gefahren, ganz gegen seine Art auf 2 Tage auszusetzen, er hätte diese Gelegenheit, meint Gries, recht absichtlich genuzt, um Goethen einmal wieder näher zu kommen, der ihn seit Jahr und Tag in auffallender Entfernung hält. Das ist ihm denn auch in so weit gelungen, weil man ihn nicht hat ausschließen können, und er soll ganz taumelnd von [4] den Dingen seyn, die er gesehn und gehört hat, und erwähnt alles so geheimnißreich, als wenn er eben den dritten Grad erlangt hätte. Goethe und Schiller sollen sehr eingenommen von dem guten Zelter seyn. G. hat ihm, wie es scheint, etwas vom Faust mitgetheilt und ihm neue Sachen zu componiren gegeben, die aber nicht zum Vorschein kommen sollen. Sie wollen auch eine Oper für ihn machen. Kurz, diese große ruhige Säule von Mann hat recht viel Bewegung hervorgebracht. Uns ist er eben so unschuldig wie bürgerlich vorgekommen. Er sagte, er wüste nicht, womit er das alles verdienet. Nichts soll drolliger gewesen seyn als Loders Anstelligkeit und Devotion gegen ihn über, und diese beiden Persönlichkeiten zusammen.
Nochmals Adieu. ‒ Es wird ein Glück seyn, wenn ich nicht zum Wolfe an meinem Begleiter werde, denn er ist ein complettes Schaf.
[1] [Jena] Donnerstag d. 4ten März [1802].
Gleich nachdem ich Zelter mein leztes Wort an Dich mitgegeben und dieser sich in den Wagen gesetzt hatte, kommt der Dr. Hufeland aus Weimar, der Bruder des Geh., zu mir, dem Kilian von meiner Reise und dem Wunsch einen Reisegefährten zu haben gesagt hatte, und begehrt recht sehr als solcher angenommen zu werden, wenn ich nur noch einige Tage länger warten könnte. Da mir nun wirklich dran liegt nicht ganz ohne dergleichen Beystand zu reisen, so habe ich eingewilligt, und wir werden nun erst an dem Tage abgehn, wo ich ankommen wollte, nehmlich am Mittwoch d. 10ten März bis Naumburg, und über Halle, am 14 Morgens von Potsdam aus, in Berlin eintreffen.
Fromman versichert mir, daß Du dieses am Dienstag früh erhalten wirst, [2] und also früh genug, um mich nicht, meinem lezten Brief gemäß, zu erwarten.
Ich bin nun ganz ruhig, denn die Wege werden täglich besser, und ich habe gutes Fuhrwerk, denn Frommans geben mir ihren Wagen und Pferde zu demselben Preis, den ich mit einem andern Kutscher vorher ackordirt hatte. Da habe ich einen guten Wagen und einen reputierlichen Kutscher, der alles in Bewegung gesetzt hat um mich zu fahren, d. h. um Berlin zu sehn. [Besorgung.]
Eben habe ich den ganzen Ion durchgelesen und die Abschrift revidirt. Der Unteroffizier schreibt eine köstliche Hand. Goethe kommt heut wieder hieher. Zelter ist sehr entzückt von seinem ganzen Aufenthalt.
Leb wohl, lieber Schlegel, ich bin ein wenig krank gewesen, aber es geht wieder besser.
Gries kam eben und erzählte mir allerley von Zelters Aufenthalt. Hufeland, der sich gleich seiner bemächtigt hatte, war mit ihm nach Weimar hinüber gefahren, ganz gegen seine Art auf 2 Tage auszusetzen, er hätte diese Gelegenheit, meint Gries, recht absichtlich genuzt, um Goethen einmal wieder näher zu kommen, der ihn seit Jahr und Tag in auffallender Entfernung hält. Das ist ihm denn auch in so weit gelungen, weil man ihn nicht hat ausschließen können, und er soll ganz taumelnd von [4] den Dingen seyn, die er gesehn und gehört hat, und erwähnt alles so geheimnißreich, als wenn er eben den dritten Grad erlangt hätte. Goethe und Schiller sollen sehr eingenommen von dem guten Zelter seyn. G. hat ihm, wie es scheint, etwas vom Faust mitgetheilt und ihm neue Sachen zu componiren gegeben, die aber nicht zum Vorschein kommen sollen. Sie wollen auch eine Oper für ihn machen. Kurz, diese große ruhige Säule von Mann hat recht viel Bewegung hervorgebracht. Uns ist er eben so unschuldig wie bürgerlich vorgekommen. Er sagte, er wüste nicht, womit er das alles verdienet. Nichts soll drolliger gewesen seyn als Loders Anstelligkeit und Devotion gegen ihn über, und diese beiden Persönlichkeiten zusammen.
Nochmals Adieu. ‒ Es wird ein Glück seyn, wenn ich nicht zum Wolfe an meinem Begleiter werde, denn er ist ein complettes Schaf.
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